KfW Research
Zuwanderung gegen den Fachkräftemangel
Derzeit kommt es in immer mehr Branchen zu Fachkräfteengpässen, offiziell sind 1,2 Mio. Stellen unbesetzt. Es fehlen nicht nur Bauhandwerker, Ärzte, Pfleger und Programmierer, sondern mittlerweile auch Steuerberater, Frisörmeister, und Fahrlehrer. Das ist die Kehrseite eines historischen Arbeitsmarktbooms – und deshalb ein vorübergehendes Phänomen. Doch mit dem Renteneintritt der Babyboomer-Generation setzt ab ca. 2025 ein erheblicher Erwerbspersonenschwund ein, der zu strukturellen Engpässen führen wird. Um die Auswirkungen zu dämpfen, müssen die Erwerbsquoten von Eltern, Älteren und Geringqualifizierten weiter steigen. Der zweite unverzichtbare Teil der Fachkräftesicherung ist mehr qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Eine aktuelle Bevölkerungsumfrage von KfW Research zeigt: Die Bevölkerung sieht den Bedarf und hat mehrheitlich eine positive Einstellung zur Zuwanderung ausländischer Fachkräfte.
Bevölkerungsmehrheit sieht Zuwanderungsbedarf
- Drei Viertel der Bevölkerung zwischen 18 und 67 Jahren stehen der Zuwanderung von Fachkräften grundsätzlich positiv gegenüber.
- Die repräsentative Befragung von KfW Research zeigt: 44 % der Erwerbsbevölkerung sind der Meinung, dass Deutschland sich stärker als bisher um Fachkräftezuwanderung bemühen sollte.
- 30 % sind für gleich bleibende Bemühungen um die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte, 21% für geringere.
Meinung hängt von Bildungsniveau und Einkommen ab
- Die Haltung zur Zuwanderung unterscheidet sich deutlich nach dem beruflichen Bildungsniveau, dem Einkommen und der individuellen Arbeitsmarktposition.
- Akademiker, Gutverdiener und Selbstständige sind überdurchschnittlich häufig für mehr Fachkräftezuwanderung – Arbeitslose und Geringverdiener deutlich seltener.
- Hierbei dürfte auch eine Rolle spielen, dass bei schlechteren Arbeitsmarktchancen eher eine Konkurrenz mit zugewanderten Fachkräften befürchtet wird – ob zu Recht oder zu Unrecht.
- Trotz dieser Unterschiede sind die Befürworter
verstärkter Fachkräftezuwanderung in allen
Bevölkerungsgruppen in der relativen Mehrheit.
West-Ost- und Stadt-Land-Gefälle bei zuwanderungspolitischer Haltung
- Die zuwanderungspolitische Haltung unterscheidet sich auch regional bzw. nach der Siedlungsdichte.
- Im Dörfern und Kleinstädten sehen die Menschen deutlich seltener Bedarf an verstärkter Fachkräftezuwanderung als in den Großstädten (40 vs. 50 %).
- In Ostdeutschland sind etwas weniger Menschen für verstärkte Zuwanderung (39 vs. 45 % in Westdeutschland) von Fachkräften. Die nördlichen und südwestlichen Bundesländer sind besonders „zuwanderungsfreundlich“.
- Der laut Befragung geringere Kontakt mit Zuwanderern
vor Ort könnte ein Teil der Erklärung sein.
Kehrseite des Arbeitsmarktbooms: Fachkräfteengpässe im Mittelstand
- Zwei Drittel der Mittelständler, die in den nächsten drei Jahren Fachkräfte einstellen wollen, rechnen mit Problemen bei der Stellenbesetzung – deutlich mehr als vor vier Jahren.
- Bedenklich: Die Problemursachen haben sich deutlich in Richtung Fachkräftemangel verschoben: Die Unternehmen befürchten zunehmend, dass sie in den gesuchten Berufen keine Bewerber finden.
- Andere Ursachen wie z. B. fehlende Zusatzqualifikationen oder zu hohe Lohnforderungen treten zurzeit in den Hintergrund
.
Zugehörige Publikationen
Stand: März 2019
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