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Generationenwechsel im deutschen Mittelstand
Das erfolgreiche Management der Unternehmensnachfolge ist und bleibt auch absehbar eine wesentliche Herausforderung für den Mittelstand in Deutschland. Allein bis Ende 2027 planen jährlich rund 125.000 Inhaberinnen und Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) den Rückzug aus ihrem Unternehmen – und wollen das Unternehmen in die Hände eines Nachfolgenden legen.
Der anstehende Generationenwechsel wird viele Unternehmen vor Probleme stellen, denn zu gering ist die Zahl nachrückender Existenzgründer, die eine qualifizierte Nachfolge antreten können. Dabei ist der Bedarf an Nachfolgerinnen und Nachfolgern bereits jetzt hoch und wird zunehmen. Nicht zuletzt durch das hohe Alter vieler Chefinnen und Chefs der aktuellen Inhabergeneration. Bereits jetzt sind 1,2 Mio. Inhabende 60 Jahre oder älter – das ist fast jede(r) Dritte. Unternehmer und Unternehmerinnen, die tatsächlich eine Nachfolge innerhalb der kommenden zwei Jahre anstreben, sind im Durchschnitt bereits 64 Jahre alt. Ein Viertel wird zum geplanten Rückzugszeitpunkt bereits über 70 Jahre alt sein. Aber nicht überall in Deutschland ist der Generationenwechsel im Mittelstand ein gleich drängendes Problem – es bestehen überraschend große regionale Unterschiede. Der höchste Anteil an älteren Inhabern weist der Mittelstand in Schleswig-Holstein, Thüringen und Baden-Württemberg auf. Dort ist auch die Situation der Nachfolgen angespannter. Anders in Hamburg, Rheinland-Pfalz/Saarland oder Mecklenburg-Vorpommern; hier stehen kurzfristig weit weniger Unternehmensnachfolgen an.
Es gibt eine zweite Seite: Nicht jeder Unternehmenslenker mit konkreten Rückzugsgedanken hat vor, sein Unternehmen überhaupt fortführen zu lassen, sondern bevorzugt eine Stilllegung. Bis zum Ende des Jahres 2024 hegen rund 3 % aller Inhabenden im Mittelstand Stilllegungspläne. Das sind jährlich rund 48.500 aktuell noch wirtschaftsaktive Mittelständler, die ohne eine Nachfolgeregelung aus dem Markt austreten – sofern Stilllegungspläne letztlich auch umgesetzt werden.
Ein zeitnah anstehender Generationenwechsel in der Inhaberschaft, gepaart mit einem hohen Alter des Unternehmers, hat erhebliche Folgen für die Investitionsbereitschaft. Ist die Nachfolge unklar, dann bleiben vermehrt Investitionen aus. Umgekehrt stärkt eine geklärte Nachfolge die Investitionsbereitschaft auch bei hohem Inhaberalter. Am stärksten ausgeprägt ist die Wirkung bei kurzfristig anstehenden Nachfolgen binnen 2 Jahren: Wenn die Nachfolge gesichert ist, dann löst dies ein durchschnittliches Investitionsplus von 40 % im Unternehmen aus.
Angesichts des fehlenden Gründerinnen- und Gründernachwuchses ist es naheliegend, dass die Schwierigkeit, geeignete Nachfolgekandidaten zu finden, die konstant mit Abstand am häufigsten genannte Hürde einer Unternehmensnachfolge ist. Die Einigung auf einen Kaufpreis folgt aktuell auf Rang 2 der genannten Hürden einer Unternehmensnachfolge (30 %). Mittlerweile ebenso häufig werden bürokratische Fallstricke angeführt. Die rechtliche bzw. steuerrechtliche Komplexität der Nachfolge nehmen 28 % der Unternehmen als Hürde wahr.
Stand: Februar 2024
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