Viele junge Menschen aus den ländlichen Regionen Indiens finden häufig keine Arbeit in zukunftsweisenden Berufen der IT-Branche. Der Grund: fehlende praktische Programmierkenntnisse trotz akademischer Ausbildung. Das indische Unternehmen NxtWave hat sich zur Aufgabe gemacht, dieses Problem anzugehen – und bietet Weiterbildungskurse und Vermittlungsdienste an.
Nach China verfügt Indien über das zweitgrößte Bildungswesen der Welt. Doch insbesondere mit Blick auf staatliche Institutionen gibt es Verbesserungsbedarf: „Die Qualität von und der Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen sind in Indien häufig unterdurchschnittlich ausgeprägt“, erklärt Thomas Kronsbein, Abteilungsleiter bei der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbh. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich die Tochtergesellschaft der KfW Bankengruppe an der Online-Weiterbildungsplattform NxtWave. Das 2020 gegründete EdTech-Unternehmen stellt digitale Lerninhalte bereit – und trägt so zu besseren Jobchancen für junge Inderinnen und Inder bei.
Bis zu 75 Prozent der Studierenden im IT-Bereich sind nur schwer in den indischen Arbeitsmarkt vermittelbar, weil ihnen grundsätzliche, berufsbezogene Fähigkeiten fehlen. Genau hier setzt das Unternehmen an: Aufbauend auf dem Studium bietet die EdTech-Plattform digitale Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Inhalte decken praktische Kenntnisse ab und fokussieren sich auf aktuell gefragte Fähigkeiten im IT-Sektor. „Weil die digitale Infrastruktur in Indien sehr gut ausgebaut ist, erreichen wir auch junge Menschen in entlegenen Gebieten des Landes“, erläutert Rahul Attuluri, Mitbegründer und CEO von NxtWave.
Um die Ausbildungsinhalte zielgerichtet vermitteln zu können und die Chancen auf dem Jobmarkt zu erhöhen, bietet NxtWave die Weiterbildungen nicht nur auf Englisch, sondern auch in einer Vielzahl lokaler Sprachen und Dialekte Indiens an. „So erhalten insbesondere auch weniger privilegierte Studierende Zugang zu den Inhalten, zum Markt und letztlich zu einem nachhaltigen Einkommen“, so Thomas Kronsbein.
Diese hohen entwicklungspolitischen Faktoren sowie die gute wirtschaftliche Entwicklung überzeugten die DEG, in NxtWave zu investieren. „Das Unternehmen ist wirtschaftlich erfolgreich und trägt zu einer Verbesserung des Lebensstandards junger Menschen in Indien bei. Dieser Impact ist für uns entscheidend.“, so Kronsbein. Die DEG stellte NxtWave Beteiligungskapital in Höhe von acht Millionen US-Dollar zur Verfügung. Die Mittel werden für die Weiterentwicklung von Plattformtechnologien und Inhalten für E-Upskilling und E-Learning-Kurse sowie für den Ausbau des Vertriebspersonals eingesetzt.
Die Wirkung von NxtWave lässt sich anhand individueller Erfolgsgeschichten zeigen. Die Geschichte der jungen Inderin Shobha Katuru beispielsweise, die aus einem kleinen abgelegenen Dorf im Bundesstaat Andhra Pradesh in der südlichen Küstenregion Indiens stammt, ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel. Durch NxtWave erhielt sie die Möglichkeit, sich berufsbezogen zu qualifizieren und Online-Kurse von zuhause zu besuchen. Mit Erfolg: Sie ist die erste Frau aus ihrem Dorf, die ein Studium absolviert und einen IT-Job bekommen hat. Shobhas Karriere führte dazu, dass immer mehr junge Frauen aus der Gegend die Notwendigkeit erkennen, für sich einzustehen und ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Sie sagt: "Für viele Mädchen in unseren Dörfern ist Bildung der einzige Ausweg."
In den nächsten zwei Jahren plant NxtWave, insgesamt über 10.000 Unternehmen einzubinden und so vielfältige Zukunftsmöglichkeiten für die Studierenden zu schaffen. „In den bestehenden Märkten werden wir unsere Führungsposition festigen. Ergänzend dazu möchten wir künftig Schulungen in einem breiteren Spektrum indischer Volkssprachen anbieten – um so noch mehr Studierende zu erreichen“, so Rahul Attuluri. Diese Erweiterung ist ein bedeutender Schritt für die Inklusion und stellt sicher, dass qualitativ hochwertige Bildung für eine breitere Bevölkerungsgruppe zugänglich ist. „Damit unterstreichen wir unser Engagement, die Zukunft der Bildung in Indien mitzugestalten“, resümiert Attuluri.
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