Die Globalisierung macht vor Afrika nicht Halt. Investitionen vor Ort werden immer attraktiver – sagt Joseph Mbuyi, der Büroleiter der KfW IPEX-Bank in Johannesburg. Die Entwicklung des Kontinents macht ihm Mut.
Der Autor
Joseph Mbuyi ist Büroleiter der KfW IPEX-Bank in Johannesburg. Er hat den Markt im Blick und das Ohr am Kunden.
Afrika – über eine Milliarde Menschen leben auf diesem Kontinent, der mehr als ein Fünftel der gesamten Landfläche des Planeten ausmacht. Viele von ihnen leben nach wie vor in Armut, aber Veränderungen sind durchaus in Sicht. Mehr und mehr versucht die afrikanische Bevölkerung die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Heimat voranzutreiben und an der Globalisierung teilzunehmen. Und tatsächlich: Dieser riesige Kontinent positioniert sich immer mehr als vielversprechender Handelspartner, Absatzmarkt und Investitionsstandort für deutsche und europäische Exporte. Wobei Afrika mit seinen 55 Ländern nie als homogenes Ganzes gesehen werden kann.
Die für Investoren wichtigen Themen wie Infrastrukturen und etablierte institutionelle Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Rechtssicherheit, verlässliche Zahlungsverkehr-Systeme oder ein funktionierendes Steuerwesen sind in vielen afrikanischen Ländern, insbesondere in denen der Subsahara-Region, sehr unterschiedlich ausgeprägt. Und selbst wenn relativ fortgeschrittene wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie in Südafrika, Kenia, Tansania und teilweise in Nigeria geschaffen sind, scheinen hohe Wechselkursschwankungen und insbesondere Korruptionsskandale internationale Investitionen abzuschrecken.
Im Gespräch
Finanzierungsexperten der KfW IPEX-Bank Joseph Mbuyi und Christian Bevc über die enormen Wachstumspotenziale in Afrika und die dort dringend benötigte Infrastruktur (KfW Bankengruppe/Bernd Kliebhan).
Dennoch, die westliche Welt tut gut daran, den Teil des Kontinents südlich der Sahara genauer und mit Interesse zu betrachten; und dabei das Auge nicht nur auf einer der größten und am weitesten entwickelten Volkswirtschaft Afrikas ruhen zu lassen: Südafrika. Sicherlich, das Land mit seinen erheblichen natürlichen Ressourcen bietet grundsätzlich gute Rahmenbedingungen für die Privatwirtschaft, verfügt über eine diversifizierte Industrie sowie einen regulierten Finanzsektor mit einer unabhängigen Zentralbank. Vor diesem Hintergrund wird das Land zu Recht von vielen Unternehmen als Sprungbrett in den afrikanischen Markt genutzt, vor allem in die Länder des SADC-Verbundes (Southern African Developing Community) mit mehr als 240 Millionen Menschen.
Doch bieten sich auch in anderen Ländern der Subsahara-Region durchaus attraktive Chancen für Direktinvestitionen und Exporte. Für europäische, insbesondere deutsche Unternehmen liegt dort ein interessanter Wachstumsmarkt, in dem ihre Produktqualität besonders geschätzt wird. Wichtig für den Weg in diese Länder ist die Absicherung von Exporten und Projekten über die bewährten Deckungsinstrumente staatlicher Exportkreditversicherer (ECAs). Die meisten europäischen ECAs stehen diesem Teil des Kontinents tatsächlich recht offen gegenüber. Sie übernehmen zusätzlich zu unternehmerischen Risiken auch die Absicherung politischer Risiken. Ein wichtiges Signal für die europäische Exportwirtschaft.
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Bahn frei für Äthiopien
Wäre ohne ECA-Deckung und internationale Partner nicht möglich gewesen: Die Ethiopian Railway Corporation baut die Verbindung zwischen den Städten Awash und Weldia aus. Die Linie verbindet mit einer Länge von 464 Kilometern die nördlichen Teile Äthiopiens mit dem Zentrum des Landes und wird durch weitere geplante Strecken an die Hauptstadt Addis Abeba sowie an das Nachbarland Djibouti und damit an den dortigen Seehafen angeschlossen. Das Finanzierungsprojekt in Höhe von 865 Millionen US-Dollar ist ein strategischer Eckpfeiler der Infrastrukturentwicklung Äthiopiens.
Zudem bestehen Investitionsmöglichkeiten durch die Zusammenarbeit von Finanzierungspartnern mit lokalen, regionalen sowie multinationalen Banken. Diese können bei großvolumigen kommerziellen Finanzierungen als Intermediäre auftreten. Die ruandische Fluggesellschaft profitierte im Jahr 2016 von einer solchen speziellen Strukturierungsform (dem sogenannten On-Lending). Die KfW IPEX-Bank reichte das Darlehen für zwei Airbus-Großraumflugzeuge an die Institution Trade and Development Bank (ehem. Eastern and Southern African Trade and Development Bank – PTA Bank) aus. Die wiederum tritt gegenüber der lokalen Airline
RwandAir als Fremdkapitalgeber auf.
Solche supranationalen Finanzinstitutionen – wie die schon 1985 gegründete
PTA-Bank – haben das Ziel, Kapital und Dienstleistungen zur wirtschaftlichen Entwicklung im östlichen und südlichen Afrika bereit zu stellen. Über ihre soliden Bilanzen und guten Zukunftsaussichten erleichtern sie es Lieferanten und Investoren, in afrikanischen Ländern Fuß zu fassen.
Auch wenn die Länder Subsahara-Afrikas noch sehr heterogen in ihren Entwicklungsstadien sind und weiterhin vor der Bewältigung großer grundlegender Themen wie Gesundheit, Sicherheit und Bildung stehen, ist offensichtlich, dass diese Märkte einerseits einen enormen Investitionsbedarf aufweisen, andererseits auch immense Absatzchancen bieten.
Zentrale Infrastruktur- und Energiefragen vor Ort lassen sich selten ohne wirtschaftliche Partner aus dem Ausland lösen. Bereits jetzt beschäftigt sich Subsahara-Afrika mit dem Auf- und Ausbau von Transport- und Mobilfunknetzen, der Nutzung von Erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie, der Müllentsorgung und -verarbeitung oder der Rohstoffverwertung. Afrika steht bei vielen dieser Themen noch am Anfang. Eine große Chance für Wirtschaft und Gesellschaft.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Montag, 26. Juni 2017
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 9: Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Eine nicht vorhandene oder marode Infrastruktur hemmt die Wirtschaftlichkeit und fördert so die Armut. Beim Aufbau der Infrastruktur sollte der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, zum Beispiel mit der Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Auch Fabriken und Industriestätten sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig produzieren, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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