Influencer sind aufgrund ihrer Reichweite in den sozialen Netzwerken die neuen Werbeträger. Dies erkannte auch Sarah Kübler und gründete 2015 HitchOn, eine Agentur für YouTube- und Influencer-Marketing. Sie möchte Unternehmen dabei unterstützen, den neuen Werbemarkt für sich zu nutzen – auf faire Art und Weise. Damit wurde das Start-up aus Mainz Landessieger Rheinland-Pfalz beim KfW Award Gründen 2019.
Gründerin Sarah Kübler über ihre Agentur HitchOn (KfW Bankengruppe/Dähne, Schuch, Sperl).
Im großen und hellen Büro von HitchOn in der Mainzer Altstadt flackern Videos über die Bildschirme. Hier werden YouTube-Videos gemeinsam mit einem ausgewählten Influencer für einen neuen Kunden produziert. Aus gutem Grund: Online dominieren Videos, die Nutzerzahlen der Plattform YouTube kratzen an der Milliardenmarke. Diese reichweitenstarke Plattform wollen viele Unternehmen mithilfe von Influencer-Marketing für Eigenwerbung nutzen.
„Wir machen so etwas wie früher die Tupperpartys – nur digital“, erklärt Sarah, die Geschäftsführerin und Gründerin. Im Mittelpunkt der „digitalen Tupperparty“ steht jetzt der Influencer. Er stellt Produkte oder Dienstleistungen auf seinem YouTube-Kanal vor. Am Ende entscheidet der Verbraucher, ob er das Produkt gut findet und im Handel erwirbt.
Influencer
Influencer sind Personen, deren Accounts (Kanäle) in sozialen Netzwerken aufgrund ihrer Reichweite und ihres Ansehens bei ihrer Community die neuen Werbeträger im digitalen Bereich sind.
Starke Influencer bauen Vertrauen auf
Im kostenlosen Online-Videoportal YouTube können Nutzer Filme veröffentlichen, anschauen und bewerten oder Kanäle anderer Nutzer abonnieren. Hier wartet eine meist junge Zielgruppe, die sich von Influencern in den verschiedensten Bereichen inspirieren lässt. Die Themen reichen von Lifestyle, Mode und Sport bis hin zu Gaming und Food-Trends. Bekanntestes Beispiel ist der Kanal der YouTuberin Bianca „Bibi“ Heinicke. Bibi versorgt ihre Community mit Beautytipps, gibt aber auch viel von ihrem Leben preis. Eine Mischung aus Authentizität und geschenktem Vertrauen, mit der sie eine emotionale Bindung zur Community aufbaut. Mit Erfolg: Der Kanal „bibisbeautypalace“ gehört zu den meistabonnierten deutschsprachigen YouTube-Kanälen.
Für Sarah verdeutlicht besonders eine Kampagne für einen Hörakustiker die Vorteile des Influencer-Marketings, denn „man bekommt einen Blick durchs Schlüsselloch von jemandem, der dies für einen selbst schon einmal ausprobiert hat“. Die Kampagne sollte den Beruf in einem neuen Licht darstellen. Im ersten Moment ist für viele Hörakustik wohl kein aufregender Ausbildungsberuf. „Das war für uns sehr spannend, da es mal etwas anderes war“, erzählt Sarah. „Wir haben Influencer gesucht, die den Beruf vorstellen, und haben sie einen Tag lang ins Praktikum geschickt. Sie haben ihre Erfahrungen von einem Tag als Hörakustiker an ihre Zuschauer weitergegeben und gezeigt, wie facettenreich und spannend der Beruf ist.“
Aktuell kann die Agentur HitchOn viele große Marken zu ihren Kunden zählen. „Wir haben natürlich ganz unterschiedliche Kampagnen gestaltet, für TUI Cruises, Yves Saint Laurent und Volkswagen, aber auch für ARD und ZDF sind wir tätig“, berichtet Sarah. Ihnen bieten die Social-Media-Experten von der Auswahl des richtigen Influencers bis hin zur Kampagnenkonzeption und Produktion von Webvideos ein Rundum-sorglos-Paket.
TikTok
TikTok ist eine 2016 gegründete chinesische Video-Plattform. In Rekordzeit hat die Social-Media-Plattform etwa 800 Millionen Nutzer erreicht und hat damit einen neuen Hype ausgelöst. Nutzer können kurze selbst gedrehte Clips mit bekannten Songs unterlegen und mit anderen teilen.
ARD und ZDF gehören zu den Kunden
„Wir sehen uns neben dem Influencer-Marketing vor allem als Bewegtbildexperte für Social Media. Wir bauen Kanäle auf, vor allem auf YouTube, aber auch auf TikTok. Und unsere Analysten führen auf der Grundlage unserer Datenbank Kanaloptimierungen durch“, erklärt Sarah weiter. Unternehmen können also auch ihren Brand Channel vollständig vom HitchOn-Team betreuen lassen.
Ein erfolgreiches Projekt ist die Kampagne zur Bundestagswahl 2017 für die Bundeszentrale für politische Bildung. Fünf Influencer veröffentlichten unter dem Hashtag #erstewahl2017 Wahlaufrufvideos. Diese sollten deutlich machen, dass das Wahlrecht ein Privileg ist. Insgesamt wurden die zwölf produzierten Videos bis zu 900.000-mal aufgerufen. Aber auch Produkte wie Bücher können mit YouTube durchstarten. Die Fantasy- und Jugendbuchreihe „Zorn und Morgenröte“ wurde von Lifestyle-YouTuberinnen geteilt und löste einen Hype aus.
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Im Großraumbüro von HitchOn in der Mainzer Altstadt werden Videos produziert, Kanäle optimiert und Videoaufrufstatistiken geprüft.
YouTube
Im kostenlosen Online-Videoportal YouTube können Nutzer Videos veröffentlichen, anschauen und bewerten oder Kanäle anderer Nutzer abonnieren. Die Inhalte der Videos sind vielfältig von Musikvideos über Filmtrailer bis hin zu selbst gedrehten Videos zu den verschiedensten Themen aus dem Leben.
Schleichwerbung ist tabu
Häufig kaufen Verbraucher Produkte, die von Influencern empfohlen oder beworben werden. Schleichwerbung ist für HitchOn ein No-Go, sodass jede Zusammenarbeit mit einem Influencer eindeutig als Werbung gekennzeichnet ist. „Das ist wichtig für die Branche und für die Vertrauenswürdigkeit beim Verbraucher“, erläutert Sarah. Dafür engagiert sie sich auch beim Bundesverband für Influencer-Marketing. Dort leitet sie die Gruppe für Kennzeichnungspflicht und Jugendschutz.
Die Agentur zeichnet sich durch ihr hauseigenes Analysetool aus. Hiermit wertet sie mehr als 33.000 Channels am Tag aus. Dies ermöglicht eine datengesteuerte Influencer-Recherche oder Kampagnen- und Performance-Auswertungen. Zudem hat HitchOn ein Testprogramm entwickelt, das ermitteln kann, welche Inhalte mehr Aufmerksamkeit generieren. HitchOn bietet aber auch YouTubern die Möglichkeit, sich auf Kooperationsvorschläge von Unternehmen zu bewerben oder den eigenen Marktwert über das selbst entwickelte Tool ValU zu berechnen.
Influencer-Marketing
Influencer-Marketing beschreibt die Kooperation eines Unternehmens mit einem Influencer gegen Bezahlung. Dieser bewirbt Produkte oder Dienstleistungen im Sinne des Unternehmens. Diese Inhalte sind stets als Werbung zu kennzeichnen.
Von der Marktlücke zur Gründung
Vor der Gründung von HitchOn baute Sarah bei der ZDF-Tochter ZDF Enterprises YouTube-Kanäle für verschiedene Sender auf. Dort stellte sie fest, dass am Markt ein Dienstleister fehlt, der neue Talente für den Sender finden kann oder neue Formate für den Sender speziell für die Plattform YouTube entwickelt. „Da habe ich gesagt: Dann gründe ich doch diesen Dienstleister“, erzählt Sarah.
2017 veränderte sie noch einmal das Geschäftsmodell, was ihr die ein oder andere schlaflose Nacht bescherte. Zuvor bot HitchOn einen Online-Marktplatz für Unternehmen und Influencer und datenbasierte Analysen und Optimierungen an. Doch Sarah musste feststellen, dass dies nicht ausreichend war. Sie ergänzte ihr Angebot um das Kampagnen-Management. Das zahlte sich aus. Heute leitet sie ein 30-köpfiges Team.
„Viele sagten: ‚Frau und alleine, willst du das wirklich machen?‘“, erinnert sich Sarah an die Zeit der Gründung. Doch Mut und Anstrengung zahlten sich aus. Heute wächst HitchOn. Ein neuer Standort in Hamburg wird gerade geplant. Zudem entwirft das Start-up auch zunehmend Kampagnen für die neue Upcoming- und Trending-Plattform TikTok.
Deshalb möchte Sarah auch anderen Frauen Mut machen, zu gründen. „Ich habe es absolut nicht bereut“, stellt Sarah klar. „Es gibt so viele tolle Frauen und so viele Möglichkeiten, deswegen möchte ich jeder Mut machen, diesen Schritt zu wagen.“
Auf KfW Stories veröffentlicht am: 16. Januar 2020.
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