Lofts in alten Fabriketagen sind inzwischen beliebt. Doch für zwei junge Architekten wurde der Umbau an einem engen Hinterhof in Solingen zur Feuertaufe. Ihr Auftraggeber errang damit in der Kategorie Bestand den dritten Preis beim KfW Award Bauen 2020.
Video: Wie junge Architekten in Solingen aus einer Fabrik im Hinterhof ein helles Idyll schufen. (KfW Bankengruppe/n-tv)
Vorne wohnen, hinten arbeiten – so funktionierte die Bebauung an der Solinger Melbeckstraße in der Gründerzeit: Eine Fabrik für Messerbeutel und Kartonagen residierte im engen Hinterhof, später eine Druckerei. Doch zuletzt bröselte die Bausubstanz, und als der Besitzer sich von der Immobilie trennen wollte, fand er keinen Käufer.
Da fragte er seinen Schwiegersohn Sebastian Quiel um Rat. Als Architekt traute er sich einen Umbau zu: Wohnungen würden gehen, meinte er. Sieben müssten in die verwinkelten Etagen passen. Um das zu stemmen, holte er sich seinen Freund Eugenio D Catalano ins Boot, und für ihren gemeinsamen Erstling gründeten sie ein eigenes Architekturbüro. Sie arbeiteten sich beharrlich in die Materie ein: Belichtung, Brandschutz, Fluchtwege, Nachbarrecht und natürlich die Kosten waren ein Thema. Da passte es gut, dass der Bauherr sich mit Wirtschaft auskannte und bei der Ausschreibung unterstützte.
Der Charme von Gusseisen und Backstein
Hatte man zunächst nur eine möglichst kostengünstige Lösung im Sinn, so geriet das Team bald in Fahrt und begeisterte sich für gusseiserne Säulen, Stuckdetails und die Patina von Backsteinen: „Seit diesem Projekt ist mir klar, dass Umbau meine Leidenschaft ist“, sagt Eugenio D Catalano.
Die Wohnungen gestalteten sie so offen und hell wie möglich. Einbauten sind demontierbar über durchgehenden Böden aus Gussasphalt angelegt, sodass Wohnen wie Arbeiten möglich ist. Die Nebenräume sind an die Brandwand gerückt, sodass die gesamte Fensterfront frei bleibt.
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Die Architekten Eugenio D Catalano (links) und Sebastian Quiel (rechts) haben eine alte Cartonnagenfabrik in Lofts umgebaut (Bildmitte: Bauherr Dr. Reinhard Maaß).
Als Fluchtweg gibt es hinten ein stählernes Stiegenhaus, das auch als luftiger Hangout taugt. Im Vorderhaus reicht der Ausbau bis unters Dach, wo die oberste Holzbalkendecke zur extravaganten Galerie wurde. Es gelang den jungen Planern sogar, Akustik und Wärmeschutz auf Neubauniveau zu trimmen. Der Kundschaft gefiel es: Alle sieben Einheiten ließen sich prompt vermieten.
Wenig später konnten die Architekten dank dieser Referenz ein ähnliches Hinterhofprojekt in Bergisch Gladbach verwirklichen. Eugenio D Catalano, der an der Technischen Hochschule in Köln lehrt, steckt die Studenten dort mit seiner Begeisterung für vernachlässigte Altbauten an. „Es wird immer noch viel zu viel abgerissen“, findet auch Sebastian Quiel. „Wir träumen davon, so etwas für eine Gemeinschaft zu bauen.“
Das Projekt in Stichworten
Projekt: Umbau einer kleinen Fabrik zu Wohnungen
Lage: 42655 Solingen
Baujahr: 1898
Bauherr: Dr. Reinhard Maaß
Architekten: CATALANOQUIEL, Köln
Energieberater: Stephan Paffrath, Solingen
Wohnfläche: 550 Quadratmeter
Grundstück: 440 Quadratmeter
Qualitäten für die Bewohner: Zentrales Stadtwohnen mit altem Industriecharakter
Qualitäten für die Gesellschaft: Reaktivierung eines verfallenden Quartiers ohne neuen Flächenverbrauch
Energiesparen: Erhalt alter Substanz, dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung, Wärmeschutz mit Neubauniveau
KfW-Förderung: Sanierung EBS
KfW-Standard: Sanierung EBS
Auf KfW Stories veröffentlicht am 28. Juli 2020.
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 11: Nachhaltige Städte und Siedlungen
Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Doch Städte heizen die Erderwärmung an. Sie sind für jeweils rund 70 Prozent des Energieverbrauchs und der energiebezogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dichter Verkehr, intensive Bautätigkeit bei gleichzeitig starker Zersiedelung, hoher Energiebedarf und enorme Mengen an Müll und Abwässern: In den Städten trifft alles aufeinander. Ihre große Dichte macht Städte aber auch zum idealen Ansatzpunkt beim Kampf gegen den Klimawandel. Denn sie können in großem Maßstab Ressourcen schonen und Nachhaltigkeit vorleben, etwa dank flächensparender und kompakter Stadtstrukturen, emissionsarmer Verkehrssysteme, energieeffizienter Gebäude und einer geregelten Abfallentsorgung. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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