Der Anteil ist zwar nach wie vor gering, doch nach vier Jahren gibt es erstmals wieder mehr Chefinnen in mittelständischen Unternehmen. Das zeigen die Zahlen einer aktuellen KfW-Studie. Die KfW-Ökonomin Dr. Jennifer Abel-Koch erklärt die Gründe für den Zuwachs.
Zur Person
Dr. Jennifer Abel-Koch ist seit 2014 KfW-Ökonomin und beschäftigt sich unter anderem mit Untersuchungen zum Thema Frauen in Führungspositionen.
Wie hat sich der Frauenanteil an der Spitze mittelständischer Unternehmen in Deutschland entwickelt, Frau Dr. Abel-Koch?
Abel-Koch: Nachdem es vier Jahre lang keinen Zuwachs gab, ist der Anteil von kleinen und mittleren Unternehmen mit einer Frau an der Spitze im Jahr 2018 leicht gestiegen. Von den rund 3,81 Millionen Mittelständlern werden 16,1 Prozent von einer Frau geführt. Damit sitzt bei etwa 613.000 mittelständischen Unternehmen eine Frau im Chefsessel, das sind 33.000 mehr als im Jahr davor.
Wodurch wird der Zuwachs begünstigt?
Ein Lichtblick ist die gestiegene Gründungsbereitschaft von Frauen. Die Zahl der Existenzgründungen von Frauen hat 2018 um vier Prozent zugelegt. Der Anteil von Frauen an der gesamten Gründungstätigkeit hat sich auf 40 Prozent erhöht. Dies wirkt sich positiv auf die Anzahl der Chefinnen aus. Gleichzeitig beobachten wir eine Verschiebung des Mittelstandes hin zu mehr Dienstleistungsunternehmen. Auch dies begünstigt den Frauenanteil an der Spitze kleiner und mittlerer Unternehmen.
Sind Frauen in Führungspositionen in der Dienstleistungsbranche häufiger zu finden?
Etwa 85 Prozent der Chefinnen führen ein Dienstleistungsunternehmen, darunter zum Beispiel Architektur- und Ingenieurbüros, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatungen. Aber auch im Einzel- und Großhandel, bei persönlichen Dienstleistungen wie Pflege, Aus- und Weiterbildung sowie im Gast- und Hotelgewerbe sind vermehrt Chefinnen vertreten. In industriellen Unternehmen wie Maschinen- und Fahrzeugbau oder Pharmazie gibt es nur selten Frauen in Führungspositionen.
Ist damit die Talfahrt beendet?
Die Talfahrt scheint zwar beendet, trotzdem liegt der Anteil frauengeführter Unternehmen noch immer deutlich unter dem Höchststand im Jahr 2013. Auch vor dem Hintergrund, dass Frauen mehr als die Hälfte aller Beschäftigten im Mittelstand ausmachen, ist ein Frauenanteil von 16,1 Prozent in den Chefetagen gering. Eine gezielte Förderung weiblicher Mitarbeiter findet dennoch in weniger als zehn Prozent aller kleinen und mittleren Unternehmen statt. Die deutsche Wirtschaft sollte das Potenzial von Frauen viel stärker nutzen – nicht zuletzt, um dem Mangel an Fachkräften und Unternehmensnachfolgern im Mittelstand etwas entgegenzusetzen.
Auf KfW Stories veröffentlicht am 3. März 2020.
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