Internationaler Sonderpreis beim KfW Award Bauen
Bauen

Bauen

Die Spitze der Bewegung

Den internationalen Sonderpreis beim KfW Award Bauen gewann ein Gebäude für soziales Wohnen im Passivhausstandard im nordwestfranzösischen Malaunay. Finanziert wurde es von der Förderbank Caisse des Dépôts. In Malaunay wird sogar die Glocke am Kirchturm von Solarstrom angetrieben. Wir stellen Ihnen das Programm zunächst in deutscher und anschließend in französischer Sprache vor.

Le prix spécial international a été décerné à un bâtiment de logements sociaux en construction passive, situé à Malaunay dans le nord-ouest de la France et financé par la Caisse des Dépôts. À Malaunay, même la cloche de l’église est alimentée à l’énergie solaire. Nous allons tout d’abord vous présenter le projet en allemand et ensuite en français.

Kombination

Kein gewöhnliches Mehrparteienhaus – der Preisträger ist Passivhaus, Plus-Energiehaus und Sozialbau zugleich (KfW Bankengruppe/n-tv).

Er ist die gute Seele des Hauses, der Mann für alle Fälle – und für die gute Laune auch. Johann Poirel, schwarzer Vollbart, breites Lächeln, braune Augen: Der Hausmeister des Sozialwohnungsblocks am Ortsrand der 6.000-Einwohner-Gemeinde Malaunay in der Normandie ist ein glücklicher Mensch. Der Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaftler, der schon während seiner Studienzeit als Hausmeister jobbte, ist jetzt ein festangestellter „Concierge“, der in dem fünfstöckigen Gebäude nach dem Rechten sieht und dafür kostenlos sein Appartement bewohnt. Aber Poirel soll nicht nur Pedell und Bastelhilfe sein, sondern auch den sozialen Zusammenhalt unter den Mietern anstoßen und unterstützen.

So wünscht es sich Habitat 76, mit 38.000 Wohneinheiten die größte normannische Sozialwohnungsgesellschaft, die Poirel anstellte. Sébastien Métayer, Abteilungsdirektor für die nachhaltige Entwicklung des Firmenvermögens, nennt als Motto des Projektes “vivre ensemble et autrement” (zusammen und anders leben). Die Mieter teilen sich Waschküche und Trockenraum, Lese- und Spielzimmer, Fahrrad-Garage, Bastel-Atelier, Kompostkiste und ein Elektro-Auto. Der Kompost stammt aus den kostenlosen Kleingärten, die Habitat 76 auf dem Terrain bereitstellt und in denen Gemüse, Kräuter oder Blumen wachsen. Ein Gäste-Appartement ergänzt das Angebot für die Mieter in den 31 Sozialwohnungen: Hier können sie für ein oder zwei Tage Gäste unterbringen, für die sie im eigenen Appartement keinen Platz haben.

Internationaler Sonderpreis beim KfW Award Bauen
Eigener Salat

Die Bewohnerinnen und Bewohner können nah am Haus selbst gärtnern.

Diese „soziale Seite“ von Alizari ist Habitat 76 ebenso wichtig wie die ökologische. Das Gebäude ist als Passivhaus nach dem französischen Standard zur Energieeinsparung und Minderung der CO₂-Emissionen (E+C-) klassifiziert, erfüllt aber auch die strengen deutschen Regeln für dieses Prädikat. Photovoltaik-Platten auf dem Dach produzieren doppelt so viel Strom wie für den Betrieb der Gemeinschaftseinrichtungen benötigt wird. Den Überschuss verkauft Habitat 76 an die Stromgesellschaft EDF und kann so die Umlagen für die Mieter senken. Die Isolierung des Gebäudes mit 30 Zentimeter Polystyrol, die Dreifach-Verglasung und ein aufwändiges Lüftungssystem, über das die Wohnungen auch beheizt werden, komplettieren die Öko-Seite. Im Keller steht eine Pellet-Heizung, die Warmluft in die Appartements pustet. Concierge Poirel berichtet, dass er trotz des strengen Winters seine Heizung zuletzt im November angeworfen hat; eine Ersparnis von mehreren hundert Euro, wenn er dies mit seiner vorherigen Wohnung vergleicht. Temperatur und Licht lassen sich per Fernbedienung einstellen: Alizari ist auch ein Smart Home.

Lesen Sie unter der Bildergalerie weiter.

Judith Trochy werkelt in ihrem Garten, gemeinsam mit ihrem Sohn. Sie war die erste Mieterin, die im November 2016 und damit ein paar Monate vor der offiziellen Eröffnung von Alizari einzog. Und sie hat es nicht bereut: „Sicher, es ist ein bisschen teurer hier als in unserer alten Wohnung“, sagt sie. „Aber die Wohnung ist größer, heller und neuer“, weiß der Sohn zu berichten, der seiner Mutter abgeschnittene Plastikflaschen reicht, mit denen sie ihre Salat- und Schalotte-Pflänzchen vor den gefräßigen Enten aus dem vorbeifließenden Bach schützt.

Habitat 76-Direktor Métayer schmunzelt, wenn er gefragt wird, wie seine Firma auf das kleine normannische Dorf, 15 Kilometer von der Metropole Rouen entfernt, gekommen ist. „Wir hatten neben der Senioren-Residenz, die wir schon lange hier betreiben, eine große Rasenfläche.“ Diese bot sich perfekt dafür an, „generationenübergreifendes Wohnen auch in Frankreich vorzuführen“. Also wurde die Residenz schick renoviert und um einen freundlichen Aufenthaltsraum erweitert, in dem sich die 61 Rentnerinnen und Rentner der Residenz nun mit den im Berufsleben stehenden Mietern des Nachbargebäudes treffen. Grillpartys auf den beiden Grillplätzen, die ebenfalls zur Verfügung stehen, haben laut Hausmeister Poirel schon im vergangenen Sommer stattgefunden.

Es war der Bürgermeister von Malaunay, Guillaume Coutey, der den für Habitat 76 entscheidenden politischen Anstoß gab. Der Öko-Sozialdemokrat hatte schon davor seine Kommune regional und national für ihre Umweltpolitik bekannt gemacht. So strich er von der einstigen Präsidentschaftskandidatin und damaligen Umweltministerin Ségolène Royal 2015 eine 1,5-Millionen-Euro-Subvention ein, die sie ihm für seine ehrgeizigen Öko-Projekte bewilligte. Kurz zuvor hatte Coutey schon 500.000 Euro vom Energieministerium erhalten, weil er die öffentlichen Gebäude von Malaunay mit Photovoltaik-Platten ausrüstete. Grund- und Hauptschule, das Rathaus und der Bauhof, ja sogar die Kirche wurden so ausgestattet – und nun ruft die Glocke am Kirchturm, angetrieben von Solarstrom, zur Messe am Sonntag.

Coutey, der auf Einladung der Ministerin bei der UNO-Umweltkonferenz COP21 seine Politik vorstellen konnte, war aus Sicht der Habitat 76-Geschäftsführung der bestmögliche Partner. Und er erteilte auch zügigst die notwendige Baugenehmigung. Fünf Millionen Euro kostete Alizari. 66 Prozent der Summe stellte die französische Förderbank Caisse des Dépôts (CDC), Frankreichs Hauptfinanzierer des sozialen Wohnungsbaus, als Langfristdarlehen zur Verfügung. 25 Prozent investierte die Wohnungsbaugesellschaft als Eigenkapital, die restlichen neun Prozent der Summe kamen in Form von staatlichen Zuschüssen und Darlehen privater Geber zustande. „Das Finanzierungsmodell der Caisse des Dépôts ist besonders: Wir nutzen die Spareinlagen in Frankreich, vor allem das steuerbegünstigte Sparbuch Livret A, um im sozialen Wohnungsbau stabile Finanzierungen für 40 oder mehr Jahre anzubieten. Der entsprechende Kreditbestand beträgt insgesamt 160 Milliarden Euro“, sagt Guillaume Gilquin, Leiter der Abteilung für Wirtschaftsstudien der Caisse des Dépôts/Fonds d'épargne.

Quelle
Cover Bauen & Wohnen 2018

Dieser Artikel ist erschienen in bauen + wohnen 2018.

Zur Ausgabe

Habitat 76 weiß, dass „wir hier kein Geld verdienen werden”. Die Mehrkosten von rund 30 Prozent kann die Firma wegen der gedeckelten Sozialmieten nicht wieder hereinholen. „Aber auch in Frankreich werden die Auflagen für die Nachhaltigkeit von Neubauprojekten in den kommenden Monaten verschärft”, sagt Habitat 76-Direktor Métayer. Und dann habe sein Unternehmen mit Alizari bewiesen, „dass wir sie schon erfüllt haben“.

Im Übrigen sei Habitat 76 schon immer „so etwas wie die Spitze der Bewegung“ unter den Sozialbauträgern gewesen und wolle diese Stellung auch halten. Zum Beispiel mit einem der ersten „kleinen Häuser, das in Frankreich auf einem 3-Drucker hergestellt wurde“ und das Habitat 76 im Juni 2018 der Öffentlichkeit vorstellen will. Alizari verdankt seinen ungewöhnlichen Namen übrigens der heute längst abgewanderten Textilindustrie, die im 18. und 19. Jahrhundert für den Wohlstand von Rouen und der ganzen Region sorgte. Er steht für eine Pflanze, deren Blüten gemahlen wurden und dabei jene naturrote Farbe schufen, die den Hosen der französischen Grenadiere über Jahrzehnte ihre charakteristische Färbung verschaffte. Hausmeister Johann Poirel kennt diese und viele andere Anekdoten aus seiner Region. Er erzählt sie bereitwillig und mit einem freundlichen Lächeln. Dass er in Alizari nicht der einzige glückliche Mensch ist, zeigt sich für ihn daran, dass in den 18 Monaten seit dem Erstbezug erst ein Mieter wieder auszog. Und dies, so Poirel, habe nichts mit der Qualität der Wohnung zu tun, sondern mit veränderten Lebensumständen.

»À la pointe du mouvement«

Internationaler Sonderpreis beim KfW Award Bauen
Un concierge approprié

Johann Poirel veille à ce que le chantier reste en ordre.

Il est l’âme de la demeure, l’homme de la situation – pour la bonne humeur aussi. Johann Poirel, barbe noire, large sourire et yeux marron: le gardien de l’ensemble de logements sociaux à la périphérie de la commune de Malaunay en Normandie, 6 000 habitants, est un homme heureux. Le diplômé en communication et en économie, qui avait déjà travaillé dans ce métier pendant ses études, est maintenant un »concierge« à temps plein veillant sur l'immeuble de cinq étages et bénéficiant d’un logement de fonction. Poirel n’est cependant pas un simple gardien et un bricoleur, mais aussi un acteur qui favorise et renforce la cohésion sociale entre les résidents.

Habitat 76, dont Poirel est l’employé, avec 38 000 logements est la plus grande entreprise de logement social de Normandie et n'en demande pas plus. Sébastien Métayer, directeur du département pour le développement durable des actifs de l’entreprise, a pour devise du projet le »vivre ensemble et autrement«. Les locataires se partagent buanderie et séchoir, salle de lecture et de jeux, garage à vélos, atelier de bricolage, composteur et voiture électrique, pouvant être utilisée par tous les habitants de Malaunay. Le compost provient des petits jardins mis à disposition gratuitement par Habitat 76 et où poussent légumes, herbes ou encore des fleurs. Un appartement d’invités complète l’offre pour les locataires des 31 logements sociaux: des invités de passage peuvent y séjourner un jour ou deux lorsque la place manque chez soi.

Ce »côté social« d’Alizari est aussi important pour Habitat 76 que l’aspect écologique. Le bâtiment est classé maison passive suivant la norme française pour les économies d'énergie et la réduction des émissions de CO₂ (E+C-), mais répond également aux strictes règles allemandes à cet égard. Les panneaux photovoltaïques sur le toit produisent deux fois plus d'électricité que nécessaire au fonctionnement des installations communes. Habitat 76 vend le surplus à la compagnie d'électricité EDF et peut ainsi réduire les contributions des locataires. L'isolation de l'immeuble avec 30 centimètres de polystyrène, le triple vitrage et un système de ventilation élaboré, qui chauffe également les appartements, complètent le côté écologique. Au sous-sol, une chaudière à granules souffle de l'air chaud dans les appartements. Le concierge Poirel indique qu'en dépit de l'hiver rigoureux, il n'a allumé son chauffage pour la dernière fois qu'en novembre. Une économie de plusieurs centaines d'euros s'il compare avec son précédent logement. La température et la lumière peuvent être télécommandées: Alizari est aussi une maison intelligente.

Internationaler Sonderpreis beim KfW Award Bauen
Le directeur

Sébastien Métayer indique la devise du projet: vivre ensemble et autrement.

Judith Trochy travaille avec son fils dans son jardin. Elle a été la première locataire à emménager en novembre 2016, quelques mois avant l'ouverture officielle d'Alizari. Et elle ne l'a pas regretté: »C'est sûr que c'est un peu plus cher que dans notre ancien logement«, dit-elle. »Mais l'appartement est plus grand, plus clair et plus récent«, ajoute le fils, qui passe à sa mère des bouteilles en plastique découpées avec lesquelles elle protège salade et échalote des voraces canards du ruisseau qui coule à côté.

Le directeur d'Habitat 76, Sébastien Métayer, sourit lorsqu'on lui demande comment son entreprise est arrivée dans le petit village normand, à 15 kilomètres de la métropole de Rouen. »En plus de la résidence pour personnes âgées, que nous gérons ici depuis longtemps, nous disposions d'une prairie. »C'était une excellente occasion pour mettre en avant un« habitat intergénérationnel également en France«. La résidence a ainsi été agréablement rénovée, un espace de détente y a été ajouté, où les 61 retraités de la résidence peuvent désormais rencontrer les locataires en activité de l'immeuble voisin. Selon le concierge Poirel, des rencontres barbecue ont déjà eu lieu l'été dernier dans les deux emplacements dédiés, mis également à disposition.

C'est le maire de Malaunay, Guillaume Coutey, qui a donné l'impulsion politique décisive à Habitat 76. Le socialiste à la fibre écologiste avait déjà fait connaître sa municipalité aux niveaux régional et national par sa politique environnementale. Il avait ainsi obtenu en 2015 de l'ancienne candidate à la présidence de la République, puis ministre de l'Environnement, Ségolène Royal, une subvention de 1,5 million d'euros pour ses ambitieux projets écologiques. Peu avant, Coutey avait déjà reçu 500 000 euros du ministère de l'Énergie pour équiper les bâtiments publics de Malaunay de panneaux photovoltaïques. Les établissements scolaires, la mairie et les services communaux, et même l'église en sont ainsi équipés – et le dimanche, c'est la cloche de l'église alimentée à l'énergie solaire qui annonce la messe.

Guillaume Coutey, qui a pu présenter sa politique à la Conférence des Nations Unies sur les changements climatiques (COP21) à l'invitation du ministre, était le meilleur partenaire possible du point de vue de la direction d'Habitat 76. Et il a également accordé le permis de construire nécessaire le plus rapidement possible.

Alizari a coûté 5 millions d'euros. La Caisse des dépôts et consignations (CDC), principal bailleur de fonds du logement social en France, a fourni 66 % du montant sous forme de prêts à long terme. La société de logement a investi 25 pour cent sous forme de capitaux propres, les neuf pour cent restants sont venus sous forme de subventions de l'État et de prêts de donateurs privés. »Le modèle de financement de la Caisse des Dépôts est particulier : nous utilisons les dépôts d'épargne en France, en particulier le Livret A à fiscalité favorable, pour offrir un financement stable pendant 40 ans ou plus au logement social. Le portefeuille de prêts correspondant s'élève à 160 milliards d'euros«, indique Guillaume Gilquin, directeur du département Analyse du marché de la Caisse des dépôts.

Habitat 76 sait que „»ous n'allons pas gagner d'argent ici«. L'entreprise ne peut pas récupérer les coûts supplémentaires d'environ 30 pour cent en raison des loyers sociaux plafonnés. »Mais en France aussi, les exigences en matière de durabilité pour les nouveaux projets de construction seront renforcées dans les mois à venir«, déclare le directeur d'Habitat 76 Sébastien Métayer. Et avec Alizari, son entreprise a bien prouvé »que nous pouvons répondre à ces exigences à tout moment«.

Habitat 76 a au demeurant toujours été »quelque chose à la pointe du mouvement« des promoteurs de la construction sociale et veut préserver cette position. Avec, par exemple, le premier »petit appartement réalisé avec une imprimante 3D en France« qu' Habitat 76 va présenter au public en juin 2018.

Alizari doit son nom inhabituel à l'industrie textile depuis longtemps délocalisée désormais, qui, aux XVIIIe et XIXe siècles, a assuré la prospérité de Rouen et de toute la région. Il s'agit d'une plante dont la racine pulvérisée fournit la couleur rouge naturelle (garance) qui a donné aux pantalons des grenadiers français leur couleur caractéristique pendant des décennies.

Le concierge Johann Poirel connaît cette histoire et bien d'autres anecdotes sur sa région. Il les raconte volontiers avec un rire sympathique. Qu'il ne soit pas la seule personne heureuse à Alizari est pour lui démontré par le fait qu'un seul locataire a déménagé dans les 18 mois qui se sont écoulés depuis le premier emménagement. Et si l'on en croit Poirel, cela n'a rien à voir avec la qualité du logement, mais avec des changements de conditions de vie.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Freitag, 18. Mai 2018

null

Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.