Ein Mann trägt einen Korb auf einem Weg in einer Mangrovenlandschaft im Senegal
Infrastruktur

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Frieden fördern in der Casamance

Der Frieden in der Casamance, einer Region im Süden Senegals, ist fragil. Die FZ leistete Pionierarbeit und unterstützte durch den Wiederaufbau sozialer und wirtschaftlicher Infrastruktur. Die Maßnahme fand hohen Anklang innerhalb der Bevölkerung.

Im Regierungsauftrag

Seit dem Jahr 1960 unterstützt die KfW im Rahmen der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) die Bundesregierung dabei, ihre entwicklungspolitischen Ziele umzusetzen. Wir verbinden Finanzierungs-Know-how mit entwicklungspolitischer Expertise. Im Auftrag der Bundesregierung, vor allem des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), fördern und begleiten wir Programme und Projekte mit überwiegend staatlichen Akteuren in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Ziel „Friedenswirtschaft“

Abgeschnitten vom Rest Senegals liegt die Casamance im Süden des Landes. Über viele Jahre vernachlässigte die Zentralregierung in Dakar die Region. Die Armutsraten erreichten fast 80 Prozent. Dies ist einer der Gründe, weshalb seit 35 Jahren Rebellen immer wieder für die Unabhängigkeit der Casamance kämpften. Verwicklungen der Rebellen mit den Nachbarstaaten Gambia und Guinea-Bissau verkomplizierten den Konflikt. Die Infrastruktur des Landstrichs zerfiel zunehmend, Investoren blieben aus – eine Negativspirale, die die Bereitschaft zu weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen nur erhöhte. Zehntausende flüchteten aus der Region.

Die letzten Jahre brachten neue Hoffnung. Senegal versucht, die Region gezielt zu fördern, und führt seit 2012 Friedensgespräche zumindest mit einem Teil der Rebellen. Die Waffen ruhen. Unter Beteiligung internationaler Geber wurde ein Programm zum Wiederaufbau und zur Wiederbelebung der wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten aufgelegt. Das Ziel ist die Entwicklung einer „Friedenswirtschaft“. Geht es den Menschen besser, so die Wirkungslogik des Programms, sinkt die Motivation zur gewaltsamen Konfliktlösung. Gleichzeitig sollen Leistungen des Staates den Wert des Friedens sichtbar machen. Ein anspruchsvolles, aber höchst relevantes Konzept.

Erfolgsmessung

Ob ein Vorhaben erfolgreich ist oder nicht, misst sich vor allem an den Fragen: Was hat das Vorhaben für die Menschen im Partnerland bewirkt? Hat sich deren Situation nachhaltig verbessert? Drei bis fünf Jahre nach Fertigstellung einer Maßnahme unterzieht die Evaluierungsabteilung der KfW Entwicklungsbank rund die Hälfte aller abgeschlossenen Vorhaben einer unabhängigen Evaluierung, auch um für zukünftige Projekte und Programme zu lernen.

Mehr Informationen über die KfW Evaluierungsarbeit

Infrastrukturmaßnahmen in der Krisenregion

Die FZ finanzierte sowohl größere Projekte wie Straßen und Bewässerungssysteme als auch sogenannte Basisdienstleistungen auf Vorschlag der Gemeinden vor Ort: Schulen, Gesundheitsstationen, Wasserversorgung, Sozialzentren, Märkte und Bushaltestellen. Die über 100 einzelnen Projekte wurden gezielt in Teilen der Casamance durchgeführt, die aufgrund der angespannten Sicherheitslage bis dahin weder Unterstützung vom Zentralstaat noch von internationalen Gebern erhielten. Es wurde Pionierarbeit geleistet. Um den Konflikt nicht ungewollt zu schüren, wurde stets dem „Do no harm“-Prinzip gefolgt: Projekte wider den Willen der Konfliktparteien wurden nicht umgesetzt; alle sollten möglichst gleichermaßen profitieren. So wurde etwa eine zunächst geplante Schotterstraße nicht gebaut, als sich lokale Rebellengruppen dagegen aussprachen. Es dauerte zwar einige Jahre, bis alle Maßnahmen durchgeführt waren, aber der Aufwand lohnte sich.

Trommler aus dem Senegal
Freude ...

... über neue, friedliche Perspektiven in der Casamance.

Während der Ex-post-Evaluierung, die fünf bis acht Jahre nach Fertigstellung der Bauwerke durchgeführt wurde, betonten die Menschen vor Ort immer wieder, wie sehr die Infrastruktur von allen geschätzt und wie stark sie genutzt würde. Ein Bürgermeister forderte spontan die Fortsetzung des Programms. Lediglich zwei Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft fand die Evaluierungsmission durch Starkregen beschädigt – vielleicht eine Folge des Klimawandels. Wenn auch nur punktuell, so haben die FZ-Maßnahmen die Lebensbedingungen in der Casamance doch sichtbar verbessert.

Auf die Frage nach den Friedenswirkungen der Projekte erklärten mehrere Interviewpartner, dass die Investitionen das Gefühl der Ausgrenzung und Vernachlässigung mindern, eine der Ursachen des Konflikts. Auch unabhängig von dem Engagement der FZ: Es tut sich etwas in der Casamance. Flug- und Fährverbindungen nach Dakar nehmen zu. Auch die Einschulungsquoten haben bereits das nationale Mittel überschritten.

Quelle
15. Evaluierungsbericht

Dieser Artikel ist dem 15. Evaluierungsbericht, erschienen im Juni 2019, entnommen. Der Bericht dokumentiert die Arbeit der Finanziellen Zusammenarbeit aus den Jahren 2017–2018.

Zur Ausgabe

Der Frieden in der Casamance bleibt dennoch fragil. Selbst wenn der Konflikt zurzeit ruht, der Wunsch nach Unabhängigkeit ist nie ganz erloschen. Die FZ setzt ihr Engagement in der Casamance fort. Den Bürgermeister, dessen Wunsch sich somit erfüllt, wird dies freuen – und sicherlich auch viele andere.

Ergebnis: „gut“ – Note 2

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Donnerstag, 6. Juni 2019