Die Blechwarenfabrik Limburg spart Energie, wo immer es geht. Die KfW unterstützt die Strategie der Nachhaltigkeit mit Förderkrediten. Für seinen effizienten Umgang mit Ressourcen ist das mittelständische Unternehmen mit dem Deutschen Umweltpreis 2020 ausgezeichnet worden.
Am Anfang der Blechwarenfabrik Limburg stand die Dose. 1872 war das, da wurde die Firma gegründet. Knapp 150 Jahre später produziert das Unternehmen immer noch Dosen. Aber die 350 Beschäftigten am Stammsitz des Betriebes in der hessischen Stadt fertigen die Metallverpackungen in einer ökologisch beispielhaften Art und Weise. „Ein herausragendes, ressourceneffizientes Industrieunternehmen und Vorbild für die ganze verarbeitende Branche“ hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) die Blechwarenfabrik Limburg genannt und sie mit dem Deutschen Umweltpreis 2020 ausgezeichnet, dem höchstdotierten Preis seiner Art in Europa.
„Mehr als 50 Prozent unserer Kosten entstehen durch den Einkauf von Weißblech und Energie“, sagt Hugo S. Trappmann, Hauptgeschäftsführer des Unternehmens. Effizient mit Ressourcen umzugehen sei deshalb auch ökonomisch wichtig für den Betrieb. „Nachhaltigkeit hat eine lange Tradition in der Firma“, sagt Annika Trappmann, die 2020 in die Geschäftsführung aufrückte. Beispielsweise ist das Umwelt- und das Energiemanagement des Unternehmens bereits vor zehn Jahren zertifiziert worden.
Aufbruch in nachhaltigere Zeiten
Die jungen Geschwister Trappmann, 38 und 28 Jahre alt, führen die Arbeit ihres Vaters Hugo fort, der von 2000 bis 2015 Geschäftsführer der Blechwarenfabrik war und 20 Prozent der Anteile an dem Unternehmen hält, das zu 80 Prozent im Besitz der saarländischen Obenauer-Gruppe ist.
Seit Ende 2018 residiert der Betrieb am neuen Stammsitz in einem Industriegebiet am Nordrand Limburgs. Der Umzug vom alten Werk, der Anfang 2021 abgeschlossen sein wird, war auch ein Aufbruch in nachhaltigere Zeiten. Eine energetische Sanierung des verwinkelten, mehrgeschossigen Fabrikgebäudes im Zentrum der Stadt an der Lahn wäre gar nicht darstellbar gewesen, sagt Annika Trappmann.
Die neue Produktionshalle mit dem Verwaltungsgebäude genügt den Kriterien der Energieeffizienz für Gewerbegebäude. Die Blechwarenfabrik erreicht die Einsparung unter anderem mit speziell gedämmten Wänden und Fenstern, die UV-Licht filtern. Knapp die Hälfte der 30 Millionen Euro Baukosten konnte sie deshalb mit einem Förderkredit der KfW finanzieren.
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Die Limburger Blechfabrik nutzt Ressourcen effizient. Mit der Abwärme aus der Lackiermaschine wird in kalten Monaten die Produktionshalle geheizt.
Weißblech in der Kreislaufwirtschaft
Die KfW hat im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) den Limburgern weitere Darlehen für Nachhaltigkeitsvorhaben gewährt. Der Ersatz von Gas- durch Induktionsöfen in der Trocknung verringert ebenso den Energieverbrauch wie die Anschaffung einer stromsparenden Kunststoffspritzgießanlage. Weil sie in den neuen Gebäuden Prozesswärme intelligent nutzen, mussten sie weder Heizung noch Klimaanlagen einbauen. „Wir wärmen die Büros und kühlen unsere Schweißmaschine“, sagt Annika Trappmann: zur gleichen Zeit, aus der gleichen Energiequelle, der Abwärme aus der Lackieranlage.
Dank klimafreundlicher Investitionen spart das Unternehmen 2.600 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr ein. Dass eine Photovoltaikanlage auf dem Hallendach rund ein Drittel des benötigten Stroms produziert, ist da fast schon selbstverständlich.
Ein guter CO₂-Abdruck sei das eine, sagt Hugo S. Trappmann. Eine „größere Herausforderung“ beim Thema Nachhaltigkeit sei aber die Kreislaufwirtschaft. Die Blechwarenfabrik Limburg ist da im Vorteil. Sie verarbeitet ganz überwiegend Weißblech, 25.000 Tonnen im Jahr, was dem dreieinhalbfachen Gewicht des Eiffelturms entspricht. Weißblech, mit Zinn beschichtetes Stahlblech, „ist zu 100 Prozent recyclingfähig“, sagt Hugo S. Trappmann, „und hat mit Abstand den besten Recyclingwert aller Materialien“.
Aus Weißblech stellt die Blechwarenfabrik Limburg Dosen, Flaschen, Eimer und Kanister her für vorwiegend chemisch-technische Füllgüter in Größen zwischen 100 Milliliter und 35 Liter. Im Dreischichtbetrieb werden an sechs Tagen in der Woche Blechplatten beschichtet, bedruckt, geschnitten, gestanzt, geschweißt und mit Boden und Deckel versehen.
Energiesparend und digital
In der großen Halle rattern Pressen und Laufbänder. 12 Stanzlinien und 15 Endfertigungslinien werden nach Abschluss des zwei Jahre währenden Umzugs hier stehen. Linie für Linie haben sie im laufenden Betrieb vom alten ins neue Werk gebracht.
Auf den „Straßen“ der 22.000 Quadratmeter großen Halle herrscht reger Verkehr. 15 fahrerlose, sensorbestückte Stapler gleiten über den grauen Estrich, lautlos, es sei denn, ein Mensch steht im Weg, dann piepen sie warnend. Die autonomen Lastenfahrzeuge bringen tonnenschwere Blechböcke zu den Produktionslinien. Oder befördern die leichten Gefäße, die gelbe und blaue Roboter auf Paletten stapeln, zu den Ladebuchten der Lastwagen. 1.000 Paletten verlassen pro Tag das Werk.
Unser Materialfluss ist zu 100 Prozent automatisiert“, sagt Hugo S. Trappmann, „Ressourceneffizienz durch Digitalisierung ist unsere eigentliche Innovation.“ In der Produktion, aber auch im Gebäudemanagement. So passt sich die LED-Beleuchtung automatisch dem Lichtbedarf in den verschiedenen Arbeitsbereichen in der Halle an.
Ein Dutzend Betriebe produzieren in Deutschland noch Metallverpackungen. Es ist eine kleine, alte Branche. Die tradierten Technologien würden nicht mehr dynamisch weiterentwickelt, sagt Hugo S. Trappmann, es fehle an Maschinenherstellern. Also entwerfen und fertigen sie selbst in Limburg einen Teil ihrer Maschinen. Auch deswegen sagt Trappmann selbstbewusst: „Wir sind Technologie- und Qualitätsführer bei Metallverpackungen.“
Die Blechdose ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Als der Limburger Spenglermeister Joseph Heppel 1872 begann, Dosen herzustellen, war er ein Pionier. „Aus Tradition innovativ“, zitiert Annika Trappmann das Motto der Blechwarenfabrik Limburg. An den bewährten Blechdosen haben sie hier festgehalten, aber sie fertigen sie heute energiesparend, digital und ressourcenschonend.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 23. Oktober 2020, aktualisiert am 1. März 2021.
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