Stephan Opitz
Gesellschaftlicher Zusammenhalt

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Zwei große Akteure in der Entwicklungsfinanzierung

KfW-Bereichsleiter Stephan Opitz über die Zusammenarbeit zwischen dem Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank und der französischen Entwicklungsbank Agence Française de Développement.

Sie sind zwei große Akteure in der weltweiten Entwicklungsfinanzierung: Die deutsche KfW und die französische Entwicklungsbank AFD ziehen seit vielen Jahren an einem Strang, wenn es darum geht, Armut zu bekämpfen, das Klima zu schützen und die Länder in Afrika, Asien, Nahost und Lateinamerika bei der Entwicklung zu unterstützen. Die ko-finanzierten Vorhaben in allen Weltregionen belaufen sich inzwischen auf ein Volumen von rund einer Milliarde Euro. Strategisch setzen sich beide Banken dafür ein, die europäische Entwicklungs-Agenda voranzutreiben.

Herr Opitz, früher galten Deutsche und Franzosen als Erbfeinde. Heute ist für uns die deutsch-französische Freundschaft und Zusammenarbeit selbstverständlich. Das gilt seit langem auch für die Entwicklungsbanken. Wie ist es zur Zusammenarbeit von KfW und AFD gekommen?

Die Zusammenarbeit steht eben genau in diesem Kontext der politischen Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich seit dem Zweiten Weltkrieg, die mit dem Elysee-Vertrag von 1963 gefestigt wurde. Da gab es zwischen den beiden Ländern auf vielfältige Weise eine Zusammenarbeit, etwa auch in der Bildung und in der Wirtschaft. Bei der Kooperation zwischen KfW und AFD ging es bereits in den 70er und 80er Jahren ganz pragmatisch darum, Projekte zu finanzieren und große Investitionen zu tätigen, die eine Bank alleine nicht „stemmen“ konnte.

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ziehen wir auch strategisch an einem Strang: Wir haben das EU-Blending, also die Verknüpfung von Zuschüssen und Darlehen, maßgeblich mitgeprägt, bringen Themen in die europäische Entwicklungs-Agenda ein und betreiben auch gemeinsam Lobbying bei der EU-Kommission, um die Entwicklungszusammenarbeit der EU noch effizienter und wirksamer zu machen.

Die KfW fördert

Die KfW Entwicklungsbank fördert weltweit zahlreiche Projekte.

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Was waren im Rückblick die ersten Projekte, die gemeinsam finanziert wurden?

Zu Anfang waren das meist größere Infrastrukturprojekte, für die große Investitionssummen notwendig waren, vor allem in Afrika: Dazu gehörten etwa der Ausbau eines Hafens in Kamerun schon Ende der 70er Jahre. Oder ein Staudamm in Mali und ein Wasserkraftwerk in Burundi Anfang der 80er Jahre. Dabei haben sich KfW und AFD näher kennen gelernt, so dass die Kooperation über die Jahre ausgebaut, immer enger und auch auf andere Länder und Regionen ausgeweitet wurde.

Gibt es Länder und Sektoren, auf die man sich vor allem konzentriert hat?

Ein Schwerpunkt der Kooperation war und ist Afrika. Dabei geht es sehr stark weiterhin um den Ausbau der Energie- und Wasserversorgung. Neben Afrika spielt heute der Nahe Osten eine immer größere Rolle und auch Afghanistan. Dort kooperieren KfW und AFD beim Ausbau und der Verbesserung der Wasserversorgung in Kabul. In Ägypten unterstützten wir gemeinsam den Bau des Windparks am Golf von Suez und in Marokko waren KfW und AFD am Bau des größten Solarparks der Welt, Ouarzazate, beteiligt.

Wie profitieren die beiden Organisationen voneinander?

Dadurch, dass wir eng kooperieren, steigern wir die Sichtbarkeit und Wirksamkeit der europäischen Entwicklungszusammenarbeit und können, wie schon erwähnt, gemeinsam mehr Mittel für einzelne Projekte bereitstellen. Insgesamt umfassen die Ko-Finanzierungen von KfW und AFD ein Volumen von rund einer Milliarde Euro. Darüber hinaus haben wir gemeinsam im Rahmen der internationalen Aid Effectiveness Agenda mit der Europäischen Investitionsbank EIB 2013 die Mutual Reliance Initiative (MRI) ins Leben gerufen. Das MRI-Portfolio umfasst aktuell rund 50 Vorhaben mit Investitionen in Höhe von rund vier Milliarden Euro.

Zusammen sind KfW und AFD auch Gründungsmitglieder des International Development Finance Club (IDFC). Seit 2011 kooperieren in dieser Allianz knapp zwei Dutzend nationale und regionale Finanzinstitutionen. Zunächst hatten wir den Vorsitz, jetzt hat ihn die AFD.

IDFC

KfW und AFD sind Gründungsmitglieder des International Development Finance Club (IDFC). Mittlerweile kooperieren in dieser Allianz 23 nationale und regionale Finanzinstitutionen. Momentan hat die französische Entwicklungsbank Agence Française de Développement (AFD) den Vorsitz inne.

In der Lebensweise zwischen Deutschen und Franzosen gibt es Unterschiede. Gibt es auch Unterschiede in der Arbeitsweise zwischen AFD und KfW?

Zunächst mal gibt es viele Gemeinsamkeiten in der Zielsetzung: Wir helfen beide dabei mit, dass die internationale Staatengemeinschaft die „Sustainable Development Goals“ erreichen kann. KfW und AFD setzen sich beide dafür ein, die Armut in Entwicklungsländern zu reduzieren und das Klima zu schützen. Dafür wird ein Großteil der Zusagen gemacht. Institutionell gibt es aber Unterschiede. Wir sind als Entwicklungsbank Teil der KfW Bankengruppe, die überwiegend im Inland arbeitet. Die AFD steht für sich und macht Entwicklungsfinanzierung, während das Geschäft im Inland von einer anderen Institution umgesetzt wird.

Aber natürlich sind die Institutionen letztlich auch geprägt durch die Kultur, aus der sie stammen. Wir haben seit längerer Zeit einen Personalaustausch. Jeweils für zwei bis drei Jahre arbeiten Kolleginnen und Kollegen bei der jeweiligen Partnerbank. Die spüren natürlich, dass es Unterschiede in der Art und Wiese gibt, wie man zusammen arbeitet und wie der Umgang mit Hierarchien ist.

Sehen Sie auch Probleme in der Zusammenarbeit?

Auf strategischer Ebene war die Zusammenarbeit eigentlich immer weitgehend problemlos. Aber wir sind in Teilen in den einzelnen Regionen auch Wettbewerber. Und die AFD und auch wir sind auf einem starken Wachstumskurs. Die AFD war vor 30 Jahren sehr stark auf Afrika bezogen, geht jetzt seit den 90er Jahren aber auch in andere Regionen wie Lateinamerika und Asien, wo wir schon lange aktiv sind. Und wenn die Anzahl der umsetzungsreifen Vorhaben begrenzt ist, kann man sich auch schon mal Konkurrenz machen und ins Gehege kommen. Doch gerade, wenn es da hin und wieder hakt, ist es gut, dass wir uns so gut kennen und so Probleme rasch lösen können.

Auf der großen politischen Ebene wird unter dem neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Kanzlerin Angela Merkel eine engere deutsch-französische Zusammenarbeit angestrebt. Gilt das auch für die Finanzielle Zusammenarbeit?

Auf jeden Fall. Die Kooperation zwischen KfW und AFD wird weiter zunehmen, operativ und strategisch. Bei den Projekten ist zu erwarten, dass die Zahl der Vorhaben, die wir gemeinsam finanzieren, steigt. Strategisch werden wir unser Gewicht in der Entwicklungspolitik weiter einbringen. Wir sind schließlich zwei große Akteure in der weltweiten Entwicklungsfinanzierung und wollen gemeinsam mit der EU und der Europäischen Investitionsbank (EIB) global europäische Interessen vertreten. Unsere Expertise und unser Fachwissen bringen wir auch bei der aktuellen Debatte um die europäische Entwicklungsarchitektur zusammen ein.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 26. Juni 2018

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.