Bis 2050 soll die EU klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der European Green Deal Ende 2019 von der Europäischen Kommission vorgestellt. Er umfasst verschiedene Bausteine, wie etwa die EU-Taxonomie und CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), die Auswirkungen für Unternehmen haben. Aber welche genau?
Die EU-Taxonomie ist ein Regelwerk für Unternehmen, in dem festgelegt ist, welche Wirtschaftsaktivitäten bestimmter Branchen als nachhaltig eingestuft werden. Wenn Unternehmen als nicht nachhaltig im Sinne der Taxonomie gelten, kann dies negative Folgen nach sich ziehen, zum Beispiel was ihre Kreditwürdigkeit betrifft. Die EU-Taxonomie-Verordnung umfasst im ersten Schritt sechs Umweltschutzziele, beispielsweise den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft. Als taxonomiekonform gelten Unternehmen, die einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung eines der sechs Umweltziele leisten und gegen keines der anderen Ziele verstoßen sowie Mindeststandards, etwa bei Menschenrechten und Arbeitsbedingungen, einhalten.
Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) in Verbindung mit dem ESRS (European Sustainable Reporting Standard) ist der daran anknüpfende Berichtsstandard. Die CSRD hebt die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf eine Stufe mit der Finanzberichterstattung. Das heißt konkret: Bislang standen für die meisten Unternehmen finanzielle Kennzahlen im Vordergrund. Jetzt kommen schrittweise für immer mehr Unternehmen nichtfinanzielle Kennzahlen zur Unternehmensbewertung hinzu. Die CSRD-Berichtspflicht gilt für große Unternehmen mit einer Bilanzsumme von mindestens 20 Millionen Euro, einem Nettoumsatzerlös von mindestens 40 Millionen Euro oder mindestens 250 Beschäftigten. Sie gilt jedoch auch für kapitalmarktorientierte mittlere Unternehmen.
Sowohl die EU-Taxonomie als auch die CSRD enthält ESG-Kriterien. Die Abkürzung ESG steht für Environmental, Social and Governance – zu Deutsch: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. ESG-Kriterien zeigen, wie nachhaltig ein Unternehmen wirtschaftet bzw. welche Nachhaltigkeitsrisiken es gibt.
Die Gründung eines grünen Unternehmens verpflichtet zunächst nicht dazu, ein ESG-Reporting zu erstellen oder die eigene Nachhaltigkeit zu reflektieren. Dennoch kann dies sinnvoll sein, da die frühzeitige Auseinandersetzung mit diesen Themen dabei hilft, Erfolgschancen zu erhöhen sowie Risiken und Kosten zu minimieren. Auf lange Sicht kann Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber konkurrierenden Unternehmen werden.
ESG-Kriterien im Rahmen der CSRD oder der EU-Taxonomie können außerdem relevant werden, wenn das eigene Produkt oder die eigene Dienstleistung Teil der Wertschöpfungskette eines großen, berichtspflichtigen Unternehmens ist.
Gründerinnen und Gründer sollten bewusst reflektieren, wie sie in den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung aufgestellt sind – und wo in ihrem Geschäftsmodell diesbezüglich Stärken und Schwächen liegen. Hierbei hängt es stark von der Branche und dem Geschäftsmodell ab, welches die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte sind.
So früh wie möglich, am besten bereits bei der Entwicklung des Gründungskonzepts. Bei immer mehr Gründungsförderprogrammen spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle. Genauso wie bei der Beantragung von Krediten oder der Erschließung anderer Finanzierungsquellen. Wenn eine Due-Diligence-Prüfung für eine Finanzierung ansteht, sollten ESG-Aspekte bereits durchdacht sein. Denn sowohl für viele öffentliche als auch private Investoren und Investorinnen spielen Nachhaltigkeitskriterien heute eine wichtige Rolle. Für sie ist neben einer finanziellen Due Diligence auch bei kleinen Unternehmen eine ESG-Due-Diligence relevant. Nachhaltigkeit ist dabei keine einmalige Herausforderung, sondern ein Thema, das eine stetige Reflexion erfordert. Mit jeder Wachstums- und Reifephase des Unternehmens stellen sich neue Fragen.
Zunächst sollten Gründerinnen und Gründer die für das eigene Geschäftsmodell relevanten ESG-Kriterien identifizieren und ein Nachhaltigkeitsversprechen formulieren. Das kann mithilfe niedrigschwelliger, kostenloser Tools erfolgen, beispielsweise mit dem Sustainable Business Canvas oder dem Sustainable Value Proposition Designer.
Es gibt zudem diverse Softwareanbieter, die kostenlose Lösungen bereitstellen, mit denen Unternehmen schnell und einfach die ESG-Leistung ihres Unternehmens überprüfen können.
Dabei geht es vor allem auch um Potenziale: Welche Aktivitäten führen zu positiven Nachhaltigkeitswirkungen, wenn das Unternehmen wächst? Wo liegen Nachhaltigkeitsrisiken? Es geht also darum zu reflektieren, welche positiven und negativen Auswirkungen die unternehmerische Tätigkeit zukünftig haben kann.
Die größten Herausforderungen sind meist mangelnde Ressourcen und fehlendes Wissen zu Beginn der Gründung. Gründerinnen und Gründer können wichtige Nachhaltigkeitsaspekte unabsichtlich übersehen. Wer sich jedoch früh mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst, ist langfristig besser aufgestellt und resilienter. Mit zunehmendem Wachstum vergrößern sich schließlich auch Probleme und Risiken. Unternehmen, die sich nicht mit ESG-Kriterien auseinandersetzen, erleiden daher mit höherer Wahrscheinlichkeit Schiffbruch, als Unternehmen, die sich offen gegenüber diesen Themen zeigen und sie als Chance begreifen.
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