Der Smart-Cities-Wettbewerb von Bundesinnenministerium und KfW unterstützt deutsche Städte und Gemeinden bei ihrer digitalen Transformation. Klimafragen spielen dabei eine übergeordnete Rolle. Ein Zwischenbericht aus sechs Siegerstädten.
Die Nachhaltigkeit steht über allem“, sagt Dirk Wagner, zuständig für die digitale Transformation im Solinger Rathaus. Die Stadt im Bergischen Land gehört zu den 13 Gewinnern der ersten Runde im Wettbewerb „Modellprojekte Smart Cities“, den das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) im vergangenen Jahr ausgelobt hat. Über vier Staffeln und zehn Jahre wird das BMI über die KfW 750 Millionen Euro Zuschüsse zu digitalen Projekten an die ausgewählten Städte und Gemeinden verteilen, die diese je nach Finanzkraft mit bis zu einem Drittel Eigenanteil aufstocken.
In der ersten Runde setzten sich Städte wie Solingen, Ulm, Cottbus und Kaiserslautern durch sowie kommunale Kooperationen wie die „5 für Südwestfalen“ aus Arnsberg, Olpe, Menden, Soest und Bad Berleburg oder der Zusammenschluss von Brandis, Naunhof, Borsdorf, Großpösna, Belgershain, Parthenstein und Machern im Nordwesten Sachsens.
Digitale Technik schont Ressourcen
Sowohl die Ideen der Sieger als auch bereits von ihnen realisierte Vorhaben zeigen: Kommunen stellen den technologischen Wandel oft unter Klimaschutzvorbehalt. Digitale Technik wird eingesetzt, um Ressourcen zu schonen und schädliche Emissionen zu senken.
In Solingen etwa finden die Mitglieder des Stadtrats alle notwendigen Unterlagen auf ihren Tablets. Im Parlamentsbetrieb spart die Digitalisierung so Papier, Druck, Versand. Zu typischen Vorhaben der Smart Cities gehört auch, das verwaltungsinterne Dokumentenwesen auf E-Akten umzustellen. Zugleich nähern sie sich dem Ziel, alle Dienstleistungen der Stadtverwaltung auch online anzubieten: Der Gang zum Rathaus findet zu Hause statt. Cottbus holte sich dafür sogar den österreichischen E-Government-Experten Gustav Lebhart ins Rathaus.
Mit bürgerfreundlichen wie auch emissionsreduzierten Verkehrssystemen beschäftigen sich alle Kommunen aus dem Wettbewerb. Brandis bei Leipzig denkt über ein kombiniertes Mietmodell für E-Autos und E-Bikes nach. Im sauerländischen Arnsberg verringert ein digitales Parkleitsystem den innerstädtischen Parksuchverkehr. In Kaiserslautern will sich Digitalchef Martin Verlage mit der dort ansässigen Technischen Universität mit teilautonomem Fahren beschäftigen. Solingen setzt Oberleitungsbusse ein, die auf Strecken ohne Stromleitung von Akkus statt Dieselmotoren angetrieben werden. „Mobility on demand“ nennt Cottbus die Aufgabe, mithilfe digitaler Mittel den öffentlichen Nahverkehr in nachfrageschwachen Zeiten oder auf wenig befahrenen Strecken effizienter zu gestalten. Ulm verfolgt die Kombination maßgeschneiderter Mobilitätsformen, die zur Stadtgröße und den Bedürfnissen der Bewohner passen.
Digitale Sensorik kommt häufig zum Einsatz
Auch der Einsatz digitaler Sensorik kommt in den meisten Konzepten vor. Messdaten aller Art werden über das Internet der Dinge ausgetauscht. LoRaWAN (Longe Range Wide Area Network) heißt das Netz, ist nahezu kostenlos und frei verfügbar. In Ulm will man damit aus der Ferne kontrollieren, ob Radwege verkehrssicher sind oder die städtischen Rabatten Wasser brauchen. Ein Effekt: Es werden weniger Inspektionsfahrten städtischer Mitarbeiter nötig.
Arnsberg stellt allen Bürgern die aufbereiteten Daten des stadteigenen Geografischen Informationssystems zur Verfügung. Auf detaillierten Quartierskarten finden sich die Standorte von Kitas, Spielplätzen, Bushaltestellen oder auch Glascontainern, was Wohnungsuchenden als Entscheidungshilfe dienen kann.
Technikfantasien fehlen in kaum einem kommunalen Digitalisierungsszenario. Drei digitale Anwendungen tauchen besonders häufig auf: intelligente Straßenlaternen, kluge Mülltonnen und Parksensoren. Die Laternen – Kaiserslautern hat bereits eine Teststrecke bestückt – passen die Lichtverhältnisse dem Verkehr und der Witterung an und sparen dadurch erheblich Strom. Abfalltonnen funken ihre Füllstände an die Müllabfuhr, die nur noch kommt, wenn’s nötig ist. Parksensoren – in einigen Städten sind sie schon installiert – melden freie Parkplätze und reduzieren so den Suchverkehr in der Innenstadt, was zu besserer Luft führt.
Mit ihren Plänen wirken die prämierten Kommunen als Multiplikatoren. Von den Modellprojekten, deren zweite Staffel in diesem Jahr über die Bühne geht, soll ganz Deutschland lernen. „Alle Ausgewählten“, so die Juryvorsitzende Anne Katrin Bohle aus dem Innenministerium, „müssen bereit sein, ihre Erkenntnisse zu teilen.“
Auf KfW Stories veröffentlicht am 30. September 2020.
Datenschutzgrundsätze
Wenn Sie auf eines der Icons der hier aufgeführten klicken, werden Ihre persönlichen Daten an das ausgewählte Netzwerk übertragen.
Datenschutzhinweise