Das Chemnitzer Start-up authentic.network beginnt in Afrika ein Pilotprojekt: Ein digitales Siegel soll Malaria-Medikamente identifizierbar, fälschungssicher und nachverfolgbar machen.
Mit einer App Leben retten - das ist das Ziel von Frank Theeg, dem Gründer des Start-ups authentic.network. Bereits Ende 2019 stellt der 46-jährige Techniker und Mehrfachgründer im Gesundheitsministerium der Elfenbeinküste seine Geschäftsidee vor. Den Impuls für das deutsch-afrikanische Projekt gab eine Tagung des Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich. Dort kam Theeg mit afrikanischen Regierungsvertretern ins Gespräch - ein paar Monate später reiste er bereits für Verhandlungen nach Afrika. Im Februar 2021 kam der Startschuss.
Theegs Produkt ist ein digitales Siegel, das auf die Verpackungen oder Medikamentenblister aufgeklebt wird und ähnlich funktioniert wie ein QR-Code. In der kostenlosen „authentic.app“ kann jeder das Siegel sofort scannen und überprüfen, ob er Original oder Fälschung vor sich hat.
Die Idee hat viel Potenzial – auch für andere Produkte und weitere Länder. Damit gewinnt Theeg nicht nur die Regierungsvertreter des westafrikanischen Küstenstaats als Partner, sondern auch die KfW-Tochter DEG, die das Projekt mit 340.000 Euro aus den Mitteln des develoPPP.de-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanziert.
Theegs Idee könnte vielen Menschen das Leben retten. Jährlich sterben laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 400.000 Menschen an Malaria. Fast 90 Prozent der Infizierten leben und sterben südlich der Sahara. Die WHO schätzt, dass in Afrika etwa ein Drittel der Präparate gegen die durch Stechmücken übertragene Tropenkrankheit gefälscht sind – ein Umsatz von 73 Milliarden Euro jährlich für die Fälscher.
Ein Code als Garant
„Wir entwickeln hier in Chemnitz die Technik, um ein globales Problem zu lösen“, sagt Frank Theeg. Der Schlüssel dazu: die Blockchain-Technologie, jenes dezentral über viele Rechner verteilte System der Informationsverarbeitung. Die in dem Siegel hinterlegten kryptografischen Codes werden nicht an eine zentrale Datenbank gesendet, sondern mit dem Zwilling der Blockchain abgeglichen. So gibt es keine Chance, das hochkomplexe Siegel zu fälschen. Selbst eine perfekte Kopie lässt sich mit der Technik von authentic.network erkennen.
Im Chemnitzer Q-HUB sitzen die Entwickler von authentic.network an ihren Rechnern und feilen am Feintuning für die App.
Ein Siegel gegen kriminelle Netzwerke
Fünf Jahre haben Theeg und seine Mitarbeiter mithilfe der Hochschule Mittweida, der TU Chemnitz und der HTWK Leipzig die App entwickelt und sie an mehr als hundert verschiedenen Smartphones ausprobiert. „Unser Ziel war es, alle verfügbaren Geräte durchzutesten und die App entsprechend anzupassen“, sagt Entwicklungschef Torsten Stein.
Das Ergebnis bietet Hightech-Sicherheit: Versuchen Kriminelle, die ID auf der Medikamentenpackung zu fälschen, indem sie beispielsweise das Siegel kopieren, um es auf eine andere Verpackung zu kleben, sendet die App ein Alarmsignal an die App-Nutzer und an den Hersteller. Außerdem können Nutzer gesundheitliche Probleme nach der Einnahme melden - was ebenfalls Hinweise auf minderwertige Präparate geben kann.
Die Elfenbeinküste ist das erste afrikanische Land, in dem die Technologie eingesetzt wird. Es gebe, sagt Theeg, auch schon Gespräche mit anderen Ländern wie Senegal, Ghana oder Niger. Profitieren könnten alle, die Krankheiten wie Malaria, aber auch Korruption bekämpfen. Vor allem aber jene Menschen, die auf die Hilfe angewiesen sind.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 27. Mai 2021.
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