Ouagadougou Burkina Faso
Corona-Krise

Corona-Krise

Strikte Regeln in Burkina Faso

Das Coronavirus ist in Afrika angekommen. Wie das KfW-Außenbüro in Burkina Faso unter den erschwerten Bedingungen den Betrieb aufrechterhält und wo aktuell die größten Gefahren liegen, berichtet Büroleiterin Verena Le Chuiton.

Zur Person
Verena Le Chuiton

Verena Le Chuiton ist seit 2008 für den Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank tätig. Seit 2017 leitet die Politologin und Ökonomin das KfW-Büro in Ouagadougou, Burkina Faso.

Normalerweise wären die acht Mitarbeiter des KfW-Büros in der Hauptstadt Ouagadougou jetzt im Deutschen Haus, wo sie sich gemeinsam mit den Kollegen von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit die Räume teilen. Anfang März gab es jedoch auch in Burkina Faso die ersten Covid-19-Fälle, die mit Schließungen von Schulen, Moscheen und Kirchen, Restaurants und schließlich den Märkten einhergingen. Bevor die letzten Airlines ihren Flugbetrieb einstellten und der Flughafen vor zwei Wochen geschlossen wurde, sind viele Expats noch ausgeflogen. Das hatte allerdings nicht damit zu tun, dass die deutsche Botschaft zur Ausreise aufgefordert hätte. Es lag schlicht daran, dass ohnehin unsere Urlaube anstanden. Aber es war ein ungutes Gefühl, in den Flieger zu steigen, ohne zu wissen, wann genau es wieder zurückgeht.

Eine Mitarbeiterin arbeitet nun von daheim aus Madagaskar, ein anderer Kollege aus Südfrankreich, die weiteste Entfernung zwischen den Teammitgliedern liegt bei 8.000 Kilometern. Sie arbeiten aus vier Ländern in drei unterschiedlichen Zeitzonen und das jeweils im Homeoffice, auch in Ouagadougou, denn die Situation dort hat sich nicht verbessert. Verlässliche Zahlen liegen allerdings nicht vor.

Zwölf Intensivbetten für rund 20 Millionen Einwohner

In ganz Burkina Faso, einem Land mit rund 20 Millionen Einwohnern, gibt es – das ist der Stand von März – nur zwölf Intensivbetten. Unsere Office-Managerin Chimène Ouédraogo berichtet, dass sie noch rechtzeitig Desinfektionsmittel und Masken für alle besorgen konnte. „Wir haben gesehen, wie schnell in Deutschland alles ausverkauft war, und konnten noch reagieren“, sagt sie. Abgeschaut hat sich das Büro auch das Rotationsprinzip der KfW-Kollegen in Frankfurt. Zwei Mitarbeiter kommen nun zu unterschiedlichen Zeiten an den üblichen Arbeitsplatz, um die eingehende Post zu bearbeiten – in Burkina Faso läuft noch viel über Briefe. Die übrigen Kollegen arbeiten von daheim. Die Sicherheitslage ist aufgrund verschiedener Terroranschläge seit einigen Jahren angespannt, sodass alle darauf eingestellt sind, die Laptops auch zu Hause zu nutzen. Laut Chimène Ouédraogo seien die Kollegen der Abteilung IT-Ausland sehr reaktionsschnell und damit eine große Hilfe gewesen, um die nötige Infrastruktur bereitzustellen.

Es ist sehr wichtig, regelmäßig Kontakt zu halten, vor allem telefonisch. Zumal gerade niemand weiß, wann Normalität einkehrt und wir alle wieder in einem Büro zusammenarbeiten können. Ich selbst bin mit meiner Familie wieder in Frankfurt.

Die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus übertreffen in Burkina Faso alles jemals Dagewesene – selbst die Ebola-Epidemie von 2014 und 2015. Mehrwöchige Ausgangssperren und Schließungen der Märkte wurden verhängt. Für viele Menschen bedeutet das schlichtweg den Verlust ihrer Lebensgrundlage – denn die Händler verdienen tagsüber das Geld, von dem sie das Abendessen für ihre Familien einkaufen müssen.

In dieser angespannten Situation ist es alles andere als selbstverständlich, dass alle Bürokollegen dezentral arbeitsfähig sind und auch internetfähige Telefone haben, um Nachrichten auszutauschen oder zu skypen. Vorausgesetzt, es gibt in Ouagadougou gerade keinen Stromausfall. Das ist bei 40 Grad im Schatten keine Seltenheit – in Burkina Faso ist nämlich gerade Hochsommer.

Aktuell hoffen noch einige, dass das Virus mit der steigenden Hitze schnell wieder verschwindet. Denn dauert die Krise länger, werden die Folgen für die Bevölkerung dramatisch sein. Im Land leben rund 840.000 Binnenflüchtlinge, die vor dem Terror islamistischer Gruppen geflohen sind und bereits von internationalen Organisationen versorgt werden müssen. Wenn nun noch die restliche Bevölkerung von Hilfslieferungen abhängig wird, dann wäre die Katastrophe da.

KfW-Aussenbüros

Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank ist weltweit in mehr als 70 Ländern mit Außenbüros vertreten.

Übersicht aller Standorte

Quarantäne bremst einige KfW-Projekte

Umso wichtiger ist, dass die Projekte des Geschäftsbereichs KfW Entwicklungsbank in gewohnter Qualität weiterlaufen. An unseren Ansprechpartnern aus der öffentlichen Verwaltung scheitert das nicht, sie sind gut zu erreichen. Allerdings ist auch deren Bewegungsfreiheit eingeschränkt, wie mir mein Mitarbeiter Emmanuel Sandaogo, zuständig für den Landwirtschaftssektor, berichtete. „In einem meiner Vorhaben zur Förderung der Bewässerungslandwirtschaft liegen 83 Baustellen brach, weil die von Covid-19 betroffenen Städte unter Quarantäne stehen und die Projektmitarbeiter nicht aufs Land können, um zu kontrollieren und Abnahmen durchzuführen. Wenn die Arbeiten nicht vor Beginn der Regenzeit im Juli abgeschlossen sind, verlieren wir ein ganzes Jahr, bis auf den Feldern Reis angebaut werden kann.“

Damit die Projekte wenigstens finanziell nicht trockenfallen, stehen wir mit dem Büro Ouagadougou der Herausforderung gegenüber, so weit handlungsfähig zu bleiben, dass alle Finanzierungsabrufe schnell bearbeitet und nach Frankfurt weitergeleitet werden können. Das läuft trotz der Schutzmaßnahmen gut. Letzte Woche haben wir uns unter anderem um eine erste Zahlung für die Westafrikanische Gesundheitsorganisation zur Unterstützung in der Corona-Krise gekümmert.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 15. April 2020.