Eine Frau fährt Fahrrad auf einer mit Autos befahrenen Straße

    KfW Research – Dossier

    Verkehrswende

    Der Verkehr ist ein entscheidender Baustein bei der Erreichung der Klimaschutz­ziele in Deutschland. Für die Mobilität spielt der Pkw nach wie vor ein dominante Rolle und weist noch immer wachsende absolute Nutzungs­zahlen auf. Der Umstieg auf Elektro­mobilität ist ein wichtiger Schritt. Dies wird allerdings nicht ausreichen – es ist auch eine stärkere Nutzung von effizienteren Verkehrs­mitteln erforderlich. Das KfW-Energiewende­barometer zeigt in Verbindung mit amtlichen Raum­ordnungsdaten, dass Pkw insbesondere auf dem Land und in schlechter angebundenen Regionen stärker genutzt werden. Die haushalts­repräsentative Befragung der KfW offenbart aber auch, dass bei den Haushalten substanzielles Potenzial für einen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad besteht. Zwei Drittel der Haushalte können sich vorstellen, künftig stärker vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Eine mögliche Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel sehen sogar rund drei Viertel der Haushalte. Die erforderlichen Ansatz­punkte hängen dabei von der Größe des Wohnortes ab.

    Bestand und Nutzung des Pkw variieren zwischen Regionen

    Entwicklung der Treibhausgasemissionen nach Handlungsfeld und Jahren

    Im Durchschnitt entfällt auf einen Privathaushalt im Jahr 2020 rund 1,14 Pkw. Ungefähr ein Drittel der Haushalte nutzt den Pkw täglich (33,9 %).­ Je ländlicher die Region und je schlechter die Anbindung an die Verkehrs­infrastruktur und Leistungen der täglichen Daseins­vorsorge ist, desto intensiver werden Pkw genutzt und desto mehr Pkw besitzt ein Haushalt im Schnitt. In Landgemeinden fällt sowohl der Bestand der Pkw je Haushalt als auch der Anteil der Haushalte, die täglich einen Pkw nutzen, etwa doppelt so hoch aus wie in Großstädten.

    Anreize zum Umstieg auf ÖPNV

    Entwicklung der Treibhausgasemissionen nach Handlungsfeld und Jahren

    Rund drei Viertel der Haushalte, die momentan mehrmals in der Woche einen Pkw nutzen, können sich grundsätzlich vorstellen, häufiger auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Die wichtigste Voraus­setzung hierfür ist eine bessere Anbindung, die insgesamt von rund zwei Drittel der Haushalte (63 %) genannt wird. Der Wert fällt auf dem Land besonders hoch aus. In Großstädten sind geringere Kosten der größte Hebel für einen häufigeren Umstieg.

    Anreize zum Umstieg auf das Fahrrad

    Entwicklung der Treibhausgasemissionen nach Handlungsfeld und Jahren

    Einen häufigeren Umstieg auf das Fahrrad können sich rund zwei Drittel der Haushalte vorstellen, die derzeit häufig den Pkw nutzen. Auf die Frage, unter welchen Umständen Haushalte mit häufiger Pkw-Nutzung auf das Fahrrad umsteigen würden, gab die Mehrheit der befragten Haushalte (54 %) eine bessere Infrastruktur an, wie z. B. mehr Fahrrad­wege, Leihräder oder sichere und trockene Abstellplätze. Die Unterschiede zwischen den Stadtgrößen ist hier deutlich weniger stark ausgeprägt als beim Umstieg auf den ÖPNV.

    Weitere Publikationen

    Elektroautos sind aktuell noch eine Nische

    Entwicklung der Treibhausgasemissionen nach Handlungsfeld und Jahren

    Der Bestand an Elektroautos in Deutschland ist nach wie vor gering, entwickelt sich aber dynamisch: Im vergangenen Jahr machten diese Fahrzeuge laut Kraftfahrt­bundesamt bereits knapp 14 % aller Neu­zulassungen aus. Durch das imposante Wachstum hat sich der Bestand an Elektroautos im Jahr 2020 mehr als verdoppelt, zum Jahreswechsel hatten bereits 590.000 Fahrzeuge in Deutschland eine externe Lade­möglichkeit. Die Perspektive ist weiter steigend: In den ersten Monaten des Jahres 2021 lag der Elektroanteil an den Pkw-Neuzu­lassungen bereits bei mehr als 20 %.

    Gut situierte und jüngere Haushalte nutzen Elektromobilität

    Das KfW-Energiewende­barometer beleuchtet die Nutzer von Elektroautos. Haushalte mit überdurch­schnittlichen Einkommen nutzen diese dreimal so häufig wie unterdurch­schnittlich verdienende Haushalte. Ähnliches gilt für Haushalte, die in Ein- oder Zweifamilien­häusern wohnen: Hier sind Elektroautos mehr als doppelt so häufig anzutreffen wie bei Objekten mit mehreren Parteien. Auch das Alter der Personen spielt eine Rolle. Bei jüngeren liegt der Anteil etwa doppelt so hoch wie bei älteren Personen. Zudem zeigen sich Unterschiede je nach Wohnsitz des Haushalts. Im ländlichen Raum liegt der Anteil rund 50 % höher als in den Mittel- und Großstädten.

    Ablehnungsgründe im Zeitverlauf

    Drei wesentliche Hindernisse sind zu beobachten: wirtschaftliche (Anschaffungspreis), operative (Reichweite, Beschränkungen bei den Lade­mög­lichkeiten) und ökologische Aspekte (Zweifel an der Umweltbilanz). Hierbei zeigen nur die Zweifel an der Umweltbilanz eine steigende Tendenz im Zeitverlauf. Dies verwundert, da sich die Klimabilanz der Elektroautos im gleichen Zeitraum dank eines steigenden Anteils Erneuerbaren Energien bei der Batterie­produktion und der verwendeten Kilowattstunde Strom positiv entwickelt hat.

    Elektroautos verdrängen Autos mit Verbrennungsmotor

    Die Elektroautos verdrängen vor allem Verbrenner: Laut KfW-Energiewendebarometer wären fast drei Viertel der mit dem Elektroauto zurückgelegten Strecken sonst mit einem Pkw mit Verbrennungs­motor gefahren worden. Das Anfallen von zusätzlichen Strecken und die Kanni­balisierung von ÖPNV bzw. Fahrrad halten sich indes in Grenzen. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, da hierdurch zentrale Annahmen der Klima­analysen bestätigt werden.

    Ladevorgänge finden vorwiegend zuhause statt

    Der Ausbau einer leistungs­fähigen und möglichst flächen­deckenden Ladeinfrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung für den Ausbau der Elektro­mobilität. Hierbei zeigt sich, dass bislang rund 73 % der Ladevorgänge an nicht-öffentlichen Ladestationen stattfinden. Am Arbeitsplatz erfolgt rund jeder fünfte Ladevorgang (19 %). Der Löwenanteil entfällt auf die Ladevorgänge zuhause (54 %). Rund 70 % der E-Autofahrer laden zumindest anteilig an der heimischen Ladesäule. Der privaten Ladeinfrastruktur kommt somit eine Schlüsselrolle beim Ausbau der Elektromobilität zu.

    Land-Stadt-Gefälle bei Stellplätzen mit Steckdose

    Bezüglich des Ausbaupotenzials heimischer Ladeinfrastruktur zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Während die Situation auf dem Land tendenziell besser ist, zeichnet sich in der Stadt ein Engpass hinsichtlich der verfügbaren Flächen ab. Ein eigener Stellplatz mit Steckdose ist auf dem Land bei zwei Dritteln der Haushalte vorhanden, während dies in den Großstädten nur bei jedem vierten Haushalt der Fall ist. Dies legt nahe, dass es gerade in größeren Städten weiterer Ansätze bedarf. Angesichts der dichteren Besiedlung in den Großstädten haben die „urbanen“ Alternativen wie ÖPNV oder Fahrrad hier allerdings auch besonders viel Potenzial.

    E-Pkw nutzen größtenteils grünen Strom

    Der Klimavorteil von Elektroautos wächst mit dem Anteil der Erneuerbaren Energien im verwendeten Strommix, der kontinuierlich ansteigt. Noch besser sieht die Bilanz aus, wenn das Fahrzeug allein mit (idealerweise überschüssigem) Grünstrom geladen wird. Das KfW-Energiewende­barometer zeigt, dass bei Elektroautonutzern ein solches Bewusstsein häufig vorhanden ist: Mehr als die Hälfte (rund 60 %) der aktuellen Nutzer haben entweder eine PV-Anlage oder einen Ökostromtarif. Dies spiegelt sich im genutzten Strom wieder, der zu 24 % von der eigenen PV-Anlage und zu 36 % von einem Grünstrom­anbieter geliefert wird.

    Sie finden das aktuelle KfW-Energiewendebarometer und weitere Informationen hier:
    KfW-Energiewendebarometer

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    Stand: Januar 2022

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    Aktuelle Analysen, Indikatoren und Umfragen zu Konjunktur und Wirtschaft in Deutschland und der Welt.

    Energie und Umwelt