Eine Erfolgsgeschichte, die zeigt: Internationale Zusammenarbeit im Naturschutz lohnt sich. Die KfW fördert im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Tigerschutzprojekt, das sich über sechs Länder erstreckt. Dadurch konnte sich die Tigerpopulation an den Projektstandorten bisher um 40 Prozent erhöhen. Rund 95.000 Menschen profitierten seit Beginn von dem Projekt, beispielsweise durch Einkommensmöglichkeiten im Ökotourismus.
10 Years of Tiger Conservation Action
Die Weltnaturschutzorganisation „International Union for Conservation of Nature“ (IUCN) hat im Zuge des UN Biodiversitätsgipfels „CBD COP16“ in Kolumbien (Okt. 2024), einen detaillierten Bericht zu den Wirkungen des Integrated Tiger Habitat Conservation Programms herausgegeben. Den Bericht finden Sie hier.
Man sagt ihnen mystische Stärke nach: Tiger stehen für Mut, Entschlossenheit und Unabhängigkeit. Ihr Lebensraum liegt in Asien. Früher waren diese großen Raubkatzen auf dem gesamten Kontinent verbreitet, von der sibirischen Taiga bis zu den indonesischen Inseln. Etwa 100.000 soll es einmal gegeben haben. Doch vor einigen Jahrzehnten begann ihr Bestand zu schrumpfen: in 100 Jahren um ungefähr 97 Prozent.
Dann begannen Umweltschutzorganisationen Alarm zu schlagen, weil sie den Tiger ernsthaft vom Aussterben bedroht sahen. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation International Union for Conservation of Nature (IUCN) erschien das Tier als bedrohte Art. Wilderei, Verlust und Zerstückelung ihrer Lebensräume sowie weniger Beutemöglichkeiten machten ihnen zu schaffen.
Diese Gefahr ist noch nicht gebannt. Aber es besteht Anlass zur Hoffnung: Die Bestände steigen wieder. Den Tiefpunkt erreichte das Tigersterben vor etwa zehn bis 15 Jahren, als in Asien nur noch 3.200 Wildkatzen durch die Natur strichen. Heute zählt das Global Tiger Forum wieder über 4.500 Exemplare.
Diese gute Nachricht ist allen voran den betroffenen Ländern zu verdanken, die Naturschutzgebiete ausgewiesen oder erhalten und damit dem Tiger geschützte Räume geboten haben. Das war wichtig, denn Tiger sind nicht nur ikonische Tiere, sondern auch sogenannte Schirmarten: Sie sichern ganze Gemeinschaften in einem Ökosystem. Da sie hohe Ansprüche an ihre Umgebung stellen, garantiert ihr Schutz auch das Überleben zahlreicher weiterer Arten. Umgekehrt signalisiert ihr Rückgang die Gefährdung eines Ökosystems.
Ein wichtiger Anteil dieses Erfolges gebührt der internationalen Gemeinschaft. Umweltschutzorganisationen wie IUCN und Geber wie Deutschland unterstützen die Tigerländer bei ihren Bemühungen. Die KfW fördert dafür im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein Großprojekt namens Integrated Tiger Habitat Conservation Programme (ITHCP). Es läuft seit zehn Jahren, soll noch bis Ende 2027 dauern und erstreckt sich über die sechs Länder Bangladesch, Bhutan, Indien, Indonesien, Myanmar und Nepal. Die KfW hat dafür 47,5 Millionen Euro Zuschüsse aufgewendet, 13 Millionen Euro gaben die Partnerorganisationen dazu.
Auf einen kurzen Nenner gebracht, unternimmt ITHCP durch eine kluge Mischung aus verschiedenen Maßnahmen nicht nur etwas für die Tiger und ihre Habitate, sondern auch für die Menschen in deren Umfeld. Konkret geht es um besseres Monitoring der Tigerbestände, um das Vermindern von Konflikten zwischen Mensch und Tier, um effektiveren Naturschutz und um die Beteiligung und Unterstützung der Anwohner.
Eine kürzliche Auswertung ergab, dass sich die Tigerpopulation über alle Projektstandorte hinweg im Schnitt um 40 Prozent erhöht hat. Die besser geschützten Gebiete umfassen insgesamt rund 69.000 km²; das entspricht etwa der Fläche Bayerns. Dazu kommt: Auch rund 95.000 Menschen profitierten von dem Projekt; sie konnten dabei zum Beispiel neue Einkommensmöglichkeiten für sich erschließen, etwa im Ökotourismus, durch Agroforstwirtschaft oder durch nachhaltige Gummi-Produktion.
Eines der Projektgebiete von ITHCP liegt in den Sundarbans an der Bucht von Bengalen, einem UNESCO-Weltnaturerbe im Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch. Dort leben die berühmten bengalischen Tiger in riesigen Mangrovenwäldern, den größten der Welt. Schöner Wald bedeutet Sundarbans wörtlich, weil er zu den artenreichsten der Erde gehört.
Auch hier spielt der Naturschutz eine wichtige Rolle. So hat Bangladesch zum Beispiel im Jahr 2020 die Schutzfläche auf seiner Seite der Sunderbans deutlich auf mehr als 50 Prozent erhöht. Das schafft zusätzlichen Freiraum für die bengalische Raubkatze. Die Wilderei einzuschränken, hilft ebenfalls – und zwar gleich doppelt: Erstens werden weniger Tiger geschossen, deren Knochen in vielen Ländern Asiens als gesundheitsförderlich und potenzsteigernd gelten. Zweitens steigt dadurch die Zahl an Beutetieren wie Rehen und Wildschweinen. Je weniger Nahrung Tiger in der Natur finden, desto seltener vermehren sie sich und desto wahrscheinlicher greifen sie Menschen an. Diese Entwicklung umzukehren, ist nach wissenschaftlichen Angaben aus Bangladesch geglückt. Die Bestände an Beutetieren sind deutlich gestiegen – um etwa zwei Drittel.
Ein weiteres Ziel besteht darin, Kontakte und Konflikte zwischen Menschen und Tigern zu vermeiden und dafür schnell intervenierende Hilfsteams an Ort und Stelle zu haben. Dafür bilden nun Freiwillige Village Tiger Response Teams und Forest Tiger Response Teams. Sie ergänzen die Arbeit von Rangern und leisten auch noch Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung. Dazu kommen fünf neue Bildungszentren in den Sundarbans, die Wissen zur Bedeutung von Biodiversität im Allgemeinen und Tigern im Besonderen vermitteln.
Die Mühe scheint sich zu lohnen. Eine kameragestützte Auswertung, die im Moment durchgeführt wird, zeigt einen eindeutig positiven Trend in den Sundarbans: Es gibt dort wieder mehr Tiger, so viel ist schon klar, auch wenn das Ergebnis über deren genaue Zahl noch aussteht.
Ähnliche Trends melden andere asiatische Tigerländer wie Indien, Bhutan oder Nepal. Das bedeutet: Die unheilvolle Entwicklung ist gestoppt. Der Tiger lebt!
Die KfW fördert
Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank unterstützt zahlreiche Projekte im Sektor Biodiversität. Er engagiert sich für den Schutz der Tropenwälder, der Arten und der Meere.
Mehr erfahrenAuf KfW Stories veröffentlicht am 24. Oktober 2024.
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 15: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und nachhaltig nutzen
Der Verlust der biologischen Vielfalt nimmt zu, dabei ist sie Grundlage unseres Lebens – und diese wird gerade in rasantem Tempo zerstört. Schätzungen zufolge haben sich 60 Prozent der weltweiten Ökosysteme verschlechtert oder werden nicht nachhaltig genutzt. 75 Prozent der genetischen Vielfalt landwirtschaftlicher Kulturen gingen seit 1990 verloren. Mehr als die Hälfte der Regenwälder wurde für die Palmöl-, Agrartreibstoff-, Futtermittel- und Fleischproduktion bereits vernichtet. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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