Viele Erwachsene verlassen die Länder Zentralamerikas auf der Suche nach Arbeit. Die zurückgelassenen Jugendlichen in Guatemala, El Salvador und Honduras rutschen oft in die Kriminalität ab. Ein Programm mit Förderung der KfW bietet erfolgreich Alternativen an.
Gewalt bestimmt in Zentralamerika den Alltag, besonders unter Jugendlichen. In manchen Großstädten in Honduras, El Salvador und Guatemala kontrollieren kriminelle Jugendbanden, sogenannte Maras, ganze Stadtteile. Gangs bekriegen sich, die Mordraten zählen zu den höchsten der Welt. Gangmitglieder erpressen Schutzgeld und zwingen damit kleine Ladenbesitzer zum Aufgeben. Das hemmt die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Regionen, schafft Misstrauen gegenüber Nachbarn, Angst gegenüber Fremden und mündet für viele in ein Leben in Armut und Arbeitslosigkeit.
Ein zusätzliches Problem: Viele Lateinamerikaner wandern in die USA aus und lassen ihre Kinder zunächst zurück. Einige Minderjährige wachsen dann bei Verwandten auf, andere sind auf sich allein gestellt – und schließen sich nicht selten einer kriminellen Bande an. In Honduras, das zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern Zentralamerikas gehört, ist beinahe die Hälfte der Bevölkerung unter 15 Jahre alt.
Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank unterstützt mit CONVIVIR seit 2014 in Honduras ein Präventionsprogramm, das den Jugendlichen Perspektiven bietet, damit sie nicht in die Kriminalität abrutschen. Ähnliche Programme werden in Guatemala seit 2016 und in El Salvador seit 2017 durchgeführt.
Partner des Vorhabens in Honduras ist der Sozialentwicklungsfonds FHIS, dem zehn Millionen Euro als Darlehen aus Mitteln des Bundesministeriums für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) zur Verfügung stehen. Derzeit wird das Projekt in den drei Gemeinden Siguatepeque, Gracias und La Lima umgesetzt. Parks und Sportanlagen, Jugendtreffs und Kulturhäuser werden geschaffen.
„Die lokale Bevölkerung beteiligt sich an den einzelnen Baumaßnahmen und identifiziert sich daher stark mit dem Programm“, sagt Kathrin Gütschow, die als KfW-Mitarbeiterin im Regionalbüro in Honduras für soziale Projekte zuständig ist und seit 20 Jahren in Mittelamerika lebt. „Wir wollen sichere öffentliche Räume schaffen, die Gemeinschaft stärken und dafür sorgen, dass sich die Menschen auch im Dunkeln wieder vor die Haustür trauen“, erklärt sie.
Neben dem Bau öffentlicher Einrichtungen will das Programm CONVIVIR die sozialen und beruflichen Kompetenzen von Jugendlichen stärken. Je nach lokalem Bedarf werden vielfältige Kurse angeboten, von Malerei über Handyreparatur, Brotbacken oder Haareschneiden bis hin zu Schulungen, in denen Jugendliche lernen, wie sie Jüngeren das Fußball- oder Basketballspielen beibringen.
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„In jeder Gruppe werden Selbstvertrauen und Gemeinschaftsgefühl gestärkt, und es tauchen wichtige Fragen auf, zum Beispiel, wie man mit Konflikten umgeht“, fügt Kathrin Gütschow hinzu. Allein an beruflichen Kursen haben bereits 450 Jugendliche teilgenommen.
Da es in Zentralamerika kaum Jobs gibt, sollen die jungen Menschen befähigt werden, später einen eigenen kleinen Laden zu führen. „Die Weiterbildungsangebote werden gut angenommen, aber die Schwierigkeit besteht manchmal darin, Jugendliche über die Kursdauer von drei bis vier Monaten motiviert zu halten.“ Jeden Tag zur Schule gehen, das seien viele nicht gewohnt.
„Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich Jugendliche entfalten, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt“, meint Kathrin Gütschow zum Erfolg des Programms, das mit weiteren sechs Millionen Euro des BMZ bald auf drei andere Gemeinden in Honduras ausgeweitet werden soll.
Konflikte zwischen zerstrittenen Stadtteilen konnten laut der KfW-Mitarbeiterin durch das gemeinsame Planen von Baumaßnahmen bereits beigelegt werden. „Mit CONVIVIR können wir zusätzlich dafür sorgen, dass sich junge Menschen nicht aus Mangel an Perspektiven gewalttätigen Gruppen anschließen“, erklärt sie.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 12. Dezember 2017
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 4: Bildung für alle
Menschen den Zugang zu Bildung zu verwehren heißt, ihnen ein elementares Menschenrecht vorzuenthalten – und wichtige Entwicklungschancen für den Einzelnen und die Gesellschaft. Bildung befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation zu verbessern. Weltweit haben 58 Millionen Kinder und 63 Millionen Jugendliche noch keinen Zugang zur Grund- und Sekundarschule. 90 Prozent aller Kinder mit einer Behinderung gehen niemals zur Schule. 781 Millionen Menschen sind Analphabeten. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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