KfW Award Gründen
Logistik in Bestform
Online mit wenigen Klicks bestellt und am nächsten Tag geliefert – was sich für Kunden so einfach darstellt, besteht für die Anbieter der Ware aus komplexen Abläufen. Die weLOG GmbH bietet ihnen ausgeklügelte Lösungen, die weit über die klassische Logistik hinausgehen. Das Unternehmen wurde als Landessieger Hessen mit dem KfW Award Gründen ausgezeichnet und errang zusätzlich den Publikumspreis im Wettbewerb.
weLOG
Landessieger Hessen beim KfW Award Gründen 2021 (Quelle: KfW/n-tv)
Ein gelber Transporter eines Expressdienstes fährt langsam rückwärts an eine der Rampen. Unzählige Kartons in unterschiedlichen Größen stehen schon zur Abholung bereit. Von Montag bis Samstag liegt dieser Halt am Rande von Wetzlar, zwischen Autowaschanlage, Küchenstudio und McDonald’s, auf der Route mehrerer Versanddienstleister. 3.500 Pakete am Tag holen sie von den großen Lagerhallen von weLOG ab.
Die Facetten der Logistik
Das weLOG-Team
Das 2019 gegründet Start-up ist Logistikpartner für über 65 Unternehmen; Startups, mittelständische Betriebe oder internationale Großkonzerne. Sie haben ihre Produkte bei weLOG eingelagert und lassen alle Arbeitsschritte, die eine online-Bestellung nach sich zieht, dort ausführen. Das reicht von der Verpackung über den Versand bis zur Zahlungs- und Retourenabwicklung. Verschickt werden Waren aller Art. Es können Handyhüllen, Kleidung oder Elektrogeräte sein, die an B2B-Partner der Auftraggeber oder an Endkunden gehen. Doch auch sehr große Dinge wie Messestände sind möglich. Nach ihrem Einsatz werden sie gereinigt und wieder sorgfältig im Lager verstaut.
Das Ziel moderner Logistik ist ein perfekt organisierter Warenstrom – und der ist voller Herausforderungen, wie weLOG-Gründer Manuel Rupp an einem Beispiel erläutert: „Wird online eine Waschmaschine bestellt, braucht es eine Spedition, die sie liefert. Deren Auftrag endet aber an der Bordsteinkante. Soll das Gerät nun in den vierten Stock getragen und ausgepackt werden, die alte Maschine und die Verpackung mitgenommen und ins Recycling gegeben werden, ist es schwieriger. Denn dafür sind möglicherweise verschiedene Dienstleister nötig. Und so etwas bringt mich zum Nachdenken, wie es effizient und reibungslos gehen kann.“
Manuel Rupp
Der Gründer ist in der Logistik zu Hause. Er versteht sein Unternehmen als Problemlöser für die komplexen Herausforderungen im E-Commerce.
Manuel Rupp ist ein Mensch, der gerne Lösungen findet und von komplexen Herausforderungen fasziniert ist. Schon als dualer Student in einem Logistikunternehmen konnte er dies unter Beweis stellen und wurde im Laufe der Jahre zu einem der wichtigsten Mitarbeiter. Als der Betrieb in eine Krise geriet und die Geschäftsführung neu aufgestellt wurde, zögerte Rupp nicht und übernahm die Position. „Ich habe dort viele Ideen einbringen können, die zu einer Wende geführt haben und wir wieder erfolgreich wurden. Das war ein sehr gutes Erlebnis. Aber ich hatte noch so viele weitere Einfälle, die ich umsetzen wollte und das geht natürlich am besten in der Selbstständigkeit!“ sagt er.
Rupp verließ das Unternehmen, das er rund zehn Jahre lang geführt hatte. Um weitere Erfahrungen zu sammeln, arbeitete er als Interims-Geschäftsführer bei einem Logistiker im Rhein-Main-Gebiet. 2019 war es dann soweit – er gründete. Alles begann mit drei Mitarbeitern in einer zugigen Lagerhalle ohne Heizung.
Doch weil er in der Branche einen guten Ruf genießt, brauchte es nicht einmal Werbung, die Kunden kamen von selbst. „Es lief so gut, dass ich alle paar Wochen die Lagerflächen erweitern musste. Wir haben zunächst nur Werbemittellogistik angeboten. Doch dieses erste Geschäftsfeld war schon damals als Basis für weitere Angebote gedacht, die nach und nach umgesetzt werden sollten. Durch die Corona-Krise, in der das Online-Shopping boomte, haben wir dann mit Hochdruck unser Fulfillmentangebot implementiert, also die gesamten Leistungen vom Bestelleingang bis zum Versand.“
Passgenaue Leistungen aus einer Hand
Firmensitz
Am Stadtrand von Wetzlar hat weLOG seinen Hauptsitz. Von hier aus steuert das Unternehmen komplexe Logistikprozesse.
Der Plan ist aufgegangen: weLOG hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Serviceanbieter entwickelt, der nach einem Baukastensystem sämtliche Bereiche des E-Commerce abdeckt. Das Team kümmert sich nicht nur um den Versand, es kann auch das Fotografieren der Ware übernehmen, einen Online-Shop aufsetzen und die Produkte auf Wunsch nicht nur mit Schleife, sondern auch mit handsignierter Karte verpacken und versenden.
Laufen die Verkäufe schleppend, sind weitere Leistungen möglich. „Um den Absatz zu erhöhen, gibt es verschiedene Stellschrauben. Vielleicht muss eine Webseite erstellt, der Shop verändert, das Design angepasst oder über Social Media vermarktet werden. Für diese Aufgaben sind Fachleute gefragt. Unsere Kunden müssen sie nicht selbst suchen und einstellen – denn wir haben diese Profis hier im Haus. Sie erarbeiten maßgeschneiderte Strategien“, so Manuel Rupp. Um dieses vielseitige Angebot bereithalten zu können, hat Rupp drei weitere GmbHs gegründet. 70 Personen, darunter 14 Auszubildende, arbeiten am Standort.
Hinaus in die ganze Welt
An sechs Tagen pro Woche verlassen bis zu 3.500 Pakete täglich die Lager in Wetzlar.
Unüblich für die Branche ist das innovative Abrechnungsmodell: Es gibt keine fixen Kosten für einzelne Positionen wie Lagerhaltung, Kommissionierung und Abwicklung. Stattdessen erhält weLOG für jeden versendeten Artikel einen prozentualen Anteil am Verkaufspreis. Beauftragt der Kunde weitere Leistungen wie etwa Kundenservice oder Marketing, muss er diese nicht bezahlen, aber es erhöht die Provision für weLOG. Für die Warenanbieter ist diese Form der Zusammenarbeit risikoarm und kalkulierbar. Für weLOG ist sie ein Anreiz – je besser die eigene Performance, desto höher die Umsätze. Gleichzeitig steigt die Kundenbindung.
KfW Award Gründen
Der KfW Award Gründen zeichnet in jedem Jahr 16 Landessieger und einen Bundessieger für ihre Geschäftsideen aus.
Mehr erfahrenIn Wetzlar stehen die Zeichen nun eindeutig auf Wachstum. Vor kurzem wurde die Lagerfläche auf 16.000 Quadratmeter erweitert. Demnächst wird eine Finanzierungsrunde die weitere Entwicklung skalieren. Danach will das Unternehmen auch in den USA und Asien Fuß fassen. „weLOG aufzubauen und Logistik neu zu denken, macht mir unheimlich Spaß. Und ich bin stolz auf das, was ich bisher erreicht habe“, sagt Rupp.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 31. Januar 2022.
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