Industrie 4.0 heißt die Zukunft. Doch die digitale Vernetzung ruft auch Risiken auf den Plan. Die Rhebo GmbH hat ein Produkt entwickelt, das die digitalen Systeme in industriellen Umgebungen überwacht, Anomalien identifiziert, meldet und dokumentiert.
„Rhebo“ ist eine Abkürzung für Rheniumdiborid, eines der härtesten, künstlich hergestellten Metalle, die es gibt. Ein ungewöhnlicher Name für ein IT-Start-up. Aber in der IT-Sicherheit steht das „Härten“ für einen Prozess, der informationstechnische Systeme besonders sicher gegen Angriffe macht. Und das ist es, was Rhebo bietet: ein Produkt, das den störungsfreien Betrieb vernetzter Industrieanlagen sichert.
Rhebo Industrial Protector überwacht den Betrieb in industrieller Steuerungstechnik und kritischen IoT-Geräten in Echtzeit, analysiert und visualisiert den gesamten Datenverkehr. Ein Beispiel: Obwohl die Schweißroboterzelle im Karosseriebau eines Automobilherstellers zuverlässig produzierte, erkannte Rhebo Industrial Protector Auffälligkeiten in der Kommunikation. Die Analyse ergab, dass zwei Geräte innerhalb der Datenerfassung die gleichen IP-Adressen besaßen. Aufgrund dieser Fehlkonfiguration kam es zu Störungen in der Kommunikation zwischen den betroffenen Stationen.
Hätte Rhebo auf dieses Problem nicht hingewiesen, wäre es zu einem Anlagenstillstand gekommen. Außerdem kann eine doppelt vergebene IP-Adresse auf einen Masquerading-Angriff hinweisen: Ein Angreifer versucht, die Identität eines Netzteilnehmers zu übernehmen.
Für Betreiber automatisierter Produktionsanlagen und kritischer Infrastruktur bedeutet der Einsatz von Rhebo Industrial Protector Betriebssicherheit und Schutz gegen Cyber-Angriffe von innen und außen. Das Warnsystem verhindert Ausfallzeiten und reduziert somit auch Kosten.
Spezialisten für industrielle IT-Sicherheit
Zu den Personen
Die Rhebo GmbH wurde 2014 von Dr. Frank Stummer, Klaus Mochalski (rechts) und Martin Menschner (nicht im Bild) gegründet. Der Vertrieb fällt in den Geschäftsbereich von Mochalski, Stummer baut neue Geschäftsfelder auf und Menschner führt als CTO und „technisches Gehirn“ das Entwicklerteam an. Um Marketing und das operative Management kümmert sich seit 2016 als COO Kristin Preßler.
Gegründet wurde die Rhebo GmbH von Klaus Mochalski, Martin Menschner und Dr. Frank Stummer. Im Gründungsjahr 2014 waren sie alte Bekannte. Mochalski und Stummer kennen sich seit Schulzeiten. Alle drei haben sie schon in unterschiedlichen Konstellationen Firmen aus dem Themengebiet IT- und Netzwerksicherheit gegründet und zusammengearbeitet.
Für Rhebo haben die drei ihr Fachwissen und ihren Unternehmergeist zusammengeführt: Geschäftsführer Klaus Mochalski kümmert sich um den Vertrieb, Martin Menschner führt als CTO und „technisches Gehirn“ das Entwicklerteam an, und Business Developer Frank Stummer baut neue Geschäftsfelder auf. Für das Marketing und das operative Management stieß 2016 Kristin Preßler als COO zu Rhebo.
Viele Firmen wissen noch gar nichts von ihren Möglichkeiten mit den Mechanismen der Industrie 4.0. Früher bestand die Sicherheit einer Fabrik in erster Linie aus dem Werkstor und dem Zaun ums Gelände – Unbefugte kamen nicht herein. Mit der Digitalisierung und der damit einhergehenden Vernetzung hat sich das gewandelt: Es gibt Hackerangriffe, Cyberwürmer, Wirtschaftsspionage.
Das Start-up hat sich mit seiner Idee früh auf einem Markt etabliert, der gerade erst zu wachsen beginnt. Rhebo war „mit dem richtigen Produkt zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle“, so Gründer Klaus Mochalski. Ob Investoren, eine kontinuierlich wachsende Zahl von Kunden oder etliche Gründerpreise – das Feedback war von Anfang an enorm positiv. 2017 waren 19 Mitarbeiter für Rhebo tätig, 2020 beschäftigt das Unternehmen 25 Mitarbeiter.
Traumjob Start-up
Als Mochalski noch in Forschung und Lehre arbeitete, war er stets offen für neue Ideen. Eine Firma zu gründen war jedoch nie sein Ziel gewesen. Jetzt, als erfahrener Gründer, sagt er: „Hätte ich vorher gewusst, wie sich das anfühlt, dann hätte ich schon immer davon geträumt, ein Unternehmen zu gründen.“ Es ist die Verantwortung, die Herausforderung, etwas Neues zu entwickeln, und vor allem immer wieder diese Ausgangssituation: Im Team gemeinsam eine Idee zu finden und dann durchzudiskutieren, ob sie funktioniert. Und schließlich aus der Idee einen Plan zu entwickeln, der die Firma zum Erfolg führt.
Etwas Schöneres gibt es nicht für den Gründer. In der Praxis bedeutet das auch, fest eingefahrene Unternehmensstrukturen zu verlassen. „Ich bin der festen Überzeugung, Produktivität und Erfolg einer Firma haben nichts mit Zeit zu tun“, betont Mochalski. Eine Stechuhr gibt es bei Rhebo deshalb nicht. Das kommt auch dem Familienleben der Mitarbeiter entgegen. Doch diese Arbeitsweise hat nicht nur familiäre Gründe, sondern auch produktive. „Ein Programmierer kann nicht acht Stunden am Stück programmieren, da kommt am Ende nur Unsinn bei raus.“
Was bei Rhebo unterm Strich zählt, ist das Ergebnis. Dafür muss es auch kreative Pausen geben, die in der inspirierenden Atmosphäre der unmittelbaren Büronachbarschaft verbracht werden können. Rhebo sitzt in Leipzig in einer ehemaligen Baumwollspinnerei zwischen Künstlerateliers und Galerien. Am wichtigsten aber ist der interne Austausch der Mitarbeiter, er bildet den lebenswichtigen Blutkreislauf in der Rhebo-Unternehmenskultur. Dieser Austausch ist auch deshalb so wichtig, „weil sich die Anforderungen an unser Produkt immer weiterentwickeln“, so Mochalski.
Auch mit den Kunden bleibt Rhebo fortlaufend im Gespräch: Das industrielle Netzwerkmonitoring von Rhebo ist im Prinzip eine Art Alarmanlage. Gibt es einen Alarm, muss jemand was tun. Oft aber existiert dieser „Jemand“ bei den Kunden noch gar nicht. Deshalb führt Rhebo, bevor sein Netzwerkmonitoring installiert wird, vor Ort beim Kunden immer ein Stabilitäts- und Sicherheitsaudit durch, um bestehende Sicherheitslücken zu erkennen und sie gemeinsam zu beseitigen. Für den laufenden Betrieb bietet Rhebo zudem den Managed Service ReadyNow an, der den Kunden bei der Auswertung von Anomalien unterstützt.
Ruhm und Ehre reichen nicht
An einer Wand der Rhebo-Firmenräume hängen all die Auszeichnungen, die das junge Unternehmen bereits errungen hat. Es war Sieger beimIQ Innovationspreis von Leipzig sowie von Mitteldeutschland, belegte den zweiten Platz beim futureSAX Ideenwettbewerb 2016, wurde Landessieger für Sachsen im bundesweiten Unternehmenswettbewerb KfW Award 2016, Landessieger Sachsen beim INNOVATIONSPREIS-IT 2017 und bekam eine Nominierung für den Sonderpreis „Sachsen gründet – Start-up 2017“.
Viel Platz ist an der Wand der Auszeichnungen bei Rhebo nicht mehr. Doch so verlockend die ständigen Einladungen zu neuen Wettbewerben sind, die Teilnahme kostet auch Zeit. Jetzt wollen sich die Gründer von Rhebo erst einmal auf das Geschäft konzentrieren und neue Märkte erschließen.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 13. Juli 2017, aktualisiert am 3. April 2020.
Zu diesen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leistet das dargestellte Projekt einen Beitrag
Ziel 9: Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Eine nicht vorhandene oder marode Infrastruktur hemmt die Wirtschaftlichkeit und fördert so die Armut. Beim Aufbau der Infrastruktur sollte der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, zum Beispiel mit der Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Auch Fabriken und Industriestätten sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig produzieren, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden. Quelle: www.17ziele.de
Alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verabschiedeten im Jahr 2015 die Agenda 2030. Ihr Herzstück ist ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Unsere Welt soll sich in einen Ort verwandeln, an dem Menschen ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig in Frieden miteinander leben können.
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