Gründer You Mawo
3D-Technologie

3D-Technologie

Sitzt wie angegossen

Eine Brille finden, die perfekt passt – egal, ob schmaleres Gesicht oder größere Nase –, das ermöglicht das Unternehmen You Mawo. Mit einer selbst entwickelten 3D-Scan- und -Drucktechnologie werden die Brillen maßangefertigt. Die Jury des KfW Award Gründen hat You Mawo für diese Zukunftstechnologie als Landessieger Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Video: Zu Besuch bei You Mawo, dem baden-württembergischen Landessieger beim KfW Award Gründen 2019 (KfW Bankengruppe/n-tv).

Ein Team von vier Männern meldete sich 2016 bei der internationalen Messe für Optik und Design an. Mit ihrem Start-up You Mawo wollten Daniel Miko, Stephan Grotz, Sebastian Zenetti und Daniel Szabo an ihrem Stand potenzielle Kunden finden und von ihrer jungen Geschäftsidee erzählen: maßgeschneiderte Brillen aus dem 3-D-Drucker. „Für die Messe hatten wir uns eine Grenze von höchstens 50 Kunden gesetzt – mehr konnte unsere Produktion zu dieser Zeit noch gar nicht stemmen“, erinnert sich Daniel Miko. Innerhalb von zwei Tagen war das Ziel erreicht und das Team endgültig überzeugt: You Mawo ist bereit für den Markt.

You Mawo ist eine Abkürzung für „your magic world“ – „deine zauberhafte Welt“. Zauberhaft waren auch die ersten Verkaufszahlen: Schon 2017, ein Jahr nach der Markteinführung, gingen 20.000 You Mawo-Unikate über den Tresen. Das Besondere an den Modellen: Egal, welche Form oder Farbe, jeder Kunde kann seine Brillenfassung individuell erstellen lassen. Die Fassungen sind leichter als herkömmliche Modelle und sie werden nachhaltig gefertigt.

Geschäftsführer Daniel Miko und Sebastian Zenetti (v.l.n.r.)

Geschäftsführer Daniel Miko (links) und Sebastian Zenetti haben das Unternehmen You Mawo im Jahr 2016 gemeinsam mit zwei Kollegen gegründet.

Marke Eigenbau vom Algorithmus zum Design

Die Idee dazu sei auf einer Weltreise entstanden, erzählt Daniel Miko. „Wir wollten eine Einzelanfertigung, aber en masse. Dafür am Anfang eine geeignete Lösung zu finden, war wohl die größte Hürde.“ Es gab nämlich noch keine vergleichbare Fertigungstechnologie. Das Team orientierte sich deshalb zunächst an Scannern, die in der Architektur eingesetzt werden, und feilte an der Technologie, um das gewünschte Ergebnis erzielen zu können. Dabei ergänzen sich die Gründer perfekt: „Daniel Szabo ist unser Mann für Zahlen, Stephan Grotz für Big Data, Sebastian und ich sind Experten für Design und den Optikmarkt“, erläutert Miko. „Die Software, die App, den Algorithmus – das alles haben wir komplett selbst entwickelt.“

Zenetti und Miko haben Brillendesigns auf Basis von mehr als hundert Gesichtsscans entwickelt. Die Modelle werden mit Polyamid-Pulver im 3-D-Drucker produziert und sind besonders leicht und flexibel. Gut für die Umwelt ist es, dass das überflüssige Pulver nach dem Druck im Fertigungsprozess weiterverwendet werden kann und nicht als Materialüberschuss entsorgt werden muss. Für das 3-D-Druckverfahren spielt es außerdem keine Rolle, ob hundert gleiche oder hundert verschiedene Brillenmodelle in einem Produktionsprozess stecken. So kann der Drucker große Mengen unterschiedlicher Modelle auf einmal drucken.

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KfW Award Gründen

Der KfW Award Gründen zeichnete im Oktober 2019 die 16 Landessieger und einen Bundessieger für ihre Geschäftsideen aus, darunter You Mawo, Landessieger in Baden-Württemberg. Bewerbungen für den neuen Wettbewerb können ab 1. April 2020 eingereicht werden.

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Vom Gesichtsscan zur Maßbrille

Das You Mawo-Konzept ist wohl auch deshalb erfolgreich, weil es nicht nur Vorteile für den Kunden bietet, sondern auch die Arbeitsschritte für den Optiker vereinfacht. Stephan Grotz entwickelte die You Mawo-App, mit der der Optiker das Gesicht des Kunden scannen kann. Der Scanner selbst wird vom US-amerikanischen Anbieter Structure hergestellt. „Es ist ein Infrarotscanner, der einfach auf ein iPad gesteckt wird. Das gescannte Gesicht des Kunden wird mit Grundmodellen an uns übermittelt. Der Scan ermöglicht es uns, eine Brille herzustellen, die perfekt auf die Kopfform und den Nasenwinkel des Kunden abgestimmt ist“, so Daniel Miko. Seit Januar 2020 ist es sogar noch einfacher geworden: You Mawo kann nun auch die Face-ID-Kameras neuer iPads und iPhones direkt ansteuern – damit entfällt der Arbeitsschritt des Scannens.

Für die Anfertigung braucht es keine besonderen Werkzeuge, allein der Datensatz des Kunden reicht aus. Mit dem You Mawo-System werden die Brillen im letzten Schritt nach Sonderwünschen, wie zum Beispiel einer Gravur, angepasst. Mit dem Modell geht es dann in die Produktion. Die Maschinen und das Material kommen aus Deutschland. You Mawo arbeitet mit einem Partner, der für den 3-D-Druck verantwortlich ist. „Eine Maschine für die Produktion kostet ungefähr 500.000 Euro – und das ohne die Färbung und das Finishing der Brille“, erklärt Miko die Kooperation.

Geschäftsführer Daniel Miko
„Die Software, die App, den Algorithmus – das alles haben wir komplett selbst entwickelt.“

Daniel Miko, Geschäftsführer You Mawo

18 Stunden dauert ein Produktionszyklus, der den Druck von hundert Brillen umfasst. Acht Stunden braucht eine Brille, um abzukühlen. Danach ist das Gestell aber noch weiß und sehr rau, wie Schmirgelpapier. Abschleifen, Formen und Färben sind die letzten Schritte, bevor die Brille beim Optiker eintrifft. Spätestens drei Wochen nach Bestellung können Kunden ihre Maßbrille abholen. Mittlerweile nutzen mehr als 750 Optikergeschäfte in 20 Ländern den Infrarotscanner für ihr Geschäft. „Anfangs hatten wir besonders im deutschsprachigen Raum eine konservative Einstellung erwartet. Aber wir wurden positiv überrascht: Fast alle Optiker waren sofort offen für die neue Technologie“, erzählt Daniel Miko.

Heute ist You Mawo in Deutschland, Österreich und der Schweiz Marktführer für Brillen aus dem 3-D-Drucker. Die große Vision des Teams ist es, die Gestelle nicht mehr rund um die Welt verschicken zu müssen, sondern eigene Produktionen in den jeweiligen Ländern aufzubauen. Damit würden zukünftig nicht nur Zeit und Geld gespart, es würden auch neue Arbeitsplätze geschaffen. „Ganz besonders liegt uns aber am Herzen, das Verständnis für Maßbrillen zu verbreiten. So können auch Menschen mit besonders außergewöhnlichen Maßen eine geeignete Brille finden“, sagt Daniel Miko.

Auf KfW Stories veröffentlicht am 12. Februar 2020.