Fernwärmerohre am Standort Hamburg der Aurubis AG

Vom Abfallprodukt zum Aktivposten: Wie Abwärme in Wärme­netzen zur Kern­ressource der Energie­wende wird

In nahezu jedem Industrie­betrieb entsteht unvermeidbar Abwärme. Aus betriebs­wirtschaftlichen Gründen sind Unternehmen gut beraten, diese über­schüssige Wärme zu nutzen – im eigenen Betrieb oder außerhalb: zum Beispiel für die kommunale Wärme­versorgung. Das schafft zusätzliche Einnahmen und ist zugleich ein wichtiger Beitrag zur Wärme­wende.

Als einer der größten Kupfer­hersteller Europas zählt Aurubis zu den energie­intensiven Unternehmen. Bisher nutzte Aurubis 25 % der Abwärme aus der Kupfer­produktion im eigenen Werk. Um auch die restliche Energie nicht verpuffen zu lassen, hat sich das Hamburger Unter­nehmen mit dem Energie­versorger Enercity zusammen­geschlossen. Die über­schüssige Abwärme fließt nun in Form von Warm­wasser in das Fern­wärmenetz und versorgt über 6.000 Haushalte mit heißem Wasser zum Duschen oder Heizen. Und Aurubis muss infolgedessen jährlich 12 Millionen Kubikmeter Kühl­wasser weniger aus der Elbe entnehmen.

Über das Projekt

Luftbild vom Standort Hamburg der Aurubis AG

Industrieabwärme für städtisches Wärmenetz

  • Länge der Fernwärmeleitung: 3,7 Kilometer
  • Kapazität: 60 Megawatt
  • Versorgung von 6.000 Haushalten der Hamburger HafenCity
  • 12 Millionen Kubik­meter Kühl­wasser aus der Elbe eingespart
  • CO2-Einsparung: 20.000 Tonnen pro Jahr
  • Ab Herbst 2024: Versorgung weiterer 20.000 Haus­halte geplant
  • Potenzial: bis zu 140.000 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr

„Wieso machen wir das eigentlich nicht schon längst?“

Portrait von Professor Harald Lesch

Für Professor Harald Lesch, den vielfach ausgezeichneten Physiker und bekannten Wissenschafts­journalisten, ist das Projekt in Hamburg geradezu eine Blau­pause für viele andere Städte in Deutschland:

„Industrieabwärme in eine Wohn­siedlung zu transportieren, ist auch wieder eines dieser Projekte, wo man sagen würde: Wieso machen wir das eigentlich nicht schon längst? Jede Maschine produziert Wärme, jeder Vorgang in der Industrie lässt Wärme frei, und bei einem Kupfer­werk steht Wärme natürlich in einem Übermaß zur Verfügung. Jetzt brauchen wir nur noch Leitungen, die diese Energie dahin bringen, wo sie gebraucht wird.“

Um dafür die notwendigen Voraus­setzungen zu schaffen, sieht Lesch auch die KfW als Institution in der Verantwortung: „Wenn ein solch fast schon revolutionäres Projekt angeschoben werden soll, muss jemand da sein, der das am Anfang mal finanziert - und das macht die KfW ganz großartig.“

Zur Person

Harald Lesch ist Professor an der LMU München und Lehr­beauftragter für Natur­philosophie an der Hoch­schule für Philosophie in München. Als Wissenschafts­journalist schreibt er Sach­bücher und moderiert Wissenschafts­sendungen.

Die Vorteile der Abwärmenutzung

Die Einspeisung von Abwärme in Nah- und Fern­wärmenetze ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll – sie ist auch ökologisch vorteilhaft: Berechnungen der Deutschen Energie­agentur dena zeigen, dass Betriebe pro Jahr bis zu 37 Millionen Tonnen CO2 und rund 5 Milliarden Euro Energie­kosten einsparen könnten, wenn sie Abwärme konsequent nutzen würden.

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