KfW Research
Unternehmensbefragung
Seit 2001 führt die KfW Bankengruppe gemeinsam mit Fach- und Regionalverbänden der deutschen Wirtschaft eine breit angelegte Befragung von Unternehmen zu ihrer Finanzierungssituation und ihren Finanzierungsgewohnheiten durch. Ziel der gemeinsamen Untersuchung ist es, durch aktuelle Fakten und Einschätzungen insbesondere auf den Problemfeldern der Themenkreise Bankenbeziehungen, Kreditbedingungen und Finanzierungsgewohnheiten zu einer sachlichen Diskussion beizutragen.
Ausgabe 2024
Finanzierungsklima ist aktuell eingetrübt
- Nachdem sich das Finanzierungsklima bis Anfang 2022 vom Corona-Schock erholte, hat sich infolge der geldpolitischen Straffung das Finanzierungsumfeld für Unternehmen seitdem wieder spürbar eingetrübt. Beurteilten in der letzten Befragung im Frühjahr 2022 noch 43 % der Unternehmen den Kreditzugang als leicht, waren es in der aktuellen Befragung nur knapp 35 %. Vor allem im Einzelhandel und im Dienstleistungssektor war das Finanzierungsklima in diesem Frühjahr angespannt.
- Durch die im Juni 2024 eingeleitete Zinswende (Senkung der Leitzinsen auf 4,25 %) könnte sich das Finanzierungsklima in der kommenden Zeit wieder etwas erholen. Dies wird jedoch stark davon abhängen, wie die Entwicklung der Zinsen aber auch die Entwicklung der konjunkturellen Lage weitergeht.
Kreditnachfrage der Kleinunternehmen hat im Jahr 2023 nachgelassen
- In den zwölf Monaten vor Befragungsbeginn haben 49 % der befragten Unternehmen Kreditverhandlungen geführt. Gegenüber der Vorerhebung im Jahr 2022, die sich auf die Nachfrage im Jahr 2021 bezieht, ist dieser Wert nahezu konstant geblieben. Die Entwicklung unterscheidet sich jedoch stark zwischen verschiedenen Teilen des Unternehmenssektors.
- Gegenüber der Vorerhebung im Frühjahr 2022 ist der Anteil der in Verhandlung stehenden Unternehmen in den größeren Umsatzgrößenklassen deutlich gestiegen, während die Kreditnachfrage im Segment der kleineren Unternehmen eher zurückgegangen ist.
Stabilisierung der Eigenkapitalsituation der Unternehmen setzt sich fort
- Die Stabilisierung der Eigenkapitalsituation der Unternehmen nach dem Corona-Schock setzte sich im vergangen Jahr fort. Rund 37 % der befragten Unternehmen meldeten im Frühjahr 2024, dass ihre Eigenkapitalquote innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate gestiegen sei. Lediglich 24 % berichteten von einer Verschlechterung. In der Vorerhebung lagen diese Anteile noch bei jeweils rund 34 %.
Innenfinanzierung weiterhin wichtigste Finanzierungsquelle
- Die aktuelle Befragung bestätigt, dass Innenfinanzierung weiterhin die mit Abstand wichtigste Rolle in der Unternehmensfinanzierung spielt. Daneben kommt auch Bankkrediten sowie Darlehen und Einlagen von Gesellschaftern und Familienangehörigen eine hohe Bedeutung zu. Alternative Finanzierungsformen, wie Mezzanine- oder Beteiligungsfinanzierungen, sind dagegen nach wie vor nur von untergeordneter Relevanz. Auch neuere Finanzierungsinstrumente wie Kredite von Kreditfonds sowie Crowdfinancing konnten sich bisher nicht in der Breite durchsetzen.
Nachhaltigkeit gewinnt für Unternehmen weiter an Bedeutung
- Das Thema Nachhaltigkeit ist bei den Unternehmen mittlerweile fest verankert. Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen hat das Thema aktuell einen (sehr) hohen Stellenwert. Eine besonders hohe Relevanz hat Nachhaltigkeit für Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor. Auch größere Unternehmen schätzen die Bedeutung tendenziell höher ein.
- Insgesamt dürfte die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit aus Sicht der Unternehmen in den nächsten drei bis fünf Jahren weiter zunehmen.
- Als die wichtigsten Gründe, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit intensiver auseinanderzusetzen, nannten jeweils rund 70 % aller befragten Unternehmen Kundenanforderungen sowie gesellschaftliche Verantwortung. Auch gesetzliche Vorgaben (60 %) und die Senkung von Betriebskosten (56 %) sind für die Mehrheit der Unternehmen wichtige Motive sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Fehlende personelle Ressourcen bremsen Engagement
- Mangelnde personelle Ressourcen stellen für 58 % der Unternehmen ein wichtiges Hemmnis für ein stärkeres Nachhaltigkeitsengagement dar. Im Vergleich zur Vorerhebung hat die Bedeutung dieses Hemmnisses zugelegt (2022: 52 %). Der fortschreitende Fachkräftemangel dürfte hierfür eine wesentliche Rolle spielen.
- Eine ebenfalls große Rolle spielen mangelnde finanzielle Ressourcen. Rund 45 % der befragten Unternehmen gaben an, dass dies ein zentrales Hemmnis für die Ausweitung ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen ist. Auch dieses Hindernis wurde im Vergleich zur letzten Erhebung häufiger genannt (2022: 40 %).
Nachhaltigkeit spielt bei Kreditverhandlungen eine immer größere Rolle
- Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei Kreditverhandlungen eine immer größere Rolle. Mehr als jedes vierte Unternehmen (27 %), welches in den 12 Monaten vor der Befragung Kreditverhandlungen geführt hat, gab an, dass in den Verhandlungen das Thema Nachhaltigkeit adressiert wurde. In der letzten Erhebung im Jahr 2022 war dies nur für rund 18 % der Unternehmen der Fall. Vergleichsweise häufig spielten Nachhaltigkeitsaspekte bei Kreditverhandlungen von größeren Unternehmen eine Rolle.
- Von den Unternehmen, die angaben, dass in Kreditgesprächen das Thema Nachhaltigkeit adressiert wurde, sind etwas mehr als die Hälfte (56 %) nach spezifischen Nachhaltigkeitsinformationen oder -indikatoren gefragt worden. Dabei handelte es sich am häufigsten um Daten zu Treibhausgasemissionen (40 %) sowie zum Energieverbrauch (38 %). Mehr als jedes vierte Unternehmen, das nach spezifische Daten gefragt wurde, gab an, dass ein ESG-Rating oder Zertifizierung vorgelegt werden musste.
- Viele Unternehmen sind sich bewusst, dass sie zukünftig im Rahmen von Kreditverhandlungen voraussichtlich häufiger auf das Thema Nachhaltigkeit angesprochen werden. Vier von zehn befragten Unternehmen rechnen damit, dass die Transparenzanforderungen bzgl. Nachhaltigkeit im Zuge von Kreditverhandlungen künftig zunehmen werden.
- Derzeit sieht sich aber nur jedes dritte Unternehmen hinsichtlich Nachhaltigkeitskennzahlen gut oder sehr gut aufgestellt bzw. vorbereitet. Insbesondere im Segment der größeren Unternehmen zeigen sich ausgeprägte Lücken zwischen erwarteter Relevanz des Themas und Vorbereitungsstand.
Stand: Juli 2024
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