Das Start-up Homelike vermittelt möblierte Wohnungen auf Zeit an Geschäftsreisende. Ihre Idee des Buchungsportals haben sie zahlreichen Firmen-Trips ins Ausland zu verdanken. Die Geschichte einer Unternehmensgründung.
Zu den Personen
Dustin Figge (r.) und Christoph Kasper lernten sich auf einem Wirtschaftskongress kennen und merkten, dass sie den gleichen Traum haben: selbst zu gründen. 2014 starteten sie mit dem Portal Homelike, eine professionelle Wohnungsvermittlung für Geschäftsreisende
Das Firmenlogo von Homelike prangt in großen Lettern an der Wand, darunter eine Couch, Teppich, Sitzsäcke. Ein bisschen wie zu Hause können sich hier die Mitarbeiter während ihrer Arbeitszeit fühlen. Das Ambiente passt, denn darum geht es dem Kölner Start-up ja auch: ein Zuhause auf Zeit zu schaffen.
Die Geschäftsidee resultiert aus persönlichen Erfahrungen der Unternehmensgründer Dustin Figge und Christoph Kasper. Die beiden waren in ihrem Leben beruflich viel unterwegs und sahen sich – ob nun in Spanien, China oder den USA – immer wieder mit der gleichen unbefriedigenden Wohnsituation konfrontiert: Auf Dauer sind kleine Hotelzimmer wenig komfortabel und ziemlich teuer. Der Anzeigenmarkt für möblierte Wohnungen ist oftmals sehr lokal und wenig digitalisiert, die Suche nach einer Unterkunft entsprechend mühsam.
Im Jahr 2013 hatte es den gebürtigen Kölner Dustin Figge in seinem damaligen Job wieder in einen fernen Teil der Erde verschlagen. Für Bertelsmann war er gerade nach Palo Alto ins Silicon Valley gezogen. Erst in ein Hotel, dann in ein kleines Apartment. Figge erinnert sich nur zu gut an diese Zeit: „Die Bude war so klein, vom Klappbett aus hätte ich direkt in der Küche das Spiegelei braten können.“
San Francisco war sein Traum, aber es passte nicht recht, weder das Apartment noch der Job. „Ich war im Silicon Valley, dort, wo alle hinwollen. Aber ich war nicht so strahlend happy wie die anderen. Ich wollte etwas machen, worauf ich zu hundert Prozent Lust hatte“, sagt der 31-Jährige.
Zur gleichen Zeit hat auch Christoph Kasper gespürt, dass er etwas in seinem Leben ändern will. Kasper war auch schon länger in der Welt der Wirtschaft unterwegs, führte damals die Geschäfte beim Karrierenetzwerk Squeaker. Aber sein Ziel war es immer, selbst zu gründen. Figge und Kasper hatten sich vor Jahren auf einem Wirtschaftskongress kennengelernt. Sie blieben in Kontakt, wurden Freunde und stellten irgendwann fest, dass sie die gleichen Träume haben.
Im Winter 2013/14 machten sie ihren Traum wahr. Christoph Kasper setzte sich ins Flugzeug nach San Francisco, dort schmiedeten die jungen Männer Pläne. Ihre unzähligen Übernachtungen auf Geschäftsreisen in anonymen Hotels mündeten letztlich in der Geschäftsidee: eine professionelle Wohnungsvermittlung für Geschäftsleute. „Wir sind in Gedanken alles durchgegangen. Es gab einfach keine Gründe, es nicht zu machen. Es gab zu viele, um es zu machen“, erzählt Figge. „Also haben wir unsere Jobs geschmissen und das Ding gebaut.“
Mit ihrem Start-up besetzen die Gründer eine Nische. Anders als große Portale wie Airbnb oder Wimdu, die Wohnungen direkt an Kunden vermitteln, gehört Homelike zum B2B-Sektor, also Business-to-Business. Wohnungseigentümer vermieten ihre möblierten Wohnungen an Unternehmen, die Apartments für ihre Mitarbeiter suchen. Die Plattform von Homelike dient als Vermittler, wickelt die Buchungen ab und garantiert Qualitätsstandards der angebotenen Apartments. Laut den Homelike-Geschäftsführern eine Win-win-Situation, denn Mieter – also die Unternehmen – sparen etwa 50 Prozent gegenüber Hotelübernachtungen. Die Wohnungsvermieter wiederum haben weniger Aufwand, weil sie nicht mehr tage-, sondern nur monatsweise vermitteln und vermieten. Denn über Homelike können Apartments nur für mindestens 30 Nächte gebucht werden.
Ein weiterer entscheidender Unterschied zu anderen Plattformen: Wer über Homelike Unterkünfte vermittelt, macht dies professionell und kann – anders als eben der Privatanbieter bei Airbnb und Co. – auch Rechnungen stellen. Für Unternehmen ein klarer Vorteil, denn nur so können sie die Unterbringungskosten ihrer Mitarbeiter verbuchen. Homelike kooperiert vorrangig mit großen Anbietern, die zahlreiche Wohnungen im Angebot oder sich sogar auf die Vermietung möblierter Wohnungen spezialisiert haben und zum Beispiel Boardinghäuser betreiben. Aus der Gründungszeit sind auch noch einzelne Wohnungen von privaten Vermietern im Programm, aber auch sie unterliegen den Homelike-Standards. Untervermietete Privatwohnungen oder gar WG-Zimmer tauchen im Homelike-Sortiment nicht auf.
Noch von San Francisco aus stellte Figge den ersten Entwickler ein. Kasper zog in Deutschland erste Fäden. Im Juli 2014 kam auch Figge wieder zurück. Homelike sollte ihr neues Zuhause werden, in der alten Heimat Köln.
Den ersten Schreibtisch stellten sie in ein Büro der ehemaligen Gerling-Zentrale, 80er-Jahre-Schick mit Holzvertäfelung an den Wänden. Die nächsten Monate lebten die beiden von ihren Ersparnissen. Mit einer Minimalversion ihrer Plattform, einem sogenannten Minimum Viable Product (MVP), ist Homelike 2015 an den Start gegangen. Mit knapp 1000 Wohnungen in vier Städten Deutschlands. „Unsere Strategie war immer, dass wir ein Produkt wollen, das funktioniert, das Umsatz schreibt, erst dann gehen wir auf Investorensuche“, sagt Figge.
Dafür mussten die Gründer mit anpacken: Eine der ersten Wohnungen, ein 18-Quadratmeter-Apartment am Kölner Hansaring, haben Figge und Kasper selbst eingerichtet. Das noch unmöblierte Apartment hatte das Interesse eines Geschäftsreisendengeweckt. Kurzerhand sind die Homelike-Chefs ins Möbelhaus gefahren und haben eine komplette Wohnungseinrichtung besorgt und aufgebaut. „Das war ganz schön stressig. An diesem Wochenende ist unsere Gründergemeinschaft auch kurz mal fast gescheitert“, erzählt Figge. „Aber eigentlich war es auch ein super Erlebnis, um zu wissen, was man alles braucht, und um ein Gespür für den Markt zu bekommen.“
Inzwischen hat Homelike feste Kriterien für die angebotenen Apartments: Es muss eine eigene Wohnung sein, also kein WG-Zimmer oder Zimmer mit geteiltem Bad oder geteilter Küche. Außerdem sollte sie löffelfertig, also inklusive Geschirr und Kochutensilien, eingerichtet und WLAN verfügbar sein. Die Jungunternehmer achten auf Qualität, deshalb werden Apartment und Eigentümer vom Homelike-Operationsteam verifiziert, ehe ein Inserat online geht. Dieser Prozess ist aufwendig und kann 24 bis 48 Stunden dauern, weil Wohnungen auch vor Ort von Homelike besichtigt werden.
Kurz nach dem Start macht das Unternehmen den ersten Umsatz, und Dustin Figge und Christoph Kasper gehen auf Investorensuche. Das Konzept überzeugt, die Gründer holen Tech-Angels, Experten aus der Finanzplanung und Real-Estate-Investoren an Bord. „Ich wollte nicht meine Freunde fragen, ob sie Geld investieren wollen, da Start-up auch viel Risiko bedeutet. Wir wollten Leute, die uns inhaltlich weiterhelfen“, so Figge. Sie erweitern ihr Netzwerk, die zweite Finanzierungsrunde folgt.
Wie viel Kapital sie aufgenommen haben, verraten die Gründer nicht. Nur so viel: Zu den Investoren zählt auch coparion, ein Venture Capital Investor. Coparion ist ein Co-Investitionsfonds der KfW und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und beteiligt sich als eigene Gesellschaft an innovativen Start-ups und jungen Technologieunternehmen. David Zimmer, Geschäftsführer von coparion, war von der Homelike-Idee direkt überzeugt: „Wir sehen einen stark wachsenden Markt für möblierte Apartments, die gerade im B2B-Bereich für längere Zeiträume angefragt werden. Genau hier setzt Homelike ja an. Aber eben nicht nur das: Die beiden Gründer sind einfach auch ein starkes Team, das mit wenig Kapital schon große Schritte in den Markt gegangen ist.“
Inzwischen sind sie so große Schritte gegangen, dass ihr altes Büro in der Gerling-Zentrale längst der Vergangenheit angehört. Seit Anfang 2017 ist Homelike im Kölner Mediapark zu Hause. Auf den rund 500 Quadratmetern arbeiten inzwischen mehr als 40 Mitarbeiter. Glasfronten nach draußen, Glasfronten zum Flur. Die Architektur ist so durchlässig wie das Unternehmen selbst: flache Hierarchien, Eigenverantwortung der Mitarbeiter, beide Chefs mittendrin im Team. Den Silicon-Valley-Spirit haben die Gründer mit nach Köln gebracht. So wundert es nicht, dass sie just mit ihrem Tech-Team in eine gemeinsame Surfwoche aufbrechen – getreu ihrem Unternehmenswert „optimize for happiness“.
Rund 20.000 Wohnungen in 60 Städten in vier Ländern Europas vermittelt Homelike mittlerweile. Und dabei soll es nicht bleiben: „Für uns ist Länderexpansion gar nicht so entscheidend, sondern Städteexpansion. Es gibt in Europa einige attraktive Städte, zum Beispiel London, Liverpool, Madrid oder Barcelona“, so Figge.
Es werden spannende Jahre für das Kölner Start-up. Die beiden Jungunternehmer haben viele Ideen, wie sie Homelike weiterentwickeln können – und wie sie irgendwann gerne mal arbeiten würden: „Wir haben in San Francisco ständig in Cafés gearbeitet. Ich liebe diese Kaffeehaus-Atmosphäre. Das wäre noch mal ein Traum von Christoph und mir: ein Büro, das aufgebaut ist wie ein Café.“
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 1. August 2017
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