Für einige beginnt es mit dem Dienstwagen, andere wollen eine komplett grüne Flotte – wenn Unternehmen auf alternative Antriebe umstellen, gibt es viele Fragen zu klären. Markus Emmert vom Bundesverband eMobilität (BEM) beantwortet die wichtigsten und erklärt, warum sich der Umstieg lohnt.
Markus Emmert: Die Vorteile für Unternehmen liegen ganz klar in der Umweltverträglichkeit, in der Kostenstruktur für die nächsten Jahre, in der neuen Anpassung an die Unternehmensbedürfnisse und im intelligenten Energiemanagement. Der Unternehmer könnte zum Beispiel im Rahmen einer Mobility Policy eigene Richtlinien für Dienstwege vorschreiben. Unternehmer können vieles dafür tun, um die Belegschaft im Bereich nachhaltige Mobilität zu motivieren. Denn wenn Sie auf E-Mobilität umsteigen und dann noch mit Ökostrom laden, sind Sie CO2-frei, zumindest was den Fahrbetrieb angeht.
In den nächsten Jahren wird alles, was CO2 emittiert, teurer. Insofern scheiden Diesel, Benziner und Hybride natürlich gänzlich aus. Das Thema Wasserstoff ist im Pkw-Sektor zu unrentabel. Wir haben es schon mal als Champagnerlösung bezeichnet, weil viel zu viele Verluste mit der Transformation zu Wasserstoff einhergehen. Für Nutzfahrzeuge ist die Entwicklung noch nicht final abzusehen, Fakt ist aber, dass auch dort batterieelektrische Antriebe großen Sinn machen, eventuell auch die Ergänzung mit sogenannten intelligenten Trailer-Systemen. Da wird das Zugfahrzeug mit Diesel oder Wasserstoff betrieben und der Trailer, also der Anhänger, verfügt über einen elektrischen Antrieb und entlastet so die Zugmaschine. Damit wird der CO2-Ausstoß verringert. Auch solche Möglichkeiten gibt es.
Bei Plug-in-Hybriden muss man als Unternehmer vorsichtig sein. Wir haben festgestellt, dass viele der Fahrzeuge nach zwei Jahren Leasingzeit mit dem original verpackten Ladekabel wieder zurückgehen. Das heißt, die Fahrzeuge werden nur bedingt als Elektrofahrzeuge genutzt, sondern überwiegend angeschafft, weil sie begünstigt und damit kosteneffizienter sind. Aber Plug-in-Hybride, die wie ein konventioneller Verbrenner genutzt und nicht regelmäßig geladen werden, haben einen deutlich höheren Verbrauch. Dann fahre ich das Mehrgewicht der Batterie mit rum und habe keinen wirklichen Effekt. Das hat nur einen grünen Mantel um, aber der CO2-Fußabdruck ist größer.
Weil wir schon so weit sind. Ich kann mit batterieelektrischem Antrieb meine Reisen genauso tätigen. Ich kann vom Süden Deutschlands in den Norden fahren und zurück. Da spricht nichts dagegen. Natürlich wird sich die Elektromobilität weiterentwickeln. Es wird sich noch vieles tun. Aber die Frage ist: Warum soll ich warten, wenn es heute schon verfügbar ist und reale wie auch gesellschaftliche Kosten reduziert? Natürlich sind in fünf Jahren die Fahrzeuge besser und können mehr. Aber dann haben Sie als Unternehmer das Investment verpasst und fahren die Gewinne erst später ein.
Man muss immer eine Art Profilanalyse machen: Ich muss mir die Frage stellen: Wie gehe ich generell als Unternehmen mit Mobilität um? Wo kann ich Straßenmobilität vielleicht gänzlich vermeiden und zum Beispiel Logistik auf die Schiene auslagern, Fahrten und Reisetätigkeiten vermeiden oder effizienter gestalten? Gerade in der Zuliefererindustrie könnte ich auch sagen: Bitte organisiert eine Lieferung mit möglichst geringem CO2-Fußabdruck. Der nächste Schritt ist dann, auch die Car Policy anzupassen. Das geht erst, wenn ich meinen Bedarf analysiert habe, denn es gibt viele Möglichkeiten.
Es muss auch nicht immer nur um eine Neuanschaffung gehen. Eventuell kann ich bestehende Flotten auch umrüsten auf alternative Antriebe. Bei Autos ist das weniger wirtschaftlich interessant. Bei Nutzfahrzeugen aber schon. Das steht unter dem Begriff Retrofit. Da kommt der Verbrennungsmotor raus und ein elektrischer Antrieb rein. Teilweise wird das Fahrzeug komplett generalüberholt, sodass es fast ein Neufahrzeug ist – aber eben mit elektrischem Antrieb.
Im Rahmen der Video-Reihe "Starke Stimmen für die neue Mobilität" berichten vor allem Unternehmer über ihren persönlichen Umgang mit E-Mobilität.
Unternehmen müssen dafür Sorge tragen, dass sie an ihrem Standort Ladeinfrastruktur anbieten. Und die ist noch mal anders zu bewerten als im privaten Sektor, denn dort reden wir in den seltensten Fällen von ein oder zwei Ladepunkten, sondern von Hunderten oder Tausenden – je nachdem, was das für ein Unternehmen ist. Da muss auch an Themen wie Energie- und Lastenmanagement, Netzanschluss, eventuell auch Eigenstromerzeugung oder Eigenstromverbrauchsoptimierung gedacht werden.
Sie müssen sich zunächst Fragen stellen wie: Welche Art von Ladeinfrastruktur macht bei mir Sinn? Mit welchem Nutzerkreis habe ich es zu tun? Reicht eine normale Ladeinfrastruktur oder brauche ich Schnelllader? Habe ich Logistik auf dem Betriebsgelände, wo ich die Ladeinfrastruktur mitnutzen kann? Dann geht es um die öffentliche Ladeinfrastruktur zum Beispiel bei Dienstfahrten: Um deutschland- und europaweit an den öffentlichen Säulen laden zu können, braucht es einen Zugang. Noch ist es so, dass man eine Art Roamingkarte braucht und der Arbeitgeber am Monatsende eine Rechnung bekommt. Das wird aber gerade novelliert, damit es bald einen europaweiten Standard gibt und man auch mit NFC-Payment (NearFieldCommunication) zahlen kann.
Klug ist, eine Schulung zum Thema Elektromobilität für die Mitarbeiter anzubieten. Für viele ist das Thema neu und sie haben Angst, zum Beispiel stehen zu bleiben. Das ist ja das klassische Vorurteil. Da ist es wertvoll, in Schulungs- und Trainingsprogramme einzusteigen. Vielleicht könnte man Mitarbeitern auch Pool-Fahrzeuge im Rahmen einer Testphase anbieten. Das sind Maßnahmen, die sehr gut ankommen. Und wenn dann solche Mitarbeiter das Vertrauen in die Technologie bekommen, dann steht dem Erfolg der Elektromobilität fast nichts mehr im Weg.
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