KfW Research – Dossier
Mittelstand ist der Motor der deutschen Wirtschaft
Mittelständische Unternehmen sind entscheidend für Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze, bilden junge Menschen aus und prägen durch Investitionen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – dazu zählen kleine Handwerksbetriebe genauso wie Selbstständige oder traditionsreiche Familienunternehmen – , eine ausgewogene Branchenstruktur, die zahlreichen regional verankerten Firmen und ihre Innovationen sind wichtige Faktoren für die kontinuierliche Modernisierung und Zukunftsfähigkeit eines Landes. KfW Research analysiert mit seinen einzigartigen Umfragen, Studien und Statistiken die Bedürfnisse der mittelständischen Unternehmen in Deutschland.
12. Dezember 2024
Bisher nur wenige KMU auf die Bereitstellung von Nachhaltigkeitsdaten vorbereitet
Regulatorische Vorgaben erfordern von Finanzinstituten eine zunehmende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Vergabe von Unternehmenskrediten. Dies wird auch kleine und mittlere Unternehmen betreffen. Ergebnisse des KfW-Mittelstandspanels zeigen, dass bei vielen KMU noch hohe Unsicherheit über die zukünftige Relevanz des Themas besteht: 45 % der KMU können nicht einschätzen, wie sich die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit in Kreditverhandlungen für sie entwickeln wird. 38 % glauben, dass es zukünftig keine (große) Rolle spielen wird. Entsprechend können bisher nur wenige Mittelständler Nachhaltigkeitsdaten bereitstellen. Weniger als die Hälfte (48 %) gibt an, aktuell oder perspektivisch mindestens einen der in der Befragung aufgelisteten Nachhaltigkeitsindikatoren bei Kreditverhandlungen angeben zu können. Dazu zählen z. B. eigene Verbrauchsdaten aus den Bereichen Strom, Energie und Wasser sowie Daten zu Treibhausgasemissionen und Nachhaltigkeitszertifizierungen.
Bisher nur wenige KMU auf die Bereitstellung von Nachhaltigkeitsdaten vorbereitet
Kapitalstruktur und Eigenkapitalausstattung sind im Mittelstand in der Gesamtsicht weiterhin stabil
- Das Eigenkapitalpolster des Mittelstands ist trotz eines leichten Rückgangs weiterhin auf hohem Niveau. Die Eigenkapitalquote für den gesamten Mittelstand fiel leicht um 0,6 Prozentpunkte auf durchschnittlich 30,6 %.
- Das wirtschaftlich herausfordernde Umfeld der vergangenen Jahre wirkt sich zunehmend belastend auf das Eigenkapitalpolster der Unternehmen aus. Strukturell zeigt sich eine Verschlechterung: mehr KMU weisen eine niedrige Eigenkapitalquote mit weniger als zehn Prozent auf (+8 Prozentpunkte) und weniger KMU eine hohe Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent auf (-13 Prozentpunkte).
- Seit 2002 ist die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand um rund 13 Prozentpunkte gestiegen. Eine negative Eigenkapitalquote weisen 12 % der Unternehmen auf.
Die schwierigen Rahmenbedingungen lasteten 2023 auf der Investitionsbereitschaft im Mittelstand
- Die Investitionen der mittelständischen Unternehmen in neue Anlagen und Bauten (Bruttoanlageinvestitionen bzw. Neuinvestitionen) beliefen sich im Jahr 2023 auf rund 219 Mrd. EUR. Die Neuinvestitionen nahmen damit nominal um 4 % zu. Preisbereinigt allerdings sank das Investitionsvolumen um rund 2 % im Minus.
- Besonders hemmend auf die Investitionsneigung wirkten das Preisniveau (für Material, Energie und Löhne) (54 %), die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands (53 %) sowie gesetzliche Vorgaben (49 %). Finanzierungskosten bzw. -konditionen rangieren weiter hinten.
- Der Anteil von Unternehmen mit Investitionsprojekten nahm um 4 Prozentpunkte (oder um 141.000 Unternehmen) auf 39 % ab. Dabei zieht sich die verstärkte Investitionszurückhaltung durch alle Segmente im Mittelstand.
- Dienstleistungen prägen dabei das Investitionsvolumen stark. Im Jahr 2023 entfällt auf Dienstleistungsbranchen ein Anteil von 61 % an den Neuinvestitionen. Im Jahr 2004 lag der Dienstleistungsanteil gerade einmal bei 42 %. Am aktuellen Rand ist die Relevanz der Dienstleistungen für das Investitionsgeschehen im Mittelstand so ausgeprägt wie nie.
- Das durchschnittliche Investitionsvolumen je Unternehmen lag 2023 nominal bei 200.000 EUR. Preisbereinigt lag das mittlere Investitionsvolumen bei 188 Tsd. EUR. Die Hälfte der Investitionsvorhaben hatte ein Volumen von weniger als 30.000 EUR.
Bankkredite machen etwa ein Drittel der Investitionsfinanzierung von KMU aus
- Der Mittelstand finanzierte im Jahr 2023 seine Investitionen zu 32 % über Bankkredite (79 Mrd. EUR). Insgesamt sank die Zahl der Unternehmen mit Bankkrediten im Finanzierungsmix ihrer Investitionen um 244.000 (-32 %) auf 519.000. Der Rückgang zieht sich durch alle Segmente.
- Das Durchschnittsvolumen der im Jahr 2023 neu zur Investitionsfinanzierung aufgenommenen Bankkredite lag bei 152.000 EUR. Mehr als zwei Drittel aller neu aufgenommenen Investitionskredite hatten im Jahr 2022 einen Betrag von maximal 50.000 EUR (69 %).
- Etwa die Hälfte der Mittelstandsfinanzierung wird über Eigenmittel erbracht. (51 %). Dazu zählen Rücklagen, Gewinne oder Cash Flow. Im Jahr 2023 entspricht dies einer Finanzierungshöhe von 129 Mrd. EUR.
- Auf Fördermittel entfielen 13 % der Investitionsfinanzierung. Eher untergeordnete Bedeutung haben beispielsweise Beteiligungskapital, Mittelstandsanleihen oder Mezzanine-Kapital (zusammengefasst als sonstige Quellen). Diese sind für viele KMU aufgrund hoher Transaktionskosten nicht interessant.
Mittelstand ist überwiegend klein und dienstleistungsorientiert
- 82 % der mittelständischen Unternehmen weisen lediglich einen Jahresumsatz von bis zu 1 Mio. EUR auf. Weniger als 0,5 % der Mittelständler hat einen Jahresumsatz von über 50 Mio. EUR. 81 % der KMU hat weniger als 5 Mitarbeiter.
- Über drei Viertel der Unternehmen findet sich in Dienstleistungsbranchen (77 %). Den höchsten Anteil mit 32 % weisen die unternehmensnahen Dienstleistungen auf. Rund 5 % der KMU sind im Verarbeitenden Gewerbe tätig.
- Rund 3,1 Mio. KMU haben ihren Sitz in Westdeutschland (82 %), bei rund 690.000 Mittelständlern, die ihren Sitz in Ostdeutschland haben.
Auslandsengagement variiert mit Unternehmensgröße und Branche
- Im Jahr 2022 hat etwa ein Viertel aller Mittelständler – rund 879.000 Unternehmen – Umsätze im Ausland erzielt (23 %). Die gesamten mittelständischen Auslandsumsätze beliefen sich im Jahr 2022 auf 701 Mrd. EUR. Die Auslandsumsätze des deutschen Mittelstands entsprachen damit im Jahr 2022 rund 35,4 % der gesamten deutschen Waren- und Dienstleistungsausfuhren.
- Den größten Internationalisierungsgrad weist das Verarbeitende Gewerbe auf, mit einem Anteil auslandsaktiver Unternehmen von 43 %.
- Auslandsaktive Mittelständler erzielen gut 27 % ihres gesamten Umsatzes im Ausland. Europäische Märkte sind dabei für die meisten KMU wichtiger als das außereuropäische Ausland.
Kontakt
KfW Research, KfW Bankengruppe, Palmengartenstr. 5-9, 60325 Frankfurt,
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