Seelöwe beim Sonnenbaden auf Galapagos
Naturschutz

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Weniger Diesel, mehr Sonnenkraft

Bisher deckt die Insel Isabela ihren Strombedarf fast ausschließlich mithilfe von Dieselgeneratoren. Nun soll ein neues Kraftwerk das Eiland zusätzlich mit erneuerbarer Energie versorgen und so dazu beitragen, das fragile Ökosystem des Galapagosarchipels zu schützen.

Ingenieure für Solaranlage Galapagos
Teamwork

Die Projektverantwortlichen des lokalen Stromanbieters Elecgalapagos und der Beratungsfirma Lahmeyer International freuen sich gemeinsam auf das neue Hybridkraftwerk: Victor H. Vélez, Giovanni Alcazar und Ruben Mena (von links nach rechts).

Die Sonne steht hoch am Himmel, die Luft über dem schwarzen Vulkangestein flimmert vor Hitze. „Perfekt“, sagt Víctor H. Vélez und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Der Ingenieur steht am Rande einer Baustelle und blickt zufrieden zum wolkenlosen Himmel. „Die idealen Voraussetzungen für unser Bauvorhaben“, sagt er und deutet auf ein Areal von rund 10.900 Quadratmetern, auf dem ein gutes Dutzend Arbeiter damit beschäftigt ist, eine neue Photovoltaikanlage zu errichten. Sie wird Teil eines KfW-finanzierten Hybridkraftwerks auf Isabela, der größten Insel des Galapagosarchipels, und soll einen wichtigen Beitrag zur sauberen Energiegewinnung leisten.

Die Galapagosinseln liegen am Äquator vor der ecuadorianischen Küste im Pazifischen Ozean. Sie sind vor allem für ihre einzigartige Tierwelt bekannt – für Riesenschildkröten, Meeres- und Landleguane, Seelöwen, Haie und Rochen. Dazu kommen mehr als 500 Fischarten und einheimische Vögel wie Blaufußtölpel, Galapagospinguine und Darwinfinken, benannt nach dem berühmten Forscher, der hier seine Studien zur Evolutionstheorie betrieb. Bereits seit 40 Jahren zählen die Inseln zum UNESCO-Weltnaturerbe. Doch das sensible Ökosystem braucht mehr als diesen Schutzstatus, um im Gleichgewicht zu bleiben.

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(KfW Bankengruppe/Alexandra Frank/Jakob Dettmar)

Bau Solaranlage auf den Galapagosinseln
Grossprojekt

Das Fundament für die Solarkraftanlage auf Isabela ist bereits fertig und soll die Galapagosinsel unabhängiger von fossilen Brennstoffen machen.

„Der zunehmende Tourismus, das damit einhergehende Bevölkerungswachstum und die Einführung immer neuer elektrischer Geräte haben auf Isabela zu einem stetig steigenden Bedarf an Energie geführt“, sagt Julia Mohs, Projektmanagerin im Bereich Energie- und Finanzsektor des Geschäftsbereichs KfW Entwicklungsbank. Der Nachfragezuwachs beträgt zurzeit pro Jahr rund neun Prozent.

Bislang wurde der Bedarf fast ausschließlich mit Diesel gedeckt. Doch das birgt Gefahren, wie Oscar González, Technischer Sachverständiger der KfW im Bereich Erneuerbare Energien in Südamerika, weiß. „Da die Inseln rund 1.000 Kilometer westlich von Ecuador liegen, müssen Dieseltanker einen langen Seeweg zurücklegen“, sagt er. Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu Havarien. So hinterließ der Tanker Jessica, der 2001 unweit der Galapagosinseln verunglückte und 250 Tonnen Öl verlor, auf dem Wasser rund um die Inseln einen Ölteppich von mehr als 1.000 Quadratkilometern. Bilder von ölverschmierten Seevögeln und Robben gingen um die Welt, im Jahr darauf wurden allein 15.000 tote Seeleguane gemeldet. Weitere Havarien 2014 und 2015 fielen zwar weniger ernst aus, demonstrierten aber, welches Risiko von den Dieseltankern ausgeht für die einzigartige Natur der Galapagosinseln, deren Landfläche zu 97 Prozent und deren Meeresgebiete zu 99 Prozent zum Nationalparkgebiet erklärt wurden.

Robbe auf Galapagos
Meeresschutz

Der Bau des Hybridkraftwerks macht weniger Diesellieferungen vom Festland nötig. So wird das Risiko von Tankerhavarien gesenkt und der Lebensraum der Meerestiere geschont.

Vor rund zehn Jahren führte die ecuadorianische Regierung deshalb die Initiative „Null fossile Treibstoffe auf Galapagos“ ein, mit dem Ziel, den Dieselverbrauch auf den Inseln bis 2020 stufenweise mithilfe von Photovoltaikanlagen, Batterien, Windgeneratoren und Biokraftstoffen zu drosseln. Die neue Hybridanlage soll das bisherige Dieselkraftwerk in der Nähe von Puerto Villamil, der Hauptstadt der Insel Isabela, ersetzen. Für ihre Errichtung stellt die KfW dem ecuadorianischen Ministerium für Elektrizität und Erneuerbare Energien (MEER) 15,8 Millionen Euro im Auftrag und mit Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zur Verfügung.

Víctor H. Vélez, der als Projektleiter des lokalen Stromanbieters Elecgalapagos fungiert, erklärt, dass das neue Kraftwerk zwar nicht komplett auf Diesel verzichten kann, die benötigten Mengen aber so gering wie möglich gehalten werden sollen. Deshalb setze man auf eine Kombination verschiedener Energiequellen: Das Solarfeld wird an Batterien gekoppelt, um die gewonnene Energie optimal zu speichern. „Dies ist wichtig, weil die Photovoltaikanlage nicht gradlinig Strom produziert“, erklärt Vélez. „Gegen Mittag, wenn die Sonne scheint, ist die Energiegewinnung am höchsten. Aber sie sinkt, wenn Wolken aufkommen, und nachts wird kein Strom erzeugt.“

Die KfW fördert

Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank fördert weltweit zahlreiche Entwicklungsprojekte mit Programmen im Energiesektor.

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Um die Schwankungen zusätzlich abzufangen, wurden außerdem drei moderne Generatoren errichtet, die die alten, ineffizienten und sehr lauten Dieselgeneratoren ersetzen sollen. „Sie laufen zwar auch mit Diesel, sollen aber vorwiegend mit Biokraftstoffen betrieben werden“, sagt Rubén Mena, Ingenieur bei Lahmeyer International. Seine Firma unterstützt das MEER als Consultant und führt die Planung und Bauaufsicht über die von Siemens ausgeführten Baumaßnahmen durch.

Beim Biokraftstoff wollen die Betreiber vor allem auf Jatrophaöl setzen, das aus der in Ecuador heimischen Purgiernuss gewonnen wird. Dies unterstütze nicht nur die Wirtschaft des Landes, sondern trage auch zur Vermeidung erneuter Umweltkatastrophen bei. „Natürlich legt auch dieser Kraftstoff den langen Seeweg zurück“, sagt Oscar González, „aber im Falle einer Havarie zersetzt er sich viel schneller und hat nicht so verheerende Auswirkungen.“

Dass der Einsatz von Biodiesel gut funktionieren kann, zeigt sich bereits auf Floreana, einer anderen Galapagosinsel, auf der bereits seit 2011 zwei mit Jatrophaöl betriebene, umgerüstete Generatoren und eine Solaranlage im Einsatz sind. Sie versorgen das Eiland zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie.

Víctor H. Vélez vom Stromanbieter Elecgalapagos und Rubén Mena, der Lahmeyer-Ingenieur, sind zuversichtlich. „Wenn die Arbeiten weiterhin so gut voran gehen, kann das neue Hybridkraftwerk im September diesen Jahres in Betrieb genommen werden“, sagt Mena. Gemeinsam werfen sie einen letzten Blick auf die neue Photovoltaikanlage, bevor sie sich in den Schatten flüchten. Die Sonne am Äquator mag für Menschen manchmal etwas belastend sein. Für die Solaranlage ist sie einfach perfekt.

Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 15. Mai 2018

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Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.