In Deutschland baut ein Mobilitätsanbieter den elektrischen Schienenverkehr aus, in Argentinien erlebt die Windkraft einen Aufschwung, und in Bulgarien wird die Energieeffizienz von Häusern gefördert. So kommt die weltweite Energiewende voran.
Elektrozüge zwischen Ost und West
Als Hessen und Thüringen 2005 gemeinsam einen Auftrag ausschrieben, um den Schienenverkehr über die ehemalige Zonengrenze hinweg zu fördern, haben wir uns mit unserem Tochterunternehmen cantus beworben. Damals sagten viele in der Branche: „Als kleiner Anbieter habt ihr keine Chance – und wenn ihr den Auftrag bekommt, wird das ein Verlustgeschäft.“ Umso größer ist heute das Interesse an der Erfolgsgeschichte, die wir seit der ersten Fahrt eines cantus-Zuges zwischen Bebra und Eisenach schreiben.
Seit 2006 versorgen wir mit der in Kassel beheimateten cantus die Menschen im Schienenpersonennahverkehr des Nordost-Hessen-Netzes. Die Trasse Bebra–Eisenach hat eine besondere Bedeutung. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Linie durchs Werratal gezogen. Während der Teilung Deutschlands gehörte sie zu den wichtigsten Routen des Interzonenverkehrs. Nach der Wende brach das Angebot im Schienenverkehr ein, und auch die Bahnhöfe wirkten recht verschlafen. Doch seitdem wir hier unsere blau-weiß-orange lackierten Elektrozüge fahren lassen, sind neue Beziehungen gewachsen.
Auf umweltfreundliche Weise haben wir in einer teils strukturschwachen Region ein Angebot geschaffen, das an Nachfrage gewinnt – interessanterweise in beide Richtungen: Berufspendler aus Thüringen fahren mit uns zur Arbeit nach Hessen, Schüler aus Hessen pendeln nach Thüringen. Mit 17 bis 18 Verbindungen am Tag in jede Richtung bietet cantus eine gute Abdeckung, die wir ausbauen werden.
Die KfW IPEX-Bank spielt eine Schlüsselrolle in diesem Projekt. Als wir nach Finanzierungsmöglichkeiten für unsere 20 modernen Züge suchten, war die KfW IPEX-Bank einer der ganz wenigen Ansprechpartner mit Erfahrung in unserer Branche. Nur mit diesem Partner konnten wir die benötigten 80 Millionen Euro aufbringen und unsere Pläne umsetzen.
Der Erfolg ist einzigartig: Wir haben ein verlässliches und klimafreundliches Nahverkehrsangebot geschaffen. Das Passagieraufkommen wächst um vier Prozent pro Jahr – bundesweit sind es etwa 2,5 Prozent. Wir schreiben seit dem ersten Betriebsjahr schwarze Zahlen. Auch menschlich haben wir viel gewonnen: Bei unseren Mitarbeitern sind die privaten Beziehungen zwischen ehemaligem Osten und Westen stark zusammengewachsen.
Auch ich persönlich freue mich über den regen Austausch, denn ich wuchs nur zwei Kilometer von der Bahnstrecke in Thüringen auf – zu Zeiten, als das Land noch geteilt war.
Europas Know-how für Argentinien
Argentinien verfügt über beste Bedingungen für die Nutzung von Wind- und Solarkraft. Doch erst in den vergangenen vier Jahren haben erneuerbare Energien die notwendige Unterstützung erhalten, um hier eine wettbewerbsfähige Energiequelle zu werden. Die Änderung des argentinischen Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2015 hat einen solideren Rechtsrahmen geschaffen, um die Investitionen zu erhöhen. Das Gesetz legt ein klares Ziel fest: Innerhalb von zehn Jahren soll der Anteil erneuerbarer Energien am inländischen Strommix 20 Prozent betragen.
Wir sind überzeugt, dass Argentinien auf diese Weise künftig eine führende Rolle bei der Erzeugung nachhaltiger Energie in Südamerika übernimmt. Als unabhängiger Kraftwerksbetreiber haben wir uns auf thermische und erneuerbare Energien spezialisiert und verfügen über viel Erfahrung mit dem Windparkbetrieb. Zwei wichtige Faktoren bei der Realisierung sind die hervorragende Technik aus Europa, wie die von den zwei Weltklasse-Windturbinenherstellern Nordex und Vestas, und die umfassende Finanzierungshilfe. Die Finanzinstitute aus Europa bringen ihre ganze Erfahrung ein, um die Expansionen mit intelligenten Finanzierungslösungen zu unterstützen.
Ein gutes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der KfW und ihrer Töchter KfW IPEX-Bank und DEG. Nach der Unterzeichnung von vier Kreditmöglichkeiten – insgesamt mehr als 300 Millionen US-Dollar – haben sich diese Institute verpflichtet, eine stabile Finanzierung zu ermöglichen.
Einer unserer jüngsten Erfolge ist der Windpark Pomona, der diesen Sommer ans Netz gegangen ist. Dank dieses Projekts können wir unsere Führungsrolle im Land mit 498 Megawatt installierter erneuerbarer Leistung und einem Marktanteil von über 35 Prozent festigen. Europas Know-how ist der Schlüssel für die steile Entwicklung erneuerbarer Energien in Argentinien.
Für Wohnung und Bewusstsein
Der bulgarische Energiesektor hat im vergangenen Jahrzehnt beträchtliche Fortschritte gemacht. Im Zuge einer dynamischen Liberalisierung gab es einen Anstieg bei den erneuerbaren Energien. Betrug deren Anteil 2007 nur 9,4 Prozent, lag er 2015 bereits bei 19 Prozent.
Diese Entwicklung freut uns, denn als nationale Förderbank unterstützen wir mit passenden Finanzierungen eine nachhaltige Infrastruktur sowie Unternehmen und engagieren uns insbesondere für ein zukunftsgerichtetes Energiewesen in Bulgarien.
Zu dieser Mission passt unsere Mitarbeit am staatlich geförderten Nationalen Energieeffizienzprogramm. Es zielt darauf ab, die Energieeffizienz von Mehrfamilienhäusern zu steigern und mittelständische Unternehmen in Bulgarien zu fördern. Der positive Effekt auf die nationale Klimabilanz ist erheblich: 726 Millionen Kilowattstunden Strom – das entspricht 319.000 Tonnen Kohlendioxid – lassen sich pro Jahr sparen. Bislang stellte die Bulgarische Entwicklungsbank eine Milliarde Euro für die energetische Modernisierung von Wohnungen von Privateigentümern zur Verfügung. Die KfW sorgte dabei für eine Kofinanzierung der energieeffizienten Sanierung von etwa 500 Gebäuden – was rund 25 Prozent des Gesamtprogramms entsprach. Gleichzeitig förderte sie so mittelständische bulgarische Unternehmen, die die Sanierungen ausführten. Die Investitionen lassen sich nicht allein in Ziffern messen. Sie haben auch die Gewohnheiten der Verbraucher geprägt und das Bewusstsein für den persönlichen Energieverbrauch und die Klimafolgen wachsen lassen.
Quelle
Dieser Artikel ist erschienen in CHANCEN Herbst/Winter 2019 „Wendezeiten“.
Zur AusgabeAls CEO einer Entwicklungsbank vertrete ich die Überzeugung, dass wir wichtige Impulse zur Umsetzung politischer und gesellschaftlicher Themen leisten. Dazu knüpfen wir Partnerschaften, um mehr Wirksamkeit bei nachhaltigen Initiativen zu erreichen. Denn für Fortschritte in Klimafragen müssen alle Schlüsselspieler Verantwortung übernehmen: die Politik, die Energieunternehmen, die Investoren und die Finanzierungspartner.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 10. Dezember 2019.
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