Ein Mittelständler aus der Eifel plant das größte Solarkraftwerk der Karibik – und hilft dort, das Schwerölzeitalter zu beenden. Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) unterstützt das Projekt.
Sieben Minuten. So genau war der Termin beim Präsidenten der Dominikanischen Republik angesetzt. Über diese penible Taktung wunderte sich Georg Schmiedel ein wenig – und staunte nach dem Gespräch umso mehr. Denn Staatsoberhaupt Danilo Medina nahm sich letztlich eine Dreiviertelstunde, um mit dem Gast aus dem nordrhein-westfälischen Euskirchen über Solarenergie zu reden. „Er war fasziniert davon, dass die Versorgung mit Solarstrom in allen Aspekten so gut funktionieren kann“, erinnert sich Schmiedel.
Das Gespräch liegt viele Monate zurück. Die Beziehungen zwischen dem Euskirchener Unternehmen F&S solar und dem Karibikstaat haben sich deutlich weiterentwickelt. Inzwischen konnte F&S solar im dominikanischen Montecristi nämlich das größte Solarkraftwerk der Karibik ans Netz bringen. Seit Juni sammeln in einer Buschlandschaft im Nordwesten des Landes auf 200 Hektar 215.000 Module die Energie aus der Sonne ein und speisen 58 Megawatt ins Stromnetz der Insel. F&S solar bereitet aktuell den Bau eines zweiten Abschnitts vor, der im Sommer 2019 ans Netz gehen soll und die Gesamtkapazität auf 116 Megawatt erhöhen wird.
F&S solar hat viel Erfahrung im Projektieren von Solaranlagen. Doch dieser Schritt war neu. „Ich habe in den vergangenen drei Jahren so viel gelernt wie lange nicht mehr“, sagt Georg Schmiedel. Zunächst wurde aus einer spontanen Idee, die er im Dialog mit dem heutigen Partnerunternehmen in der Karibik hatte, ein Plan. Doch um ihn umzusetzen, musste sich F&S solar auf die örtliche Verwaltung, auf andere Entscheidungswege, Zeiträume und eine andere Kultur einstellen. Am Ende stand ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept.
Der Solarpark von Montecristi hilft, ein gravierendes Problem des Inselstaats zumindest zu mildern. Bislang gewinnen die Dominikaner den Großteil ihres Stroms aus dem Verfeuern von Schweröl, das sie noch dazu über den Seeweg importieren. Die Sonne als natürliche Ressource der Insel Hispaniola blieb weitgehend ungenutzt. Der Ökostromanteil lag landesweit bei nur fünf Prozent. Das ändert sich mit dem neuen Sonnenkraftwerk, das 100.000 Haushalte mit Strom versorgen wird.
Trotz aller günstigen Voraussetzungen war das Projekt kein Selbstläufer. „Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft war ein Schlüssel in unserem Vorhaben“, sagt Schmiedel. Die DEG-Experten Felix Körner und Jochen von Frowein berieten nicht nur die Planer, sie stellten auch Kontakte her und prüften genau die politischen, institutionellen und sozialen Aspekte des Projekts sowie die Vereinbarung, die eine Stromabnahme aus dem Solarpark garantiert. Die KfW-Tochter DEG stellte gemeinsam mit den Entwicklungsbanken FMO (Niederlande) und BIO (Belgien) das Fremdkapital zur Verfügung und sorgte für viel Vertrauen, sodass auch der Hamburger Investor Blue Elephant Energy AG ins Projekt einstieg.
DEG-Manager Körner findet es „nicht selbstverständlich“, dass ein Mittelständler aus Deutschland einen solchen Schritt geht. Ob in Montecristi alles in Ordnung ist, kann sein Kunde Schmiedel übrigens aus Euskirchen überwachen. Dank schnellen Internets auf der Karibikinsel lässt sich hier für jedes der 215.000 Module nachvollziehen, ob und wie viel Sonnenenergie gerade in die Leitung fließt.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 27. November 2018
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 7: Nachhaltige und moderne Energie für alle
Knapp 80 Prozent der weltweit erzeugten Energie stammt immer noch aus fossilen Energieträgern. Aus der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen unter anderem Kosten für das Gesundheitssystem aufgrund der Luftbelastung und Kosten wegen Klimaschäden, die der Allgemeinheit und nicht nur den Verursachern schaden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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