Pressemitteilung vom 28.04.2022 / KfW, KfW Research

KfW Research: Fehlendes Knowhow, digitale Infrastruktur und Finanzierung bremsen Digitalisierung im Mittelstand

  • Anforderungen an den Datenschutz/ -sicherheit und Internetqualität sind häufigste Digitalisierungshemmnisse
  • Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten besonders problematisch
  • Große mittelständische Unternehmen häufiger betroffen als kleine Unternehmen

Die Corona-Krise hat zwar einen Digitalisierungsschub im deutschen Mittelstand ausgelöst, doch nach wie vor weist ein Viertel der 3,8 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen unverändert keinerlei Digitalisierungsaktivitäten auf. Das heißt, um die 950.000 Firmen hierzulande gehen noch nicht einmal Basisschritte wie die Digitalisierung des Kundenkontakts an. KfW Research hat in einer neuen Analyse auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels untersucht, was die Unternehmen bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten hemmt.

Am häufigsten nennen die Mittelständler die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit (39 %) als Grund, dicht gefolgt von nicht ausreichender digitaler Infrastruktur (38 %). Fehlende IT-Kompetenzen im Unternehmen in Verbindung mit einer mangelnden Verfügbarkeit von IT-Fachkräften rangieren mit 32 % auf der dritten Position. Auch weitere Digitalisierungshemmnisse stehen mit mangelnden Kompetenzen in einem Zusammenhang. Der Mangel an geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten behindert gut jedes fünfte mittelständische Unternehmen (22 %) bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten. Damit werden Finanzierungsengpässe zwar seltener als andere Digitalisierungshemmnisse genannt, sie werden von den Unternehmen jedoch als besonders problematisch wahrgenommen. So führen Finanzierungshemmnisse in 43 % der betroffenen Unternehmen dazu, dass Digitalisierungsprojekte nicht gestartet bzw. gar nicht erst entwickelt werden.

Ein Blick in die Details zeigt, dass große Mittelständler verschiedene Digitalisierungshemmnisse tendenziell stärker spüren als kleinere Unternehmen: So ist etwa Datenschutz/ -sicherheit für jeden zweiten (47 %) großen Mittelständler (100 oder mehr Mitarbeiter) ein Hindernis bei der Digitalisierung, jedoch nur für 36 % der kleinsten Unternehmen mit weniger als 5 Mitarbeitern. Gründe für die häufigere Betroffenheit dürften sein, dass größere Unternehmen sowohl mehr Angriffsfläche für Internetkriminalität bieten als auch besonders lohnende Ziele darstellen. Fehlende IT-Kompetenz erschwert in großen mittelständischen Unternehmen nahezu doppelt so oft Digitalisierungsprojekte wie in kleinen (57 % vs. 30 %). Zurückzuführen dürfte dies darauf sein, dass sie über komplexere IT-Anwendungen verfügen und Digitalisierungsprojekte durchführen dürften, die eine höhere Expertise verlangen. Auch die Wahrnehmung einer unzureichenden Qualität der Internetverbindung als Digitalisierungshindernis steigt mit der Unternehmensgröße deutlich (36 % bei den kleinen vs. 47 % bei den großen Mittelständlern). Dieses Hemmnis ist dabei nicht nur – wie zu erwarten gewesen wäre – in ländlichen Regionen verbreitet (42 %). Auch in Großstädten stellt die mangelnde Internetqualität für jedes dritte mittelständische Unternehmen ein Digitalisierungshemmnis dar (32 %).

„Neben der Transformation hin zu einem nachhaltigen Wirtschaften und Leben ist die digitale Transformation die zweite große Aufgabe, vor der Deutschland steht. Bisher liegt die hiesige Wirtschaft hinsichtlich der Anwendung digitaler Technologien im europäischen Vergleich jedoch lediglich im Mittelfeld. Ein Aufrücken auf die vorderen Ränge ist dringend geboten, damit Deutschland international wettbewerbsfähig bleibt und Wohlstandsverluste vermieden werden“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Aus meiner Sicht muss hierzu an folgenden zentralen Punkten angesetzt werden: 1. Verbesserung der digitalen Kompetenzen in der Belegschaft durch Aus- und Weiterbildung, 2. Ausbau der digitalen Infrastruktur durch flächendeckende Internetversorgung und 3. Ausweitung der Finanzierungsmöglichkeiten für Digitalisierungsvorhaben.“

Die aktuelle Studie ist abrufbar unter: www.kfw.de/fokus

Zur Datengrundlage:

Die aktuelle Analyse von KfW Research basiert auf einer Auswertung des KfW-Mittelstandspanels 2021 sowie verschiedenen Wellen der Vorjahre. Das KfW-Mittelstandspanel ist eine jährliche Erhebung unter den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz von max. 500 Mio. EUR. Mit einer Datenbasis von bis zu 15.000 Unternehmen pro Jahr stellt das KfW-Mittelstandspanel die einzige repräsentative Erhebung im deutschen Mittelstand und damit die wichtigste Datenquelle für mittelstandsrelevante Fragestellungen dar. An der aktuellen Befragungswelle haben sich zwischen Februar und Juni 2021 ca. 11.400 mittelständische Unternehmen beteiligt.

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Portrait-Foto von Pressesprecherin Christine Volk

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Christine Volk

Pressestelle KfW Bankengruppe

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