Welche Schwerpunkte setzt die KfW dabei?
Die KfW verstärkt ihren Fokus auf den Wirtschaftsstandort Deutschland. Wir werden in den kommenden Jahren unsere Aktivitäten noch genauer daraufhin prüfen, ob sie die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken. Als Bank aus Verantwortung bleibt der Klimaschutz ein zentraler Schwerpunkt. Denn Klimaschutz ist nicht nur eine Verpflichtung gegenüber nachfolgenden Generationen, sondern auch ein wichtiges Instrument für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die KfW steht verlässlich an der Seite ihrer Kunden und Partner.
Warum ist die Fokussierung auf den Standort Deutschland gerade jetzt so wichtig?
Ich möchte den enormen Handlungsdruck an ein paar Zahlen veranschaulichen:
- Im World Competitiveness Ranking ist Deutschland inzwischen von Platz 6 im Jahr 2014 auf Platz 24 gefallen.
- Der Internationale Währungsfonds erwartet für die Weltwirtschaft 2025 ein Wachstum von 3,3 Prozent, für Deutschland lediglich 0,3 Prozent. Deutschland ist von 2019 bis 2024 real nur unwesentlich gewachsen (0,3 Prozent insgesamt), die USA hingegen um gut 12 Prozent und die Weltwirtschaft insgesamt sogar um fast 15 Prozent.
- Die deutsche Wirtschaft verliert globale Marktanteile: Der Welthandel 2024 ist um 3,4 Prozent gewachsen; die Exporte Deutschlands sind um 0,8 Prozent gesunken.
- Produktivität Bruttoinlandsprodukt pro Stunde liegt in Deutschland um 10 Prozent unter dem Wert der Schweiz (2022).
- Die öffentlichen Investitionen (in Prozent des BIP, 2023) liegen deutlich unter dem EU-Durchschnitt.
Vor diesem Hintergrund benötigen wir eine Investitionsoffensive in unsere Infrastruktur und Bildung, deutlich verbesserte bürokratische, regulatorische und steuerliche Rahmenbedingungen sowie einen Diskurs, wie wir vor allem auch unsere preisliche internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen.
Was bedeutet Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum mit Blick auf die Dekarbonisierung der Gesellschaft?
Deutschland hat in grünen Technologien nach wie vor eine gute Ausgangsposition, sowohl bezogen auf Innovationen als auch auf Exporte, muss sich aber steigendem Wettbewerb stellen – und sicherstellen, auch zukünftig den Anschluss zu halten. Deutschland kann als einziges europäisches Land bei der Zahl der Patente mit den wichtigsten Forschungsländern konkurrieren und liegt weltweit auf Platz 4. Wir waren bis 2021 zweitgrößter Exporteur hinter China. Es besteht großer Handlungsdruck unsere Wettbewerbsposition zu verteidigen. Für die KfW bleibt die Klimafinanzierung ein zentraler Schwerpunkt. Das Jahr 2024 war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Es lag 1,55 Grad über dem vorindustriellen Zeitalter und damit erstmals über der 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens. Deshalb bekennen wir uns als Bank aus Verantwortung weiter zu den nationalen und internationalen Klimazielen. Seit 2017 haben wir rund 320 Milliarden Euro für Klima- und Umweltschutzfinanzierungen zugesagt. Allein im Jahr 2024 entfielen hierauf rund 30 Milliarden Euro der gesamten KfW-Zusagen.
Wie verändert sich die Rolle der KfW?
Unsere traditionelle Rolle ist die der bankfachlichen Umsetzerin und Krisenmanagerin. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und die Finanzierung des nachhaltigen Wandels erfordern von der KfW ein neues Rollenverständnis. Denn: Die KfW kann mehr, als Geld bereitzustellen. Was uns auszeichnet, ist eine einzigartige Position: eine enge und stabile Vernetzung mit der Politik, unseren nationalen und internationalen Finanzierungspartnern, den Unternehmen und ihren Verbänden, Kommunen sowie Verbrauchern und nicht zuletzt mit den globalen Finanzmärkten.
Hieraus wächst uns eine erweiterte Rolle zu:
- Ratgeberin – bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen,
- Ermöglicherin – von bedarfsgerechten Lösungen,
- Impulsgeberin – für neue Initiativen.
Wir haben diese Rolle schon im vergangenen Jahr verstärkt wahrgenommen und werden das auch künftig tun. Dies zeigt sich in der erfolgreichen Umsetzung von Initiativen.
Können Sie konkrete Erfolge nennen?
Für die Mobilisierung von privatem Kapital für Investitionen in den nachhaltigen Wandel spielt der Kapitalmarkt eine zentrale Rolle. Deshalb gilt es, den Finanzplatz Deutschland zu stärken. Die Politik hat die Rahmenbedingungen hierfür in den vergangenen Jahren verbessert. Diesen Kurs gilt es fortzusetzen. Die KfW nimmt ihre Rolle aktiv wahr beispielsweise durch die WIN-Initiative. Sie ist ein Durchbruch bei der Mobilisierung von privatem Kapital für das Ökosystem für Wachstumskapital. Die KfW hat im vergangenen Jahr erfolgreich im Auftrag des Bundes diese Initiative koordiniert. Ein wirkungsvolles Maßnahmenpaket gepaart mit einem starken finanziellen Commitment von mehr als zwölf Milliarden Euro bis 2030 schaffen eine ganz neue Basis für junge Unternehmen. Das Interesse an WIN ist weiterhin sehr hoch, sodass wir weitere Commitments zahlreicher Stakeholder im Laufe des Jahres erwarten.
Die Capital Markets Conference on Energy Transition for Germany (CMCET) im Juli 2024 in der KfW war ein Startschuss für den vertieften Dialog von Politik und internationalen Investoren zur Finanzierung einer nachhaltigen Energie-Infrastruktur.
Die KfW unterstützt auch die Initiative der deutschen Finanzwirtschaft zur Wiederbelebung des europäischen Verbriefungsmarkts; dieses Instrument ist ein weiterer Baustein in der Mobilisierung von privatem Kapital. Zudem unterstützen wir die Finanzplatzinitiative der hessischen Landesregierung.
Herr Wintels, vielen Dank für das Gespräch!
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