Der Kampf gegen den Klimawandel ist ohne privates Kapital nicht zu gewinnen. Doris Kramer, Nachhaltigkeitsexpertin bei der KfW, erklärt, warum die Bankengruppe massiv in grüne Anleihen investiert.
Die Autorin
Doris Kramer arbeitet seit 1992 bei der KfW, seit 2014 ist sie in der Abteilung Asset Management die Teamleiterin für Investmentstrategien und Nachhaltigkeit. Sie hat die Konzepte der KfW für ihre Green-Bond-Emissionen und -Investitionen miterarbeitet und trägt zur Entwicklung des Green-Bond-Marktes international als Mitglied im Vorstand der Green Bond Principles bei.
Jubel der Delegierten, minutenlang anhaltender Applaus, Umarmungen. Politiker, die ihren Freudentränen freien Lauf lassen. Gänsehaut-Feeling und große Worte in einem historischen Augenblick, der als Revolution in Sachen Klimawandel und als Wendepunkt zu einer besseren Welt gefeiert wird. Die Bilder vom unerwartet guten Ende der 21. UN-Klimaschutzkonferenz in Paris im Dezember 2015 haben nichts von ihrer Magie verloren – und motivieren weiterhin, den Weg in eine kohlenstoffarme Gesellschaft mutig und gegen alle Widerstände fortzusetzen.
Bäume pflanzen, Windräder bauen, ressourcenschonende Zukunftstechnologien fördern: Um die globale Erwärmung wie vereinbart auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, müssen die Nettotreibhausgasemissionen bis 2060 auf null sinken. Dafür sind nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur bis 2035 weltweit gewaltige Investitionen von insgesamt rund 53 Billionen US-Dollar im Energiesektor erforderlich – damit ließe sich der aktuelle Bundeshaushalt über 135 Jahre bestreiten. Das belegt: Ohne Beteiligung institutioneller Investoren und privater Anleger sind die ehrgeizigen Klimaschutzziele nicht zu erreichen.
Einen wichtigen Beitrag können hier „grüne Anleihen“ leisten. Sogenannte Green Bonds, mit denen international privates Kapital zur Finanzierung von nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutzprojekten eingesammelt wird. Die Emittenten verpflichten sich, die Erlöse zum Beispiel in erneuerbare Energien, Energieeffizienzprojekte, umweltfreundliche Transportkonzepte oder in ein nachhaltiges Abfallmanagement zu investieren. Die Zweckbindung der Mittel stellt die unmittelbare Verbindung zwischen Kapitalanlage und Finanzierungsprojekt her.
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Preisunterschiede zu klassischen Anleihen existieren kaum. Das globale Emissionsvolumen der Green Bonds hat sich in einem Jahr auf 90 Milliarden Euro glatt verdoppelt. Kapitalstarke Investoren zeigen weltweit zunehmend Interesse, und Ratingagenturen wie Moody’s und S&P sowie Börsen springen auf den fahrenden Zug auf. Auch Privatpersonen können sich schon über grüne Fonds am Markt beteiligen.
Doch was genau sind „grüne“ Investments? Gesetzlich geregelt ist das nicht. Private Initiativen haben aber Qualitätsstandards etabliert, die eine hohe Markttransparenz sicherstellen und das Vertrauen in Green Bonds stärken. Wer keinen klaren Umweltnutzen darlegen kann, riskiert einen erheblichen Reputationsschaden. Den größten Einfluss haben hier die Green Bond Principles (GBP), die zuletzt im Juni 2017 weiterentwickelt wurden. Die freiwilligen Verfahrensrichtlinien sind gewissermaßen die Spielregeln für die Mittelverwendung, den Prozess der Projektbewertung und -auswahl, das Management der Erlöse und ein regelmäßiges Reporting.
Nicht nur als Mitglied des Executive Committee der GBP trägt die KfW maßgeblich zur Fortschreibung der freiwilligen Spielregeln bei. Sie nutzt engagiert ihre besondere Stellung als Investorin und Emittentin, um das Thema Nachhaltigkeit am Kapitalmarkt im Dialog mit allen Akteuren fest zu verankern. Vor wenigen Monaten hat die Bank als Investorin das Volumen ihres seit 2015 bestehenden Portfolios für Geldanlagen in Green Bonds von ein auf zwei Milliarden Euro verdoppelt.
Die KfW gehört zugleich auch zu den weltweit größten Emittenten grüner Wertpapiere: Das Volumen der "Green Bonds – Made by KfW" ist seit 2014 auf mittlerweile 12,7 Milliarden Euro gestiegen. Eine regelmäßige Berichterstattung ist selbstverständlich: 2014 bewirkten beispielsweise Investitionen in Green Bonds der KfW in Höhe von einer Million Euro eine Reduzierung der Treibhausgase um gut 1.270 Tonnen – das entspricht der CO₂-Bindungskapazität von rund 100.000 Bäumen.
Am Kapitalmarkt hat ein Umdenken eingesetzt. Die Chancen stehen gut, dass grüne Anleihen einen wachsenden Beitrag gegen die Klimaerwärmung leisten – und in letzter Konsequenz dem umjubelten Pariser Abkommen und den folgenden Weltklimakonferenzen zum Erfolg verhelfen.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 1. November 2017
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