Die Elektromobilität in Deutschland ist auf dem Vormarsch. Für den weiteren Ausbau spielen die wiederholt aufgelegten Förderprogramme für Ladestationen eine zentrale Rolle.
Ende 2020 schlug Daimler-Chef Ola Källenius Alarm: „Auch der Staat muss helfen“, sagte er im Interview mit dem „Manager Magazin“. Sein Weckruf an die Politik bezog sich darauf, dass die Autokonzerne zwar gut beim Bau von neuen Elektroautos vorankommen– dass aber gleichzeitig nicht genug neue Ladestationen in Deutschland entstehen. Seine Sorge: Wenn sich der Staat nicht bei der Ladeinfrastruktur engagiert, könnte der erhoffte Boom bei der Elektromobilität ausbleiben.
Seine Furcht war nicht ganz unbegründet, wie die weitere Entwicklung zeigte: Seit Jahresanfang hat sich die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos mehr als verdoppelt – die Anzahl der Ladestationen ist zwar auch gestiegen, aber nur um die Hälfte. So kommen auf einen Ladepunkt mittlerweile schon über 20 E-Autos.
Dabei spielt der reibungslose Anstieg der E-Mobilität eine wichtige Rolle in der Klimapolitik der Bundesregierung: Bis zum Jahr 2030 will Deutschland 55 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990. Das funktioniert nur, wenn die Elektromobilität noch mehr Tempo aufnimmt. Und dafür spielt der konsequente Ausbau des Ladenetzes eine zentrale Rolle.
Drittgrößter CO2-Verursacher
Rund 20 Prozent des CO2-Ausstoßes werden in Deutschland im Verkehrssektor verursacht, mehr als die Hälfte dieser Emissionen kommt aus den Auspuffrohren der rund 41 Millionen zugelassenen Autos. Bis zum Jahr 2030 muss der Verkehrssektor als drittgrößter CO2-Verursacher seine Emissionen um 48 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren – das entspricht einem Rückgang von 164 auf 85 Millionen Tonnen CO2.
Bis 2030 sollen deshalb sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen sein, so das Ziel der Bundesregierung. Wenn es nach den deutschen Bürgerinnen und Bürgern geht, wird die Verkehrswende funktionieren. Trotz Corona-Krise stehen noch immer neun von zehn Haushalte hinter der Energiewende, wie das aktuelle KfW-Energiewendebarometer zeigt. Und auch speziell der Elektromobilität stehen die Deutschen aufgeschlossen gegenüber. Mehr als 40 Prozent der Haushalte können sich vorstellen, in den nächsten zehn Jahren ein Elektroauto zu nutzen oder tun dies bereits. Von Anfang Juni 2020 bis Ende Juni 2021 hat sich die Anzahl der Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fast verdoppelt.
Üppige zwei Milliarden Euro Förderung
Daran haben auch üppige zwei Milliarden Euro Fördergelder ihren Anteil. Für E-Autos bis zu 40.000 Euro Nettolistenpreis können bis zu 9.000 Euro Fördersumme beantragt werden, bei Hybridautos ist es etwas weniger. Damit hat die Regierung die richtigen Anreize gesetzt: Nach den Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes sind von Juni 2020 bis Juli 2021 mehr als 632.000 E-Autos und Plug-in-Hybrid-Autos zugelassen worden – genauso viele wie in allen Vorjahren zusammen. Mittlerweile haben E-Autos sogar den Diesel überholt: 2019 kamen Diesel noch auf einen Marktanteil von 30 Prozent, E-Autos lagen bei vier Prozent. Im ersten Halbjahr 2021 wurden 367.905 Elektrofahrzeuge neu zugelassen, das entspricht einem Marktanteil von 22,6 Prozent. Der Diesel kommt nur noch auf 22,2 Prozent.
Das wachsende Angebot der deutschen Automobilhersteller und die großzügigen Förderungen treiben die Elektromobilität voran – auch wenn die Autos nicht in allen Bevölkerungsgruppen gleich gut ankommen. Gegenwärtig gehören noch vor allem besserverdienende Haushalte in Einfamilienhäusern zu den Elektroauto-Nutzern, sagt die KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. „Die Transformation zur Klimaneutralität kann aber nur gelingen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen mit an Bord sind.“
Knackpunkt Ladestationen
Im nächsten Schritt kommt es vor allem darauf an, das Netz der Ladestation zu verbessern. Denn die mangelnde Reichweite wird von vielen potenziellen Käufern als Hemmschuh für einen Umstieg in Elektromobilität wahrgenommen. „Hauptgründe gegen eine Anschaffung sind neben dem hohen Preis vor allem Bedenken hinsichtlich der Praktikabilität, zum Beispiel mit Blick auf Reichweite und Ladeinfrastruktur“, schreibt KfW Research in seiner Studie „Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf“. Eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur spiele für das Gelingen der Verkehrswende eine zentrale Rolle.
Insbesondere die privaten Ladestationen stehen im Fokus. Der größte Teil der Ladevorgänge findet nämlich an nichtöffentlichen Ladestationen statt: am Arbeitsplatz (19 Prozent) oder zu Hause (54 Prozent). Die Regierung hat das erkannt und die Förderung privater Ladestationen bereits zweimal aufgestockt.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 13. September 2021, aktualisiert am 24. Juli 2022
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 9: Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Eine nicht vorhandene oder marode Infrastruktur hemmt die Wirtschaftlichkeit und fördert so die Armut. Beim Aufbau der Infrastruktur sollte der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, zum Beispiel mit der Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Auch Fabriken und Industriestätten sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig produzieren, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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