KfW Research
Frauen in Führungspositionen
Beim Thema Frauen in Führung hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Im mittleren Management wie auf Spitzenpositionen, in mittelständischen Unternehmen wie in großen Konzernen – Frauen sind hier zu Lande in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Die Ursachen sind dabei vielfältig und komplex. Die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf spiegelt sich darin ebenso wider wie gesellschaftliche Rollenbilder oder die Unternehmenskultur. Dabei gäbe es gerade für Deutschland ausreichend Gründe das Potenzial von Frauen in Führung stärker auszuschöpfen: Die generell schrumpfende Erwerbsbevölkerung und drohende Fachkräfteengpässe setzen Anreize. Nachhaltige Veränderungen lassen sich in jedem Fall nur durch gemeinsame Anstrengungen von Politik, Gesellschaft und Unternehmen erreichen.
Chefinnenanteil im Mittelstand zuletzt gesunken
Der Anteil von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit einer Frau an der Spitze liegt aktuell bei 15,8 %. Im Vergleich zum Hoch des Jahres 2022 nahm der Anteil frauengeführter KMU um fast vier Prozentpunkte ab. Die Anzahl frauengeführter Unternehmen im Mittelstand liegt aktuell bei rund 602.000.
Wieder weniger Existenzgründungen durch Frauen
Das Absinken des Frauenanteils an der Spitze mittelständischer Unternehmen ist in großen Teilen der eher zurückhaltenden Gründungstätigkeit von Frauen geschuldet. Vor allem die für Frauen sehr guten Arbeitsmarktaussichten führen häufiger zur Entscheidung gegen eine unternehmerische Selbstständigkeit. Die niedrige Gründungstätigkeit von Frauen bremst dann auch den Frauenanteil in den Chefetagen mittelständischer Unternehmen aus.
Frauengeführte Unternehmen in erster Linie in Dienstleistungsbranchen
Frauen sind im Mittelstand besonders in Wirtschaftszweigen in unterschiedlichen Dienstleistungssegmenten aktiv bzw. selbstständig. Neun von zehn Chefinnen lenken ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen (90 % bzw. rund 533.000 KMU). Etwa 7 % Prozent aller frauengeführter Unternehmen sind im Verarbeitenden Gewerbe verortet (ca. 23.000). Die Frauenquote liegt im Verarbeitenden Gewerbe bei rund 11 % im Jahr 2023. Im Baugewerbe steht nur bei rund jedem zwanzigsten Unternehmen eine Frau an der Spitze (5 %).
Frauengeführte KMU haben im Durchschnitt eine geringere Unternehmensgröße als männergeführte KMU, denn Dienstleistungsunternehmen sind in aller Regel kleiner. Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Mitarbeiterzahl frauengeführter Unternehmen bei etwa 7,8 (Erwerbstätige, inklusive Inhaberinnen). Männergeführte Unternehmen waren mit durchschnittlich 10,1 Mitarbeitern demnach um etwa 29 % größer.
Wirtschaftliche Bedeutung frauengeführter Unternehmen im Mittelstand
Die wirtschaftliche Bedeutung der frauengeführten Mittelständler in Deutschland ist nicht zu unterschätzen – bewegt sich allerdings eher seitwärts und nimmt in der Gesamtsicht nicht zu. Entscheidend ist dabei der beschriebene Unternehmenstyp, den Frauen in aller Regel führen: Der starke Fokus auf kleinere Unternehmen aus Dienstleistungssektoren trägt wesentlich dazu bei, dass frauengeführte KMU gemessen an ihrem Anteil an allen KMU von aktuell ca. 16 % einen unterproportionalen Beitrag zur gesamten Wirtschaftskraft im Mittelstand leisten. Einige Indikatoren aus dem Jahr 2022 verdeutlichen dies. Frauengeführte Mittelständler (16 % aller KMU):
- beschäftigen rund 3,2 Mio. Personen (ca. 10 % aller Erwerbstätigen im Mittelstand, -1 Prozentpunkt ggü. 2020),
- bilden rund 91.000 junge Menschen aus (ca. 7 % aller Auszubildenden im Mittelstand, -1 Prozentpunkt gg. 2020),
- erzielen insgesamt 482 Mrd. EUR Umsatz (ca. 9 % der gesamten Inlands- und Auslandsumsätze des Mittelstands, + 1 Prozentpunkt ggü. 2020)
- erzielen rund 26 Mrd. EUR an Online-Umsätzen (ca. 9 % am gesamten Online-Umsatz des Mittelstands)
- investierten 14,8 Mrd. EUR in neue Anlagen und Bauten (ca. 7 % der Bruttoanlageinvestitionen des Mittelstands, -1 Prozentpunkt ggü. 2020)
Frauen im Mittelstands-Management auf allen Ebenen unterrepräsentiert
Unter Berücksichtigung sämtlicher Managementpositionen in mittelständischen Unternehmen mit Mitarbeitenden (also ohne Solo-Selbstständige) zeigt sich: Im Jahr 2023 war gerade etwa jede vierte Führungsposition weiblich besetzt. Obgleich Frauen in Deutschland gemäß Mikrozensus einen Anteil von rund 47 % an allen Erwerbstätigen ab 15 Jahren ausmachen, sind sie mit einem durchschnittlichen Anteil von 26 % bei Führungspositionen in Mittelstand deutlich unterrepräsentiert. Unter Führungspositionen fallen dabei unter anderem Team-, Abteilungs- oder Bereichsebene sowie Geschäftsführung, Vorstand oder Inhaberschaft.
Es gibt darüber hinaus einen starken Zusammenhang zwischen einer Frau an der Unternehmensspitze und einer ausgeprägten weiblichen Führungsquote im Unternehmen. Chefinnen-Unternehmen im Mittelstand haben einen annähernd 5-mal höheren Anteil weiblicher Führungskräfte als männergeführte KMU (77 vs. 16 % im Durchschnitt).
Unterschiede bei den Ausbildungswegen – hoher Akademisierungsgrad bei Frauen
Innerhalb der vergangenen zwei Jahre gab es größere Verschiebungen bei den höchsten Bildungsabschlüssen der Inhaberinnen mittelständischer Unternehmen Der Akademikeranteil ist deutlich rückläufig. Die Attraktivität einer Inhaberschaft im Mittelstand ist demnach in der jüngsten Vergangenheit für Akademikerinnen gesunken.
Bei männergeführten KMU lässt sich eine solche Entwicklung überhaupt nicht feststellen. Im Gegenteil zeigt die Verteilung der höchsten Bildungsabschlüsse in den letzten Jahren fast keine Variation. Der Akademisierungsgrad verharrt bei 43 %, die weiteren Anteile schwanken nur geringfügig.
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Stand: März 2024
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