Nach meinem Studium der Politikwissenschaften und Volkwirtschaftslehre und meiner anschließenden Promotion wollte ich gerne einen greifbaren Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in weniger entwickelten Ländern leisten. Nach einem dreimonatigen Einblick in die Arbeit der KfW Entwicklungsbank bewarb ich mich für das 15-monatige Traineeprogramm, den klassischen Einstieg in die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ). Das Programm führte mich in fünf verschiedene Teams in der KfW und zum Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), den Hauptauftraggeber der Entwicklungsbank. So konnte ich ein gutes Verständnis für die Funktionsweise der FZ entwickeln und die Vielfalt der Themen und Aufgaben erahnen. Das ist wichtig, denn nach dem Traineeprogramm übernimmt man gleich viel Verantwortung!
Als Projektmanagerin (PM) bin ich für Energieprojekte in Tansania, der DR Kongo und ein Dürreversicherungsvorhaben in Äthiopien zuständig. Die Verantwortung für die Projekte liegt bei den Projektpartnern selbst, wir stellen die Finanzierung bereit und begleiten die Partner bei der Entwicklung und Durchführung der Vorhaben. Dabei ist die PM das Gesicht gegenüber dem Projektpartner und hält alle Bälle in der Luft – Entwicklung neuer Projektideen, Machbarkeitsstudien für neue Projekte, Projektprüfung im Auftrag des Auftraggebers, Aushandlung des Finanzierungsvertrags nach Genehmigung des Projektes, Begleitung und Monitoring der Projektdurchführung, Berichterstattung an den Auftraggeber und Projektabschluss. All diese Schritte im Projektzyklus benötigen Expertenwissen, so dass ich eng mit einem Projektteam zusammenarbeite. Der Technische Sachverständige (TSV) ist mein Ansprechpartner für technische Fragen und im Vergleich zu vielen anderen Entwicklungsbanken ein Alleinstellungsmerkmal der KfW, das von den Projektpartnern sehr geschätzt wird. Die Vergabemanagerin stellt sicher, dass der Partner die Aufträge an Consultants oder Bauunternehmen fair, transparent und wettbewerbsbasiert vergibt. Weitere Mitglieder des Projektteams sind der Projektkoordinator vor Ort, die Umwelt- und Sozialexpertin, die Vertragskoordinatorin sowie Kollegen aus den Bereichen Recht und Compliance. Die große Kollegialität zwischen den Kollegen in der Entwicklungsbank und anderen Geschäftsbereichen der KfW ist wirklich einzigartig und schafft eine sehr positive Arbeitsatmosphäre.
Während die Mehrheit der PMs von Frankfurt aus arbeitet, sind bei mir regelmäßige Dienstreisen an der Tagesordnung. So reise ich ungefähr alle zwei Monate für Gespräche und Fortschrittkontrollen in die Projektländer. Das direkte Gespräch und der persönliche Austausch mit dem Projektpartner und die Besuche vor Ort sind wichtig für den Projekterfolg. Die spannendste und konzeptionell anspruchsvollste Aufgabe eines Projektmanagers ist aber die Projektprüfung. Auf der Basis der vorliegenden Machbarkeitsstudie des Partners prüfen meistens die PM mit dem TSV das Projekt auf Herz und Nieren, um dann gegenüber dem Auftraggeber eine fundierte Förderempfehlung abgeben zu können. Meine letzte Prüfung war die eines Vorhabens in Äthiopien zur Stärkung der Dürreresilienz von Kleinbauern. Die Landwirte schließen eine Dürreversicherung ab, die sie in Zeiten schwerer Dürren kompensiert und sie davor bewahrt, ihr Hab und Gut verkaufen zu müssen, um sich Nahrungsmittel zu kaufen. Wenn die Landwirte nicht über ausreichend Liquidität verfügen, können sie sich die Versicherungsprämie über die Umsetzung von boden- und wasserkonservierenden Maßnahmen verdienen. Ein positiver Zusatzeffekt: ihr Dürrerisiko wird durch die Maßnahmen reduziert. Darüber hinaus erhalten die Landwirte Zugang zu Mikrokrediten, um in ihre landwirtschaftliche Produktivität und Diversifizierung zu investieren. Rücklagen sollen als finanzieller Puffer für schlechte Zeiten dienen. Eine Woche sind wir quer durch die Region Tigray im Norden gefahren, haben die Zielgruppe nach ihren Erfahrungen und Bedarfen gefragt, wurden mit Popcorn, Brot und Honig willkommen geheißen und durften die außergewöhnliche Berglandschaft bestaunen. Reisen wie diese zeigen mir, warum ich mich für diese Arbeit entschieden habe!
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