In fast 70 Ländern betreibt die KfW Bankengruppe eigene Büros, auch in Ländern mit hohem Sicherheitsrisiko für die Mitarbeiter. KfW Stories zeigt acht Projekte der KfW Entwicklungsbank in gefährlichen Regionen.
Beim Thema Sicherheit im Ausland wird besonders deutlich, warum die KfW keine typische Bank ist. In fast 70 Ländern betreibt die Bankengruppe eigene Büros. Und: 29 Länder weltweit stufen die Sicherheitsexperten der KfW als so gefährlich ein, dass im Auftrag der Förderbank Reisende zuvor spezielle Schulungen besuchen müssen. Sicherheit bedeutet hier nicht allein Absicherung gegen Zahlungsausfälle, sondern auch Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen Angriffe auf ihr Leben.
„Die Kollegen sollen bestmöglich betreut werden“, ist die Maxime für Thomas Jehmlich, Abteilungsdirektor Sicherheitsmanagement bei der KfW. Dazu stellt sein Team ein umfangreiches Servicepaket bereit. „Alles beginnt mit der Einstufung eines Landes mit Blick auf Terrorismusgefahr, Kriminalität und Entführungsrisiko auf einer Skala von I bis IV“, erklärt Jehmlich. „Singapur etwa steht als ziemlich sicheres Land auf Stufe I, und Länder wie Afghanistan stehen auf Stufe IV.“ Elf Staaten tragen aktuell das IVer-Label, aber 18 Nationen mit Stufe III werden in Teilen dem gleichgesetzt – weil dort einzelne Gebiete wegen regionaler Konflikte ähnlich gefährlich sind.
Dossier
In vielen Ländern ist die Entwicklungszusammenarbeit mit Risiken für die Helfer verbunden. In unserem Dossier schildern wir, wo welche Gefahren drohen.
Mehr erfahrenDas Schulungsprogramm ist gestaffelt je nach Bedrohung: Jeder ins Ausland Reisende soll ein eintägiges Grundlagenseminar besuchen. Wer auf Zeit in ein Auslandsbüro entsandt wird, besucht einen zusätzlichen Sicherheitskurs von einem Tag. Und geht es in eines der 29 Gefahrenländer, kommt ein Kurs in Erster Hilfe unter erschwerten Bedingungen dazu, so dass man möglichst auch über mehrere Stunden einen Verwundeten am Leben erhalten kann. In der abschließenden viertägigen Heat-Schulung – für Hostile Environment Awareness Training – werden auch Entführungen unter möglichst realen Bedingungen simuliert. Thomas Jehmlich: „Zum Glück ist aber noch nie ein KfW-Kollege entführt worden.“
Wilderei im Kongo
DR Kongo Wilderer schlachten Elefanten in Nationalparks, verzehren das Fleisch und schlagen aus dem Elfenbein Profit. Auch der Bestand an Wildtieren wie Nashörnern, östlichen Flachlandgorillas oder Okapis verringert sich, nicht zuletzt durch marodierende Rebellengruppen. Immer wieder kommt es in den Nationalparks zu tödlichen Überfällen auf Parkmanager und Ranger. Das Foto links zeigt Wildhüter Erik Mararv, der von Elefantenwilderern angeschossen wurde. Drei seiner Kollegen starben. Die KfW unterstützt das Management von sechs Naturschutzgebieten, teilweise in Zusammenarbeit mit dem WWF. „Bei den Projekten geht es nicht nur darum, einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten, sondern auch um mehr Sicherheit und bessere Arbeitsbedingungen für die Ranger“, sagt Karin Derflinger von der KfW. Gefördert werden eine bessere Ausbildung der Ranger, Ausrüstung und Maßnahmen zum Schutz der Tiere in ihrem natürlichen Umfeld.
„Bei den Projekten geht es auch um mehr Sicherheit und bessere Arbeitsbedingungen für die Ranger.“
Jugendkriminalität in Zentralamerika
Zentralamerika Kriminelle Jugendbanden, sogenannte Maras, verhindern in vielen Städten von El Salvador, Guatemala und Honduras ein friedliches Zusammenleben. Gangs bekriegen sich, die Mordraten zählen zu den höchsten der Welt. Das Problem: Viele Jugendliche sind ohne Perspektive und schließen sich kriminellen Banden an. Die KfW unterstützt mit CONVIVIR seit 2014 ein Präventionsprojekt, das den Jugendlichen Alternativen bietet, damit sie nicht in die Kriminalität abrutschen. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich die Jugendlichen entfalten, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt“, sagt KfW-Mitarbeiterin Kathrin Gütschow.
„Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich die Jugendlichen entfalten.“
Provisorische Schulen in Syrien
Syrien Provisorisch werden Schüler in einer alten Scheune unterrichtet. In Syrien, wo immer noch Bomben fallen, müssen Schulen gebaut und ausgestattet werden, damit möglichst viele Kinder trotz Bürgerkrieg weiter Zugang zu Bildung erhalten und nicht zu einer verlorenen Generation werden. Um die notleidende Bevölkerung zu unterstützen, hat die KfW als Treuhänderin 2013 den internationalen Wiederaufbaufonds SRTF (Syria Recovery Trust Fund) eingerichtet. Damit werden an 150 Standorten lokale Projekte für die Bevölkerung ermöglicht. „Das Engagement und Durchhaltevermögen unserer Partner vor Ort ist bewundernswert“, sagt Gunnar Wälzholz von der KfW.
„Das Engagement und Durchhaltevermögen unserer Partner vor Ort ist bewundernswert.“
Unruhen in Burundi
Burundi Demonstrationen, Putschversuche und Polizeigewalt: Nachdem der Präsident 2015 trotz gesetzlicher Beschränkungen eine dritte Amtszeit anstrebte, hatte sich die Sicherheitslage signifikant verschlechtert. Das KfW-Büro wurde zeitweise ins Nachbarland Ruanda verlegt. „Ich hatte furchtbare Angst um meine Frau und meine drei Kinder, die aus familiären Gründen im Land bleiben mussten. Sie haben mich angerufen, wenn nachts Schüsse fielen oder Tote auf der Straße lagen“, sagt Isidore Nzobambona über die schlimme Zeit, als er 20 Monate lang von seiner Familie getrennt war. In diesem Jahr konnte er nach Burundi zurückkehren.
„Ich hatte furchtbare Angst um meine Frau und meine drei Kinder."
Wiederaufbau in Südsudan
Südsudan Zerstörte Dörfer, verminte Straßen und massive Flüchtlingsströme: Fünf Jahre nach der Unabhängigkeit des Landes brach 2016 im Südsudan erneut der Bürgerkrieg aus – eine humanitäre Katastrophe. Momentan arbeitet die KfW wegen der angespannten Sicherheitslage kaum noch direkt vor Ort, sondern engagiert sich über Dritte wie Nichtregierungsorganisationen und die Vereinten Nationen, um das Land mit vereinten Kräften wiederaufzubauen. „Mich beeindruckt, dass die Menschen nach 30 Jahren Krieg immer wieder aufstehen und an ihr Land glauben“, sagt Andreas Holtkotte von der KfW.
„Mich beeindruckt, dass die Menschen nach 30 Jahren Krieg immer wieder aufstehen.“
Polioimpfung in Nigeria
Nigeria Kindern im Nordosten Nigerias die Schluckimpfung gegen Polio zu geben, bedeutet für Impfteams vielfach, das eigene Leben zu riskieren. Vor allem dort agiert die Terrorgruppe Boko Haram, sie greift auch immer wieder gezielt Krankenstationen an. Kinderlähmung kommt nur noch in Nigeria, Afghanistan und Pakistan vor. Die KfW unterstützt das regionale Impfprogramm seit 2005 mit 116 Millionen Euro. „Gelingt es den Impfhelfern, den Virus auszurotten, ist das ein Gewinn für die Menschheit“, lobt Julien Morel von der KfW deren gefährlichen Einsatz.
„Gelingt es den Impfhelfern, den Virus auszurotten, ist das ein Gewinn für die Menschheit.“
Hochwasserschutz in Bangladesh
Bangladesch Wasser ist lebenswichtig – manchmal auch lebensgefährlich, wie für diesen Jungen in einem Flüchtlingslager und seine Helfer. Fluten zerstören Häuser und machen Wege zu Flüssen. Hochwasser – dramatische Folge des Klimawandels – bedeutet für viele Menschen Gefahr an Leib und Leben und den Verlust ihres Besitzes. Daher finanziert die KfW etwa Schutzbauten auf Säulen, die im Alltag als Schulen oder Markthallen dienen und im Ernstfall Zuflucht bieten. „Klimaangepasste Infrastruktur ist hier überlebenswichtig und Bangladesch damit ein Vorreiter in der Region“, sagt Regina Schneider von der KfW.
„Klimaangepasste Infrastruktur ist hier überlebenswichtig.“
Infrastrukturprojekte in Nordafghanistan
Afghanistan Durch Bomben zerstörte Plätze in Kabul gehören zum gefährlichen Alltag. „Ein Anschlag kann zu jeder Zeit und an jedem Ort passieren, auch das Entführungsrisiko ist sehr hoch“, sagt Andreas Schneider, der das KfW-Büro Kabul leitet, über die gefährlichen Bedingungen für die lokalen Fachkräfte und internationalen Berater. Um dennoch im Land weiter Hilfe zu leisten, fördert die KfW eine Vielzahl von Infrastrukturprojekten in Nordafghanistan.
„Ein Anschlag kann zu jeder Zeit und an jedem Ort passieren.“
Quelle
Dieser Artikel ist erschienen in CHANCEN Herbst/Winter 2017 „Mut“.
Zur Ausgabe.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 12. Dezember 2017
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 3: Gesundes Leben für alle
Gesundheit ist gleichzeitig Ziel, Voraussetzung und Ergebnis von nachhaltiger Entwicklung. Ihre Förderung ist ein Gebot der Menschlichkeit – sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern. Weltweit leben etwa 39 Prozent der Weltbevölkerung ohne Krankenversicherung, in einkommensarmen Ländern sind es sogar mehr als 90 Prozent. Immer noch sterben viele Menschen an Krankheiten, die bei richtiger Behandlung nicht tödlich verlaufen müssten oder mit Impfungen einfach zu verhindern wären. Mittels Stärkung der Gesundheitssysteme und insbesondere einer breiten Verfügbarkeit von Impfstoffen kann es uns gelingen, diese Krankheiten bis 2030 zurückzudrängen und sogar auszurotten. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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