Unerwünschte Zusatzstoffe im Futter können Tiere krank machen. Drei Hundefreundinnen aus Schleswig-Holstein haben mit ihrem prämierten Start-up "Tales & Tails" gesunde Alternativen geschaffen – aus isländischem Fisch.
Tales & Tails
Landessieger Schleswig-Holstein beim KfW Award Gründen 2021 (Quelle: KfW/n-tv)
Manchmal braucht es Insiderwissen, um auf eine Geschäftsidee zu kommen. Wenn das noch gepaart wird mit einem guten Maß an Empörung, kann sich daraus etwas Außergewöhnliches entwickeln. Stella Mohr und Kaja Ringert arbeiteten in der Lebensmittelbranche, Mohr als Produktmanagerin und mit entsprechenden Einsichten in die Zutatenlisten populärer Marken. Beide Hundefans, knöpften sie sich die Tüten und Dosen mit dem Futter ihrer Lieblinge vor.
Ihr Urteil: Die Listen sind unübersichtlich und irreführend, die Inhaltsstoffe teils ungesund. Konkret kritisieren sie, dass Getreide und Zucker ins Futter gemischt werden, chemische Antioxidationsmittel für längere Haltbarkeit sorgen und Aroma- und Farbstoffe das Produkt aufpeppen. Und hinter dem Begriff „tierische Nebenprodukte“, der hier und da verzeichnet ist, können sich Tierteile verbergen, die gemeinhin als Schlachtabfälle bezeichnet werden.
Nebeneffekte des Verzehrs: Durchfall, Fettleibigkeit, stumpfes Fell, juckende Haut. „Wir kannten also den Schmu, der den Hundebesitzern untergejubelt wird“, sagt sie. „Gerade hatten wir unsere Hunde Arthur und Henry bekommen und wollten auch für sie dem konventionellen Futter eine gesunde Alternative entgegensetzen.“
Daraus entstand die innovative Marke Tales & Tails, die sich über fünf Jahre mit inzwischen 15 Produkten auf dem Tierfuttermarkt etablieren konnte, inzwischen 15 Mitarbeiter beschäftigt und jüngst als Landessieger Schleswig-Holstein des KfW Awards Gründen ausgezeichnet wurde. Die Prinzipien: gesunde Zutaten, kurze Zutatenlisten und volle Transparenz bei der Herkunft.
Da staunen die Kundinnen und Kunden besonders, besteht das Futter doch zu großen Teilen aus isländischem Fisch, neuerdings auch aus isländischem Lamm. Verpackungsdesignerin Cathrin Wellens, die Dritte im Gründerteam von Tales & Tails, gibt der gesamten Produktpalette den modernen Look. Auch der sorgte für ein Umsatzwachstum, das sich seit 2017 jedes Jahr verdreifachen konnte.
Es ist nicht das erste Start-up, mit dem es Stella Mohr & Co. gewagt haben. Bereits 2012 versuchten sie es am Lebensmittelmarkt. Ihr Start-up hat zwar überlebt, aber, so die studierte Betriebswissenschaftlerin, man habe damals viele Anfängerfehler begangen. „Wir waren einfach zu blauäugig, haben uns beim Wachstum überschätzt, waren zu kurzfristig finanziert, schlossen einen langfristigen Mietvertrag für eine Immobilie ab – und haben viel Lehrgeld bezahlt.“ Erfahrungen, die Tales & Tails nun zugutekommen.
Die drei Unternehmerinnen, die sich seit der Schulzeit kennen, stellten ihre Firma auf ein stabileres finanzielles Fundament, zu dem auch die Förderung mit dem ERP-Gründerkredit-StartGeld der KfW gehört. Und weil sie ihr Business dezentral und digital betreiben und vor allem über das Internet ihre Produkte verkaufen, haben sie sich Freiheit und Flexibilität gewahrt. 80 Prozent des Umsatzes wird über die eigene Website generiert, zehn Prozent über Amazon, weitere zehn Prozent über den Fachhandel.
Aber wie kommen die Unternehmerinnen auf Island?
Ein Bekannter stellt seit Jahren auf der Insel Hundefutter aus Fisch und Lamm her, versorgte damit ausschließlich den nationalen Markt. Mohr, Ringert und Wellens schauten sich die Anlage an und waren sofort begeistert, nicht nur wegen des Verfahrens mit den wenigen Zutaten. Auch die Herkunft der Rohware überzeugte sie: der Fisch, vor allem Dorsch und Hering, werden nachhaltig gefangen, das Lamm wächst auf grünen Wiesen und ohne Gabe von Antibiotika auf. Denn Massentierhaltung gibt es in Island nicht. Zudem war die Energiebilanz ein Argument: Das Tierfutter wird klimaneutral mit Strom aus geothermalen Quellen hergestellt.
KfW Award Gründen
Der KfW Award Gründen zeichnet in jedem Jahr 16 Landessieger und einen Bundessieger für ihre Geschäftsideen aus.
Mehr erfahrenUm ihrem Engagement um gesundes Hundefutter auch noch einen sozialen Zweck hinzuzufügen, entschlossen sich die Schleswig-Holsteinerinnen, ein Tierheim auf Sardinien finanziell zu unterstützen. In der Region werden Hunde ausgesetzt, die oft tragische Geschichte hinter sich haben. Im Tierheim Carnile Tortoli, dem größten auf der italienischen Insel, werden sie aufgenommen und gepflegt.
Mit jeder verkauften Futterpackung geht eine Spende an den Verein "Streunerherzen", der den Italienern unter die Arme greift. „Wir wollen mit unserem Produktportfolio weiter wachsen und bald auch die Verantwortung, die man als Gründerin ständig trägt, auf mehreren Schultern verteilen“, sagt Stella Mohr mit Blick auf die Zukunft. „Und vielleicht gründen wir auch selbst einen Verein, um noch mehr für notleidende Tiere tun zu können.“
Auf KfW Stories veröffentlicht am 14. Februar 2022.
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