Das Onlineportal Finanzcheck ermittelt passend zu den Kreditwünschen seiner Nutzer die Konditionen von mehr als 20 Partnerbanken. Durch das Marktplatzmodell können die Banken direkt ihre Zielgruppe ansprechen. Ein Porträt des Hamburger Start-ups.
Zur Person
Moritz Thiele ist Gründer und CEO von Finanzcheck.
Die Küche müsste mal wieder renoviert werden. Der Fernseher im Elektromarkt lockt mit Großbild und Rundumklang. Das Auto mit seinen 150.000 Kilometern auf dem Tacho macht auch nicht mehr lange mit. Ständig gibt es Situationen, in denen plötzlich Geld hermuss – und wenn der Finanzbedarf größer ist als das Plus auf dem Konto, suchen viele Menschen nach einem unkomplizierten, günstigen Kredit.
„Ein Kredit ist typischerweise nichts, was Privatkunden strategisch planen“, sagt Moritz Thiele, Gründer und CEO von Finanzcheck.de. Hier setzt das populäre Onlinevergleichsportal an. Es verspricht nicht nur wenig Aufwand bei der Suche nach einem Ratenkredit, sondern auch schnelle Resultate: Nahezu in Echtzeit ermittelt Finanzcheck passend zu den Kreditwünschen seiner Nutzer die Konditionen von mehr als 20 Partnerbanken, um wenige Sekunden später deren Angebote anzuzeigen.
Der Effekt ist der gleiche wie bei einer Suche nach Flügen, Hotels oder Mietwagen auf Reiseportalen: Besucher der Website erhalten mit wenigen Klicks einen Überblick, der ihnen helfen kann, sofort einzuschätzen, ob der Markt etwas Passendes für sie bereithält.
Die Sofortauskunft vereint sich mit Bequemlichkeit. Wer zu Finanzcheck geht, muss nicht mehr auf gut Glück in eine Bankfiliale spazieren, um einen Kreditantrag zu stellen – und riskieren, abgewiesen zu werden. Denn viele Geldhäuser spezialisieren sich auf bestimmte Berufsgruppen oder Branchen: Sie unterstützen eher Selbstständige als Angestellte oder finanzieren Baukredite, aber nicht das neue Auto.
„Für Endkunden ist es sehr charmant, dass sie bei uns eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit haben, mindestens ein Angebot zu erhalten – idealerweise sogar mehrere“, erklärt Andreas Kupke, der im Vorstand das operative Geschäft von Finanzcheck leitet. „Durch das Bündeln verschiedenster Bankenpartner erreichen wir, dass bis zu 90 Prozent der Anfragen bewilligt werden.“ Vorausgesetzt, die Schufaauskunft für Antragsteller fällt positiv aus.
Banken wiederum erlaube das Marktplatzmodell, präzise jene Kunden anzusprechen, die ihrer Zielgruppe entsprechen, sagt Kupke: „Wir machen unseren Job richtig, wenn wir Geldinstituten genau die Kunden übermitteln, bei denen sie sagen können: ,Passt perfekt, den Kredit zahlen wir aus.‘“ Mit mehr als einhundert Kundenbetreuern, die Fragen beantworten und den Antrag bearbeiten, übernimmt Finanzcheck auch gleich die Abwicklung, statt nur zu vermitteln.
Das hält den Aufwand – und damit die Kosten – gering; deshalb sind Partner wie die Postbank, Credit Plus oder die Deutsche Kreditbank AG gern bereit, Finanzcheck für jede Vermittlung eine Kommission zu zahlen. „Für Kunden ist es immer kostenlos“, betont Kupke.
Solche Vorteile für Kreditgeber wie Kreditsuchende haben die 2010 gegründete Hamburger Firma zu einem der am schnellsten wachsenden Start-ups in Deutschland gemacht. Im vergangenen Jahr vermittelte Finanzcheck Kredite im Wert von mehr als 1,2 Milliarden Euro. Dabei konzentriert sich die Firma bisher ganz bewusst auf Privatkunden: „Ich glaube, wir sind so erfolgreich geworden, weil wir uns nicht haben ablenken lassen von vielen anderen, sicher ebenfalls reizvollen Möglichkeiten“, erklärt Vorstandschef Moritz Thiele. „Die Gefahr ist groß, dass man sich beim Aufbau eines Unternehmens verzettelt.“
Die größte Herausforderung war für Thiele und sein Team zunächst, Banken zu finden, die technisch in der Lage waren, in wenigen Sekunden auf Anfragen zu reagieren, um den Echtzeitvergleich der Angebote zu ermöglichen. Doch mit jedem neuen Kreditinstitut, das sich der Plattform anschloss, wurde Finanzcheck für Besucher attraktiver – und damit auch für die Banken. Inzwischen arbeite man mit genügend Geldhäusern zusammen, um einen umfassenden Vergleich zu ermöglichen, sagt Andreas Kupke: „Wir schauen uns weiter nach Partnern um, decken mit unserem Portfolio aber schon alle relevanten Segmente ab.“
„Bis zu 90 Prozent der Anfragen werden bewilligt.“
Das innovative Geschäftsmodell bewegte Kapitalgeber, 46 Millionen Euro in das Start-up zu investieren. Die Aussicht auf weiterhin rasantes Wachstum lockt die Finanziers: Jährlich werden in Deutschland gut 80 Milliarden Euro an neuen Verbraucherkrediten vergeben – reichlich Chancen für Finanzcheck, seine Vorteile auszubauen, glaubt Frank Seehaus. „Finanzcheck hilft Kunden, Geld zu sparen“, argumentiert der Managing-Partner der Beteiligungsgesellschaft Acton Capital Partners, über deren „Heureka II“-Wachstumsfonds auch die KfW bis vor Kurzem indirekt in Finanzcheck investiert war. Ob die Konjunktur gerade brummt oder schwächelt, sei dabei eher Nebensache. „Sicherlich nimmt die Zahl der Spontankäufe in Krisenzeiten ab“, räumt Seehaus ein. „Andererseits steigt die Preissensitivität.“ Eine Vergleichsplattform, die Transparenz schafft, könne davon nur profitieren.
Ähnlich muss das Scout24 gesehen haben: Im Juli 2018 gab der börsennotierte Münchner Onlineriese – bekannt durch Portale wie Autoscout24 und Immobilienscout24 – die Übernahme von Finanzcheck für 285 Millionen Euro bekannt. Im Hintergrund hatten die Firmen schon länger zusammengearbeitet: Wenn etwa Nutzer bei Autoscout24.de eine Finanzierung für ihren Neuwagen suchten, lieferte Finanzcheck die Angebote dazu.285 Millionen – ein stolzer Preis für das junge Unternehmen, das es 2017 auf 35 Millionen Euro Umsatz brachte. Der Kauf durch Scout24 gebe seiner Firma ganz neue Möglichkeiten, zu wachsen und auch international zu expandieren, sagt Kupke: „Wir spielen jetzt in einer ganz anderen Liga und haben die Möglichkeit, zur Nummer eins in Deutschland oder sogar in Europa zu werden.“
Zu den Ambitionen passt, dass Finanzcheck inzwischen nicht nur im Internet zu finden ist, sondern auch in der Hamburger Innenstadt. Im Frühjahr eröffnete das Vergleichsportal zwischen Boutiquen, Cafés und Einkaufszentren seine erste Filiale. Eine harte Trennung zwischen Internet und physischer Welt sei auch wenig sinnvoll, erklärt Kupke, weil Kunden die Vorteile beider Welten nutzen wollten. „In einigen Fällen bevorzugen Kunden eine persönliche Beratung“, sagt der 35-Jährige. „Für uns ist eine Filiale daher nichts anderes als ein zusätzlicher Bürostandort.“
Sind Mitarbeiter nicht mit Kunden in der Filiale beschäftigt, setzen sie das Headset auf und beraten Nutzer, die auf der Website einen Kredit beantragen wollen – genau wie ihre Kolleginnen und Kollegen, die in der Zentrale in Hamburg-Altona sitzen. Auch da kam es schon gelegentlich vor, dass Kunden persönlich vorbeischauten, um sich genauer erklären zu lassen, wie sie an ein Darlehen kommen könnten.
Darauf war die Onlinefirma zwar eigentlich nicht vorbereitet, aber dank Sitzecke und Kaffeeautomaten fällt es den Mitarbeitern nicht schwer, auch unangemeldete Besucher zu betreuen. Am Ende allerdings muss jeder wieder auf die Website, um den Antrag zu stellen – selbst nach einer Beratung in der Zentrale. Schließlich lässt sich nur mit dem hauseigenen Onlinetool das Finanzcheck-Versprechen einlösen: Kunden sekundenschnell „den sichersten Weg zum Kredit“ zu weisen.
Auf KfW Stories veröffentlicht am: Dienstag, 2. Oktober 2018
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 9: Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Eine nicht vorhandene oder marode Infrastruktur hemmt die Wirtschaftlichkeit und fördert so die Armut. Beim Aufbau der Infrastruktur sollte der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, zum Beispiel mit der Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Auch Fabriken und Industriestätten sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig produzieren, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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