Sahaja Organics unterstützt indische Landwirte beim Umsatteln vom konventionellen zum ökologischen Landbau und vermarktet deren Bioerzeugnisse. Heute gehören 750 Biobauern zu dem Vermarktungsverbund, immer mehr Landwirte informieren sich über das Erfolgsmodell. Doch die Kooperative hatte einen schweren Start.
6.000 Quadratmeter Acker besitzt Bauer C. Prakash, also einen guten halben Hektar. Zusammen mit seiner Frau bewirtschaftet er das Land. Früher haben die beiden ausschließlich Chilis angebaut. Als sie vor acht Jahren auf Bio umstellten, verabschiedeten sie sich auch von der Monokultur. Auf dem kleinen Feld der Prakashs wachsen heute, abwechselnd in Reih und Glied, Linsen und Kürbis, Okras und Bohnen, Spinat und Koriander, Dill und ja, auch noch Chilis.
Der 53 Jahre alte Bauer macht einen zufriedenen Eindruck. Seit er vor drei Jahren Tröpfchenbewässerung einführte – er hat eine eigene Quelle auf seinem Land –, „spare ich 50 Prozent Wasser“. Prakash schützt nicht nur die Ressource Wasser und produziert unbelastete Kräuter und Gemüse, seine Familie profitiert auch finanziell von der Entscheidung für den ökologischen Landbau. Ungefähr 250 Euro wirft sein Feld im Monat ab, rund ein Drittel mehr als zu Zeiten der konventionellen Bewirtschaftung.
„Zu Anfang war es schwer, die Bauern von der Biolandwirtschaft zu überzeugen“, sagt Anitha Reddy über den Beginn der Kooperative Sahaja Organics. Sie steht an der Sammelstelle der Kooperative im Dorf Kodalipura, das in der Nähe der indischen Hightechmetropole Bangalore liegt. 40 Biobauern aus einem Umkreis von sieben Kilometern liefern hier Obst und Gemüse ab, Erzeuger wie Prakash, dessen Feld nur wenige Gehminuten entfernt von der Sammelstelle liegt.
Reddy, 50, schreibt als freie Journalistin über Landwirtschaftsthemen und ist Geschäftsführerin der Nichtregierungsorganisation Sahaja Samrudha, die sich der Förderung des Biolandbaus und der Bewahrung traditioneller Gemüse- und Getreidesorten verschrieben und den Vermarktungsverbund Sahaja Organics ins Leben gerufen hat. Ihm gehören inzwischen 750 Biobauern rund um Bangalore an, der Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka. Er ist eine Hochburg des Biolandbaus in Indien.
Die Anfänge also waren schwierig. Sahaja Organics, 2010 gegründet, schrieb einige Jahre rote Zahlen. „Ohne Kredit hätten wir nicht expandieren können“, sagt B. Somesh, Geschäftsführer der Kooperative. Das Darlehen kam über die indische Landwirtschaftsbank (NABARD) von der KfW, die den Biobauernbund mit Sitz in Bangalore mit insgesamt 38.000 Euro gefördert hat.
Es ist dies eines von 325 Projekten des sogenannten Umbrella-Programms in 21 indischen Bundesstaaten, das die NABARD mit Unterstützung der KfW und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) initiiert hat. Insgesamt hat die KfW im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mehr als 70 Millionen Euro in das Programm investiert. Ziel des Umbrella-Programms ist es, „einerseits mit der ökologischen Ausrichtung der Landwirtschaft zum Schutz der Umwelt beizutragen“, sagt Carolin Gassner, Südasien-Leiterin der KfW, „andererseits aber auch die Einkommen armer Kleinbauern zu steigern“.
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Unterstützung für indische Landwirte
Etwa 750 Biobauern gehören zu dem Vermarktungsverbund Sahaja Organics. Immer mehr Landwirte informieren sich über das Erfolgsmodell.
Tatsächlich verdienen die Bauern von Sahaja Organics zwischen 30 und 40 Prozent mehr, als wenn sie konventionell anbauen würden. Sie müssen keine Unkrautvernichtungsmittel kaufen, produzieren ihren eigenen Dünger und können ihre Produkte an den Sammelstellen abliefern, statt sie selber auf dem Markt feilbieten zu müssen. Das spart viel Zeit.
Bioprodukte kosten mehr als konventionell erzeugte. Die Preise liegen rund 30 Prozent über denen für konventionelles Obst und Gemüse. Der Markt für Biolebensmittel wächst dennoch. Ein Prozent der in Indien verkauften Lebensmittel sollen inzwischen aus ökologischer Produktion stammen. Die Kundschaft kommt aus der wachsenden Mittelschicht.
Reddy lenkt den Blick noch auf eine weitere Besonderheit von Sahaja Organics. Die Landwirtschaft, sagt sie, sei in Indien noch immer eine Männerdomäne. In der Sammelstelle der Kooperative in Kodalipura aber arbeiten auch Frauen. Sie wiegen das angelieferte Obst und Gemüse, führen Buch über die Waren und kümmern sich um die Samenbank mit den alten Sorten.
In einem Lagerhaus in Bangalore lagern auf Paletten Auberginen, Zwiebeln, Granatäpfel, Ananas, stehen Säcke voller Reis, Linsen und Cashewnüsse, aber auch die als Superfood beworbenen Chiasamen, Amaranth- oder Quinoakörner. Von dem Verteilerzentrum von Sahaja Organics werden ökologische Lebensmittel bis zu 600 Kilometer weit zu Bioläden transportiert, in die Großstädte Kochi (Bundesstaat Kerala) beispielsweise, Hyderabad (Telangana) oder Chennai (Tamil Nadu). Getreide macht nach den Worten des Sahaja-Organics-Geschäftsführers Somesh 55 Prozent der verkauften Produkte aus, 45 Prozent ist Gemüse. Den eigenen Laden in Bangalore hat Sahaja Organics inzwischen aufgegeben, die Kooperative ist nur noch Großhändler und auf dem Weg, „Sahaja Organics“ als Handelsmarke zu etablieren.
N. R. Shetty ist ein drahtiger alter Mann. Er hat Sahaja Samrudha mitgegründet, die Organisation, mit der alles anfing. Shetty, 76, arbeitete früher als Ingenieur bei der staatlichen Telefongesellschaft und bewirtschaftet mit seiner Frau noch immer etwas Land zum Zwecke der Selbstversorgung. Seit vier Jahren macht Sahaja Organics Gewinn. Landwirte aus anderen Bundesstaaten informieren sich über die erfolgreiche Agrarkooperative aus Bangalore, aber auch Firmen interessieren sich für das Konzept. „Wir sind stolz, ein Modell zu sein“, sagt Shetty.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Donnerstag, 7. März 2019
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 1: Armut beenden
Rund elf Prozent der Weltbevölkerung leben in extremer Armut. Im Jahr 2015 waren es etwa 836 Millionen Menschen. Sie mussten mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen. Die Weltgemeinschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, die extreme Armut bis 2030 komplett zu beenden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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