Das Funding-Team im Meeting
Green Bonds

Green Bonds

Gemeinsam für grüne Investments

Green Bonds sind so gefragt wie nie. Die KfW ist auf dem Feld der Öko-Anleihen Marktführer. Otto Weyhausen-Brinkmann und sein Team koordinieren das nachhaltige Investment – und sind bereit für mehr.

Zur Person
Porträt von Otto Weyhausen-Brinkmann

Otto Weyhausen-Brinkmann ist Head of Funding bei der KfW.

In der Zentrale der KfW in Frankfurt gibt es einen Ort, der anders ist als alle anderen. Hinter einer Sicherheitstür, die man im vierten Stock am Ende eines verwinkelten Korridors erreicht, beginnt das Reich von Otto Weyhausen-Brinkmann.

Weyhausen-Brinkmann ist Head of Funding bei der KfW. Sein fünfköpfiges Team und er sind mit dafür verantwortlich, das Geld einzusammeln, das die Förderbank über ihre vielen Kreditprogramme weitergibt. Überwiegend gelingt das über Anleiheemissionen, und das recht erfolgreich. 75 Milliarden Euro pro Jahr bringen die Bonds etwa ein, meist werden dafür 150 Emissionen benötigt. Die Käufer der Anleihe geben der KfW ihr Kapital über einen festgelegten Zeitraum. An dessen Ende erhalten sie es wieder zurück, in der Zwischenzeit bekommen sie einen vorher vereinbarten Zins, unabhängig davon, wie die KfW das Geld verwendet.

So weit, so normal in der Bankenwelt. Im Zuge des sich verschärfenden Klimawandels haben sich jedoch die Green Bonds zu einem immer wichtigeren Teil der Funding-Arbeit aufgeschwungen, Anleihen also, deren Geld ausschließlich in nachhaltige Projekte fließt. Seit knapp 20 Jahren gibt es sie überhaupt erst weltweit. Die erste Emittentin war die Stadt San Francisco, die damit 2001 Maßnahmen gegen den Klimawandel finanzieren wollte – Solar Bonds wurden sie damals noch genannt. Was als Kuriosum begann, ist heute ein wichtiger Marktfaktor geworden. Die KfW bringt seit sechs Jahren grüne Anleihen auf den Markt, zwischen den „normalen“ Anleihen. Die eingenommenen Gelder fließen in zwei Kreditprogramme der Bank: „Erneuerbare Energien – Standard“ und „Energieeffizient Bauen“. 2019 hat die KfW ihr Green-Bond-Volumen auf acht Milliarden Euro erhöht, bisheriger Rekord. „Wir sind die größten Anbieter auf dem deutschen Markt“, sagt Otto Weyhausen-Brinkmann.

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Dass er regelmäßig mit Milliardenbeträgen hantiert, merkt man dem damals 43-Jährigen nicht an. „Für mich ist das Routine“, erklärt er. Weyhausen-Brinkmann blickt aus seinem verglasten Büro auf sein Team. Die meisten sitzen vor Computerbildschirmen, die in mehreren Reihen im Großraum stehen. Viele haben ein Telefon am Ohr, ein wenig erinnert das an ein Callcenter. An die Wand seines Büros hat Weyhausen-Brinkmann Karikaturen von sich und seinen Kollegen aufgehängt, die über die Jahre in der Fachpresse erschienen sind, meist an großen Emissionstagen. Es sind einige zusammengekommen, Weyhausen-Brinkmann ist seit über zehn Jahren bei der KfW. Und nimmt sich trotz seiner Position selbst nicht zu ernst. Diese Gelassenheit ermöglicht es ihm, auch am Emissionstag ruhig zu bleiben.

Denn dann zählt es. Angekündigt hat die KfW die Anleihe am Vortag. Immer um neun gehen die Auftragsbücher auf, und die institutionellen Anleger geben an, wie viele der Schuldverschreibungen sie der KfW abnehmen wollen. „Im Normalfall wissen wir vorher, wer wie viel investieren will“, erklärt Weyhausen-Brinkmann. „Vorbereitung ist alles.“ Deswegen bleibt der einzige Nervenkitzel am Emissionstag die Frage, ob die Erwartungen erfüllt werden. Meist ist das kein Problem, nach wenigen Stunden ist das erwartete Volumen erreicht, die Auftragsbücher sind geschlossen, wieder wurde eine Anleihe an den Mann gebracht.

Öko-Anleihen besonders beliebt in Skandinavien und Benelux

Gerade bei Green Bonds ist die KfW in einer komfortablen Position. Die Begeisterung für die grünen Anleihen ist so groß, dass sie als Emittentin teilweise sogar bremsen muss. Besonders in Skandinavien und den Beneluxländern spiele nachhaltiges Investieren eine große Rolle, sagt Weyhausen-Brinkmann. „Allerdings können wir ja nur Geld einsammeln, das am Ende auch als Kredit vergeben wird.“ Und es gebe eben nur eine begrenzte Zahl an Projekten, die für die beiden nachhaltigen Kreditprogramme infrage kämen. Geld einfach auf den Konten bunkern, das entspricht nicht dem Geschäftsmodell der KfW.

Otto Weyhausen-Brinkmann im Austausch mit Henrik Pontzen

Otto Weyhausen-Brinkmann im Austausch mit Henrik Pontzen (r.) von Union Investment.

Nicht zu viel Geld einnehmen zu dürfen, das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass die Anleihen, die herausgegeben werden, auch nachgefragt werden. Im Idealfall sollten sie sogar überzeichnet werden. „Wenn wir eine Anleihe über 100 Millionen auflegen, und davon werden nur 50 Millionen gekauft, ist das für uns erst mal ein Imageschaden“, erklärt Weyhausen-Brinkmann. Deswegen sind die Vorbereitungen, die er und sein Team vor dem Emissionstag treffen, umso wichtiger. Die Finanzierungsexperten sind permanent im Austausch mit den Geschäftspartnern. Wer hat gerade Geld? Wer sucht speziell nach nachhaltigen Anlagemöglichkeiten? „Wenn wir das Gefühl haben, dass gerade keine Marktnachfrage nach einer KfW-Anleihe da ist, dann lassen wir es auch“, sagt er. Wenn der Zeitpunkt aber günstig erscheint, dann geht es um die Preisfestlegung. Entscheidend dafür ist die Nachfrage. Können Weyhausen-Brinkmann und sein Team davon ausgehen, dass sich die Investoren um die Papiere reißen, dann setzen sie den Preis entsprechend hoch an.

Grundsätzlich kann jeder in die KfW-Anleihen investieren. „Aber bei den Green Bonds schauen wir schon ein wenig darauf, wer kaufen möchte“, erklärt er. Der Anleger, der aus Überzeugung nachhaltig anlege, bekomme da den Vorzug vor dem Hedgefonds, der den Bond nur als Spekulationsobjekt sieht.

Große Akteure vertrauen der KfW

Für die Festlegung des Emissionstages spielen dann noch weitere Faktoren eine Rolle. Eine entscheidende nimmt dabei der Zinsswap-Preis ein. Der zeigt – vereinfacht gesagt –, wie nachgefragt aktuell Festzinsen gegenüber variablen Zinsen sind. Die KfW wählt einen möglichst günstigen Zeitpunkt aus, um ihre festverzinsten Anleihen auf den Markt zu bringen. Die aktuelle Zinssituation am Markt spielt der KfW beim Festsetzen der eigenen Zinsen sehr in die Karten. „Kaum jemand zahlt so niedrige Zinsen wie wir, wenn wir uns Geld am Kapitalmarkt besorgen“, sagt Weyhausen-Brinkmann. Als Staatsbank gilt die KfW als sehr solide, das hier angelegte Geld entsprechend als sehr sicher. Vor allem große institutionelle Investoren suchen momentan händeringend nach Möglichkeiten, das Geld ohne Risiko anzulegen. Häufig handelt es sich dabei um Zentralbanken, Vermögensverwalter oder Versicherungen. Davon profitiert die KfW. „Klar, für Privatanleger ist die KfW-Anleihe eher nichts“, sagt der Finanzierungsexperte, „aber für die großen Akteure auf dem Finanzmarkt ist sie ein guter Weg, Geld sicher zu verwahren.“ Im Falle der Green Bonds sogar noch mit einem reinen ökologischen Gewissen.

Zu diesen großen Akteuren zählt auch Union Investment, eine Tochter der DZ Bank. Henrik Pontzen leitet im dortigen Portfoliomanagement die ESG-Abteilung (ESG steht für nachhaltiges Handeln in den Bereichen Environmental, Social und Governance). Er beobachtet, dass immer mehr Kunden darauf drängen, dass ihr Geld nicht nur mit Fokus auf Renditen, sondern auch mit Blick auf Nachhaltigkeit angelegt wird. „Da sind Green Bonds für uns ein wichtiges Instrument“, sagt er. Pontzen und die rund 60 Nachhaltigkeitsanalysten der Union Investment schauen bei ihren grünen Anlagen bewusst nicht nur darauf, in welche Projekte das Geld fließt. „Für uns ist auch wichtig, wer der Emittent ist“, erklärt er. Ein Panzerhersteller, der nachhaltige Projekte auf dem Werksgelände finanziere, sei da eher nicht vertretbar. „Aber die KfW passt mit ihrem Profil sehr gut zu uns, dort können wir uns auf die internen Prüfungen und Reportings verlassen.“

Als Marktführer bei Green Bonds hat sich die Bank zudem dazu verpflichtet, nachzuweisen, dass die grünen Investments auch wirklich grün sind. „Dafür stellen wir Jahr für Jahr umfangreiche Reportings zusammen“, sagt Weyhausen-Brinkmann. Dort weist die Kreditabteilung der Bank nach, in welche Projekte das Geld aus den Green Bonds floss. Dazu zählt Deutschlands erstes energieautarkes Mehrfamilienhaus, das in Wilhelmshaven fertiggestellt wurde. Dazu zählen Windparks und Photovoltaikanlagen in hoher Größenordnung. Fast 20 Millionen Euro gab die Bank etwa 2017 zu einem Windpark im brandenburgischen Dretzen hinzu, über 80 Prozent der Gesamtkosten. „Grundsätzlich fördern wir im Bereich Energieeffizient Bauen alles, den Neubau von Eigenheimen, Mehrfamilienhäusern, Studentenwohnheimen und Geschossbauten“, erklärt Ralf Preußner, KfW-Produktmanager des Programms. Bis zu 120.000 Euro pro Wohnung stellt die Bank bei Neubauten zur Verfügung, mit einem niedrigen Jahreszins. „Dazu kommt – je nach Bauvorhaben – auch noch ein Tilgungszuschuss“, sagt Preußner. Das bedeutet, dass die Kreditnehmer am Ende weniger zurückzahlen müssen, als sie sich ursprünglich geliehen haben. Bewerben könne sich prinzipiell jeder, seien es Großbauherren, Privatpersonen oder Genossenschaften.

„Green Bonds allein“, sagt Otto Weyhausen-Brinkmann und blickt aus seinem Fenster hinab auf Frankfurt, „werden den Klimawandel nicht aufhalten.“ Aber sie leisten einen Beitrag, findet er. Wenn er könnte, er würde auch noch mehr davon herausgeben. „Wenn die Kreditnachfrage deutlich steigt, sind wir hier auf jeden Fall bereit.“

Nachtrag

Im Zeitraum vom 1. Juni 2022 bis 31. Mai 2024 ist Otto Weyhausen-Brinkmann im Rahmen einer internen Jobrotation für zwei Jahre Leiter des Teams "Strategie Ausland" in der Konzernentwicklung der KfW.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 1. September 2020, aktualisiert am 1. Juni 2022.