Auf der Onlineplattform Schuhe24 können kleine inhabergeführte Fachgeschäfte ihre Schuhe vermarkten und so weiterhin neben großen Versandhändlern bestehen. Ein cleveres Geschäftsmodell, von dem Schuhe24, Fachhändler und Kunden gleichermaßen profitieren. Wir stellen das Unternehmen vor, das beim KfW Award Gründen 2018 als Bundessieger ausgezeichnet wurde.
Seit unserer ersten Berichterstattung über Schuhe24 hat sich viel in dem Unternehmen getan. Wir zeigen, wie es dem Start-up von Gründer Dominik Benner mittlerweile geht (KfW Bankengruppe/n-tv).
Man könnte meinen, Schuhe hätten es Dominik Benner besonders angetan. Seit 2015 führt er die Geschäfte des Internetportals Schuhe24, das im laufenden Jahr voraussichtlich 50 Millionen Euro umsetzen wird. Drei Jahre länger schon leitet er den Familienbetrieb Schuh-Benner, einen alteingesessenen Filialisten mit zehn Läden im Rhein-Main-Gebiet.
Tatsächlich kann sich der 36 Jahre alte Benner aber nicht erinnern, in diesem Jahr selbst schon ein Paar Schuhe gekauft zu haben, und sagt: „Mode interessiert uns gar nicht.“ Ihn nicht und die 25 Mitarbeiter von Schuhe24 im Prinzip auch nicht. In ihren Büros in einem Altbau in der Wiesbadener Innenstadt verkaufen sie Schuhe online. Und das mit Erfolg. Das Unternehmen ist nach Benners Angaben profitabel. Es ist auch zu einem Vorzeigeprojekt der Start-up-Szene geworden. Die KfW kürt die Wiesbadener zum Landessieger Hessen 2018 ihres Gründen-Awards, den die Bank aus Verantwortung bereits seit 1998 verleiht.
Und das ist das Besondere an Benners Onlineshop: Er will damit dem stationären Handel helfen, also jenen inhabergeführten Fachgeschäften, wie Schuh-Benner selber eines ist. „Wir sind der kleine innovative Problemlöser“, sagt der promovierte Betriebswirt, der in der Schweiz studierte und nach der Ausbildung Geschäftsführer bei einem Energiekonzern war. 2012 stieg er in den elterlichen Betrieb ein, nachdem sein Vater plötzlich gestorben war.
In Deutschland ist der Schuhhandel bei stagnierenden Umsätzen von rund 13 Milliarden Euro im Jahr vereinfacht gesagt dreigeteilt. Auf dem Land dominiert das einzelne Fachgeschäft, in den Städten herrschen die Ketten, und daneben entwickelt sich der Absatz im Internet. Etwa 30 Prozent aller verkauften Schuhe kommen nach Branchenschätzungen inzwischen per Paket ins Haus, werden auf Plattformen wie Zalando oder Otto oder eben Schuhe24 bestellt.
Während aber Zalando vor allem die Frau zwischen 18 und 35 Jahren mit Modischem versorgen will, wendet sich Schuhe24 an die Altersgruppe 35 bis 65. Mittlerweile wickeln 850 Fachgeschäfte ihren Onlineverkauf über Benners Plattform ab. Eine eigene erfolgreiche Onlinepräsenz würde sie überfordern. 70 Prozent dieser Läden befinden sich auf dem Land, in Hessen vor allem und in Rheinland-Pfalz.
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Vom traditionellen Betrieb zur innovativen Plattform
Seit drei Jahren leitet Dominik Benner den Familienbetrieb Schuh-Benner. Der alteingesessene Filialist hat insgesamt zehn Ladengeschäfte im Rhein-Main-Gebiet.
KfW Award Gründen
Der KfW Award Gründen zeichnet in jedem Jahr 16 Landessieger und einen Bundessieger für ihre Geschäftsideen aus.
Mehr erfahrenSchuhe24 ermöglicht ihnen das Geschäft im Internet. Auf zwischen sieben und dreißig Prozent beziffert Benner den Onlineanteil am Erlös der an Schuhe24 angedockten Geschäfte. Damit „gleichen wir zurückgehende Umsätze aus, steigern sie teilweise sogar und sorgen dafür, dass die Läden überleben können“. Und die wiederum beleben die Innenstädte.
Die Geschäftsbeziehungen zwischen der Plattform und den Läden sind einfach geregelt. Der Händler listet seine Produkte, Schuhe24 entscheidet, zu welchem Preis und auf welcher der inzwischen mehr als 40 verschiedenen Onlineverkaufskanäle, die Schuhe24 bespielt, die Waren angeboten werden. Schuhe24 wickelt Bestellung und Bezahlung ab, die Geschäfte verschicken die verkauften Schuhe an die Kunden. Für ihre Leistungen bekommt die Plattform 15 Prozent vom Warenwert plus drei Euro pro Bestellung.
Im Onlinebekleidungshandel gibt es schwierige und einfache Produkte. Socken und Unterhosen etwa nennt Benner problemlos. Damenjeans seien dagegen „ganz schwierig“. Schuhe lägen so in der Mitte. Der Onlinebekleidungshandel leidet traditionell unter einer sehr hohen Retourenquote. Für die mit Schuhe24 kooperierenden Geschäfte fällt die niedriger aus, weil deren (ältere) Kundinnen und Kunden gezielt Marken kaufen, die sie kennen, und deshalb sehr oft Schuhe nur in einer Größe bestellen.
Marken bekannt zu machen ist im Übrigen eine Stärke des klassischen Einzelhandels. Dies dämmert mittlerweile auch den großen Internethändlern, weshalb sie, wie Zalando oder auch Amazon, erste Ladengeschäfte eröffnen. Und Benner gibt noch eine weitere Antwort auf die Frage, was der Onlinehandel vom klassischen Einzelhandel lernen könne: Beratung. Bei Schuhe24 wird einem am Telefon geholfen, was sich bei der anvisierten älteren Klientel bezahlt macht.
Ein Vorurteil über den Handel im Netz räumt Benner gleich mit aus. Man mache „eher stationär ein Schnäppchen als online“, sagt er, „das glauben viele Kunden gar nicht“.
Wenn dem optimistischen Jungunternehmer, der sein Geschäft bisher ohne Fremdkapital finanziert hat, etwas Sorgen macht, dann ist es die Suche nach Programmierern. „Die finden Sie überwiegend nur in Berlin“, sagt Benner und das werde sich auch nicht ändern. Die großen Internethändler konzentrieren sich in der Hauptstadt der deutschen Start-up-Szene und bilden beispielsweise Shopware-Experten nach ihren Bedürfnissen aus. Um dichter an diesem speziellen Arbeitsmarkt zu sein, wird Schuhe24 Anfang des kommenden Jahres in Berlin einen Standort eröffnen.
In seinem jetzigen Segment will Benner „Marktführer bleiben“ und den Umsatz von Schuhe24 in den kommenden zwei Jahren gegenüber 2018 auf 100 Millionen Euro verdoppeln. Eine Expansion ins Ausland ist im Werden. Das Unternehmen hat erste Verträge mit stationären Händlern in Österreich abgeschlossen, eine Ausweitung der Geschäfte in die Schweiz wäre der folgende Schritt. Und schließlich wird Benner sein Geschäftsmodell, das seines Wissens in der Welt keine Vorbilder hat, auch auf andere Produktgruppen übertragen. Sportmarken24 für den Outdoorbereich läuft bereits, ebenso Outfits24 für Mode. „Letzten Endes“, sagt der Schuhe24-Gründer, „wollen wir alle Produkte des deutschen Kleidungsmarkts abdecken.“
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 9: Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Eine nicht vorhandene oder marode Infrastruktur hemmt die Wirtschaftlichkeit und fördert so die Armut. Beim Aufbau der Infrastruktur sollte der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, zum Beispiel mit der Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Auch Fabriken und Industriestätten sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig produzieren, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 12. Oktober 2018, aktualisiert am 28. Oktober 2019.
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