KfW Research
Das KfW-Energiewendebarometer ist eine seit 2018 jährlich erscheinende Studie auf Basis einer haushaltsrepräsentativen Zufallsstichprobe von etwa 4–6.000 in Deutschland ansässigen privaten Haushalten. Im Zentrum der Befragung steht der aktuelle und künftige Einsatz energiewende-relevanter Technologien in den Haushalten in Deutschland. Ergänzende Fragen zur Motivation ermöglichen Rückschlüsse auf die wesentlichen Treiber und Hemmnisse der Aktivität der Haushalte.
Die Energiewende schreitet voran: Rund 13 Millionen Haushalte in Deutschland nutzen inzwischen mindestens eine Energiewendetechnologie - z.B. ein Elektroauto, eine Photovoltaikanlage oder eine Wärmepumpe. Das sind über 1 Millionen Haushalte mehr als ein Jahr zuvor. Weitere 6 % der Haushalte planen eine Anschaffung in den kommenden 12 Monaten. Das ist auch deswegen erfreulich, weil die Zustimmung zur Energiewende in der aktuellen Befragung zurückgegangen ist. Rund 82 % der Haushalte gaben an, die Energiewende für sehr wichtig oder wichtig zu halten – ein Jahr zuvor waren es noch 88 %. Dies spricht für eine gewisse Verunsicherung in der Bevölkerung. Das haushaltsrepräsentative KfW-Energiewendebarometer zeigt weiterhin, dass die Wirtschaftlichkeit der Technologien im Zentrum steht. Wissenschaftliche Lebenszyklusanalysen fallen dabei positiver aus als die Einschätzungen vieler Haushalte.
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Privates Kapital ist ein wichtiger Faktor für die Finanzierung der gründen Transformation. Solange der CO2-Preis deutlich unter den sozialen Kosten liegt und ergänzende regulatorische oder finanzielle Anreize fehlen, müssen Investoren und Finanzierer klimafreundlicher Projekte auf weitere Motive bauen. Eine Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers liefert wichtige Einblicke und zeigt, dass etwa die Hälfte der Haushalte in Deutschland (44 %) offen für grüne Geldanlagen ist und diese zum Teil (14 %) auch schon selbst nutzt. Die Befragungsdaten zeigen weiterhin, dass diese Haushalte sogar mehrheitlich bereit sind, für das Klima auf Kapitalrendite zu verzichten. Wichtige Faktoren für einen nachhaltigen Erfolg sind eine kohärente und transparente Erfassung der Klimawirkung der Investitionsvorhaben.
Hohe Heizkosten sind für viele Verbraucher im letzten Winter zu einer substanziellen Belastung geworden. Eine Ad-hoc-Umfrage in Ergänzung zum KfW-Energiewendebarometer zeigt, dass aktuell fast 60 % der Menschen in Deutschland einen großen oder sehr großen Kostendruck spüren. Dies gilt insbesondere für Haushalte mit Gasheizung – aber auch bei denjenigen mit Öl- oder Pelletheizung. Gerade bei Geringverdienern müssen nun deutlich höhere Anteile des Einkommens für die Wärmeversorgung aufgebracht werden. Die gestiegenen Heizkosten haben zu umfangreichen Sparmaßnahmen geführt – von einer Absenkung der Raumtemperatur bis zu Einsparungen an anderer Stelle. Bauliche Energieeffizienzmaßnahmen streben hingegen nur wenige an. Für eine nachhaltige Lösung gilt es daher nun, neben Entlastungen auf der Kostenseite auch Anreize auf der Investitionsseite zu setzen.
Wie reagieren die Menschen in Deutschland auf gestiegene Heizkosten?(PDF, 180 KB, barrierefrei)
Auf Privathaushalte entfällt mehr als ein Viertel des Energieverbrauchs in Deutschland. Ein Großteil dieser Energie wird für das Heizen von Innenräumen verwendet – und zwar noch immer im Wesentlichen auf Basis fossiler Energieträger. Wohngebäude sind daher ein wichtiger Faktor auf dem angestrebten Weg zur Klimaneutralität. Finanzielle Aspekte zählen bei den Privathaushalten zu den wichtigsten Hemmnissen bei der Umsetzung energetischer Sanierungsmaßnahmen. Auch die fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema ist häufig ein Hindernis, gerade einkommensschwächere Haushalte informieren sich seltener zum Thema Energieeffizienz. Es ist deshalb wichtig, informatorische und finanzielle Sanierungshindernisse im Gebäudebestand gezielt zu adressieren.
Energiewende bei Privathaushalten: große Potenziale im Wohnungsbestand(PDF, 121 KB, barrierefrei)
In wenigen Tagen jährt sich die verheerende Sturzflut in Deutschland und Europa aus dem Juli 2021 zum ersten Mal. Der Klimawandel macht solche Extremwetterereignisse wahrscheinlicher. Da viele Gebäude keinen Versicherungsschutz für Elementarschäden aufweisen, kann eine entsprechende Versicherungspflicht Vorteile bieten. Hierbei ist eine optimale Risikoaufteilung zwischen Individuum und Gesellschaft wichtig. Befragungsergebnisse aus dem KfW-Energiewendebarometer zeigen, dass rund zwei Drittel der Haushalte in Deutschland die Einführung einer solchen Versicherungspflicht begrüßen würden.
Die Elektromobilität ist ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Dekarbonisierung des Verkehrs. Bedenken bezüglich der verfügbaren Ladeinfrastruktur gehören nach wie vor zu den meistgenannten Gründen gegen einen Umstieg auf die Elektromobilität. Umso bemerkenswerter ist, dass die öffentliche Ladeinfrastruktur zuletzt nicht im gleichen Maße gewachsen ist wie die Zulassungszahlen von Elektroautos. Aktuelle Forschungsergebnisse und die Antworten der Haushalte im KfW-Energiewendebarometer zeigen, dass der weitere Ausbau der öffentlichen und privaten Ladeinfrastruktur eine zentrale Stellschraube für die flächendeckende Akzeptanz und Nutzung der Elektromobilität ist. Dabei gilt es, die Balance zwischen den Bedürfnissen der Elektroautonutzer auf der einen und der notwendigen Rentabilität bzw. Kosteneffizienz auf der anderen Seite zu finden, damit das ehrgeizige Ziel von 15 Mio. elektrisch betriebenen Fahrzeugen bis 2030 auch tatsächlich erreicht werden kann.
Der Verkehr ist ein entscheidender Baustein bei der Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland. Für die Mobilität spielt der Pkw nach wie vor eine große Rolle und weist noch immer wachsende absolute Nutzungszahlen auf. Ein Umstieg auf Elektromobilität ist ein notwendiger, aber nicht ausreichender Schritt – vielmehr ist auch eine stärkere Nutzung effizienterer Verkehrsmittel erforderlich. Das KfW-Energiewendebarometer zeigt in Verbindung mit amtlichen Raumordnungsdaten, dass Pkw insbesondere auf dem Land und in schlechter angebundenen Regionen stärker genutzt werden. Daneben zeigt die repräsentative Befragung auch Potenzial für den Umstieg auf energieeffizientere Verkehrsmittel. Haushalte in Stadt und Land berichten hierbei unterschiedliche Faktoren, die für eine stärkere Nutzung von alternativen Verkehrsmittel wie dem öffentlichen Nahverkehr und dem Fahrrad erforderlich sind.
Die Corona-Krise hat für viele Privathaushalte Unsicherheiten und finanzielle Sorgen mit sich gebracht. Eine Vorabauswertung des KfW-Energiewendebarometers zeigt, dass hiervon auch die Energiewendeinvestitionen betroffen sein können. Gerade die Haushalte mit niedrigeren Einkommen sind von den Folgen der Pandemie besonders betroffen. Hier sind zum einen die finanziellen Konsequenzen gravierender, zum anderen sind Energiewendetechnologien – von Solaranlagen über Holzpelletheizungen bis Elektroautos – bislang weniger stark verbreitet, sodass in diesen Haushalten zugleich umfangreiche Investitionsbedarfe vorliegen dürften. Soll sich die weiterhin hohe Zustimmung der Haushalte zur Energiewende auch in eine hohe Aktivität ummünzen, muss deshalb vermieden werden, dass insbesondere die einkommensschwächeren Haushalte zwischen steigendem Handlungsdruck und finanziellen Sorgen zerrieben werden.
Der Bestand an Elektroautos entwickelt sich dynamisch. Im vergangenen Jahr hatten sie bereits einen Anteil von knapp 14 % an allen Neuzulassungen – Perspektive weiter steigend. Eine Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers zeigt, dass gegenwärtig noch vor allem gut verdienende Haushalte in Einfamilienhäusern zu den Elektroautonutzern gehören. Bei den Gründen für die Anschaffung überwiegen Klimaschutzaspekte und der innovative Charakter der Technik. Hauptgründe gegen eine Anschaffung sind neben dem hohen Preis vor allem Bedenken hinsichtlich der Praktikabilität, aber auch Zweifel an der Umweltbilanz von Elektroautos. Für das Gelingen der Mobilitätswende ist es wichtig, die Elektromobilität in allen gesellschaftlichen Gruppen als eine attraktive Alternative zu etablieren. Dazu müssen die relative Wirtschaftlichkeit der Elektrofahrzeuge weiter verbessert, eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur ausgebaut sowie bestehende Informationsdefizite abgebaut werden.
Das Ziel der Klimaneutralität erfordert vielerorts ein Umdenken, auch im Verkehrssektor. Durch die Vermeidung und Verlagerung von Fahrten können die Effizienz des Verkehrs erhöht und Treibhaus- sowie Schadstoffemissionen reduziert werden. Das KfW-Energiewendebarometer zeigt das hierbei entstehende Spannungsfeld: Während sich eine deutliche Mehrheit der deutschen Haushalte für eine stärkere Ausrichtung auf Verkehrsvermeidung ausspricht, sind konkrete Instrumente wie eine City-Maut oder höhere Parkgebühren deutlich weniger beliebt. Allerdings veranschaulichen die Ergebnisse auch, dass die Zustimmung zu den Maßnahmen mit der empfundenen Belastung aus dem Verkehr ansteigt. Dies lässt den Schluss zu, dass eine Betonung der entlastenden Wirkungen der Maßnahmen und ihre Integration in ein umfassenderes Gesamtkonzept, mit angemessenem Lastenausgleich zwischen den betroffenen Interessengruppen, der Schlüssel für ihren Erfolg sein können.
Das KfW-Energiewendebarometer ist eine seit dem Jahr 2018 erscheinende Studie auf Basis einer haushaltsrepräsentativen Zufallsstichprobe von rund 4.000 in Deutschland ansässigen privaten Haushalten.
Befragt wird jeweils eine volljährige Person des Haushalts, die Entscheidungen zur Energieversorgung und zum Energieverbrauch für den Haushalt trifft. Schwerpunkte der Befragung sind die Einstellung der Haushalte zum Thema Energiewende und in welchem Umfang energiewenderelevante Technologien in den unterschiedlichen Haushalten zum Einsatz kommen (z. B. Solarenergie, Batteriespeicher, Elektromobilität). Hierbei wird auch die geplante Nutzung abgefragt, um abschätzen zu können, in welchen Bereichen die größten Zuwächse zu erwarten sind. Die Motivation der Nutzung und Hemmnisse bei der Anschaffung von Energiewendetechnologien werden dabei auch erhoben. In der Gesamtheit erlauben die Daten einen Einblick in die aktuelle und zukünftige Beteiligung der Haushalte an der Energiewende in Deutschland.
Weitere Informationen zur Struktur der Erhebung des KfW-Energiewendebarometers können Sie dem Methoden- und Tabellenband(PDF, 774 KB, nicht barrierefrei) entnehmen.
Durchführung der Umfrage durch infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH.
Dr. Daniel Römer
Tel.: 069 7431-6326
KfW Research, KfW Bankengruppe, Palmengartenstr. 5-9, 60325 Frankfurt,
Pressestelle KfW (Kontakt für Presse und Medien), +49 69 7431-4400,
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