Mithilfe industrieller Abwärme läutet Dortmund die Wärmewende ein
Energieeffizienz

Energieeffizienz

Wärmewende in Dortmunds City

Künftig speist sich die Wärmeversorgung der Dortmunder City aus industrieller Abwärme. Lieferant ist die KG Deutsche Gasrußwerke GmbH & Co. Sie investiert dazu rund 5,3 Millionen Euro in technische Lösungen zur Abwärmenutzung – unterstützt mit einem Förderzuschuss aus dem KfW-Energieeffizienzprogramm.

Mithilfe industrieller Abwärme läutet Dortmund die Wärmewende ein
Energie für die Stadt

Bis 2023 soll das Fernwärmenetz der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH in der City klimafreundlich erneuert werden.

Dortmunds Stadtzentrum hat schon viel erlebt: Hier wurden Fußball-Meisterschaften der Dortmunder Borussia gefeiert, und alljährlich lädt der aus rund 1.700 Rotfichten errichtete größte Weihnachtsbaum der Welt zum Staunen ein. Künftig dürfen sich Dortmunds Citybewohner auch als Vorreiter der Wärmewende fühlen. Bis zum Jahr 2023 wird das Fernwärmenetz der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) in der City klimafreundlich erneuert. Die bisher gasbasierte Wärmeversorgung ersetzt dann industrielle Abwärme. Jährlich rund 45.000 Tonnen CO₂ können so eingespart werden.

Die Abwärme entsteht in der Produktion der KG Deutsche Gasrußwerke GmbH & Co (DGW). Das chemische Unternehmen ist eine Rarität in der Dortmunder Industrie. Inmitten des Strukturwandels der Reviermetropole stellt die DGW seit 1936 vornehmlich im Furnace-Black-Verfahren Carbon Black her – gängiger auch als Industrieruß bekannt. „Carbon Black kommt vor allem in der Gummiindustrie zum Einsatz“, erläutert Siegfried Moritz, Chief Financial Officer der DGW. „Insbesondere bei Autoreifen beeinflussen Carbon Blacks Eigenschaften wie Rollwiderstand oder Elastizität des Gummis.“

Mithilfe industrieller Abwärme läutet Dortmund die Wärmewende ein
Ausgeklügelte Messtechnik

Die Herstellung von Carbon Black ist energieintensiv und wird mit einem ausgefeilten Messsystem überwacht.

Die Herstellung von Carbon Black ist ein energieintensiver Hochtemperaturprozess. Es werden Rohstoffe wie Steinkohlenteeröl in eine Erdgasflamme eingedüst und unvollständig verbrannt. Dabei fällt ein energiehaltiges Restgas an, das verstromt wird. Seit langem profiliert sich die DGW deshalb auch als Energielieferant. Weil die Stromproduktion den Eigenbedarf übersteigt, speist sie überschüssige Mengen in das Netz der DЕW21 ein. Auch Heißwasser liefert die DGW seit 1993 in zwei Fernwärmenetze.

Doch das größte ungenutzte Energiepotenzial im Unternehmen schlummert in der Abwärme. Denn zum Abschluss der Rußproduktion werden die Ruße unter Einsatz von Wasser und Perlhilfsmitteln zu kleinen Kügelchen geformt und anschließend in Drehrohrtrocknern wieder vom Wasser befreit. Dabei entstehen große Mengen Wasserdampf (so genannte Wrasen), die früher in die Luft abgegeben wurden.

Seit 2013 entwickelt deshalb ein Energieteam im Unternehmen Lösungen zur Energieeffizienz. Bereits 2014 setzten die Deutschen Gasrußwerke ein erstes Zeichen: An einer der drei Doppel-Furnace-Black-Fahrstraßen installierten die Dortmunder einen Wrasendampfkondensator, um die Abwärme energetisch zu nutzen.

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Nun baut der Energieversorger DEW21 auf die Abwärme aus der Rußherstellung. Das Vorhaben: Das sanierungsbedürftige Dampfnetz im Zentrum der Revierstadt wird durch ein Heißwassernetz ersetzt und die bisherigen Dampflieferungen aus dem Kraftwerk Dortmund zugunsten der Abwärme der DGW zurückgefahren. 5,3 Millionen Euro fließen bei den Deutschen Gasrußwerken dazu vor allem in die Installation zweier Wrasendampfkondensatoren für die restlichen zwei Doppel-Furnace-Black-Fahrstraßen. „Wir nutzen Energie, die ohnehin da ist, und erreichen eine erhebliche Schadstoffeinsparung, die den Klimazielen der Stadt dient“, so DGW-Finanzchef Siegfried Moritz.

Die KfW fördert

Die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (295) hat das frühere Abwärme-Programm ersetzt.

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Die Investition zählt zu den größten Einzelinvestments der DGW seit der Jahrtausendwende. „Wohlgemerkt eine Investition in die Energieerzeugung – nicht in unser Kerngeschäft“, betont Moritz. Umso wichtiger war für die Dortmunder, dass zur Finanzierung ein Investitionszuschuss aus dem „KfW-Energieeffizienzprogramm – Abwärme“ (heute: "Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft") in Anspruch genommen werden konnte. Damit unterstützt die KfW technologieoffen Investitionen in die Modernisierung, die Erweiterung oder den Neubau von Anlagen im Bereich Abwärmevermeidung bzw. -nutzung. Der Investitionszuschuss wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen der „Offensive Abwärmenutzung“ zur Verfügung gestellt. Er beträgt im Regelfall 30 Prozent, für kleine und mittlere Unternehmen bis 40 Prozent der förderfähigen Investitionsmehrkosten.

Mithilfe industrieller Abwärme läutet Dortmund die Wärmewende ein
Siegfried Moritz

DGW-Finanzchef Siegfried Moritz ist überzeugt davon, dass Investitionen in die Energieeffizienz erhebliche Renditen bringen.

„1,6 Millionen Euro steuert die KfW zu unserem Investitionsvorhaben bei“, freut sich DGW-Finanzchef Moritz. Ohne diesen Beitrag wäre das Projekt nicht zustande gekommen.“ Und dass sich dies nicht nur für die Umwelt rechnet, sondern auch für das mittelständische Chemie-Unternehmen, davon ist Siegfried Moritz überzeugt: „Investitionen in die Energieeffizienz bringen erhebliche Renditen. Das ist auch ein wichtiger Beitrag zur Sicherung unserer 140 Arbeitsplätze.“

Auf KfW Stories veröffentlicht am 30. August 2018, aktualisiert am 9. Dezember 2021

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