In einem Berliner Hinterhof hat ein junges Start-up mit einer Internetplattform die finanziellen Perspektiven von Studierenden in Deutschland verbessert. Eine bisher einmalige Kooperation mit der KfW erleichtert den Weg zum Studienkredit enorm.
Gerade mal 18 Minuten soll der neue Weg zur Studienfinanzierung dauern. Zurücklegen kann man ihn vom eigenen Schreibtisch aus mit wenigen Klicks und in vier Etappen: zuerst den finanziellen Bedarf ermitteln, danach aus den Finanzierungsmöglichkeiten wählen, die Anspruchshöhe berechnen und schließlich die Antragsdetails ergänzen. Am Ende, so Bastian Krautwald (Bild oben), stehe ein einwandfrei übermittelter Antrag auf einen KfW-Studienkredit. Sofern alle wichtigen Dokumente wie Personalausweis, Bankkarte und Studienbescheinigung griffbereit sind, um sie auf das Antragsportal seines Start-ups deineStudienfinanzierung hochzuladen, dauere das Ganze tatsächlich weniger als 20 Minuten, versichert er. Obwohl Gründer Krautwald den Prozess nicht zum ersten Mal am Bildschirm erklärt, kann er seine Begeisterung dafür nicht verhehlen. Er klingt wie ein Vater, der mächtig stolz ist auf sein Kind.
„In Deutschland muss kein Studium aus Geldmangel scheitern.“
Plattform bündelt Finanzierungsmöglichkeiten
Der Stolz ist berechtigt. Denn 18 Minuten sind eine fast unvorstellbare Zahl, vergleicht man sie mit dem Zeitinvestment der Vergangenheit. 2016 erfuhr Bastian Krautwald die bürokratischen Herausforderungen, vor denen jährlich Abertausende von Studierende stehen, aus allernächster Nähe. Bei der Volksbank Berlin erhielt er als Absolvent eines dualen Studiums Einblick ins Privatkundengeschäft und damit auch in den Antragsdschungel für junge Leute, die ihr Studium fremdfinanzieren wollen. Einen KfW-Studienkredit zu erhalten oder andere Förderungen zu beantragen, merkte er, kann Wochen dauern und manchen dazu veranlassen, vorzeitig die Flinte ins Korn zu werfen. „Dabei muss in Deutschland kein Studium aus Geldmangel scheitern“, sagt Krautwald. „Es gibt genügend Finanzierungswege. Wir sind mit dem Anspruch angetreten, Menschen ein finanziell sorgenfreies Studium ermöglichen zu wollen.“ Die Statistik bestärkt Krautwald: Laut der Bedarfsermittlung unter allen Unistädten in Deutschland benötigen Studierende hierzulande pro Monat durchschnittlich knapp 1.000 Euro. Um diese Summe zusammenzubekommen, sind laut einer Unicum-Studie etwa 80 Prozent auf Nebenjobs angewiesen. Bei nur 20 Prozent reicht allein das Geld der Eltern. Finanzielle Engpässe sind immer wieder Grund dafür, das Studium abbrechen zu müssen. Was also, wenn man die komplexen Finanzierungsmöglichkeiten auf einer Internetplattform nicht nur bündeln, sondern dort auch helfen könnte, das jeweils passende Produkt zu finden, um dann die Studierende innerhalb kürzester Zeit durch den gesamten Antragsprozess zu leiten?
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Anlässe zum Feiern gab es für das Start-up deineStudienfinanzierung zu genüge. Bislang schreibt es eine Erfolgsstory.
Die KfW als Schlüsselpartner
Parallel zu seinem eigenen Studium fingen Krautwald und zwei weitere Geschäftskollegen an, ihre Idee mit Leben zu füllen. Sie durchliefen ein Start-up-Förderprogramm von Axel Springer, befragten danach 150 Studierende nach ihren Erfahrungen mit der Studienfinanzierung und stießen auf das, was sie bereits vermuteten: Vieles scheint den Studierenden zu kompliziert und zu langwierig. Der Marktanalyse folgte eine dreijährige Programmierarbeit, zwischendurch gab ein siegreicher Auftritt bei der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ Wind unter die Flügel, verschiedene Business Angels brachten über zwei Finanzierungsrunden das nötige Geld mit, 2018 ging die Plattform online, die Zahl der Kunden, die im Monatsschnitt etwa 750 Euro über deineStudienfinanzierung fremdfinanzieren lassen, wuchs in einen höheren fünfstelligen Bereich, heute steht Krautwalds Start-up mit einer zusätzlichen Innovation vor dem endgültigen Durchbruch. Schlüsselpartner dabei: die KfW.
„Uns ist ein für Deutschland signifikanter Schritt gelungen“, sagt Bastian Krautwald. „Erstmals darf ein junges Start-up ein Produkt der KfW unter der eigenen Marke anbieten und abschließen.“ Konkret heißt das: Digitale Schnittstellen ermöglichen eine direkte Verbindung zwischen der Plattform von deineStudienfinanzierung und der KfW. Musste der 20-seitige Antrag für einen Studienkredit bislang ausgedruckt und zur Hausbank getragen werden, von wo er dann nach Prüfung per Post an die KfW geschickt wurde, wo er wiederum geprüft und bewilligt oder abgelehnt wurde, läuft der gesamte Prozess nun von Algorithmen organisiert schneller und schlanker ab – bis hin zur automatisierten Zusage. Begleitet wurde das Start-up in dieser einmaligen Kooperation von KfW-Produktmanagerin Sandra Langewisch. „Wir haben uns am Anfang gefragt, welche Rolle wir als KfW spielen wollen. Wollen wir Betreiber einer eigenen Plattform sein oder Produktanbieter“, sagt sie. Der Entschluss: „In der Entwicklung von Förderprodukten sind wir richtig gut. Eine Plattform organisieren können andere besser.“ Bastian Krautwald hat nachgezählt. 40 Treffen hat es zwischen der KfW und dem Team von deineStudienfinanzierung.de in zweieinhalb Jahren gegeben. Seit Anfang November läuft eine sechsmonatige Testphase mit einer Handvoll Studierende und drei Vertriebspartnern. Der analoge Antragsweg besteht parallel weiter.
Am Ende, da ist sich Bastian Krautwald sicher, würden weit mehr KfW-Studienkredite abgerufen werden. Bisher haben mehr als 320.000 Studierende zwischen 2006, dem Start des Förderprogramms, und 2019 einen KfW-Studienkredit erhalten, aufgrund der Corona-Pandemie mit zuletzt wachsender Tendenz. Das Fördervolumen für diesen Zeitraum liegt bei über 6,8 Milliarden Euro, im Schnitt 500 Euro werden den Studierenden monatlich zur Verfügung gestellt. Aus Vertriebssicht gute Zahlen. Noch bessere Zahlen wären für Sandra Langewisch allerdings nur eine positive Begleiterscheinung. „In erster Linie ging es uns darum, die Prozessstrecke innerhalb der KfW effizienter zu gestalten und nicht den Vertrieb anzukurbeln. Aber natürlich gilt: Bevor Menschen nicht studieren, sollen sie einen KfW-Kredit nutzen.“ Dem kann Bastian Krautwald nur zustimmen. Seine Mission sieht er lange nicht erfüllt. Es gebe in Deutschland drei Millionen Studierende, betont er, davon bräuchten 80 Prozent externes Geld. Diese hohe Zahl ist Ansporn für ihn, mit seiner Plattform noch effektiver zu werden.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 1. Dezember 2020
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Ziel 4: Bildung für alle
Menschen den Zugang zu Bildung zu verwehren heißt, ihnen ein elementares Menschenrecht vorzuenthalten – und wichtige Entwicklungschancen für den Einzelnen und die Gesellschaft. Bildung befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation zu verbessern. Weltweit haben 58 Millionen Kinder und 63 Millionen Jugendliche noch keinen Zugang zur Grund- und Sekundarschule. 90 Prozent aller Kinder mit einer Behinderung gehen niemals zur Schule. 781 Millionen Menschen sind Analphabeten. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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