Volle Auftragsbücher, angespannte Lieferketten, Fachkräfteengpass – Themen, die Manuel Nolte, Geschäftsführer des Familienbetriebs Noltehaus, nur allzu gut kennt. Seine Antworten, um das Unternehmen in die Zukunft zu führen: das Ohr am Kunden haben, den Blick über den eigenen Tellerrand wagen und mutig investieren.
„Mein Vater stand früher noch am Zeichenbrett. Jetzt erstellen wir Skizzen und Modelle digital. Auch Bestellungen nehmen wir längst nicht mehr händisch vor – das geht alles per App“, berichtet Manuel Nolte. Seit der Gründung des Familienunternehmens 1925 hat sich bei Nolte nicht nur die Technik, sondern einiges mehr verändert. Heute ist der Betrieb mit seinen acht Mitarbeitenden auf individuellen Fertighausbau aus zeitgemäßen ökologischen Materialien spezialisiert.
Neben der Dachdeckerei und dem Holzbau deckt das Unternehmen Planungsleistungen ab, stellt Bauanträge und koordiniert bei Bedarf alle Baugewerke für den Hausbau wie Maler-, Elektro-, Sanitär- und Innenausbauarbeiten. „Die Auftragsbücher sind voll. So voll, dass wir in der Vergangenheit immer wieder Zusatzaufträge, wie die Erstellung eines Dachstuhls, ablehnen mussten“, erklärt Michael Mütze, der die Planung und Ausführung leitet. „Unsere Kundschaft hätte so manchen Auftrag gern mit uns umgesetzt, aber uns fehlte immer wieder die Manpower, um kurzfristig Projekte in einem vertretbaren Zeitraum anzunehmen“, erzählt er.
Das wollten Mütze und Geschäftsführer Manuel Nolte ändern. „Wenn man das Ohr nah am Markt hat, finden sich schnell Ansatzpunkte, wie sich Prozesse optimieren lassen“, berichtet Nolte. So auch im Falle der vollen Auftragsbücher. Inspiriert von einem Messebesuch entstand die Idee, eine Abbundanlage anzuschaffen, die Arbeitsschritte automatisiert und gleichzeitig Mitarbeitende entlastet.
Dank der etwa 400.000 Euro teuren Investition kann der Betrieb nun schneller und flexibler agieren. „Wir können jetzt deutlich mehr Aufträge ausführen und sind schlagkräftiger“, bringt Nolte es auf den Punkt. Die für einen kleinen Betrieb recht teure Anlage konnte teils aus Eigenmitteln, teils mithilfe eines KfW-Kredits und der Unterstützung der Hausbank finanziert werden. „Ohne den KfW-Kredit wäre es deutlich schwerer geworden, die Maschine anzuschaffen“, betont der Geschäftsführer.
Die neue Anlage reiht sich nahtlos in die vorgelagerten, digitalisierten Planungsschritte ein. Schon erste Entwürfe des Hauses oder Anbaus entstehen als 3D-Modell. Ist die Kundschaft zufrieden, wird der Bauantrag gestellt. Sobald die Baugenehmigung nach etwa drei Monaten vorliegt, errechnet das Programm die exakt benötigte Menge an Holz und die Bestellung kann erfolgen. Wenn alle vorbereitenden Schritte erledigt sind, kommt die Abbundanlage zum Einsatz.
Wo früher zwei Mitarbeitende 10 bis 14 Tage mit Säge-, Fräs- und Bohrarbeiten beschäftigt waren, erledigt die Anlage nun fast alle anfallenden Arbeiten selbstständig binnen weniger Stunden. Die benötigten Informationen wie die Länge der einzelnen Balken oder die Position eines Bohrlochs erhält sie aus der Planungssoftware. Erst bei der Sortierung und Nummerierung der Einzelteile ist das Team wieder gefordert. In einer benachbarten Halle entstehen aus den einzelnen Elementen – wie bei einem überdimensionalen Puzzle – ganze Decken und Wände. Dank der Anlage kann ein Haus nun in rund zwei Wochen produziert werden.
„Obwohl die Anlage seit 2022 in Betrieb ist, sind wir immer noch begeistert, die Maschinen in Aktion zu sehen“, sagt Nolte. Jetzt sei es auch möglich, kurzfristig kleinere Aufträge wie einen neuen Dachstuhl anzunehmen. Auch die Kundschaft ist von der modernen Anlage beeindruckt.
Doch die neue Abbundanlage ermöglicht es nicht nur, eine größere Anzahl von Aufträgen anzunehmen und diese effizient zu bearbeiten, sondern auch die eigene Belegschaft zu entlasten und Fachkräfte zu binden. „Die körperliche Arbeit ist Teil unseres Berufes, aber genau deshalb ist es für uns auch so wichtig, überflüssige Belastungen zu vermeiden“, erklärt Manuel Nolte.
Für ihn ist klar, dass Noltehaus auch in Zukunft offen für Veränderungen bleiben muss. „Mein Opa hat immer gesagt: ‚Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.‘ Das bringt es für mich auf den Punkt“, betont der Geschäftsführer in vierter Generation. Um dem entgegenzuwirken, lässt sich Nolte auf Messen inspirieren oder tauscht sich mit anderen Betrieben und natürlich auch den eigenen Mitarbeitenden aus. „Auch kleine Betriebe wie der meine können von digitalen Technologien und neuen Ideen profitieren. Man sollte sich dem Fortschritt nicht verweigern.“
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