Blick in das Hochregallager mit zwei Mitarbeitern im Gang

Hoch hinaus mit Hightech

Kostenersparnisse, effizientere Nutzung der Lager­fläche sowie eine schnellere Auftrags­abwicklung. „Berg­zeit“ investiert nicht nur in ein auto­matisiertes Shuttle-Lager, sondern gleich­zeitig auch in die eigene Zukunft, weiteres Wachs­tum und eine noch höhere Wett­bewerbs­fähigkeit.

Thomas Lechl hat ein Gespür für Chancen. Als er im oberbayerischen Otterfing mit seinem Fahrrad auf dem Nachhausweg war, blieb sein Blick an einer Bau­tafel hängen. Der Berg­sport-Aus­rüster „Bergzeit“ plante dort ein neues Verwaltungs­gebäude mit Logistik­zentrum. In einem zweiten Bau­ab­schnitt sollte ein auto­matisiertes Shuttle-Lager mit digitaler Steuerungs­technik entstehen. Der begeisterte Berg­sportler und gelernte Logistiker wusste sofort: Hier will ich mit­machen. Heute ist Thomas Lechl Head of Logistics bei „Bergzeit“ und steht mitten­drin – im neuem Shuttle-Lager. Die Unternehmens­führung hatte sich aus gutem Grund früh­zeitig für den Bau eines innovativen Shuttle-Lagers entschieden. „Bergzeit ist in den letzten zwei Jahr­zehnten rasant gewachsen, und es war abzusehen, dass wir die Paket­mengen mit dem alten Lager nicht mehr bewältigen können“, sagt Teresa Schuster, stellvertretende Geschäfts­führerin bei „Bergzeit“.

Gestartet ist das Unternehmen ursprünglich als Online-Portal für Berg­touren. Seit 2001 verkauft „Berg­zeit“ Outdoor-Aus­rüstung für Berg­sportler und Berg­sportler­innen, und das zu über 95 % online. Zusätzlich gibt es zwei Filialen in Bayern. Im Web­shop können die Kundinnen und Kunden aus einem riesigen Sortiment von mehr als 40.000 Artikeln und über 500 Marken wählen. Mittlerweile hat „Bergzeit“ mehr als 400 Mitarbeitende und verkauft Waren in vielen Ländern Europas bei einem Umsatz von mehr als 170 Millionen Euro im Jahr.

KfW-gefördertes Shuttle-Lager: Täglich bis zu 12.000 Pakete

Portrait von Teresa Schuster
„Unser Shuttle-Lager ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine auto­matisierte Wert­schöpfungs­kette die Wett­bewerbs­fähigkeit erhöhen kann.“ - Teresa Schuster, stellvertretende Geschäftsführerin „Bergzeit“

Die Weichen für mehr Wett­bewerbs­fähigkeit stellte die Unternehmens­führung bereits 2017. „Als wir damals die Ver­waltung und die Logistik in Otterfing zentralisiert haben, war uns klar, dass wir einen Erweiterungs­bau des Lagers mit innovativster Technik direkt mit­denken müssen, um noch wettbewerbs­fähiger werden zu können“, sagt Teresa Schuster. Auch für ein solides Unternehmen ist das keine alltägliche Investition. Daher hat sich das Unter­nehmen im Vorfeld von ihrer Haus­bank über Finanzierungs­möglich­keiten beraten lassen – mit dem Fokus auf Kredite für Digitalisierungs- und Innovations­vorhaben, so Schuster.

Das passende Angebot war schnell gefunden. „Bei der KfW hat uns gefallen, dass sie gezielt innovative und nachhaltige Vorhaben fördert. Das sind genau die Themen, die uns am Herzen liegen“, sagt Schuster. Der KfW-Kredit deckt dabei zwei Drittel des Investitionsvolumens für das automatisierte Shuttle-Lager ab. Zusätzlich wurde ihnen ein Förderzuschuss in Höhe von drei Prozent der Kreditsumme gewährt – eine willkommene Zugabe, die die Investition noch attraktiver gemacht hat. Nach 20 Monaten Bauzeit konnte das Shuttle-Lager in Betrieb genommen werden. Unweit der Alpen rattern seitdem in einer Halle von mehreren Tausend Quadratmetern täglich bis zu 12.000 Pakete über unzählige Förderbänder. Das Besondere: Im Shuttle-Lager wird die Ware durch eine digitale Steuerungstechnik voll automatisiert bewegt anstatt wie bisher von Menschenhand.

Boxen werden automatisch auf 56.000 Lagerplätze befördert

Portrait von Thomas Lechl
„Mit unserem automatisierten Shuttle-Lager machen wir uns die neuen Möglichkeiten der digitalisierten Logistik zu nutze.“ Thomas Lechl, Head of Logistics „Bergzeit“

Im hochautomatisierten Lager beginnt der Prozess bereits im Wareneingang. Mitarbeitende erfassen und sortieren die angelieferten Waren, bevor sie in spezielle Lagerboxen verteilt werden. Ein digitales Fördersystem transportiert sie ins Hochregallager. „Jede Box wird dann durch ein Shuttle-Fahrzeug auf einen der über 56.000 Lagerplätze gebracht“, erklärt Lechl. Sobald ein Kundenauftrag eingeht, ermittelt das System die angeforderten Artikel. Die entsprechende Lagerbox wird aus der Shuttle-Lagergasse entnommen und auf direktem Weg zu den Pick- und Pack-Plätzen transportiert. „Hier erfolgt die Kommissionierung. Unsere Teams bestücken die Pakete und übergeben sie an den Versand“, sagt Lechl.

Der Logistiker strahlt, wenn er von der angrenzenden Galerie auf das Lager blickt. Er ist stolz auf sein Team und auf das, was sie gemeinsam geschaffen haben. „Gelegentlich fragen große Firmen bei uns an, ob wir ihnen mehr über das Shuttle-Lager erzählen können. Das ist natürlich eine Ehre, wenn wir unsere Expertise und Erfahrungen teilen können“, sagt er. Als Head of Logistics kennt Lechl alle wichtigen Zahlen zum Logistikzentrum. Mit dem neuen Shuttle-Lager konnte „Bergzeit“ die Outputleistung von 7.000 auf maximal 12.000 Pakete pro Tag in Spitzenzeiten steigern. „Das ist eine Menge Holz, und dafür müssen alle Prozesse ordentlich ineinandergreifen – dafür braucht es eine stabile Technik, aber auch verlässliche Mitarbeitende“, sagt er. Mit dem KfW-Kredit konnte Bergzeit die Logistik an das wachsende Unternehmen anpassen und es fit für die Zukunft in einem kompetitiven Wettbewerbsumfeld machen. „Wir wollen auch in den nächsten 25 Jahren unseren Kunden und Kundinnen die perfekte Bergzeit ermöglichen“, sagt Schuster.

Nachhaltigkeits-Initiativen: Von der E-Flotte bis zur Bio-Kantine

Die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens lässt sich aber nicht nur durch Digitalisierung und Automatisierung erhöhen. Deshalb investiert der oberbayerische Mittelständler auch in Nachhaltigkeit. Zum Engagement gehören eine Photovoltaikanlage, über die auch die Firmenwagenflotte aus Elektrofahrzeugen geladen wird, sowie optimierte Kartonagen, bei denen möglichst wenig Papier und Luft versendet wird. Außerdem gibt es eine hauseigene Bio-Kantine, in der fast ausschließlich mit saisonalen und regionalen Produkten gekocht wird. Wichtig ist Schuster zudem: „Unser Unternehmen fördert die Kreislaufwirtschaft. Es ist unser Bestreben, retournierte Ware nicht wegzuwerfen, sondern wieder zu verkaufen oder zum Beispiel auf unserer Secondhand-Plattform Bergzeit RE-USE anzubieten. Dort kaufen und verkaufen Kundinnen und Kunden gebrauchte Outdoorartikel.“

Während im automatisierten Shuttle-Lager noch unermüdlich Pakete sortiert werden und über das Förderband rauschen, verlässt Thomas Lechl am Abend das Büro und macht sich mit seinem Rad auf den Nachhauseweg. Er sei glücklich, sagt er, damals die Chance ergriffen zu haben. „Es war natürlich nicht immer alles leicht in den letzten Jahren, insbesondere in der Corona-Phase. Logistik ist kein Selbstläufer. Das Lager läuft zwar heute mühelos mit Hightech, aber entstanden ist es aus etwas ganz anderem: aus guter Planung, Vertrauen in verlässliche Partner und harter Arbeit im Team.“

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