Beachtliche neun Kilo Schokolade im Jahr, das ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland. Die Mischung aus Kakao, Fett und Zucker soll sogar glücklich machen. Gesund oder nachhaltig sind aber nur wenige der etablierten Produkte. "the nu company" erobert den Markt mit neuen Alternativen. Für ihr Konzept, das eine Branche und die Welt verändern will, erhielt das Unternehmen den KfW Award Gründen.
"the nu company"
Landessieger Sachsen beim KfW Award Gründen 2021 (Quelle: KfW/n-tv)
Im Leipziger Stelzenhaus, einem lichtdurchfluteten Industriedenkmal, arbeitet „the nu company“ an einem grünen Teppich für das Klima. Er wächst Tausende Kilometer entfernt. Es sind Mangroven, die beispielsweise in Mosambik oder Madagaskar gepflanzt werden – mit Hilfe von Schokoriegeln.
Wie das zusammenhängt, erklärt Co-Gründer Christian Fenner: „Wir machen gesunde Schokosnacks, mit denen wir gleichzeitig etwas für den Planeten tun können. Denn für jeden verkauften Artikel wird ein Baum gepflanzt, er kompensiert CO2 und schützt dadurch das Klima. Dafür arbeiten wir mit einem Aufforstungspartner zusammen. Bis 2030 sollen es eine Milliarde Bäume sein.“
Am Anfang dieses großen Ziels stand die Lust am Experimentieren und ein Schokoladen-Do-It-Yourself-Kit in der WG-Küche. Zusammen mit Thomas Stoffels und Mathias Tholey, die sich intensiv mit gesunder Ernährung auseinandergesetzt hatten, entwarf Fenner Süßigkeiten mit weniger Zucker und mehr Hanfsamen. Nach etlichen Versuchen überzeugten die handgemachten Snacks nicht nur sie selbst, sondern auch viele Freunde. „Da schien es einen Bedarf zu geben, und das hat uns angespornt.“
Klima statt Kapitalismus
Eigentlich hatten die jungen Hobby-Chocolatiers schon den Weg zur Karriere als Wirtschaftsingenieure eingeschlagen. Doch die Aussicht, in großen Konzernen zu arbeiten, begeisterte sie nicht. Einig waren sie sich auch, dass traditionelle Wirtschaftsstrukturen zur Umweltzerstörung beitragen. „Die Erfahrungen unserer Generation sind ja geprägt von Umweltthemen. Auch ein einfaches Produkt wie ein Schokoriegel kann ein Hebel sein, um etwas dagegen zu tun“, sagt Fenner.
2016 gründeten die drei Freunde "the nu company". Um Startkapital aufzubauen, setzten sie zunächst auf Crowdfunding – mit Erfolg, der auch ein Zeichen dafür war, dass es genügend Käuferinnen und Käufer für ihre Produkte gab. Ein EXIST-Stipendium für Gründerinnen und Gründer, die Förderung der KfW und der Sächsischen Aufbaubank ermöglichte den Start der Produktion in Dresden.
Die Schokoriegel, die heute vom Band laufen und unter dem Markennamen nucao und numove vertrieben werden, bestehen aus fair gehandeltem Kakao und veganen Bio-Zutaten. Ihre unaufdringliche Süße erhalten sie aus Kokosblütenzucker, die Verpackung ist aus Zellulose statt aus Plastik.
Zunächst gab es sie nur in Bioläden. Ein Meilenstein war die Listung in einem großen Drogeriemarkt, sodass ein breiterer Markt erschlossen werden konnte. Genau dort wollen die Gründer hin. „Nur wenn wir es schaffen, dass in der Nachhaltigkeit auch eine Wirtschaftlichkeit liegt, dann haben wir eine Chance, den Klimawandel aufzuhalten und die Biodiversität zu retten“, sagt Christian Fenner. Ihre Vision verfolgen die Gründer leidenschaftlich.
Um sie zu erreichen, sind jedoch weitere Akteure und ähnlich agierende Unternehmen nötig. Hier möchte "the nu company" ein Leuchtturmprojekt sein.
Kreativ, mutig und streitbar
Das Startup ist mit seinen Produkten und dem Anliegen, Lebensmittel nachhaltiger zu machen, sichtbar. Dafür sorgen auffällige und provokante Werbekampagnen. Auf riesigen Flächen an prominenten Orten prangerte es Missstände in der Lebensmittelbranche an. In einem auflagenstarken Magazin nahmen die Gründer direkten Bezug auf die Arbeit der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. Weitere Politikerinnen und Politiker wiesen sie – mitten im Wahlkampf – in einer Plakatkampagne auf ihre Verantwortung für die Umwelt hin.
Auch ihre Mitbewerber forderten sie heraus: the nu company schlug der Branche ein Schokoladenreinheitsgebot vor und lud zu einem Schokogipfel, um darüber zu diskutieren. Das sorgte für Aufmerksamkeit, auch wenn nur wenige der etablierten Firmen teilnahmen. Eines der Traditionsunternehmen möchte nun zusammen mit the nu company ein Produkt entwickeln. Es soll den sechs festgelegten Forderungen der Gründer entsprechen, die von der Reduzierung des Zuckergehalts bis zur Klimaneutralität reichen.
Zwangsläufig stehen auch die Anbaubedingungen für Kakao auf der Agenda. Denn in den Erzeugerländern herrscht große Armut, und auf den Plantagen arbeiten häufig Kinder. „In der gesamten Branche läuft viel schief. Zeit, das zu ändern!“ sagt Christian Fenner und betont: „Ich bin sicher, dass auch andere, größere Unternehmen etwas von uns lernen können, nämlich Mut und Agilität.“
Transparenz und Engagement
KfW Award Gründen
Der KfW Award Gründen zeichnet in jedem Jahr 16 Landessieger und einen Bundessieger für ihre Geschäftsideen aus.
Mehr erfahrenDie Tücken ihrer eigenen Produkte verschweigen die Gründer nicht und berichten in ihrem Impact Report. über den ökologischen Fußabdruck der Riegel. Ihre CO2-Emissionen werden durch die Unterstützung eines Trinkwasserprojekts in Madagaskar und eines Waldschutzprojekts in Peru – aus diesem Land stammt auch die verwendete Kakaomasse – kompensiert.
Ihr großes Versprechen, mit Schokolade ganze Wälder entstehen zu lassen, lösen die Gründer durch die Kooperation mit dem Aufforstungspartner Eden Reforestation ein. Am Monatsende spenden sie 9 Cent für jeden verkauften Artikel und ermöglichen dadurch die Arbeit der NGO. Sie beschäftigt Menschen in ärmeren Ländern, die in ehemaligen Rodungsgebieten Mangroven oder andere einheimische Baumarten pflanzen. Dadurch erhalten sie ein regelmäßiges Einkommen und die fortschreitende Aufforstung hilft, den Klimawandel abzumildern. "the nu company" ist erfolgreich und umsatzstark: Die Spenden haben geholfen, bereits 10 Millionen Bäume in Nepal, Madagaskar und Mosambik zu pflanzen.
Um auch vor der eigenen Tür etwas zu tun, greift das mittlerweile über 100 Personen umfassende Team einmal im Jahr zu Spaten und Hacke und pflanzt Tannen in Sachsen. Auch Sophia Fischer, 23, und Teil der „Generation Wakeup“, war dabei. Ihre Arbeit ist für sie mehr als ein Job: „the nu company ist purpose driven. Ich bin hier, weil ich etwas erreichen möchte und zusammen mit anderen ein größeres Ziel verfolge.“
Damit weitere europäische und danach internationale Märkte erschlossen werden können, haben die Gründer kürzlich 14 Millionen Euro von namhaften Investoren erhalten. Auch die Auszeichnung mit dem KfW Award Gründen hilft dem Unternehmen: „Der Preis hat eine Außenwirkung in der Gründerszene und steht auch für unsere Glaubwürdigkeit“, sagt Christian Fenner.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 10. Januar 2022.
Datenschutzgrundsätze
Wenn Sie auf eines der Icons der hier aufgeführten klicken, werden Ihre persönlichen Daten an das ausgewählte Netzwerk übertragen.
Datenschutzhinweise