Pressemitteilung vom 18.11.2022 / KfW, KfW Research
KfW-Kreditmarktausblick: Kreditneugeschäft mit Unternehmen auf Rekordkurs
- Hoher Finanzierungsbedarf für Betriebsmittel und Lagerhaltung treibt Kreditnachfrage an
- Darlehen an Energieunternehmen zur Sicherung der Energieversorgung schlagen sich zusätzlich nieder
- Kleine und mittlere Unternehmen spüren bereits sich verschlechternde Finanzierungsbedingungen
Das Kreditneugeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen ist im zweiten Quartal 2022 um 21,3% gestiegen und hat damit ein Rekordhoch erreicht, wie der neue KfW-Kreditmarktausblick von KfW Research zeigt. Ausschlaggebend für dieses starke Wachstum war eine Kombination aus hohem Finanzierungsbedarf für Betriebsmittel und Lagerhaltung, den Krediten der KfW an Unternehmen des Energiesektors im Auftrag des Bundes zur Sicherung der Energieversorgung sowie vor allem im Jahresvergleich der schwachen Kreditvergabe im zweiten Quartal des Jahres 2021. Auch ohne die beiden letztgenannten Sondereffekte wäre die Kreditvergabe deutscher Banken deutlich um 10% gestiegen.
Auf den Kreditmarkt wirken aktuell gegenläufige Kräfte: Die Unternehmen verschulden sich trotz der heraufziehenden Rezession in ungewöhnlichem Ausmaß zusätzlich, weil die Kosten für Vorleistungsgüter und Energie immer weiter steigen und ihre Liquiditätsplanung unter Stress setzen. Hinzu kommt, dass die Materialengpässe in Deutschland entgegen dem internationalen Trend virulent bleiben. Daher stocken die Unternehmen ihre Vorräte auf, um einen reibungslosen Produktionsablauf sicherzustellen, wodurch weitere Finanzierungsbedarfe entstehen.
Demgegenüber manifestiert sich auf der Angebotsseite zunehmend die absehbare Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen. So legten die Kreditzinsen im Zuge der geldpolitischen Straffung und in der Erwartung wachsender Ausfallrisiken kontinuierlich zu. Im August verlangten die Banken für langfristige Darlehen je nach Volumen und Laufzeit bereits bis zu 3% Zinsen. Das ist ein Anstieg um 150 Basispunkte binnen Jahresfrist. Zudem agieren die Banken bei der Kreditvergabe mit wachsender Vorsicht. Laut KfW-Kredithürde sind kleine und mittelständische Unternehmen bereits von erheblichen Schwierigkeiten beim Kreditzugang betroffen.
Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, sagt: „Die Anpassung der Unternehmen an die stark veränderten Rahmenbedingungen hat einen hohen Liquiditätsbedarf zur Folge und wird somit auch im zweiten Halbjahr 2022 den Unternehmenskreditmarkt prägen. Dies gilt insbesondere für den Energiesektor. In der Spitze könnte das Kreditneugeschäft um 25 bis 35% im Vorjahresvergleich wachsen. Auf längere Sicht dürften sich jedoch dämpfende Einflussfaktoren durchsetzen. Zudem sind die schwache Konjunktur und die Energiekrise Gift für die Investitionstätigkeit. Dies zeigt sich zum einen in der nachlassenden Nachfrage für Investitionsfinanzierungen im Bank Lending Survey. Zum anderen erwarten wir eine erhebliche Reduktion der geplanten Investitionen des Mittelstands um rund 60 Mrd. EUR in diesem Jahr.“
Hinweis:
KfW Research berechnet den KfW-Kreditmarktausblick vierteljährlich exklusiv für das Handelsblatt. Die aktuelle Ausgabe ist abrufbar unter:
www.kfw.de/kreditmarktausblick
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