Beiträge und Kommentare von Dr. Köhler-Geib
Frau Dr. Fritzi Köhler-Geib war von November 2019 bis Oktober 2024 Chefvolkswirtin der KfW
„Der Arbeitsmarkt bleibt zum Ende des Sommers ohne Überraschungen. Er ist geprägt von Wirtschaftsflaute und Fachkräftemangel und wird der Konjunktur in den nächsten Monaten kaum stärkende Impulse geben. Die Zahl der Arbeitslosen wird voraussichtlich von 2,6 Millionen im Jahr 2023 auf 2,8 Millionen im Jahr 2024 steigen, die Arbeitslosenquote erhöht sich dadurch von 5,7 % auf 6,0 %. Im Jahresdurchschnitt 2025 dürfte die Arbeitslosigkeit dann wieder leicht sinken. Die Zahl der Erwerbstätigen wird trotz der schwachen Konjunktur mit 46,2 Millionen voraussichtlich um 180.000 höher liegen als 2023. 2025 dürfte sie mit der konjunkturellen Erholung weiter auf 46,3 Millionen steigen. Der Fachkräftemangel ist trotz Konjunkturflaute hauptsächlich bestehen geblieben. Zwei von fünf zu besetzenden Stellen sind bei den Jobcentern ein halbes Jahr und länger als offen gemeldet. Eine Stellenbesetzung dauert im Schnitt viermal so lange wie vor 20 Jahren. Trotzdem gibt es aktuell mehr als dreimal so viele Arbeitsuchende wie offene Stellen. Eine wesentliche Ursache für den Fachkräftemangel ist also ein ausgeprägter Mismatch. Um diesen zu verringern, müssen mehr Menschen für bedarfsgerechte Qualifizierung und Umschulung gewonnen werden. Gerade Arbeitslose und Geringqualifizierte nehmen relativ selten an Weiterbildung teil. Es geht also auch um die Stärkung von Eigeninitiative und Motivation und das Setzen von Anreizen.“
„Das ifo Geschäftsklima ist im September erneut gesunken und das dritte Quartal steht somit weiterhin deutlich im Minus. Auch wenn das Geschäftsklima als Konjunkturindikator an Aussagekraft eingebüßt hat, sind das gerade mit Blick auf Unternehmensinvestitionen schlechte Nachrichten, denn diese hängen stark von der Unternehmensstimmung und insbesondere den Geschäftserwartungen ab. Die trübe Stimmung erklärt sich aus der Vielzahl transformativer Herausforderungen und gleichzeitig starkem Gegenwind im internationalen Handel. Dies schließt den gestiegenen Wettbewerbsdruck durch China und seine industriellen Überkapazitäten ein. Trotz der weiteren Stimmungseintrübung sind die Voraussetzungen für eine moderate, zunächst vor allem vom Konsum gestützte Erholung weiterhin intakt.“
„Ein wenig Licht und noch viel Schatten – so lässt sich wohl die aktuelle Stimmung in der deutschen Wirtschaft zusammenfassen. Das Geschäftsklima ist derzeit viel trüber als in früheren Phasen, in denen das Bruttoinlandsprodukt stagnierte. Das zurzeit außergewöhnlich tiefe Stimmungsniveau dürfte vor allem Folge der großen Verunsicherung in den Unternehmen sein, die mit einer Vielzahl transformativer Herausforderungen und hartnäckiger globaler Krisen konfrontiert sind.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer August 2024(PDF, 138 KB, barrierefrei)
„Deutschland wird einen langen Atem brauchen, um bei der Erforschung und Nutzung digitaler Technologien zu den führenden Ländern aufzuschließen. Deutschland hat aber erfolgsversprechende Anknüpfungspunkte. So wird beispielsweise die qualitativ hochwertige akademische Forschung im Bereich künstliche Intelligenz international sehr geschätzt. Zudem hat Deutschland auch technologische Stärken, etwa im Bereich Roboter und autonomes Fahren.“
Deutschlands Position bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich(PDF, 474 KB, barrierefrei)
„Langsam macht sich die wirtschaftliche Stagnation auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Wegen des Fachkräftemangels zögern Unternehmen jedoch mit Entlassungen. Das verhindert einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Eine merkliche konjunkturelle Beschleunigung erwarten wir gemäß unserer Prognose erst für das nächste Jahr. Aber auch dann wird der Aufschwung moderater ausfallen als in früheren Erholungsphasen. Denn die Wachstumsflaute ist bereits eine Folge der rückläufigen inländischen Erwerbsbevölkerung und des Trends zu schwächerem Produktivitätswachstum. Für mehr Wachstum braucht die deutsche Wirtschaft dringend eine Stärkung der Antriebskräfte. Nötig sind mehr Investitionen und Innovationen mit dem Ziel der Produktivitätssteigerung. Einen Impuls liefert hier die Wachstumsinitiative der Bundesregierung. Ein Hemmnis für Investitionen und Produktivitätszuwächse bleibt der Fachkräftemangel. Deshalb braucht Deutschland eine Bildungs- und Qualifizierungsoffensive, die auch die Motivation und die Anreize zur Weiterbildung in Eigeninitiative stärkt. Hier ist die Vermittlung von Deutschkenntnissen und fehlender Qualifikationen bei Migranten und Migrantinnen ein Ansatzpunkt. Grundsätzlich sind Bildung und Qualifizierung sowie Eigeninitiative das A und O zur Mobilisierung brachliegender Fähigkeiten und Talente und das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit.“
„Die deutsche Wirtschaft wird sich in den kommenden Quartalen nach und nach erholen, doch erst 2025 wird das Jahreswachstum wieder deutlich positiv sein. Das Konsumklima hat sich seit dem Tief im Januar spürbar verbessert und mit den kräftigen Reallohnsteigerungen wächst die Kaufkraft der privaten Haushalte. Die Voraussetzungen für eine konsumgetriebene Erholung sind damit intakt. Die Unternehmensinvestitionen könnten sich im zweiten Halbjahr stabilisieren, wie die Besserung bei der Kreditnachfrage nahelegt. Die privaten Wohnbauinvestitionen dürften 2025 erstmals seit fünf Jahren wieder expandieren, gestützt von einer unverändert hohen Wohnungsnachfrage.“
KfW-Konjunkturkompass August 2024(PDF, 144 KB, barrierefrei)
„Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sinkt im August bereits den vierten Monat in Folge. Das Geschäftsklima ist und bleibt damit viel trüber als in früheren Phasen, in denen das BIP stagnierte. Meines Erachtens ist das zurzeit außergewöhnlich tiefe Klimaniveau vor allem eine Folge der großen Verunsicherung in den Unternehmen, die mit einer Vielzahl transformativer Herausforderungen und hartnäckiger globaler Krisen konfrontiert sind. Rein konjunkturell ist mit der wieder steigenden Kaufkraft zumindest eine moderate, zunächst vor allem vom Konsum gestützte Erholung angelegt.“
„Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass viele Menschen in Deutschland bereit sind, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Kapital in klimafreundliche Projekte zu lenken. Entscheidend ist aber, dass sie leichteren Zugang zu Informationen über nachhaltige Geldanlagen bekommen als bisher, insbesondere mit Blick auf den resultierenden Beitrag zum Klimaschutz.
Mit den Privathaushalten in Deutschland gibt es einen relevanten potenziellen Investorenkreis für nachhaltige Geldanlagen, der durch geeignete Rahmenbedingungen seinen Beitrag zur grünen Transformation Deutschlands und der Welt leisten kann.“
Fast die Hälfte der Privathaushalte ist offen für grüne Finanzanlagen – Transparenz über Klimawirkung ist entscheidend(PDF, 337 KB, barrierefrei)
„Das Geschäftsklima der deutschen Unternehmen ist das dritte Mal in Folge gesunken. Es handelt sich um mehr als eine rein erwartungsgetriebene Stimmungseintrübung, denn auch die Geschäftslage der befragten Unternehmen hat sich wieder verschlechtert. Hinter dem bisher erwarteten Konjunkturaufschwung stehen nach der Trendwende bei den Unternehmensbefragungen und dem leichten Rückgang des BIP im zweiten Quartal nun wieder größere Fragezeichen. Doch es gibt auch unter den aktuellen Indikatoren Hoffnungsschimmer. Vor allem hat sich die Erholung des Konsumklimas bis zuletzt fortgesetzt.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Juli 2024(PDF, 180 KB, barrierefrei)
„Bei den Kommunen fallen immer mehr Aufgaben an. Das führte zu einem deutlichen Personalaufwuchs in den vergangenen Jahren. Daraus ergibt sich ein wachsender Platzbedarf. Viele Kommunen rechnen für die Zukunft mit einem weiteren Personalaufbau.
In Zeiten des Fachkräftemangels spielt auch der Zustand der Verwaltungsgebäude eine relevante Rolle, wenn es darum geht, qualifizierte Arbeitskräfte für den öffentlichen Dienst in den Städten, Gemeinden und Landkreisen zu gewinnen.
Die Modernisierung des kommunalen Gebäudebestands ist zudem unter ökologischen Gesichtspunkten relevant. Die energetische Sanierung von Gebäuden erschließt ein großes Potenzial zur Energieeinsparung und Reduzierung von CO2-Emissionen.“
Hohe kommunale Investitionsbedarfe in öffentlichen Verwaltungsgebäuden(PDF, 281 KB, barrierefrei)
„Die Unternehmen erfahren derzeit größere Zurückhaltung der Banken bei der Erfüllung ihrer Kreditwünsche. Die Vorsicht der Banken dürfte sich aus der ins Stocken geratenen konjunkturellen Erholung speisen. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen ist die Kreditnachfrage weiterhin unterdurchschnittlich. Daran dürfte sich auch erst etwas ändern, wenn im Zuge stabilerer wirtschaftlicher Aussichten die Investitionsbereitschaft wieder merklich zunimmt.“
KfW-ifo-Kredithürde Q2 2024(PDF, 145 KB, barrierefrei)
„Es ist erfreulich, dass auch deutsche Start-ups sich auf das Thema KI fokussieren. Deutschland muss sich auf diesem wichtigen Feld im Wettbewerb behaupten.“
KfW Venture Capital-Dashboard Q2 2024(PDF, 2 MB, barrierefrei)
„Der Arbeitsmarkt schlingert im Kielwasser der flauen Konjunktur. Die Zahl der Erwerbstätigen hat gegenüber dem Vorjahr zwar noch leicht zugenommen, das gilt jedoch auch für die Arbeitslosigkeit. Umso wichtiger ist es, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, den Produktivitätsfortschritt zu steigern und die Erwerbstätigkeit zu erhöhen. Wenn die Unternehmen und die erwerbsfähige Bevölkerung mitziehen, kann die Wachstumsinitiative der Bundesregierung hier spürbare Impulse geben. Das ist mit Blick auf den Fachkräftemangel weiterhin dringend nötig. Besonders ausgeprägt sind die Engpässe in Berufen, für die eine betriebliche Ausbildung erforderlich ist. Hier gelten nach den aktuellen Engpassindikatoren der Bundesagentur für Arbeit mittlerweile rund 40 % als Engpassberufe, ein zusätzliches Drittel steht wegen Anzeichen für Engpässe unter Beobachtung. Augenmerk verdienen auch die akademischen Berufe: Hier gelten bisher 20 % als Engpassberufe, ein weiteres Drittel steht unter Beobachtung. Zu den Engpassberufen zählen derzeit unter anderem Berufe in den Bereichen Energietechnik, IT und Softwareentwicklung, Pflege, medizinische Fachangestellte, Ärztinnen und Ärzte diverser Fachrichtungen, Tiefbau und diverse Sparten im Bauhandwerk wie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Bauelektrik.“
„Nach einem Wachstum zu Jahresbeginn ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal wieder leicht geschrumpft. Das ist enttäuschend gemessen an den meisten Wachstumsprognosen, aber nach den roten Produktionszahlen zur Mitte des Quartals ist es auch nicht ganz überraschend. Die Abschätzung der Wachstumszahlen wird außerdem gerade wegen der laufenden Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen erschwert.
Die wirtschaftliche Erholung steht auch im laufenden Vierteljahr auf wackligen Füßen, denn das Verarbeitende Gewerbe kämpft mit einer hartnäckig schwachen Nachfrage nach seinen Produkten. Der Dienstleistungssektor dürfte jedoch weiter expandieren und auch das Baugewerbe könnte angesichts einer wieder anziehenden Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten den Tiefpunkt überschritten haben.“
„Das ifo Geschäftsklima sinkt zum dritten Mal in Folge und es wirkt wie ein Déjà-vu Erlebnis. Genau wie im Vorjahr hat sich die Unternehmensstimmung im Frühjahr noch aufgehellt, aber im Sommer ist der Stimmungsaufschwung schon wieder abgerissen. Der Stimmungsrückgang könnte Sorgen über einen möglichen Wahlsieg des „Tariff Man“ Donald Trump widerspiegeln. Doch trotz aller Risiken spricht vieles dafür, dass der Konjunkturaufschwung im laufenden und kommenden Jahr weitergeht. Insbesondere dürfte der Konsum dank der jüngsten Kaufkraftgewinne noch stärker zunehmen und auch bezüglich der Investitionstätigkeit in Deutschland gibt es endlich wieder ein paar positive Signale. So wurde laut der Bank Lending Survey im zweiten Quartal erstmals wieder eine zunehmende Kreditnachfrage von Unternehmen und Haushalten registriert.“
„Wir nehmen eine Aufbruchstimmung im deutschen Venture Capital-Markt wahr, da die Klimaindikatoren in der Breite zulegen. So gaben diesem Frühsommer mehr Venture Capital-Investoren an, dass es ihnen leichter falle, Kapital einzuwerben, als im Frühjahr – und sie eine weitere Entspannung für die nähere Zukunft erwarten. Diese Ansicht dürfte mit der Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank zusammenhängen und den Aussichten, dass die Zinsen weiter sinken werden. Niedrigere Zinsen erleichtern es Beteiligungsgesellschaften, Kapital einzusammeln, da die Assetklasse relativ betrachtet attraktiver wird.
Die Bereitschaft der Venture Capital-Investoren, in neue Start-ups zu investieren, ist im zweiten Quartal deutlich gestiegen. Wagniskapitalgeber erhalten für ihr finanzielles Engagement Anteile an dem Start-up. Start-ups sollte es im laufenden Jahr leichter fallen, Venture-Capital-Investoren für sich zu gewinnen, als noch im letzten Jahr.“
German Venture Capital Barometer Q2 2024(PDF, 298 KB, barrierefrei)
„Eine gute Nachricht ist, dass die meisten Mittelständler angeben, die höheren Kostenbelastungen gut abfedern zu können. Das zeigt, wie robust der deutsche Mittelstand aufgestellt ist. 48 % der Unternehmen gaben an, die höheren Kosten dauerhaft schultern zu können, bei weiteren 21 % fallen die gestiegenen Kosten finanziell kaum ins Gewicht. Allerdings sagten auch 14 %, durch die erhebliche Mehrbelastung finanziell überfordert zu sein."
Aktuelles Kostenniveau für die meisten Unternehmen tragbar – weitere Kostensteigerungen im Jahresverlauf absehbar(PDF, 188 KB, barrierefrei)
„Die Aussichten für eine nachhaltige Erholung des Kreditneugeschäfts haben sich verbessert, jedoch geht es nur langsam bergauf. Erst wenn sich die wirtschaftliche Aufhellung verstetigt und sich die Zinswende stärker in den Finanzierungskosten widerspiegelt, rechnen wir mit positivem Wachstum des Neugeschäfts. Aller Voraussicht nach wird dies erst im zweiten Halbjahr eintreffen.
Allerdings beeinflusst auch Planungssicherheit die Investitionsentscheidungen der Unternehmen und damit ihre Finanzierungsbedarfe. Alles, was Unsicherheit erhöht, wie beispielsweise die Entwicklungen nach den Parlamentswahlen in Frankreich, der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen im November, oder die Entwicklung von Handelskonflikten dämpft dabei das Investitionsinteresse von Unternehmen.“
KfW-Kreditmarktausblick Juli 2024(PDF, 276 KB, barrierefrei)
"Die EZB wird voraussichtlich ohne weitere Zinssenkung in die Sommerpause gehen. Mit Blick auf den zuletzt ausgebliebenen Rückgang der Dienstleistungsinflation erscheint mir diese Besonnenheit angemessen. Im September werden die Karten dann neu gemischt. Eine Fortsetzung der geldpolitischen Lockerung ist derzeit das wahrscheinlichste Szenario. Wesentliche Voraussetzung ist jedoch, dass sich bis dahin die Anzeichen für eine Abschwächung der Lohnwachstums verdichten. Damit die Arbeitnehmer die erlittenen Kaufkraftverluste ausgleichen können, sind die Tariflöhne bis zuletzt deutlich gestiegen. Das sorgt im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor derzeit noch für überdurchschnittlichen Kostendruck. Darüber hinaus hängt der Zinssenkungsspielraum der EZB auch von der fiskalpolitischen Ausrichtung der europäischen Regierungen ab."
„Bei der erhofften Konjunkturerholung ist weiterhin Zittern angesagt. Der Stimmungsaufschwung gerät ins Stocken und die Erwartungskomponente des Geschäftsklimas geht in beiden Unternehmensgrößenklassen zurück, wohl weil die Risiken für die Wirtschaftsentwicklung hoch bleiben. Zu diesen Risiken gehört auch der vermehrte Zuspruch für populistische Parteien im Inland wie im Ausland, wie die Europawahlen zu Beginn des Monats gezeigt haben. Gerade auf ein exportorientiertes Land wie Deutschland könnte der Populismus längerfristig negative Auswirkungen haben. Die aktuelle Verunsicherung könnte zudem mit den überraschend angesetzten Parlamentswahlen in Frankreich zusammenhängen, deren Ausgang im Befragungszeitraum noch völlig ungewiss war. Mindestens ebenso relevant wird das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen im November sein. Dazu passt, dass mit dem Großhandel diesmal derjenige Wirtschaftsbereich besonders viele Federn lassen muss, der an der Schnittstelle von nationalen und internationalen Märkten steht.“
„Die Inflation im Euroraum hat wieder einen Tick nachgelassen. Das ist nach dem Rückschlag im Vormonat eine willkommene Bestätigung, dass die Inflationsentwicklung in die richtige Richtung geht. Die EZB wird den Ball bei der kommenden Ratssitzung im Juli aber dennoch flach halten, denn sie will sichergehen, dass das bis zuletzt noch sehr kräftige Lohnwachstum nachlässt oder durch Produktivitätswachstum und geringere Gewinnmargen ausreichend abgepuffert wird. Mit der nächsten Zinssenkung ist wohl erst wieder im September zu rechnen, wenn die vielen bis dahin neu hereinkommenden Datenpunkte überwiegend in die richtige Richtung zeigen.“
„Es bleibt ein Auf und Ab — immerhin insgesamt mit Trend in die richtige Richtung. Trotz des Fußballfests in Deutschland verlor die Inflation im Juni nach dem Anstieg im Vormonat wieder an Tempo. Die Einflussfaktoren bleiben dabei derzeit dieselben. Arbeitsintensive Dienstleistungen verhindern mit überdurchschnittlich hohen Preissteigerungen ein schnelles und nachhaltiges Erreichen des Inflationsziels. Hingegen können sich Verbraucher darüber freuen, dass sie für Industriewaren auch dank der Auflösung von Lieferengpässen nur wenig mehr zahlen müssen als vor Jahresfrist.“
„Die konjunkturellen Frühindikatoren zeigen, dass die Stimmung sich mit leichten Schwankungen zunehmend aufhellt und die Konjunktur langsam Fahrt aufnimmt. Auf die Nachfrage nach Arbeitskräften wirkt sich dies erst verzögert aus. Die Zahl der offenen Stellen war im Juni mit 700.745 immer noch um 83.805 niedriger als im Vorjahresmonat. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten war allerdings Ende April mit 34,9 Millionen um 183.200 höher als ein Jahr zuvor. Eine Entlassungswelle, wie sie Konjunkturtäler meist begleitet, ist wegen des Fachkräftemangels ausgeblieben. Gestiegen ist die Beschäftigung vor allem in wenig konjunktursensiblen Wirtschaftszweigen. Dazu zählen das Gesundheitswesen, Heime und Sozialwesen, öffentliche Verwaltungen, Verteidigung und Sozialversicherungen sowie Information und Kommunikation. Ein Beschäftigungsabbau erfolgte dagegen besonders im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Handel sowie in Betrieben der Arbeitnehmerüberlassung. Dementsprechend haben auch die Fachkräfteengpässe im Verarbeitenden Gewerbe und im Bauhauptgewerbe besonders nachgelassen.“
„Der Stimmungsaufschwung gerät ins Stocken. Die Erwartungskomponente des Geschäftsklimas ist zurückgegangen, vermutlich weil Risiken für die Wirtschaftsentwicklung hoch bleiben. Dazu gehört auch der vermehrte Zuspruch für populistische Parteien im Inland wie im Ausland, wie die Europawahlen zu Beginn des Monats gezeigt haben. Gerade auf ein exportorientiertes Land wie Deutschland könnte Populismus längerfristig negative Auswirkungen haben. Die aktuelle Verunsicherung könnte auch mit den anstehenden Parlamentswahlen in Frankreich zusammenhängen. Mindestens ebenso relevant wird dann der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen im November.“
„Gesamtwirtschaftlich gab es 2023 kaum Impulse für Existenzgründungen. Sowohl Konjunktur als auch Arbeitsmarkt stagnierten und haben die Gründungstätigkeit weder besonders befördert noch belastet. Unterm Strich ergibt sich ein kleines Plus bei der Zahl der Gründungen. Für das laufende Jahr ist vom makroökonomischen Umfeld weiter wenig Rückenwind zu erwarten. Zusammen mit einer deutlich gesunkenen Zahl an Gründungsplanungen im vergangenen Jahr dürfte dies leider wieder für einen Rückgang der Gründungstätigkeit 2024 sorgen. Jährlich werden etwa doppelt so viele Gründungspläne abgebrochen, wie Gründungen realisiert werden. Wenn wir es schaffen, diese Abbruchquote zu reduzieren, wäre schon viel für die Gründungstätigkeit getan. Ein Schlüssel dafür ist Finanzwissen, mit dem viele Gründungshemmnisse seltener werden.
Um den Gründungswunsch unter Frauen breiter zu verankern, müssen Geschlechterklischees in Schule und Erziehung aufgebrochen werden. Dazu ist ein langer Atem notwendig. Ein Quick-Win lässt sich allerdings erzielen, indem man erfolgreiche Gründerinnen sichtbarer macht, denn der positive Effekt unternehmerischer Rollenmodelle ist bei Frauen besonders stark.“
„Es geht weiter aufwärts, doch insgesamt bleibt das Wachstum dieses Jahr noch mager. Immerhin macht die noch vor wenigen Monaten außergewöhnlich triste Stimmung in den deutschen Unternehmen inzwischen Platz für wieder etwas mehr Zuversicht. So notiert das Geschäftsklima im Mai in beiden Unternehmensgrößenklassen auf einem deutlich höheren Niveau als zu Jahresbeginn. Vor allem die Erwartungen haben sich seit dem Jahreswechsel deutlich und kontinuierlich verbessert. Das Konjunkturtal dürfte also weitgehend durchschritten sein. Nach der geringfügigen Schrumpfung des BIP im vergangenen Jahr erwarte ich mit +0,3 % die Rückkehr zu einem moderaten Realwachstum im laufenden Jahr, das dann 2025 deutlich auf +1,2 % anziehen wird. Doch damit solche Wachstumszahlen dann weiterhin erreichbar sind, bleibt der Handlungsdruck Strukturthemen wie Fachkräftemangel und Energiewende weiter anzugehen hoch.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Mai 2024(PDF, 129 KB, barrierefrei)
„Der Arbeitsmarkt hält der konjunkturellen Flaute immer noch gut stand. Dazu trägt bei, dass Unternehmen sich damit zurückhalten, knappe Fachkräfte zu entlassen. Ich rechne für 2024 nur mit einem moderaten Anstieg der Arbeitslosenquote von 5,7 % im Jahr 2023 auf 5,8 %. Das entspricht 2,7 Mio. Arbeitslosen in diesem Jahr. Die Zahl der Erwerbstätigen ist seit Jahresbeginn weiter gestiegen, allerdings weit schwächer als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr 2024 rechne ich mit einem Anstieg um 130.000 auf einen neuen Rekordstand von 46,1 Mio. Erwerbstätige. Die Frühindikatoren lassen im Verlauf des Jahres eine leichte konjunkturelle Erholung erwarten, die maßgeblich vom privaten Konsum getragen wird, der von Reallohnsteigerungen profitiert. Die Einbußen bei den Realeinkommen im vergangenen Jahr, dürften in diesem Jahr zum Teil wieder wett gemacht werden. Die Zahl der registrierten offenen Stellen ist seit dem vergangenen Jahr um 65.000 auf 702.000 im Mai gesunken. Allerdings ist der Fachkräftemangel immer noch auf historisch hohem Niveau, und in den kommenden Jahren werden wieder deutlich mehr Unternehmen betroffen sein. Eine Ausweitung von Erwerbsbeteiligung und qualifizierter Zuwanderung sowie eine Stärkung des Wachstums der Arbeitsproduktivität sind daher weiterhin dringend geboten.“
„Angesichts der vielfältigen Belastungen aus der Mehrfachkrise im Jahr 2022 ist die gute Entwicklung des Auslandsgeschäfts des Mittelstands eine sehr positive Nachricht. Allerdings haben die vollen Auswirkungen der vollzogenen Zinswende erst später voll durchgeschlagen. So hat sich das globale Konjunkturumfeld 2023 merklich eingetrübt. Insgesamt ist die globale Erholung verhalten und die weltweite Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern bislang noch gedämpft. Zu Beginn des Jahres 2024 zeichnet sich aber eine zunehmende Zuversicht bei deutschen Unternehmen ab, auch im Mittelstand. Die Exportaktivitäten nehmen wieder Fahrt auf. Die absehbaren Leitzinssenkungen im Jahresverlauf werden der Auslandsnachfrage neuen Schub verleihen und den Außenhandel anregen. Davon wird auch der Mittelstand profitieren.“
KfW-Internationalisierungsbericht 2024(PDF, 2 MB, barrierefrei)
„Die europäische Inflation hat sich im Mai wieder etwas beschleunigt. Die heutigen Daten zur Verbraucherpreisentwicklung sind die letzten vor der nahenden Ratssitzung der EZB und stehen deshalb im Fokus der Aufmerksamkeit. Trotz des Anziehens des Inflationstempos wird die EZB mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als erste der großen Zentralbanken mit Zinssenkungen starten. Zum einen sind maßgebliche Basiseffekte bei Energiegütern für die stärker steigenden Preise mitverantwortlich, zum anderen haben die Ratsmitglieder bereits in großer Übereinstimmung deutlich gemacht, dass die EZB zunehmendes Vertrauen in den mittelfristigen Rückgang der Inflation hat. Es bleibt aber spannend, wie es nach dem Sommer mit den Zinsen weitergeht. Für weitere Lockerungsschritte wird die EZB in den Daten vor allem ein Abklingen des Preisdrucks bei den Dienstleistungen sehen wollen.“
„Es wird holprig. Die Preise in Deutschland sind im Mai wieder schneller gestiegen. Dienstleistungen verteuern sich mit 3,9 % besonders stark. Zwar macht sich hier bemerkbar, dass der inflationsdämpfende Effekt des vor einem Jahr eingeführten 49-Euro-Tickets entfällt. Aber auch die nach wie vor starken Lohnzuwächse zögern das weitere Abflauen der Preissteigerungen vor allem in diesem Wirtschaftsbereich hinaus. Zugleich hielt sich die Jahresteuerungsrate für Energie dank der Entspannung am Ölmarkt im negativen Bereich. Der Preisdruck von den vorgelagerten Wirtschaftsstufen bleibt schwach und im Laufe des Jahres ist mit einer Mäßigung der Entgeltsteigerungen zu rechnen. Das legt der kontinuierliche Rückgang des Lohnwachstums in Stellenanzeigen nahe. Daher heben wir unsere Inflationsprognose lediglich leicht auf 2,6 % für dieses und auf 2,2 % für nächstes Jahr an.“
„Die noch vor wenigen Monaten außergewöhnlich triste Stimmung in den deutschen Unternehmen macht langsam Platz für wieder etwas mehr Zuversicht. Zwar stagniert das Geschäftsklima im Mai, hält sich damit aber auf einem deutlich höheren Niveau als zu Jahresbeginn. Alles in allem dürfte das Konjunkturtal weitgehend durchschritten sein. Nach der leichten Schrumpfung des BIP im vergangenen Jahr erwarten wir in unserer brandneuen Frühlingsprognose mit +0,3 % die Rückkehr zu einem moderaten Realwachstum im laufenden Jahr, das dann 2025 deutlich auf +1,2 % anziehen wird.“
„Hinter der von uns für 2024 prognostizierten Jahreswachstumsrate von 0,3 % verbirgt sich eine bessere Nachricht als es scheint: Die deutsche Wirtschaft wächst wieder, sie wird in diesem Jahr voraussichtlich in jedem Quartal wachsen, und durch die zunehmende Breite des Konjunkturaufschwungs ab Jahresmitte mit steigendem Tempo. Aufgrund des niedrigen Ausgangsniveaus durch die Schrumpfung am Ende des Vorjahres fällt das Wachstum sehr moderat aus, aber im kommenden Jahr erwarten wir dann ein Wachstum von 1,2 % bei einer ähnlichen unterjährigen Konjunkturdynamik. Die sogenannten Verlaufsraten – also das Wachstum von Q4 zu Q4 – liegen nach unserer Prognose sowohl 2024 als auch 2025 bei +1,2 %. Allerdings bleibt der Handlungsdruck groß, strukturelle Herausforderungen anzugehen, denn sonst werden die prognostizierten Wachstumsraten für 2024 und 2025 zur Ausnahme und die Transformation zu einer digitalen und klimaneutralen Wirtschaft deutlich schwerer fallen.“
KfW-Konjunkturkompass Mai 2024(PDF, 173 KB, barrierefrei)
„Die anhaltenden Krisen und wirtschaftliche Unsicherheiten hinterlassen ihre Spuren in der Stimmung der Kreise, Städte und Gemeinden: Neun von zehn Kommunen blicken pessimistisch auf die Entwicklung ihrer Finanzlage in den kommenden fünf Jahren. Gleichzeitig wächst der wahrgenommene Investitionsrückstand auf über 186 Mrd. EUR an. Damit die Kommunen ihren Beitrag zur Daseinsvorsorge und Transformation leisten können, sind Investitionen allerdings zentral. Dabei ist auch wichtig, sich klar zu machen, dass die Kommunen rund 60 % der Baumaßnahmen der öffentlichen Hand tätigen. Hier gilt es in Zeiten knapper Finanzmittel auch die vielen nicht-monetären Hemmnisse anzugehen, beispielsweise durch vereinfachte Genehmigungs- und Vergabeverfahren, damit zumindest die vorhandenen Investitionsmittel schneller und effizienter verbaut werden können.“
KfW-Kommunalpanel 2024(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Alles in allem zeigt die Betrachtung der Standortfaktoren in Deutschland dringenden Handlungsdruck, auf Stärken aufzubauen und Schwächen in den Griff zu bekommen. Bei der Einordnung ist relevant, dass Deutschland in der Periode von 2005 bis 2020 das einzige G7-Land war, dem es gelungen ist, mit Blick auf sein Pro-Kopf-Einkommen zu den USA aufzuschließen. Erst mit den Schocks, angefangen mit der COVID-Pandemie 2020, ist Deutschland auf hohem Niveau zurückgefallen. Die gute wirtschaftliche Performance hat den Handlungsdruck bei den schon damals angelegten strukturellen Herausforderungen, wie dem demografschen Wandel, sowie den Transformationsaufgaben hin zu einer digitalen und klimaneutralen Wirtschaft lange verringert. Insofern besteht in der derzeitigen konjunkturellen Schwäche die Gelegenheit, ausgehend von einer in vielen Bereichen noch guten Ausgangslage die strukturellen Herausforderungen anzugehen. Stärken liegen dabei in der Innovationskraft, einer international wettbewerbsfähigen Logistikinfrastruktur und gut ausgebildeten Arbeitskräften. Der demografische Wandel und der deutlich negative Trend bei schulischen Grundqualifikationen drohen diese derzeitige Stärke in eine Schwäche zu drehen. Weitere Schwächen liegen bei vergleichsweise niedrigen öffentlichen Investitionen und einer hohen Steuerbelastung von Investitionserträgen für die Unternehmen. Bei der Energieversorgung hat Deutschland zweifellos ebenfalls einen Kostennachteil vor allem in Relation zu den USA und Kanada. In der Vergangenheit haben die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft immer wieder gezeigt, dass der Standort Veränderungen bewältigt und sich an neue Gegebenheiten anpassen kann. Dazu müssen jetzt alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ihren Beitrag leisten.“
Wettbewerbsfähigkeit – vom kranken Mann Europas zum Superstar und zurück: Wo steht die deutsche Wirtschaft?(PDF, 806 KB, barrierefrei)
„Für Unternehmen gestalten sich Kreditverhandlungen noch immer schwierig, aber wir sehen Anzeichen für eine Entspannung. Die Kreditzugangsbedingungen für den Mittelstand haben sich etwas verbessert und der steile Anstieg der Kreditzinsen für Unternehmen hat ein Ende gefunden. Seit Herbst 2023 gibt es erste leichte Zinssenkungen. Zusammen mit der Aufhellung der konjunkturellen Lage dürfte dies das Kreditinteresse der Unternehmen im weiteren Jahresverlauf stärken. Vor allem mittelständischen Unternehmen halten sich bisher bei der Aufnahme von Bankdarlehen zurück – nur jedes fünfte Unternehmen hat im ersten Quartal Kreditverhandlungen geführt.“
KfW-ifo-Kredithürde Q1 2024(PDF, 148 KB, barrierefrei)
„Das Geschäftsklima der mittelständischen Unternehmen steigt zum dritten Mal in Folge, womit gemäß Daumenregel der Stimmungsumschwung hin zum Besseren zumindest in diesem Segment der Wirtschaft vollzogen ist. Insgesamt ist die konjunkturelle Durststrecke wohl weitgehend durchschritten. Großunternehmen und Mittelständler blicken inzwischen wieder zuversichtlicher in die nähere Zukunft als dies noch zu Beginn des Jahres der Fall war. Die Niveaus der Stimmungsindikatoren sind gemessen am langfristigen Standard zwar noch trübe, aber die Richtung stimmt. Auch harte Konjunkturdaten wie die Produktion und der Großhandelsumsatz stützen den positiven Trend und Destatis meldete Ende April in seiner Erstschätzung entgegen der ursprünglich befürchteten erneuten Schrumpfung sogar einen realen Anstieg des BIP im ersten Quartal. Ich sehe mich in meiner Erwartung bestärkt, dass wir 2024 die Rückkehr zu einem moderaten Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr sehen werden, das sich dann 2025 spürbar beschleunigen wird.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer April 2024(PDF, 191 KB, barrierefrei)
„Die Investorenstimmung zieht zum Jahresbeginn 2024 wieder an. Sie bleibt zwar unterkühlt, wir sehen aber erfreuliche Anzeichen dafür, dass es auch weiterhin aufwärts geht. So deutet die aufkeimende Unzufriedenheit der Investoren mit den Einstiegspreisen darauf hin, dass Start-ups wieder bessere Bewertungen durchsetzen können und sich somit ein gewisser Druck aufbaut, das noch reichlich vorhandene trockene Pulver so langsam einzusetzen. Auch scheint es, dass die Hoffnung auf Zinssenkungen im Jahresverlauf die Stimmung hebt. Denn fallende Zinsen machen VC als Assetklasse für Anleger wieder attraktiver und erleichtern somit das Fundraising, das in den vergangenen beiden Jahren zunehmend schwieriger geworden war.“
German Venture Capital Barometer Q1 2024(PDF, 260 KB, barrierefrei)
„Die deutsche Wirtschaft hat im vergangenen Quartal zu einem leichten Wachstum zurückgefunden. Die guten Produktionsdaten haben das schon vor ein paar Wochen angekündigt, auch wenn die Stimmungsindikatoren im ersten Quartal noch überwiegend trüb ausgefallen sind. Inzwischen haben sich jedoch auch die Stimmungsindikatoren verbessert, sodass Anzeichen für ein Anziehen der Konjunktur von allen Seiten gegeben sind. Die strukturellen Herausforderungen insbesondere durch die demografische Alterung, die Dekarbonisierung und das in vielen Bereichen verschärfte Wettbewerbsumfeld bleiben weiterhin Belastungsfaktoren."
„Der deutsche Arbeitsmarkt erweist sich auch zum Frühjahrsbeginn 2024 als Stabilitätsanker für die deutsche Konjunktur. Auch im internationalen Vergleich ist er robust. Die Erwerbslosenquote lag im März bei 3,4 %. Sie ist niedriger als die von der Bundesagentur für Arbeit ausgewiesene Arbeitslosenquote (6,0 % im April), da auch registrierte Arbeitslose mit einer geringfügigen Beschäftigung als erwerbstätig gelten. Zum Vergleich: In den Staaten des Euro-Raums liegt die Erwerbslosenquote im Durchschnitt bei 6,5 %. Lediglich Malta wies eine etwas niedrigere Quote als Deutschland auf. Die niedrige Arbeitslosigkeit ist ein Erfolg der deutschen Arbeitsmarktpolitik, aber sie spiegelt auch die Engpässe am Arbeitsmarkt wider. Besonders viele unbesetzte Stellen gibt es unter anderem im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel, im Baugewerbe und im Wirtschaftsbereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherungen. Zudem fehlt es an Nachwuchs: Nur 40 % der 455.000 im April gemeldeten Ausbildungsstellen konnten bis April besetzt werden. Es gab 76.000 weniger Bewerberinnen und Bewerber als vor fünf Jahren."
„In der Eurozone rückt der Beginn der Zinswende näher. Ich erwarte eine Senkung des Einlagensatzes spätestens im Juli. Insgesamt blieb der Verbraucherpreisanstieg im April unverändert. Für die EZB dürfte jedoch stärker ins Gewicht fallen, dass die Dienstleistungsinflation nach einem fünfmonatigen Stillstand nachgelassen hat. Zugleich spricht das Wachstumsumfeld in der Eurozone dafür, dass die Inflation auf Zielkurs bleibt. Das Bruttoinlandsprodukt hat im ersten Quartal zwar positiv überrascht und die Stimmung hat sich zuletzt etwas aufgehellt, dennoch dürfte die europäische Wirtschaft wohl nur langsam Fahrt aufnehmen. Das spricht für einen begrenzten heimischen Preisdruck. Allerdings bleibt die Entwicklung der Energiepreise aufgrund der anhaltenden geopolitischen Spannungen ein Risikofaktor für Inflation und Konjunktur.“
„Ein weiterer Rückgang der Inflation ist ausgeblieben. Immerhin steigen die Dienstleistungspreise wieder etwas langsamer. Unterstützend dürfte dabei die frühe Lage des Osterfests gewirkt haben, die sich im Vormonat noch durch stärkere Preiszuwächse niedergeschlagen hatte. Einen Strich durch die Rechnung machten die wieder anziehenden Energiepreise. Im April sind Energiegüter um 2,2 % im Vergleich zum Vormonat teurer geworden. Neben steigende Kraftstoffpreisen hat dazu auch das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung für Gas und Fernwärme beigetragen. Risiken für das zügige Erreichen des Inflationsziels bestehen auch auf längere Sicht fort. Ein entscheidender Faktor dabei ist, wie treibend das schwache Produktivitätswachstum bei gleichzeitig starken Lohnzuwächsen auf den gesamtwirtschaftlichen Preisdruck wirkt.“
„In den USA zeichnet sich eine Verzögerung der Zinswende ab. Drei negative Inflationsüberraschungen in Folge sind für die Fed zu viel. Ausgehend von den Dienstleistungen hat sich der Preisdruck in den letzten Monaten konsistent wieder verstärkt. Bereits im Vorfeld der anstehenden Sitzung des geldpolitischen Ausschusses machte Notenbankchef Powell deutlich, dass die gewünschte Klarheit über eine nachhaltige Annäherung der Inflation an das 2-Prozent-Ziel ausgeblieben ist. Die gute wirtschaftliche Lage, insbesondere der starke Arbeitsmarkt, gibt der Notenbank außerdem den Spielraum, mit der Lockerung der Geldpolitik noch zu warten. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung vor der Sommerpause hat sich somit deutlich reduziert."
„Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien ist zentral für das Gelingen der grünen Transformation im Unternehmenssektor. Daher ist es erfreulich, dass die Unternehmen in Deutschland ihre Investitionen in erneuerbare Energien in den vergangenen Jahren ausgebaut haben. Auch die Nutzung von grünem Strom ist bereits weit verbreitet – jedes zweite Unternehmen ist hier schon aktiv. Gleichwohl bleiben die Herausforderungen groß. Handlungsbedarf besteht insbesondere bei der Wärmebereitstellung, die in der Wirtschaft nach wie vor zum Großteil auf fossilen Energieträgern basiert. Während in den letzten Jahren die klimafreundliche Erzeugung von Gebäudewärme die öffentliche Diskussion stark geprägt hat, muss jetzt vor allem auch die Dekarbonisierung der industriellen Prozesswärmeversorgung stärker in den Fokus rücken. Hier gilt es zunächst die Energieeffizienzpotenziale auszuschöpfen, um den Prozesswärmebedarf abzusenken. Zudem bedarf es politischer Rahmensetzungen, da viele Technologien zur klimafreundlichen Prozesswärmebereitstellung in der Industrie gegenwärtig noch Wettbewerbsnachteile gegenüber den herkömmlichen fossilen Alternativen aufweisen. Neben einem verlässlichen und ansteigenden CO2-Preissignal sind für eine Marktdurchdringung weitere Instrumente erforderlich, wie sie die Bundesregierung etwa mit Programmen der Innovations- und Investitionsförderung bereits einsetzt."
Bereits jedes zweite Unternehmen in Deutschland nutzt Strom aus erneuerbaren Energien(PDF, 338 KB, barrierefrei)
„Noch sind die Temperaturen kühl, aber sie steigen – das gleiche gilt für die Unternehmensstimmung im April. Das Geschäftsklima setzt seinen Aufwärtstrend mit dem dritten Anstieg in Folge fort, womit gemäß Daumenregel nunmehr der Stimmungsumschwung zum Besseren vollzogen ist. Auch harte Daten wie die Industrieproduktion und der Großhandelsumsatz zogen seit Jahresbeginn etwas an. Inzwischen stehen die Aussichten gut, dass die lange befürchtete erneute BIP-Schrumpfung im ersten Quartal ausbleiben und Destatis am kommenden Dienstag vielleicht sogar einen geringen Anstieg verkünden wird. Insgesamt bleibt die Stimmungslage in einer undurchsichtigen Gemengelage aus Konjunktur- und Strukturfaktoren jedoch noch trübe.“
"Obwohl die Richtung bereits stimmt, ist das bisherige Tempo der Emissionsreduktion im Stromsektor deutlich zu langsam. Die Zielerreichung erfordert, ausgehend vom heutigen Niveau, nochmals einen deutlichen Ausbau klimafreundlicher Erzeugungskapazitäten. Dabei zeigen sich mit Blick auf den Strommix erhebliche Unterschiede zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten.
Es gibt deutliche Unterschiede zwischen europäischen Ländern beim aktuellen Stand des Ausbaus von Erneuerbaren. Im Jahr 2023 haben lediglich drei EU-Mitglieder mehr als 75 % des Stroms erneuerbar produziert. Weitere zehn Länder liegen zwischen 50 und 75 %, darunter auch Deutschland. Deutschland zählt zu den Ländern, die mit ambitionierten Ausbau-Zielen vorangehen. Windkraft steht in Deutschland an erster Stelle. Auch das Potenzial von Photovoltaik ist indes noch in keinem europäischen Land ausgereizt.
Neben den Erzeugungskapazitäten sind die Integration der nationalen Strommärkte und die physikalischen Fähigkeiten des Stromtransportes entscheidend für eine kosteneffiziente Dekarbonisierung. Der Ende 2023 vorgelegte Aktionsplan der EU-Kommission zur Stärkung der europäischen Stromnetze ist daher zu begrüßen. Wird der Stromverbund weiter gestärkt und das Strommarktdesign zudem um Kapazitätsmärkte ergänzt, die Speicherlösungen und eine Nachfrageflexibilisierung berücksichtigen und auch europäisch gedacht werden, sind weitere Effizienzgewinne möglich.“
Raus aus der fossilen Stromerzeugung – wo steht Europa heute?(PDF, 1 MB, barrierefrei)
„Dass der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Schwung bei den mittelständischen Digitalisierungsaktivitäten anhält, ist eine erfreuliche Nachricht. Angesichts der großen Herausforderungen, die die laufende Transformation zur digitalen Wirtschaft und Gesellschaft an unser Land stellt, sind weitere Anstrengungen nötig. Um die Digitalisierungsaktivitäten im Mittelstand anzuregen, bieten sich verschiedene Ansatzpunkte an: Sie reichen von der Entwicklung und Verbesserung der digitalen Kompetenzen der Beschäftigten, über den Abbau von Finanzierungshemmnissen sowie einer stärkeren Berücksichtigung der strategischen Bedeutung der Digitalisierung bis hin zum Ausbau der digitalen Infrastruktur hierzulande. Nur so können mittelständische Unternehmen ihre vollen Möglichkeiten in der digitalen Transformation ausschöpfen und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten und ausbauen.“
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2023(PDF, 1 MB, barrierefrei)
„Bei der Aprilsitzung der EZB wird die Mehrheit der Ratsmitglieder wohl für unveränderte Leitzinsen votieren. Die signifikanten Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung eröffnen aber Spielräume für eine baldige Lockerung der Geldpolitik. Ich halte eine Reduzierung des Einlagensatzes um 25 Basispunkte noch vor der Sommerpause für sehr wahrscheinlich, sofern die Daten der nächsten Monate den bisherigen Trend zurück zu nachhaltiger Preisstabilität untermauern. Dabei kommt es neben einem Rückgang der Lohnzuwächse vor allem auf ein erkennbares Nachlassen der Dienstleistungsinflation an, die sich seit November bei 4 % festgesetzt hat. Dienstleistungen sind deshalb für die Inflationsentwicklung so relevant, weil sie etwa 45 % des Warenkorbs ausmachen. In den letzten Monaten sind diese hartnäckig hohen Preissteigerungen von einem sinkenden Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln und Industriegütern kompensiert worden. In diesem Zeitraum hat sich der inflationsdämpfende Effekt rückläufiger Energiepreise schon merklich abgeschwächt, spätestens im Mai dürfte dieser Geschichte sein. Dies könnte auch früher der Fall sein, da geopolitische Spannungen sowie eine restriktive Politik der OPEC+ den Ölpreis derzeit noch oben klettern lassen.“
„Endlich sieht es so aus, als ob der lang ersehnte Konjunkturfrühling kommt! Nach vielen Monaten mit einer überbordend schlechten Unternehmensstimmung zeigt der März deutliche Anzeichen für die Wende. Vor allem der private Konsum wird angesichts erheblicher Reallohnsteigerungen zum Konjunkturtreiber, womit sich die Aussichten für den Einzelhandel und die konsumnahen Dienstleistungsunternehmen verbessern. Für das Verarbeitende Gewerbe sind die Aktivitätsindikatoren zwar noch überwiegend negativ, eine voraussichtlich wieder anziehende Auslandsnachfrage sowie die Aussicht auf eine geldpolitische Lockerung wecken aber die Hoffnung auf Besserung. Noch liegen die Lageurteile und Erwartungen der Unternehmen auf einem sehr niedrigen Niveau, doch jeder Stimmungsaufschwung fängt einmal klein an.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer März 2024(PDF, 185 KB, barrierefrei)
„Mit kleinen Schritten nähern wir uns weiter dem Inflationsziel. Auch im März geht die Verlangsamung des Verbraucherpreisanstiegs weiter. Die letzte Meile bleibt aber eine mühsame Angelegenheit. Der in den letzten Monaten stark dämpfend wirkende Energiepreisrückgang bröckelt langsam ab. Zugleich verteuern sich Dienstleistungen immer noch stark. Immerhin ging es mit den Absatzpreiserwartungen der Dienstleistungsanbieter zuletzt nach unten und auch das Tempo des Lohnanstiegs hat sich etwas abgeschwächt. Nur wenn diese positiven Entwicklungen Bestand haben und sich in hinreichendem Ausmaß in den Preisen widerspiegeln, dürfte die EZB die Voraussetzungen für eine erste Zinssenkung im Sommer als erfüllt ansehen.“
„Der Rückzug der Inflation hält an. Für eine willkommene Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher sorgen im Jahresvergleich sinkende Preise für Nahrungsmittel und trotz des aktuellen Ölpreisanstiegs kostet Energie insgesamt weniger als vor Jahresfrist. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch die mit einer Rate von 3,7 % unkomfortabel hohe Dienstleistungsinflation. Das in diesem Jahr frühe Osterfest dürfte daran einen wesentlichen Anteil gehabt haben. Insbesondere Urlaubsreisen dürften sich im März durch die frühe Lage des Osterfests kräftig verteuert haben. Auf den letzten Metern zum Inflationsziel könnte es noch holprig werden. Schon im April ist durch das Ende der Mehrwertsteuerabsenkung mit einem Preisschub bei der Gas- und Wärmeversorgung zu rechnen.“
„Mit der lahmenden Konjunktur hat auch die Fachkräfteknappheit etwas nachgelassen. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen hat sich seit dem vergangenen Jahr um mehr als 70.000 auf rund 700.000 verringert. Dennoch: Fehlende Fachkräfte hemmen das Wirtschaftswachstum und verzögern die klimaneutrale und digitale Transformation. Das Ausmaß der Knappheit zeigt sich an den Vakanzzeiten für offene Stellen. Im Schnitt dauert es 170 Tage, bis eine bei den Jobcentern gemeldete offene Stelle besetzt werden kann – viermal so lange wie noch vor 20 Jahren. Das ist ein historischer Höchststand. Stark betroffen sind IT-Berufe. Die Nachfrage nach IT-Expertinnen und -Experten hat durch die aussichtsreichen Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz neuen Auftrieb erhalten. Der Mangel an IT-Fachkräften behindert den Produktivitätsfortschritt, der die Quelle des Wirtschaftswachstums darstellt. Um die Knappheit einzudämmen, müssen sich mehr Jugendliche in Ausbildung, Erwerbstätige und Arbeitsuchende für Berufe der Informations- und Kommunikationstechnologie qualifizieren und mit der Anwendung und Entwicklung neuer Software und Technologien vertraut machen.“
KfW-Kreditmarktausblick Q1 2024(PDF, 150 KB, barrierefrei)
„Erste Anzeichen machen Hoffnung auf ein Ende der Talfahrt am Kreditmarkt. Eine nachhaltige Umkehr am Kreditmarkt setzt jedoch voraus, dass sich die Konjunktur erkennbar belebt und die Planungssicherheit der Unternehmen wieder zunimmt. Entscheidend dabei ist, dass sich der nachlassende Preisdruck fortsetzt. Damit dürften auch die Erwartungen einer geldpolitischen Trendwende im Laufe des Jahres bestärkt werden, was positive Rückwirkungen auf die Kreditkosten bedeutet. Für das laufende Quartal erwarten wir bei weiterhin gedämpftem Kreditangebot und langsam zunehmender Nachfrage einen Rückgang des Kreditneugeschäfts um 3 %. Im zweiten Quartal dürfte die Kreditnachfrage der Unternehmen mit der wirtschaftlichen Aufhellung an Schwung gewinnen. Die Kreditvergabe dürfte stärker zulegen und nur noch etwas unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Eine Rückkehr der Jahreswachstumsrate in den positiven Bereich werden wir aller Voraussicht nach erst ab dem Sommer sehen.“
KfW-Kreditmarktausblick Q1 2024(PDF, 150 KB, barrierefrei)
„Die Fed wird in der März-Sitzung die Leitzinsspanne höchstwahrscheinlich bei 5,25 bis 5,50 % belassen. Während US-Notenbankchef Jerome Powell aller Voraussicht nach, eine erste Zinssenkung für den Sommer in Aussicht stellen wird, wird er sich trotzdem die Option offen halten eine Lockerung der Geldpolitik erst später zu beginnen. Die Fed wird ihre Entscheidung von der weiteren Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Lage abhängig machen. Grundvoraussetzung für eine Zinssenkung ist, dass die Fed von einem nachhaltigen Rückgang der Teuerungsrate Richtung Zwei-Prozent-Ziel überzeugt ist. Im Februar bewegte sich die Inflation erneut quasi seitwärts. Die kommenden Datenpunkten müssen also die Zuversicht steigern, dass die Preissteigerungen wirklich unter Kontrolle sind, bevor damit begonnen wird das Zinsniveau wieder zu senken.“
„Für mehr Frauen an der Unternehmensspitze braucht es mehr Gründerinnen und ein bewusstes Management der Führungspipeline mit Blick auf Diversität. Gerade um mehr Gründerinnen zu gewinnen, bedarf es auch eines Wandels von gesellschaftlichen Einstellungen. Dazu ist Ausdauer erforderlich! Um mehr Frauen in Führungspositionen und als Chefin zu sehen, müssen Geschlechterstereotype und traditionelle Rollenmuster in Bereichen wie Erziehung, Bildung oder häuslicher Arbeitsteilung aufgebrochen werden. Darin liegt ein entscheidender Mechanismus, um die Gründungsbereitschaft von Frauen sowie deren Anteil in mittelständischen Führungsteams zu erhöhen.“
Zur Infoseite Frauen
„Rohstoffsicherheit erfordert die Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette vom Abbau bis zum importierten Vorprodukt. Eine resiliente Rohstoffversorgung verursacht jetzt erst einmal Kosten, letztendlich ist sie aber Voraussetzung, um die grüne und digitale Transformation zu gestalten. Die Unterstützung des technischen Fortschritts, z.B. für einen effizienteren Einsatz oder die Substitution von Rohstoffen auch durch die Entwicklung von alternativen Verfahren ist dabei eine zentrale Querschnittsmaßnahme, die bei allen Rohstoffen relevant ist.“
In Stein gemeißelt? Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Kupfer, Lithium und Seltenen Erden(PDF, 1 MB, barrierefrei)
"Der Sinkflug des Geschäftsklimas kam im Februar praktisch zum Stillstand, aber die Stimmung im Mittelstand bleibt doch tief im Keller. Damit klaffen Stimmung und Entwicklung weiterhin auseinander, denn die derzeitigen Niveaus des Geschäftsklima haben wir in der Vergangenheit nur bei erheblichen Rezessionen gesehen. Bei einem allgemein bescheidenen Konjunkturausblick sind selbst die pessimistischsten Prognosen für 2024 weit von solchen Szenarien entfernt. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe gibt es noch kaum Anzeichen für eine konjunkturelle Trendwende. Im Dienstleistungsbereich sind in den jüngsten Konjunkturumfragen aber immerhin Anzeichen für die konsumgetriebene Erholung erkennbar, die wir in diesem Jahr erwarten. Schon in den letzten Quartalen ist der private Konsum wieder etwas gewachsen und aufgrund von kräftig steigenden Reallöhnen dürfte hier noch deutlich mehr drin sein; weshalb wir in diesem Jahr auch wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum von +0,3 % erwarten. Für 2025 rechnen wir dann infolge eines weiterhin robusten Konsumwachstums, sowie einer bereits im laufenden Jahr beginnenden globalen geldpolitischen Lockerung, mit einem soliden Wirtschaftswachstum von 1,2 %.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Februar 2024(PDF, 142 KB, barrierefrei)
„Die letzte Meile auf dem Weg zum Inflationsziel ist die schwierigste. Die EZB dürfte die Leitzinsen zunächst unverändert lassen. Auch unter den Marktteilnehmern herrscht inzwischen zunehmende Einigkeit, dass eine Leitzinssenkung im März oder April unwahrscheinlich ist. Die anstehende Aktualisierung der makroökonomischen Projektionen wird voraussichtlich nur moderate Abwärtsrevisionen für das Wachstum und die Inflation in diesem Jahr beinhalten. Die Aussicht einer zwar schwachen, aber doch stabilen wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone ermöglicht es den Währungshütern und -hüterinnen, die Entscheidung für eine geldpolitische Lockerung mit Ruhe anzugehen. Die bereits erzielten Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung sind merklich, es fehlt jedoch noch die notwendige Klarheit, ob die Verlangsamung des Verbraucherpreisanstiegs nachhaltig ist. Darauf hat die Mehrheit der EZB-Ratsmitglieder wiederholt hingewiesen. Das Ausbleiben von klaren Entspannungssignalen mit Blick auf die Lohnentwicklung wie auch Anzeichen für eine hartnäckige Dienstleistungsinflation mahnen weiterhin zur Wachsamkeit. Auch geopolitische Verwerfungen bleiben ein Risiko für ein mögliches Wiederaufflammen der Inflation. Meine Erwartung ist, dass sich die EZB mit dem ersten Zinsschritt mindestens bis Juli Zeit lassen wird. Die folgenden Leitzinssenkungen dürfte dann kleinschrittig und mit Pausen auf dem Weg nach unten erfolgen."
„Mit dem Rückgang der europäischen Inflation im Februar bleiben die Aussichten gut, dass die Zielmarke von 2 % in der zweiten Jahreshälfte 2024 erreicht werden kann. Besonders groß ist das Abwärtspotenzial noch bei den Lebensmitteln, die sich trotz aller Fortschritte im Vorjahresvergleich immer noch deutlich verteuern. Aufgrund der gesunkenen Kosten für Energie und Vorprodukte ist hier aber weitere Besserung in Sicht. Das Risiko einer sich verfestigenden Teuerung für Dienstleistungen besteht jedoch fort. Zwar ist der der Preisauftrieb in diesem Sektor zum ersten Mal seit drei Monaten gesunken, jedoch nur minimal. Laut Umfragen rechnet immer noch rund ein Fünftel der europäischen Dienstleistungsunternehmen mit steigenden Absatzpreisen. Da auch klare Entspannungssignale beim Lohnwachstum bisher ausgeblieben sind, gehe ich weiter davon aus, dass die EZB die Leitzinsen bis in den Sommer hinein unverändert lässt."
„Mit dem Verbraucherpreisanstieg geht es weiter abwärts. Dabei fällt endlich auch die lange überproportionale Teuerung bei Lebensmitteln spürbar. Den Arbeitnehmern kommt dies über einen merklichen Reallohnanstieg zu Gute. Das ist wichtig, um der lahmenden Konjunktur wieder auf die Sprünge zu helfen und den Konsum anzuschieben. Ich rechne damit, dass die Inflation in den kommenden Monaten ihren Abwärtskurs beibehält, wenn auch mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit. Während die günstige Entwicklung an den Gas- und Strommärkten für Rückenwind sorgt, bleibt abzuwarten, wie hartnäckig sich der Preisauftrieb bei den Dienstleistungen darstellen wird.“
„Die derzeit nur schwache Wirtschaftsentwicklung bleibt hinter den Erwartungen zurück. Neben konjunkturellen Einflussfaktoren sind dabei auch langfristige strukturelle Entwicklungen mit am Werk, allen voran die Demografie und der damit verbundene Fachkräftemangel. Hier muss dringend weiter gegengesteuert werden, denn durch das schrumpfende Arbeitsangebot und sinkende Arbeitszeiten hat sich das Wachstumspotenzial gegenüber dem letzten Jahrzehnt halbiert. Die besonders geburtenstarken Jahrgänge gehen nun sukzessive in Rente. Das behindert auch die klimaneutrale und digitale Transformation: Die Umfragen im KfW-Mittelstandspanel zeigen, dass der Fachkräftemangel zu den größten Hemmnissen zählt. Damit müssen wir als Gesellschaft umgehen, und wir können einiges dagegen tun. Geeignet sind: höhere Erwerbsbeteiligung aller derjenigen, die bereits in Deutschland sind, und qualifizierte Zuwanderung, Investitionen und Innovationen zur Produktivitätssteigerung sowie Bildungsinitiativen zur gezielten Beseitigung von Fachkräfteengpässen und Bildungsdefiziten. Auch Bürokratieabbau hilft, denn Bürokratie zählt zu den am häufigsten genannten Hemmnissen für Innovationen in mittelständischen Unternehmen.“
„Das ifo Geschäftsklima hat sich im Februar gefangen. Zurecht, denn die Konjunkturaussichten sind nach unserer Einschätzung besser als die noch immer trüben Geschäftserwartungen der Unternehmen. Steigende Reallöhne, eine voraussichtlich nahezu stabile Beschäftigung sowie eine Erholung des Welthandels sind der Silberstreif am Horizont und dürften die Konjunktur ab dem Frühjahr nach und nach anschieben. Wir erwarten in diesem Jahr wegen einem eher mageren Jahresstart zwar nur noch ein Wachstum von 0,3 %, im nächsten Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung dann aber wieder um mehr als 1 % expandieren.“
„Alles in allem halten wir trotz des schwierigen Winters an unserer Erwartung fest, dass die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr 2024 zumindest wieder leicht wachsen wird. Mit fallender Inflationsrate, wachsenden Nominallöhnen, einer angesichts zunehmender Fachkräfteknappheiten nahezu stabilen Beschäftigung sowie einem sich erholenden Welthandel bleiben die Voraussetzungen für eine vom privaten Konsum und den Exporten getriebene Erholung in diesem Jahr intakt. Sie sind der Silberstreif am Horizont und dürften die Konjunktur ab dem Frühjahr nach und nach anschieben.“
KfW-Konjunkturausblick Februar 2024(PDF, 180 KB, barrierefrei)
„Die Corona-Pandemie wirkt noch stark nach: Die Innovationstätigkeit im Mittelstand zeigt ‚Long Covid‘-Symptome. Während der Corona-Jahre wurden nur wenige Innovationsideen entwickelt, Entscheidungen über Innovationen wurden verschoben: das fehlt nun beim Output aus dem Innovationsprozess. Zudem ist die Innovationstätigkeit stark an den Geschäftserwartungen der Unternehmen orientiert, die bereits im Frühjahr 2022 wieder gesunken sind.
Deutschland steht vor großen Transformationsaufgaben und einem angespannten geostrategischen Umfeld. Für deren Bewältigung ist auch der Beitrag entscheidend, den Innovationen leisten können. Dabei kommt es einerseits auf die Entwicklung neuer Technologien und die Etablierung neuer Wertschöpfungspotenziale in Deutschland an. Anderseits spielt auch der Unterbau der innovativen mittelständischen Unternehmen hierfür eine relevante Rolle. Denn sie tragen zur schnellen Durchdringung der Wirtschaft mit Neuerungen bei und leisten so einen wichtigen Beitrag zu Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in der Breite. Der seit Jahren anhaltende Trend, dass Innovationen im Mittelstand auf niedrigem Niveau verharren und sich immer stärker auf eine kleine Gruppe von Unternehmen konzentrieren, ist daher in mehrfacher Hinsicht problematisch. Der Gruppe innovativer Unternehmen gelingt es, einen Vorsprung bei ihrer Innovationskompetenz gegenüber den weniger aktiven Unternehmen aufzubauen. Die Nachzügler drohen den Anschluss zu verlieren, und kommen so in Gefahr, auf mittlere und längere Frist ihre Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen und das erfolgreiche Hervorbringen von Innovationen zu verlernen. Gesamtwirtschaftlich droht das Wegbrechen des innovativen Unterbaus.
Eine besondere Bedeutung kommt der Linderung des Fachkräftemangels für die Innovationstätigkeit zu. Der Mittelstand bekommt die Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen, direkt zu spüren und reagiert bereits mit vielfältigen Maßnahmen. Angesichts der Dimension der demografischen Herausforderung ist auch die Wirtschafts- und Bildungspolitik gefragt, an einer Vielzahl von Punkten anzusetzen und die bisherigen Anstrengungen zu verstärken. Zentral sind die Mobilisierung von mehr Erwerbspersonen, z. B. unter Frauen und Älteren sowie durch Zuwanderung, die Ausbildung von mehr Fachkräften sowie die Verbesserung spezifischer Fähigkeiten (in Schule sowie beruflichen und akademischen Ausbildungsgängen sowie durch Weiterbildung und „lebenslanges Lernen")."
KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2023(PDF, 1 MB, barrierefrei)
Hohe Anforderungen an die Kompetenzen erschweren die Stellenbesetzung vor allem in innovativen Unternehmen(PDF, 260 KB, barrierefrei)
„Die ‚Nachfolgelücke‘ im Mittelstand wächst. Wir sprechen jetzt schon von rund 125.000 Unternehmen, die nach dem Wunsch der aktuellen Inhabergeneration übergeben werden sollen – und das jedes Jahr. Der demografische Wandel lässt die Zahl älterer Inhaber und Inhaberinnen, die sich mit Nachfolgegedanken tragen, zunehmen. Bereits jetzt ist jeder Dritte von ihnen mindestens 60 Jahre alt, das sind weit mehr als eine Million. Gleichzeitig fehlen aber mögliche Nachfolger und Nachfolgerinnen, was die Hürden und Anforderungen für die Senior-Generation erhöht. Daher ist es erfreulich, dass der Planungsstand der derzeitigen Inhabenden zuletzt so gut war wie nie zuvor. Die Zahl der bereits geregelten Nachfolgen erreicht einen Höchststand.“
Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2023: Trotz Nachfolgerengpass sind drei Viertel der Übergaben bis Ende 2024 geregelt(PDF, 348 KB, barrierefrei)
„Die Erholung des Geschäftsklimas auf dem deutschen VC-Markt stagniert, die Investorenstimmung bleibt zum Jahresende 2023 somit unterkühlt. Der Krieg im Nahen Osten und die Sorge vor einer möglichen Eskalation hat die Erholung jedenfalls zeitweise belastet, das war zu erwarten. Ausgehend von ihrem zinswendebedingten Zwischentief hat sich die Investorenstimmung im Jahresverlauf aber deutlich verbessert. Die nach wie vor unterkühlte Stimmung ist Ausdruck einer großen Unzufriedenheit mit Fundraising und Exits. Investitionsseitig sieht es dagegen besser aus. Im Jahr 2023 wurde in Deutschland zwar deutlich weniger VC investiert als im Zuge des Booms 2021. Die Investitionen liegen aber auf dem Niveau der Jahre davor und somit höher als die Investorenstimmung vermuten lässt. Die gute Nachricht für Start-ups ist, dass sich die Investitionsbereitschaft der VC-Investoren für Neuengagements in den letzten beiden Quartalen bereits wieder aus ihrem Zwischentief befreit hat. Für Start-ups könnten der Zugang zu VC also leichter werden als er in den letzten gut eineinhalb Jahren war.“
German Venture Capital Barometer Q4 2023(PDF, 370 KB, barrierefrei)
„Im Jahr 2024 könnten verschiedene Faktoren für eine Verbesserung der Lage am deutschen VC-Markt beitragen. So könnten die Aussichten auf sinkende Zinsen in der zweiten Jahreshälfte 2024, die Unternehmensbewertungen und somit auch Exiterlöse positiv beeinflussen, Fundraisingsorgen mildern und auch der Investitionstätigkeit einen neuen Impuls geben.“
KfW VC-Dashboard Q4 2023(PDF, 786 KB, barrierefrei)
„Die historische Einordnung der aktuell sehr schlechten Stimmung im Mittelstand bei einer Wirtschaft, die auf der Stelle tritt, macht stutzig. Daraus spricht vermutlich eine Verunsicherung angesichts einer aktuell sehr undurchsichtigen Gemengelage. So lassen sich vorübergehende konjunkturelle Einflüsse zurzeit nur schwer von den strukturellen Herausforderungen trennen, vor denen das lange erfolgreiche, industrie- und exportgetriebene Wachstumsmodell Deutschlands angesichts geopolitischer Verschiebungen, des ungünstigen demografischen Trends sowie des klimaneutralen Umbaus der Produktionsweise steht. Positive Nachrichten für die Konjunktur dringen derzeit nur schwer durch, dennoch gibt es sie: Ein solcher Silberstreif ist die absehbare Erholung der privaten Kaufkraft: Bei nachlassendem Inflationsdruck und steigenden Reallöhnen dürften zentrale Belastungsfaktoren im Verlauf dieses Jahres abnehmen und eine vor allem vom Konsum getragene Erholung einsetzen. Von daher dürfte Deutschland 2024 zumindest wieder leicht wachsen.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Januar 2024(PDF, 255 KB, barrierefrei)
„Nach kurzer Unterbrechung verliert die Inflation im Januar wieder etwas an Fahrt. Die Voraussetzungen für eine weitere Abschwächung des Verbraucheranstiegs im Laufe des Jahres sind gegeben. Insbesondere das trübe konjunkturelle Umfeld und der anhaltende Rückgang der Energiepreise dürften die Preisanhebungen im Zaum halten. Die Zielmarke von 2 % könnte so in der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder erreicht werden. Mit Blick auf die Lohnentwicklung und neue Störungen der Lieferketten in einem fragilen geopolitischen Umfeld ist Vorsicht aber weiter angemessen. Das zeigen auch die zuletzt wieder gestiegenen Absatzpreiserwartungen der Dienstleistungsunternehmen. Deshalb erwarte ich, dass sich die EZB mit Zinssenkungen noch Zeit lassen wird.“
„Mit der Inflation geht es zum Jahresbeginn wie erwartet deutlich abwärts. Die konjunkturelle Schwäche beschneidet derzeit die Preiserhöhungsspielräume der Unternehmen. Das Auslaufen unterstützender Politikmaßnahmen, darunter das Ende der Umsatzsteuerabsenkung in der Gastronomie und der Energiepreisbremsen, schlägt deshalb nur begrenzt auf die Verbraucherpreise durch. Hinzu kommt, dass im Januar wieder erhebliche Basiseffekte dämpfend auf die Jahresteuerung gewirkt haben. Zusammen mit dem anhaltenden Rückgang der Strom- und Gaspreise drücken diese Faktoren die Inflation wieder ein gutes Stück in Richtung 2%-Ziels.“
„Der Arbeitsmarkt ist im Jahr 2023 gut durch die wirtschaftliche Flaute gekommen. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg um mehr als 300.000. Die Zahl der Arbeitslosen nahm zwar gleichzeitig um rund 190.000 zu. Der Anstieg geht jedoch fast vollständig auf arbeitsuchende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zurück. Für das Jahr 2024 bleiben der Fachkräftemangel und das Senken der Langzeitarbeitslosigkeit große Herausforderungen. Nach dem KfW-ifo-Fachkräftebarometer ist der Fachkräftemangel im vergangenen Jahr zwar konjunkturbedingt zurückgegangen. Im 4. Quartal sahen sich aber immer noch 39 % der Unternehmen durch fehlende Fachkräfte in ihrer Geschäftstätigkeit behindert, und dieser Anteil wird im Jahresverlauf wieder steigen, wenn sich die Wirtschaft erholt. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist in den strukturschwachen Regionen der neuen Bundesländer und im Ruhrgebiet besonders hoch. In den letzten fünf Jahren wurden bei ihrem Abbau keine nachhaltigen Erfolge mehr erzielt. Derzeit gibt es rund 900.000 Langzeitarbeitslose. Bildung und Qualifizierung, das Schaffen von Arbeitsplätzen vor Ort und die Förderung der beruflichen und regionalen Mobilität helfen bei der Senkung der Langzeitarbeitslosigkeit. Zusammen unterstützt das die Verminderung von Abstiegs- und Zukunftsängsten bei den Betroffenen.“
„Das BIP in der Eurozone stagniert im vierten Quartal. Die BIP-Meldung des Statistischen Bundesamts zum Quartalswachstum in Deutschland hatte bereits eine Schrumpfung in der größten Volkswirtschaft der Eurozone für das Winterquartal angedeutet. Für die Eurozone kam es nun zwar etwas besser als erwartet, doch schwache Zahlen der Industrieproduktion und des Bausektors belasten die Wirtschaft. Der erhofften Konsumlokomotive fehlte bislang auch noch der Dampf. Dabei sind die Vorzeichen für steigende Konsumausgaben durch den deutlichen Rückgang der Inflation und Lohnerhöhungen gut, sodass der private Konsum bald die Eurozonenwirtschaft stützen dürfte. Daher rechne ich für 2024 mit einer moderaten konjunkturellen Erholung. Für das Gesamtjahr 2024 prognostizieren wir ein Wachstum von rund einem Dreiviertel Prozent.“
„Sicherheitsbedürfnisse, Bürokratie und Kapitalmangel stehen einer stärkeren und in der weiteren Bevölkerung verankerten Gründungstätigkeit entgegen. Ansatzpunkte, diese Hemmnisse zu reduzieren, liegen auf dem Tisch. Sicherheitsbedürfnisse können beispielsweise mit einem fairen und an der Lebenswirklichkeit von Selbstständigen orientierten Zugang zu den Sozialversicherungssystemen adressiert werden. Bürokratieabbau ist ein bereits seit Jahrzehnten auf der Agenda stehendes Thema. Dabei geht es weniger um spezifische Probleme, sondern vielmehr um die gesamte Bürokratiebelastung, die von vielen Menschen als zu hoch empfunden wird und durch eine konsequente Digitalisierung von Verwaltungsprozessen deutlich reduziert werden könnte.“
Wunsch nach Selbstständigkeit verharrt auf niedrigem Niveau; Sicherheitsbedürfnis sticht Gründungsgeist aus(PDF, 227 KB, barrierefrei)
„Die Fed wird in ihrer ersten Sitzung in diesem Jahr den Leitzins wohl unverändert lassen. Die Spekulationen, wann die erste Zinssenkung ansteht, sind jedoch schon in vollem Gang. Es sieht so aus, als ob der Markt sich langsam von seinen Zinssenkungsträumen für den Frühling verabschiedet, und auch ich rechne weiterhin erst im Sommer mit einer Lockerung. Die US-Währungshüter werden absolut sicher gehen wollen, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg Richtung Zwei-Prozent-Ziel ist und der Arbeitsmarkt wieder ins Gleichgewicht gefunden hat. Während beim Zinsentscheid also mit wenig Überraschungen zu rechnen ist, wird es über den weiteren Bilanzabbau im Offenmarktausschuss der Fed Diskussionen geben. Es ist jetzt gut möglich, dass die Fed ab Sommer den Leitzins im Jahresverlauf abgesenkt und trotzdem noch die Bilanzreduktion fortsetzt."
„Der konjunkturelle Start in das neue Jahr ging zumindest stimmungsmäßig daneben: Wie schon im Vormonat gab das Geschäftsklima auch im Januar weiter nach. Dennoch: Bei nachlassendem Inflationsdruck und steigenden Reallöhnen dürften sich zentrale Belastungsfaktoren im Verlauf dieses Jahres verringern und eine vor allem vom Konsum getragene Erholung einsetzen. Ich erwarte für 2024 ein Wachstum von rund einem halben Prozent.“
„Die Leitzinsen bleiben, wo sie sind. Das gilt für die kommende geldpolitische Entscheidung in dieser Woche, aber entgegen den Markterwartungen wohl auch für die nächsten Monate. Ich gehe derzeit davon aus, dass die EZB den Sommer und weitere belastbare Daten zur Lohnentwicklung abwartet. Unter den Ratsmitgliedern herrscht weitgehende Einigkeit, dass Klarheit über das Lohnwachstum eine wesentliche Voraussetzung für den Beginn der geldpolitischen Lockerung darstellt. Ich teile diese Einschätzung, da so das Risiko eines Wiederaufflammens der Inflation reduziert werden kann. Für die kommenden Tarifverhandlungen sind immerhin die zuletzt wieder sinkenden Inflationserwartungen der europäischen Verbraucher ein positives Signal.“
„Auch im vierten Quartal bleibt der Kreditzugang für Unternehmen beschwerlich. Angesichts der restriktiven Geldpolitik und der schwachen Konjunkturaussichten lässt eine Trendwende der Kredithürde auf sich warten.“
KfW-ifo-Kredithürde Q4 2023(PDF, 200 KB, barrierefrei)
„Die deutsche Wirtschaft ist nach der ersten offiziellen Schätzung im vergangenen Jahr nun also um 0,3 % geschrumpft. Hier zeigen sich vor allem die Bremswirkung der globalen geldpolitischen Straffung und die Folgen der Energiekrise mit Kaufkraftverlusten und einer Kostensteigerung für energieintensive Industriezweige. Für 2024 sehen wir jedoch einen Silberstreif am Konjunkturhimmel. Dank kräftiger Reallohnzuwächse wird wohl vor allem der private Konsum wieder zulegen. Zusammen mit einer voraussichtlich wieder anziehenden Exportnachfrage dürfte das Bruttoinlandsprodukt um rund ein halbes Prozent wachsen. Außerdem wird die Inflation im Jahresmittel voraussichtlich wieder nahe bei 2 % liegen. Das heißt: Die Landung nach der Hochinflationsphase geschieht wohl auch in Deutschland recht sanft.“
„Die Inflation beschließt das Jahr mit dem erwarteten Sprung nach oben. Der beschleunigte Anstieg der Verbraucherpreise ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der inflationsdämpfende Effekt der gesunkenen Energiepreise nachlässt. Im Dezember wurde dies durch die Einführung der deutschen Preisbremsen vor einem Jahr noch zusätzlich verstärkt. Das 2-Prozent-Ziel ist jetzt wieder ein gutes Stück weiter entfernt. Zwar ist der Abwärtstrend der Inflation weiter intakt, wie die nachgebende Kernrate und die geringen Preiszuwächse auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen zeigen. Dennoch führt der Anstieg vor Augen, dass schnelle Senkungen der Leitzinsen zu früh kämen.“
„Die deutsche Inflation fährt zurzeit Achterbahn. Nach zuletzt deutlichen Rückgängen ging es im Dezember mit dem Verbraucherpreisanstieg wieder steil nach oben. Angesichts des turbulenten Auf und Abs ist jetzt Gelassenheit gefragt und auch angemessen. Der maßgebliche Grund für den Anstieg der Inflation liegt in der Vergangenheit. Vor einem Jahr wurden mit der ersten Stufe der Preisbremse die Abschlagszahlungen für Gas und Wärme ausgesetzt. Der damit verbundene Basiseffekt lässt die Energiepreise von heute nun im Vergleich höher erscheinen, obwohl diese in den letzten Monaten weiter gesunken sind. Zugleich geht es mit der Kernrate weiter abwärts. Das signalisiert, dass der Preisdruck in der Breite unverändert nachlässt, und spricht für einen intakten Abwärtstrend bei der Inflation.“
„Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum bieten zum Jahreswechsel zwar wenig Anlass zu Euphorie. Aber der Arbeitsmarkt dürfte sich weiterhin als Fels in der Brandung erweisen. Denn die Reallöhne werden angesichts der kaufkraftstärkenden Tarifabschlüsse voraussichtlich deutlich steigen, und aufgrund des Fachkräftemangels dürften die Betriebe weiterhin bemüht sein, knappe Arbeitskräfte zu halten. Ich erwarte für 2024 einen Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen um 100.000 auf 46,1 Mio. Das wäre der höchste Stand in der Geschichte der Bundesrepublik. Ab 2025 wird die Erwerbstätigenzahl mit einiger Wahrscheinlichkeit aufgrund der demografischen Entwicklung zu schrumpfen beginnen. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte im Jahresdurchschnitt 2024 mit rund 2,6 Mio. etwas höher ausfallen als im letzten Jahr. Der deutsche Konjunkturdampfer, der sich im vergangenen Jahr ächzend und stöhnend durch die schwere See schleppte, wird im Jahresverlauf voraussichtlich langsam wieder Fahrt aufnehmen. Damit wird auch der Fachkräftemangel verstärkt wieder um sich greifen. Unternehmen und Verwaltungen müssen sich darauf vorbereiten. Das erfordert verstärkte Aus- und Weiterbildung sowie Innovationen und Investitionen zur Produktivitätssteigerung. Von großer Bedeutung ist, dass Deutschland im KI-Wettbewerb mithält, weil das zu Produktivitätsschüben führen könnte.“
„Der Anteil der Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit durch Fachkräftemangel behindert sehen, ist durch die Konjunkturabschwächung zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder unter die 40%-Marke gefallen. Wenn sich die konjunkturelle Lage wie erwartet im kommenden Jahr verbessert, wir er jedoch auch wieder zunehmen. Denn der strukturelle Trend bleibt bestehen: Es gehen immer mehr Babyboomer in Rente und schwächer besetzte Jahrgänge rücken am Arbeitsmarkt nach. 2025 wird die Zahl der Erwerbstätigen zu schrumpfen beginnen und für den Fachkräftemangel eine neue Phase einläuten. Längerfristig kann das geringere Arbeitskräfteangebot das Wirtschaftswachstum auf deutlich unter 1 % begrenzen. Allerdings haben Unternehmen, Staat und die erwerbsfähige Bevölkerung es in der Hand, dem entgegenzuwirken. Es bedarf eines entschlossenen, zügigen Gegensteuerns, das an allen Stellschrauben ansetzt. Nötig ist eine stärkere Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Erwerbsfähigen sowie eine erhöhte Zuwanderung von Fachkräften aus Staaten außerhalb der EU. Außerdem müssen Unternehmen und Verwaltungen die Arbeitsproduktivität stärker erhöhen, um fehlende Arbeitskräfte durch Digitalisierung und Automatisierung zu ersetzen.“
KfW-ifo-Fachkräftebarometer Dezember 2023(PDF, 276 KB, barrierefrei)
„Für 2024 gibt es die Aussicht auf eine moderate wirtschaftliche Erholung trotz des Stimmungsdämpfers im Dezember. Nachdem sich die Stimmung in den Vormonaten noch aufgehellt hatte, enttäuscht das mittelständische Geschäftsklima im Dezember. Insgesamt aber dürften kräftig steigende Reallöhne und anziehende Konsumausgaben für eine Rückkehr zu einem moderaten Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr sorgen. Die Ursache für die Stimmungsverschlechterung liegt vermutlich in der zwischenzeitlichen Unsicherheit über den Bundeshaushalt. Mit dem ausgehandelten Kompromiss wird sich diese Verunsicherung wohl nun wieder verringern, zumal der Kompromiss die Weiterführung wesentlicher Programme zur Transformationsförderung der Industrie vorsieht. Der deutliche Zinsrückgang an den globalen Kapitalmärkten infolge der bisher schneller als erwartet sinkenden Inflation wirkt unterstützend auf die Unternehmensinvestitionen 2024 und damit stabilisierend auf das Wirtschaftswachstum.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Dezember 2023(PDF, 249 KB, barrierefrei)
„Am Ende eines konjunkturell schwierigen Jahres bleibt die erhoffte vierte Stimmungsaufhellung in Folge aus. Das Geschäftsklima fällt erneut und signalisiert so, dass die Bäume auch 2024 kaum in den Himmel wachsen werden. Ich erwarte für das kommende Jahr die Rückkehr zu einem moderaten Realwachstum von rund einem halben Prozent, vor allem dank einer Erholung der privaten Konsums. Dahinter stehen eine stabile Beschäftigung, anziehende Nominallöhne und eine deutlich rückläufige Teuerung.“
„Bei der Geldpolitik braucht es jetzt eine ruhige Hand. Zuletzt haben die Inflationsdaten in der Eurozone positiv überrascht. Das hat an den Märkten Spekulationen um schnelle Zinssenkungen ausgelöst. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass ein erster Zinsschritt der EZB erst im Sommer 2024 erfolgen wird. Die Kernrate liegt mit 3,6 % immer noch deutlich über dem Inflationsziel und der Verbraucherpreisanstieg wird sich bereits im Dezember wieder beschleunigen. Dazu tragen Basiseffekte bei der Energie und das Auslaufen politischer Entlastungsmaßnahmen bei. So werden in der Gastronomie in Deutschland ab Januar wieder 19 % Umsatzsteuer fällig. Zudem sind weitere Datenpunkte nötig, um sicher bewerten zu können, wie stark die deutlichen Lohnerhöhungen auf die Verbraucherpreisentwicklung durchwirken.“
„Es wird wohl nichts passieren bei der nächsten Fed-Sitzung. Bei seiner letzten Sitzung in diesem Jahr wird das Federal Open Market Committee (FOMC) den Leitzins mit großer Wahrscheinlichkeit auf der aktuellen Spanne von 5,25 bis 5,50 % belassen. Der Preisdruck lässt nahezu in allen Bereichen der Volkswirtschaft nach und hierdurch ist die Kerninflationsrate im Oktober mit 4,0 % auf den tiefsten Stand seit September 2021 gesunken. Wie die US-Notenbank die Lage für 2024 einschätzt, wird aus der Veröffentlichung der neuen Projektionen hervorgehen. Voraussichtlich werden die Wachstumserwartungen etwas nach oben und die Inflationsprognosen etwas nach unten korrigiert. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Fed im kommenden Jahr das 22-Jahreshoch bei den Leitzinsen verlassen wird. Allerdings waren die mittelfristigen Einschätzungen für Inflation und Wachstum der FOMC Mitglieder stark gestreut, was die hohe Vorhersageunsicherheit im Moment widerspiegelt. Stand heute ist die große Frage, wann der Abstieg vom Zinsplateau beginnen wird und wie schnell er von statten geht. Die neuen Zinsprognosen der Fed-Mitglieder werden auch hier einen Anhaltspunkt geben. Ich rechne mit einer ersten Zinssenkung ab Sommer des kommenden Jahres.“
„Die Unternehmensstimmung hat offenbar im Herbst ihren Talboden durchschritten. Langsam keimt auch in den Unternehmen Hoffnung auf fürs kommende Jahr. Ich rechne für 2024 mit einer moderaten Konjunkturerholung, die vor allem auf dem privaten Konsum beruht. Das Lohnwachstum wird voraussichtlich deutlich über der Inflationsrate liegen bei wohl stabiler Beschäftigung.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer November 2023(PDF, 129 KB, barrierefrei)
„Eine Vielzahl an Naturereignissen zeigt, dass der Klimawandel zu den größten Herausforderungen der aktuellen Zeit gehört und viele Veränderungen mit sich bringt. Bei der notwendigen grünen Transformation der Wirtschaft nehmen viele Gründerinnen und Gründer ihre Verantwortung wahr und beziehen Klimaschutz bei ihrer Geschäftstätigkeit mit ein. Es freut mich zu sehen, dass bereits heute jede zehnte Existenzgründung mit dem Ziel der Klimaneutralität erfolgt und sogar ein noch deutlich größerer Teil der zukünftigen Gründerinnen und Gründer dieses Ziel anstrebt.“
12 von 100 Gründerinnen und Gründer wollen Klimaneutralität erreichen(PDF, 293 KB, barrierefrei)
„Die globalen Investitionen in den Klimaschutz müssen jährlich um mindestens 30 Prozent steigen – das ist etwa dreimal schneller als bisher. Entwicklungs- und Förderbanken können dazu beitragen, erhebliche Barrieren für private Klimafinanzierung zu verringern: Durch die Reduzierung komplexer Risikoprofile, durch die Unterstützung bei hohen Anfangsinvestitionen und durch das Bereitstellen von Langfristkapital und das Schließen von Wissenslücken.“
The Climate Financing Roadmap(PDF, 9 MB, nicht barrierefrei)
„Die Stagnation der deutschen Wirtschaft in den vergangenen Quartalen wirkt sich im Winter verstärkt auf den Arbeitsmarkt aus. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich in den letzten Monaten saisonbereinigt weiter erhöht auf nunmehr 2,6 Mio. Der Zuwachs ist jedoch bisher im Vergleich zu früheren Konjunkturtälern moderat geblieben. Das zeigt, dass der Fachkräftemangel den Arbeitsmarkt trotz Konjunkturschwäche weiterhin im Griff hat. Die Zahl der offenen Stellen verzeichnete im November mit 733.000 einen der höchsten Stände der letzten 20 Jahre. Die durchschnittliche Besetzungsdauer für eine offene Stelle lag in den ersten neun Monaten bei 150 Tagen. Damit ist die Besetzungsdauer gegenüber dem Vorjahr auf einen neuen Höchststand gestiegen. Fachkräftesicherung und Stärkung der Produktivität müssen höhere Priorität bekommen, damit die deutsche Wirtschaft auf einem Wachstumspfad bleiben kann, der die Verteilungsspielräume offenhält. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass die nötigen Investitionen in die klimaneutrale und digitale Transformation umgesetzt werden. Denn am Ende sind es Menschen, die die Transformation umsetzen.“
„Inmitten der Serie schwacher Wirtschaftsdaten sorgen die europäischen Inflationszahlen für einen Lichtblick. Der Verbraucherpreisanstieg gibt weiter nach. Überlegungen zu Leitzinssenkungen kämen dennoch viel zu früh. Das zeigt der Blick auf die immer noch deutlich zu hohe Kernrate. In den nächsten Monaten werden die zur Zeit stark inflationsdämpfenden Effekte der gesunkenen Energiepreise rasch verschwinden. Bereits im Dezember könnte auch bei der Gesamtrate wieder eine 3 vor dem Komma stehen. Beharrlichkeit ist deshalb für die EZB das Gebot der Stunde. Ich erwarte, dass Christine Lagarde dies anlässlich des kommenden Zinsentscheids klar kommunizieren wird.“
„Die Inflation sinkt im November ein weiteres Stück. Geholfen hat dabei der Ölpreis, der trotz des anhaltenden Konflikts im Nahen Osten zuletzt wieder gefallen ist. Das macht sich für die Verbraucher bei den Spritkosten und dem Kauf von Heizöl positiv bemerkbar. Ich gehe davon, dass sich die Inflation im Laufe des nächsten Jahres weiter in Richtung des 2%-Ziels abschwächt. Um den Jahreswechsel herum dürfte sich der Verbraucherpreisanstieg zunächst aber wieder beschleunigen. Das liegt zum einen an der Aussetzung der Abschlagszahlungen für Gas und Wärme im vergangenen Jahr, die spiegelbildlich dieses Jahr für einen starken, belastenden Basiseffekt bei der Energie sorgt. Hinzu kommen die erhebliche Anhebung der LKW-Maut ab Dezember und das Ende der Mehrwertsteuerabsenkung für die Gastronomie im Januar. Beides dürften Verbraucher jedoch wohl nur teilweise anhand höherer Preise zu spüren bekommen.“
„Der Wunsch nach beruflicher Selbständigkeit bleibt hoch. Es dürften vor allem externe Rahmenbedingungen gewesen sein, die in den Krisenjahren die Gründungstätigkeit von Migrantinnen und Migranten belastet haben – etwa aufgrund der traditionell stärkeren internationalen Ausrichtung migrantischer Gründungen. Ich gehe davon aus, dass die migrantische Gründungstätigkeit an Fahrt aufnimmt, sobald sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld wieder günstiger darstellt. Migrantinnen und Migranten leisten weiterhin einen relevanten Beitrag zur Gründungsaktivität in Deutschland.“
Auch migrantische Gründungstätigkeit in der Polykrise verhaltener(PDF, 355 KB, barrierefrei)
„Steigende Reallöhne bei gut stabiler Beschäftigung lassen die Lohnsumme auch in realer Rechnung 2024 spürbar steigen und bescheren den Privathaushalten einen Zuwachs an Kaufkraft, den sie für den Konsum verwenden können. Die Rückkehr zu einem konsumgestützten, wenigstens moderaten Wachstum ist immerhin ein erster Silberstreif am Horizont angesichts der zahlreichen Krisen und großen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft.
Neben geopolitischen und geoökonomischen Risiken im Zusammenhang mit Russlands Invasion in der Ukraine, dem Nahostkonflikt sowie den Spannungen zwischen China und Taiwan gehören Engpässe und abrupte Preissteigerungen an den Energiemärkten weiterhin zu den größten Risiken der Konjunkturprognose. Unwägbarkeiten bestehen außerdem über die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung. Es gibt allerdings auch Chancen auf eine besser als erwartete Konjunkturentwicklung. Wenn die Inflation weltweit schneller als erwartet zurückgeht, und damit auch die Zinsen früher sinken können, wird gerade die Konjunktur in Deutschland davon profitieren. Denn Deutschland ist im Handel auf die Produktion hochwertiger Investitionsgüter spezialisiert.“
KfW-Konjunkturkompass November 2023(PDF, 210 KB, barrierefrei)
"Das ifo Geschäftsklima ist im November leicht gestiegen und gestern wurde auch schon eine Verbesserung beim Einkaufsmanagerindex gemeldet. Das macht Hoffnung fürs kommende Jahr, in dem wir eine moderate Konjunkturerholung erwarten, die vor allem auf dem privaten Konsum beruht. Denn das Lohnwachstum wird endlich wieder deutlich über der Inflationsrate liegen und die Beschäftigung bleibt voraussichtlich stabil. In unserem heute veröffentlichten Konjunkturkompass rechnen wir für 2024 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,6 %."
„Risiken für die Gasversorgung infolge des Ukraine-Kriegs und der veränderte Preispfad von Erdgas erhöhen die Dringlichkeit der grünen Transformation in Deutschland. Die nach Beginn der Energiekrise eingeleiteten klimapolitischen Maßnahmen lassen einen schnelleren Rückgang des Erdgasbedarfs in Deutschland erwarten. Die ‚Brücke‘ Erdgas wird damit absehbar deutlich schmaler, sie bleibt allerdings weiterhin notwendig. Insbesondere für den Stromsektor und die Grundstoffindustrie bleibt Erdgas als Übergangslösung für den Ersatz CO2-intensiverer fossiler Energieträger von Bedeutung, bis ausreichende Mengen an Strom aus erneuerbaren Energien und klimaneutraler Wasserstoff zur Verfügung stehen.“
Erdgas als Brücke auf dem Weg zur Klimaneutralität in Deutschland – eine Neubewertung(PDF, 225 KB, barrierefrei)
„Das dritte Quartal macht deutlich, dass der deutsche VC-Markt auf Kurssuche bleibt in der Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen. Denn nach einem zwischenzeitlichen Anstieg in den beiden Vorquartalen gab das Dealvolumen nun wieder etwas nach. Ermutigend ist aber der langfristige Blick auf das Investitionsvolumen in Start-ups insgesamt. Denn basierend auf den bisher schon realisierten Volumina, könnten wir bis Ende dieses Jahres bei einer Investitionssumme in deutsche Start-ups von knapp über 8 Mrd. EUR landen. Das wäre ein deutlich höheres Niveau als noch in einigen Jahren vor der Pandemie. Für die kurzfristige Entwicklung bis Jahresende sind allerdings auch Abwärtsrisiken, insbesondere im Zuge des Nahostkonflikts relevant.“
KfW Venture Capital-Dashboard Q3 2023(PDF, 895 KB, barrierefrei)
„Die Investitionen der Unternehmen in Deutschland werden 2023 dank einer kräftigen Entwicklung im ersten Halbjahr voraussichtlich real um rund 2 % zulegen und damit die Konjunktur in einem schwachen Umfeld stabilisieren. Um die grüne und digitale Transformation erfolgreich zu stemmen, bedarf es allerdings mehr als einer auch durch Nachholeffekte getriebenen Erholung der unternehmerischen Investitionstätigkeit. In Relation zur Wirtschaftsleistung braucht es noch einen deutlichen positiven Impuls, um an den langfristigen Durchschnitt der Unternehmensinvestitionen anzuschließen. In den 1990er-Jahren lagen diese sogar noch höher, als Deutschland mit der Integration der ostdeutschen Unternehmen in die Soziale Marktwirtschaft schon einmal ein Transformationsprojekt von nationaler Tragweite bewältigt hat.“
Unternehmensinvestitionen 2023: trotz Anstieg noch unter Vor-Corona-Niveau(PDF, 181 KB, barrierefrei)
„Klimaschutz als Investitionsbereich ist für die deutschen Unternehmen messbar relevanter geworden. 2022 floss bereits jeder siebte Euro der gesamten Neuinvestitionen des Unternehmenssektors in Klimaschutzvorhaben. 2021 war es nur jeder Achte. Somit haben die Investitionsvolumina für Klimaschutzvorhaben im Zeitverlauf deutlich angezogen und haben auch im Vergleich zu anderen Investitionsbereichen an Bedeutung gewonnen. Trotz der erfreulichen Entwicklung bei den Klimaschutzinvestitionen im vergangenen Jahr bleibt aber noch viel zu tun. Um Klimaneutralität in Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, sind unserer Schätzung zufolge Investitionen von durchschnittlich rund 120 Mrd. EUR pro Jahr von privaten Unternehmen erforderlich. Die Investitionslücke hat sich 2022 zwar deutlich verkleinert. Das ist in dem herausfordernden Umfeld sehr ermutigend und gleichzeitig bedarf es noch größerer Anstrengungen, die Lücke nachhaltig zu schließen.“
KfW-Klimabarometer 2023(PDF, 565 KB, barrierefrei)
„Das mittelständische Geschäftsklima bekommt im Oktober die Kurve! Damit verfestigt sich das Bild weiter, dass die konjunkturelle Talsohle endlich durchschritten ist. Noch sind es vor allem die Erwartungen, die sich erholen. Ob daher nach der minimalen Schrumpfung der deutschen Wirtschaftsleistung im 3. Quartal schon im laufenden 4. Quartal wieder ein Wachstum ansteht, ist noch unsicher. Berechtigte Konjunkturhoffnungen für das kommende Jahr beruhen aber auf dem privaten Konsum, den die steigenden Reallöhne früher oder später anschieben werden. Weil eine ähnliche Entwicklung auch bei den meisten europäischen Handelspartnern zu erwarten ist und sich der globale Konsum nach einem postpandemischen Dienstleistungsboom wieder mehr hin zu Waren verschieben dürfte, sind auch die Voraussetzungen für eine wieder anziehende Auslands- und Industriegüternachfrage gegeben.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Oktober 2023(PDF, 184 KB, barrierefrei)
„Die Stimmung auf dem deutschen VC-Markt bleibt auf Erholungskurs, auch wenn sie im Spätsommer nur noch leicht gestiegen ist. Man könnte von Tauwetter sprechen, wenn auch nahe dem Gefrierpunkt. Denn die Stimmung bezüglich der aktuellen Lage bleibt trotz Verbesserung eisig. Die Erwartungen sind dagegen trotz eines leichten Dämpfers sonniger. Die optimistischeren Erwartungen ließen eigentlich auf eine weitere Erholung des Geschäftsklimas zum Jahresende hoffen. Vermutlich wird aber der Krieg im Nahen Osten und das Risiko wirtschaftlicher Auswirkungen für den Fall einer Eskalation auf die Stimmung drücken. Das direkte Exposure hiesiger Investoren in Israel ist zwar gering, ein weiterer Krisenherd erhöht dennoch die wirtschaftspolitische Unsicherheit und wird möglichen positiven Effekten wie der Zinserhöhungspause der Notenbanken zumindest teilweise entgegenwirken.“
German Venture Capital Barometer Q3 2023(PDF, 294 KB, barrierefrei)
„Der robuste Arbeitsmarkt stützt die Konjunktur, und das wird aller Voraussicht nach im kommenden Jahr so bleiben. Die Fachkräfteknappheit verhindert einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit, und wenn zum Jahresende wie erwartet die Realeinkommen wieder steigen, stellt das die Weichen für die konjunkturelle Erholung im nächsten Jahr. Für das Gesamtjahr 2023 erwarte ich gegenüber 2022 einen Anstieg der Erwerbstätigenzahl um 320.000 auf 45,9 Mio. Die Arbeitslosenquote wird damit voraussichtlich von 5,3 % im Jahr 2022 auf 5,6 % in diesem Jahr steigen. Dann dürfte es 2,6 Mio. Arbeitslose geben, rund 200.000 mehr als im Vorjahr. Für das nächste Jahr erwarte ich einen weiteren Anstieg der Erwerbstätigenzahl um rund 100.000. Der Anstieg fällt deutlich schwächer aus als im Jahr 2023. Der Grund dafür ist eine weitere Verknappung des Arbeitsangebotes. Die Arbeitslosenquote dürfte im Jahr 2024 etwa ebenso hoch ausfallen wie im Jahr 2023. Der Fachkräftemangel wird sich wieder verstärken und künftig die Wachstumsperspektiven stärker begrenzen, es sei denn, es gelingt, die Möglichkeiten zur Fachkräftesicherung und zur Produktivitätssteigerung deutlich stärker auszuschöpfen.“
„Der rapide Rückgang der Inflationsrate spiegelt vor allem die Entspannung an den Energiemärkten seit dem vergangenen Sommer wider. Auch wenn der Verbraucherpreisanstieg jetzt sogar unter 3% liegt, ist es für eine Entwarnung noch zu früh. Mit der Kerninflation, die Energie- und Lebensmittelpreise unberücksichtigt lässt, geht es nur langsamer abwärts. Um einer Verfestigung der Inflation über dem Zielwert von 2% entgegenzuwirken, ist es insbesondere wichtig, dass die Unternehmen höhere Lohnkosten nur teilweise an die Verbraucher weitergeben. Dafür braucht es eine Geldpolitik, die die Zügel noch einige Zeit stramm hält. Der Nah-Ost-Konflikt hat darüber hinaus die Aufwärtsrisiken für die Inflation erhöht. Bisher sind die Effekte auf die Energiepreise allerdings zu gering, um den Abwärtstrend der europäischen Inflation zu gefährden.“
„Die Preisentwicklung sorgt auch im Oktober für gute Nachrichten. Erwartungsgemäß lässt die deutsche Verbraucherpreisinflation ein gutes Stück weiter nach. Die Teuerung fällt zum ersten Mal seit dem Sommer 2021 unter 4%. Ein letztes Mal haben dabei starke Basiseffekte unterstützt. Genau vor einem Jahr hatten die Energiepreise für Verbraucher ihr vorläufiges Maximum erreicht. Dieser Rückenwind wird sich in den kommenden Monaten abschwächen und mit der Einführung der Preisbremsen im vergangenen Dezember zeitweise sogar umkehren. Wir werden zur Jahreswende deshalb wieder einen deutlichen Anstieg der Inflationsrate sehen. Dennoch gilt: Die Richtung stimmt. Die Erzeugerpreise für gewerbliche und landwirtschaftliche Produkte steigen im Jahresvergleich nur noch schwach oder gehen sogar zurück. Allerdings gibt es angesichts der geopolitischen Lage eine gestiegene Wahrscheinlichkeit für neue angebotsseitige Schocks. Bleiben diese aus, wird es vor allem vom Dienstleistungssektor abhängen, wie schnell die Rückkehrt zur Preisniveaustabilität gelingt. Das stärkere Lohnwachstum sorgt besonders in diesem Wirtschaftsbereich für Kostendruck.“
„Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im Sommerquartal nun offiziell geschrumpft. Damit erhärtet sich das Bild, dass die Wirtschaftsaktivität im Gesamtjahr leicht zurückgehen wird. Die Anpassungsfähigkeit der deutschen Unternehmen, kollektives Energiesparen und staatliches Krisenmanagement haben Schlimmeres verhindert. Im nächsten Jahr dürfte es dank rückläufiger Inflation und steigender Einkommen vor allem über den Konsum mit der Wirtschaft wieder aufwärtsgehen.“
„Die Fed wird in ihrer vorletzten Sitzung in diesem Jahr den Leitzins voraussichtlich auf der aktuellen Spanne von 5,25 bis 5,50 % belassen. Denn die Kerninflation befindet sich auf einem guten Weg und ist im September das sechste Mal in Folge gesunken. Zudem nehmen die zuletzt deutlich gestiegenen langfristigen Kapitalmarktzinsen der US-Notenbank einen Teil ihrer Arbeit im Kampf gegen die Inflation ab. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist zum ersten Mal seit der Finanzkrise auf über 5 % gestiegen und auch in der Realwirtschaft kommt der Zinsanstieg zunehmend an. Beispielsweise am Häusermarkt, wo der Zinssatz für 30-jährige US-Hypotheken mittlerweile bei knapp 8 % und damit auf dem höchsten Stand seit 2000 notiert. Trotz allem muss die Fed den Leitzins wohl noch eine geraume Weile auf dem aktuellen Niveau belassen. Denn die gerade veröffentlichten BIP-Zahlen zum dritten Quartal unterstreichen, dass die gute konjunkturelle Lage den Preisdruck noch weiter hochhalten wird. Darüber hinaus ist mit dem Terror in Israel neben dem unermesslichen menschlichen Leid, das die Menschen in der Region erleiden, aus wirtschaftlicher Sicht über mögliche Auswirkungen auf den Ölmarkt ein neues Aufwärtsrisiko für die Inflation dazugekommen.“
"Mit dem Anstieg des ifo Geschäftsklimas verfestigt sich das Bild, dass der konjunkturelle Talboden endlich durchschritten ist. Berechtigte Konjunkturhoffnungen beruhen vor allem auf dem privaten Konsum, denn die wieder steigenden Reallöhne werden die größte Verwendungskomponente des Bruttoinlandsprodukts früher oder später anschieben. Neben dem unermesslichen menschlichen Leid, bedeutet die aufgeflammte Gewalt im Nahen Osten aus wirtschaftlicher Sicht allerdings ein neues Konjunkturrisiko."
"Nach zehn Zinsanhebungen in der Eurozone dürfte nun Schluss sein. Ich gehe davon aus, dass die EZB den Einlagensatz in der kommenden Ratssitzung bei 4 % belassen wird. Die Inflation geht entlang der Erwartungen zurück und die Wirkung der Geldpolitik auf die Ökonomie wird immer stärker sichtbar. Die Kreditvergabe der Banken an Haushalte und Unternehmen kühlt sich weiter ab und die Geldmengen schrumpfen. Seit der letzten Zinsentscheidung im September haben zudem die langfristigen Anleiherenditen merklich angezogen, was eine zusätzliche Straffung der Finanzierungsbedingungen mit sich bringt. Damit erscheint das Leitzinsniveau zum jetzigen Zeitpunkt ausreichend restriktiv, um die Rückkehr zur Preisniveaustabilität herbeizuführen. Aufwärtsrisiken für die Inflation bestehen jedoch fort und sind durch die schrecklichen Ereignisse im Nahen Osten gestiegen. Ich rechne mit geldpolitischen Lockerungen frühestens in der zweiten Hälfte nächsten Jahres. Neben dem Zinsentscheid dürften beim EZB-Treffen zudem Diskussionen um Optionen für den Abbau der Überschussliquidität im Mittelpunkt stehen. Auf dem Tisch liegen eine mögliche Anhebung des Mindestreservesatzes und ein vorzeitiges Ende der Wiederanlage der Tilgungsbeträge aus dem Pandemieanleihekaufprogramm PEPP. Während eine Entscheidung zum Mindestreservesatz verschoben und in die ohnehin laufende Überprüfung des operativen geldpolitischen Rahmens eingebunden werden dürfte, könnten die Ratsmitglieder bereits jetzt eine Beschleunigung des Bilanzabbaus ab Januar 2024 beschließen."
„Seit dem Jahr 2020 wird die Resilienz des deutschen Mittelstands durch sich überlappende Krisen auf eine harte Probe gestellt. Doch auch 2022 sind allen Belastungsfaktoren wie Krieg in der Ukraine, Energiekrise und steigenden Preisen zum Trotz die Blessuren bei den kleinen und mittleren Unternehmen überschaubar geblieben. Im laufenden Jahr sorgt der konjunkturelle Gegenwind jedoch für erhöhte Anspannung. Die Unternehmen blicken aktuell eher mit Skepsis auf ihre Geschäftsaussichten. Und obwohl der Kreditkanal weiter funktioniert, nehmen die Schwierigkeiten bei Kreditverhandlungen zu.
Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds hat der Mittelstand seine Investitionstätigkeit im vergangenen Jahr merklich ausgeweitet und sich als Stütze des gesamten Wirtschaftsgeschehens gezeigt. Mehr als vier von zehn investierten Euro kamen im Jahr 2022 von einem kleinen oder mittleren Unternehmen. Auch die Investitionstätigkeit im mittelständischen Verarbeitenden Gewerbe entwickelte sich besser als von vielen erwartet.“
KfW-Mittelstandspanel 2023(PDF, 1 MB, barrierefrei)
„Die Schwierigkeiten der Unternehmen in Kreditverhandlungen wachsen. Dies dürfte zum einen dem anhaltenden Zinsanstieg zuzuschreiben sein. Im Durchschnitt waren für Unternehmenskredite zuletzt mehr als 5 % fällig. Das ist nochmal ein deutlicher Aufschlag gegenüber den 4,7 % vom zweiten Quartal. Zum anderen ist eine weitere Straffung der Kreditvergabepolitik aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Stimmung und einer damit einhergehenden Neubewertung der Risiken durch die Banken plausibel.“
KfW-ifo-Kredithürde Q3 2023(PDF, 152 KB, barrierefrei)
„Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer für September zeichnet ein mehrdeutiges Bild mit gegenläufigen Stimmungstendenzen in den Hauptwirtschaftsbereichen und Unternehmensgrößenklassen. Aufseiten der Mittelständler geht eine leichte Aufhellung der Erwartungen mit erneut schlechteren Lageurteilen einher. Solche mehrdeutigen Indikatorkonstellationen sind häufig in der Frühphase konjunktureller Wendepunkte zu beobachten und können ein Indiz dafür sein, dass der konjunkturelle Talboden inzwischen erreicht ist. Ein bedeutender Teil der gegenwärtigen Belastungen für die Unternehmen sind vorübergehender Natur und die Aussichten besser, als es die aktuell noch sehr gedrückte Stimmung nahelegt. Merklich steigende Löhne, eine wohl in etwa stabile Beschäftigung und die inzwischen rückläufige Inflationsrate dürften dem Konsum im Herbst und Winter neue Impulse geben. Später im Verlauf von 2024 könnte dann eine globale geldpolitische Lockerung beginnen. Davon dürfte Deutschland als Produzent von Investitionsgütern besonders profitieren. Deren Absatz steigt, wenn Zinsen sinken. Ich erwarte, dass sich die deutsche Wirtschaft in den nächsten Quartalen nach und nach aus dem Konjunkturtal herausarbeiten und 2024 um 0,8 % wachsen wird, nachdem eine moderate Schrumpfung im laufenden Jahr mittlerweile als absolut sicher gelten muss.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer September 2023(PDF, 206 KB, barrierefrei)
„Die deutsche Wirtschaft plagt sich nunmehr seit drei Quartalen mit einer unangenehmen Kombination aus zu hoher Inflation und schwacher Wirtschaftsaktivität. Der Flaute zum Trotz ist die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahr weiter gestiegen. Außer in der Land- und Forstwirtschaft haben Arbeitgeber in allen Wirtschaftsbereichen die Beschäftigung seit letztem Jahr erhöht, selbst in der krisengebeutelten Bauwirtschaft. Das ist eine Reaktion auf das zunehmend knapper werdende Angebot an Arbeitskräften. Die demografische Entwicklung hat das Fachkräfteangebot weiter ausgedünnt. Die Zahl der Menschen im Haupterwerbsalter wird sich im Jahr 2023 ohne Zuwanderung um etwa 630.000 verringern. Gleichzeitig wird die Zahl der Menschen, die das Rentenalter erreichen, um mehr als 350.000 steigen. 2024 wird sich diese Entwicklung leicht verstärkt fortsetzen. Sollen die deutsche Wirtschaft in den nächsten Jahren wieder voll zu Kräften kommen, der Wohlstand gesichert und die klimaneutrale und digitale Transformation erfolgreich vorangebracht werden, bedarf es einer noch entschlosseneren Eindämmung des Fachkräftemangels. Mehr qualifizierte Zuwanderung ist wichtig, aber es braucht weit mehr. Im Wettbewerb um Fachkräfte auf Arbeitszeitverkürzungen zu setzen, wäre gesamtwirtschaftlich ein Irrweg. Deutschland braucht im Gegenteil eine stärkere Erwerbsbeteiligung und höhere Steigerungen der Arbeitsproduktivität. Ohne eine höhere Erwerbsbeteiligung ginge die Zahl der Erwerbstätigen bereits deutlich zurück.“
„Der Rückgang der Inflationsrate geht zum Herbstbeginn wieder schneller vonstatten. Das dürfte sich im Oktober fortsetzten und die Gesamtteuerung in die Nähe von 3 % drücken. Die niedrig hängenden Früchte aus der Entspannung an den Energiemärkten sind dann aber geerntet. Gelungen ist die Rückführung der Verbraucherpreisinflation erst, wenn auch der heimische Preisdruck nachhaltig abgesunken ist. Eine zu frühe Lockerung der Geldpolitik wäre kontraproduktiv und würde das Risiko einer zweite Inflationswelle erhöhen. Meine Erwartung ist daher, dass die EZB die Leitzinsen längere Zeit auf dem erreichten Niveau belässt.“
„Im September geht es mit der deutschen Inflation wie erwartet deutlich abwärts. Nach 18 Monaten steht beim Verbraucherpreisanstieg wieder eine 4 vor dem Komma. Vor allem Basiseffekte sind dafür verantwortlich, denn im September letzten Jahres hatten zusätzlich zu den Energiepreissteigerungen der Wegfall des 9-Euro Tickets und des Tankrabatts zu einem Preissprung geführt. Von dem schlagartigen Rückgang der Teuerung geht eine wichtige Signalwirkung für den Erfolg der Inflationsbekämpfung aus. Das kann dazu beitragen, den Preisauftrieb auch in den kommenden Monaten kontinuierlich abzuschwächen, wenn Verbrauchern und Unternehmen unter dem Eindruck der positiven Nachrichten ihre Inflationserwartungen nach unten korrigieren."
„Das ifo Geschäftsklima stagniert auf niedrigem Niveau, dabei sind die Aussichten für die deutsche Konjunktur besser als die trübselige Stimmung. Merklich steigende Löhne, eine wohl in etwa stabile Beschäftigung und die inzwischen rückläufige Inflationsrate dürften dem Konsum in absehbarer Zeit neue Impulse geben. Außerdem könnte im Laufe von 2024 eine globale geldpolitische Lockerung beginnen, von der Deutschland als Produzent von Investitionsgütern profitieren kann. Ein bedeutender Teil der gegenwärtigen Belastungen ist konjunktureller Natur, die Bewältigung der strukturellen Herausforderungen wie die demografische Alterung und die Energiewende verlangt dennoch höchste Priorität.“
„Deutschland tritt nach der leichten technischen Rezession im zurückliegenden Winterhalbjahr und der Stagnation im Frühling konjunkturell nun schon seit geraumer Zeit auf der Stelle und auch die Durststrecke beim Geschäftsklima verlängert sich um einen weiteren Monat – dem vierten in Folge. Aber es gibt Grund zu vorsichtiger Hoffnung: Die merklich steigenden Löhne, die angesichts des Fachkräftemangels wohl nahezu stabile Beschäftigung und die rückläufige Inflationsrate dürften künftig dem Konsum neue Anreize liefern und gleichzeitig die Bremseffekte gestiegener Finanzierungskosten dämpfen. Für die Industrie bleibt die Situation dagegen weiter schwierig, obwohl dort noch immer ein kräftiges Auftragspolster vorhanden ist. Alles in allem wird sich die Wirtschaft wohl nur in Tippelschritten aus dem breiten Konjunkturtal herausarbeiten können. Nach dem ungünstigen Jahresstart gehe ich davon aus, dass das deutsche BIP trotz der für die kommenden Monate erwarteten konsumgetriebenen Stabilisierung im Gesamtjahr 2023 um 0,4 % sinken wird. Erst 2024 dürfte es wieder wachsen, der neuen Sommerprognose von KfW Research zufolge um moderate 0,8 %.“
„US-Notenbankchef Jerome Powell spricht seit Monaten von drei Aspekten, aus denen sich der Straffungszyklus der Fed zusammensetzt: Die Geschwindigkeit der Leitzinsanhebungen, die endgültige Höhe des Leitzinses und der Zeitraum, über den der Zins im restriktiven Bereich gehalten werden muss. Angesichts der guten Entwicklung der Kerninflationsrate und der Abkühlung des zuvor deutlich überhitzten Arbeitsmarktes gehe ich davon aus, dass der Zinsgipfel bereits erreicht ist und es in der Septembersitzung zu keiner weiteren Leitzinsanhebung kommen wird. Es wird sich ab jetzt mehr um die Frage drehen, wie lange der Leitzins auf dem aktuellen Niveau von 5,25 bis 5,50 % verharren wird. Ich rechne damit, dass sich die stark gestiegenen Zinskosten in den kommenden Quartalen noch deutlicher konjunkturhemmend bemerkbar machen werden, und die Fed deshalb frühestens ab Sommer 2024 damit beginnen könnte die Zinsen wieder leicht zu senken.“
„Der Zinszyklus neigt sich dem Ende zu. Dennoch: Bei der ersten EZB Ratssitzung nach der Sommerpause könnte das Pendel durchaus zugunsten eines letzten Zinsschritts um 25 Basispunkte ausschlagen. Die vielstimmigen Äußerungen der EZB Vertreter zeigen, dass die Entscheidung weiter offen ist. Das liegt vor allem am unklaren Datenbild, in dem sich gute Argumente sowohl gegen eine Zinspause als auch dafür finden lassen. Die rapide Eintrübung der wirtschaftlichen Stimmung und die deutliche Abkühlung der Kreditmärkte sind gegenüber einer zuletzt enttäuschenden Inflationsentwicklung und Aufwärtstendenzen bei den langfristigen Inflationserwartungen abzuwägen. Die aktualisierten Inflationsprognosen der EZB-Mitarbeitenden werden daher in der Debatte unter den Währungshütern große Beachtung finden. Ich tippe darauf, dass es zu einer zehnten Zinsanhebung kommt, aber es wird ein enges Rennen.“
„Die Ergebnisse des KfW-Energiewendebarometers zeigen, dass die Menschen auch in Zeiten hoher Energiekosten der Energiewende eine sehr große Zustimmung entgegenbringen und viele von ihnen sich aktiv daran beteiligen wollen. Das ist auch zentral, denn die privaten Haushalte verantworten fast 40 % der CO2-Emissionen in Deutschland und wir brauchen sie für das Gelingen der Transformation. Nun geht es darum, die positive Einstellung und Akzeptanz zu erhalten – und noch mehr Haushalte für die erforderlichen Maßnahmen und Investitionen zu gewinnen.“
KfW-Energiewendebarometer 2023(PDF, 724 KB, barrierefrei)
„Mit der Veröffentlichung der europäischen Verbraucherpreisinflation beginnt der Countdown zum ersten EZB-Zinsbeschluss nach der Sommerpause. Nach den heute gemeldeten Inflationszahlen bleibt weitgehend offen, ob es noch einen Zinsschritt geben wird. Klare Signale für die Entscheidungsfindung der Notenbanker fehlen, das Datenbild ist gemischt. Auf der einen Seite wird der Kreditfluss in die Privatwirtschaft immer schmaler, sodass auch das breite Geldmengenaggregat M3 inzwischen schrumpft. Und die rapide Verschlechterung wichtiger Stimmungsindikatoren spricht für wieder zunehmende Rezessionsrisiken. Auf der anderen Seite liegt die Teuerung noch immer weit über dem Zielwert, während zugleich die Aufwärtstendenz der langfristigen Inflationserwartungen an den Finanzmärkten anhält. Ich neige zur Einschätzung, dass die EZB im September den Leitzins noch einmal um 25 Basispunkte anhebt, aber es wird eine knappe Sache.“
„Die Bekämpfung der Inflation ist eine zähe Angelegenheit. Die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher sehen sich vor eine harte Geduldsprobe gestellt. Inzwischen liegt die Jahresteuerung seit mehr als 2 Jahren deutlich über den angestrebten zwei Prozent und zehrt an der Kaufkraft. Aber langsam wendet sich das Blatt. Kräftige Lohnzuwächse sorgen für mehr Geld im Portemonnaie und im September ist endlich mit einem substanziellen Rückgang des Verbraucherpreisanstiegs zu rechnen, wenn die Entlastungspakete des Vorjahres aus der Vergleichsbasis fallen. Das dürfte der lahmenden Konjunktur Rückhalt verleihen. Aber die schnell steigenden Löhne haben auch eine Kehrseite. Aufgrund der höheren Kosten für die Unternehmen dürfte es etwas länger dauern, bis das Inflationsziel von 2 % wieder erreicht wird. Ich gehe derzeit davon aus, dass die Inflationsrate 2024 noch bei 2,5 % liegen wird.“
„Die Bekämpfung der Inflation ist eine zähe Angelegenheit. Die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher sehen sich vor eine harte Geduldsprobe gestellt. Inzwischen liegt die Jahresteuerung seit mehr als 2 Jahren deutlich über den angestrebten zwei Prozent und zehrt an der Kaufkraft. Aber langsam wendet sich das Blatt. Kräftige Lohnzuwächse sorgen für mehr Geld im Portemonnaie und im September ist endlich mit einem substanziellen Rückgang des Verbraucherpreisanstiegs zu rechnen, wenn die Entlastungspakete des Vorjahres aus der Vergleichsbasis fallen. Das dürfte der lahmenden Konjunktur Rückhalt verleihen. Aber die schnell steigenden Löhne haben auch eine Kehrseite. Aufgrund der höheren Kosten für die Unternehmen dürfte es etwas länger dauern, bis das Inflationsziel von 2 % wieder erreicht wird. Ich gehe derzeit davon aus, dass die Inflationsrate 2024 noch bei 2,5 % liegen wird.“
„Die Konjunkturaussichten für die deutsche Wirtschaft sind besser als die aktuelle Stimmung. Die heute gemeldeten Daten zur Lohnentwicklung bestätigen die Einschätzung, dass der private Konsum eine moderate konjunkturelle Erholung tragen dürfte. Die Lücke zwischen der Inflation und den Nominallohnzuwächsen schließt sich zusehends. Zum Jahresende ist mit einer deutlicheren Erhöhung der Reallöhne zu rechnen. Getrieben durch die hohen Preissteigerungen und den Fachkräftemangel erhalten Arbeitnehmende im laufenden Jahr die höchsten nominalen Verdienststeigerungen seit 30 Jahren. Im Durchschnitt des Jahres 2023 werden die Tariflöhne voraussichtlich um mehr als 5 % steigen. Für das nächste Jahr zeichnet sich zwar ein geringerer Anstieg ab. Allerdings dürfte die Inflationsrate im Jahr 2024 mit rund 2,5 % (HVPI) wohl wesentlich niedriger ausfallen als im laufenden Jahr, für das ich eine durchschnittliche Teuerung von 6,3 % erwarte. Die verhaltene gesamtwirtschaftliche Nachfrage begrenzt die Spielräume für weitere Preiserhöhungen, und sowohl für Energie als auch für Nahrungsmittel haben sich die Preise bereits seit dem Winter stabilisiert. Hält diese Entwicklung an, werden die Reallöhne im nächsten Jahr wieder spürbar steigen. Das gibt auch für die Konjunktur Anlass zu vorsichtigem Optimismus. 2024 dürfte das deutsche BIP deshalb nach einem Rückgang um 0,4 % in diesem Jahr wieder wachsen, wenn auch mit 0,8 % nur mäßig.“
„Bei der Dekarbonisierung des Verkehrs spielen die Unternehmen mit ihren Fuhrparks eine Schlüsselrolle. Im Pkw-Bereich geht die Entwicklung in die richtige Richtung: Hier ist bereits jedes siebte Firmenfahrzeug ganz oder teilweise elektrifiziert. Bei Unternehmen, die Klimaschutz in ihrer Unternehmensstrategie verankert haben, ist es sogar jeder fünfte Pkw. Bei den Nutzfahrzeugen spielen batterieelektrische Fahrzeuge aber bisher nur eine Nebenrolle. Hier gibt es noch einen größeren Aufholbedarf. Bei Entscheidungen für oder gegen den Kauf klimafreundlicher Fahrzeuge spielen für die Unternehmen vor allem die Kosten eine wesentliche Rolle. Unternehmen ziehen die Anschaffung eines energieeffizienten und klimafreundlichen Fahrzeuges in Betracht, wenn dessen Wirtschaftlichkeit gegenüber anderen Antriebsarten langfristig gegeben ist. Mit geeigneten Maßnahmen kann die Politik hier entsprechende Anreize schaffen und Fortschritte bei der Dekarbonisierung des Straßenverkehrs erzielen.“
Der Unternehmensfuhrpark – ein wichtiger Hebel für die Klimaneutralität(PDF, 249 KB, barrierefrei)
„Es besteht Aussicht auf eine konsumgetriebene konjunkturelle Erholung ab Herbst dieses Jahres – wenn auch mit viel Gegenwind. Für das laufende Quartal enttäuschen die aktuellen Frühindikatoren, der noch immer hohe Auftragsbestand in den Unternehmen dürfte die Produktion aber so weit stabilisieren, dass eine Stagnation wahrscheinlicher ist als ein deutliches Minus. Zum Jahresende dürften dann deutliche Lohnsteigerungen bei gleichzeitig nachlassendem Inflationsdruck das Wirtschaftswachstum beleben.“
KfW-Konjunkturkompass August 2023(PDF, 190 KB, barrierefrei)
„Deutschland tritt konjunkturell nun schon länger auf der Stelle und das Geschäftsklima enttäuscht erneut. Dennoch: Ich setze für das zweite Halbjahr auf eine Wiederbelebung des Konsums, der nach dem Einbruch im letzten Winter nun von merklich steigenden Löhnen und nachlassendem Inflationsdruck profitiert. Für die Industrie bleibt die Situation dagegen bei global flauer Nachfrage schwierig, obwohl sie noch immer über ein sehr ordentliches Auftragspolster verfügt. Alles in allem wird sich die Wirtschaft wohl lediglich in Trippelschritten aus dem breiten Konjunkturtal herausarbeiten können. In unserer heute veröffentlichten Sommerprognose gehen wir deshalb davon aus, dass das BIP im Jahresdurchschnitt 2023 um 0,4 % sinkt und 2024 um 0,8 % wächst.“
„Der deutsche VC-Markt zeigt sich im Jahr 2023 bei der Anpassung an das neue Marktumfeld bisher robust. Gemessen an den investierten Mitteln liegt das erste Halbjahr 2023 über dem Durchschnitt aller Jahre, die dem weltweiten Ausnahmejahr 2021 vorausgingen. Insgesamt bleibt das Umfeld jedoch herausfordernd, was sich aktuell in der Anzahl der zu beobachtenden Deals niederschlägt. Die weitere Entwicklung der konjunkturellen, geldpolitischen und geopolitischen Rahmenbedingungen werden wohl auch für den Rest des Jahres für Unsicherheit sorgen und damit die Investitionsaktivität weiterhin dämpfen. Positive Impulse dürften dagegen von vielversprechenden technologischen Trends – etwa im Bereich der KI oder Climate-Tech – ausgehen, die aktuell vielfältige unternehmerische Chancen bieten.“
KfW Venture Capital-Dashboard Q2 2023(PDF, 950 KB, barrierefrei)
„Aufgrund der Nachholbedarfe und der Investitionserfordernisse aus Digitalisierung und grüner Transformation werden sich die Unternehmensinvestitionen 2023 preisbereinigt wohl in etwa auf der Höhe des Vorjahres halten, und das trotz der Bremswirkung der hohen Zinsen. Unter der weiteren Annahme, dass neue Verwerfungen ausbleiben, die abrupt zu neuen gesamtwirtschaftlich relevanten Liquiditätsbedarfen führen könnten, erwarten wir im zweiten Halbjahr eine Stabilisierung der Kreditneuzusagen auf dem aktuellen Niveau. Dennoch wird das Kreditwachstum im Vergleich zum Vorjahr tief ins Minus rutschen. Das liegt an der krisenbedingten, extremen Kreditexpansion im Sommerquartal 2022.“
KfW-Kreditmarktausblick August 2023(PDF, 157 KB, barrierefrei)
„Die Finanzierungsstruktur der deutschen KMU hat sich wieder krisenresilient gezeigt. In der Breite verfügt der Mittelstand weiterhin über ein sehr gutes Eigenkapitalpolster. Dies hilft den Unternehmen, die anstehenden Transformationsaufgaben besser zu meistern. Schwachkapitalisierte Unternehmen gilt es dennoch im Blick zu behalten – denn diese könnten Unterstützung benötigen, damit auch sie künftig Investitionen in Digitalisierung und Klimaschutz realisieren können.“
Mittelstand zeigt sich anpassungsfähig – Druck auf Eigenkapitalquoten lässt nach(PDF, 137 KB, barrierefrei)
„Angesichts der geringen Gründungstätigkeit in Deutschland müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit wieder mehr Gründungen stattfinden. Wir brauchen mehr Gründungen für mehr Wettbewerb und Innovation. Gerade mit Blick auf Übernahmen und tätige Beteiligungen, ist ein Ansatzpunkt zum Gegensteuern, diese bei Gründungsinteressierten als selbstverständliche Alternative für Neugründungen bekannter zu machen und zu etablieren. Eine bessere Sichtbarkeit von Positivbeispielen erfolgreicher Übernahmen kann hier helfen. Auch eine bessere Informationsbereitstellung zu Finanzierungsmöglichkeiten für Übernahmen könnte sich positiv auswirken.“
Demografische Alterung setzt Unternehmen bei Nachfolgen doppelt unter Druck(PDF, 135 KB, barrierefrei)
„Im zweiten Quartal zeichnet sich bei weiterhin herausfordernden Kreditzugangsbedingungen eine vorsichtige Belebung bei der Nachfrage von Unternehmen nach Bankdarlehen ab. Das spricht dafür, dass sich die Kreditaufnahme trotz des markanten Zinsanstiegs im letzten Jahr stabilisieren dürfte und ein ähnlicher Einbruch wie bei den privaten Wohnungsbaudarlehen vermieden werden kann. Trotz des schwachen konjunkturellen Umfelds gehe ich auch deshalb weiter davon aus, dass es bei den Unternehmensinvestitionen 2023 für ein moderates Plus reichen wird. Angesichts des hohen Investitionsbedarfs für Digitalisierung und Klimaneutralität ist das eine gute Nachricht.“
KfW-ifo-Kredithürde 2. Quartal 2023(PDF, 190 KB, barrierefrei)
„Der Arbeitsmarkt zeigte sich bis zum Sommerbeginn gegenüber der Konjunkturschwäche weitgehend resistent. Die Zahl der Erwerbstätigen überstieg im Juli den Stand des Vorjahresmonats um 147.000. Außerdem gab es 772.000 offene Stellen. Das war der Konjunkturflaute zum Trotz einer der höchsten Stände der letzten 30 Jahre. Der Arbeitsmarkt ist also weiterhin stark von Fachkräftemangel geprägt. Zu den Wirtschaftszweigen, in denen die Beschäftigung am stärksten wächst, zählen Gesundheit und Sozialwesen, Information und Kommunikation, die öffentliche Verwaltung sowie Erziehung und Unterricht. Die Arbeitskräftenachfrage wird dort weit stärker von den langfristigen Nachfragetrends als von der konjunkturellen Entwicklung geprägt. Die Erwerbstätigenzahl dürfte mit 45,9 Mio. im Jahresdurchschnitt 2023 den Stand des Vorjahres um 330.000 übertreffen. Die Arbeitslosenquote dürfte von 5,3 % im Jahr 2022 auf 5,6 % im Jahr 2023 steigen. Die Aussichten für 2024 sind wegen des Ukraine-Kriegs und der Möglichkeit anhaltend hoher Inflation weiterhin sehr unsicher. In den nächsten Jahren tritt der Fachkräftemangel in eine kritische Phase ein. Die Jahrgänge, die bis 2030 in Rente gehen, zählen zu den am stärksten besetzten, die der Berufsanfänger werden dagegen dünner. Um die Folgen für den Arbeitsmarkt einzudämmen, bedarf es von allen Akteuren noch entschlosseneres Gegensteuern als bisher.“
„Die Inflation im Euroraum bleibt auf dem Rückzug. Das hat derzeit noch primär mit nachlassenden Energiepreisen, sich auflösenden Angebotsengpässen und der schwachen globalen Industriegüternachfrage zu tun. Die Rolle der EZB ist nun, der Inflation den letzten Stoß zu versetzen, sodass sie auch wirklich zügig bis auf das 2%-Ziel zurückfällt. Ob sie dafür schon genug getan hat, ist durch die langsame Wirkung der Geldpolitik auf die Preise und viele weitere Unbekannte noch schwer zu sagen. Die Bank Lending Survey hat aber gerade erst wieder unterstrichen, dass die Leitzinserhöhungen die Kreditnachfrage und damit auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage schon erheblich ausbremsen. Wenn sich die Schwäche der Konjunkturindikatoren im August fortsetzt, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB im September mit weiteren Zinsschritten pausiert. “
„Die Stimmung auf dem deutschen VC-Markt hat sich zur Jahresmitte verbessert. Trotz der Erholung bleibt das VC-Geschäftsklima aber unterkühlt. Die positive Entwicklung ist erwartungsgetrieben, im Vergleich zur aktuellen Lage blicken die Investoren also deutlich optimistischer auf den Rest des Jahres. Allerdings war der Erwartungsüberhang noch nie größer als jetzt. Sollten die Erwartungen länger unerfüllt bleiben, ist das Rückschlagpotenzial für das Geschäftsklima hoch. Ich finde es dabei wichtig, dass wir unseren Vergleichsmaßstab neu justieren. Das Jahr 2021 war ein Ausreißer. Die Entwicklung davor ist der richtige Maßstab und gemessen daran, liegen die VC-Investitionen der letzten beiden Halbjahre genau im Trend. Für die weitere Entwicklung für Venture Capital in Deutschland kann man daher optimistisch sein.“
German Venture Capital Barometer 2. Quartal 2023(PDF, 198 KB, barrierefrei)
„Die deutsche Wirtschaft befindet sich gerade in einer Art Schwebezustand: Offenbar hat der Anstieg der Wertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen das Schrumpfen im Produzierenden Gewerbe aufgewogen, sodass das Statistische Bundesamt in seiner ersten Schätzung von einer Stagnation des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal ausgeht. Sorgen macht vor allem die Industrie, denn trotz schwindender Lieferkettenprobleme tritt die Produktion weiter auf der Stelle und der Auftragseingang liegt im Abwärtstrend. Als bedeutender Hersteller von Investitionsgütern bläst Deutschland der Gegenwind durch die globale geldpolitische Straffung besonders heftig ins Gesicht und in den energieintensiven Industriezweigen bleibt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit eine handfeste Herausforderung. Angesichts hoher Nominallohnsteigerungen bei gleichzeitig nachlassendem Inflationsdruck könnte eine Erholung des privaten Konsums aber die Konjunktur beleben.“
„Die Inflation nimmt nach kurzer Pause ihren Abwärtstrend wieder auf, aber vorerst sinkt die viel zu hohe Teuerung nur in quälend gemächlichem Tempo. Erst ab September ist mit einer deutlichen Abschwächung des jährlichen Verbraucherpreisanstiegs zu rechnen. Dann fallen die Entlastungspakete des vergangenen Sommers aus der Vergleichsbasis heraus. Stagnierende Erzeuger- und rückläufige Importpreise zeigen, dass der Preisdruck auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen weiter abnimmt. Die konjunkturelle Schwäche engt zudem die Preiserhöhungsspielräume der Unternehmen ein. Risiken dafür, dass sich die Inflation auf einem zu hohem Niveau verfestigen könnte, bestehen aber weiterhin. Dazu zählt ein möglicher neuer Preisschub bei Lebensmitteln. Dürren und das Ende des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine haben die Wahrscheinlichkeit dafür steigen lassen.“
„Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 2,4 % gewachsen. Die US-Konjunktur erweist sich trotz der schnellen und deutlichen Zinswende der US-Notenbank als widerstandsfähig. Positiv wirkten sich die stabilen Konsumausgaben und die Anlageinvestitionen außerhalb des Wohnungsbaus aus. Ich rechne allerdings weiterhin damit, dass die steigenden Zinskosten die konjunkturelle Entwicklung im zweiten Halbjahr verlangsamen werden. Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe hat sich bereits spürbar eingetrübt und der zuletzt deutlich überhitzte Arbeitsmarkt kühlt sich anscheinend langsam etwas ab. Die Arbeitnehmenden werden dies zu spüren bekommen, was die Konsumausgaben in den kommenden Monaten belasten wird. Die US-Notenbank hat jedoch am Mittwoch parallel zur erwarteten Zinsanhebung von weiteren 25 Basispunkten ihre Einschätzung zum aktuellen US-Wachstum von „bescheiden“ auf „moderat“ geändert. Die Fed geht nun wohl davon aus, dass es lediglich eine Konjunkturdelle – und keine Rezession – benötigt, um die Inflation weiter Richtung Zweiprozentziel zu drücken. Damit könnte die US-Wirtschaft mit einem blauen Auge aus diesem Zinszyklus kommen.“
„Die deutsche Wirtschaft bewegt sich zurzeit im konjunkturellen Niemandsland zwischen schwacher Rezession und kraftloser Erholung. Wer nach den beiden vorangegangenen Einbrüchen für Juli auf einen Rückprall beim Geschäftsklima gesetzt hatte, wurde ernüchtert. Der Blick der Unternehmen in die Zukunft ist von viel Skepsis geprägt. Enttäuscht hat bislang vor allem die Industrie, denn trotz schwindender Lieferkettenprobleme tritt die Produktion weiter auf der Stelle. Positive Impulse könnten dagegen vom Konsum kommen, der von steigenden Löhnen und nachlassendem Inflationsdruck profitiert. Alles in allem sind vorerst aber bestenfalls kleine Schritte in Richtung Konjunkturerholung drin.“
„Der deutsche Mittelstand in seiner Gesamtheit bewertet seine derzeitige internationale Wettbewerbsfähigkeit positiv. Auch mit Blick auf die Zukunft ist er durchaus zuversichtlicher als die aktuelle öffentliche Diskussion das befürchten lässt, aber er sieht deutlichen Handlungsbedarf: Bürokratie abbauen, Fachkräftemangel bekämpfen, Akzeptanz für die grüne Transformation durch Vermeidung von Wettbewerbsnachteilen schaffen, die Rohstoff- und Energieversorgung sichern und die Digitalisierung vorantreiben – die Ansatzpunkte für den Erhalt und die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands sind vielfältig. Daraus konkrete Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, ist eine Aufgabe, die Politik und Wirtschaft gemeinsam angehen müssen: Der Hebel der Politik sind vor allem die Rahmenbedingungen, durch die sie die Attraktivität des Standorts Deutschlands erhalten kann – beispielsweise durch die Vereinfachung von Planungs- und Genehmigungsverfahren oder die Setzung von Anreizen für eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen. In der Verantwortung sind zugleich auch die Unternehmen, die sich auf ein veränderndes Wettbewerbsumfeld einstellen und Maßnahmen zur Reduzierung von Risiken treffen müssen – beispielsweise durch eine Diversifizierung ihrer Rohstoffversorgung.“
KfW-Internationalisierungsbericht 2023(PDF, 2 MB, barrierefrei)
„Nach den Äußerungen der EZB Ratsmitglieder kann der Zinsentscheid in dieser Woche als eine reine Formalität gelten. Die europäische Notenbank wird die Leitzinsen um 25 Basispunkte anheben. Ob es darüber hinaus im September mit den Zinsen weiter nach oben geht, bleibt eine offene Frage. Meine Erwartung ist, dass Christine Lagarde bei den Erläuterungen der geldpolitischen Beschlüsse eine Festlegung zum kommenden Zinspfad vermeiden wird. Nach der markanten geldpolitischen Straffung kommen wir nun in ein Terrain, in dem die Risiken eines Über- oder Untersteuerns der Zentralbank sorgsam abzuwägen sind. Diese Aufgabe der EZB ist angesichts der verzögerten und im Ausmaß unsicheren Wirkung der Zinsanhebungen auf die Verbraucherpreise schwierig. Hinzu kommt, dass es große Unterschiede zwischen den Euroländern bei der Inflation gibt. In einigen Ländern wurde der Zielwert von 2 % bereits wieder unterschritten, während der Preisauftrieb im Baltikum nur wenig unter 10 % liegt. Entscheidend wird sein, wie sich die Datenlage bis zum Herbst entwickelt. Neben neuen Wachstums- und Inflationszahlen wird auch die Entwicklung der Kreditmärkte und der Inflationserwartungen im Fokus der EZB stehen.“
„Nachdem die Fed bei ihrer letzten Sitzung nach zuvor zehn Zinsschritten in Folge eine Pause eingelegt hat, ist eine weitere Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte in der Juli-Sitzung wohl eine ausgemachte Sache. Dass der elfte Zinsschritt dann aber der Letzte sein wird, erscheint derzeit durchaus realistisch. Denn der Preisdruck hat zuletzt auf breiter Front nachgelassen und so notierte die Inflationsrate im Juni bei lediglich 3,0 % und somit auf dem tiefsten Stand seit März 2021. Setzt sich diese gute Entwicklung bis zur übernächsten Fed-Sitzung im September fort und gibt auch die Kerninflation weiter nach, wird die US-Notenbank voraussichtlich von weiteren Zinsschritten absehen. Die letzten Datenpunkte haben die Hoffnung genährt, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, ohne die Konjunktur zu sehr abzuwürgen. Für diese sogenannte „sanfte Landung“ muss jetzt langsam in den Segelflug übergegangen werden.“
„Seit Beginn der Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg entwickeln sich die internationalen Handelsströme heterogen. Denn je nach Exportstruktur konnten Länder und Regionen beispielsweise in unterschiedlichem Ausmaß von der verstärkten Warennachfrage der Konsumenten in der Erholungsphase von der Corona-Krise profitieren. Auch das veränderte Nachfragemuster Europas bei Energierohstoffen als Folge des Ukraine-Kriegs wirkt sich auf die Exportperformance der Lieferländer aus. Letzteres ist ein Beispiel dafür, wie das geopolitische Umfeld den Außenhandel beeinflusst. Würde eine geoökonomische Fragmentierung einsetzen, wäre wohl eine weitere Verschiebung der internationalen Handelsströme die Folge.“
Heterogene Exportentwicklung – Erbe von Corona-Krise und Ukraine-Krieg(PDF, 110 KB, barrierefrei)
„Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind Innovationen entscheidende Triebfedern für Wirtschaftswachstum und Produktivitätsentwicklung. Gerade Deutschland als Land ohne wesentliche, eigene Rohstoffvorkommen muss auf zentralen wirtschaftlichen Feldern seinen technologischen Vorsprung sichern und ausbauen, um Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand auch in Zukunft zu gewährleisten. Neben der wieder gesunkenen Innovatorenquote unterstreicht deshalb auch die Nachricht, dass in den vergangenen 15 Jahren in nahezu allen Segmenten des Mittelstands die Betroffenheit von Innovationshemmnissen zugenommen hat, die Dringlichkeit strukturelle Herausforderungen jetzt anzugehen: Kompetenz- sowie finanzierungsbezogene Hemmnisse rangieren auf den vorderen Positionen. Am häufigsten bremsen der Mangel an Fachkräften und hohe Innovationskosten. Die Linderung des Fachkräftemangels ist eine zentrale Stellschraube für mehr Innovationen im Mittelstand. Alle Maßnahmen, die das Angebot an qualifizierten Mitarbeitenden auf dem deutschen Arbeitsmarkt erhöhen, stellen indirekt auch Innovationsfördermaßnahmen dar – von Maßnahmen im schulischen Bereich über die berufliche und akademische Aus- und Weiterbildung bis hin zur Mobilisierung des inländischen Arbeitskräfteangebots und der Migrationspolitik. Ein Ausbau der finanziellen Förderung ist insbesondere für die Zielgruppe der innovationsorientierten mittelständischen Unternehmen ohne eigene Forschung und Entwicklung vielversprechend. Vor allem diese Unternehmen waren zuletzt zunehmend mit Innovationshemmnissen konfrontiert. Gleichzeitig nahm ihr Anteil an der Innovationsförderung überproportional ab, sodass sie aktuell im Vergleich zu ihrem Beitrag zum mittelständischen Innovationssystem deutlich unterrepräsentiert sind. Empfehlenswert ist zudem eine Stärkung der Innovationskompetenz durch eine Verbesserung der Strategiefähigkeit im Mittelstand. Viele kleine Unternehmen mit gut etablierten, jedoch wenig innovativen Geschäftsmodellen widmen dem Aspekt der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens wenig Aufmerksamkeit, da das Tagesgeschäft vorgeht. Hierfür Aufmerksamkeit zu schaffen, ist ein zentraler Ansatzpunkt.“
KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2022(PDF, 1 MB, barrierefrei)
„Die Entwicklung des KfW-ifo-Geschäftsklimas im Juni fügt sich ein in die Reihe der enttäuschenden Konjunkturdaten. Der kurzzeitige Konjunkturoptimismus vom Frühjahr ist verflogen, stattdessen befindet sich die deutsche Wirtschaft gerade in einer Art Schwebezustand. Der Stimmungsabfall in den Unternehmen stellt ein Abwärtsrisiko für die aktuellen Wachstumsprognose dar. Mit deutlichen Nominallohnsteigerungen bei einer gleichzeitig nachlassenden Inflation sind die Voraussetzungen für eine moderate Konsumerholung in den nächsten Quartalen aber noch immer gegeben. Außerdem verstärken sich als positive Kehrseite der schwächeren Konjunkturaussichten die Anzeichen für einen anhaltenden Inflationsrückgang.“
„Die Teuerung verliert weiter an Kraft. Energie kostet die europäischen Verbraucher inzwischen weniger als vor einem Jahr und auch der Anstieg der Lebensmittelpreise schwächt sich ab. Der Spielverderber ist aber die Kerninflation, die hartnäckig auf deutlich zu hohem Niveau seitwärts tendiert. Der Geldpolitik stellt sich damit die Gretchenfrage, wie hoch die Zinsen noch steigen müssen. Ein weiterer Zinsschritt im Juli ist trotz der sich zuletzt eintrübenden konjunkturellen Stimmungsindikatoren und stagnierender Kreditvergabe eine ausgemachte Sache. Nur wenn sich die Wirkung der geldpolitischen Straffung bis zum September überzeugend in einen nachlassenden Preisdruck in der Breite übersetzt, dürfte dies dann die letzte Leitzinsanhebung sein.“
"Der Arbeitsmarkt zeigt sich in der Konjunkturflaute nach wie vor relativ stabil. Doch die Konjunkturschwäche macht sich auch hier bemerkbar: Viele Arbeitgeber suchen etwas weniger händeringend nach Fachkräften. Im April 2023 melden 42 % der Unternehmen in Deutschland eine Behinderung ihrer Geschäftstätigkeit durch fehlendes Fachpersonal. Das zeigt das aktuelle KfW-ifo-Fachkräftebarometer. Immerhin bedeutet dies gegenüber dem Höchststand im letzten Sommer einen Rückgang, denn damals war die Hälfte der Unternehmen betroffen. Dies ist jedoch nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht: Der Fachkräftemangel bleibt im historischen Vergleich weiter auf sehr hohem Niveau. Seit dem Jahr 2021 hat er sich trotz der Corona-Krise und den gravierenden wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine erheblich verstärkt. Unter den Dienstleistern sind 47 % von Fachkräftemangel betroffen – der Spitzenwert unter den Wirtschaftsbereichen. Im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel und im Bauhauptgewerbe ist es rund ein Drittel. In den ostdeutschen Bundesländern werden wesentlich mehr Unternehmen durch Fachkräfteknappheit behindert als in den westlichen. Die Knappheit dürfte bei anhaltender Erholung zum Jahresende wieder zunehmen. Die Dringlichkeit bleibt bestehen, den Fachkräftemangel durch Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung wie zum Beispiel bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung, durch Mobilisierung der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland und durch gezielte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt anzugehen."
„In Deutschland bremsen Basiseffekte den Rückgang der Inflationsrate vorübergehend aus. Die Einführung des 9-Euro Tickets vor einem Jahr hat damals die Dienstleistungs- und Kerninflation von Mai auf Juni deutlich reduziert. Jetzt wird die jährliche Teuerung aber wegen der niedrigeren Ausgangsbasis nach oben gezogen. Es ist daher sinnvoll verstärkt auf die saisonbereinigten monatlichen Veränderungen zu achten. Außerdem ist der Blick auf die vorausschauenden Inflationsindikatoren wichtig: Insbesondere die Absatzpreiserwartungen der Unternehmen deuten auf einen anhaltenden Inflationsrückgang hin.“
„Auch wenn sich der Anteil der Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit durch Fachkräftemangel behindert sehen, durch die Konjunkturabschwächung verringert hat, bleibt es dabei: Die Fachkräfteknappheit hemmt absolut und im historischen Vergleich immer noch einen großen Teil der Wirtschaft in Deutschland. Aus heutiger Sicht ist damit zu rechnen, dass sich die Konjunktur im weiteren Verlauf des Jahres vom Preisschock allmählich erholt. Das heißt dann auch: Die Fachkräfteknappheit dürfte bei anhaltender Erholung zum Jahresende wieder zunehmen. Die Dringlichkeit bleibt bestehen, den Fachkräftemangel durch Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung, die Mobilisierung von Erwerbsfähigen in Deutschland und gezielte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt anzugehen.“
KfW-ifo-Fachkräftebarometer Juni 2023(PDF, 266 KB, barrierefrei)
„Der heute veröffentlichte ifo Index fügt sich ein in die Reihe der überwiegend enttäuschenden Konjunkturdaten. Verflogen ist inzwischen der Optimismus vom Frühjahr, stattdessen befindet sich die deutsche Konjunktur gerade in einer Art Schwebezustand, vor allem weil die Industrieproduktion trotz nachlassender Lieferengpässe kaum vom Fleck kommt und die Auftragseingänge wieder in den seit Anfang 2022 bestehenden Abwärtstrend eingeschwenkt sind. Mit deutlichen Nominallohnsteigerungen bei einer gleichzeitig nachlassenden Inflation sind die Voraussetzungen für eine moderate Konsumerholung in den nächsten Quartalen aber nach wie vor gegeben und das Pulver für die Industrieproduktion ist angesichts der immer noch gut gefüllten Auftragsbücher auch noch vorhanden.“
„Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die EZB in dieser Woche die Leitzinsen ein weiteres Mal anheben. Jüngste Äußerungen der Ratsmitglieder lassen hier kaum Raum für Zweifel und an den Finanzmärkten ist ein Zinsschritt von 25 Basispunkten fest eingepreist. Spannender ist daher die Frage, wie es mit dem geldpolitischen Kurs in den nächsten Monaten weitergeht. Abzusehen ist, dass in der Eurozone der Zinsgipfel langsam in Sichtweite rückt, allerdings bleibt noch unklar, wo genau er liegt. Schwächere Konjunkturdaten, die deutliche Entspannung an den Energiemärkten und der zuletzt überraschend deutliche Rückgang der Inflation sprechen für ein frühes Ende des Zinszyklus. Auf der anderen Seite gebietet der wachsende Lohndruck bei zwar fallenden, aber weiter hohen Inflationserwartungen Vorsicht. Wichtigen Aufschluss über die Abwägung der Datenlage durch die EZB kann das turnusmäßige Update der Inflations- und Wachstumsprognosen geben. Meine Erwartung ist, dass die europäische Notenbank auf Sicherheit setzen wird und im Juli einen weiteren Zinsschritt folgen lässt.“
„Nachdem die Fed den Leitzins in der Mai-Sitzung erneut angehoben hatte, hat US-Notenbankchef Jerome Powell recht deutlich signalisiert, dass zunächst keine weiteren Zinsschritte geplant sind. Die neuesten Konjunkturdaten werden aber bei der anstehenden Juni-Sitzung mit Sicherheit erneut für ordentlich Diskussionsstoff im Entscheidungsgremium der Fed sorgen. Denn die Kerninflation bewegt sich seit Monaten nahezu seitwärts und verweilt damit auf deutlich zu hohem Niveau. Darüber hinaus wurde zuletzt mit der Einigung bei der US-Schuldenobergrenze eine große Gefahr für die konjunkturelle Entwicklung aus dem Weg geräumt. Ich gehe jedoch dennoch davon aus, dass die Fed nach zuletzt zehn Leitzinsanhebungen in Folge bei der anstehenden Sitzung eine Pause einlegen wird. Denn im lange Zeit betonstarken Arbeitsmarkt sind erste Haarrisse zu erkennen und die Fed tut gut daran zunächst abzuwarten, wann und wie heftig sich der sehr rasante Zinsanstieg der letzten 15 Monate in der Realwirtschaft bemerkbar macht.“
„Das Geschäftsklima im Mittelstand hat seine Erholungsrally im Mai unterbrochen. Vor allem bei den Geschäftserwartungen bleiben die Unternehmen skeptisch. Nach der technischen Rezession im Winterhalbjahr dürfte die deutsche Wirtschaft dennoch auf einen leichten Wachstumspfad zurückkehren, denn deutliche Nominallohnsteigerungen stabilisieren den privaten Konsum und die Produktion wird zumindest kurzfristig weiter von der Auflösung der Angebotsengpässe profitieren. Für das Gesamtjahr 2023 erwarte ich mit einer Wachstumsrate von -0,3 % ein nur geringfügiges Schrumpfen der Wirtschaftsleistung. Eine positive Botschaft liefert das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer jedenfalls mit Blick auf die Inflationsentwicklung: Der Anteil der Unternehmen, die in den nächsten Monaten ihre Preise erhöhen wollen, ist nur noch so hoch wie üblich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2005. Damit stehen die Chancen gut, dass die Inflation in Deutschland in absehbarer Zeit wieder nahe bei 2 % liegen wird.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Mai 2023(PDF, 163 KB, barrierefrei)
„Der Sinkflug der Inflationsraten im Euroraum wird anhalten. Das liegt an den großen Preissprüngen im Vorjahr, also einem Basis Effekt. Der aktuelle Inflationsdruck wird zusätzlich bei vielen Waren deutlich nachgeben, denn globale Materialengpässe entspannen sich, Energiepreise sind gesunken und die Nachfrage im Einzelhandel ist schwach. Die inflationsdämpfende Wirkung der schon erfolgten geldpolitischen Straffung im Euroraum dürfte in den nächsten Quartalen außerdem noch weiter zunehmen, allerdings machen sich bei den hohen aktuellen Inflationsraten verschiedene Effekte besonders bemerkbar, die zu ungewöhnlich hoher Vorhersageunsicherheit führen, einschließlich der Rückwirkung von Inflationserwartungen auf Lohnabschlüsse.“
KfW-Gründungsmonitor 2023(PDF, 473 KB, nicht barrierefrei)
„Im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und Corona-Blues sinkt die Gründungstätigkeit in Deutschland. Die Entwicklung des Arbeitsmarkts beeinflusst hierzulande traditionell stark die Gründungstätigkeit. Denn die Fokussierung auf die angestellte Beschäftigung in Deutschland ist groß. Es sieht so aus, als ob der Corona-Blues den Wunsch nach beruflicher Neuorientierung und damit zur Gründung bestärkt hat, ob das so bleibt, muss sich noch zeigen. Jedenfalls beginnt die Fokussierung auf eine angestellte Beschäftigung schon früh, etwa bei der Berufsberatung von Schülerinnen und Schülern. Hier braucht es dringend ein Umdenken – trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Fachkräftemangels.“
KfW-Gründungsmonitor 2023(PDF, 473 KB, nicht barrierefrei)
„Ich gehe davon aus, dass die bremsenden Impulse auf der Angebots- und Nachfrageseite des Kreditmarkts im ersten Halbjahr 2023 weiter anhalten. Das Darlehenswachstum mit Unternehmenskunden dürfte im Frühling zum Erliegen kommen. Es wäre damit aber immer noch ein vergleichsweise hohes Kreditvergabeniveau verbunden. Die Prognose unterliegt dem Risiko, dass die Verwerfungen in den Bankensektoren in den USA und in der Schweiz noch Nachwirkungen zeigen könnten. Die deutschen Banken sind solide kapitalisiert. Für den Fall, dass der gesamte Bankensektor in Folge von höherem Kapitalbedarf und verteuerter Refinanzierung betroffen wäre, könnte eine zusätzliche Straffung der Kreditstandards und -konditionen resultieren und den Kreditkanal zusätzlich verengen.“
KfW-Kreditmarktausblick März 2023(PDF, 300 KB, barrierefrei)
„Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt fällt wegen der Konjunkturflaute schwach aus. Viele Beschäftigte schränken aufgrund der schwindenden Kaufkraft und der unsicheren Zukunftsaussichten ihre Ausgaben ein und zehren von ihren finanziellen Rücklagen. Das drückt den privaten Konsum und den Wohnungsbau nach unten. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitsmarktlage verschlechtert. Die Zahl der Arbeitslosen war im Mai mit 2,5 Mio. um 284.000 höher als im Vorjahresmonat. Ihr Anstieg wurde durch ukrainische Geflüchtete verstärkt. Die Arbeitslosenquote lag im Mai bei 5,5 %, 0,6 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Eine durchgreifende Besserung ist für dieses Jahr kaum zu erwarten. Schwarzmalerei ist jedoch übertrieben. Der Arbeitsmarkt befindet sich immer noch in einer überwiegend stabilen Verfassung. Das zeigt sich an der wachsenden Beschäftigung. Mit 45,8 Mio. war die Zahl der Erwerbstätigen im April 421.000 höher als im Vorjahresmonat. Die Notwendigkeit zur Fachkräftesicherung bleibt trotz der Konjunkturschwäche eine große Herausforderung. Es fehlt immer mehr an inländischem Nachwuchs für ausscheidende Arbeitskräfte. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung kann derzeit nur dank der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte noch steigen. Es ist dringlich, alle Register zu ziehen und den Fachkräftemangel durch Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung, durch Mobilisierung von Erwerbsfähigen in Deutschland und gezielter Zuwanderung in den Arbeitsmarkt anzugehen.“
„Die Richtung stimmt, aber der Weg zum Ziel ist noch weit. Die empfindlichen Kaufkraftverluste der Verbraucher waren der maßgebliche Grund dafür, dass Deutschland im Winter in die Rezession gerutscht ist. Der deutliche Rückgang der deutschen Inflationsrate bringt nun immerhin etwas Erleichterung. Dabei reduziert die günstige Entwicklung auf den Energiemärkten indirekt auch den Preisdruck von Lebensmitteln und Waren. Indes dürften die lohnintensiveren Dienstleistungen dafür sorgen, dass die Kerninflation nur zögerlich absinkt. Gute Stimmungsindikatoren für diesen Wirtschaftszweig deuten auf eine günstige Nachfragesituation hin. Das macht es den Unternehmen leichter, Kostensteigerungen weiterzugeben. Weitere Zinsschritte der EZB sind deshalb trotz der rückläufigen Inflation absehbar.“
„Deutschland erlebt eine Konjunkturerholung mit angezogener Handbremse. Nachlassende Angebotsschocks und anziehendes Lohnwachstum stützen die Konjunktur, während die Geldpolitik angesichts des breiten Inflationsdrucks weiter bremst. Unterm Strich dürfte im Jahr 2023 praktisch eine Stagnation der Wirtschaftsleistung stehen, für 2024 erwarte ich ein Wachstum von rund 1 %. Die heute von Destatis vorgenommene Abwärtsrevision auf -0,3 % gegenüber der Schnellschätzung einer im Vorquartalsvergleich stagnierenden Wirtschaft zu Jahresbeginn entsprach unserer ursprünglichen Erwartung in der Februarprognose. Da sich auch der Ausblick und die fundamentalen Konjunkturtreiber seither kaum verändert haben, ist die Bestätigung unserer Vorprognose nur konsequent.“
„Deutschland ist zurzeit gegenläufigen Konjunktureinflüssen ausgesetzt. Der positive Effekt nachlassender Lieferkettenstörungen und wieder deutlich niedrigerer Großhandelspreise an den Energiemärkten fällt weniger ins Gewicht als die Belastung durch die verlorene Kaufkraft und den geldpolitische Restriktionskurs. Unter dem Strich trübt sich die Stimmung in den Unternehmen im Mai ein und beendet so die Serie von sechs Anstiegen des Geschäftsklimas in Folge. Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum im weiteren Jahresverlauf bleiben verhalten.“
Wagniskapital für Net Zero: Potenziale und Herausforderungen
„Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden – dieses Ziel erfordert enorme Innovationssprünge. In vielen Branchen werden aktuell unter Hochdruck neue Technologien entwickelt, um Klimaziele zu erreichen und innovative Lösungen für eine klimaneutrale Welt beizusteuern. Der deutsche VC-Markt hat diesen Trend in den letzten Jahren verstärkt aufgegriffen. Um die großen Wachstumsmöglichkeiten von Climate-Tech auch in Zukunft nutzen zu können, kommt es darauf an, ein bedarfsgerechtes Finanzierungsangebot für Start-ups hierzulande noch weiter zu stärken. Außerdem ist eine Klima- und Nachhaltigkeitspolitik zentral, die den Rahmen setzt, sodass die Unternehmen Planungssicherheit haben und die notwendigen Investitionen ein attraktives Risiko-Rendite Profil aufweisen können. Das ist der beste Anreiz damit Start-ups und Unternehmen in die Transformation investieren.“
Wagniskapital für Net Zero: Potenziale und Herausforderungen
„Das VC-Geschäftsklima hat sich im ersten Quartal 2023 etwas verbessert, allerdings auf historisch niedrigem Niveau. Die Insolvenz der Silicon Valley Bank hat sicherlich einen stärkeren Stimmungsaufschwung verhindert. In Deutschland betreibt die SVB vor allem ein Venture Debt-Geschäft, es ist hier jetzt also zunächst mit einem verringerten Angebot zu rechnen. Angesichts sinkender Venture Capital-Investitionen, die Venture Debt als Brückenfinanzierung wichtiger werden lassen, ein sehr unglücklicher Zeitpunkt. Die VC-Geschäftserwartungen haben sich aber deutlich aufgehellt, der Markt geht also anscheinend davon aus, dass wir das Schlimmste hinter uns haben. Ein gutes Signal für Start-ups, die frisches Kapital benötigen.“
German Venture Capital Barometer Q1 2023
„Die verschiedenen Krisen in enger Abfolge zeigen: Wir brauchen ein Gemeindefinanzsystem, das Tagesgeschäft, transformative Herausforderungen wie Klimaschutz oder Digitalisierung und die akute Krisenbewältigung gleichzeitig gewährleistet. Gerade finanzschwache Kommunen müssen in Krisen längerfristige Investitionen aufschieben, um die akute Finanznot zu lindern. Aber auch finanzstarke Kommunen geraten angesichts der Vielzahl an Herausforderungen an Grenzen. Mit Blick auf die großen Investitionsbedarfe der Kommunen gilt es dieses „Entweder-Oder“ zwischen Transformation und Krisenbewältigung zu vermeiden und kommunale Aufgaben und Einnahmen wieder stärker in Einklang zu bringen.“
KfW-Kommunalpanel 2023
„Genau wie das Wetter im April haben die Indikatoren des aktuellen KfW-ifo-Mittelstandsbarometers neben Sonnenschein auch einiges an Regen zu bieten. Die Stimmung verbessert sich alles in allem weiter und nährt die Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung im Verlauf von 2023. Vor allem die erneute Verschlechterung der Geschäftslageurteile wie auch das gerade bei den Großunternehmen weit unterdurchschnittliche Niveau des Lageindikators unterstreichen jedoch, dass einem durchgreifenden Aufschwung noch immer erhebliche Hindernisse im Weg stehen. Im Winterhalbjahr schrammte Deutschland haarscharf an einer technischen Rezession vorbei. Ob nun auch im Gesamtjahr 2023 zumindest eine Schrumpfung der Wirtschaft ausbleiben wird, muss sich indes noch weisen. Die Geldpolitik wird ihre volle Bremswirkung erst in diesem Jahr entfalten und die erlittenen Kaufkraftverluste der Privathaushalte hallen nach. Wir sind gut beraten, die Erwartungen weiter niedrig zu hängen.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer April 2023(PDF, 190 KB, barrierefrei)
„Die Entschärfung der Energiekrise in den letzten Monaten führt zu einer Aufhellung der Risikolage, die mit verbessertem Kreditzugang einher geht. Gleichzeitig bleibt die Kreditnachfrage weiter ohne klaren Trend auf niedrigem Niveau. Die Entspannung an den Energiemärkten und das Abklingen der Lieferengpässe reduzieren den krisenbedingten Liquiditätsbedarf. Damit schwächt sich der treibende Faktor für die starke Kreditvergabe ab. Zugleich stehen die nach wie vor schwachen Konjunkturaussichten und hohe Kreditkosten einem Anziehen der Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen entgegen. Die im letzten Jahr beobachteten zweitstelligen Zuwächse beim Kreditneugeschäft mit Unternehmen dürften sich nun rasch zurückbilden.“
KfW-ifo-Kredithürde Q1 2023(PDF, 107 KB, barrierefrei)
„Die heutigen Inflationsdaten werden mit Argusaugen betrachtet, denn der EZB-Rat hat für seine Sitzung am Donnerstag keine Forward-Guidance gegeben und aus dem Kreis der Ratsmitglieder waren zuletzt unterschiedliche Stimmen zu hören. Auf dem Tisch liegt eine weitere Erhöhung um 25 oder 50 Basispunkte. Trotz der recht hartnäckigen Kerninflation ist ein Wechsel zu kleineren Zinsschritten das wahrscheinlichste Ergebnis. Denn angesichts der rasch nachlassenden Absatzpreiserwartungen und der inzwischen weitgehend aufgelösten Materialengpässe ist ein sinkender Preisdruck von der Güterkomponente im Warenkorb absehbar. Bei den Dienstleistungen kommt es dagegen stärker auf die Lohnentwicklung an, die derzeit zwar anzieht, aber teilweise von sinkenden Profitmargen kompensiert werden könnte.“
„In dieser Woche stehen die Notenbanken im Fokus der Aufmerksamkeit. Dem Zinsentscheid der Fed am Mittwoch folgt am nächsten Tag der geldpolitische Zug der europäischen Zentralbank.
Die schnelle und deutliche Zinswende der Fed zeigt in den USA zunehmend Wirkung. Die Kreditvergabepolitik der US-Banken hat sich in den letzten Monaten deutlich verschärft und wirkt hierdurch inflationsdämpfend. Dies hat dazu beigetragen, dass die Teuerungsrate mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit Mai 2021 notiert. Für die Fed Sitzung in der kommenden Woche ist daher mit einer letzten Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte zu rechnen. Da insbesondere die Kerninflation aber noch immer auf einem zu hohen Niveau verweilt, wird die US-Notenbank den Leitzins für einige Monate auf dem restriktiven Level von 5,00 bis 5,25 % belassen.
Die EZB hat voraussichtlich einen noch etwas längeren Weg vor sich als die Fed, denn in den USA liegt die Kerninflationsrate immerhin schon etwas unter ihrem Hochpunkt im September. In Europa hat bisher vor allem der nachlassende Auftrieb bei den Energiepreisen die Inflation gebremst. Der datenorientiert agierende EZB Rat dürfte ein Ende des Zinsanhebungszyklus aber erst in Erwägung ziehen, wenn sich belastbar ein nachhaltiger Abwärtstrend bei der Kerninflation abzeichnet. Davon sind wir noch einiges entfernt. Deshalb erwarte ich, dass es mit den Leitzinsen weiter nach oben geht, aber in gedrosseltem Tempo. Dem Zinsschritt von 25 Basispunkten in dieser Woche dürfte im Juni ein weiterer folgen.“
„Deutschland schrammt haarscharf an einer technischen Rezession im Winterhalbjahr vorbei! Nach dem Rückgang im Schlussquartal 2022 stagniert das BIP zu Beginn des neuen Jahres. Die Erholung der Industriekonjunktur seit dem Jahreswechsel reichte offenbar aus, um die anhaltenden Belastungen für den Konsum auszugleichen. Ob nun auch im Gesamtjahr 2023 eine Schrumpfung der Wirtschaft ausbleiben wird, muss sich erst noch weisen. Auf alle Fälle sind wir gut beraten, die Erwartungen weiter niedrig zu hängen: Die Geldpolitik wird ihre volle Bremswirkung erst in diesem Jahr entfalten und die erlittenen Kaufkraftverluste der Privathaushalte hallen wohl noch geraume Zeit nach. Die Wirtschaft kann eine Schrumpfung vielleicht vermeiden, doch auch bei günstigerer Entwicklung kommt sie vermutlich nur wenig über Stagnation hinaus.“
„Der deutsche Arbeitsmarkt hat die Folgen der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs bisher mit erstaunlich wenigen Blessuren überstanden. Das liegt vor allem an der stärker spürbaren Knappheit von Fachkräften. Der qualifizierte Nachwuchs in Deutschland ist rein zahlenmäßig kleiner als die ausscheidenden Fachkräfte. Das gilt besonders für Ausbildungsberufe. Umso gravierender fällt es ins Gewicht, wenn viele Jugendliche nach der Schule ohne Ausbildung bleiben. 17 Prozent der 20- bis 34-Jährigen, das sind 2,5 Mio. junge Menschen, hatten im Jahr 2021 keinen Berufsabschluss. Das ist ein Höchststand und eine besorgniserregende Entwicklung. Es geht um die Zukunftsperspektiven dieser jungen Menschen, denn eine fehlende Ausbildung ist immer noch das Arbeitslosigkeitsrisiko Nummer eins. Alle Teile der Gesellschaft und Wirtschaft sind gefordert, um zu konkreten Lösungen beizutragen.“
„Mit den heute veröffentlichten Daten ist amtlich, wie gut der Euroraum bisher durch die akute Phase der Energiekrise gekommen ist. Während vor einem Jahr bei einem Gaslieferstopp gerade für Anfang 2023 eine erhebliche Rezession befürchtet wurde, steht jetzt ein kleines Wachstum von 0,1 %. Tatsächlich konnte die Eurowirtschaft im Winterquartal sogar schon von der Besserung der Angebotsschocks profitieren. Die globalen Materialengpässe haben sich weitgehend aufgelöst und die Energiepreise im Großhandel sind seit Ende 2022 deutlich zurückgegangen. Beides gab vor allem der Industrieproduktion einen Schub und auch bei der Bauproduktion gab es einen kurzfristigen Rebound. Fraglich bleibt die Entwicklung im Dienstleistungssektor. Hier müssen die Statistikämter bei ihren Erstmeldungen noch viel schätzen und es ist durchaus möglich, dass es daher noch zu Revisionen kommt. Seit der Pandemie hat die Revisionsanfälligkeit der ersten offiziellen Wachstumsschätzungen deutlich zugenommen.“
„Nach dem deutlichen Rückgang der deutschen Inflation im März zeigt sie sich nun recht stur. Der Anstieg der Verbraucherpreise schwächte sich nur geringfügig ab. Es ist noch einiges an Geduld gefragt, bis die Inflation auf die angestrebten 2 % zurückgeht. Denn die Entspannung bei den Energiepreisen ist nur die halbe Miete. In den Mittelpunkt des Inflationsgeschehens rücken mehr und mehr die im Warenkorb hoch gewichteten Dienstleistungen. Die Entwicklung der Erzeuger- und Importpreise, die frühe Phasen des Wirtschaftsprozesses erfassen, zeigt uns aber, dass die Richtung stimmt. Deshalb rechne ich damit, dass der Abwärtstrend bei der Gesamtinflation anhält, wenn auch zunächst in vermindertem Tempo. Wichtig ist, dass die EZB angesichts stärkeren Lohnwachstums und einiger positiver Überraschungen bei den Konjunkturdaten weiter Entschlossenheit signalisiert.“
„Die US-Wirtschaft ist schwächer als erwartet in das Jahr 2023 gestartet. Das BIP ist im ersten Quartal um lediglich 0,3 % im Vergleich zum Vorquartal gewachsen. Hauptstütze für die Konjunktur ist derweil weiterhin der private Konsum, welcher um 0,9 % zulegen konnte. Die deutlich gestiegenen Zinsen werden sich im Laufe des Jahres aber zunehmend auch in diesem Bereich bemerkbar machen. Daten aus dem März zeigen, dass steigende Kreditkosten dazu führen, dass sich die Haushalte beispielsweise bei der Anschaffung von Neuwagen mittlerweile zurückhalten. Noch deutlicher sind die Effekte der aggressiven Zinssteigerungen der Fed am Häusermarkt abzulesen und auch die Unternehmensinvestitionen werden durch die gestiegenen Finanzierungskosten zunehmend erschwert. Zwar wird der Zinsgipfel voraussichtlich bald erreicht sein, die hohe Inflation wird die Fed aber dazu zwingen, auf dem restriktiven Zinsniveau das Jahr über zu verweilen. Die Unruhe im Bankensektor wird das Kreditangebot voraussichtlich zusätzlich dämpfen und somit ist mit einer weiteren Abkühlung der US-Konjunktur zu rechnen.“
„Die Daten des KfW-Kommunalpanels zeigen: Gemeinden, Städte und Kreise müssen das bisherige Investitionsniveau deutlich steigern, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Auch die Anpassung an den Klimawandel wird weiter substanzielle Investitionen auf der kommunalen Ebene erfordern. Vielfältige Reformen sind nötig, um hier Fortschritte zu erzielen. Neben der Frage der Zuständigkeiten im föderalen Staat sind auch die personellen und finanziellen Möglichkeiten der Kommunen zur Bewerkstelligung der anstehenden Aufgaben zu klären: Der Personal- und Fachkräftemangel stellt sich zunehmend als zentraler Engpass für die Bewältigung der transformativen Aufgaben dar. Investitionen und die Expertise zu ihrer Begleitung ergänzen sich; die Expertise könnte auch zwischen Kommunen gepoolt werden, sodass die Kosten für die einzelne Kommune geringer sind, sie aber darauf zugreifen kann. All dies ist aber davon abhängig, mit welchen Finanzmitteln die Kommunen mit hinreichender Planungssicherheit für die Zukunft rechnen können.“
Kommunale Klimainvestitionen im Spannungsfeld zwischen steigenden Bedarfen und begrenzten Ressourcen(PDF, 252 KB, barrierefrei)
„Der Einstieg in das Frühlingsquartal ist konjunkturell gelungen: Nach den anfangs enormen Sorgen um die Energiesicherheit taut die Stimmung in den Unternehmen mit dem nunmehr gut überstandenen Winter immer weiter auf. Die deutsche Konjunktur hat sich vorerst gefangen, vor allzu großen Erwartungen sei aber gewarnt: Die Geldpolitik wird ihre volle Bremswirkung erst in diesem Jahr entfalten und die erlittenen Kaufkraftverluste der Privathaushalte hallen wohl noch geraume Zeit nach. Die Wirtschaft kann im Gesamtjahr 2023 eine Schrumpfung vielleicht vermeiden, doch auch bei günstigerer Entwicklung käme sie vermutlich nur wenig über Stagnation hinaus.“
„Das starke Engagement des Mittelstands zur Energieeinsparung hat sichtbaren Erfolg gezeigt. Noch immer hohe Energiekosten werden gegenwärtig von sehr viel mehr Unternehmen finanziell gut verkraftet, als es noch vor sechs Monaten der Fall war. Dazu kommt: Die Planungssicherheit ist zurück. Die turbulenten Entwicklungen an den Energiepreismärkten haben sich beruhigt und die Energiepreisbremsen sind aktiv. Unternehmerinnen und Unternehmer können wieder auf niedrigere und stabile Preise hoffen. Insgesamt sehen wir glücklicherweise nachlassende Krisensymptome.
Trotz aller Entspannungszeichen darf nicht vergessen werden, dass es gleichzeitig noch immer eine Reihe von Unternehmen gibt, deren Energiekostenbelastung sehr fordernd ist. Das trifft vor allem auf das mittelständische Baugewerbe und das Verarbeitende Gewerbe zu. Zwar gibt es Spielraum, Preiserhöhungen an die Kundinnen und Kunden weiterzureichen. Dieser ist aber auch begrenzt. Das gilt es im Auge zu behalten, um mögliche Schieflagen früh zu erkennen.“
Hohe Energiekosten im März 2023 für deutlich mehr Unternehmen im Mittelstand finanziell gut zu verkraften(PDF, 228 KB, barrierefrei)
„Die größten Konjunktursorgen haben sich zerstreut und im Mittelstand kehrt die Zuversicht vorsichtig zurück. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin ein steifer konjunktureller Gegenwind bläst. So dürfte vor allem die Geldpolitik ihre volle Bremswirkung erst in diesem Jahr entfalten und auch die Reallohnverluste hallen nach. Unter dem Strich erwarten wir trotzdem, dass nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung Ende vergangenen Jahres im Verlauf von 2023 eine zunächst wohl eher verhaltende konjunkturelle Erholung in Deutschland einsetzen wird.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer März 2023(PDF, 188 KB, barrierefrei)
„Die Filialnutzung geht zurück, die digitale Kommunikation zwischen Mittelstand und Bank nimmt zu. Trotzdem bleibt angesichts von insgesamt fast sechseinhalb Millionen Filialbesuchen der Stellenwert persönlicher Interaktion weiter hoch. Das liegt an den damit verbundenen Informationsvorteilen für beide Seiten, die vor allem bei komplexeren Investitionsfinanzierungen bzw. Bankdienstleistungen zum Tragen kommen. Gewachsene Beziehungen zwischen Unternehmen und Kreditinstitut helfen, grundsätzliche Informationsasymmetrien zu reduzieren. Auch so genannte „weiche Informationen“ wie Managementqualitäten, Verlässlichkeit oder Lebenssituation des Inhabers fließen besser. Sie finden sich nicht im Zahlenwerk eines Unternehmens, fließen aber in Risikobewertungen ein und können für die Kreditentscheidung eine wesentliche Rolle spielen. Entscheidend für die vielfach lokal verankerten kleinen und mittleren Unternehmen ist, dass ein funktionsfähiger Zugang zur Abwicklung von Bankdienstleistungen offenbleibt. Gerade kleinere Unternehmen sind auf Fachwissen und Erfahrungen ihrer Finanzierungspartner vor Ort angewiesen, vor allem bei beratungsintensiven Finanzierungsanlässen.“
Nutzung digitaler Angebote steigt – trotz guter Erreichbarkeit sucht nur noch jedes zweite Unternehmen Bankfilialen auf(PDF, 518 KB, barrierefrei)
„Kaum dass sie den Corona-Knick kurzzeitig wettgemacht hatte, ist die Gründungstätigkeit in Deutschland 2022 leider schon wieder rückläufig. Für die deutsche Volkswirtschaft sind das schlechte Nachrichten, denn Existenzgründungen sind zentrale Treiber des strukturellen und technologischen Wandels – und sie unterstützen so die Zukunftsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft. Gerade auch mit Blick auf die grüne und die digitale Transformation braucht Deutschland neue Unternehmen mit frischen und innovativen Ideen. Den Gründergeist wieder zu stärken bleibt somit eine elementare Herausforderung, für die alle politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure an einem Strang ziehen müssen.“
Gründungstätigkeit in Deutschland: Zahl der Existenzgründungen 2022 sinkt(PDF, 115 KB, barrierefrei)
„Die Frage der Unternehmensnachfolge bleibt weiter ein Top-Thema in den Chefetagen des deutschen Mittelstands. Dies gilt nach wie vor, trotz der Krisen der jüngsten Vergangenheit. Die ausgeprägte Nachfolgelücke wird dazu führen, dass das Unterfangen einer Nachfolge selbst bei aktivem Engagement oftmals scheitern wird. Ungewollte Stilllegungen von Unternehmen werden uns häufiger begegnen. In naher Zukunft wird es voraussichtlich jeden vierten Nachfolgewunsch treffen. Frühzeitiges Abwägen aller Alternativen, und das parallele Mitdenken verschiedener Wege, wird immer mehr zum Erfolgsfaktor werden.“
Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2022: Knappheit an Nachfolgekandidaten nimmt zu, Misserfolge dürften häufiger werden(PDF, 329 KB, barrierefrei)
„Die Erholungsrally des ifo Geschäftsklimas geht im März weiter. Offenbar haben die Turbulenzen im amerikanischen Bankensektor die deutschen Unternehmen bisher kalt gelassen. Die Erleichterung über den gut überstandenen Winter und den deutlichen Rückgang der Energiepreise überwiegt gerade.“
„Die US-Notenbank befindet sich derzeit in einer verzwickten Situation. Einerseits verweilt die Kerninflation noch immer auf einem zu hohen Niveau, eine weitere deutliche Anhebung des Leitzinses ist aus dieser Perspektive angebracht. Andererseits wurde der Leitzins innerhalb eines Jahres schon um deutliche 4,5 Prozentpunkte angehoben und durch die damit einhergegangenen Kursverluste bei US-Staatsanleihen sind bereits 3 Banken in den USA in Schieflage geraten. Die Fed begeht bei ihrem Zinsentscheid den schmalen Grat den Kampf gegen steigende Preise fortzusetzen und gleichzeitig finanzielle Stabilität auch im Bankensektor beizubehalten.
Ich rechne damit, dass die Fed dem Beispiel der EZB folgen wird und der Inflationsbekämpfung mit einem weiteren Zinsschritt in Höhe von 25 Basispunkte oberste Priorität zuschreiben wird. Besonderes Augenmerk gilt deshalb bei der Pressekonferenz der Fed, möglichen Aussagen von Notenbankchef Powell aufgrund der aktuellen Ereignisse zu möglichen weiteren Stützungsmaßnamen für den Bankensektor oder Aussagen über die weitere Dauer oder Höhe des weiteren Zinssteigerungszyklus.“
„Der stockende Ausbau erneuerbarer Energien muss endlich in Schwung kommen - denn in den nächsten 8 Jahren müssen jährlich etwa viermal so viel Kapazitäten installiert werden wie in den letzten 8 Jahren, um die Ausbauziele zu erreichen. Die Bevölkerung ist für die entsprechende Beschleunigung bereit.: 92 % der Menschen in Deutschland halten einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien für wichtig. Daher gilt es nun, die gesetzlich festgelegte Vorrangstellung der Erneuerbaren und die angestrebte Vereinfachung von Planungs- und Genehmigungsverfahren beherzt umzusetzen.“
Breite Zustimmung zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland(PDF, 165 KB, barrierefrei)
„Wir wissen aus vielen unserer Analysen: Egal ob Männer oder Frauen, ob Jüngere oder Ältere, bei allen würde weniger Bürokratie die Gründungsbereitschaft erhöhen. Auf eine einfache Formel gebracht, wünschen sich Menschen auf dem Weg zur Selbstständigkeit schnellere, einfachere und digitale Prozesse im Kontakt mit öffentlichen Institutionen. Insbesondere die Verringerung von Komplexität durch einfache und eindeutige Kriterien sowie eine institutionenübergreifende Harmonisierung sind vielversprechende Ansätze. Das würde auch Druck von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der öffentlichen Institutionen nehmen, die weniger Aufwand mit Klärung und Erklärung der Rechtslage und ihrer Entscheidungen hätten und sich damit stärker auf die Bearbeitung der Anliegen der Antragstellenden konzentrieren könnten.“
Dreiklang des Bürokratieabbaus: einfacher, schneller, digitaler(PDF, 238 KB, barrierefrei)
„Für die kommende Sitzung des EZB-Rates erwarte ich, dass die EZB ihren Ankündigungen Taten folgen lässt und die Zinsen erneut um 50 Basispunkte anhebt. Die weiterhin hohen Teuerungsraten in Deutschland und dem Euroraum im Februar haben nochmals verdeutlicht, dass es für Entwarnung bei der Inflation noch zu früh ist und die EZB bei den Zinsanhebungen vorerst Kurs halten wird. Nur so – und auch mit dem Risiko aus konjunktureller Sicht über das Ziel hinauszuschießen – lässt sich die Inflation nachhaltig in die Nähe des 2 %-Ziels bringen. In der Spitze dürfte der Einlagensatz dann bei bis zu 3,5 % liegen. Neben den Zinsschritten rutscht auch die Verkürzung der Bilanzsumme des Eurosystems mit dieser Sitzung in den Fokus. Auf dem Höhepunkt im vergangenen Sommer lag diese bei 8,8 Bio. EUR. Zwischen Ende März und Ende Juni 2023 sollen monatlich 15 Mrd. EUR freiwerdende Tilgungsbeiträge aus dem Wertpapierkaufprogramm APP abgebaut werden. Von der zweiten Jahreshälfte an dürfte dieses Volumen erhöht werden, bis zu 30 Mrd. EUR wären denkbar. Den größten Beitrag zur Bilanzreduktion tragen allerdings kurzfristig die Rückzahlungen der gezielt-längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) durch die Banken bei. Auf diese Weise würde die EZB-Bilanzsumme bis Ende 2024 auf zwischen 6 und 6,5 Bio. EUR sinken. Die EZB sieht sich äußerst schwierigen Zielkonflikten gegenüber, einerseits die Straffung schnell und deutlich genug zu vollziehen, um die Inflation nachhaltig zum 2-Prozentziel zurückzubringen und andererseits Turbulenzen an den Anleihemärkten und in der Wirtschaft zu vermeiden. Die genau angemessene Dosierung zu treffen, ist eher eine Kunst als eine Wissenschaft.“
„Mit unserem neuen KfW Research Dashboard für den VC-Markt wollen wir jedes Quartal einen schnellen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen bei der Venture Capital-Finanzierung in Deutschland bieten. Gerade in den aktuell sehr ereignisreichen Zeiten ist eine zeitnahe Analyse und Bewertung der Marktgeschehnisse zentral. In unserer ersten Ausgabe zum Q4 2022 zeigt sich, dass das vergangene Jahr mit einem weiteren Dämpfer für die Investitionstätigkeit geendet ist. Nach wie vor ist die Wachstumsfinanzierung der Marktbereich, der am deutlichsten vom derzeitigen Abschwung betroffen ist. Die Daten offenbaren außerdem eine große Zurückhaltung von US-Investoren in Deutschland in der aktuellen Lage. Zwar sehen wir mittelfristig gute Aussichten für die Investitionstätigkeit hierzulande. Die derzeitigen Markttrends machen aber auch deutlich, dass wir die Wachstumsfinanzierung stärken müssen und perspektivisch gerade in diesem Bereich unsere Abhängigkeit von Investoren jenseits des Atlantiks verringern sollten.“
Venture Capital-Markt in Deutschland Dashboard Q4 2022(PDF, 429 KB, barrierefrei)
„Die Fastenzeit hat nun begonnen, doch die kommenden Monate werden kaum so mager ausfallen, wie es die Unternehmen lange befürchtet hatten. Im vergangenen Herbst war die Angst vor einem konjunkturellen Komplettabsturz angesichts der sich anbahnenden Energiekrise riesig. Inzwischen ist die Gefahr einer Gasmangellage zumindest für die aktuelle Heizperiode gebannt und die Energiepreisbremsen sorgen bei den privaten Haushalten für finanzielle Entlastung. Dessen ungeachtet weht jedoch weiter ein strammer konjunktureller Gegenwind, denn die flaue Weltkonjunktur trübt den Exportausblick, die Geldpolitik dürfte erst in diesem Jahr ihre volle Bremswirkung entfalten und die Reallohnverluste hallen nach. Unter dem Strich erwarte ich für Deutschland eine moderate technische Rezession im laufenden Winterhalbjahr sowie eine leichte Schrumpfung der Wirtschaftsleistung von 0,3 % im Jahr 2023 insgesamt. Bedenkt man, dass 2023 zwei Arbeitstage weniger zur Verfügung stehen als 2022 und allein diese Fluktuation der Arbeitstagezahl 0,2 Prozentpunkte Wachstum kostet, entspricht unsere Konjunkturprognose materiell einer Stagnation im laufenden Jahr.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Februar 2023(PDF, 128 KB, barrierefrei)
„Deutschland steht vor der Bewältigung großer Transformationsaufgaben, von deren Gelingen künftige Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand abhängen. Der Digitalisierung der Wirtschaft kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Wie der neue KfW-Digitalisierungsbericht zeigt, gibt es hier Anlass zu Optimismus: Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub im Mittelstand hält an, die Gesamtausgaben für digitale Projekte legen zu, sie fließen in längerfristig angelegte Vorhaben und die Unternehmen gehen das Thema verstärkt strategisch an. Einige Wermutstropfen bleiben jedoch, allen voran die Tatsache, dass sich die Basis der mittelständischen Unternehmen, die digitalisiert, kaum verbreitert und mehr denn je eine Spaltung in digitale Vorreiter und abgehängte kleine Mittelständler droht. Zudem wird immer offensichtlicher, dass die digitale Transformation auch wegen Stellenbesetzungsproblemen kein Selbstläufer ist. Die fehlende Verfügbarkeit von Mitarbeitenden mit Digitalkompetenzen wird mehr und mehr zum Digitalisierungshemmnis. Unternehmen gehen unterschiedlich erfolgreich damit um.“
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2022(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Die heute veröffentlichte Teuerungsrate im Euroraum macht deutlich, warum die EZB an ihrer restriktiven Geldpolitik vorerst festhalten und noch mit weiteren Zinserhöhungen nachlegen wird. Zwar liegt das Schlimmste bei der Teuerung wohl hinter uns, nachdem das warme Winterwetter mit einer Beruhigung bei den Energiepreisen einhergegangen ist. Gleichwohl verharrt die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) bei weiterhin deutlich über 5 %. Dies ähnelt dem beunruhigenden Bild aus den USA. Bei Waren- und Dienstleistungspreisen gibt es weiter Druck nach oben und von Entwarnung zu sprechen wäre hier fehl am Platz. Das bedeutet: Auch über die Sitzung am 16. März hinaus, wo eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte als ausgemacht gilt, sind weitere Zinsschritte möglich und nötig. Erschwert wird die Debatte über das richtige geldpolitische Tempo von der Konjunktur: Hier zeigen sich die Auswirkungen der restriktiveren Geldpolitik mittlerweile deutlich: Je stärker das Kreditwachstum zurückgeht, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Haushalte sich auch bei ihren Einkäufen zurückhalten werden.“
„Die deutsche Wirtschaft kann sich im anhaltenden Krisenumfeld besser behaupten als noch vor wenigen Monaten befürchtet, ein steiler Konjunkturabsturz bleibt wohl aus. Der weiterhin robuste Arbeitsmarkt hat daran einen maßgeblichen Anteil. Denn viele Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften, um die Rekordzahl an offenen Stellen zu besetzen. In der Summe wird das die Kaufkraft weitgehend stützen, obgleich die hohe Inflation noch viele Haushalte belasten wird. Auch für den nächsten Winter gilt es, einer Gasmangellage vorzubeugen, die zu Rationierungen führen würde. Deshalb ist unter anderem in den nächsten Monaten weiter ein sparsamer und effizienter Verbrauch erforderlich. Wie stark dann der Aufschwung nach der Energiekrise ausfällt, hängt auch davon ab, wie gut es gelingt, den Fachkräftemangel einzudämmen. Erforderlich sind eine Steigerung der Erwerbsbeteiligung, Zuwanderung und die weitere Senkung der Arbeitslosigkeit. Dies erfordert verbesserte Anreize zur Arbeitsaufnahme und die Beseitigung von Hemmnissen, die faktisch vor allem Frauen von einer Erwerbstätigkeit abhalten sowie verstärkte Bemühungen um Qualifikation und Integration von Arbeitslosen und Zuwandernden. Genauso bedeutsam ist die Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Investitionen und Innovationen. Denn je geringer die Arbeitsproduktivität, umso höher der Arbeitskräftebedarf. Die Arbeitsproduktivität je geleisteter Erwerbstätigenstunde wuchs im Jahr 2022 um magere 0,3 %. Das ist bei weitem zu wenig, um den Fachkräftemangel wirksam zu verringern.“
„Beim Verbraucherpreisindex (VPI) kam es Anfang des Jahres zu einem Kuriosum. Einerseits hat die Preisbremse für Erdgas den Dezemberwert künstlich nach unten gedrückt. Andererseits führte die turnusmäßige Anpassung des VPI-Basisjahres auf das Jahr 2020 und Änderungen an den Indexgewichten dazu, dass aus der Rekordinflation von 10,4 % im Oktober statistisch „nur“ noch eine Teuerungsrate von 8,8 % wurde. Aus dem seit dem Hochpunkt im Oktober beobachteten deutlichen Rückgang wird somit statistisch nur noch ein Mini-Rückgang um 0,1 PP. Dennoch machen die heute veröffentlichten Inflationszahlen eins deutlich: Den Hochpunkt der Teuerung dürften wir im vergangenen Herbst hinter uns gelassen haben. Die Dynamik der Energiepreisinflation war zuletzt deutlich rückläufig und auch bei den Nahrungsmitteln zeichnet sich eine gewisse Plateaubildung sowie schwächeres Momentum ab. Die Preise für Waren und Dienstleistungen haben hingegen noch Luft nach oben, denn bei ihnen schlagen höhere Energiekosten, die Unternehmen auf Verbraucher überwälzen, noch weiter durch. Es dürfte noch eine Weile dauern bis sie nachgeben. Deshalb bleibt das Gebot der Stunde für die EZB Kurs zu halten trotz konjunktureller Eintrübung.“
„Zum Weltfrauentags können wir eine ermutigende Botschaft verkünden: Im Mittelstand erreicht der Anteil der Chefinnen in Deutschland einen neuen Höchststand, jedes fünfte mittelständische Unternehmen wird von einer Frau geführt. Ihre Zahl steigt um durchaus stolze 150.000 auf eine dreiviertel Million. Ein zentraler Impuls hierfür ist die wieder gestiegene Gründungsneigung von Frauen.“
Chefinnen im Mittelstand: Anteil von Frauen in Führung auf Höchststand zurück(PDF, 103 KB, barrierefrei)
„Die deutsche Wirtschaft kann sich im anhaltenden Krisenumfeld besser behaupten als noch vor wenigen Monaten befürchtet, ein steiler Konjunkturabsturz bleibt wohl aus. Gegenüber unserer Herbstprognose revidieren wir unsere Konjunkturprognose um spürbare 0,7 Prozentpunkte nach oben. Berücksichtigt man, dass 2023 zwei Arbeitstage weniger zur Verfügung stehen als 2022 und allein diese Fluktuation der Arbeitstagezahl 0,2 Prozentpunkte Wachstum kostet, entspricht unsere neue Prognose materiell einer Stagnation im laufenden Jahr.
Der Russland-Ukraine-Krieg sorgt weiterhin für eine erhöhte Prognoseunsicherheit, abhängig unter anderem von der Dauer und der Intensität des Kriegs. Wir legen in unserer Winterprognose die Annahme eines sich lange hinziehenden, auf das Gebiet der Ukraine beschränkt bleibenden Abnutzungskriegs zugrunde – also im Kern eine Fortschreibung des Status quo. Allerdings sind auch andere Szenarien denkbar, die zu abrupten und deutlichen Prognoserevisionen führen können – und zwar in beide Richtungen.“
KfW-Konjunkturkompass Februar 2023(PDF, 211 KB, barrierefrei)
„Vor allem kleine und mittlere Unternehmen müssen für die Bedrohungen durch Internetkriminalität sensibilisiert und dabei unterstützt werden, Knowhow zur IT-Sicherheit aufzubauen. Eine Bündelung bestehender Informationsplattformen kann ein Weg sein, um die Transparenz hinsichtlich der von Cyberkriminalität ausgehenden Bedrohungslage zu erhöhen. Darüber hinaus lassen sich viele IT-Sicherheitsvorfälle durch entsprechende Schulungen, Trainings und regelmäßige Auffrischungskurse vermeiden. Verbesserte Kenntnisse im Bereich IT-Sicherheit in den Unternehmen ermöglichen einen höheren Schutz vor Cyberkriminalität. Gleichzeitig können sie zu einer Stärkung der Digitalisierungsaktivitäten im Mittelstand beitragen. Denn die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit sind immer noch das am häufigsten genannte Digitalisierungshemmnis im Mittelstand.“
Cyberkriminalität bedroht vor allem die Vorreiter der Digitalisierung(PDF, 261 KB, barrierefrei)
„Heute beginnt zwar die Fastenzeit, aber laut dem ifo Geschäftsklima könnte das Jahr für die deutsche Wirtschaft weit weniger mager ausfallen als lange befürchtet. Der Geschäftsklimaindex steigt zum fünften Mal in Folge, wofür erneut eine Aufhellung der Erwartungskomponente verantwortlich ist. Trotzdem weht weiterhin ein strammer konjunktureller Gegenwind, denn die Bremswirkung der Geldpolitik dürfte in diesem Jahr erst ihre volle Wirkung entfalten und die Reallohnverluste hallen nach. Gemessen an den Befürchtungen vom letzten Jahr wäre aber auch eine Stagnation 2023 durchaus schon ein Erfolg.“
„Die Befürchtungen eines steilen Konjunkturabsturzes verflüchtigen sich mehr und mehr – das ist für mich ist die wichtigste Botschaft des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Januar. Die Gefahr einer Gasmangellage ist zumindest für diesen Winter gebannt und die Energiepreisbremsen dämpfen angesichts stark gestiegener Lebenshaltungskosten den für 2023 zu erwartenden Rückgang beim privaten Konsum. Demgegenüber trübt die flaue Weltkonjunktur den Exportausblick und der Ukraine-Konflikt birgt weiterhin enorme Unwägbarkeiten, was die Investitionsentscheidungen der Unternehmen erschwert. Zudem ist die Versorgungslage mit Erdgas im kommenden Winter aus heutiger Sicht noch schwer abschätzbar. Eine leichte Schrumpfung der Wirtschaftsleistung ist alles in allem noch immer wahrscheinlich. Die Prognoserisiken nach beiden Seiten sind allerdings erheblich und schließen inzwischen auch die Chance ein, dass die lange als praktisch sicher geltende Rezession im Gesamtjahr 2023 ganz ausfällt.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Januar 2023(PDF, 145 KB, barrierefrei)
„Die Ergebnisse unserer Befragung unterstreichen die Bedeutung von staatlichen Entlastungsmaßnahmen. Die Unterstützung muss insbesondere niedrige Einkommensgruppen erreichen. Denn diese werden durch hohe Energiepreise besonders belastet, da sie typischerweise einen größeren Anteil ihres Einkommens für Energie aufwenden müssen. Doch ein nachhaltiges Gesamtpaket muss über die Entlastungen auf der Kostenseite hinausgehen, und muss auch Anreize auf der Investitionsseite setzen – geht es doch darum, den Verbrauch fossiler Energieträger langfristig zu senken. Es gilt folglich, einerseits stärker regenerative Wärme- und Energiequellen zu erschließen. Andererseits müssen die Sanierungsquote erhöht und der Verbrauch von Wärme durch eine bessere Dämmung des Gebäudebestands reduziert werden. Dazu kommt der technologischen Weiterentwicklung eine große Rolle zu, weil sie energieeffiziente Lösungen günstiger machen kann. Diese Maßnahmen können den Kostendruck der Haushalte in zukünftigen Wintern senken und gleichzeitig den notwendigen Beitrag des Gebäudesektors zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten.“
„Der heute veröffentlichte Anstieg ist das fehlende Puzzlestück, das zu einer konsistenten Bewertung der geldpolitischen Entscheidungen der EZB aus der vergangenen Woche noch gefehlt hat. Ein entschiedenes und robustes Handeln der EZB ist auch in den kommenden Monaten erforderlich. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Inflation mittelfristig auf 2 % zurückgeht und die Erwartungen verankert bleiben. Obwohl der Hochpunkt überschritten sein dürfte, ist es für Entwarnung verfrüht: Die Inflation ist in der Breite der Wirtschaft angekommen. Während der Druck aus den Energiepreisen perspektivisch zurückgehen wird, gewinnen Dienstleistungs- und Industriegüterpreise in diesem Jahr an Bedeutung. Dies spiegelt sich in der Kerninflation wider. Diese ist derzeit ein adäquateres Maß, um dem fundamentalen Preisdruck auf den Grund zu gehen, da die staatlichen Entlastungsmaßnahmen eine Interpretation der Gesamtrate erschweren.“
„Die EZB hat auf ihrer heutigen Sitzung am im letzten Sommer begonnenen Kurs festgehalten und die Leitzinsen um weitere 50 Basispunkte erhöht. Zwar geht aus den monetären Indikatoren für Dezember hervor, dass die Auswirkungen der steigenden Zinssätze allmählich spürbar werden. Haushalte und Unternehmen haben ihr Geld vor allem in längerfristige Einlagen umgeschichtet. Bei nur sehr gedämpften konjunkturellen Aussichten wächst auch die Vorsicht seitens der Banken bei der Kreditvergabe; eine Verlangsamung des Kreditwachstums ist zu erwarten. Gleichzeitig ist die Interpretation der Inflationsraten schwierig, weil viele Sondereffekte wirken, insbesondere auch staatliche Preisbremsen, und noch unklar ist, wie diese verbucht werden. Die Gründe für den Preisdruck verschieben sich weg von den Energiepreisen und umso wichtiger ist es, dass die EZB die Entwicklung der Kernrate der Inflation fest im Blick hat. Diese hat bisher kaum Anzeichen einer Verlangsamung gezeigt. Im Gegenteil: Die Stärke des Arbeitsmarktes deutet darauf hin, dass das Lohnwachstum und die Dienstleistungsinflation anhaltender sein werden und weitere Zinsschritte bei den kommenden EZB-Ratssitzungen erforderlich sind.“
„In den USA ist die Teuerungsrate im Dezember den sechsten Monat in Folge gesunken. Zwar ist dies eine erfreuliche Entwicklung, die Kerninflationsrate notiert mit 5,7 % aber noch immer deutlich zu hoch und so wurde der Leitzins in der Februarsitzung um 25 Basispunkte auf die neue Spanne von 4,5 bis 4,75 % angehoben. Die erneute Verringerung des Zinsschrittes im Vergleich zur Dezembersitzung deutet darauf hin, dass die Fed langsam das Ende des Zinszyklus einleitet. Für die nächsten Sitzungen in diesem Jahr wird die Fed aber sehr genau auf den noch immer äußerst engen Arbeitsmarkt und den damit einhergehenden Lohndruck schauen. Ein oder zwei weitere Zinsschritte scheinen daher durchaus möglich.“
„Das Jahr 2023 lässt weitere Zinsanstiege und ein schwierigeres makroökonomisches Umfeld erwarten. Beides dürfte dazu beitragen, dass die Situation am Kreditmarkt für die Unternehmen aller Größenklassen ungemütlich bleibt und sich möglicherweise noch verschärft. Der Anteil der Unternehmen, die überhaupt mit Banken Kreditverhandlungen führten, ist im vierten Quartal noch weiter gesunken und liegt weiter unter dem längerfristigen Durchschnitt. Mit der Eintrübung der konjunkturellen Lage dürfte in den kommenden Quartalen der Anteil der Unternehmen in Kreditverhandlungen wieder stärker im Einklang mit der Entwicklung der Kreditnachfrage stehen. Dies liegt vor allem auch daran, dass die Investitionsaktivität im Jahr 2023 schwächer ausfallen dürfte.“
KfW-ifo-Kredithürde Q4 2022(PDF, 188 KB, barrierefrei)
„Die Inflationszahlen zu Jahresbeginn zeigen es einmal mehr: Die Zielmarke von 2 % liegt für die EZB noch in weiter Ferne. Bei dieser Größenordnung ist am Ende unerheblich, dass Anpassungen des Wägungsschemas und Änderungen bei den staatlichen Energiemarktinterventionen die Preismessung im Januar stark beeinflusst haben. Denn entscheidend für die Ausrichtung der Geldpolitik ist vielmehr, wie sich der Inflationsdruck in der Breite der Wirtschaft entwickelt. Die Kerninflationsrate wird wohl in 2023 hartnäckig hoch bleiben. Das bewirken verbesserte Konjunkturaussichten, der enge Arbeitsmarkt, hohe Lohnforderungen und ein hoher Anteil europäischer Unternehmen, die mit weiter steigenden Verkaufspreisen rechnen. Auch wenn das Tempo des Verbraucherpreisanstiegs in den nächsten Monaten aufgrund sinkender Beiträge der Energiepreisinflation deutlich nachlässt, sind weitere Zinsschritte der EZB wegen der beharrlich hohen Kerninflation unerlässlich.“
„Die grundsätzliche Struktur des Mittelstands in den einzelnen Bundesländern ist weitgehend ähnlich: Es dominieren Kleinstunternehmen und Dienstleister. Allerdings hat der Mittelstand viele unterschiedliche regionale Gesichter. Das führt auch dazu, dass Unternehmen je nach Standort in höchst unterschiedlichem Ausmaß von der Energiekrise betroffen sein können. Grund dafür sind landesspezifische Besonderheiten und Schwerpunkte hinsichtlich Branche, Internationalisierungsgrad, Betriebsalter oder Investitionstätigkeit, die alle einen Einfluss auf die Betroffenheit der aktuellen Energiekrise haben.“
Energiekrise trifft Unternehmen in den Bundesländern unterschiedlich stark(PDF, 128 KB, barrierefrei)
„In den USA ist die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2022 um 0,7 % im Vergleich zum Vorquartal gewachsen. Schwache Investitionen im Immobiliensektor wurden durch einen stabilen privaten Konsum und eine solide Investitionsgüternachfrage ausgeglichen. Für das Gesamtjahr ergibt sich daraus ein BIP-Wachstum von 2,0 %. Es verdichten sich jedoch derzeit die Anzeichen, dass der Zuwachs 2023 geringer ausfallen wird. Hauptgrund hierfür ist die US-Notenbank, die im vergangenen Jahr zur Inflationsbekämpfung den Leitzins um deutliche 4,25 Prozentpunkte angehoben hat. Dies verteuert die Finanzierungskosten für die Unternehmen und die Kreditkosten für die Konsumenten, was insbesondere am Häusermarkt bereits deutliche Spuren hinterlassen hat. Der US-Arbeitsmarkt ist bisher zwar noch sehr stabil, die Stimmung bei den US-Unternehmen hat sich zuletzt jedoch bereits merklich eingetrübt. Eine Rezession in diesem Jahr scheint möglich, auch wenn es voraussichtlich wohl eine der milderen Sorte sein wird.“
„Die Unternehmen starten besser gestimmt in das neue Jahr, die Befürchtungen eines steilen Konjunkturabsturzes verflüchtigen sich mehr und mehr. Im Gesamtjahr 2022 wuchs das BIP um fast 2 % und zeigte sich auch im Schlussquartal praktisch stabil. Dass sich die deutsche Wirtschaft trotz Polykrise bislang so gut behaupten konnte, macht Mut. Auch ist die Gefahr einer Gasmangellage für diesen Winter inzwischen gebannt und die Energiepreisbremsen dämpfen den angesichts stark gestiegener Lebenshaltungskosten zu erwartenden Rückgang beim privaten Konsum. Die flaue Weltkonjunktur trübt allerdings den Exportausblick und der anhaltende Ukraine-Krieg sorgt weiterhin für enorme Unwägbarkeiten, was Investitionsentscheidungen erschwert. Alles in allem: Die Risiken bleiben hoch, die Belastungen sind weiterhin erheblich, aber unter dem Strich lassen sie nach.“
„Über 70 Jahre lang ist der Wohlstand in Deutschland gewachsen, lediglich von kurzen Phasen der Rezession unterbrochen. Diese Zeiten sind vorbei. Das Fundament für weiteres Wohlstandswachstum bröckelt, dabei ist der Fachkräftemangel ein besonderer Grund zur Sorge.
Das Fehlen von Fachkräften behindert bereits die Geschäftstätigkeit von jedem zweiten Unternehmen. Das liegt maßgeblich mit am schwachen Produktivitätswachstum: Die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem erhöhte sich seit dem Jahr 2012 um magere 0,3 % pro Jahr. Bleibt das Produktivitätswachstum derart schwach und verstärkt sich der Rückgang des inländischen Fachkräfteangebots ungebremst, bedeutet dies eine Zeitenwende: Deutschland träte schon in wenigen Jahren in eine Ära anhaltend stagnierenden, womöglich schleichend schrumpfenden Wohlstands ein.
Die Erwerbsquote von Frauen müsste erheblich schneller zulegen. Ein Großteil auch hochqualifizierter Frauen arbeitet in Deutschland aufgrund von Fehlanreizen oder familiären Verpflichtungen oft in Teilzeit oder auf Arbeitsplätzen, deren Anforderungen unterhalb ihrer Fähigkeiten liegen. Viele verzichten deshalb auch komplett auf eine Erwerbstätigkeit.
Eine Reform des Ehegattensplittings, die eine Arbeitsaufnahme für beide Ehepartner finanziell attraktiv macht, würde die Fehlanreize verringern. Auch eine weitere Ausweitung bezahlbarer Kinderbetreuungsoptionen außerhalb und innerhalb des Haushalts verbessert die Berufschancen für junge Eltern. Darüber hinaus muss qualifizierte Einwanderung und die Integration von zugewanderten Fachkräften stärker gefördert werden. Ausländische Arbeitskräfte leisten derzeit den größten Beitrag zum Beschäftigungsaufbau in Deutschland.“
Zeitenwende durch Fachkräftemangel: Die Ära gesicherten Wachstums ist vorbei(PDF, 456 KB, barrierefrei)
„Multiple Schocks haben in diesem Jahr das Rekordwachstum neuer Kredite an Unternehmen und Selbstständige getrieben. Im dritten Quartal dürfte das Kreditneugeschäft jedoch seinen Hochpunkt erreicht haben. Für das Schlussquartal 2022 und das Auftaktquartal 2023 rechne ich mit immer noch starken aber sich langsam abkühlenden Wachstumsraten. Vor allem die konjunkturell gehemmte Investitionstätigkeit und die gestiegenen Finanzierungskosten dürften die Kreditnachfrage dämpfen. Die erwartbar straffere Kreditvergabepolitik wird das Neugeschäftswachstums zudem auch angebotsseitig bremsen. Ein gewichtiges Risiko für diese Prognose ist die Corona-Entwicklung in China, die zu einer erneuten Verschärfung der Lieferkettenprobleme führen kann.“
KfW-Kreditmarktausblick Dezember 2022(PDF, 205 KB, barrierefrei)
"Rund 2 % Wachstum trotz einer ernsthaften Energiekrise und rekordhoher Inflation – das ist ein respektables Ergebnis, das die Stabilisierungspolitik der Bundesregierung und die Anpassungsfähigkeit vieler Unternehmen ermöglicht haben. Unterm Strich waren die gesamtwirtschaftlichen Verluste aber dennoch beträchtlich: Denn vor dem russischen Überall auf die Ukraine wurde noch ein in etwa doppelt so hohes Wachstum erwartet, was einen Unterschied von etwa 70 Mrd. EUR ausmacht. Vor allem aber überzeichnet die Entwicklung des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts die reale Einkommensentwicklung der Bevölkerung derzeit erheblich. Da die aktuelle Inflation die besonders stark gestiegenen Importpreisen widerspiegelt, fällt die Verbraucherpreisinflation wesentlich stärker aus als die Preissteigerung bei den für das BIP relevanten Gütern und Dienstleistungen."
„Der Jahreswechsel ein guter Moment für Rück- und Ausblick, auch auf die Inflation: Während 2021 die rasch ansteigende Inflation stärker als erwartet ausfiel, war mit dem Kriegsausbruch Anfang 2022 klar, dass die Preise vorerst weiter steigen würden. Trotz der anhaltend hohen Unsicherheit stehen die Chancen aber gut, dass die Inflation 2023 niedriger als im Vorjahr ausfallen wird. Eine straffere Geldpolitik, eine schwächere Konjunktur und eine relative Beruhigung an den Energiemärkten dürften dazu beitragen. Bereits im Dezember dürfte die HVPI-Inflation im Euroraum deutlich unter ihrem Vormonatswert gelegen haben, was allerdings wohl vor allem auf den Erlass der Gas-Abschlagszahlung in Deutschland zurückgeht. Vor allem in den Kernkomponenten, also Dienstleistungen und Waren ohne Energie, dürfte die Inflation hingegen weiter zugenommen haben. Hier wirken noch immer Nachholeffekte der Pandemie und indirekte Effekte der höheren Energie- und Nahrungsmittelpreise. Die für die kommenden Monate erwarteten, weiteren Zinserhöhungen der EZB erscheinen daher angemessen.“
„Die erste Stufe der Gaspreisbremse macht es möglich: Zum Jahresende fällt die Inflationsrate aufgrund der Dämpfung des Energiekostenanstiegs in den einstelligen Bereich. Das ist für viele Haushalte eine willkommene finanzielle Entlastung und dürfte die Konjunktur stützen. Auch in den kommenden Monaten verstärken die staatlichen Maßnahmen den für 2023 erwarteten Rückgang der Teuerungsrate. Die Preisbremsen begrenzen dabei die Weitergabe der gestiegenen Beschaffungskosten für Strom und Gas an die Endverbraucher. Es wäre jedoch ein Fehler, wenn die EZB sich dadurch verleiten ließe, die Straffung der Geldpolitik vorzeitig zu beenden. Der Blick auf die Kerninflationsrate gewinnt für die Bestimmung des Leitzinspfads an Relevanz, denn sie ist von den direkten Preiseffekten der Energiemarktinterventionen unbeeinflusst und hier könnten sich erst noch Zweitrundeneffekte des Schocks zeigen.“
„Bei allen Unsicherheiten, die das letzte Jahr für die deutsche Wirtschaft mit sich brachte, war der Arbeitsmarkt ein Stabilitätsanker. Ein genauerer Blick in die Arbeitsmarktbilanz zum Jahreswechsel zeigt jedoch Licht und Schatten. Auf der Habenseite ist zu verbuchen, dass die Zahl der Erwerbstätigen bis November noch gestiegen ist. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich zwar seit Juni ebenfalls erhöht, allerdings vorwiegend aufgrund arbeitsuchender Flüchtlinge aus der Ukraine, weniger wegen der verschlechterten Wirtschaftslage. Der Arbeitsmarkt hat den russischen Angriffskrieg und die damit verbundene Energiekrise damit bisher weiterhin gut überstanden. Dazu hat auch die Verlängerung des erweiterten Kurzarbeitendengeldes beigetragen. Im Oktober bezogen 163.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitendengeld, 86.000 mehr als im August. Auf der Sollseite stehen die Kaufkraftverluste bei den Beschäftigten und der wachsende Fachkräftemangel. Die Reallöhne gingen in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres um 4 % zurück. Der Fachkräftemangel hat sich im Jahr 2022 trotz Krise weiter verschärft. Das neu KfW-ifo-Fachkräftebarometer zeigt, dass im Oktober fast die Hälfte der Unternehmen davon betroffen war. Wenn die deutsche Wirtschaft den Winter wie erwartet weitgehend glimpflich übersteht, wird sich die Fachkräfteknappheit bei anziehender Konjunktur im Jahresverlauf weiter verstärken. Das wird die Erholung bremsen und zu weiteren Lücken im Güter- und Dienstleistungsangebot führen. Umso dringender ist es geboten, nun zügig Maßnahmen zur wirksameren Eindämmung des Fachkräftemangels zu ergreifen und weitere Vorschläge einzubringen. Diese verhalten zuversichtliche Prognose steht auf unsicherem Fundament. Ein ernst zu nehmendes Risiko ist, dass noch eine Gasmangellage mit Rationierung eintreten könnte. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür für diesen Winter zwar deutlich gesunken ist, ist die Gasversorgung für den nächsten Winter noch nicht gesichert.“
„Deutschland steht vor einem demografischen Strukturwandel von historischer Dimension. Bei einem Zuwanderungssaldo von Null würde die Zahl der Einwohner im Erwerbsalter von 20 bis 66 bis 2040 um 9,3 Mio. Personen oder 18 % sinken. Ohne zügiges und ausreichendes Gegensteuern wird die Fachkräfteknappheit daher weiter zunehmen. Der demografische Wandel reicht derart weit, dass an mehreren Hebeln gleichzeitig angesetzt werden muss, um den Wohlstand zu sichern und zugleich die großen Herausforderungen zu bewältigen, allen voran die Transformation zur grünen und digitalen Wirtschaft. Vor allem eine Steigerung der Erwerbsbeteiligung aller derjenigen, die schon in Deutschland 25 sind, nämlich von Frauen, älteren Beschäftigten, geringfügig Beschäftigten und Arbeitslosen spielt eine zentrale Rolle. Dazu kommt die Notwendigkeit einer gezielten Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Zudem braucht es eine höhere Arbeitsproduktivität, die den Fachkräftebedarf, dort wo Fachkräfte fehlen, verringert.“
KfW-ifo-Fachkräftebarometer Dezember 2022(PDF, 354 KB, barrierefrei)
„Die Unternehmen verabschieden sich zusehends von der zwischenzeitlichen Untergangsstimmung. Gut gefüllte Gasspeicher und die Entlastung der Unternehmen und Haushalte durch die Energiepreisbremse dürften daran einen bedeutenden Anteil haben. Entsprechend gibt es durchaus Aufwärtsrisiken für die Konjunkturprognose von KfW Research, die im kommenden Jahr eine Schrumpfung der deutschen Wirtschaftsleistung um 1 % vorsieht. Trotz der deutlichen Besserung der Unternehmensstimmung seit Oktober erwartet aber eine klare Mehrheit der Mittelständler und Großunternehmen für die nächsten sechs Monate noch immer eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage und auch die ebenfalls vom ifo Institut abgefragte Prognoseunsicherheit bleibt außergewöhnlich hoch. Beides kann zu einer Investitionszurückhaltung führen und den Abschwung verstärken. Außerdem wird das Auffüllen der Gasspeicher im kommenden Jahr bei ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland und einer womöglich höheren LNG-Nachfrage Chinas wohl schwieriger als 2022, was das Erholungspotenzial in den energieintensiven Industriezweigen begrenzt. Letztendlich bleibt aber die frohe Weihnachtsbotschaft, dass eine tiefe Rezession, so wie sie die Stimmungsindikatoren lange suggerierten, sehr wahrscheinlich ausbleibt.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Dezember 2022(PDF, 105 KB, barrierefrei)
„Der Gebäudebestand in Deutschland ist aktuell noch weit davon entfernt, klimaneutral zu sein. Die Ergebnisse des KfW-Energiewendebarometers zeigen, dass ein erhebliches Potenzial in der energetischen Sanierung der Wohngebäude steckt. Dieses Potenzial gilt es zu heben. Denn nach wie vor ist ein Großteil der Wohnungen noch auf fossile Energieträger angewiesen und weist zum Teil noch erhebliche Defizite bei der Energieeffizienz auf. Die Entscheidung zur energetischen Sanierung ist häufig immer noch eine finanzielle Herausforderung. Dies gilt insbesondere für Haushalte mit niedrigen Einkommen, die weniger finanzielle Handlungsspielräume haben und öfter in sanierungsbedürftigen Objekten wohnen. Es ist deshalb wichtig, die aktuell hohen Belastungen durch die gestiegenen Energiepreise abzufedern, um den Haushalten Handlungsspielraum zu eröffnen und die Akzeptanz des eingeschlagenen Weges in der Bevölkerung hoch zu halten – ohne dabei das Erfordernis weiterer Investitionen zu verschleiern. Eine gut abgestimmte Kombination von Entlastungsmaßnahmen, Investitionsförderung und informatorischer Unterstützung erscheint zielführend, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen und gleichzeitig die Abhängigkeit der Haushalte von fossilen Energieträgern zu verringern.“
Energiewende bei Privathaushalten: große Potenziale im Wohnungsbestand(PDF, 121 KB, barrierefrei)
„Die Unternehmen verabschieden sich zusehends von der zwischenzeitlichen Untergangsstimmung und sie haben guten Grund dazu. Auch wenn die vor Jahresfrist sehr optimistischen Konjunkturhoffnungen für 2022 von rund 4 % unter dem russischen Kanonendonner rasch begraben werden mussten: Das deutsche Wirtschaftswachstum präsentierte sich bislang erstaunlich robust und wird im Gesamtjahr 2022 sogar fast an die 2%-Marke heranreichen. Aus diesem respektablen Wachstumsergebnis trotz ausgesprochen komplexer Krisenlage dürfen die Unternehmen durchaus etwas Zuversicht ziehen, zumindest relativ gesehen. Der Kaufkraftschock und die mit den anhaltenden Unwägbarkeiten zu befürchtende Investitionszurückhaltung bereiten den Boden für eine Rezession. Allerdings erwarte ich für 2023 nur einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund 1 %, was mir unter den gegenwärtigen Umständen als moderat erscheint.“
„Die Energiepreisinflation bringt viele Selbstständige an ihre Belastungsgrenze. Blieben die Energiekosten dauerhaft auf dem derzeit hohen Niveau, wären viele Selbstständige finanziell überfordert. Die gute Nachricht ist, dass die Mehrheit erwartet, ihre Selbständigkeit auch bei dauerhaft hohen Energiekosten weiter ausüben zu können, auch trotz weiterer möglicher Energiepreiserhöhungen. Die für 2023 angekündigten Preisbremsen bei Gas, Fernwärme und Strom könnten die Energiekosten auf einem tragbaren Niveau halten – insbesondere mit begleitenden Energiesparmaßnahmen, die bereits viele der Selbstständigen umgesetzt haben. Mit Investitionen in Energieeffizienz können Kostensteigerungen gedämpft oder sogar vermieden werden. Bisher hat ein Drittel der Selbstständigen solche Investitionen bereits realisiert oder geplant – hier ist also noch Luft nach oben.“
„Bei der EZB-Ratssitzung kommende Woche geht es um die geldpolitischen Weichenstellungen für 2023. Ziel muss es sein, die Inflation nach zwei Jahren mit deutlich zu hohen Raten wieder nah an die 2%-Marke zu bringen und das Ziel 2024 und 2025 wieder zu erreichen. Mit Blick auf die anhaltend hohen Inflationsraten dürfte auch ein weiterer 75 Bp.-Zinsschritt zwar überraschend, aber angemessen sein. Eine merkliche Verlangsamung des Straffungstempos dürfte hingegen erst im kommenden Jahr folgen. Die EZB kann so unter Beweis stellen, dass sie auch dann „Kurs“ im Sinne ihres Mandats hält, wenn sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen weiter eintrüben. So garantiert sie auch, dass die Inflationserwartungen verankert bleiben. Zwar steigt mit jedem weiteren Zinsschritt das Risiko die drohende Rezession zu verschärfen. Die Konsequenzen eines anhaltenden, deutlichen Verfehlens des Inflationsziels dürften aber schwerer wiegen und mehr Wohlstand kosten.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer November 2022(PDF, 214 KB, barrierefrei)
„Die US-Zentralbank hat den Leitzins in diesem Jahr bereits um stolze 3,75 Prozentpunkte angehoben. Beim weiteren Vorgehen muss die Fed jetzt ein feines Händchen beweisen. Denn einerseits muss der Kampf gegen die noch immer viel zu hohe Inflation fortgesetzt werden, andererseits wirken Zinserhöhungen auf die Realwirtschaft immer mit Zeitverzögerung und es besteht die Gefahr, dass die konjunkturelle Entwicklung zu stark abgebremst wird. Ich gehe davon aus, dass die Fed bei der Dezembersitzung langsam zum Sinkflug ansetzt. Nach zuletzt vier Zinsschritten in Höhe von 75 Basispunkten rechne ich für die letzte Sitzung des Jahres mit einer Anhebung in Höhe von lediglich 50 Basispunkten. Im Zuge der Veröffentlichung der neuen Fed-Prognose erwarte ich aber ein klares Bekenntnis den Leitzins im kommenden Jahr, stufenweise um circa einen weiteren Prozentpunkt anzuheben. Denn trotz einer zuletzt leicht gesunkenen Teuerungsrate sind die Gefahren einer Lohn-Preis-Spirale und weiter steigenden Inflationserwartungen noch nicht gebannt.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer November 2022(PDF, 214 KB, barrierefrei)
„Der Mittelstand schöpft wieder etwas Hoffnung. Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer im November lässt vermuten, dass viele Unternehmen das große Risiko einer Gasmangellage in diesem Winter herauspreisen und sich wahrscheinlich auch aufgrund des jüngsten Entlastungspakets von den allergrößten Sorgen verabschieden. Wenn neue Hiobsbotschaften ausbleiben, dann könnte sich in den nächsten Monaten die Trendwende bei den Geschäftserwartungen bestätigen. Trotz des jüngsten Silberstreifs am Horizont sind die Geschäftserwartungen aber aktuell noch in etwa so pessimistisch wie zu Beginn der Corona- oder Finanzkrise, als das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 3,7 % bzw. 5,7 % schrumpfte. Abgesehen von den immensen Risiken durch den Krieg in Europa dürfte dies auch in den großen strukturellen Herausforderungen begründet sein, vor denen viele Unternehmen aufgrund von wohl auch langfristig deutlich erhöhten Energiepreisen stehen. Während die Politik dem mit einer zügigen Ausweitung des Energieangebots entgegentreten muss, bleibt es vor allem an den Unternehmen in die eigene Energieeffizienz zu investieren. Für die konjunkturelle Entwicklung bin ich zuversichtlicher als die Unternehmen dies mit ihren Erwartungen signalisieren und rechne für 2023 „lediglich“ mit einer Schrumpfung der deutschen Wirtschaftsleistung um 1 %. Es könnte sogar besser laufen, wenn etwa genügend Firmen trotz des schwierigen Umfelds an ihren Investitionsplänen festhalten.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer November 2022(PDF, 214 KB, barrierefrei)
„Die Beschäftigten haben trotz der einsetzenden Rezession Grund, dem neuen Jahr mit verhaltenem Optimismus entgegen zu sehen. Denn der Arbeitsmarkt erweist sich ein weiteres Mal als Stabilitätsanker. Gemessen an dem grassierenden Pessimismus in den Unternehmen und früheren Krisenjahren wird der Rückgang der Wirtschaftsleistung moderat ausfallen. Im zweiten Halbjahr 2023 dürfte es in Deutschland wieder bergauf gehen. Für den Arbeitsmarkt rechne ich damit, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Winter leicht sinkt. Danach dürfte sie wieder steigen, allerdings durch den Fachkräftemangel gebremst. Für das Gesamtjahr 2023 rechne ich mit einem Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen um etwa 100.000 auf 45,6 Mio. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte ebenfalls um etwa 100.000 auf 2,5 Mio. im Jahresdurchschnitt steigen, die Arbeitslosenquote von 5,3 auf 5,4 %. Die Prognose steht unter dem Vorbehalt, dass eine Gasmangellage mit Rationierung für die deutsche Wirtschaft vermieden wird, die internationalen Lieferkettenprobleme nachlassen, die Inflation die Konsumneigung nicht zu stark drückt und die Lohnforderungen im derzeit vereinbarten Rahmen bleiben. Als zentrale Herausforderung bleibt die Eindämmung des Fachkräftemangels. Zusätzlich ist die Integration von Arbeitslosen und Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zu bewältigen. Für beides müssen die Qualifizierungsbemühungen erheblich verstärkt werden.“
„Die heutigen Inflationszahlen werden im EZB-Rat sehr genau beäugt. Denn nachdem praktisch alle Inflationsprognosen für dieses Jahr falsch lagen, orientiert sich die EZB derzeit sehr stark an den aktuellen Datenveröffentlichungen, d.h. Geldpolitik wird inzwischen vermehrt mit dem Rückspiegel gemacht. Nachdem die Inflation im November etwas gesunken ist und sich der Einlagensatz schon nahe an dem oft bei 2 % geschätzten neutralen Niveau befindet, werden viele Ratsmitglieder in der nächsten Sitzung für einen kleineren Zinsschritt von nur noch 50 Basispunkten plädieren. Mit einer weiteren Reduzierung des Tempos der Zinsschritte oder gar einem Stopp des Zinserhöhungszyklus kann man aber erst rechnen, wenn die Inflationsraten auf einen klaren Abwärtstrend eingeschwenkt sind und vorausschauende Indikatoren noch eindeutiger nach unten zeigen.“
„Trotz des leichten Rückgangs der Inflation ist es für eine Entwarnung deutlich zu früh. Die Erzeugerpreisinflation ist zwar auch im Oktober sogar deutlich zurückgegangen, verharrt aber auf sehr hohen 35 %. Das spricht dafür, dass sich dies noch für einige Monate auch in sehr hohen Verbraucherpreisinflationsraten widerspiegeln könnte und wir es mit einem Plateau hoher Inflationsraten zu tun haben. Mit einer Entspannung rechne ich erst mit Ende der Heizperiode und wenn die Entlastungsmaßnahmen der Regierung ihre Wirkung zeigen. In Deutschland dürfte auch 2023 die Inflation deutlich erhöht bleiben, selbst wenn sie im Laufe des Jahres einen Abwärtstrend aufweist. Während der Beitrag der Energie- und Nahrungsmittelinflation zur Gesamtinflationsrate im Jahr 2023 zurückgehen wird, wird die Dienstleistungsinflation weiter anziehen. Dies bedeutet, dass die Kerninflation wahrscheinlich ebenfalls über 2 % bleiben und bis Ende 2023 die Gesamtinflationsrate sogar übersteigen wird. Für die Notenbanken ist deshalb „Kurs halten“ das Gebot der Stunde. In Abwägung der Risiken, würde ein erneutes Unterschätzen des Inflationsdrucks langfristig mehr Wohlstand kosten.“
„Der kurzlebige Wachstumssprint im Sommer hat die Rezession in Deutschland aufgeschoben – aber sie kommt. Die Schrumpfung im kommenden Jahr wird mit -1,0 % allerdings recht moderat sein, insbesondere gemessen an den Einbrüchen der Wirtschaftsleistung in vorangegangenen Krisenjahren. Während der Finanzkrise 2009 war das Bruttoinlandsprodukt um 5,7 %, während des ersten Corona-Jahrs 2020 um 3,7 % geschrumpft. Für die Einordnung der beginnenden Rezession als moderat spricht zudem, dass die Unternehmen angesichts wachsender Fachkräfteknappheiten bestrebt sein dürften, ihr Personal möglichst zu halten, weshalb trotz rückläufiger Wirtschaftsleistung von einem nahezu stabilen Arbeitsmarkt auszugehen ist."
"Der deutliche Anstieg der ifo Geschäftserwartungen ist gerechtfertigt, denn die Unternehmen waren zuletzt so uferlos pessimistisch wie bisher nur vor den größten Rezessionen. Einbrüche wie in der Finanz- oder Coronakrise sind jedoch nur bei einer Gasmangellage wahrscheinlich und an der dürften wir dank voller Speicher und vor allem erheblicher Sparanstrengungen von Unternehmen und Haushalten vorbeikommen. Außerdem wird der Konsumeinbruch wohl durch die Entlastungspakete der Bundesregierung und die finanziellen Reserven der Haushalte gedämpft. Doch auch wenn die allergrößten Übertreibungen nun korrigiert wurden, ist die Stimmung immer noch schlecht. Wir befürchten daher, dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen deutlich nachlassen wird, was wiederum die Rezession im kommenden Jahr verstärkt."
„Jeder achte Euro aller Investitionen des deutschen Unternehmenssektors von 433 Mrd. EUR floss im vergangenen Jahr in Energiewendevorhaben. Das sind beeindruckende Summen, und es ist ein guter Anfang, allerdings muss noch mehr passieren. Um Klimaneutralität in Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, sind Gesamtinvestitionen von 5 Bio. EUR nötig, durchschnittlich rund 190 Mrd. EUR pro Jahr. Allein private Unternehmen müssen jährlich Investitionen in Höhe von ca. 120 Mrd. Euro klimafreundlich ausrichten. Das Ambitionsniveau muss sich folglich in den kommenden Jahren noch mehr als verdoppeln.
Die aktuelle Energiekrise hat zwei entgegengesetzte Effekte auf die Investitionsneigung. Einerseits setzen die momentan hohen Energiepreise für fossile Energieträger höhere Anreize für einen Umstieg auf erneuerbare Energien und eine Verbesserung der Energieeffizienz. Andererseits führt die extreme Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise dazu, dass Investitionspläne im laufenden Jahr vielfach zurückgestellt oder aufgegeben werden. Auch Klimaschutzinvestitionen dürften davon betroffen sein.
Unsere Befragungsergebnisse zeigen: Verlässliche wirtschaftliche Anreize und schlanke Planungs- und Genehmigungsverfahren sind wesentliche Stellhebel für die grüne Transformation der Wirtschaft – und ebnen gleichzeitig den Weg zu mehr Energiesicherheit."
KfW-Klimabarometer 2022(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Die Kommunen stehen beim Kita-Ausbau vor der Herausforderung, trotz Krisenumfeld und unsicherer finanzieller Lage ein angemessenes Angebot an Daseinsvorsorge bereitzustellen. Das erfordert stabile Investitionen und setzt eine auskömmliche und verlässliche Ausstattung der Kommunen mit eigenen Finanzquellen wie Steuereinnahmen oder Zuweisungen im Finanzausgleich voraus. Kredite oder Fördermittel können Finanzlücken nur teilweise auffangen.“
Kommunale Investitionen in Kitas sinken, Investitionsrückstand steigt wieder an(PDF, 153 KB, barrierefrei)
„Die Anpassung der Unternehmen an die stark veränderten Rahmenbedingungen hat einen hohen Liquiditätsbedarf zur Folge und wird somit auch im zweiten Halbjahr 2022 den Unternehmenskreditmarkt prägen. Dies gilt insbesondere für den Energiesektor. In der Spitze könnte das Kreditneugeschäft um 25 bis 35 % im Vorjahresvergleich wachsen. Auf längere Sicht dürften sich jedoch dämpfende Einflussfaktoren durchsetzen. Zudem sind die schwache Konjunktur und die Energiekrise Gift für die Investitionstätigkeit. Dies zeigt sich zum einen in der nachlassenden Nachfrage für Investitionsfinanzierungen im Bank Lending Survey. Zum anderen erwarten wir eine erhebliche Reduktion der geplanten Investitionen des Mittelstands um rund 60 Mrd. EUR in diesem Jahr.“
KfW-Kreditmarktausblick Oktober 2022(PDF, 216 KB, barrierefrei)
„Die multiplen Krisen der vergangenen Monate haben uns schmerzlich vor Augen geführt, dass wir Energiesicherheit und Klimaschutz zusammen denken müssen. Dabei spielt die grüne Transformation eine integrale Rolle. Es ist deshalb erfreulich, dass bei Gründerinnen und Gründern Klimaschutz eine so große Rolle spielt. Denn Sie tragen durch ihre Angebote entscheidend dazu bei, dass die für die grüne Transformation wichtigen Märkte erschlossen werden.“
Klimaschutz spielt bei knapp 60 % der Existenzgründungen eine Rolle(PDF, 88 KB, barrierefrei)
„Es ist eine unbequeme Wahrheit, aber im deutschen VC-Markt besteht ein ausgeprägtes Gender Funding Gap. Im nach wie vor männlich dominierten VC-Ökosystem erschweren unbewusste Vorurteile und gewachsene Netzwerke VC-Finanzierungen für Gründerinnen deutlich. Dadurch sind die Anreize, überhaupt ein Start-up zu gründen, für Frauen geringer. Der Lichtblick für Start-up-Gründerinnen ist jedoch, dass wir bei der Lösung des Problems einen Schritt weiter sind. Mit der im Juli 2022 veröffentlichten Start-up-Strategie der Bundesregierung wurden jüngst Maßnahmen angestoßen, um ihre Situation zu verbessern. Dazu zählt zum Beispiel ein neues Instrument des Zukunftsfonds, das neu am Markt aktive Managementteams von VC-Fonds unterstützt und so Investorinnen den Marktzugang erleichtern soll.“
„Vor allem weiche Faktoren wie die kulturellen Rahmenbedingungen beeinflussen die Gründungstätigkeit von Männern und Frauen unterschiedlich. Die höheren Hürden für Frauen können nur in einem gesellschaftlichen Veränderungsprozess abgebaut werden, der sich in viele Bereichen wie zum Beispiel Erziehung, Bildung und häusliche Arbeitsteilung abspielen muss und daher einen langen Atem braucht. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, breiter anzusetzen als nur die Gründungstätigkeit von Frauen zu fördern. Da Frauen häufiger im Nebenerwerb, als Soloselbstständige und seltener technologie- und wachstumsorientiert gründen, ist auch die wirtschaftliche Bedeutung frauengeführter Unternehmen in der Gesamtwirtschaft geringer. Auch was die Art der Gründungen betrifft, müssen wir also für mehr Vielfalt sorgen. Vier Aktionsbereiche erscheinen dabei vorrangig: Erstens, den Gründungswunsch von Frauen zu erhöhen. Hier muss bereits in der Erziehung und Bildung ein Kulturwandel stattfinden. Zweitens, Gründerinnen ermutigen, häufiger mit Wachstumsambitionen zu gründen. Drittens, die Technologie- und Innovationsorientierung von Gründerinnen zu erhöhen. Auch hier müssen wir bereits bei den Bildungsverläufen ansetzen und junge Frauen stärker für MINT-Fächer begeistern. Aber auch erfolgreiche Unternehmerinnen als Vorbilder müssen noch stärker sichtbar gemacht werden. Und schließlich muss viertens der VC-Zugang von Gründerinnen verbessert werden.“
Female Entrepreneurship(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Ende Oktober hat das statistische Bundesamt mit der Meldung eines positiven BIP-Wachstums im dritten Quartal überrascht, das als Krönung trotz der Grabesstimmung bei Konsumenten und Einzelhandelsunternehmen auch noch vor allem vom privaten Konsum getrieben wurde. Hier dürften Überschussersparnisse und Nachholbedürfnisse aus den Zeiten des Lockdowns noch eine Rolle spielen und auch über eine sinkende Sparquote können die Kaufkraftverluste aus der Energiekrise ausgeglichen werden. Diese Effekte dürften auch im Winterhalbjahr noch den Konsum stabilisieren, trotzdem wird er wohl zurückgehen. Hinzu kommt mit der rapiden Zinswende der EZB, den immer noch sehr pessimistischen Geschäftserwartungen und einer zunehmend restriktiven Kreditvergabe der Banken – gerade gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen – viel Gegenwind für die Investitionstätigkeit. Groß wäre der Schaden insbesondere, wenn hierdurch Investitionen unterbleiben, die für eine zukunftsfähige und klimaneutrale Volkswirtschaft notwendig sind.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Oktober 2022(PDF, 115 KB, barrierefrei)
„Deutschland steht ein Winter bevor, in dem Beschäftigte und Unternehmen an ihre Reserven gehen müssen. Das Schreckgespenst der Stagflation ist Realität geworden, zumindest bis zum nächsten Frühjahr. Für die meisten Beschäftigten bedeutet dies Reallohneinbußen. Die jüngsten Lohnabschlüsse liegen deutlich unterhalb der Inflationsrate. Tarifparteien und Arbeitgeber machen vom Angebot der Bundesregierung zu steuerbefreiten Einmalzahlungen Gebrauch. Das ist sinnvoll, denn es trägt dazu bei, die hohe Inflation zu brechen, und stärkt Motivation und Loyalität der Beschäftigten. Die starke Teuerung entwertet Einkommen und Ersparnisse, gerade Mittel- und Geringverdiener sind davon betroffen. Die erzwungene Konsumzurückhaltung verstärkt die wirtschaftliche Abschwächung. Die Beschäftigung dürfte über die Wintermonate sinken. Doch viele Arbeitgeber werden sich weiterhin um knappe Fachkräfte bemühen. Es fehlt unter anderem an IT-Fachleuten, Bauhandwerkern, Pflegepersonal, Lehrenden und Erziehenden. Fachkräfteengpässe werden die wirtschaftliche Erholung im nächsten Jahr spürbar dämpfen. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass die Bundesregierung eine neue Fachkräftestrategie beschlossen hat. Was daran ergänzt werden müsste, ist die Stärkung des schwachen Produktivitätswachstums. Denn mit stärkerem Produktivitätswachstum würde der Arbeitskräftebedarf sinken. Es wäre falsch, auf diesem Auge blind zu sein.“
„Die Corona-Erholung wird in zunehmendem Maß von der Energiekrise verdrängt. Wir werden in der Eurozone auch in den nächsten Monaten im besten Fall ein schwaches Wachstum sehen. Angesichts des heftigen Gegenwinds für die Konjunktur wird es sehr schwierig, eine Rezession zu vermeiden. Die Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation sind immens, die Stimmung der Konsumenten ist im Keller. Ein Lichtblick ist bislang der robuste Arbeitsmarkt, der einen Absturz der privaten Konsumnachfrage verhindern dürfte. Die Energieknappheit in Europa bereitet trotz der Abwärtskorrektur der Strom- und Gaspreise weiter Sorgen und bleibt ein erhebliches Risiko für die kurz-, aber auch mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung. Es wäre zu wünschen, dass die EU schnellere Fortschritte dabei macht, eine gut konzipierte, koordinierte Politikantwort auf die Energiekrise zu entwickeln.“
„Der Inflationsdruck im Euroraum bleibt enorm. Auch wenn Stimmungsindikatoren historisch schlecht sind und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den Winterquartalen rapide gestiegenen ist, steht eine Trendwende bei der Verbraucherpreisentwicklung noch aus. Trotz erster Unkenrufe, dass zu starke Zinsanhebungen den drohenden Abschwung verstärken könnten, setzt die EZB ihre Inflationsbekämpfung konsequent fort. Zudem signalisierte sie vergangene Woche, dass mit weiteren Zinsschritten in den Wintermonaten zu rechnen sei. Diese Politik zielt darauf ab, die Unterstützung der Nachfrage zu reduzieren und dem Risiko vorzubeugen, dass sich die Inflationserwartungen dauerhaft nach oben verschieben. Zwar erhöht sich so das Risiko, dass die EZB immer mehr selbst zum Konjunkturrisiko wird. Mit Blick auf den starken Anstieg der Kerninflationsrate ist dieses konsequente Vorgehen gegen die Inflation aber unerlässlich.“
„Im dritten Quartal ist das deutsche BIP überraschend gewachsen, aber für dieses und nächstes Quartal zeigen praktisch alle Indikatoren eine Rezession an. Allein durch die Energiekrise hat die deutsche Volkswirtschaft schon schwer zu schaffen und zunehmend macht es sich auch konjunkturell bemerkbar, dass die Zentralbanken weltweit angesichts viel zu hoher Inflationsraten auf die Bremse treten. Aber es gibt auch einige Faktoren, die für eine nur relativ flache Rezession sprechen, wie die geschrumpfte Wahrscheinlichkeit einer Gasmangellage in diesem Winter, der im Vergleich zum August wieder deutlich gesunkene Großhandelspreis für Gas oder die recht umfangreichen Entlastungspakete. So oder so wird sich diese Rezession für die meisten Menschen aber deutlich schwerer anfühlen, als es in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung verbucht wird: Da die aktuelle Inflation stark von den Importpreisen getrieben wird, fällt die Verbraucherpreisinflation wesentlich stärker aus als die Preissteigerung bei den im Inland hergestellten Gütern und Dienstleistungen. Der Rückgang des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts wird daher die realen Kaufkraftverluste der Bevölkerung deutlich unterzeichnen.“
„Die Inflation bleibt zweistellig! Die deutsche Wirtschaft befindet sich derzeit in stürmischer See und ein Abdriften in eine Rezession ist in den kommenden Monaten durchaus wahrscheinlich. Anhaltend hohe Inflationsraten könnten den drohenden Abwärtsstrudel noch verstärken. So kommen die Energiekrise und die stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise mittlerweile in der breiten Mitte der Bevölkerung an. Dies zeigt sich auch an indirekten Preissteigerungen, etwa im Dienstleistungsbereich. Zudem strafft die EZB die Leitzinsen zügig, um ein starkes Signal zu senden, dass sie ihr Mandat der Preisstabilität ernst nimmt und dürfte diesen Kurs im ersten Halbjahr 2023 beibehalten. Die hohen Lebenshaltungskosten und die straffere Geldpolitik stellen damit mehr und mehr ein Konjunkturrisiko da, auch wenn letztere im aktuellen inflationären Umfeld unverzichtbar ist.“
„Alles deutet darauf hin, dass die Fed in ihrer November-Sitzung den Leitzins zum vierten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte anheben wird. Zudem wird die Bilanzsumme weiterhin monatlich um 95 Mrd. USD reduziert. Die US-Notenbank versucht mit allen Mitteln den Inflationsgeist wieder in die Flasche zu drücken. Denn die Kerninflation ist zuletzt weiter angestiegen und liegt insbesondere aufgrund gestiegener Preise im Dienstleistungssektor mittlerweile bei 6,6 %. Die rasante Anhebung des Leitzinses macht sich insbesondere im Immobiliensektor bemerkbar, der sich zuletzt deutlich abgekühlt hat. Bis die gestiegenen Finanzierungskosten aber vollständig in der Realwirtschaft angekommen sind, wird es voraussichtlich noch bis zum Frühling nächsten Jahres dauern. Für die Fed wird dann die Zeit kommen, das Tempo bei den Zinsschritten zu verlangsamen“
„Trotz weiterer starker Leitzinserhöhungen hat sich das VC-Geschäftsklima im dritten Quartal 2022 stabilisiert. Die Zinsschritte wurden offenbar von den VC-Investoren erwartet und bereits mit dem Stimmungseinbruch im Vorquartal eingepreist. Die Ankündigung der Notenbanken, die Inflation konsequent zu bekämpfen, scheint also bei der Erwartungsbildung gewirkt zu haben.
Das Fundraisingklima hat sich allerdings weiter eingetrübt. Der Anstieg der ‚risikofreien‘ Zinsen wird für VC-Fonds, die sich im Fundraising befinden, also problematischer und wird in zwei, drei Jahren das VC-Angebot für Start-ups belasten. Der sukzessive Start der einzelnen Bausteine des Zukunftsfonds kommt somit genau zur richtigen Zeit, um in diesem Umfeld ein Stück weit Sicherheit zu geben.“
German Venture Capital Barometer 3. Quartal 2022(PDF, 165 KB, barrierefrei)
"Der ifo Index unterbricht seinen Abwärtstrend im Oktober dank etwas weniger Pessimismus. Offenbar hat der 200 Mrd.-„Wumms“ der Bundesregierung die Geschäftserwartungen der Unternehmen stabilisiert. Außerdem registrieren sie, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gasmangellage dank voller Speicher und guter Einsparerfolge geschrumpft ist. Ob das so bleibt, hängt einerseits ganz banal vom Wetter ab. Andererseits müssen die Sparanstrengungen von Haushalten und Unternehmen auch trotz der geplanten Subventionen durchgehalten werden. Hierfür ist die avisierte Gaspreisbremse grundsätzlich richtig konzipiert, aber muss in ihrer Wirkung gerade für die Haushalte auch gut kommuniziert werden. "
"Der EZB-Rat priorisiert derzeit trotz vieler Rezessionsanzeichen klar die Inflationsbekämpfung. Ein weiterer XL-Zinsschritt um 75 Basispunkte ist für die kommende EZB-Sitzung daher praktisch schon ausgemacht. Wesentlich kontroverser ist dagegen der Abbau der Wertpapierbestände aus dem APP-Programm. Auch wenn es dabei nur um den Verzicht auf die Wiederanlage von Geldern aus auslaufenden Anleihen geht, könnte dies im aktuellen Marktumfeld zu kritischen Spreadausweitungen führen. Mit einem Beschluss über einen Ausstiegszeitpunkt ist daher frühestens beim nächsten oder übernächsten Meeting zu rechnen und auch dann wird wohl eine Hintertür offenbleiben. Das Free-Lunch, das die EZB den Banken gerade noch mit der Verzinsung von Geldern aus dem TLTRO-Programm zum Einlagensatz serviert, will der EZB-Rat dagegen schnellstmöglich beenden. Da es hier um große Summen an Liquidität geht und die konkrete Lösung noch ziemlich unklar ist, liegt hierauf am Donnerstag an den Kapitalmärkten wohl das Hauptaugenmerk."
„Das wirtschaftliche Umfeld ist gegenwärtig wegen einer Vielzahl gleichzeitig wirkender Schocks extrem herausfordernd. Der enormen Unsicherheit über den Fortgang und die Begleiterscheinungen des Angriffs Russlands auf die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise begegnet der Mittelstand jedoch auf einem in der Breite soliden Fundament. Unsere Befragungen zeigen: Derzeit geht eine knappe Mehrheit des Mittelstands davon aus, die aktuell hohen Energiepreise auch langfristig tragen zu können. Doch die vollen Preiseffekte werden erst noch durchschlagen und schon jetzt ist ein Teil der Unternehmen finanziell überfordert. Dazu gesellen sich Sorgen über einen neuerlichen Pandemieherbst, allgemein gedämpfte Wachstumsperspektiven, eine anhaltend hohe Inflation, steigende Zinsen und andauernde Lieferengpässe. Nach einem sehr guten Jahr 2021 zeichnet sich für das laufende Jahr das Platzen von Investitionsplänen, Druck auf die Eigenkapitalquoten und ein erschwerter Kreditzugang ab.
Vor allem für energieintensive Unternehmen des mittelständischen Verarbeitenden Gewerbes ist die Belastung hoch. Hier machen sich Preissteigerungen auch viel stärker bemerkbar. Damit ist speziell ein Teilsegment des Mittelstands von den aktuellen Entwicklungen betroffen, dessen gesamtwirtschaftliches Gewicht mit Blick auf Beschäftigung, Umsätze oder Investitionen beträchtlich über ihrem reinen Anteil an der Anzahl der Unternehmen liegt. Wenn eine Vielzahl gerade dieser Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, wären die Auswirkungen entsprechend überproportional. Eine Entlastung der von den hohen Energiepreisen besonders betroffenen Unternehmen ist daher notwendig, um die Wirtschaft insgesamt zu stabilisieren, allerdings kombiniert mit Anreizen für die Transformation zur Klimaneutralität.“
„Die hohen Energiepreise schlagen bei privaten Haushalten, Unternehmen, aber auch bei unseren Kommunen hart ins Kontor. Bereits in unserer Ergänzungsumfrage zum KfW-Kommunalpanel im April haben die befragten Kämmereien von deutlich gestiegenen finanziellen Belastungen für die kommunalen Haushalte berichtet. Meine große Sorge ist, dass die Lage jetzt nochmal schwieriger geworden ist und aufgrund der begrenzten Haushaltsspielräume wichtige soziale Leistungen der Daseinsvorsorge oder die dringend notwendigen Investitionen in die Klimatransformation in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein kleiner Hoffnungsschimmer aber bleibt: Bereits in der Vergangenheit haben die Kommunen große Anstrengungen unternommen, um sich in ihrer Energieversorgung unabhängiger und nachhaltiger aufzustellen. Wie unsere Analyse zeigt, betraf das vor allem die Installation von PV-Anlagen. Weniger ist dem gegenüber bei Wind und Wärme geschehen, sodass hier noch vielversprechende Ansatzpunkte zu finden sind. Wenn es uns gelingt, das Potenzial für die Energiewende in den Städten und Gemeinden zu heben, kommen wir auf dem Weg der Klimatransformation und gleichzeitig bei der Bewältigung der Energiekrise voran.“
Ansätze in Kommunen, um nachhaltiger und unabhängiger Energie zu nutzen(PDF, 136 KB, barrierefrei)
„Deutschland ist auf Rezessionskurs eingeschwenkt. Das BIP dürfte schon im Sommer geschrumpft sein, mindestens zwei weitere negative Quartalsraten werden folgen. Die Grabesstimmung vor allem in den konsumnahen Branchen und die überall deprimierenden Erwartungen unterstreichen, vor welchen Herausforderungen Deutschland angesichts explodierender Energie- und Lebenshaltungskosten sowie der unsicheren Versorgungslage gerade bei Erdgas steht. Der Winter naht und zunächst einmal gilt es, möglichst unbeschadet über die kalte Jahreszeit zu kommen. Auch wenn eine Rezession praktisch sicher ist, kann diese indes glimpflicher verlaufen als es die depressive Stimmung nahelegt. Gerade bei den Geschäftserwartungen dürften neben den berechtigten Sorgen über Energiekostendruck und schwindende Absatzperspektiven auch große Ängste eine Rolle spielen. Der jüngst verkündete fiskalische Abwehrschirm in einem Volumen von 200 Mrd. EUR ist geeignet, einigen Kostendruck von Unternehmen wie Haushalten zu nehmen. Gerade die Strom- und Gaspreisbremsen dürften den Konsum spürbar stützen. Unsere BIP-Prognose für 2023 von -0,3 % halte ich noch immer für plausibel, die Abwärtsrisiken sind allerdings hoch und nehmen zu.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer September 2022(PDF, 210 KB, barrierefrei)
„Die Hightech-Strategie der Bundesregierung sowie deren Zusammenspiel mit den entsprechenden Strategien für die Wissenschaft haben gezeigt, dass sich mit einer konzertierten Initiative, die die politischen Prioritäten in Richtung Forschung und Innovation verschiebt und die eine langfristige Perspektive einnimmt, eine Wende hin zu höheren FuE-Aktivitäten erreichen lässt. Ich halte es für wichtig, diese Strategie unbedingt fortzusetzen – gerade auch in Zeiten, in denen die Beibehaltung hoher Investitionen in FuE schwieriger wird. Im Vergleich zu anderen Industrieländern ist die FuE-Intensität der meisten Wirtschaftszweige in Deutschland unterdurchschnittlich. Gleichzeitig liegen die entsprechenden Ausgaben kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland deutlich unter denen der meisten anderen Industrieländer. Dies bedeutet, dass ein großes Potenzial für eine Erhöhung existiert. Um dieses zu mobilisieren, sind insbesondere FuE-Anreize für mittelständische Unternehmen und für die gesamte sektorale Breite der deutschen Wirtschaft wichtig. Darüber hinaus spricht die hohe Bedeutung der Digitalisierung für Forschung und Innovation dafür, FuE- und Digitalisierungsprojekte bei der Förderung stärker zu integrieren. Eine Stärkung der FuE-Aktivitäten der deutschen Wirtschaft setzt allerdings voraus, dass ein entsprechendes Angebot an qualifiziertem Personal existiert. Der Fachkräftemangel ist derzeit das größte Hemmnis für investitionsbereite Unternehmen in Deutschland. Dies gilt nicht nur für die Arbeitskräftenachfrage generell, sondern in besonderem Maße für die Umsetzung von Innovationsvorhaben. Um das Fachkräfteangebot für FuE-Aktivitäten zu sichern, ist eine Ausweitung der akademischen Ausbildung sowie der beruflichen Ausbildung in relevanten Berufen, die Mobilisierung aller Personen in Deutschland als auch eine Migrationspolitik nötig, die die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften erleichtert.“
Die Entwicklung der FuE-Ausgaben in Deutschland im internationalen Vergleich(PDF, 261 KB, barrierefrei)
„Die Preise im Euroraum steigen stärker und stärker. Gleichzeitig treten die Konsequenzen des anhaltend hohen Inflationsdrucks immer klarer zu Tage. Der Eurozone steht im Winter mit hoher Sicherheit eine Rezession bevor. Viele Haushalte und Unternehmen nähern sich ihrer finanziellen Schmerzgrenze oder haben sie bereits erreicht. Für die EZB geht es nun darum, den geldpolitischen Straffungskurs energisch fortzusetzen. Die Notenbank kann die wirtschaftlichen Kosten der Energiekrise allerdings nur begrenzen. Die Regierungen müssen den Rahmen für eine deutlich beschleunigte Energiewende setzen und private Investitionen in diesem Bereich erleichtern. Trotzdem wird Europa zunächst weiter auf sehr teure Energieimporte angewiesen sein. Das ist eine Realität, der wir uns stellen müssen.“
„Mit dem Auslaufen von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket ist die Inflation im September deutlich angestiegen und hat jetzt sogar die 10%-Marke gerissen. Der Preishammer kommt derzeit von Strom und Gas. Denn nach und nach sickern die exorbitanten Großhandelspreise zu den Haushalten durch. Einen Vorgeschmack bieten die Neuvertragspreise bei den Vergleichsportalen, die um ein Vielfaches über den Vorjahreswerten liegen, während beim Durchschnittshaushalt im August „erst“ Gaspreissteigerungen von 59 % und Strompreissteigerungen um 17 % angekommen sind. Bis Jahresende dürfte die Inflation daher sogar noch weiter steigen, dann hängt viel von der Ausgestaltung der Strompreisbremse und den angedachten Entlastungen für Gaskunden ab.“
„Die Erholung der Zahl an Start-ups in Deutschland ist eine gute Nachricht, denn innovative und wachstumsorientierte Unternehmen treiben den Wandel und die Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft voran und haben eine besondere Bedeutung für die Entwicklung neuer Märkte und zukunftsfähiger Arbeitsplätze.
Der nach wie vor niedrige Anteil an Frauen in der Start-up-Szene ist ein Wermutstropfen in der grundsätzlich positiven Entwicklung. Geschlechterstereotypen sind weiter wirkmächtig, sowohl auf Seiten vieler Gründerinnen als auch bei potenziellen Finanzierungspartnern. Unsere gesamte Gesellschaft ist gefordert, dafür zu sorgen, dass Geschlecht und Herkunft keine Rolle bei Gründung und Finanzierung von innovativen und wachstumsstarken Unternehmen mehr spielen, denn Deutschland ist darauf angewiesen, möglichst sein gesamtes innovatives Potenzial zu entfalten.“
KfW-Start-up-Report 2022(PDF, 663 KB, nicht barrierefrei)
„Die kalte Jahreszeit beginnt und die Stimmung in den Unternehmen folgt den Temperaturen auf dem Weg nach unten – leider sehr nachvollziehbar. Denn schon bald wird sich zeigen, ob Deutschland tatsächlich ohne Gasmangellage über den Winter kommt; die Herausforderungen in der bevorstehenden Heizperiode sind jedenfalls enorm. Die hohen Speicherstände von inzwischen gut 90 % machen es zwar plausibel, dass Rationierungen in den gasintensiven Industrien vermieden werden können. Bei einem außergewöhnlich kalten Winter oder unzureichenden Energiespareerfolgen im Haushaltsektor stünde es gleichwohl Spitz auf Knopf. Und mit dem De-Facto-Lieferstopp russischen Gases haben die Abwärtsrisiken für die bereits auf moderatem Rezessionskurs steuernde Wirtschaft jüngst noch weiter zugenommen.“
„Noch zeigt der Großteil der mittelständischen Unternehmen breite Schultern. Die in der Breite bislang eher geringen Energiekostenanteile und die hohe Anpassungsfähigkeit mildern die Folgen stark steigender Energiepreise für den Mittelstand ab. Viele Unternehmen können die eigene Belastung auch dadurch mindern, dass sie einen Teil der Kostensteigerungen an ihre Kunden weitergeben. Dieses Ergebnis darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Preiserhöhungen auf den Energiemärkten bis Anfang September 2022 noch nicht im vollen Umfang auf die Unternehmen durchgeschlagen haben. Die große Preiswelle dürfte mit dem Auslaufen langfristiger Energieversorgungsverträge und Preisbindungen in den kommenden Monaten erst noch anrollen. Gleichzeitig gibt es auch heute schon einen nennenswerten Anteil von Mittelständlern, der sich durch dauerhaft hohe Energiekosten finanziell überfordert sieht. Ist deren Geschäftsmodell nicht mehr tragbar, kann sich dies auch auf nachgelagerte Stufen der Wertschöpfungskette auswirken. Eine Entlastung der von den hohen Energiepreisen besonders betroffenen Unternehmen ist notwendig, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Das dritte Entlastungspaket wirkt in die Richtung. Darüber hinaus braucht es verstärkte Anreize für Investitionen in Energieeffizienz und den Ausbau der erneuerbaren. Ohne verstärkte Investitionen zur Erschließung alternativer Energien und zur Senkung des Energieverbrauchs bleibt die Abhängigkeit von Lieferanten fossiler Brennstoffe hoch – und eine Transformation hin zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Wirtschaft ein kaum zu erreichendes Ziel."
Hohe Energiekosten durch den Krieg in der Ukraine – in der Breite des Mittelstands (noch) tragbar(PDF, 169 KB, barrierefrei)
„Die Zinswende und das makroökonomische Umfeld haben die zuvor sehr gute Lage auf dem Venture Capital Markt in diesem Jahr bereits deutlich eingetrübt. Investoren und Start-ups agieren aktuell in Zeiten höherer Kapitalkosten und größerer wirtschaftlicher Unsicherheit konservativer. Aus Sicht der Start-ups heißt das, dass statt schnellem Wachstum nun Aussichten auf Profitabilität deutlich stärker gefragt sind. Mut könnte den Start-ups das sehr robuste Dealvolumen im ersten Halbjahr machen. Das zeigt, dass es vielen Start-ups gelingt, auch unter den aktuellen Bedingungen für Investoren ein attraktives Investitionsziel zu sein.“
Der globale VC-Markt hat sich im Jahr 2022 deutlich abgekühlt. Investoren passen ihre Strategien der neuen Marktlage an.(PDF, 103 KB, barrierefrei)
„In Deutschland bilden sich nur vier von zehn Erwerbstätigen fort - das sind immer noch zu wenige. Zudem ist die Teilnahme an Weiterbildung zugunsten der bereits besser ausgebildeten verzerrt. Eine systematische und gute Weiterbildung in der Breite der Bevölkerung ist angesichts der neuen Anforderungsprofile durch die grüne und digitale Transformation vor allem auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels unerlässlich. Hierfür muss aus meiner Sicht an drei Stellschrauben gedreht werden: Schaffung von Freiraum für Weiterbildung durch bessere Betreuungsmöglichkeiten in Einrichtungen und im Haushalt sowie effektive digitale Lernangebote, eine erweiterte finanzielle Förderung, und eine höhere Qualität des Weiterbildungsangebots durch Standardsetzung und die verstärkte Einbindung von Hoch- und Berufsschulen.“
Weiterbildung 2021: Teilnahme hängt vom sozialen Hintergrund ab, Onlinekurse sind plötzlich Normalität(PDF, 182 KB, barrierefrei)
„Zwar haben sinkende Spritpreise in den USA zuletzt dazu beigetragen, dass die Inflationsrate et-was gesunken ist, weiterhin anziehende Wohnkosten haben die Kerninflation aber im August auf 6,3 % steigen lassen. Die Fed wird deshalb ihren Kampf gegen die steigenden Preise unvermindert fortsetzen: Für die anstehende September-Sitzung ist zum dritten Mal in Folge eine Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte wahrscheinlich. Ein so entschiedenes Vorgehen wird dazu beitragen die Inflationserwartungen der Marktteilnehmenden und der Konsumenten weiter zu senken. Noch sind die Ängste vor weiter ausufernden Preissteigerungen aber präsent. Die Fed muss daher glaubwürdig versichern, dass sie um jeden Preis gewillt ist, der Inflation Herr zu werden. Weitere Zinsschritte im Schlussquartal sind deshalb unabdingbar.“
„Die Stimmung ist mau, der Ausblick düster. Die Erwartungen der Mittelständler sind derzeit so pessimistisch wie zuvor nur vor den beiden mit Abstand tiefsten Rezessionen in der Geschichte der Bundesrepublik, nämlich zu Beginn der globalen Finanzkrise im Winter 2008/2009 sowie nach Ausbruch der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020. Allerdings muss man mit Blick auf die Konstruktion des Index die deprimierenden Geschäftserwartungen auch zurechtrücken: Sie sind ein Maß, wie umfassend verbreitet die Angst vor einem Konjunkturabsturz ist. Mit anderen Worten: Sie spiegeln die vielfältigen Befürchtungen, Sorgen und Ängste rund um den Krieg und die Energiekrise in der gesamten Breite der Unternehmenslandschaft wider. Sie sind jedoch kein verlässliches Maß für die Tiefe des befürchteten Rückgangs selbst. Wir gehen aktuell davon aus, dass Deutschland am Beginn einer technischen Rezession steht, die deutlich milder ausfallen wird als die Einbrüche während der Finanz- oder der Coronakrise.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer August 2022(PDF, 133 KB, barrierefrei)
„Bildung ist ein wesentlicher Faktor für den zukünftigen Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Moderne Schulgebäude sind neben der individuellen Qualität der Lehrenden eine tragende Säule eines leistungsfähigen Bildungssystems. Die seit Jahren hohen Investitionsrückstände im Schulbereich geben deshalb Anlass zur Sorge. Erschwert wird der Aufholprozess durch die Folgen der aktuellen Krisen, denn neben Corona sind die Auswirkungen des Ukraine-Krieges getreten. Die stark steigenden Energiepreise treffen auch die Kommunen. Der Betrieb der Schulgebäude wird im Hinblick auf Strom oder Wärme deutlich teurer, sodass der finanzielle Spielraum für Investitionen enger ausfällt.
Es ist im Zusammenspiel aller föderalen Ebenen nötig, die Handlungsfähigkeit der für die Schulgebäude zuständigen Gebietskörperschaften insgesamt zu stärken. Deshalb gilt es, die Investitionsfähigkeit der Kommunen in allen Regionen sicherzustellen, damit zentrale Infrastrukturbereiche wie Schulgebäude in einem angemessenen Umfang und Zustand bereitgestellt werden können. Dies hilft dabei, die Regionen Deutschlands wettbewerbsfähig zu halten und den Menschen auf ihrem Lebensweg neue Chancen zu eröffnen, und es trägt gelichzeitig dazu bei, dass das Land die vor ihm liegenden großen Herausforderungen überhaupt bewältigen kann.“
Kosten steigen schneller als die Investitionen: Bedarfe für Schulen weiter hoch(PDF, 132 KB, barrierefrei)
„Die hohen Inflationsraten in Deutschland und Europa machen mir große Sorgen und bis zu einer Trendwende wird noch einige Zeit ins Land gehen. Umso richtiger war die heutige Entscheidung der EZB, mit einem 75 Bp.-Zinsschritt ein deutliches Zeichen zu setzen und den konjunkturellen Kassandrarufen zu widerstehen. Mit Blick auf die Revisionen der Inflations- und Wachstumsprognosen spiegelt der Zinsentscheid die neue Entschlossenheit der Notenbank wider, die Inflation zurück „auf Ziel“ zu bringen und vor allem die langfristigen Inflationserwartungen zu verankern. Dieser Kurs wird allerdings noch einige Opfer und notwendige, nachfrageseitige Anpassungen bei Haushalten, Unternehmen und dem Staat erfordern. Dies dürfte eine wirtschaftliche Verlangsamung im Euro-Raum verstärken, vor allem da sich der Preisdruck in den vergangenen Monaten verbreitert hat. Der ebenfalls rasante Anstieg der Kerninflation auf mittlerweile 4,3 % wird eine Beibehaltung des Straffungskurses auch in den kommenden Monaten erforderlich machen. Sollte die EZB hingegen zu früh lockern, läuft sie Gefahr, dass erreichte Erfolge vergeblich waren und die langfristigen, ökonomischen Kosten der Inflationsreduzierung nur gestiegen sind. Sie hätte dann das Kind sprichwörtlich mit dem Bad ausgeschüttet.“
„Die „grüne Transformation“ unserer globalen Wirtschaft mit dem Ziel, den globalen Temperaturanstieg gemäß dem Pariser Klimaabkommen auf 1,5 Grad zu begrenzen, geht voraussichtlich bis 2040 mit einer Versechsfachung des gegenwärtigen Bedarfs an mineralischen Rohstoffen für klimafreundliche Energietechnologien weltweit einher. Die globalen Digitalisierungsbestrebungen werden die Nachfrage zusätzlich erhöhen.
Für die Lösung sich abzeichnender Rohstoffknappheit für die Transformation sind ein engagiertes Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft, ein bewusstes Abwägen der Vor- und Nachteile einer verstärkten Rohstoffgewinnung in Europa, und die Diversifizierung von Rohstoffbezugsquellen durch Ausgestaltung neuer strategischer Allianzen mit rohstoffreichen Ländern unerlässlich. Es ist absehbar, dass bei vielen Rohstoffen eine hohe Importabhängigkeit weiter bestehen bleibt. Hier müssen wir die Vorteile der globalen Rohstofflieferketten – mit Augenmaß - nutzen. Auch der Aufbau von strategischen Reserven in kritischen Bereichen spielt eine Rolle. Natürlich wird das etwas kosten. Dieser Abwägung zwischen Kosteneffizienz und einer höheren Versorgungssicherheit müssen sich Politik und Wirtschaft gemeinsam stellen. Sicher ist: Damit die Transformation in Richtung Dekarbonisierung und Digitalisierung in Europa gelingt, gehört das Thema der Rohstoffsicherung bei allen Akteuren weiter oben auf die Agenda.“
Rohstoffbedarf und -sicherheit in Zeiten der grünen und digitalen Transformation(PDF, 347 KB, barrierefrei)
„Für die Menschen hierzulande drängen Fragen um den Energieverbrauch und eine von fossilen Rohstoffen unabhängigere Energieversorgung in den Alltag. Durch Trockenheiten und Hitzeperioden im Sommer oder Extremwetterereignisse werden die Folgen des Klimawandels direkt vor unserer Haustür immer spürbarer. Der Anstieg der Energiepreise führt uns vor Augen, dass ein geringerer Energieverbrauch und eine unabhängigere Energieversorgung dem Klimaschutz dienen und gleichzeitig die Energiekosten senken. Positiv ist deshalb, dass die Anzahl der Haushalte in Deutschland, die Energiewendetechnologien nutzen, im letzten Jahr deutlich gestiegen ist.
Aktuell setzen noch vor allem einkommensstarke Haushalte und solche mit Wohnungseigentum auf Solarthermie, Photovoltaikanlagen oder Elektroautos. Es sind aber fast alle Haushalte durch die hohen Energiepreise betroffen. Weitere Fortschritte bei Energieeffizienz und Energieerzeugung sind notwendig, damit die Energiewende in der Breite der Bevölkerung zum Tragen kommt.
Die Energiewende wird nur funktionieren, wenn alle Bürgerinnen und Bürger an Bord sind. Bei vielen Haushalten wird die anrollende Kostenlawine erst noch ankommen. Hier gilt es böse Überraschungen zu vermeiden. Energieberatungen sind ein guter Ansatz, gerade auch bei niedrigen Einkommen. Und es wird Lösungen brauchen für die gegenwärtig knappen Beratungs- und Handwerkskapazitäten.“
KfW-Energiewendebarometer 2022(PDF, 619 KB, nicht barrierefrei)
„Nach einem deutlichen Einbruch in der Corona-Pandemie hat sich das Finanzierungsklima für Unternehmen und Betriebe bis zum Frühjahr dieses Jahres wieder verbessert. Der Ukrainekrieg und die Energiekrise stellen die Unternehmen jedoch vor neue Herausforderungen. Die schlechteren Konjunkturaussichten und die steigenden Zinsen zur Eindämmung der Inflation dürften sich perspektivisch negativ auf das Finanzierungsumfeld und den Kreditzugang der Unternehmen auswirken.“
“Das Thema Nachhaltigkeit ist jetzt in der Breite der Unternehmen angekommen und hat sich dort durchgesetzt. So hat es für 57 % der Unternehmen aktuell einen hohen oder sogar sehr hohen Stellenwert, mehr als drei Viertel erwarten dies für die kommenden drei bis fünf Jahre, und dies unabhängig von der Branche oder Größe.“
Unternehmensbefragung 2022(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Obwohl sich die konjunkturellen Aussichten im Euroraum immer mehr eintrüben, sind wir von einer Trendumkehr bei der Inflation noch weit entfernt. Dies spiegelt sich auch in den heute veröffentlichten Zahlen für den August wider, in dem die Inflation weiter zulegte. Mit Blick auf den Rest des Jahres dürfte die Richtung bei den Preisen ebenfalls klar sein. Die unvermindert ansteigenden Nahrungsmittel- und Energiepreise, v.a. von Strom und Gas, dürften die Inflation im Euroraum in den letzten Monaten des Jahres auf über 10 % drücken. Für die EZB heißt das, der Inflationsbekämpfung oberste Priorität einzuräumen und den Zinsanpassungspfad konsequent weiter zu beschreiten. Vielleicht wagt sie bei der Septembersitzung den 75 Basispunkteschritt. Auch im Oktober wird der Druck hoch bleiben. Zwar erhöht dies das Risiko eine weiche Landung zu verfehlen. Vor dem Hintergrund, dass sich die Inflation allerdings mehr und mehr verbreitert, ist das konsequente Vorgehen gegen die Inflation unerlässlich.“
„Für die deutsche Wirtschaft kommt es derzeit dicke. Der Ukraine-Krieg und die Vertragsbrüche und Liefereinschränkungen Russlands im Erdgasgeschäft treiben die Energiepreise hoch, schwächen die Kaufkraft und sorgen für große Unsicherheit. Die Corona-Krise belastet durch Störungen von Lieferketten und Produktionsausfälle immer noch die Weltkonjunktur. Das alles führt zu Zurückhaltung bei Konsumenten und Investoren. Dennoch ist die Zahl der offenen Stellen weit höher als vor der Corona-Krise. Der Grund dafür sind volle Auftragsbücher und die Erwartung, dass die gröbsten Lieferengpässe in absehbarer Zeit behoben sein werden. Wer dann über die nötigen Fachkräfte verfügt, kann sich glücklich schätzen. Denn das Fachkräfteangebot wird jenseits der aktuellen Krisen künftig über Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen entscheiden. Der Handlungsdruck ist größer denn je, weil die bislang ergriffenen Maßnahmen viel zu zaghaft sind. Da muss entschieden mehr Butter bei die Fische! Deutschland braucht eine Fachkräftesicherungsstrategie, die weit mehr als bisher gegen das rückläufige Fachkräfteangebot und die stagnierende Erwerbstätigenproduktivität unternimmt. Dabei kommt es auch darauf an, die Investitions- und Innovationstätigkeit wieder anzukurbeln.“
„Die Inflationsrate in Deutschland bleibt auch im August hoch. Im Vergleich zum Juli ist sie nochmals merklich angestiegen. Ohne die teils noch bis Ende des Monats laufenden Entlastungsmaßnahmen wie das 9-Euro-Ticket und den Tankrabatt sowie die Abschaffung der EEG-Umlage im Juli wäre dieser Anstieg wahrscheinlich noch deutlicher ausgefallen. Denn bereits ab September dürfte es weiter aufwärts gehen, insbesondere bei Energie und Dienstleistungen droht weiteres Ungemach. Durch die weitere Anpassung bestehender Energielieferverträge an die rasant gestiegenen Marktpreise könnte die Inflation auf zweistellige Zuwachsraten im Schlussquartal ansteigen. Für die EZB heißt das, dass sie der Inflationsbekämpfung trotz des sich eintrübenden konjunkturellen Ausblicks oberste Priorität einräumen muss.“
„Mit mindestens zwei aufeinanderfolgenden negativen Quartalen haben wir es per Definition mit einer technischen Rezession zu tun. Praktisch bedeutet unsere Konjunkturprognose aber Stagnation beziehungsweise – mit Blick auf die gleichzeitig sehr hohe Inflation – Stagflation im kommenden Jahr im Gegensatz zu einer echten Rezession. Von der in unserer neuen Prognose vorhergesagten leichten Schrumpfung des BIP um 0,3 % sind 0,2 Prozentpunkte auf weniger Arbeitstage im Jahr 2023 zurückzuführen, also einen negativen Kalendereffekt. Angesichts der weiter hohen Fachkräfteengpässe gehen wir auch von relativ stabiler Beschäftigung aus, weil Unternehmen trotz angespannter Wirtschaftslage zweimal nachdenken, bevor sie Mitarbeitenden kündigen.“
„Die Energiepreisinflation in Deutschland wird im Herbst mit der kürzlich beschlossenen Gasumlage und regulären Anpassungen der Gas- und Stromtarife an die massiv gestiegenen Großhandelspreise voraussichtlich einen neuen Schub bekommen. Inflationsdämpfende Maßnahmen wie das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt laufen außerdem aus. Dies führt dazu, dass sich ein Abwärtstrend bei der Inflationsrate weiter verzögert. Im Durchschnitt des Jahres 2022 wird die Inflation in Deutschland gemessen am EU-weit vergleichbaren harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) voraussichtlich 8,4 % betragen. Neben Energie tragen besonders die Lebensmittel zur hohen Inflation bei. Im Verlauf von 2023 dürfte es allerdings zu einer rückläufigen Entwicklung der monatlich gemeldeten Gesamtinflationsrate kommen, da Basiseffekte aus dem Vorjahr die Beiträge aus der Energie- und Lebensmittelpreisinflation verringern. Ab dem Jahresende 2022 anziehende Löhne und Dienstleistungspreise halten jedoch den Druck bei der Inflation ohne Energie- und Lebensmittelpreise (Kernrate) hoch. Diese liegt in der zweiten Hälfte von 2023 voraussichtlich sogar in einigen Monaten über der Gesamtinflationsrate. Mittelfristig dürften die Konjunkturschwäche und die geldpolitische Straffung der EZB aber dämpfend auf die Kerninflation wirken. Für das Gesamtjahr 2023 erwarten wir, dass die deutsche Inflationsrate mit 5,1 % noch sehr hoch ausfällt, vor allem aber wegen hoher Raten zum Jahresbeginn.“
KfW-Konjunkturkompass August 2022(PDF, 128 KB, barrierefrei)
„Die lediglich geringe Stimmungseintrübung ist angesichts der sehr düsteren Erwartungen nur ein schwacher Trost. Deutschland steht am Beginn einer technischen Rezession, bereits für das laufende dritte Quartal droht eine Schrumpfungsrate. Der energiepreisgetriebene Inflationsschub drückt die Kaufkraft und die Unwägbarkeiten bei der Gasversorgung im Winter verunsichern Unternehmen wie Privathaushalte gleichermaßen. Gleichzeitig ist die bislang stabilisierende Aufholbewegung bei den zuvor coronabedingt eingeschränkten Dienstleistungen nahezu abgeschlossen und mit den niedrigen Pegelständen im Rhein kommt aktuell ein weiterer Störfaktor hinzu. Nach unserer neuen, heute früh veröffentlichten Sommerprognose wird die deutsche Wirtschaft 2023 um 0,3 % schrumpfen, nach einem Zuwachs von 1,4 % in diesem Jahr.“
„Die Trendwende am Kreditmarkt steht vor der Tür: Nach einem starken ersten Halbjahr werden Krieg, Konjunkturflaute und Kreditkosten in der zweiten Jahreshälfte das Kreditneugeschäft in Deutschland bremsen. Zwar klingen die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen der Pandemie durch eine Rücknahme vieler gesundheitspolitischer Maßnahmen ab. Gleichzeitig kommen durch den russischen Überfall auf die Ukraine hohe Kosten auf die deutsche Volkswirtschaft zu, die den Schwung der Pandemieerholung kräftig ausbremsen dürften. Zudem sind die gestörten Lieferketten sowie hohe Energie- und sonstige Inputpreise treibende Faktoren für restriktivere Kreditvergabestandards der Banken.“
„Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeugt von einer breiten Verschlechterung des Geschäftsklimas in Unternehmen aus allen Branchen und Größenklassen. Vor allem die Furcht vor einem Gaslieferstopp im Zusammenhang mit der Wartung von Nord Stream 1 dürfte zum Umfragezeitpunkt bei vielen Unternehmen die Geschäftsaussichten eingetrübt haben. Der vollständige Lieferstopp ist zunächst zwar ausgeblieben, aber die Belastung in energieintensiven Branchen und auch in konsumnahen Wirtschaftsbereichen ist trotzdem gewaltig. Denn selbst wenn die Gasflüsse aus Russland auf niedrigem Niveau anhalten, drohen zusätzliche Kaufkraftverluste durch massiv steigende Heizkosten. Der einzige Hoffnungsanker sind derzeit die noch sehr hohen Auftragsbestände im Verarbeitenden Gewerbe und die laut einigen Indikatoren etwas nachlassenden globalen Lieferengpässe. Mit einer sich eintrübenden Weltkonjunktur wächst jedoch die Gefahr von Stornierungen und die Angebotskrise könnte von einer Nachfrageschwäche abgelöst werden.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Juli 2022(PDF, 112 KB, barrierefrei)
„Im vergangenen Quartal ist die deutsche Wirtschaftsleistung noch mit Schrammen davongekommen, denn die Erholung in den einst pandemiebeschränkten Dienstleistungsbereichen hat die rückläufige Industrieproduktion kompensiert. Jetzt liegt aber mit dem Absturz des Einkaufsmanagerindex und des ifo Geschäftsklimas eine Rezession in der Luft. Der Aufholprozess der Dienstleistungsproduktion ist weitgehend abgeschlossen und es drohen zusätzliche Kaufkraftverluste durch massiv steigende Heizkosten, denn die russischen Gaslieferungen werden wohl entweder stark reduziert bleiben oder sogar ganz abreißen. Auf jeden Fall ist die Unsicherheit derzeit gewaltig, was Gift für die Investitionstätigkeit ist. Es ist wichtig dem entgegenzuwirken, denn es sind gerade Investitionen die notwendig sind, um die akuten Herausforderungen, wie die seit Kriegsausbruch noch dringendere Energiewende, zu meistern. “
„Der Arbeitsmarkt erweist sich weiterhin als Bollwerk gegen die Krise. Die hohe Zahl der offenen Stellen und die Beschäftigungspläne der Unternehmen lassen erwarten, dass die Erwerbstätigkeit in den nächsten Monaten weiter steigt. Das erhöht die Kaufkraft und stabilisiert die Konjunktur. Es gibt jedoch keine Garantie, dass dies so bleibt. Bei einem kompletten Stopp der russischen Erdgaslieferungen wären ein Konjunktureinbruch und weiter steigende Inflation zu erwarten – das würde auch den Arbeitsmarkt treffen. Die Arbeitslosigkeit hat durch die hohe Zahl der Kriegsflüchtlinge seit Juni stark zugenommen. Das lenkt das Augenmerk verstärkt auf die Integrationsfähigkeit der Arbeitsuchenden in den deutschen Arbeitsmarkt. Die Flüchtlingszuwanderung aus der Ukraine kann das Fachkräfteangebot in Deutschland verstärken. Ein Wunder wird allerdings ausbleiben. Zwar ist richtig, dass die Ukrainer relativ hoch qualifiziert sind: die Hälfte der in vergangenen Jahren Zugewanderten besitzt einen Hochschulabschluss und weitere 14 % eine betriebliche Ausbildung oder eine vergleichbare Qualifikation. Doch das große Potenzial ukrainischer Zuwandernder wird nach bisheriger Erfahrung nur unzureichend genutzt. 30 % der ukrainischen Einwandernden aus früheren Jahren arbeiten als Hilfskräfte, unter den Deutschen sind es 6 %. Und in den ersten zwei Jahren nach der Einwanderung lag die Erwerbstätigenquote lediglich bei etwa einem Drittel. Die Gründe dafür sind Sprachbarrieren und die mangelnde Anrechenbarkeit von Qualifikationen. In den ersten zwei Jahren nach der Zuwanderung besaß nur ein Zehntel der eingewanderten Ukrainerinnen und Ukrainer gute oder sehr gute Deutschkenntnisse. Für eine bessere Eingliederung von Zuwandernden muss es das Ziel sein, die Integrations- und Qualifizierungsbemühungen erheblich zu verstärken, seitens Unternehmen und Staat, aber natürlich auch seitens der Zuwandernden. Das gilt ganz allgemein. Denn in Deutschland sind Fachkräfte knapp, an Hilfskräften besteht ein großes Überangebot.“
„Beim Blick in den Rückspiegel zeigte sich die Euro-Konjunktur mit einem Quartalswachstum um +0,7 % im Frühjahrsquartal noch sehr robust. Beim Blick nach vorne wackelt sie aber gehörig. Der Energiepreisschock hat die Inflation in die Höhe und die Konsumentenstimmung in den Keller getrieben, die Kaufkraft fließt zunehmend ins Ausland und der private Konsum wird vom Konjunkturtreiber zum Belastungsfaktor. Bis das die Preise drückt, wird es jedoch dauern. Angesichts einer Inflationsrate von 8,9 % wird die EZB deshalb auch bei den nächsten Sitzungen mit weiteren Zinsschritten nachlegen müssen, denn Priorität ist es derzeit die Inflationserwartungen einzufangen.“
„Die US-Konjunktur hat seit Jahresbeginn deutlich an Schwung verloren. Nach zwei Quartalen negativer Wachstumsraten ist die US-Wirtschaft in eine technische Rezession gerutscht. Zwar dürfte das Wachstum der US-Wirtschaft im aktuellen und dem Jahresschlussquartal wieder etwas zulegen. Besonders die weiterhin hohen Inflationsraten und die anhaltenden Zinserhöhungen der US-Notenbank drücken jedoch zunehmend auf den Konsum. So ist etwa der Anstieg der Einzelhandelsumsätze im Juni fast vollständig auf höhere Preise zurückzuführen. Während der Arbeitsmarkt sich aktuell noch robust zeigt, mehren sich in den Geschäftserwartungen der Unternehmen im Einzelhandel und im Bausektor Zeichen einer Abkühlung. Schlagen sich diese Erwartungen in negativen Geschäftsergebnissen nieder, dürfte auch die Lage am Arbeitsmarkt kippen.“
„Der Inflationsdruck bleibt hoch und eine Trendwende lässt weiter auf sich warten. Vielmehr dürfte die Inflationsrate nach dem Sommer nochmals zulegen, denn die aktuellen Entlastungsmaßnahmen wie das 9-Euro-Ticket laufen dann aus und ab Oktober können die stark gestiegenen Gaspreise unmittelbar an die Endkunden weitergegeben werden. Die geopolitische Unsicherheit und das Risiko eines vollständigen Gaslieferstopps hängen zudem wie ein Damoklesschwert über den kommenden Monaten. Für die EZB heißt das, der Inflationsbekämpfung oberste Priorität einzuräumen. Dies hat sie auch mit dem ersten Zinsschritt von 50 Basispunkten signalisiert. Wichtig ist es nun, dass die EZB hier nachhaltig weiter liefert, um die Inflationserwartungen dauerhaft bei 2 % zu verankern.“
„Vor allem die Furcht vor einem anhaltenden Gaslieferstopp im Zusammenhang mit der Wartung von NordStream1 dürfte zum Umfragezeitpunkt bei vielen Unternehmen die Geschäftsaussichten eingetrübt haben. Der vollständige Lieferstopp ist zunächst zwar ausgeblieben, aber die Unsicherheit über die Energieversorgung bleibt trotzdem gewaltig. Das belastet die Geschäftsaussichten in energieintensiven Industriebranchen, aber auch in konsumnahen Wirtschaftsbereichen. Denn selbst wenn die Gasflüsse aus Russland auf dem aktuellen niedrigen Niveau anhalten, drohen zusätzliche Kaufkraftverluste durch massiv steigende Heizkosten.
Jetzt gilt es, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen aufrechtzuerhalten, obwohl in der Vergangenheit auf ähnlich pessimistische Geschäftserwartungen meist Investitionszurückhaltung folgte. Nur mit Investitionen können die akuten Herausforderungen, wie die seit Kriegsausbruch noch dringendere Energiewende, gemeistert werden. Darin liegen auch Chancen für die Unternehmen, sich rechtzeitig in Zukunftsmärkten zu positionieren.“
„Die US-Wirtschaft befindet sich möglicherweise bereits in einer technischen Rezession. Nachdem das BIP in den ersten drei Monaten des Jahres um 0,4 % im Vorquartalsvergleich geschrumpft ist, prognostiziert die Fed Atlanta in ihrer Schnellschätzung auch für das zweite Quartal ein negatives Wachstum. Die Gründe hierfür sind jedoch eher technischer Natur, beispielsweise spielen die Veränderung von Lagerbeständen eine große Rolle. Die neusten Konjunkturdaten deuten aber darauf hin, dass die US-Wirtschaft zuletzt durchaus an Schwung verloren hat. Da sich der Arbeitsmarkt aber weiterhin in einer sehr guten Verfassung präsentiert und gleichzeitig die Inflation auf hohem Niveau verweilt, gehe ich davon aus, dass die Fed ihrer Juli-Sitzung den Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 75 Basispunkte anheben wird. Danach könnte die US-Zentralbank der abkühlenden Konjunkturentwicklung jedoch Rechnung tragen und das Tempo bei der Zinswende etwas verlangsamen.“
„Bei Erzeugerpreisanstiegen von über 30 % gegenüber dem Vorjahresmonat sorgen sich viele, dass das dicke Ende bei der Inflation noch bevorsteht. Erzeugerpreisschwankungen landen erfahrungsgemäß jedoch nur zum Teil bei den Verbrauchern und werden recht schnell weitergegeben. Unsere Analyse zeigt außerdem, dass sich der Zusammenhang zwischen Verbraucher- und Erzeugerpeisschwankungen im Zeitablauf abgeschwächt hat. Die aktuelle Relation von rund eins zu vier der beiden Preissteigerungsraten entspricht in etwa der Erfahrung seit der Wiedervereinigung. Ein echtes Aufwärtsrisiko für Erzeuger- und Verbraucherpreise ist jedoch der Gaspreis. Bei überwiegend oder sogar komplett ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland bekommen die Erzeugerpreise einen zusätzlichen Schub und auch die Weitergabe an die Verbraucher würde wohl deutlich erhöht. Dort wo es am drängensten ist, müsste die Politik gezielt entlasten. "
Erzeugerpreise und Inflation: Kommt das dicke Ende erst noch?(PDF, 135 KB, barrierefrei)
„Der Staat muss beim Klimaschutz seine Anstrengungen in den kommenden Jahren kontinuierlich und zielgerichtet steigern. Er ist als Investor gefragt, muss Kapazitäten in der Verwaltung sinnvoll ausweiten und vermeiden, dass es zu Strohfeuer-Effekten kommt. Gleichzeitig muss der Staat den Rahmen für mehr private Investitionen schaffen. Hierzu zählen die Gestaltung des CO2-Preises und die gezielte Förderung grüner Technologien. Ganz zentral ist, dass Klimaschutzinvestitionen eine Chance sind, die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand in Deutschland zu verbessern. Effektiver Klimaschutz verringert die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen, macht das Land unabhängiger von fossilen Energieimporten und gewährleistet die Teilnahme an grünen Zukunftsmärkten."
Öffentliche Investitionsbedarfe zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland(PDF, 177 KB, barrierefrei)
„Eine Zinsanhebung am Donnerstag ist ausgemacht, das bleibt auch trotz der erheblich eingetrübten Konjunkturaussichten so. Bei Inflationsraten von über 8% wird die EZB die Inflationsbekämpfung priorisieren, auch wenn mit dem drohenden Gaslieferstopp eine Rezession in der Luft liegt. Ich gehe davon aus, dass die EZB jetzt wie angekündigt mit 25 Basispunkten den Anfang macht und dann auf allen weiteren Sitzungen dieses Jahr nachlegt. Eine Abkehr vom Straffungskurs erwarte ich erst, falls sich auch die Situation am Arbeitsmarkt deutlich verschlechtert. Besondere Aufmerksamkeit liegt bei dieser Sitzung auf dem Antifragmentierungstool. Wahrscheinlich bleiben die Ausführungen zur konkreten Ausgestaltung relativ vage. Bei allen berechtigten Bemühungen um eine einheitliche Wirkung der Geldpolitik ist es schwer ein fundamental gerechtfertigtes Niveau der Spreads zu bestimmen, was auch die jüngsten politischen Turbulenzen in Italien unterstreichen. Die Argumentation über die geldpolitische Wirkung ist aber essenziell, denn es ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche, dass das Programm früher oder später vor dem Bundesverfassungsgericht bestehen muss.“
„Besonders für den Mittelstand wird die Luft am Kreditmarkt allmählich dünner. Steigende Zinsen, der durch die russische Aggression verschärfte Kostenschub und eine sich abschwächende Konjunktur veranlassen die Banken bei der Kreditvergabe vorsichtiger zu agieren. Noch sehen wir ein starkes Kreditwachstum. Das spricht dafür, dass der Kreditkanal nach wie vor gut funktioniert. Setzt sich der Anstieg der Kredithürde jedoch fort, könnte ein unzureichender Finanzierungszugang bald die Umsetzung von Investitionsvorhaben gefährden.“
KfW-ifo-Kredithürde Q2 2022(PDF, 98 KB, barrierefrei)
„Die Innovationskraft des deutschen Mittelstands ist insgesamt weiterhin hoch, konzentriert sich aber auf immer weniger Unternehmen. Für die Dynamik der Volkswirtschaft ist aber gerade zentral, dass der Mittelstand in der Breite wieder mehr Innovationen hervorbringt. Dabei kommt der Linderung des Mangels an Fachpersonal eine besondere Rolle zu. Außerdem gilt es, umfassende Anreize für den Aufbau oder den dauerhaften Erhalt von Forschungs- und Entwicklungskompetenzen in den Unternehmen zu setzen. Die Innovationsförderung muss deshalb neben den Vorreiter-Unternehmen auch Innovationen in der Breite des Mittelstands unterstützen. Dazu muss beispielsweise der Erwerb von strategischen Fähigkeiten und Kenntnisse zum Innovationsmanagement in der Berufsausbildung verstärkt werden.“
Mittelständische Unternehmenstypen im Innovationssystem: Aktivitäten, Hemmnisse und Erfolge(PDF, 243 KB, barrierefrei)
„Jedes Jahr werden rund 120.000 Unternehmen an die nächste Generation übergeben – und das ist elementar für die Produktivität der Volkswirtschaft. Doch jeder geglückten Nachfolge stehen auch Geschäftsaufgaben gegenüber. Dass aber auch die Aufgabe von Unternehmen zur natürlichen Erneuerung einer Wirtschaft zählt, gerät häufig aus dem Blick. Im Mittelstand kommen ein schwindendes Interesse in den Familien an einer Übernahme, die demografische Entwicklung und – auch das gehört zur Wahrheit – eine oftmals geringe wirtschaftliche Attraktivität zum Tragen. Viele Inhaberinnen und Inhaber entscheiden sich dann bewusst für eine Geschäftsaufgabe. Ein echter Verlust für die Wirtschaft sind Geschäftsaufgaben von erfolgreichen Unternehmen, die ihren Nachfolgewunsch trotz wirtschaftlicher Attraktivität mangels geeigneter Kandidaten aufgeben. Davon wird es angesichts der demografischen Entwicklung immer mehr geben. Welche Folgen ein etwaiges Wiederaufflammen der Corona-Krise oder die Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine haben wird, ist derzeit noch mit hoher Unsicherheit behaftet.“
Geschäftsaufgaben im Mittelstand: Nachfolgermangel, Rentenalter und geringe wirtschaftliche Attraktivität entscheidend(PDF, 178 KB, barrierefrei)
„Trotz aller Widrigkeiten hat die deutsche Wirtschaft und insbesondere der Mittelstand ein recht zufriedenstellendes Frühjahr erlebt. Den insgesamt soliden Urteilen zur aktuellen Geschäftslage stehen seit dem russischen Überfall auf die Ukraine allerdings sehr düstere Geschäftserwartungen gegenüber. Vor allem der deutlich wahrscheinlicher gewordene Lieferstopp von russischem Gas ist ein handfester Grund für Rezessionssorgen. Jetzt gilt es, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen aufrechtzuerhalten, obwohl in der Vergangenheit auf ähnlich pessimistische Geschäftserwartungen meist Investitionszurückhaltung folgte. Denn nur mit Investitionen können die akuten Herausforderungen, wie die seit Kriegsausbruch noch dringendere Energiewende, gemeistert werden.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Juni 2022(PDF, 114 KB, barrierefrei)
„Eine breite Mehrheit der Haushalte in Deutschland steht einer Pflichtversicherung für Elementarschäden aufgeschlossen gegenüber. Politisch erscheint sie damit umsetzbar. Dazu stellt sie vor dem Hintergrund der Zunahme von extremen Wetterereignissen einen wichtigen Beitrag zur Absicherung des Vermögens von großen Bevölkerungsteilen dar. Die Bevölkerung bewertet Alternativen dazu – Kostenübernahmen durch den Staat oder durch die Betroffenen – deutlich kontroverser. Die Versicherung muss so ausgestaltet sein, dass sie die richtigen Anreize zur Risikovermeidung setzt. Und sie muss eine tragfähige Lösung für die Haushalte bieten, die die Versicherungsprämien besonders belasten würden.“
Extremwetterereignisse: versichert sein oder nicht, das ist hier die Frage(PDF, 313 KB, barrierefrei)
„Energie- und Rohstoffpreise sowie Versorgungsengpässe prägen weiterhin die anhaltend hohe Inflationsrate im Euroraum. Der Druck aus kriegs- und Covid-bedingten Einschränkungen könnte sich in den kommenden Monaten sogar noch weiter verstärken. Vor allem in der hohen Lebensmittelinflation kommen verzögerte Auswirkungen der hohen Energiepreise, des kräftigen Preisanstiegs für Lebensmittelrohstoffe, aber auch Mindestlohnerhöhungen in mehreren Mitgliedstaaten zum Tragen. Das spricht gegen einen schnellen Rückgang der Inflation und birgt die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Die Entscheidung der EZB, den Zinsanker zu lichten und Kurs auf eine schrittweise, aber zügige Zinswende zu setzen, ist mit Blick auf die hohe Inflation dringend nötig. Auf die erste Anhebung des Leitzinses im Juli dürften nun weitere Anhebungen auf der September-, Oktober- und Dezember-Sitzung des EZB-Rates folgen, sodass der Leitzins Ende des Jahres bei rund einem Prozent liegen könnte.“
„Die Stimmung der Unternehmen schwankt zwischen gedämpftem Optimismus und tiefer Sorge. Die Befürchtungen, dass die Wirtschaft erneut in eine Rezession abrutschen könnte, sind berechtigt. Obwohl die Bundesregierung mit Hochdruck daran arbeitet, russische Erdgaslieferungen zu ersetzen, ist jetzt schon klar, dass nur weniger Gas und vor allem teurer zur Verfügung stehen wird. Zusätzlich mehren sich die Meldungen über die neue, hochansteckende COVID-Variante, die sich rasch ausbreitet. Sollten höhere Lohnforderungen eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen, könnte Deutschland eine mehrjährige Phase der Stagflation bevorstehen. Ungeachtet der risikoreichen Aussichten suchen viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften. Das zeigt, wie sehr ihnen daran gelegen ist, sich qualifiziertes Personal zu sichern. Bleibt die deutsche Wirtschaft vom Gau eines kompletten russischen Erdgas-Lieferstopps verschont, wird sich die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresverlauf voraussichtlich mit abgeschwächtem Tempo weiter erhöhen. Aber die wachsende Knappheit wird dafür sorgen, dass viele Stellen lange vakant oder unbesetzt bleiben. Im Schnitt dauert die Besetzung einer Stelle mittlerweile ein halbes Jahr. Eine hohe Zahl an offenen Stellen gibt es derzeit unter anderem im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Bauwirtschaft, im Gastgewerbe, im Maschinenbau, in der Energietechnik und im Erziehungswesen. Mehr als die Hälfte der bei den Jobcentern gemeldeten Stellen sind für Fachkräfte mit Berufsausbildung ausgeschrieben, ein Fünftel für höher qualifizierte Experten und Spezialisten. Das ist eine Verletzlichkeit der deutschen Wirtschaft, die sich schon seit langem aufbaut. Jetzt ist der Zeitpunkt, sie tatkräftig anzugehen und alle Erwerbspersonen, die schon in Deutschland sind, zu mobilisieren sowie gezielte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt attraktiv zu machen.“
„Die Erzeugerpreise sind im Mai mit 33,6 % verglichen zum Vorjahr auf einen neuen historischen Höchststand geklettert. Es ist nach wie vor Dampf auf dem Kessel. Dieser treibt die Verbraucherpreisinflation auch im Juni. Die größten Beiträge dürften wie im Vormonat von den Energiepreisen und den Nahrungsmitteln kommen. Vor allem der Krieg in der Ukraine und die Pandemie bzw. Chinas „No-Covid“-Politik stören die Energieversorgung und die Lieferketten weiter. Das spricht gegen einen schnellen Rückgang der Inflation und birgt die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Tarifparteien in aktuellen Verhandlungen stellt das vor die Herausforderung: Sie müssen einerseits den Kaufkraftverlust für die Arbeitnehmenden jedenfalls teilweise ausgleichen und andererseits die Rückkopplungseffekte auf die Inflation begrenzen. Die Fiskalpolitik kann hier zur Entspannung beitragen, wenn sie soziale Härten abfedert. Die EZB muss mit der Zinswende liefern, um die Inflationserwartung weiter einzudämmen."
„Für viele Menschen jung und alt haben Schwimmbäder und kommunale Sportstätten eine hohe Bedeutung, sind sie doch ein Zeichen von Lebensqualität und machen den Wohnort attraktiv. Die Städte, Kreise und Gemeinden in Deutschland müssen nachhaltige Lösungen für die Investitionsbedarfe und die Kosten des laufenden Betriebs entwickeln, damit sie diese Leistung auch zukünftig dauerhaft anbieten können. Dazu kann beispielsweise eine verbesserte Energieeffizienz der Bäder beitragen. Diese hilft dauerhaft gegen die steigenden Energiepreise und dient zugleich dem Klimaschutz.“
Investitionsrückstand bei Schwimmbädern sinkt, aber Energiekosten steigen(PDF, 161 KB, barrierefrei)
„Die gefallene Stimmung unterstreicht: Die deutsche Wirtschaft quält sich bestenfalls langsam voran. Soliden Urteilen zur aktuellen Geschäftslage stehen seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sehr düstere Geschäftserwartungen gegenüber; der Abstand zwischen den beiden Komponenten des Geschäftsklimas bleibt auch im Juni enorm. Das zeigt, die Rezessionsangst ist weiterhin riesig und dürfte angesichts der vielen Unwägbarkeiten die unternehmerische Investitionsbereitschaft dämpfen. Für das Gelingen der Transformation ist indes das Gegenteil, nämlich ein Investitionsschub, zentral. Eine Wende zum Besseren ist leider erst zu erwarten, wenn sich der Pulverdampf des Krieges verzieht, die globalen Materialengpässe nachlassen sowie der Inflations- und Kostendruck abebbt. Unter dem Strich rechne ich noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6 % in diesem Jahr – nur rund halb so viel, wie ohne den Krieg möglich gewesen wäre.“
„Letzte Woche hat die EZB ernst gemacht: Sie hat die Zinswende eingeleitet. Weil die Spreads südeuropäischer Länder in Folge deutlich gestiegen sind, hat der EZB-Rat dazu heute eine Adhoc-Sitzung abgehalten. Inhaltlich ist die EZB bei Ihren Entscheidungen von letzter Woche geblieben, trotzdem hat die Sitzung zumindest kurzfristig zur Beruhigung der Märkte beigetragen. Ein Blick auf die Fundamentaldaten zeigt auch, dass die Situation heute eine andere ist als zum Zeitpunkt der Eurokrise: Zwar sind Schuldenstände in den betroffenen Ländern heute höher, entscheidend ist aber, dass die Zinslast relativ zur Wirtschaftsleistung deutlich niedriger ist. Die rückläufigen, langfristigen Inflationserwartungen belegen, dass die EZB aus Sicht des Marktes die Zinswende glaubhaft umsetzt. Eine Herausforderung bleibt der Marktfragmentierung mit passenden Instrumenten zu begegnen.“
„US-Notenbankchef Jerome Powell hat zuletzt sehr deutlich gemacht, dass die Fed ihre aggressive geldpolitische Wende so lange fortsetzen wird, bis deutliche Erfolge bei der Inflationsbekämpfung zu verzeichnen sind. Eine Anhebung des Leitzinses um jeweils 0,5 % scheint sowohl für die anstehende Juni- als auch für die Juli-Sitzung bereits in Stein gemeißelt und auch darüber hinaus wird die geldpolitische Straffung zügig weitergehen. Neben den Zinsschritten wurde mit der Reduzierung der 8,5 Bio. US-Dollar großen Fed-Bilanz bereits begonnen. 2022 durfte sich der Abbau auf etwa 1,0 Bio. US-Dollar summieren, für 2023 ist mit einem Rückgang um weitere 1,5 Bio. US-Dollar zu rechnen. Der Balanceakt der Fed besteht darin, die Preisanstiege zu verlangsamen und gleichzeitig durch höhere Zinsen die Wirtschaft nicht zu stark abzuwürgen. Jerome Powell warnte in diesem Zusammenhang bereits davor, dass der Kampf gegen die Inflation schmerzhaft werden könnte.“
„Die Digitalisierung im deutschen Mittelstand muss weiter gestärkt werden – das beinhaltet auch, ihre strategische Bedeutung dort stärker zu verankern. Deshalb sind Ansatzpunkte einerseits Digitalisierungshemmnisse wie Internetanbindung oder Finanzierungsprobleme anzugehen, und andererseits mittelständischen Unternehmen in stärkerem Maße als bislang die strategische Bedeutung der Digitalisierung zu vermitteln. Gerade die Positionierung auf Märkten, die Erschließung neuer Kundengruppen oder die Weiterentwicklung der bestehenden Geschäftsmodelle sind hier zentral."
„Die Geschäfte laufen allen Belastungen aus Krieg und Pandemie zum Trotz noch immer vergleichsweise gut, doch die Angst der Unternehmen vor einem Absturz ist riesig. Nie zuvor war der Abstand zwischen der weiterhin positiven Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und den seit Kriegsausbruch sehr düsteren Geschäftsaussichten so groß wie jetzt, sowohl im Mittelstand als auch bei den Großunternehmen. Das zeigt den Abgrund, in den die Unternehmen blicken. Wie tief sie wirklich hineinfallen, hängt davon ab, wie weit sich die Sanktions- und Eskalationsspirale noch dreht, aber auch von der Dauer des Krieges. Wirtschaftlich ist dabei besonders relevant, ob es zu einem Stopp der Gasimporte aus Russland kommt. Grundsätzlich wirken zurzeit zwei gegensätzliche Kräfte auf die Konjunktur: Während die Bremseffekte der Corona-Pandemie nachlassen, verlängert und verstärkt der russische Angriffskrieg die globalen Lieferkettenprobleme, treibt die Energiekosten in die Höhe und belastet die Kaufkraft. Der Konsum wird deshalb im Sommerhalbjahr zwar anziehen, aber wohl eher schwach. Im Winterhalbjahr 2022/2023 dürfte die Wirtschaft dann sogar nahezu stagnieren. Unter der Annahme, dass ein Lieferstopp für russisches Gas vermieden wird, gehe ich davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2022 noch um 1,6 % wachsen kann.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Mai 2022(PDF, 136 KB, barrierefrei)
„Die Geschäfte laufen allen Belastungen aus Krieg und Pandemie zum Trotz noch immer vergleichsweise gut, doch die Angst der Unternehmen vor einem Absturz ist riesig. Nie zuvor war der Abstand zwischen der weiterhin positiven Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und den seit Kriegsausbruch sehr düsteren Geschäftsaussichten so groß wie jetzt, sowohl im Mittelstand als auch bei den Großunternehmen. Das zeigt den Abgrund, in den die Unternehmen blicken. Wie tief sie wirklich hineinfallen, hängt davon ab, wie weit sich die Sanktions- und Eskalationsspirale noch dreht, aber auch von der Dauer des Krieges. Wirtschaftlich ist dabei besonders relevant, ob es zu einem Stopp der Gasimporte aus Russland kommt. Grundsätzlich wirken zurzeit zwei gegensätzliche Kräfte auf die Konjunktur: Während die Bremseffekte der Corona-Pandemie nachlassen, verlängert und verstärkt der russische Angriffskrieg die globalen Lieferkettenprobleme, treibt die Energiekosten in die Höhe und belastet die Kaufkraft. Der Konsum wird deshalb im Sommerhalbjahr zwar anziehen, aber wohl eher schwach. Im Winterhalbjahr 2022/2023 dürfte die Wirtschaft dann sogar nahezu stagnieren. Unter der Annahme, dass ein Lieferstopp für russisches Gas vermieden wird, gehe ich davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2022 noch um 1,6 % wachsen kann.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Mai 2022(PDF, 136 KB, barrierefrei)
„Das KfW-Nachfolgemonitoring des Mittelstands zeigt: Die Hürden der Unternehmensnachfolge sind hoch. Viele Unternehmen haben kurz vor dem angestrebten Übergabezeitpunkt noch keine geeigneten Nachfolgerinnen oder Nachfolger gefunden. Angesichts des demographischen Wandels und der damit schwindenden möglichen Nachfolgenden wird eine frühe und mehrgleisige Planung immer wichtiger, um unfreiwillige Stilllegungen zu verhindern. Auch die Verfügbarkeit von Gründungsfinanzierung rückt zwangläufig stärker in den Fokus, denn externe Übergabegründungen benötigen öfter Finanzmittel als Neugründungen. Übernahmegründerinnen und -gründer haben auch überdurchschnittlich häufig Bedenken wegen der finanziellen Risiken ihrer Selbstständigkeit. Hier liegt ein wichtiger Ansatzpunkt für die Unterstützung der Gründungs- und Nachfolgeaktivität.“
„Die stark gestiegenen Energiepreise stellen private Haushalte in Deutschland vor enorme Herausforderungen. Entlastung ist deshalb nötig, weil steigende Energiepreise einkommensschwache Haushalte überproportional betreffen: Sie wenden einen höheren Anteil ihres verfügbaren Einkommens für Energie auf und können den hohen Preisen kurzfristig nicht ausweichen.
Mit Blick auf die großen transformativen Herausforderungen unserer Zeit braucht es ein schlüssiges Gesamtkonzept zur Entlastung: Ein Maßnahmenmix, der gezielt das Einkommen besonders vulnerabler Haushalte stärkt, anstatt Preise zu kappen und den Verbrauch fossiler Energie zu subventionieren, kann in Kombination mit einer weiteren Strompreis-Reduktion kurzfristig Entlastung schaffen. Und er schafft langfristig Anreize für mehr Energieeffizienz und verstärkten Klimaschutz.
Im weiteren Jahresverlauf können zusätzliche Antworten auf die hohen Energiepreise notwendig werden. Eine Entkoppelung von Kompensationsmaßnahmen und tatsächlichem Energieverbrauch, etwa durch Pauschalzahlungen, kann dabei zielführend sein.“
„Der russische Angriffskrieg verstärkt die Störungen internationaler Lieferketten und belastet die Kaufkraft, vor allem durch die rasant steigenden Energiepreise. Alle Konjunkturanalysten haben ihre Prognosen deshalb stark nach unten korrigiert. Das offensive militärische und diplomatische Vorgehen Russlands erstickt die Hoffnung, dass der Krieg aus ökonomischer, politischer und militärischer Vernunft oder humanitären Bedenken ein schnelles Ende finden könnte. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich die Lage am deutschen Arbeitsmarkt bis zuletzt deutlich verbessert hat. Die Zahl der offenen Stellen ist auf ein Rekordhoch gestiegen und die Erwerbstätigkeit hat in den letzten Monaten sogar stark zugenommen. Bleibt der befürchtete Abbruch der russischen Gaslieferungen aus, wird sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt voraussichtlich fortsetzen. Ein Grund dafür sind die vollen Auftragsbücher in der Industrie und in der Bauwirtschaft, ein weiterer der Fachkräftemangel, der zum Frühjahrsbeginn abermals stark zugenommen hat, wie das KfW-ifo-Fachkräftebarometer zeigt. Trotz Corona-Krise und Ukraine-Krieg waren Fachkräfte in den letzten 30 Jahren noch nie so knapp wie heute. 44 % aller Unternehmen beklagten im April eine Beeinträchtigung ihrer Geschäftstätigkeit durch fehlende Fachkräfte. Die Babyboomer scheiden nach und nach aus dem Berufsleben aus, und die Jahrgänge, die am Arbeitsmarkt nachfolgen, sind erheblich schwächer besetzt. Die dadurch entstehenden Lücken sind groß. Das stellt schon heute eine schwere Bürde für die deutsche Wirtschaft dar, wenn es darum geht, die Corona-Krise abzuschütteln, die Folgen des Ukraine-Krieges zu bewältigen und die nötigen Investitionen für den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft, die Verbesserung der digitalen Wettbewerbsfähigkeit und die Eindämmung der Wohnungsknappheit in Ballungsregionen voranzubringen. Deshalb müssen wir versuchen, alle Beschäftigungsreserven und damit alle Arbeitskräfte in Deutschland zu mobilisieren und Zusätzliche durch Zuwanderung zu gewinnen. Zudem brauchen wir mehr Innovationen und Investitionen, um die verfügbaren Arbeitskräfte noch produktiver zu machen.“
„Die weiterhin hohe Inflationsrate im Euro-Raum (Mai: 8,1 %) hat den Druck auf die EZB nochmals deutlich erhöht, den eingeschlagenen Pfad der Zinswende zu beschleunigen. Im EZB-Rat zeigt sich dieser Kurswechsel nun bereits für Juli: Als prominenteste Befürworterin sprach sich zuletzt Christine Lagard für den Kursschwenk aus. In einem Redebeitrag machte sie deutlich, dass die Einstellung des Wertpapierkaufprogramms APP Ende Juni/Anfang Juli, eine erste Zinserhöhung in der Sitzung des EZB-Rates Ende Juli und ein Verlassen des Negativzinsumfeld bis Ende des dritten Quartals im Einklang mit der Strategie der EZB ist. Auf einen wachsenden Konsens dieser Sichtweise deuten auch die Bemerkungen von EZB-Ratsmitglied Fabio Panetta hin, der traditionell eher als Verfechter einer lockereren Geldpolitik gilt. Demnach seien die ökonomischen und geldpolitischen Umstände, die Anleihekäufe zu beenden und das Negativzinsumfeld allmählich zu verlassen mittlerweile gegeben. Wie wichtig ein Gegensteuern der EZB ist, zeigen die seit Kriegsbeginn deutlich über 2 % angestiegenen Inflationserwartungen, die das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale erhöhen. Reagiert die EZB zu spät, wird es noch schwieriger die Inflation wieder auf ihr 2 %-Ziel zu drücken.“
„Im Mai lag die Inflation, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) mit 7,9 % (HVPI: 8,7 %), nochmals deutlich über der Rate des Vormonats. Befeuert durch den Krieg in der Ukraine kommt der größte Beitrag zur Inflationsrate noch immer aus Energiepreisen, allerdings mit voraussichtlich leicht rückläufigem Beitrag. Direkte Auswirkungen des Krieges zeigen sich auch in den Preisen für Nahrungsmittel (+8,6 % im April), v.a. Speisefette- und öle verteuerten sich merklich (+27,3 % im April). Hinzu kommen durch die Pandemie bzw. Chinas „No-Covid“-Politik gestörte Lieferketten und erhebliche Preissteigerungen auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Letztere spiegeln sich auch in den Erzeugerpreisen wider, die im April mit 33,5 % den höchsten Wert seit Gründung der Bundesrepublik 1949 erreicht hatten. In diesem Umfeld sind die jüngsten Verlautbarungen aus der EZB, dass negative Zinsen und Inflationsraten von über 7 Prozent nicht zueinander passen, ein wichtiges Signal für den Kurswechsel. Nach einem Ende der Ankaufprogramme Anfang Juli könnten auf der Ratssitzung Ende Juli die Zinsen erstmals seit 2011 wieder angehoben werden. Wie wichtig ein Gegensteuern der EZB ist, zeigen die seit Kriegsbeginn deutlich über 2 % angestiegenen Inflationserwartungen, die das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale erhöhen. Käme eine Lohn-Preis-Spirale in Gang, würde es der EZB dann schwerer fallen die Inflation wieder auf ihr 2 %-Ziel zu drücken.“
„Die Gründungstätigkeit in Deutschland hat den Corona-Knick überwunden und liegt 2021 wieder auf dem Vorkrisenniveau. Das ist eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich: Die Erholung ist sehr erfreulich, dazu kommt dass das Gründungsgeschehen jetzt jünger, weiblicher, und digitaler ist. Allerdings befinden uns aufgrund des langjährigen Abwärtstrends auf einem sehr niedrigen Niveau. Es ist weit entfernt von seinem Höchststand zu Beginn der 2000er Jahre. Neben dem lang anhaltenden Boom des Arbeitsmarkts, der potenziellen Gründern und Gründerinnen attraktive Jobalternativen bot, spielt die demografische Entwicklung hierfür die Hauptrolle: Wir sind eine alternde Gesellschaft, und mit steigendem Alter nimmt der Wunsch nach beruflicher Selbständigkeit ab. Ein reges Gründungsgeschehen ist jedoch volkswirtschaftlich wünschenswert. Existenzgründer beleben den Wettbewerb und haben für die Zukunftsfähigkeit der Volkswirtschaft eine besondere Bedeutung. Sie zwingen die etablierten Unternehmen dazu, sich ständig auf den Prüfstand zu stellen und das Beste aus sich herauszuholen.Verbraucher profitieren von günstigeren Preisen und neuen Produkten oder Dienstleistungen, moderne Technologien sorgen für höhere Effizienz und erschließen neue Märkte, innovative und digitale Gründungen treiben die Transformation der Wirtschaft voran. Und letztlich schaffen Gründende auch nachhaltig Arbeitsplätze. Die Förderung von Gründungen und der Abbau von Gründungshemmnissen muss deshalb weiter eine hohe Priorität in der Wirtschaftspolitik haben.“
KfW-Gründungsmonitor 2022
„Der ehemals erhoffte kräftige Aufschwung erstickt im Würgegriff des Krieges. Mit einer durchgreifenden konjunkturellen Belebung ist, anders als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine erwartet, erst wieder zu rechnen, wenn die hemmenden Faktoren nachlassen. Wegen des Krieges werden die Energiepreise längerfristig hoch sein und so die Kaufkraft belasten. Außerdem kann es wegen Chinas strikter Lockdowns selbst bei kleinen Corona-Ausbrüchen immer wieder zu zusätzlichen Störungen in den globalen Lieferkette kommen. Für den Rest des Jahres erwarte ich deshalb nur moderat positive Quartalswachstumsraten in Deutschland, auch stagflationäre Tendenzen sind durchaus möglich.“
„Die gestiegenen Energiepreise infolge des Kriegs in der Ukraine sind bereits jetzt für viele Mittelständler deutlich spürbar. Noch bleiben die meisten Unternehmen jedoch gelassen und gehen davon aus, diese Mehrkosten erst einmal stemmen zu können. Die weitere Entwicklung des Ukraine-Kriegs und entsprechende Auswirkungen auf die Energiepreise bergen allerdings eine hohe Unsicherheit. Insbesondere ein nicht auszuschließendes Gasembargo seitens Russlands kann die Kosten weiter befeuern. Zudem führen höhere Energiepreise auf Seiten der Verbraucher zu einem Kaufkraftverlust, der sich mittelfristig auch in den Umsatzzahlen des Mittelstands niederschlagen dürfte. Aktuell wird uns klar vor Augen geführt: Für höhere Energiesicherheit muss Deutschland unabhängiger von fossilen Energieträgern werden. Wir brauchen einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien und mehr Investitionen in Energieeffizienz. Und das nicht nur, um die Klimaneutralitätsziele in Deutschland zu erreichen, sondern eben auch für eine günstige, unabhängige und sichere Energieversorgung. Der Mittelstand ist hier ein wichtiger Akteur: Mehr als zwei Drittel der Unternehmen haben seit Jahresbeginn ihren Energiebedarf gesenkt oder auf erneuerbare Energien umgestellt. So können die Unternehmen gleichzeitig Kostendruck und ihre Abhängigkeit von fossilen Energien reduzieren.“
„Die Zahlen vom Arbeitsmarkt und die des KfW-ifo-Fachkräftebarometers machen deutlich: Es wäre ein Fehler bei Engpässen, die den Aufschwung behindern, nur an Rohstoffe und Vorleistungen aus dem Ausland zu denken. Auch der Fachkräftemangel hat erhebliche Auswirkungen – die vor allem auf längere Sicht vermutlich noch gravierender sein werden. Ohne Gegensteuern beeinträchtigt der Fachkräftemangel das Wachstumspotenzial der deutschen Wirtschaft bereits bis zur Mitte dieses Jahrzehnts erheblich. Für die Eindämmung steht die Uhr bereits auf fünf nach zwölf – denn die Herausforderungen sind wesentlich größer geworden: Die beschleunigte Energie- und Verkehrswende, der Nachholbedarf bei der Digitalisierung, der steigende Arbeitskräftebedarf im Gesundheits- und Pflegesektor sowie in den Bereichen Kinderbetreuung und Bildung, die Wohnungsknappheit in Ballungsregionen, der hohe Investitionsbedarf in der öffentlichen Infrastruktur und die steigende Zahl der mitzuversorgenden Ruheständler schaffen neue Nachfrage nach Arbeitskräften. Ein Nachbessern bei der deutschen Strategie zur Fachkräftesicherung und ihre konsequente Umsetzung ist daher unmittelbar geboten, um die Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehört die noch stärkere Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials in Deutschland und die weitere Öffnung des Arbeitsmarkts für Zuwanderung, v. a. auch für nicht-akademische Fachkräfte, begleitet von intensiver Sprachförderung und der vereinfachten Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.“
„Die Stimmung in den deutschen Unternehmen steigt und zeigt sich seit dem russischen Überfall auf die Ukraine deutlich stabiler als zu Beginn der Corona-Krise im Frühling 2020. Leider ist aktuell aber auch eine schnelle Aufholbewegung wie ab dem Frühsommer 2020 außer Sichtweite, denn von dem vor Kriegsausbruch erwarteten Konsumboom bleibt wenig übrig. Wegen des Krieges werden die Energiepreise längerfristig hoch sein und damit die Kaufkraft belasten. Außerdem ist davon auszugehen, dass es durch Chinas strikte Lockdowns selbst bei kleinen Corona-Ausbrüchen immer wieder zu Störungen in den globalen Lieferketten kommen kann. Diese stehen infolge des Kriegs sowieso unter zusätzlichem Stress. Für den Rest des Jahres erwarte ich deshalb nur moderat positive Quartalswachstumsraten, auch stagflationäre Tendenzen sind durchaus möglich.“
„Die Gewerbesteuereinnahmen sind zuletzt deutlich – und auch mehr als erwartet – gestiegen. Hier gilt jedoch das Sprichwort: Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Der Ukraine-Krieg setzt die deutschen Kommunen administrativ und finanziell unter Druck. Die Einnahmebasis vieler Kommunen bleibt fragil. Gleichzeitig kommen mit hohen Energiekosten, der Unterbringung Geflüchteter und weiter steigenden Baupreisen neue Belastungen hinzu. Ähnlich wie zu Beginn der Corona-Krise stellt sich die Frage, wie nachhaltig und resilient die Kommunalhaushalte angesichts dieser neuen Risiken aufgestellt sind. Wir müssen stärker daran arbeiten, die Kommunalfinanzen auf stabile Säulen zu stellen, damit die Kommunen in Zukunft unabhängiger von der wirtschaftlichen Großwetterlage ihre Aufgaben vollumfänglich leisten können.“
KfW-Kommunalpanel 2022(PDF, 889 KB, nicht barrierefrei)
„Das VC-Geschäftsklima ist im ersten Quartal 2022 regelrecht eingebrochen. Das hat sicher mit den hohen Inflationsraten und der beschleunigten Zinswende der internationalen Notenbanken zu tun. Hinzu kommen die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten durch den eskalierten Krieg in der Ukraine. Allerdings kommen wir von einem sehr hohen Niveau und der Einbruch ist kleiner als wir ihn beim Ausbruch der Corona-Pandemie im ersten Quartal 2020 gesehen haben. Das VC-Geschäftsklima spiegelt den Schock über die Ereignisse wider, ein Effekt in der breiten Investitionstätigkeit ist bisher ausgeblieben. So wurden in den ersten drei Monaten bereits rund 3 Mrd. EUR Venture Capital in deutsche Start-ups investiert, also mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Und ohne Megadeals, die mal mehr und mal weniger häufig vorkommen, liegen wir nur knapp unter dem Volumen des vorherigen Ausnahmequartals. Es ist zu erwarten, dass die Investitionstätigkeit auf dem VC-Markt weiter stabil bleibt, auch weil die Investoren noch auf viel Kapital sitzen. Dazu kommt, dass die Kriegsauswirkungen auf die Energieversorgung das Interesse an Clean- und Climate-Tech-Start-ups sogar verstärken könnten.“
German Venture Capital Barometer 1. Quartal 2022(PDF, 153 KB, barrierefrei)
„Das Zusammenspiel der treibenden und hemmenden Faktoren am Kreditmarkt dürfte dazu führen, dass das Kreditneugeschäft nach soliden Zuwächsen im ersten Halbjahr ab dem Sommer an Kraft verliert. Der Ausblick für den Kreditmarkt ist durch die ungewissen Auswirkungen des Krieges jedoch hochgradig unsicher. Es zeichnet sich aber bereits eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen ab. Vor dem Hintergrund des Krieges werden Ausfallrisiken neu bewertet und Banken in der Folge in der Kreditvergabe vorsichtiger werden. Zudem steigen die Zinskosten durch die graduelle Straffung der Geldpolitik wieder wahrnehmbar an.“
KfW-Kreditmarktausblick Q1 2022(PDF, 99 KB, barrierefrei)
„Nach dem akuten Kriegsschock im März stabilisiert sich das Geschäftsklima im April. Es ist allerdings nur ein zaghaftes Durchatmen nach dem Absturz im Vormonat. Die aktuellen Ereignisse wie der unvermindert wütende Krieg und neue Störungen in den globalen Lieferketten wegen der strengen Lockdowns in China machen Konjunkturprognosen derzeit höchst unsicher. Wesentliche Bausteine für eine Stabilisierung von Konjunktur und Wachstum sind die Eindämmung der russischen Aggression, eine wirksame soziale Abfederung der Inflations- und Sanktionslasten, mehr Energieeffizienz, eine rasche Diversifizierung der Energieversorgung, aber auch eine rechtzeitige und konsequente Vorbereitung auf eine mögliche neue Corona-Welle im Herbst.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer April 2022(PDF, 116 KB, barrierefrei)
„Die meisten Kommunen spüren die gestiegenen Energiepreise deutlich, für viele stellen diese sogar eine substanzielle Belastung dar. Natürlich geht es jetzt erst einmal darum, diese abzufedern. Genauso wichtig ist es, dass die Kommunen nachhaltig wirkende Maßnahmen jetzt umsetzen, um ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern. Dies würde dazu beitragen, die kommunalen Haushalte vor weiter schwankenden Energiepreisen zu schützen. Darüber hinaus können Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien auch einen relevanten Beitrag der kommunalen Ebene zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland liefern.“
Kommunen spüren steigende Energiepreise und reagieren vielfältig darauf(PDF, 152 KB, barrierefrei)
„Die US-Notenbank steht dieses Jahr vor dem Balanceakt, die Rekordinflation mit einer restriktiveren Geldpolitik einzufangen, ohne Gefahr zu laufen, die Konjunktur zu stark abzuwürgen. Wie die Vergangenheit zeigt, ist eine solche „sanfte Landung“ ein äußerst heikles Unterfangen. Der Fed ist das in den vergangen 60 Jahren lediglich ein einziges Mal vollständig gelungen. Für die kommenden Monate ist daher Fingerspitzengefühl gefragt, zunächst geht es aber darum, den zuletzt gestiegenen Inflationserwartungen entschieden entgegenzuwirken und eine Eskalation der Lohn-Preis-Spirale zu verhindern. Nachdem in der Märzsitzung bereits ein erster Leitzinsschritt in Höhe von 0,25 Prozentpunkte beschlossen wurde, ist für die kommende Sitzung mit einem deutlichen Zeichen der Fed in Form einer Anhebung um 0,5 Prozentpunkte auf 0,75 bis 1,0 % zu rechnen. Dies wäre das erste Mal seit 2006, dass die US-Notenbank den Leitzins in zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen anhebt. Für die kommenden Monate sind weitere deutliche Zinsschritte zu erwarten und darüber hinaus plant die Fed ihre Bilanzsumme um 95 Mrd. USD je Monat– und somit doppelt so schnell wie 2017 – zu reduzieren. Die US-Währungshüter nehmen die Lage sehr ernst und sind dabei, einen scharfen Kurswechsel zu vollziehen.“
„Der Ukraine-Konflikt und die Lieferkettenengpässe durch die Corona-Pandemie schwächen derzeit vor allem die Industrie und den Energiesektor. Ohne ein Energieembargo dürfte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr immer noch spürbar wachsen. Doch angesichts der großen Abwärtsrisiken könnte es auch anders kommen. Die steigenden Energiepreise haben im März zu einer Rekordinflation geführt und senken die Kaufkraft. Die Reallöhne werden in diesem Jahr aufgrund der anhaltend hohen Inflation voraussichtlich sinken. Im 4. Quartal 2021 stiegen die tariflichen Stundenlöhne um 1,1 % – bei einer Inflationsrate von 5 %. Die unsicheren Aussichten vieler Betriebe begrenzen die Möglichkeiten für Lohnerhöhungen. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit sind bis zuletzt noch gesunken. Ihre weitere Entwicklung wird auch davon abhängen, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt und wie viele Flüchtlinge in diesem Jahr aus der Ukraine nach Deutschland kommen und bei den Jobcentern registriert werden. Bei der Kurzarbeit ist ein stärkerer Anstieg möglich, wenn im Herbst die Zahl der Corona-Infektionen wieder zunimmt und das erweiterte Kurzarbeitergeld erneut verlängert werden sollte. Läuft die Kurzarbeitergeldregelung wie geplant aus, könnte die Arbeitslosigkeit im Herbst steigen, wenn es zu einer neuen Infektionswelle käme, die zu stärkeren Umsatzeinbußen im Einzelhandel und im Gastgewerbe führte. Ohne ausreichende Impfquote und Schutzmaßnahmen bleibt dieses Risiko für die kalten Monate bestehen. Um die Arbeit suchenden Flüchtlinge möglichst schnell integrieren zu können, sind die Vermittlung ausreichender Deutschkenntnisse, verlässliche Bleibeperspektiven, die zügige Anerkennung von Berufsabschlüssen und wo nötig Weiterqualifizierung erforderlich.“
„Im Jahr 2021 dürfte sich auch im Mittelstand das Auslandsgeschäft wieder etwas erholt haben. Auf Basis unserer Befragungen erwarten wir einen Anstieg um gut 6 % auf 566 Mrd. EUR. Damit bewegen wir uns weiter unter dem Vorkrisenniveau. Die Entwicklung des Auslandsgeschäfts kleiner und mittlerer Unternehmen im laufenden Jahr 2022 ist nur schwer abzuschätzen. Es gibt eine hohe Unsicherheit darüber, wie lange die Störungen in den globalen Lieferketten noch anhalten werden. Auch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die in Reaktion darauf verhängten Sanktionen bergen Risiken. Zwar exportieren kaum mehr als 2 % der deutschen Mittelständler nach Russland und noch weniger in die Ukraine. Ein starker Wirtschaftsabschwung in Europa würde die Auslandsnachfrage jedoch merklich beeinflussen. Unwägbarkeiten bleiben auch mit Blick auf die Corona-Pandemie. Für die auslandsorientierten kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland dürfte somit auch das Jahr 2022 herausfordernd sein. Aber es bieten sich auch neue Wachstumschancen – beispielsweise im Bereich der Umwelt- und Klimaschutztechnologien. Hier verfügen deutsche Unternehmen im globalen Wettbewerb über eine gute Ausgangsposition. Unternehmen wie Politik werden sich auf ein verändertes außenwirtschaftliches Umfeld einstellen müssen. Neben der Effizienz dürfte künftig etwa auch der Resilienz von Lieferketten ein hoher Stellenwert zukommen.“
KfW-Internationalisierungsbericht 2022(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Neben der Transformation hin zu einem nachhaltigen Wirtschaften und Leben ist die digitale Transformation die zweite große Aufgabe, vor der Deutschland steht. Bisher liegt die hiesige Wirtschaft hinsichtlich der Anwendung digitaler Technologien im europäischen Vergleich jedoch lediglich im Mittelfeld. Ein Aufrücken auf die vorderen Ränge ist dringend geboten, damit Deutschland international wettbewerbsfähig bleibt und Wohlstandsverluste vermieden werden. Aus meiner Sicht muss hierzu an folgenden zentralen Punkten angesetzt werden: 1. Verbesserung der digitalen Kompetenzen in der Belegschaft durch Aus- und Weiterbildung, 2. Ausbau der digitalen Infrastruktur durch flächendeckende Internetversorgung und 3. Ausweitung der Finanzierungsmöglichkeiten für Digitalisierungsvorhaben.“
Vielfältige Hemmnisse bremsen die Digitalisierung im Mittelstand(PDF, 401 KB, nicht barrierefrei)
„Auf die deutsche Wirtschaft wirken gerade zwei entgegengesetzte Kräfte. Die Erholung von Omikron gibt einen positiven Impuls, erneute Lieferkettenengpässe belasten: Die Omikron-Welle hat sich glücklicherweise als harmloser herausgestellt als noch Ende letzten Jahres befürchtet und viele Dienstleister befinden sich schon seit Mitte des ersten Quartals wieder im Aufwind. Der dürfte auch im laufenden Vierteljahr für Wachstum sorgen. Durch die extrem hohen Energie- und Lebensmittelpreise wird vom einst erwarteten post-pandemischen Konsumboom allerdings nur wenig übrig bleiben. In der Industrie verbessert sich zwar die Versorgung mit Mikrochips, dafür kommen aber neue Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten aus Russland und der Ukraine hinzu. Teile der Autoindustrie wurden schon im März durch fehlende Kabelbäume aus der Ukraine lahmgelegt. Schwerwiegend sind außerdem die wohl immer wiederkehrenden Lockdowns in China, Deutschlands wichtigstem Handelspartner. Seit Kriegsbeginn schwebt das Damokles-Schwert ausbleibender Gaslieferungen aus Russland über allem. Hierauf muss die deutsche Wirtschaft vorbereitet sein und schnellstmöglich von der Abhängigkeit von russischem Gas loskommen.“
„Die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die europäische Wirtschaft sind schwerwiegend. Das leicht positive Wachstum der Eurozone zu Jahresbeginn kann deshalb nur für kurzlebige Erleichterung sorgen. Der Ukrainekrieg verlängert und intensiviert den Gegenwind für die Konjunktur und raubt der wirtschaftlichen Erholung von der Pandemie viel von ihrer Kraft. Die Verschärfung der Coronalage in China kommt als Belastungsfaktor noch obendrauf. Hohe Energiekosten und Lieferengpässe belasten vor allem den Bau und das Verarbeitende Gewerbe. Währenddessen bricht die Stimmung der Verbraucher ein, eine Folge der deutlichen Kaufkraftverluste und der Verunsicherung durch den Krieg. Allein die Aufhebung der Eindämmungsmaßnahmen und fiskalische Entlastungspakete setzen positive Impulse.“
„Wie auch in Deutschland bleibt die Inflation im Euroraum mit 7,5 % im April hoch. Dies dürfte noch für einige Monate so bleiben, vor allem bis die bereits schon stark gestiegenen Energiepreise durch den russischen Angriffskrieg voll bei den Verbrauchern angekommen sind. Zudem liegt die Preisentwicklung auch ohne Nahrungsmittel und Energie mittlerweile deutlich über 2 %. Das hat den Druck auf die EZB deutlich erhöht, den eingeschlagenen Pfad der Zinswende zu beschleunigen. Denn die EZB muss durch ihr Handeln sicherstellen, dass die langfristigen Inflationserwartungen verankert bleiben. Würde sie zu lange Raten über ihrem 2 %-Ziel tolerieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Preiserwartungen längerfristig nach oben bewegen und es zu einer Lohn-Preis-Spirale kommen könnte. Die Inflation in solch einer Situation erneut zu bändigen wäre dann ein viel schwierigeres und kostspieligeres Unterfangen. Deshalb würde ich mir wünschen, dass die EZB bei der Ratssitzung im Juni die Zinsen schneller erhöht als bisher in Aussicht gestellt.“
„Auch im April lag die Inflation, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) mit 7,4 % (HVPI: 7,8 %), wieder deutlich über dem von der EZB angestrebten 2 %-Ziel. Im Vergleich zum Vormonat hat sich das Tempo des Preiswachstums allerdings etwas abgeschwächt. Der größte Beitrag zur hohen Inflationsrate kam wie in den vergangenen Monaten von den Energiepreisen. Verstärkt durch den Krieg schlägt sich das vor allem in hohen Preisen an der Tankstelle, aber auch in den Wohnkosten über die darin enthaltenen Kosten für Strom und Gas nieder. Mittlerweile steigen aber auch die Preise in anderen Kategorien deutlich: Vor allem Nahrungsmittel stiegen schon im Vormonat März um 6,2 % im Vergleich zum Vorjahr, aber auch Dienstleistungen legten mit knapp 3 % kräftig zu. Die Breite des aktuellen Inflationsschubs spiegelt sich zudem darin, dass die Inflation auch ohne Energie und Nahrungsmittel im März bei fast 3,5 % lag. Das erhöht den Druck auf die EZB, die Zinswende gegenüber des bisherigen Tempos zu beschleunigen. Die hohe Inflation trifft vor allem einkommensschwache Haushalte besonders stark, da sie bereits einen besonders hohen Anteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel, Wohnen und Mobilität aufwenden. Auch vor diesem Hintergrund ist eine zeitnahe, angemessene geldpolitische Reaktion der EZB unabdingbar.“
„Der unvermindert wütende Krieg, neue Störungen in den globalen Lieferketten wegen des strengen Lockdowns in Schanghai und der höchste Erzeugerpreisanstieg seit Gründung der Bundesrepublik sind eine große Belastung für die wirtschaftliche Stimmung. Dennoch haben die Unternehmen einen Teil des Schockabsturzes aus dem Vormonat im April korrigiert. Das passt recht gut zu den aktuellen Konjunkturprognosen, die trotz Abwärtsrevisionen auf breiter Front für 2022 im Mittel immer noch ein solides Wachstum von gut 2 % versprechen. Fakt ist jedoch: Alle Prognosen sind derzeit höchst unsicher. Wir alle denken stattdessen besser in Szenarien und arbeiten zugleich hart daran, dass ein gutes Szenario Wirklichkeit wird! Wesentliche Bausteine hierfür sind die Eindämmung der russischen Aggression, eine wirksame soziale Abfederung der Inflations- und Sanktionslasten, eine rasche Diversifizierung der Energieversorgung, aber auch – und das wird angesichts der Schreckensbilder des Kriegs leicht vergessen – eine konsequente Vorbereitung auf eine neue Corona-Welle im Herbst.“
„In den letzten beiden Jahren ist der Bestand an Elektroautos dreimal stärker gewachsen als die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte. Setzt sich dieser Trend fort, könnte dies für die Praxistauglichkeit der Elektromobilität zum Problem werden. Die Ladeinfrastruktur muss nun mit der dynamischen Entwicklung bei den Elektroautos Schritt halten, um den Umstieg auf die Elektromobilität attraktiv zu machen. Denn nur wenn die wachsenden Ladebedarfe erfüllt werden, können stärkere Anreize zum Umstieg auf die Elektrotechnologie gegeben und damit die gesetzten Klimaziele für den Verkehrssektor erreicht werden."
„Aktuelle Forschungsergebnisse und die Antworten der Haushalte im KfW-Energiewendebarometer zeigen, dass der Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur eine zentrale Stellschraube für die flächendeckende Akzeptanz und Nutzung der Elektromobilität ist. Alle staatlichen Ebenen müssen deshalb am Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur arbeiten – unter Berücksichtigung von Substitutionsmöglichkeiten durch private Ladepunkte. Dabei die Balance zwischen den Bedürfnissen der Elektroautonutzer auf der einen und der notwendigen Rentabilität bzw. Kosteneffizienz auf der anderen Seite zu finden, wird entscheidend dafür sein, das ehrgeizige Ziel von 15 Millionen elektrisch betriebenen Fahrzeugen bis 2030 auch tatsächlich zu erreichen.“
Elektromobilität in Deutschland: Ausbau der Ladeinfrastruktur muss Schritt halten(PDF, 281 KB, barrierefrei)
„Für viele Jungselbstständige ist die Corona-Krise wirtschaftlich weiter eine Herausforderung. Neben den pandemiebedingten Störungen des internationalen Warenverkehrs erhöht der eskalierte Krieg in der Ukraine die wirtschaftspolitische Unsicherheit. Das Risiko, dass weitere Materialverknappungen, höhere Energiepreise und eine sich abzeichnende Konsumzurückhaltung ihren Umsatzoptimismus durchkreuzen, ist sehr hoch. Umso wichtiger ist es für sie, so flexibel wie möglich zu sein und Geschäftsmodelle bei Bedarf anzupassen – genau so, wie es viele Gründerinnen und Gründer in den letzten beiden Krisenjahren bereits getan haben.“
Junge Selbstständigkeiten haben sich von Corona-Krise noch nicht erholt, Engpässe verschärfen die Lage(PDF, 143 KB, barrierefrei)
„Für viele Jungselbstständige ist die Corona-Krise wirtschaftlich weiter eine Herausforderung. Neben den pandemiebedingten Störungen des internationalen Warenverkehrs erhöht der eskalierte Krieg in der Ukraine die wirtschaftspolitische Unsicherheit. Das Risiko, dass weitere Materialverknappungen, höhere Energiepreise und eine sich abzeichnende Konsumzurückhaltung ihren Umsatzoptimismus durchkreuzen, ist sehr hoch. Umso wichtiger ist es für sie, so flexibel wie möglich zu sein und Geschäftsmodelle bei Bedarf anzupassen – genau so, wie es viele Gründerinnen und Gründer in den letzten beiden Krisenjahren bereits getan haben.“
Junge Selbstständigkeiten haben sich von Corona-Krise noch nicht erholt, Engpässe verschärfen die Lage(PDF, 143 KB, barrierefrei)
„Energiesicherheit und Klimaneutralität sind zwei Seiten derselben Medaille. Der russische Angriff auf die Ukraine hat zu erheblichen Risiken für die Energieversorgungssicherheit Deutschlands und zu massiv steigenden und stärker fluktuierenden Preisen bei den fossilen Energieträgern geführt. Eine konsequente Weichenstellung für mehr Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz wird deshalb noch wichtiger – für die Energiesicherheit Deutschlands, aber auch um einer unsicherheitsbedingten Investitionszurückhaltung entgegenzuwirken.“
Klimaneutralität und Energiesicherheit zusammendenken: Kapazitäten Windkraft bis 2030 verdoppeln, Photovoltaik rund vervierfachen(PDF, 228 KB, barrierefrei)
„Der Krieg mitten in Europa schwächt die Konjunktur über eine massive Verteuerung der Energie, die Verschärfung von Materialengpässen bringt enorme Unsicherheit. Daher ist von einer Neubewertung der Ausfallrisiken durch die Finanzinstitute und einer Anpassung der Kreditvergabepolitik auszugehen. Ein erstes Anzeichen kann der deutliche Anstieg der Kredithürde für Großunternehmen (+6,2 Prozentpunkte auf 14,2 %) sein. Besonders betroffen waren die in die internationale Arbeitsteilung stark eingebundenen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes. In diesem Wirtschaftsbereich hat sich der Anteil der Unternehmen, die ein restriktives Bankverhalten wahrnahmen, binnen eines Quartals mehr als verdoppelt."
KfW-ifo-Kredithürde April 2022(PDF, 131 KB, barrierefrei)
„In der März-Sitzung hat die EZB ein wichtiges Signal in Richtung Preisstabilität gesendet, indem sie trotz des Kriegs an ihrem graduellen Straffungskurs festgehalten hat. In der kommenden Sitzung dürfte es nun zum Schwur kommen: Nachdem die Inflation im März nochmals kräftig angestiegen ist und sich abzeichnet, dass sie sich kurzfristig auf höherem Niveau verfestigt, hat die EZB keine andere Wahl, als die Straffung nun in Angriff zu nehmen. Die EZB könnte das umsetzen, indem sie ankündigt die Anleihenkäufe schon Ende Juni vollständig einzustellen und bereits in Q3 2022 die Zinsen erstmalig seit 2014 wieder anzuheben. Eine straffere Geldpolitik und höhere Zinsen füllen keine Pipelines und zur wirtschaftlichen Abfederung des Krieges ist eher die Fiskalpolitik gefragt. Allerdings stellt im derzeitigen Inflationsumfeld nur eine glaubwürdige Kommunikation und ein entschiedenes Handeln seitens der EZB sicher, dass die langfristigen Inflationserwartungen verankert bleiben.“
Gründungstätigkeit in Deutschland 2021: zurück auf Vorkrisenniveau(PDF, 191 KB, barrierefrei)
„Die Corona-Pandemie hatte 2020 massive Auswirkungen auf die Gründungstätigkeit in Deutschland. Es wurden sowohl deutlich weniger Gründungen realisiert als auch viel seltener Gründungen geplant. Weil allerdings viele ihre Pläne coronabedingt nur auf Eis gelegt hatten und im vergangenen Jahr dann doch umgesetzt haben, konnte das Gründungsgeschehen 2021 den Corona-Knick hinter sich lassen. 607.000 Menschen haben den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt – etwa so viele wie 2019, vor Pandemieausbruch.“
Gründungstätigkeit in Deutschland 2021: zurück auf Vorkrisenniveau(PDF, 191 KB, barrierefrei)
„Eine Rückkehr zum Vor-Corona-Alltag ist für viele mittelständische Unternehmen und Selbstständige wieder weiter entfernt. Zudem setzt der Krieg in der Ukraine, verbunden mit direkt und indirekt spürbaren Sanktionsfolgen, vielen Firmen zu. Die finalen Auswirkungen sind derzeit kaum abschätzbar. Insgesamt befindet sich der Mittelstand zu Beginn des Frühjahrs in einem schwierigen Spannungsfeld.“
Corona-Betroffenheit im Mittelstand nimmt wieder zu: Personalausfälle häufen sich, aber finanzielle Lage intakt(PDF, 165 KB, barrierefrei)
„Wie auch in Deutschland bleibt die Inflation im Euroraum hoch und ist im März erneut deutlich angestiegen. Kurzfristig dürften sich die Preise auf hohem Niveau verfestigen, vor allem da die bereits schon stark gestiegenen Energiepreise durch den russischen Angriffskrieg weiter kräftig zugelegt haben. Über die kurze Frist hinaus hat die EZB mit ihrer Entscheidung der März-Sitzung, trotz des Krieges am im Dezember eingeschlagenen graduellen Straffungskurs festzuhalten, ein wichtiges Signal in Richtung Preisstabilität gesendet. In der aktuellen Situation hat sie keine andere Wahl, als die Straffung nun in Angriff zu nehmen. Zwar füllen höhere Zinsen keine Pipelines und zur Abfederung ist eher die Fiskalpolitik gefragt. Allerdings stellt die EZB durch ihr Handeln sicher, dass die langfristigen Inflationserwartungen verankert bleiben. Denn diese sind im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine in Bewegung geraten. Mit Blick auf die trotz allem äußerst hohe Unsicherheit erscheint mir der Ansatz der EZB, graduell, in Szenarien denkend und mit Flexibilität vorzugehen der momentanen Situation als angemessen. Daraus könnte auch folgen, die Zinsen etwas schneller als zuvor geplant anzuheben.“
„Die wirtschaftlichen Erwartungen sind von extremer Unsicherheit geprägt. Die Spekulationen um die möglichen Auswirkungen eines Lieferstopps von russischem Erdgas und Erdöl haben viele Unternehmen in Krisenstimmung versetzt. Ein massiver wirtschaftlicher Einbruch ist zwar derzeit nur ein Extremszenario, aber in jedem Fall sind die wirtschaftlichen Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine gravierend für Deutschland. Sollte es zu einem Lieferstopp kommen, lassen Szenariorechnungen zumindest in der Industrie eine Rezession erwarten. Ohne staatliche Abstützung durch Kurzarbeit wäre dann mit einem erheblichen Beschäftigungsrückgang in energieintensiven Branchen zu rechnen. Für die Gesamtwirtschaft könnte der Beschäftigungsanstieg dadurch vorübergehend zum Erliegen kommen. Bleibt der Lieferstopp aus, ist eine gedämpfte konjunkturelle Erholung ab dem Frühjahr wahrscheinlich. Die Arbeitslosigkeit könnte dennoch durch die Fluchtmigration und Wegfall des erweiterten Kurzarbeitendengeldes vorübergehend leicht zunehmen. Aber auch ohne Embargo gibt es ernst zu nehmende Risiken. Die Inflation kann weiter steigen und sich wenigstens vorübergehend verfestigen. Zudem ist ein erneutes Hochschnellen der Infektionen, der Hospitalisierungen und der Todesopfer durch Omikron oder neue Virusmutanten möglich. Ziel muss es sein, die hohe Zahl der Infektionen und schweren Erkrankungen zu verringern. Die Erhöhung der Impfquote muss daher mit hoher Priorität weiter vorangebracht werden. Bei Lockerungen des Infektionsschutzes ist Vorsicht geboten.“
„Wie auch in anderen Mitgliedstaaten des Euro-Raums bleibt die Inflation in Deutschland hoch und hat im März nochmals kräftig zugelegt. Gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) stieg sie im März auf 7,3 % (HVPI: 7,6 %) und könnte sich in den kommenden Monaten weiter auf hohem Niveau verfestigen. Wie im Februar dürften die Preise für Energie erneut der wichtigster Treiber dieser Entwicklung gewesen sein. Allerdings dürften auch die Nahrungsmittelpreise, etwa frisches Gemüse, was im Februar bereits um 11,1% teurer geworden ist, weiter zugelegt haben. Wie stark die Inflation in den kommenden Monaten ausfällt und wie lange der momentane Preisdruck noch anhält hängt vor allem von drei Faktoren ab: 1. Der Resilienz der deutsche Wirtschaft gegenüber sanktions- und kriegsbedingten Störungen der Lieferketten im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine; 2. Der Möglichkeit eines Gas- und Ölembargos inklusive Ersatz und Kosten auf dem Weltmarkt; 3. Der Schnelligkeit und Konsequenz der EZB bei der Umsetzung ihres eingeschlagenen Kurses einer graduellen, geldpolitischen Straffung. Da angesichts der erneuten Energiepreisanstiege seit Kriegsbeginn auch die langfristigen Inflationserwartungen in Bewegung kommen, hat die EZB keine andere Wahl, als die Straffung nun in Angriff zu nehmen. Ihr aktueller Ansatz graduell auf Basis von Szenarien mit Flexibilität vorzugehen erscheint mir angesichts der enormen Unsicherheit durch den Krieg als angemessen.“
„Putins Überfall auf die Ukraine ist ein Tabubruch mit dramatischen humanitären und geopolitischen Konsequenzen, sowie erheblichen Risiken auch für Deutschland. Die sehr markante Eintrübung des mittelständischen Geschäftsklimas im März war daher absehbar. Unmittelbar bedeutet der Krieg vor allem einen zusätzlichen Inflationsschub durch wohl längerfristig erhöhte Energie- und Rohstoffpreise, die neben der privaten Kaufkraft auch die Geschäftstätigkeit in den besonders energie- und rohstoffintensiven Wirtschaftsbereichen belasten. Da Russland als Exportziel eine untergeordnete Rolle spielt, fällt ein Ausfall von russischer Nachfrage dagegen weniger ins Gewicht, während neue Materialengpässe bei kritischen Rohstoffen aus Russland potentiell schwerwiegend aber kaum kalkulierbar sind. Letztendlich werden die wirtschaftlichen Auswirkungen von der Dauer des Krieges sowie der militärischen und sanktionspolitischen Eskalationsspirale abhängen. Auf jeden Fall nehmen der Krieg und die neuen Probleme Chinas bei der Pandemiebekämpfung den Schwung aus der zuvor erwarteten kräftigen Erholung.“
„Die Kommunen stecken in einer Zwickmühle. Einerseits müssen sie einen wesentlichen Beitrag zur Transformation Deutschlands hin zu einer digitalen, klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft leisten, insbesondere durch Investitionen in eine zukunftsfähige Infrastruktur. Andererseits erschweren die gegenwärtigen Rahmenbedingungen diese Investitionen deutlich. Preissteigerungen treffen auf sinkende Haushaltsspielräume und auch von niedrigen Zinsen können Kommunen nur bedingt profitieren, weil der Verschuldung Grenzen gesetzt sind und die sehr guten Kreditkonditionen nicht ewig bestehen bleiben. Nur wenn Kommunen mit kontinuierlichen und ausreichenden Einnahmen planen können, lassen sich die notwendigen Investitionen dauerhaft umsetzen. Und auch nur dann können die Kommunen mehr Kredite für Investitionen aufnehmen und effektiv einsetzen.“
„Die Unternehmensstimmung bricht ein! Unter dem Kanonendonner des russischen Angriffskrieges in der Ukraine war auch nur dieses eine Ergebnis denkbar. Dieser wie aus der Zeit gefallene Krieg bringt unsägliches Leid und Tod über viel zu viele Menschen, das ist so erschütternd wie klar. Weit weniger eindeutig sind hingegen die Auswirkungen auf die Konjunktur. Sie hängen stark von der Dauer des Krieges und dem weiteren Drehen an der militärischen sowie sanktionspolitischen Eskalationsspirale ab. Der Krieg wird wohl auf alle Fälle viel Schwung aus der zuvor erwarteten Erholung nehmen, aber ohne zwangsläufig in die Rezession zu führen. Die Dienstleistungen haben nach dem Wegfall der meisten Corona-Einschränkungen nämlich beachtliche Erholungsmöglichkeiten als Gegengewicht zu den kriegsbedingten Belastungen, vor allem mit Blick auf den Frühling und Sommer. Voraussetzung ist allerdings, dass ein Energieembargo gegen Russland vermieden wird.“
„Gut jedes dritte mittelständischen Unternehmen sieht im Ukraine-Krieg und den Sanktionen gegen Russland aktuell ein bedeutsames Risiko fürs eigene Geschäft. Von Relevanz für den Mittelstand in der Breite und gleichzeitig schwer abzuschätzen sind auch die konjunkturellen Folgen des Konflikts für Deutschland. Unter der hohen Unsicherheit dürfte die Investitionsbereitschaft des Mittelstands weiter leiden. Umso wichtiger ist es, das Ziel einer digitalen und klimaneutralen Wirtschaft für Deutschlands Zukunftsfestigkeit fest im Blick zu behalten.“
Der Ukraine-Konflikt birgt Risiken – auch für den deutschen Mittelstand
„Deutschland liegt bei der Digitalisierung nur im Mittelfeld. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine führt uns schmerzhaft vor Augen, wie schnell sich abstrakte Risiken in konkrete Bedrohungen verwandeln können. Im Bereich der Digitalisierung hat der Krieg die Bedrohungslage durch Cybercrime verschärft. Wir müssen uns bewusst sein, wie stark wir von Rohstoffen abhängig sind, und wie intensiv der weltweite Wettstreit darum sich entwickelt. Deutschland kann sich dabei keine Schwächen bei der Digitalisierung erlauben – sie ist vielmehr ein Baustein, um unseren Wohlstand und unsere Freiheit auch zukünftig zu sichern. Vor diesem Hintergrund ist es gut, dass von der Corona-Pandemie ein Schub auf die Digitalisierung ausgeht. Mehr Unternehmen haben von der Notfall-Digitalisierung auf eine strategische Neuausrichtung umgeschaltet. Aufgabe der Wirtschaftspolitik ist es, die Unternehmen dabei zu unterstützen, damit sich aus diesem Impuls ein nachhaltiger Trend entwickelt.“
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2021
„Vor Ausbruch des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine war die Lage für die US-Notenbank eindeutig. Der Preisdruck hat in den USA vergangenen Monaten auf breiter Front zugelegt, die Inflationsrate liegt mittlerweile bei astronomischen 7,9 %. Derweil brummt der US-Arbeitsmarkt weiterhin. Im Februar sank die Arbeitslosenquote auf 3,8 % und somit auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Pandemie. Der enge Arbeitsmarkt und die Gefahr einer sich schneller drehenden Lohn-Preis-Spirale erhöhen die Inflationsrisiken. Für die Fed ist es also höchste Zeit zu reagieren, auch wenn der eskalierende Konflikt in Osteuropa auch in den USA zu einer erhöhten Unsicherheit bezüglich der weiteren konjunkturellen Entwicklung geführt hat. Die direkten ökonomischen Effekte sind jedoch wesentlich geringer als für die Eurozone und so wird die US-Notenbank den Leitzins am Mittwoch, mehr als zwei Jahre nach Pandemiebeginn, zum ersten Mal wieder anheben. Ein großer Zinsschritt in Höhe von 50 Basispunkten scheint aufgrund der aktuellen Unsicherheiten jedoch vom Tisch, dies bekräftigen zuletzt auch Aussagen von US-Notenbankchef Powell, der sich für eine Anhebung in Höhe von 25 Basispunkten aussprach.“
„Trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist der Druck auf die EZB hoch, ihren Kurs der graduellen Straffung ihrer Geldpolitik fortzusetzen. Denn angesichts der erneuten Energiepreisanstiege seit Kriegsbeginn haben auch die langfristigen Inflationserwartungen merklich zugelegt. In jedem Fall dürfte die EZB diesen Donnerstag das Signal senden, dass angesichts der Unsicherheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Euroraum Flexibilität das Gebot der Stunde ist. Mit Blick auf Liquiditätsversorgung von Banken und die Finanzmarktstabilität wird sie vermitteln, dass sie jederzeit handlungsfähig ist und auch kurzfristig reagieren kann. Für die neue EZB-Stabsprognose erwarte ich eine Abwärtsrevision des BIP-Wachstums in diesem Jahr sowie eine erneute Aufwärtsrevision der Inflationsprognose für dieses und nächstes Jahr. Vor diesem Hintergrund wird die EZB wohl den Ausstieg aus den Anleihekaufprogrammen bis Jahresende und graduelle Zinsschritte danach fest im Blick behalten.“
„Wer Chefinnen möchte, der braucht Gründerinnen und Frauen in allen Wirtschaftsfeldern oder Branchen. Und so müssen wir auch am diesjährigen Weltfrauentag leider feststellen: Der Chefinnenanteil in mittelständischen Unternehmen nimmt auf niedrigem Niveau sogar noch ab. Neben einer häufig weiterhin ‚traditionellen‘ Arbeitsteilung bei Haushalt und Kinderbetreuung beeinflussen weiterhin auch eine geschlechterstereotype Ausbildungs- und Berufswahl die Gründungsneigung von Frauen negativ und sorgen dafür, dass sie oft im Dienstleistungssektor tätig sind, der von der Corona-Krise besonders hart getroffen war. An diesen Aspekten muss angesetzt werden.“
„In gewöhnlichen Zeiten hätte man sich über das Februar-Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers unumwunden freuen können: Die Stimmung ist dank der pandemischen Entspannung über fast alle Branchen und Unternehmensklassen hinweg sehr deutlich angestiegen. Doch der kriegerische Angriff Russlands auf die Ukraine hat eine neue Realität geschaffen. Über der weiteren Wirtschaftsentwicklung hängt nun das Damokles-Schwert des neuen Krieges in Europa, einschließlich der davon angestoßenen Sanktionen. Ein sich länger hinziehender offener Krieg hätte enorme humanitäre Folgen – von nachgeordneter Bedeutung würde er auch die Energiepreise und folglich die Inflation noch weiter nach oben treiben und die Energieversorgungssicherheit der EU in Frage stellen. Letztendlich ist der Effekt auf die deutsche Konjunktur bislang jedoch kaum verlässlich abschätzbar und hängt unter anderem davon ab, wie lange der Krieg dauert und wie weit sich die Eskalationsspirale noch dreht.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Februar 2022(PDF, 157 KB, barrierefrei)
„Im Februar wurde die deutsche Wirtschaft noch vor allem durch die Pandemie belastet, hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie Lieferkettenproblemen. Doch die meisten Unternehmen rechneten mit einer baldigen Besserung und stellten weiter ein. Das hat die Beschäftigung in den letzten Monaten kräftig steigen lassen. Geht es so weiter, erreicht die Erwerbstätigkeit im Frühjahr wieder den Vorkrisenstand. Das gilt auch für die Zahl der Arbeitslosen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die gegen Russland verhängten Sanktionen dürften zwar über die Verteuerung von Öl und Gas die Unternehmen und private Haushalte in Deutschland belasten. Aber es ist wenig wahrscheinlich, dass dies ausreicht, den Beschäftigungsaufschwung im Frühjahr zu verhindern. Die Aussichten für den Arbeitsmarkt sind also kurzfristig gut, zumal sich die Abhängigkeit vom russischen Gas in der warmen Jahreszeit auch etwas verringert. Mittelfristig stellen neue Engpässe bei Rohstoffen und evtl. sogar eine Rationierung der Gasversorgung aber auch Risiken für den Arbeitsmarkt dar.“
„Der russische Überfall auf die Ukraine am 24.02.2022 markiert eine Zeitenwende für Europa. Einerseits geopolitisch und -strategisch, aber auch in Bezug auf die Frage, wie sich die hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit von Lieferanten wie Russland verringern lässt. Es ist diese Abhängigkeit, vor allem von Gas und Rohölimporten, die die Inflation in fast allen Mitgliedstaaten des Euroraums während des vergangenen halben Jahres hat ansteigen lassen. Zudem stiegen die Preise für Nahrungsmittel in den letzten Monaten deutlich. Dieser Trend hielt auch im Februar an, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI betrug die Inflationsrate 5,8 % im Vorjahresvergleich. Der russische Angriffskrieg dürfte die Entwicklung des Gas- und Rohölpreises auch in den kommenden Monaten bestimmen und einem graduellen Rückgang der Energiepreise entgegenwirken. Ob diese allerdings in den kommenden Monaten weiter steigen oder auf hohem Niveau stagnieren, ist aktuell noch unklar. In jedem Fall steigt mit den internationalen Sanktionen auch das Risiko neuer Preisanstiege. Mit Blick auf die veränderten Rahmenbedingungen dürfte die EZB in der kommenden Woche ihren bisherigen Kurs weiter verfolgen, um sich mit ruhiger Hand weiter Optionen offen zu lassen. An ihrer Ausstiegsperspektive aus der expansiven Geldpolitik, vor allem eines Zurückfahrens des Anleihekaufprogramms in diesem Jahr und darauf aufbauenden Kommunikation zur Zinswende dürfte es aber nur graduelle Änderungen geben.“
„Der 24.02.2022 markiert eine Zeitenwende. Geopolitisch und -strategisch, und auch mit Blick auf die wirtschaftspolitische Ausgestaltung unseres Energiemixes. Denn gerade die hohe Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von fossilen Brennstoffen war einer der Hauptgründe, warum die Verbraucher die seit fast einem Jahr stetig steigenden Inflationsraten mittlerweile deutlich spüren. Dieser Trend hielt auch im Februar an, gemessen am Verbraucherpreisindex VPI betrug die Teuerungsrate 5,1 % (HVPI: 5,5 %) im Vorjahresvergleich. Die Entwicklung des Gas- und Rohölpreises dürfte auch in den kommenden Monaten entscheidend für die Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise bleiben. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wirkt einer allmählichen Stabilisierung der Energiepreise und einem graduellen Rückgang der hohen Inflationsraten entgegen. Vielmehr erhöht sich durch die in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine in Kraft gesetzten internationalen Sanktionen das Risiko neuer Preisanstiege.“
"Über der weiteren wirtschaftlichen Erholung in Deutschland und dem Euroraum hängt das Damokles-Schwert der Aggressionen Russlands sowie der darauf folgenden Sanktionen. Ein offener Krieg in der Ukraine hat vor allem dramatische humanitäre und geopolitische Konsequenzen – und wird auch die Energiepreise und die Inflation im Euroraum weiter nach oben treiben. Gerade Deutschland, das etwa 14 % seines Energieverbrauchs allein mit russischem Gas abdeckt, wäre stark betroffen. Neben einer moderaten Belastung der Wirtschaftsleistung durch den Kaufkraftverlust wird auch die energieintensive Produktion beeinträchtigt, insbesondere wenn es zu einer Rationierung der Energieversorgung käme. Letzendlich ist der Effekt auf die deutsche und europäische Wirtschaftsleistung aktuell noch kaum abschätzbar. Von einer erneuten Rezession bis zu einem Wachstum von rund 3 % ist aktuell noch alles möglich."
KfW-Konjunkturkompass Februar 2022(PDF, 176 KB, barrierefrei)
„Die steigende Stimmung in den Unternehmen macht Hoffnung auf eine Erholung der Konjunktur, über der nun aber das Damokles-Schwert eines eskalierenden Russland-Ukraine-Konflikts hängt. Denn die Angst vor einem Krieg in Europa liegt in der Luft – mit möglicherweise deutlichen Auswirkungen unter anderem auf die Energieversorgung und die Energiepreise. Gleichzeitig wartet der Februar jedoch auch mit guten Nachrichten auf: So ist der Scheitelpunkt der Omikron-Welle wohl ohne allzu scharfe Einschränkungen überschritten und klare Öffnungsperspektiven für die Wirtschaft zeichnen sich ab. Grundsätzlich sehe ich unser Konjunkturbild deshalb bestätigt: Wir erwarten einen Wachstumsschub ab dem Frühling, zunächst getragen von den konsumnahen Dienstleistungen und dann zunehmend auch von der Industrie. Unterstellt ist dabei allerdings, dass eine bewaffnete Auseinandersetzung auf den Donbass begrenzt bleibt.“
„Angesichts der Investitionsrekorde, die wir 2021 gesehen haben, war ein zum Jahresende weiterhin sehr gutes VC-Geschäftsklima zu erwarten. Dass die Bestmarke gehalten werden konnte, setzt einen angemessenen Schlusspunkt. Die Aussichten, dass der VC-Markt 2022 ähnlich volumenstark bleibt, haben sich aber eingetrübt. Denn die Investitionsaktivität könnte sich mit den nahenden Zinsschritten der Notenbanken abkühlen. Vielleicht ist der deutsche Markt davon etwas weniger betroffen, weil hiesige Start-ups aufgrund ihrer Innovationskraft und ihres unternehmerischen Talents auf hohes internationales Interesse stoßen. Unsere Abhängigkeit von außereuropäischen Investoren bei großen Finanzierungsrunden macht aber deutlich, wie wichtig es ist, das hiesige VC-Ökosystem weiter auf- und auszubauen. Daher begrüße ich es sehr, dass die ersten Bausteine des Zukunftsfonds bereits ihre operative Arbeit aufgenommen haben.“
German Venture Capital Barometer 4. Quartal 2021(PDF, 255 KB, nicht barrierefrei)
„Mit Omikron findet in der Pandemiebekämpfung ein Strategiewechsel statt und damit ändern sich auch die wirtschaftlichen Folgen: Während die Eindämmungsmaßnahmen bald zurückgefahren werden, ist der infektionsbedingte Arbeitsausfall inzwischen weit größer als je zuvor in der Pandemie. Wenn die RKI-Modellierung weiter zutrifft und der Scheitel der Welle gerade überschritten wurde, dann fallen im Quartalsmittel allein durch die gemeldeten Infektionen etwa 1 % der Erwerbstätigen aus. In der Wirtschaftsleistung dürfte sich das aber nur unterproportional niederschlagen, weil beispielsweise Kolleginnen und Kollegen die Ausfälle kompensieren.“
Arbeitsausfälle durch Omikron summieren sich auf etwa 33 Mio. Tage (PDF, 129 KB, barrierefrei)
„Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt, dass viele Mittelständler zu Jahresbeginn zwar eine weitere Verschlechterung der Geschäftslage beklagen, aber immerhin auch wieder deutlich optimistischer in die nahe Zukunft blicken. Es gibt also einen Vorgeschmack auf den Frühling. Insgesamt hat die Omikronwelle wohl etwas geringere Auswirkungen als noch im Dezember zu befürchten war. Allerdings dürfte noch eine gewisse Belastung durch infektionsbedingte Arbeitsausfälle entstehen. Vor allem aber steigt die Hoffnung auf ein Ende des pandemischen Zustands im Jahresverlauf.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Januar 2022(PDF, 168 KB, barrierefrei)
„Die weiter anhaltende Schwäche der Kreditnachfrage bewegt sich im Rahmen der Erwartungen. Lieferengpässe und die neue Virusvariante Omikron stören das Wirtschaftsgeschehen und belasten das Investitionsklima. Zwar wirken andererseits die Verteuerung von Rohstoffen, Vorprodukten und Investitionsprojekten genauso wie neue pandemiebedingte Liquiditätslücken erhöhend auf den Finanzierungsbedarf der Unternehmen. Für eine klare Trendwende bei der Kreditnachfrage sind diese Effekte aber zu klein.“
KfW-ifo-Kredithürde Q4 2021(PDF, 162 KB, barrierefrei)
„Beim ersten Treffen des EZB-Rats im neuen Jahr dürften neue Entscheidungen vorerst ausbleiben. Dies liegt vor allem in der mit der Omikron-Variante verbundenen konjunkturellen Unsicherheit sowie den geopolitischen Spannungen mit Russland begründet. Die Fed und die Bank of England haben die geldpolitische Straffung bereits spürbar eingeleitet, weil dort die Inflation stärker von Mieten und Löhnen getrieben ist. Insgesamt dürfte diese Straffung den Druck auf die EZB im Jahresverlauf erhöhen, früher als bisher angekündigt Zinsschritte ins Auge zu fassen. Die EZB wird sehr genau darauf achten, inwieweit sich der hohe Anstieg der Energiepreise auf andere Bereiche der Wirtschaft ausweitet. Entscheidend ist, dass die EZB die Zinswende im Blick behält, verlässlich kommuniziert und diese unter Berücksichtigung der weiteren Inflationsentwicklung konsequent verfolgt. Das starke Aufholwachstum der Eurozone im Jahr 2021 deutet auf eine solide Erholung hin. Das spricht für die Einstellung aller EZB-Kaufprogramme zum Jahresende als wichtigen Schritt in die richtige Richtung.“
„Der erste Datenpunkt des neuen Jahres zeigt einen erneuten Anstieg der Inflationsrate. In erster Linie erklärt sich das mit der Weitergabe der sehr hohen Energiepreise an die Verbraucher. Im Jahresverlauf ist zwar weiterhin damit zu rechnen, dass die monatliche Teuerungsrate absinkt. Wie schnell es geht, hängt aber davon ab, wie schnell sich die Lieferengpässe und die Energiepreise entspannen. Vor allem durch die Omikron-Variante werden neue Störungen in den Lieferketten wahrscheinlicher. Falls ein merklicher Abwärtstrend bei der Inflationsrate ausbleibt, steigt jedenfalls der Druck auf die Lohnverhandlungen zu höheren Abschlüssen und damit auch die Gefahr von Zweitrundeneffekten. In diesem Fall rechne ich mit einer früher als aktuell kommunizierten Reaktion der Geldpolitik. In jedem Fall wäre die vollständige Einstellung der EZB-Ankaufprogramme bereits zum Jahresende ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Entscheidend ist, dass die EZB die Zinswende im Blick behält, verlässlich kommuniziert und diese unter Berücksichtigung der weiteren Inflationsentwicklung konsequent verfolgt.“
„Das Hochschnellen der Infektionszahlen dürfte die wirtschaftliche Aktivität in den nächsten Monaten weiter nach unten drücken. Für das Winterhalbjahr erwarten wir mit zwei negativen Quartalswachstumsraten eine technische Rezession. In dieser schwierigen Zeit erweist sich der Arbeitsmarkt erneut als Stabilitätsanker für die deutsche Wirtschaft. Die Erfahrungen in Südafrika und dem Vereinigten Königreich lassen hoffen, dass die bevorstehende Omikron-Welle in wenigen Monaten überstanden sein wird. Mit der Aussicht auf anziehende Aufschwungskräfte im Frühjahr stellen viele Unternehmen weiter ein. Der Wettbewerb um knappe Arbeitskräfte hat sich dadurch verschärft. Das dürfte die Arbeitnehmerverdienste wieder stärker steigen lassen und zusammen mit den anstehenden Rentenerhöhungen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stützen. Die grundsätzliche Lohnzurückhaltung seit Ausbruch der Pandemie dürfte aber noch bestehen bleiben, denn viele Unternehmen spüren noch die finanziellen Belastungen aus den vergangenen zwei Jahren. Alles in allem stehen die Zeichen am Arbeitsmarkt damit bisher weiter auf Erholung. Die entscheidende Voraussetzung für einen dauerhaften Aufschwung ist jedoch, dass wir die Corona-Pandemie in den Griff bekommen. Dafür müssen wir mit Hochdruck impfen. Je mehr Menschen dabei mitwirken, umso besser wird dies gelingen.“
„Nach den rasanten Preisanstiegen im vergangenen Jahr ist die weitere Entwicklung der Inflationsrate in Deutschland mit großer Unsicherheit behaftet. So wirken einerseits das Wegfallen von Sonder- und Basiseffekten aus dem Jahr 2020, aber auch die mit der Omikron-Variante einhergehende Abkühlung der Wirtschaftsaktivität einem weiteren Preisanstieg zunächst entgegen. Dies spiegelt sich auch in den heute veröffentlichten Daten der Inflationsrate für Januar, die gemessen am Verbraucherpreisindex VPI 4,9 % (HVPI: 5,1 %) betrug, wider. Den Rückgang begrenzt haben andererseits Faktoren wie die weiterhin ungelösten Angebotsengpässe und steigende Energiepreise, die geopolitischen Spannungen mit Russland und die strikte „No-Covid-Politik“ der chinesischen Regierung. Diese könnten in den nächsten Monaten weiter Inflationsdruck hervorrufen. Bleibt dieser deutlich über das erste Quartal 2022 hinaus bestehen, wird sich auch der Rückgang der Inflationsraten verlangsamen. Vom Arbeitsmarkt könnte zudem dann zusätzlicher Preisdruck ausgehen, wenn sich fortgesetzt hohe Inflationsraten in höheren Tarifabschlüssen niederschlagen. In diesem Fall rechne ich mit einer früher als aktuell kommunizierten Reaktion der Geldpolitik, etwa einer vollständigen Einstellung ihrer Ankaufprogramme bereits zum Jahresende. In Anbetracht aller Unsicherheiten ist es entscheidend, dass die EZB die Zinswende im Blick behält, verlässlich kommuniziert und diese unter Berücksichtigung der weiteren Inflationsentwicklung konsequent verfolgt.“
„Das Fazit des vergangenen Jahres fällt für die Eurozone positiv aus. Mit kräftigem Wachstum konnte die Währungsunion den Griff der Pandemie lockern und die Lücke zum Vorkrisenniveau schließen. Der Schlüssel zur erfolgreichen Erholung waren die breiten Impfkampagnen, der Grundstein die finanzielle Stabilisierung von Haushalten und Unternehmen durch die umfassenden wirtschaftspolitischen Maßnahmepakete. Dennoch wird das wirtschaftliche Geschehen kurzfristig vom Auf und Ab der Infektionswellen beeinflusst bleiben. Ich bin aber optimistisch, dass der Einfluss des Virus weiter abebben wird und Europa sich dann mit ganzer Kraft der enormen Herausforderung der Transformation stellen kann.“
„Für die echte Überraschung hat das Statistische Bundesamt schon Mitte Januar gesorgt, als es einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im Herbstquartal andeutete und gleichzeitig mit der damals gemeldeten Jahresrate von 2,7 % schon implizit auf erhebliche Aufwärtsrevisionen in den Vorquartalen hinwies. Vor allem erstmals verbuchte Lizenzeinnahmen von Biontech haben wohl die Wachstumsstatistik durcheinander gewirbelt. Am Jahresende hat dann die Pandemie die Wirtschaft wieder nach unten gezogen, im Gastgewerbe wurde etwa das wichtige Weihnachtsgeschäft stark eingeschränkt. Auch die heute veröffentlichte Schnellmeldung für das vierte Quartal ist revisionsanfällig, denn es fehlen noch Daten von Dezember. Für den Herbst 2020 wurde beispielsweise ursprünglich eine Quasi-Stagnation (+0,1 %) gemeldet, aus der dann letztendlich ein sehr passables Quartalswachstum von +0,7 % wurde. Letztendlich dürfte das Jahresende 2021 aber im roten Bereich bleiben und auch im laufenden Quartal ist ein weiterer Rückgang wahrscheinlich. Das Wachstum wird wohl erst im Frühjahr wieder Fahrt aufnehmen.“
„Der nahende Rückzug der Babyboomer-Generation wird eine große Lücke auf den Chefsesseln im Mittelstand hinterlassen. Der Bedarf an Nachfolgern und Nachfolgerinnen wird zunehmen. Allerdings ist die strukturelle Nachfolgelücke aufgrund niedriger Geburtenziffern in der Vergangenheit und geringem Gründungsgeist in der Gegenwart groß. Künftig wird es daher zunehmend wichtiger werden, frühzeitig zu planen und mehrere Nachfolgevarianten – familienintern, den Verkauf an Mitarbeiter oder einen externen Interessenten – parallel in Betracht zu ziehen. Sonst steht zu befürchten, dass ungewollte Unternehmensstilllegungen spürbar zunehmen.“
Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2021: wieder mehr Planungen nach Corona-Knick – Familiennachfolge in der Krise beliebt(PDF, 266 KB, nicht barrierefrei)
„In den USA ist die Wirtschaftskraft im Schlussquartal annualisiert um 6,9 % gestiegen. Für das Gesamtjahr ergibt sich dadurch ein BIP-Wachstum von 5,7 %. Umfassende Fiskalausgaben und eine sehr lockere Geldpolitik haben dazu beigetragen, dass die US-Wirtschaftsleistung mittlerweile deutlich über dem Vorkrisenniveau liegt. Die Politik und die US-Notenbank wenden sich angesichts der guten konjunkturellen Entwicklung zunehmend vom Krisenmodus ab. Die fiskalischen Stützungsmaßnahmen der Regierung werden 2022 wesentlich geringer als in den vergangenen Jahren ausfallen. Die US-Notenbank hat bereits damit begonnen die expansive Geldpolitik zurückzufahren. Es ist daher mit steigenden Kapitalmarktzinsen und einer Verteuerung der Finanzierung für Unternehmen zu rechnen. Die wirtschaftliche Entwicklung wird 2022 demnach von ausklingenden Aufholeffekten und einer Abkühlung der Wachstumsrate gekennzeichnet sein. Wir rechnen mit einem stabilen Wachstum in Höhe 3,8 %.“
„Mit der ersten Geschäftsklimaaufhellung seit sieben Monaten ist der konjunkturelle Einstieg in das neue Jahr zumindest stimmungsmäßig gelungen. Die Unternehmen sehen endlich Licht am Ende des Tunnels – und das zurecht! Eine „technische Rezession“ im Winterhalbjahr 2021/2022 ist zwar kaum noch zu vermeiden. Die erneute pandemiebedingte Schwächephase dürfte aber in absehbarer Zeit ausgestanden sein. Schon Im Frühling wird sich voraussichtlich ein kräftiger Wachstumsschub anschließen, getragen von der Erholung der konsumnahen Dienstleistungen und im weiteren Jahresverlauf dann zunehmend auch von der Industrie. Die Hoffnungen ruhen dabei auf einer Überwindung der Pandemie im Jahresverlauf sowie deutlich weniger Störungen in den globalen Lieferketten.“
„Die Fed verfolgt im Gegensatz zur EZB ein Doppelmandat. Die US-Notenbank hat den Auftrag für maximale Beschäftigung zu sorgen und gleichzeitig die Preise stabil zu halten. Der US-Arbeitsmarkt entwickelt sich gut, die Arbeitslosenquote hat sich im Dezember mit 3,9 % dem Vorkrisenniveau von 3,5 % weiter angenähert. Dies ermöglicht es der Fed sich auf den Kampf gegen steigende Preise zu konzentrieren. Die Inflationsrate lag im Dezember mit 7,0 % auf dem höchsten Stand seit 1982. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken hat die Fed die Beendigung des Anleihekaufprogramms für den März angekündigt, zudem wurden in der Dezember-Sitzung für 2022 drei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Einige Mitglieder des Fed-Offenmarktausschusses haben sich zuletzt dafür ausgesprochen, die erste Anhebung bereits im März vorzunehmen. Die Pressekonferenz im Anschluss an die Januarsitzung wird womöglich genutzt werden um diesen Schritte kommunikativ vorzubereiten. Zudem wird die Rückführung der knapp 9 Billionen US-Dollar großen Bilanz der Fed diskutiert werden. Ich halte es für möglich, dass mit dem Abbau bereits im Sommer begonnen wird.“
„Die Anfang 2021 in die deutsche Konjunktur gesetzten sehr hohen Erwartungen haben sich nur teilweise erfüllt. Die äußerst hartnäckigen globalen Lieferkettenprobleme, zwei weitere Corona-Wellen und ein kaufkraftzehrender Inflationsanstieg haben am Ende eine schnellere Erholung im vergangenen Jahr verhindert. Für sich genommen kann sich das für 2021 gemeldete Wirtschaftswachstum von 2,7 % dennoch sehen lassen, seit der Wiedervereinigung lag es im Schnitt lediglich bei 1,2 % pro Jahr. Die konjunkturelle Stabilisierung trotz neuer Hürden infolge der weiter schwelenden Pandemie ist auch dem fiskalischen Einsatz zu verdanken, wie er an dem hohen Staatsdefizit von 4,3 % des BIP abzulesen ist. Nun gilt es, die Staatsverschuldung perspektivisch wieder zu verringen und zugleich genügend Mittel in die anstehende Transformation zu lenken. Dieser schwierige Spagat gelingt am besten bei einem soliden Wirtschaftswachstum und einem engen Monitoring der Ausgabenqualität und -effizienz. Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum sind grundsätzlich günstig, die Risiken allerdings vor allem kurzfristig groß. Wie schon 2021 droht auch in diesem Jahr eine konjunkturelle Achterbahnfahrt über die Berge und Täler neuer Corona-Wellen. Mit der hochansteckenden Omikron-Variante wird die Pandemie erneut für einen konjunkturellen Fehlstart sorgen, dem sich aber ein kräftiger Wachstumsschub ab dem Frühling anschließen kann. Voraussetzung ist die erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie – idealerweise deren Überführung in eine Endemie – sowie eine Entspannung bei den Lieferengpässen.“
„Der Verkehr spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele. So tragen einerseits die konsequente Elektrifizierung des Pkws und andererseits ein Ausbau der ÖPNV-Angebote sowie eine verbesserte Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur zum Gelingen einer emissionsarmen zukünftigen Mobilität bei. Jedoch haben die Regionen in Deutschland unterschiedliche Voraussetzungen, um das Mobilitätsbedürfnis ihrer Einwohner zu befriedigen. Für eine erfolgreiche Verkehrswende müssen deshalb unterschiedliche Lösungen für die unterschiedliche Regionen gefunden werden. Dabei gilt es die jeweils geeignetsten Verkehrsmittel gezielt zu fördern.“
Verkehrswende in Deutschland braucht differenzierte Ansätze in Stadt und Land(PDF, 286 KB, nicht barrierefrei)
„Der letzte Datenpunkt des vergangenen Jahres brachte nicht die in der Expertenbefragung erwartete Verlangsamung des Preiswachstums. Die Inflationsrate stieg im Dezember zum sechsten Mal in Folge auf jetzt 5,0 %. In diesem Jahr ist zwar damit zu rechnen, dass die Teuerungsrate durch den Wegfall von Sondereffekten wieder absinkt. Wie schnell es geht, hängt aber an der Überwindung der Lieferengpässe und den Energiepreisen. Leider werden durch die Omikron-Variante neue Störungen in den Lieferketten wahrscheinlicher, auch wenn eine weitere Verschärfung der Pandemielage den Preisdruck zunächst etwas abkühlen könnte. Falls ein merklicher Abwärtstrend bei der Inflationsrate ausbleibt, steigt jedenfalls der Druck auf die Arbeitnehmer höhere Lohnabschlüsse anzustreben und damit auch die Gefahr von Zweitrundeneffekten. Es ist daher entscheidend, dass die EZB diese Entwicklung genau im Auge behält und die Perspektiven für eine Zinswende im Lichte der weiteren Inflationsentwicklung deutlich und verlässlich kommuniziert. Die angekündigte Reduzierung der Wertpapierkäufe war ein wichtiger Schritt in diese Richtung und sowohl aus geldpolitischer Sicht als auch mit Blick auf die Konjunktur trotz aller Unsicherheit angemessen."
„Das Preiswachstum hat sich im nun abgelaufenen Jahr als wahrer Gipfelstürmer herausgestellt. Nachdem seit Jahresbeginn mit Ausnahme einer Atempause im Juni bereits jeden Monat neue Höhen erreicht wurden, erklimmt die Inflationsrate im Dezember, gemessen am Verbraucherpreisindex VPI, mit 5,3 % (HVPI: 5,7 %) einen weiteren Hochpunkt. Wie beim Bergsteigen stellt sich beim Blick auf die Inflation die Frage, ob nach dem Gipfel der Abstieg oder ein weiterer, bisher unerwarteter Anstieg wartet. Denkbar ist beides: Viel spricht dafür, dass es durch das Wegfallen von Sondereffekten aber auch aufgrund einer erneuten Verschärfung der pandemischen Lage zu einer Abkühlung des Preiswachstums kommt. Gleichzeitig bleibt ungewiss, wie schnell sich die akuten Angebotsengpässe an den Energiemärkten und die Lieferengpässe auflösen. Bleiben diese deutlich über das erste Quartal 2022 hinaus bestehen, dürfte sich auch der Rückgang der Inflationsraten verlangsamen. In diesem Fall wird der pandemiebedingt noch gering ausgeprägte Druck auf die Tarifparteien zunehmen und könnte in höheren Lohnabschlüssen resultieren. Es ist daher entscheidend, dass die EZB die Zinswende im Blick behält, verlässlich kommuniziert und diese unter Berücksichtigung der weiteren Inflationsentwicklung konsequent verfolgt. Die geplante Reduzierung ihrer Ankaufprogramme war ein wichtiger Schritt in diese Richtung und sowohl aus geldpolitischer Sicht als auch mit Blick auf die Konjunktur trotz aller Unsicherheit angemessen."
"Die Arbeitsmarkbilanz zum Jahreswechsel ist durchwachsen. Auf der Habenseite ist die schnelle Besserung der Arbeitsmarktlage zu verbuchen: Die Arbeitslosigkeit ist bis zuletzt gesunken. Mit 2,3 Mio. liegt die Zahl der Arbeitslosen um fast 400.000 unter dem Stand des Vorjahresmonats. Die Zahl der Kurzarbeitenden hat sich von 6 Mio. im April 2020 auf rund 700.000 im Oktober 2021 verringert. Bei der Bundesagentur für Arbeit sind aktuell 800.000 offene Stellen gemeldet, so viele wie seit zwei Jahren nicht mehr. Diese Zahlen sind ermutigend. Doch die Erholung am Arbeitsmarkt steht noch auf wackeligem Fundament. Auf der Sollseite steht – gefolgt vom Fachkräftemangel – Omikron. Die neue Virusmutante wird zu einer weiteren harten Belastungsprobe für die deutsche Wirtschaft werden. Die Aussichten für Konjunktur und Arbeitsmarkt sind deshalb für die nächsten Monate höchst unsicher. Immer noch werden viele Unternehmen und Arbeitsplätze mit umfangreichen Subventionen gestützt. Es ist richtig, wenn Unternehmen und Arbeitsplätze im Ausnahmezustand über einen begrenzten Zeitraum erhalten werden. Aber die Unterstützung muss beizeiten wieder abgebaut werden, und die Unternehmen müssen wieder aus eigener Kraft wirtschaften können. Oberstes Ziel muss es daher sein, das Virus auf breiter Front zu bekämpfen. Das weltweite Impfen möglichst vieler Menschen – gegebenenfalls mit angepassten Impfstoffen – birgt die einzige Hoffnung, den Ausnahmezustand im neuen Jahr zu beenden."
„Die Omikron-Variante des Coronavirus überschattet die Erholung am Kreditmarkt. Grundsätzlich sind 2022 die Voraussetzungen für eine kräftigere Investitionstätigkeit und Kreditvergabe gegeben, vor allem wegen der guten Auftragslage der Industrie und anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen. Außerdem sind während der Pandemie Investitionen aufgeschoben worden, sodass mit Nachholeffekten zu rechnen ist. Omikron beschert uns nun aber neue Unsicherheit, insbesondere was den zeitlichen Verlauf der Erholung angeht. Ich rechne zurzeit erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Beschleunigung des Kreditwachstums.“
KfW-Kreditmarktausblick Dezember 2021(PDF, 105 KB, nicht barrierefrei)
„Die Daten aus dem KfW-Mittelstandspanel zum Thema Weiterbildung sind eine Bestandsaufnahme inmitten der Corona-Krise. Es bleibt zu hoffen, dass sie einen Tiefpunkt markieren und die Weiterbildungsaktivitäten schnell wieder Fahrt aufnehmen. Denn Weiterbildung wird im Strukturwandel immer wichtiger – für den individuellen Arbeitsmarkterfolg und für die Produktivität der gesamten Volkswirtschaft.
Doch selbst eine zügige Rückkehr zum Vorkrisenniveau wird den aktuellen Herausforderungen nicht gerecht: Die Digitalisierung und die drängende Transformation zur Klimaneutralität verändern laufend die Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Ein entscheidendes Problem ist, dass der Weiterbildungssektor im Status quo zu unübersichtlich und informell ist, er weist Angebotslücken und zu geringe Teilnahme auf. Für eine erfolgreiche Transformation zur digitalen und klimaneutralen Wirtschaft brauchen wir eine neue Weiterbildungskultur, wir brauchen systematische und hochwertige Weiterbildung in der Breite. Hierfür müssen an drei Stellschrauben angesetzt werden: 1. Die Verbesserung des Angebots durch staatliche Mindeststandards und eine zentrale Rolle der Hoch- und Berufsschulen als Weiterbildungsanbieter. 2. eine erweiterte finanzielle Förderung, 3. die Schaffung zeitlicher Freiräume durch digitales Lernen und bessere Betreuungsinfrastruktur – für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Bildung."
Weiterbildung nur bei gut einem Drittel der KMU – neue Weiterbildungskultur nötig(PDF, 223 KB, nicht barrierefrei)
„Dunkle Wolken ziehen am winterlichen Konjunkturhimmel auf und verdüstern den Ausblick auf 2022 – mit dieser sorgenvollen Botschaft beschließt das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer das zweite Jahr der Corona-Pandemie. Mit der Omikron-Variante des Coronavirus droht der Wirtschaft ein neuer Rückschlag. Wahrscheinlich ist, dass die deutsche Wirtschaftsleistung Anfang 2022 schrumpft, da die Industrie wegen anhaltender Materialengpässe vorerst kein ausreichendes Gegengewicht zu den betroffenen Dienstleistungen schaffen kann. Bei mutmaßlich kommenden Impfpflichten, wärmerem Wetter und angepassten Impfstoffen kann man jedoch auf eine Entspannung bei den Dienstleistungen im zweiten Quartal hoffen. Allerdings werden auch neue Störungen in den globalen Lieferketten wahrscheinlicher, wenn es wegen Omikron bei wichtigen Handelspartnern zu Schließungen von Produktionsanlagen oder Logistikdrehkreuzen kommt und sich die Wende in der Industrie hinauszögert. Kritisch ist hier insbesondere China, das wohl bei seiner strikten Zero-Covid-Politik bleiben wird. Insgesamt wird die Konjunkturdelle im Winterhalbjahr wohl größer ausfallen als noch vor wenigen Wochen erwartet – und auch die anschließende Erholung geht zunächst langsamer voran.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Dezember 2021(PDF, 105 KB, nicht barrierefrei)
"Die Stimmung trübt sich weiter ein, denn gerade als die Delta-Welle endlich zu brechen beginnt, droht durch Omikron eine erneuter Rückschlag. Wegen ihrer höheren Übertragbarkeit dürfte sich ein erneuter Anstieg der Neuinfektionen und Krankenhausbelastung nur mit zusätzlichen Eindämmungsmaßnahmen stoppen lassen. Wie umfassend sie ausfallen müssen, hängt allerdings von vielen Unbekannten ab. Es sind auch noch glimpflichere Szenarien möglich. Derzeit ist es aber wahrscheinlicher, dass die deutsche Wirtschaftsleistung zu Beginn des neuen Jahres schrumpft, der Aufschwung sich ab dem Frühjahr dann aber fortsetzt. Besonders kontaktintensive Dienstleistungsbereiche wie das Gastgewerbe dürften erneut schwer getroffen werden. Aber auch die globalen Lieferprobleme könnten sich verlängern, wenn es bei wichtigen Handelspartnern zu Schließungen von Produktionsanlagen oder Logistikdrehkreuzen kommt. Kritisch ist hier insbesondere China, das wohl bei einer strikten Zero-Covid Politik bleiben wird."
„US-Notenbankpräsident Powell hat in einer Anhörung vor dem US-Kongress vor dem anhaltenden Inflationsdruck gewarnt und in Aussicht gestellt, die Geschwindigkeit der Rückführung des Anleihekaufprogramms ab Anfang 2022 zu erhöhen. Offiziell verkünden wird er diesen Schritt voraussichtlich nach der anstehenden Dezember-Sitzung. Zudem wird es bei der Sitzung darum gehen, ob die Fed den Leitzins bereits kommendes Jahr anhebt. Diese Aussicht steigert die Spannung auf die neuen Inflationsprognosen der US-Zentralbank. Diese werden zeitgleich veröffentlicht. Powell hatte zuletzt in Bezug auf Preissteigerungen das Wort "vorübergehend" („transitory“) aus seinem Wortschatz gestrichen. Im Gegensatz zur US-Notenbank hat die EZB ihre Kommunikation, dass die derzeitig höheren Preissteigerungen ein größtenteils vorübergehendes Phänomen sind, bisher beibehalten. Allerdings äußerten sich mehrere EZB Ratsmitglieder zuletzt dahingehend, dass sich die höheren Inflationsraten wahrscheinlich hartnäckiger halten, als noch bis zu den Sommermonaten 2021 angenommen. Von hohem Interesse sind daher die neuen Stabsprognosen, die erstmals einen Datenpunkt für 2024 enthalten und in der anstehenden Dezember-Sitzung vorgestellt werden. Vor allem auf die mittlere Frist, also die Jahre 2023 und 2024, wird es ankommen. Nähern sich die Inflationsraten hier nachhaltig den von der EZB anvisierten 2 %, ergibt sich daraus möglicherweise ein Zeitfenster für Zinsschritte und eine schrittweise Einstellung der Kaufprogramme. Wenn die Fed Zinsschritte für das kommende Jahr in Aussicht stellt, nimmt auch der Druck auf die EZB zu, ebenfalls die geldpolitische Wende in ihrer Kommunikation zu benennen.“
„Es ist ermutigend, dass 12 % der mittelständischen Unternehmen Investitionen in den Klimaschutz vornehmen, vor allem auch wenn wir berücksichtigen, dass es einen großen Anteil von Unternehmen ohne jegliche Investitionen gibt. Vor dem Hintergrund der Tragweite der Herausforderung der Transformation ist jedoch klar: Hier muss sogar noch deutlich mehr passieren. Bei einem Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen steht der Klimaschutz aktuell auf der Agenda. Das heißt im Umkehrschluss allerdings auch: drei von vier Unternehmen haben im vergangenen Jahr keine Investitionsprojekte mit Klimaschutzfokus umgesetzt und haben dies absehbar auch nicht vor. Mit Blick auf den hohen Gesamtinvestitionsbedarf zur Erreichung des Klimaneutralitätsziels muss sich auch im Mittelstand die Investitionsdynamik noch deutlich beschleunigen.
Bei der Entwicklung von Konzepten für Klimaschutz- und Klimaanpassung dürften gerade kleine und mittlere Unternehmen weitere Beratung und Unterstützung benötigen. Nicht zuletzt gilt es, einen ausreichenden Finanzierungs- und Förderrahmen für entsprechende Investitionen zu schaffen. Klimainvestitionen machen den Mittelstand fit für die Zukunft: Denn zum einen haben Unternehmen, die beim Klimaschutz vorangehen, angesichts steigender CO2-Preise sowie veränderten Kundenverhaltens langfristig Wettbewerbsvorteile. Und zum anderen stellen klimafreundliche Produkte und Prozesse zukünftige Wachstumsmärkte dar. Das sichert damit Chancen für Wachstum und Beschäftigung.“
„Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeugt von einer erheblichen Eintrübung des Geschäftsklimas. Wegen der kritischen Pandemielage und der hartnäckigen Angebotsengpässe ist im laufenden Quartal mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung oder allenfalls Stagnation zu rechnen. Für den Blick nach vorne kommt es vor allem darauf an, als wie gefährlich sich die neu entdeckte Virusvariante Omikron erweist. Die Inzidenz sinkt zwar derzeit tendenziell leicht und die in der jüngsten Bund-Länder-Konferenz beschlossenen Maßnahmen treffen die meisten Dienstleistungsbranchen weit weniger hart als der pauschale Lockdown im vergangenen Jahr. Sollte Omikron jedoch tatsächlich wesentlich ansteckender sein als Delta und auch bei Geimpften vermehrt zu schweren Verläufen führen, dann wäre erneut mit flächendeckenden Shutdowns in vielen Dienstleistungsbranchen zu rechnen. Die globalen Lieferprobleme könnten sich außerdem verschärfen, wenn es bei wichtigen Handelspartnern zu Schließungen von Produktionsanlagen oder Logistikdrehkreuzen kommt. Kritisch ist hier insbesondere China, das bei einer strikten Zero-Covid Politik bleiben wird.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer November 2021(PDF, 97 KB, nicht barrierefrei)
„Das VC-Geschäftsklima hat sich im dritten Quartal zwar nur noch marginal verbessert, dennoch steht die neue Bestmarke im Einklang mit der Marktentwicklung. So wurden auch im abgelaufenen Quartal VC-Deals realisiert, die ein Volumen umfassen, das wir früher nur in ganzen Jahren gesehen haben. Die kompetitiven Bewertungen der VC-Deals sind das Spiegelbild davon. Diese könnten auch in den nächsten Quartalen noch weiter anziehen, da deutsche Start-ups auch bei internationalen Investoren als sehr aussichtsreich gelten, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Es ist also davon auszugehen, dass die Riege der hiesigen Einhörner weiter Zuwachs bekommt.“
German Venture Capital Barometer 3. Quartal 2021(PDF, 171 KB, nicht barrierefrei)
„Ein Teil des Wachstums verlagert sich in das kommende Jahr und das deutsche Bruttoinlandsprodukt bleibt in diesem Jahr noch leicht, um gut ein Prozent, hinter dem Vorkrisenniveau im vierten Quartal 2019 zurück. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Ihr Vorkrisenniveau wird die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2022 übertreffen – und zwar recht schnell und deutlich, sobald sich die hemmenden Faktoren lösen.
Das deutsche Wachstum könnte 2022 zwischen 2,5 und 4 Prozentpunkte niedriger ausfallen als von uns vorhergesagt, falls wieder scharfe Eindämmungsmaßnahmen wie pauschale Lockdowns ergriffen werden müssten und sich im ungünstigsten Fall zudem die Industrieerholung wegen erneuter globaler Angebotsengpässe weiter in die Zukunft verschöbe. Gegenwärtig ist völlig unklar, ob Omikron tatsächlich ansteckender oder im Krankheitsverlauf schwerwiegender ist. Bislang unbeantwortet ist zudem die Frage, ob die bisherigen Impfstoffe deutlich weniger gegen eine Ansteckung schützen. Insofern ist auch offen, wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Krisenszenarien ist. Ebenfalls denkbar ist außerdem, dass Omikron zwar ansteckender aber in den Krankheitsverläufen weit harmloser ist als die bisherigen Varianten, was uns dem Ende der Pandemie sogar ein Stück näher brächte.“
Weiter Informationen zum KfW Research Ausblick 2022 – temporäre oder dauerhafte Belastungsfaktoren?
"Die Liefer- und Materialengpässe haben den Aufschwung vorerst ausgebremst, und die Zahl der Corona-Infizierten ist wieder besorgniserregend in die Höhe geschnellt. Angesichts dieser Rückschläge haben alle Konjunkturanalysten ihre Prognosen für das laufende Jahr deutlich nach unten revidiert, auch wir bei KfW Research. Für 2021 erwarten wir einen Anstieg des BIP von 2,6 %. Trotz der gedämpften Erwartungen gibt es einen Lichtblick: Der deutsche Arbeitsmarkt ist immer noch auf dem Weg der Erholung, auch wenn mit Omikron die Risiken erheblich zugenommen haben: Die Unternehmen stellen wieder ein. Arbeitskräfte suchende Betriebe haben bei der Bundesagentur für Arbeit über 800.000 freie Stellen gemeldet. Damit hat die Zahl der offenen Stellen beinahe einen Rekordstand erreicht. Ich gehe deshalb trotz der großen konjunkturellen Unsicherheit davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten weiter sinkt. Allerdings wird der Rückgang sich abschwächen. Besonders gravierend ist der Fachkräftemangel. Im Oktober meldeten 43 % der im KfW-ifo-Fachkräftebarometer befragten Unternehmen, dass ihre Geschäftstätigkeit durch fehlende Fachkräfte behindert wird. Das ist der bisherige Höchststand. In der Industrie sahen sich seit der Wiedervereinigung noch nie so viele Unternehmen durch Fachkräftemangel beeinträchtigt wie derzeit. Daran wird deutlich, dass der Fachkräftemangel sich zu einem Problem auswächst, um das sich Wirtschaft und Politik dringend stärker kümmern müssen."
„Gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) betrug die Inflation 5,2 % gegenüber dem Vorjahreswert (HVPI: 6,0 %). Einen Anstieg in dieser Höhe gab es zuletzt während des Wiedervereinigungsbooms im Jahr 1992. Die damalige Situation war allerdings anders. So dürften derzeit allein zwischen 1,3 und 1,5 Prozentpunkte des Anstiegs im November auf den umgekehrten Basiseffekt aus temporärer MwSt.-Senkung und Veränderungen der Gewichte im Warenkorb. Diese Effekte fallen zu Beginn des neuen Jahres aus der Preismessung heraus, was die Teuerungsrate ab Januar dämpfen wird. Zudem treiben die seit einigen Monaten stark gestiegenen Energiepreise und die bisher ungelösten Schwierigkeiten bei den Lieferketten die Inflation zusätzlich. Für das kommende Jahr sehe ich allerdings Licht am Ende des Tunnels. Es ist sehr wahrscheinlich dass sich die Inflation schrittweise zurückbildet und Mitte des Jahres die 2 % Marke wieder unterschreitet. Mit Blick auf die Geldpolitik ist eine ruhige Hand gefragt. Vor dem Hintergrund der überwiegend temporären und auch angebotsseitigen Effekte würden kurzfristige Straffungsmaßnahmen einerseits verpuffen. Anderseits könnten sie die noch immer unvollständige konjunkturelle Erholung in Deutschland und dem Euro-Raum erschweren. Ich halte es aber für entscheidend, dass die EZB die Zinswende im Blick behält, dies kommuniziert und unter Berücksichtigung der weiteren Inflationsentwicklung konsequent verfolgt. So kann sie eine monetäre Dominanz weiterhin sicherstellen.“
„In Deutschland, ebenso wie weltweit, führte die Corona-Pandemie zu einem tiefen Einbruch im M&A-Markt – insbesondere im ersten Halbjahr 2020. Marktdaten zeigen jedoch, dass es dieses Jahr zu einem kräftigen Nachholeffekt kommt – auch hier zu Lande. Die positive Dynamik dürfte sich im Jahr 2022 fortsetzen. Nachdem der Höhepunkt der Unsicherheit vor allem zu Beginn der Krise überschritten ist, wollen nun anscheinend viele strategische Investoren und Finanzinvestoren die günstige Gelegenheit für Zukäufe und Investitionen nutzen. Deutschland als Industriestandort genießt weiterhin ein hohes Ansehen. Die Attraktivität für Investoren zeigt sich deutlich in der Erholung des M&A-Markts. Gleichzeitig kann mittelfristig auch der an der Spitze vieler KMUs in den nächsten Jahren anstehende Generationenwechsel dem mittelständischen M&A-Markt zusätzlichen Schwung verleihen. Findet sich weder in der Familie noch im Kreis der Mitarbeiter ein geeigneter oder williger Nachfolger, kann der Verkauf an ein anderes Unternehmen eine Option sein."
Corona-Krise lässt M&A-Deals im Mittelstand einbrechen – IKT-Unternehmen dennoch gefragt(PDF, 243 KB, nicht barrierefrei)
„Ich sehe bisher keine deutschlandweite Preisblase am Wohnungsmarkt. Was wir beobachten und das schon seit einigen Jahren – sind regionale Preisübertreibungen von wachsendem Umfang. Diese haben auch 2021 weiter zugenommen. Die Häuserpreise sind in der ersten Jahreshälfte um mehr als 10 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Mieterhöhungen und Einkommenszuwächse bleiben weit dahinter zurück. Das betrifft sowohl Metropolregionen wie Berlin, Frankfurt und München als auch kleinere Städte und ländliche Kreise. Die Risiken für Preisrückschläge haben sich damit erhöht. Aber das allein stellt noch keine Gefahr für die gesamtwirtschaftliche Stabilität dar. Ein Kreditboom, wie er für spekulative Immobilienblasen typisch ist, ist bisher ausgeblieben. Zudem sind die Immobilienkäufe in der Regel solide finanziert. Die Kreditinstitute legen nach den verfügbaren Indikatoren weiterhin hohe Kreditvergabestandards an, wenn auch zuletzt mit leicht erhöhter Risikoneigung. Mein Fazit lautet also: Alarmismus ist fehl am Platze, aber erhöhte Vorsicht ist geboten, und das in ganz Europa. In den meisten EU-Ländern sind starke Steigerungen der Wohnimmobilienpreise zu beobachten. Die niedrigen Zinsen können Investoren auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten dazu verleiten, größere Risiken einzugehen. Und für die Kreditwirtschaft besteht schon durch die Corona-Krise eine erhöhte Belastung.“
„Der Rückgang beim ifo Geschäftsklima war angesichts der rasant gestiegenen Infektionszahlen erwartbar. Die Pandemieentwicklung ist vor allem bedrückend, weil sie zu einer neuen Höchstbelegung der Intensivstationen führen wird, die eine höhere Impfquote leicht vermieden hätte. Doch für einige Gewerbetreibende, etwa aus der Gastronomie oder der Veranstaltungsbranche, sind auch die jetzt wieder absehbaren Umsatzausfälle schmerzhaft. Zwar möchte die Politik pauschale Shutdowns unbedingt vermeiden, doch einige Virologen mahnen, dass sich eine extreme Überlastung des Gesundheitssystems vielerorts nur noch mit allgemeinen Kontaktbeschränkungen und der Schließung des Nachtlebens verhindern lässt. Ein Blick nach Österreich zeigt außerdem, dass als Ultima Ratio auch wieder weitreichende Lockdowns möglich sind. Immerhin gibt es inzwischen die Chance, dass Drittimpfungen noch im Winter zu einer deutlichen Entspannung der Pandemiesituation beitragen könnten. Dafür muss die Politik aber schnellstens für eine massive Ausweitung der Impfmöglichkeiten sorgen.“
„Die Neigung zu investieren sinkt mit zunehmendem Alter der Inhabenden massiv – sowohl das Investitionsvolumen wie auch der Hang, Kapazitätserweiterungen umzusetzen. Zusammen mit dem rasanten Anstieg des Durchschnittsalters von Unternehmensinhabenden, verhindert dieses Muster enorme Investitionen. Seit 2002 ist das Durchschnittsalter von Inhabern und Inhaberinnen im Mittelstand um acht Jahre gestiegen. Hinzu kommt vielfach eine bevorstehende Unternehmensnachfolge, die die Investitionsneigung ebenfalls belastet.“
Warum Unternehmen (nicht) investieren (PDF, 143 KB, nicht barrierefrei)
„Die Corona-Krise und die mit der Pandemie einhergehenden wirtschaftlichen und persönlichen Belastungen haben dem nachlassenden Gründungsgeist in Deutschland einen weiteren Dämpfer verpasst. Denn seit dem Jahr 2000 hat sich der Anteil der gründungsaffinen Erwerbsbevölkerung bereits beinahe halbiert. Das hängt sicherlich mit dem rekordverdächtigen Arbeitsmarktboom seit Mitte der Nullerjahre zusammen, ist aber volkswirtschaftlich gesehen eine schlechte Nachricht. Eigenverantwortung und Selbstinitiative nehmen ab, Strukturen verkrusten, weil der Anpassungsdruck sinkt, flexible Expertise steht weniger zur Verfügung, Nachwuchs für anstehende Unternehmensnachfolgen fehlt. In der Konsequenz kann das nur eine Forderung nach sich ziehen: Der Gründungsgeist muss konsequent neu entfacht werden, denn ohne Gründerinnen und Gründer leidet die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.“
Rückschlag für Gründungsgeist junger Erwachsener durch Corona-Krise(PDF, 161 KB, nicht barrierefrei)
„Das aktuelle KfW-ifo-Fachkräftebarometer zeigt, dass die deutsche Wirtschaft aktuell mit mehr als Material- und Lieferengpässen zurechtkommen muss. Der Fachkräftemangel hemmt die Unternehmen in weit größerem Ausmaß als vor der Krise. Fehlende Fachkräfte drohen zum Nadelöhr für den weiteren Aufschwung und das Wachstum in den nächsten Jahren zu werden. Wie sich der Fachkräftemangel weiterentwickelt, wird entscheidend davon abhängen, ob und in welchem Ausmaß die Erwerbsbeteiligung der Deutschen und die Arbeitskräftezuwanderung wieder steigt und inwieweit es gelingt, durch Aus- und Weiterbildung die Fachkräfte bedarfsgerecht zu qualifizieren.“
KfW-ifo-Fachkräftebarometer November 2021(PDF, 176 KB, nicht barrierefrei)
„Das derzeit stabile Geschäftsklima im Mittelstand bietet einen kleinen Lichtblick im Vergleich zu den sonst eher trüben Konjunkturaussichten zu Beginn des Herbstquartals. Doch der rasante Anstieg der Neuinfektionen seit Ende Oktober zeigt, dass die Pandemie auch in Deutschland noch Zähne hat. Mit dem Einbruch der kalten Jahreszeit verlagert sich das Leben wieder in die Innenräume, was die Infektionsgefahren erhöht. Kontakt-intensive Dienstleistungen könnten hier leiden, wenn Konsumenten sich freiwillig zurückhalten. Die hartnäckigen Materialengpässe und die vor allem seit dem Spätsommer rapide steigenden Energiepreise betreffen den Mittelstand außerdem in ähnlichem Ausmaß wie die Großunternehmen. Auch wenn Materialien und Vorprodukte voraussichtlich noch für längere Zeit knapp bleiben, kann aber jede Verbesserung der Versorgungslage für Wachstum sorgen. Nach einer Konjunkturdelle im Winterhalbjahr rechne ich im Verlauf von 2022 mit einem neuen Wachstumsschub, sobald die angebotsseitigen Verwerfungen abebben.“
„Deutschland hat momentan eine starke Position im Bereich grüner Technologien. Es gilt nun, sie für die Zukunft zu sichern und weiter auszubauen. Denn auch die Konkurrenz schläft nicht. Durch das Bekenntnis vieler Länder zur Klimaneutralität wird der weltweite Bedarf an emissionsarmen Technologien deutlich steigen. Für deutsche Unternehmen ergeben sich dadurch beträchtliche Chancen für zukünftiges Wachstum und Beschäftigung, denn mit der Transformation zur Klimaneutralität sind hohe Investitionen verbunden. Allein in Deutschland sind rund 5 Bio. EUR in die Hand zu nehmen. Deutschland, als einem führenden Anbieter von Klima- und Umwelttechnologie, bieten sich Möglichkeiten, auch auf der Angebotsseite an der Transformation teilzuhaben. Diese Chance müssen Politik und Wirtschaft nun nutzen. Die aktuelle Dekade bis zum Jahr 2030 dürfte dabei entscheidend sein für die entstehenden Klimafolgen – und für den künftigen Wohlstand in Deutschland.“
„Im September stand bei der US-Inflationsrate zum fünften Mal in Folge eine Fünf vor dem Komma. Zwar verweist die Fed weiterhin auf temporäre Effekte, allerdings beobachten die US-Währungshüter auch, dass es jüngst auch bei zyklischen Komponenten zu deutlichen Preissteigerungen gekommen ist. Trotz der zuletzt schwächer als erwarteten Arbeitsmarkterholung erhöht sich daher für die Fed der Druck, die geldpolitische Wende einzuleiten. Es wird deshalb damit gerechnet, dass die Währungshüter in ihrer Novembersitzung die Rückführung der Anleihekäufe beschließen werden. Bisher kauft die US-Notenbank pro Monat Anleihen im Wert von 120 Mrd. USD. Aus dem Protokoll der Septembersitzung der Fed lässt sich entnehmen, dass mit einer monatlichen Reduzierung der Käufe von Staatsanleihen um 10 Mrd. USD und der Hypothekenanleihen um 5 Mrd. USD zu rechnen ist. Bei diesem Tempo würde das Anleihekaufprogramm im Juni 2022 auslaufen. Mit einem ersten Zinsschritt rechne ich gegen Ende des Jahres 2022.“
„Der Sommer brachte mit +1,8 % ein kräftiges Quartalswachstum, vor allem da die Menschen nach der Aufhebung der meisten coronabedingten Einschränkungen zum Beispiel wieder häufiger ins Restaurant oder zu Kultur- und Sportveranstaltungen gingen, persönliche Dienste in Anspruch nahmen oder verreisten. Ohne die hartnäckigen Materialengpässe, die vor allem das Produzierende Gewerbe einschränkten, hätte der Zuwachs der Wirtschaftsleistung allerdings noch höher ausfallen können. Die angebotsseitigen Verwerfungen werden wohl leider erst im nächsten Jahr nachlassen. Gleichzeitig verliert die Nachholbewegung beim Konsum mit Beginn der kalten Jahreszeit an Schwung, auch weil viele Menschen ihre Nachfrage nach kontaktintensiven Dienstleistungen angesichts fortbestehender Infektionsrisiken freiwillig einschränken dürften. Hinzu kommt der steile Energiepreisanstieg, der die reale Kaufkraft schmälert und unternehmensseitig für Kostendruck sorgt. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Wachstum im Schlussquartal 2021 deutlich magerer ausfallen wird. Doch die Erholung ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Angesichts Rekordauftragsbeständen in der Industrie und außergewöhnlich hoher Ersparnis der privaten Haushalte erwarte ich einen kräftigen Wachstumsschub im Verlauf von 2022, sobald die angebotsseitigen Verwerfungen abebben. Was wir im Herbst und Winter sehen werden, ist nur eine Delle im Konjunkturverlauf!“
„Das starke Comeback der Dienstleistungsbranchen hat der Wirtschaftsleistung in der Eurozone einen kräftigen Schub gegeben. Zugleich haben die gestörten Lieferketten in der Industrie die Produktion weniger belastet als in Deutschland. Damit ist das Vorkrisenniveau in greifbare Nähe gerückt. Allerdings sind die Potenziale für schnelle Verbesserungen der wirtschaftlichen Lage mit der Aufhebung der meisten Coronamaßnahmen nun gehoben. Zugleich wird die Erholung von einer unguten Kombination aus der rapiden Verteuerung der Energie, anhaltender Knappheiten und lokaler Infektionswellen unterschiedlicher Stärke ausgebremst. Ein Jahresendspurt beim Wachstum wird deshalb ausfallen.“
"Der Arbeitsmarkt zeigt sich bisher resistent gegen die Produktionsrückgänge in der Industrie und der Bauwirtschaft. Doch die Risiken für den weiteren Aufschwung sind beträchtlich: Bisher ist nur schwer absehbar, wie lange die Materialengpässe und Produktionsstörungen auf den Weltmärkten anhalten werden. Die daraus resultierenden Lieferschwierigkeiten und starken Preisanstiege für wichtige Rohstoffe und Vorleistungsgüter verzögern das Herauswachsen aus der Krise. Die weitere Erholung wird sich deshalb zäher gestalten als im Frühjahr erwartet. Aber: Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben. Wegen des Nachholbedarfs nach den krisenbedingten Produktionsausfällen sind die Auftragsbücher in der Industrie prall gefüllt. Auch im Wohnungsbau sind die Auftragsbestände infolge des hohen Neubaubedarfs in Ballungsregionen auf historisch hohem Niveau. Das lässt hohe Produktionsanstiege erwarten, sobald die Engpässe überwunden sind. Zeichnet sich da noch bis zum Jahreswechsel Entspannung ab, könnte die Arbeitslosigkeit im kommenden Winter zumindest saisonbereinigt weiter sinken."
„Gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) betrug die Inflation 4,5 % gegenüber dem Vorjahreswert (HVPI: 4,6 %). Ein maßgeblicher Teil des Anstiegs der letzten Monate ist vor allem durch die wirtschaftlichen Nachwehen der Pandemie bedingt und wird sich kommendes Jahr zurückbilden. Allerdings gibt es aktuell auch Aufwärtsrisiken, die von der Angebotsseite ausgehen. Das Gesamtbild setzt sich aus verschiedenen Einflussfaktoren zusammen: Erstens wirken sich statistische Basis- und Sondereffekte etwa aus dem Ölpreis oder der deutschen MwSt.-Senkung im 2. Halbjahr 2020 nur bis Ende 2021 auf die Preismessung aus. Das dämpft die Teuerungsrate ab 2022. Zweitens die derzeitigen Lieferengpässe. Hier besteht Unsicherheit, wie lange sie in der Industrie ein zusätzlicher, preistreibender Faktor bleiben werden. Dauern sie bis weit in das Jahr 2022 hinein an, dürfte sich das negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken und auch im Portemonnaie der Verbraucher spürbar werden. Drittens dürften aufgrund angebotsseitiger Effekte die Energiepreise über den Winter hoch bleiben, was die Inflation in den letzten beiden Monaten des Jahres in Richtung 5 % drücken dürfte. Für 2022 erwarte ich, dass sich die Inflation schrittweise zurückbildet und Mitte des Jahres die 2 %-Marke wieder unterschreitet. Vor dem Hintergrund der einerseits temporären, andererseits aber auch angebotsseitigen Effekte würden kurzfristige Straffungsmaßnahmen mit Blick auf die Inflation verpuffen. Ich halte es aber für entscheidend, dass die EZB die Zinswende mittelfristig im Blick behält und verfolgt.“
„Das Wachstum des breit gefassten Geldmengenaggregats M3 im Euroraum fällt nach zweistelligen Zuwachsraten zu Beginn diesen Jahres auf ein Niveau wie zu Beginn der Pandemie zurück (7,4 %). Auch in den kommenden Monaten dürften die Zuwachsraten einstellig bleiben, vor allem nach der Ankündigung der EZB in der Septembersitzung, im 4. Quartal „signifikant weniger“ zu kaufen als in den beiden vorausgegangenen Quartalen. Auf den zurzeit erhöhten Inflationsdruck wird sich das kaum auswirken: Zum einen werden die Preissteigerungen maßgeblich von angebotsseitigen Faktoren getrieben, die sich der Kontrolle der Zentralbank entziehen. Zum anderen bleibt das Wachstum von M3 deutlich über dem Durchschnitt der Vorkrisenjahre. Vor allem mehr Wohnungsbaukredite und mehr Staatsanleihen auf den Bankbilanzen sind für diese Entwicklung verantwortlich, während das Wachstum der Unternehmenskredite nach starken Beiträgen zu Beginn der Pandemie nur noch eine geringe Rolle spielt.“
KfW-Mittelstandspanel 2021
„Weitsicht und Agilität und damit typische Unternehmereigenschaften haben den Mittelstand gerettet. Dank ihrer soliden, in den Jahren zuvor aufgebauten Eigenkapitalausstattung und ihrer Fähigkeit, schnell und flexibel auf die verän-derten Anforderungen in der Krise zu reagieren, sind die kleinen und mittelgroßen Unternehmen trotz empfindlicher Umsatzrückgänge einigermaßen glimpflich durch die Krise gekommen.“
„Angesichts der Krise ist die Zurückhaltung der KMU bei den Investitionen nachvollziehbar. Das muss sich dringend ändern. Die Transformation zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft steht auf der Agenda, bei der Digitalisierung gibt es in vielen Unternehmen großen Nachholbedarf. Um das zu schaffen, müssen die Unternehmen dieselben Stärken unter Beweis stellen, die sie schon durch die Krise gebracht haben. Seitens der Politik brauchen sie verlässliche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und zielgerichtete Unterstützung bei der Umsetzung der notwendigen Investitionen.“
KfW-Mittelstandspanel 2021
„Die Konjunktur bekommt eine Delle, das zeigt auch die immer kühlere Stimmung in den Unternehmen. Nach kräftigem Anstieg im Sommer wird das Quartalswachstum im Herbst deutlich magerer ausfallen. Zentrale Risikofaktoren wurden Realität: Die Materialengpässe und Störungen im globalen Transportsystem belasten länger als ursprünglich gedacht und werden wohl erst im nächsten Jahr nachlassen. Hinzu kommt der jüngst steile Energiepreisanstieg, der die reale Kaufkraft schmälert und für zusätzlichen Kostendruck in den Unternehmen sorgt. Mit Beginn der kalten Jahreszeit verlagert sich das Leben außerdem wieder mehr in die Innenräume, weshalb sich vorsichtigere Menschen angesichts der anhaltenden Pandemie bei kontaktintensiven Dienstleistungen freiwillig zurückhalten könnten. Doch die Erholung ist nur aufgeschoben. Der Auftragsbestand in der Industrie ist rekordhoch und die privaten Haushalte haben in der Pandemie ungewöhnlich viel Geld gespart. Ich rechne deshalb mit einem kräftigen Wachstumsschub im Verlauf von 2022, sobald die angebotsseitigen Verwerfungen abebben.“
„Ich erwarte auch für die kommenden Monate eine unterdurchschnittliche Kreditnachfrage. Die wirtschaftliche Erholung und staatliche Zuschusszahlungen von inzwischen über 50 Mrd. EUR haben die finanzielle Lage der Unternehmen verbessert. Hinzu kommt, dass während der Corona-Krise außergewöhnlich hohe Bankeinlagen gebildet wurden. Diesen Liquiditätsvorrat können die Unternehmen für aufkommende Finanzierungsbedarfe nutzen, z.B. für Investitionsausgaben. Auf der anderen Seite sehe ich wenig Spielraum für Verbesserungen beim Kreditzugang. Die hartnäckigen Störungen der globalen Lieferketten und der steile Anstieg der Energiekosten sind relevante Risikofaktoren, die die Finanzinstitute bei der Kreditvergabe zunehmend in den Blick nehmen dürften."
KfW-ifo-Kredithürde Oktober 2021(PDF, 87 KB, nicht barrierefrei)
„Vorbehaltlich aller Unwägbarkeiten, die die Pandemie mit sich bringt, erwarte ich, dass der Unternehmenskreditmarkt die Talsohle nun hinter sich lässt. Neben dem Schwinden des negativen Basiseffekts in der zweiten Jahreshälfte ist auch die Erholung der Investitionsausgaben der Unternehmen ursächlich hierfür – auch wenn zum Vorkrisenniveau noch ein Stück, nämlich rd. 1,5% fehlen. Der Finanzierungsbedarf, der aus Unternehmensinvestitionen resultiert, wird sich über kurz oder lang in einem stärkeren Kreditneugeschäft niederschlagen. Auch die Banken selbst rechnen mehrheitlich mit einem Anziehen der Kreditnachfrage im dritten Quartal im Vergleich zum davorliegenden Dreimonatszeitraum. Bis auch die Jahresrate des Kreditneugeschäfts ins Plus dreht, wird es aber noch etwas länger dauern. Meiner Einschätzung nach dürfte dies Anfang 2022 der Fall sein.“
KfW-Kreditmarktausblick September 2021(PDF, 89 KB, nicht barrierefrei)
„Wir brauchen deutlich höhere Zukunftsinvestitionen in IT und Digitalisierung – und zwar jetzt. Die Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft mit Informationstechnologien ist zwar keine komplett neue Entwicklung, jedoch handelt es sich bei der aktuellen Digitalisierungswelle um einen tief greifenden Prozess, der nicht nur einzelne Branchen erfasst, sondern zu starken Veränderungen sowohl in der gesamten Wirtschaft als auch der Gesellschaft führt. Digitalisierung ist die wesentliche Triebfeder für künftiges Wirtschaftswachstum und steigenden Wohlstand. Auch in den Bereichen, in denen wir traditionell stark sind, wie Automobil-, Produktions- sowie Umwelt- und Klimaschutztechnologien, gewinnen Neuerungen im Softwarebereich ein immer größeres Gewicht. Damit ist die Digitalisierung Hoffnungsträger für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in breiten Teilen der Wirtschaft und für das Wiederanspringen der Produktivitätsentwicklung – Deutschland muss hier nachlegen, um gegenüber anderen Ländern wieder aufzuschließen.“
„Die Lieferengpässe legen den kleinen und mittleren Unternehmen enorme Steine auf ihren Weg aus der Corona-Krise. Am stärksten belasten sie das Verarbeitende Gewerbe und die Bauindustrie, aber auch der Handel und die Dienstleister leiden. Das nimmt der gerade wieder angesprungenen Konjunktur ihren Schwung. Das Wirtschaftswachstum dürfte in den nächsten Monaten abflachen, wird aber weiterhin positiv ausfallen. Bis sich die Lieferengpässe auflösen, dürfte es dauern. Ich gehe aber davon aus, dass sich die Materialknappheit im Laufe der kommenden Monate zumindest etwas entschärft. Nachholeffekte können dann im kommenden Jahr einen Impuls für einen neuen Wachstumsschub geben."
Lieferengpässe in der Breite des Mittelstands deutlich spürbar(PDF, 164 KB, nicht barrierefrei)
„Um bis Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen, müssen in Deutschland rund 5 Bio. EUR an Investitionen geleistet werden. Das ist eine gewaltige Summe, aber es ist machbar. Damit die Herausforderung gelingt, müssen öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden. So bietet sich die Chance, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in Deutschland zu verbessern und aus der Transformation gestärkt hervorzugehen. Die hohen Investitionsbedarfe und der Umgang mit den damit verbundenen Risiken fordern die Finanzmärkte genauso wie die Realwirtschaft, denn zur Finanzierung der Transformation brauchen wir kluge und vielfältige Finanzierungsinstrumente. Ich bin aber überzeugt: Gemeinsam wird es möglich sein, Deutschland erfolgreich für ein klimaneutrales Zeitalter aufzustellen.“
„Es spricht einiges dafür, dass die Globalisierung nach Überwindung der Corona-Krise in langsamem Tempo voranschreitet. Die Unternehmen sind gut beraten, sich mit einer solchen möglichen Entwicklung auseinanderzusetzen – und über alternative Wachstumsstrategien nachzudenken. Neben der Wirtschaft kann und muss auch die Politik ihren Beitrag für die Gestaltung der künftigen Globalisierung leisten. Es gilt, verlässliche außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen sicherzustellen und zu einem stärker regelbasierten Handelssystem zurückzukehren. Der Abschluss neuer Handelsabkommen mit wachstumsstarken Schwellen- und Entwicklungsländern, eine weitere Liberalisierung des Dienstleistungshandels und die Schaffung eines digitalen EU-Binnenmarktes können wesentlich zu einer Stärkung des internationalen Handels beitragen.“
„Die letzten Meter sind die schwersten. Das gilt wohl auch für den Weg des deutschen Mittelstands aus der Corona-Krise, wie die aktuelle Stimmungseintrübung bei den kleinen und mittleren Unternehmen belegt. Vor allem Engpässe bei Materialien, Vorprodukten und Frachtkapazitäten bremsen die Produktion schon seit Monaten und könnten auch zunehmend den Handel belasten. Wann es angebotsseitig zu einer Besserung kommt, ist indes aufgrund der Vielfalt der Störfaktoren nur schwer abzuschätzen. Die Dienstleistungsunternehmen achten dagegen vor allem auf die Infektionszahlen, die im Befragungszeitraum rückläufig waren. Auch wenn die Infektionszahlen im Herbst voraussichtlich stiegen, bleiben pauschale Shutdowns mit dem Einsatz von Impfnachweisen, Tests und Masken unwahrscheinlich. Alles in allem dürfte das gesamtwirtschaftliche Wachstum in den nächsten Monaten zwar abflachen, aber weiterhin positiv ausfallen. Mit der aufgestauten Nachfrage im Verarbeitenden Gewerbe gibt es außerdem Potenzial für einen Wachstumsschub, sobald sich die gegenwärtigen Angebotsengpässe graduell bessern. Voraussichtlich wird das allerdings erst im Lauf des kommenden Jahres der Fall sein." Massenarbeitslosigkeit verhindert und die Einkommen der Beschäftigten weitgehend stabilisiert hat.“
„Die Aussichten für Konjunktur und Arbeitsmarkt werden von zwei Risiken überschattet: Zum einen führen die internationalen Materialengpässe zu gravierenden Liefer- und Produktionseinschränkungen in der Industrie. Zum anderen belastet die Unsicherheit über mögliche verschärfte Kontaktbeschränkungen im Herbst die Stimmung bei den personennahen Dienstleistungen und im Gastgewerbe. Wir gehen bei aller Unsicherheit davon aus, dass die Materialengpässe die Produktion im Herbst weniger stark beeinträchtigen werden und dass die Erholung im Dienstleistungsbereich die Konjunktur weiter nach oben zieht. Dabei nehmen wir an, dass es für Geimpfte keinen neuen Lockdown geben wird. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sich der Aufschwung in Herbst und Winter weiter fortsetzen kann. In diesem Fall wird wohl die Zahl der Erwerbstätigen dann für das Gesamtjahr mit 44,9 Mio. gegenüber dem Vorjahr stagnieren. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte damit im Jahr 2021 um 80.000 sinken und die Arbeitslosenquote leicht auf 5,7 % zurückgehen. Im Jahr 2022 wird sich die kräftige Erholung am Arbeitsmarkt dann voraussichtlich voll in den Zahlen niederschlagen: Nach unserer Prognose werden wir wieder eine halbe Millionen Erwerbstätige mehr haben als in diesem Jahr, und die Arbeitslosenquote dürfte mit 5,3 % erheblich niedriger ausfallen. Deutschland käme damit glimpflich durch die Krise. Das ist den umfangreichen Wirtschaftshilfen und dem Kurzarbeitendengeld zu verdanken, mit dem die Bundesregierung Tausende gesunde Betriebe vor dem Konkurs bewahrt, Massenarbeitslosigkeit verhindert und die Einkommen der Beschäftigten weitgehend stabilisiert hat.“
„Die Verbraucherpreise in Deutschland nehmen zum Ende des dritten Quartals weiter an Fahrt auf. Gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) betrug die Inflation 4,1 % gegenüber dem Vorjahreswert (HVPI: 4,1 %). Der aktuelle Anstieg ist noch immer stark von der Erholung des Rohölpreises und dem MwSt.-Sondereffekt bestimmt. Diese Effekte fallen im neuen Jahr weg. Allerdings steigen gerade Energiepreise momentan auch aus weiteren Gründen: Bei Kohle- und Erdgas zum Beispiel gibt es eine Verknappung und Lieferprobleme vonseiten Russlands und Norwegens. Dazu hat der kalte zurückliegende Winter Lagerbestände leergefegt, und die Windenergie erleidet eine wetterbedingte Flaute. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass die Energiepreise bis Ende des Jahres hoch bleiben und vor allem die Gas- und Stromkomponenten diese stark ansteigen lassen. Dies dürfte die Gesamtinflation für den Rest des Jahres deutlich über 3 % halten, bevor sie Mitte 2022 langsam wieder unter 2 % fällt. Ein zusätzlicher Faktor bleiben die Lieferengpässe in der Industrie. Dauern diese länger als erwartet an, dürfte sich dies auf das Wirtschaftswachstum auswirken und im Portemonnaie der Verbraucher bemerkbar machen. Ein guter Vorlaufindikator für die zukünftige Verbraucherpreisentwicklung sind die Großhandelspreise, die zuletzt deutlich anstiegen und auf kurz oder lang an den Verbraucher weitergereicht werden.“
„Die Corona-Krise hat 2020 zwar Spuren bei Start-ups hinterlassen, wir gehen aber davon aus, dass sich nach diesem Ausnahmejahr die Start-up-Szene so schnell entwickeln wird, wie die Jahre zuvor."
„Die Gründungstätigkeit von Frauen wird nach wie vor von Geschlechterstereotypen beeinflusst. Diese führen letztlich zum geringen Anteil von Start-up-Gründerinnen. Dem deutschen Start-up-Ökosystem und die VC-Branche würde es gut tun, weiblicher zu werden. Denn Deutschland kann es sich nicht leisten, Innovationspotenzial zu verschwenden. Rollenbilder, die Frauen von Start-up-Gründungen abhalten, sind da im Weg. Es ist wichtig, dass hochqualifizierte Start-up-Teams unabhängig von Geschlecht und Herkunft entstehen und die bestmöglichen Bedingungen für Finanzierung, Wachstum und Erfolg vorfinden. Dazu braucht es die Überwindung von Geschlechterstereotypen und der Stärkung von Rollenvorbildern als Multiplikatoren.“
„Zu Jahresbeginn war die breit gefasste Geldmenge M3 im Euroraum mit zweistelligen Raten gewachsen. Die Phase der sehr starken Ausweitung der Geldmenge ist zwar vorüber. Dennoch lag das Geldmengenwachstum auch im August deutlich über dem Vorkrisenniveau von rund 5 %. Wohnungsbaukredite und mehr Staatsanleihen auf den Bankbilanzen treiben diese Entwicklung an. Das Wachstum der Unternehmenskredite leistet hingegen nur noch einen geringen Beitrag. Kurzfristig dürfte sich daran wenig ändern. Mit der wirtschaftlichen Erholung verbessert sich die finanzielle Lage der Unternehmen, zudem haben sie während der Corona-Krise außergewöhnlich hohe Bankeinlagen gebildet. Diesen Liquiditätsvorrat können die Unternehmen nun bei sinkender Unsicherheit nutzen – im besten Fall für Investitionen.“
„Die letzten Meter sind die schwersten. Das gilt wohl auch für den Weg der deutschen Wirtschaft zurück zum Vorkrisenniveau, wie die aktuelle Eintrübung beim ifo Index unterstreicht. Vor allem Engpässe bei Materialien, Vorprodukten und Frachtkapazitäten bremsen die Produktion schon seit Monaten und belasten zunehmend auch den Handel. Aufgrund der Vielfalt der Störfaktoren ist es derzeit leider sehr schwer abzuschätzen, wann es angebotsseitig zu einer Besserung kommt. Zumal etwa durch die strikte „Zero-Covid“ Politik in China immer wieder neue Probleme in den Lieferketten drohen. Für die besonders von der Pandemie betroffenen Dienstleistungsbranchen sind die jüngst wieder rückläufigen Infektionszahlen in Deutschland dagegen ein gutes Zeichen. Die Infektionszahlen dürften im Herbst oder Winter zwar wieder steigen. Mit Impfungen, Tests und Masken bleiben aber zumindest pauschale Shutdowns unwahrscheinlich.“
„Die Inflationsrate ist in den USA im August von zuletzt 5,4 % auf jetzt 5,3 % gesunken. Der Höhepunkt der Preissteigerungen liegt damit wahrscheinlich hinter uns, die Inflationsrate wird aber aller Voraussicht nach noch weit bis ins kommende Jahr oberhalb des Zwei-Prozent-Ziels der US-Notenbank verweilen. Gleichzeitig fielen die Arbeitsmarktdaten für den August deutlich schwächer als erwartet aus und der volle Umfang der konjunkturellen Auswirkungen der vierten Corona-Welle ist derzeit noch schwer abzuschätzen. Die Fed steht vor der schwierigen Aufgabe, diese Faktoren gegeneinander abzuwägen. Beim alljährlichen Notenbankertreffen in Jackson Hole ließ Jerome Powell Ende August verlauten, dass die Fed voraussichtlich noch in diesem Jahr damit beginnt ihre Anleihekäufe zurückzufahren. Mit Spannung wird daher darauf gewartet, ob die US-Notenbank bereits bei ihrer Septembersitzung kommende Woche einen genauen „Tapering“-Zeitplan bekanntgeben wird. Ich gehe allerdings davon aus, dass die US-Währungshüter die wirtschaftliche Entwicklung noch etwas länger beobachten wollen und rechne daher mit einem endgültigen Entschluss erst beim nächsten Notenbanktreffen im November.“
„Die Corona-Krise und der damit verbundene Einbruch der Weiterbildungsaktivität tragen dazu bei, dass der Mittelstand bei den Digitalkompetenzen der Beschäftigten auf der Stelle tritt. Das sind schlechte Nachrichten, denn wir befinden uns mitten in digitalen Strukturwandel. Zukunftsinvestitionen erfordern digitales Know how. Für die Unternehmen, für die Beschäftigten und auch für die Volkswirtschaft insgesamt ist es deshalb zentral, die Weiterbildungsaktivitäten zügig auszuweiten. Insbesondere die von der Corona-Krise betroffenen Unternehmen benötigen Beratung und finanzielle Förderung für ihre betriebliche Weiterbildung. Angesichts immer vielfältigerer Erwerbsbiografien ist es ebenso wichtig, die individuelle berufliche Weiterbildung zu fördern. Leitbild ist das lebenslange Lernen in Eigenverantwortung – aber nicht auf sich allein gestellt. Eine Weiterbildungsoffensive könnte schon kurzfristig Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Langfristig ist ein größerer Stellenwert von Digitalbildung schon in Schulen und Kitas erforderlich.“
„Die nationalen Klimaschutzpläne müssen nun auf ein globales Niveau gehoben werden. Der Vorstoß der EU zur Einführung eines CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) ist ein wichtiger Impuls. Gelingt es der EU, seine Stärken zielgerichtet auszuspielen und politische Risiken zu minimieren, kann das Instrument eine Chance für den globalen Klimaschutz und Wegbereiter für einen globalen Klimaclub sein.“
„Unsere aktuelle Studie verdeutlicht, dass die Digitalisierung der Schulen auch weit über die Corona-Pandemie hinaus ein zentrales Thema der Bildungspolitik bleiben wird. Wir müssen darum über die finanziellen und personellen Kapazitäten der Schulträger reden, damit wir dieses so zentrale Zukunftsthema für das deutsche Schulsystem dauerhaft erfolgreich meistern können.“
Weitere Informationen zum Thema Kommunale Investitionen in die Bildung
„Deutschland kommt bei den Energiewendetechnologien voran. Die Anzahl der Elektroautos hat sich allein in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht, fast die Hälfte aller Haushalte kann sich vorstellen, in den nächsten zehn Jahren ein Elektroauto zu fahren. Ein konsequenter Ausbau der Ladeinfrastruktur dürfte diesen Trend noch verstärken. Und bei Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen wird die 10-Prozent-Marke wohl schon in naher Zukunft geknackt werden. Diese erfreulichen Zahlen überdecken jedoch, dass es weiter eine relativ kleine Gruppe ist, die diese Entwicklung treibt. Klimafreundliche Technologien werden nach wie vor in erster Linie von besserverdienenden Haushalten genutzt. Das Ziel der Klimaneutralität erfordert jedoch eine ‚flächendeckende‘ Energiewende. Herausfordernd ist insbesondere die Aktivierung der Mieterhaushalte und der einkommensschwächeren Haushalte. Es braucht Rahmensetzungen und Anreize, die auch weiteren breiten Bevölkerungsteilen Investitionen in klimaneutrale Technologien ermöglichen. In Ergänzung eines steigenden CO2-Preises sind begleitende Instrumente zwingend erforderlich. Die Transformation zur Klimaneutralität kann nur gelingen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen mit an Bord sind.“
„Die alles entscheidende Frage für die Geldpolitik ist derzeit, ob der aktuelle Inflationsdruck temporär ist oder auch längerfristig Bestand haben könnte. Bei der anstehenden Sitzung des EZB-Rats wird vor diesem Hintergrund hitzig über die Zukunft des PEPP-Programms diskutiert werden. Zwar dürften sich die Ratsmitglieder grundsätzlich einig sein, dass bei der Inflation derzeit temporäre Faktoren überwiegen und in den neuen Stabsprojektionen wird die Preissteigerung in den kommenden Jahren sicherlich wieder unter 2 % liegen. Die Falken unter den Ratsmitgliedern werden aber die Aufwärtsrisiken für die Preisentwicklung betonen. Mit der recht kräftigen Erholung der Euro-Wirtschaft im zweiten und wohl auch dritten Quartal wird die Begründung des Kriseninstruments-PEPP außerdem schwieriger. Doch die Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung ist groß. Deshalb rechne ich erst im Dezember mit konkreten Beschlüssen über die zukünftige Ausgestaltung der Wertpapier-Ankaufprogramme. Außerdem wird sich die EZB wohl noch viel Flexibilität für das Kaufvolumen in den nächsten Monaten offenlassen.“
„Es ist Sommer, aber immer wieder stören Regenwolken den Sonnenschein – genauso verhält es sich momentan auch mit der Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Konjunkturell setzen sich im August erneut die Wolken durch, das Geschäftsklima fällt ein zweites Mal. Der erwartungsgetriebene Klimarückgang passt ins Bild, denn die weitere Luft nach oben für das Wirtschaftswachstum ist aktuell begrenzt: Die Materialengpässe in der Industrie werden sich in den kommenden Monaten wohl nur graduell lösen und dämpfen bis dahin trotz guter Nachfrage die Produktion. Die privaten Haushalte haben nach den Lockdowns zwar ungewöhnlich viel Geld in der Tasche, gerade um lange entbehrte Dienstleistungen etwa des Gastgewerbes wieder verstärkt nachzufragen. Mit der Delta-Variante und der anrollenden vierten Corona-Welle nehmen die pandemiebezogenen Sorgen aber bereits wieder zu. Wir haben unsere BIP-Prognose für 2021 deshalb leicht auf 3,0 % nach unten revidiert.“
„Die Unternehmen in Deutschland stellen wieder ein. Dies zeigt sich deutlich an der gestiegenen Zahl der Stellengesuche. 779.000 offene Stellen haben Unternehmen im August bei den Arbeitsagenturen gemeldet, 195.000 mehr als ein Jahr zuvor. Zwar ist die Produktion durch die Materialengpässe im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe in den letzten Monaten zurückgegangen. Doch werden sich die Sonderfaktoren, die zu den Materialengpässen geführt haben, in den nächsten Monaten sukzessive auflösen, wie auch Brancheninsider erwarten. Zudem ist die Auftragslage in der Industrie und im Baugewerbe weiterhin sehr gut. Beides spricht dafür, dass die Materialknappheit den Aufschwung am Arbeitsmarkt wenig beeinträchtigen wird. Ein höheres Risiko stellt nach derzeitiger Informationslage der rasche Wiederanstieg der Infektionszahlen dar, der für den Herbst eine große vierte Infektionswelle befürchten lässt. Um einen erneuten konjunkturellen Rückschlag zu vermeiden, muss es daher oberstes Gebot sein, die Pandemie entschlossen weiter einzudämmen, vor allem durch eine weitere Erhöhung der Impfquote. Es gilt, möglichst viele Ungeimpfte davon zu überzeugen, wie sinnvoll und wichtig eine Impfung gegen das Coronavirus ist. Eine Impfung ist nicht nur eine Frage des eigenen Schutzes vor dem Virus. Sie ist auch eine Frage der gesellschaftlichen Verantwortung. Denn es stehen viele Menschenleben, Arbeitsplätze, unternehmerische Existenzen und die wirtschaftliche Zukunft auf dem Spiel, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.“
„Die Vorabauswertung des KfW-Mittelstandspanels macht wenig Hoffnung auf eine schnelle Erholung oder Nachholeffekte auf dem deutschen Ausbildungsmarkt. Möglicherweise wird die Bereitschaft, langfristig Verantwortung für Auszubildende zu übernehmen, noch durch Unsicherheit bezüglich des stockenden Impftempos und der Delta-Variante gebremst. Sowohl für die Zukunft der betroffenen Schülerinnen und Schüler als auch für die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Unternehmen, die bereits heute häufig unter Fachkräftemangel leiden, ist es wichtig, dass die Ausbildungsaktivität möglichst bald zum Vorkrisenniveau zurückkehrt.“
Neues Ausbildungsjahr 2021: schnelle Erholung unwahrscheinlich
„Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im August weiter gestiegen. Gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) betrug die Inflation 3,9 % gegenüber dem Vorjahreswert (HVPI: 3,4 %). Haupttreiber bleiben die Energiepreise, aber auch Lebensmittel sowie die von den Öffnungen der vergangenen Monate stark profitierenden Dienstleistungen sind für den erneuten Anstieg verantwortlich. Insbesondere bei den Lebensmitteln dürfte zudem der MwSt.-Basiseffekt ins Gewicht fallen, da vor allem der Einzelhandel die reduzierten Sätze im vergangenen Jahr an die Verbraucher weitergegeben hatte. Ein Indiz dafür, dass der momentane Anstieg temporär bleiben dürfte, ist die Kerninflation. So sind die Preise weniger schwankungsanfälliger Güter in den letzten Monaten deutlich schwächer gestiegen als etwa Energie- und Nahrungsmittelpreise. Daher ist die aus heutigem Blickwinkel eher zurückhaltende Prognose der EZB, ab dem Jahr 2022 und danach wieder eine Inflationsrate unterhalb des 2 %-Ziels zu erwarten, plausibel. Sollten allerdings die Lieferengpässe in der Industrie länger als erwartet andauern, dürfte sich dies auch im Portemonnaie der Verbraucher bemerkbar machen, da die Unternehmen die höheren Kosten zumindest teilweise auf die Verbraucher überwälzen dürften. Die zuletzt stark angestiegenen Erzeugerpreise könnten ein erstes Indiz in diese Richtung sein.“
„Auch wenn Krisen immer anders sind, so lassen sich doch einige unserer Erkenntnisse aus der aktuellen Corona-Krise auf andere Krisen übertragen. Dies gilt etwa hinsichtlich der höheren Verletzlichkeit kleiner Unternehmen. Sie haben aufgrund ihrer geringeren Unternehmensgröße grundsätzlich weniger Möglichkeiten, ausreichend große Reserven für die Überwindung von Krisen aufzubauen. Viele dieser Unternehmen haben eine wichtige Rolle im Wirtschaftsprozess. Sie besetzen Marktnischen, übernehmen die Rolle leistungsfähiger Zulieferer von größeren Unternehmen und wirtschaften so ohne Krise rentabel. Das krisenbedingte Ausscheiden solcher Unternehmen würde zu Schäden in der Volkswirtschaft führen. Dass digitale und innovative Mittelständler besser durch die Pandemie gekommen sind, gibt der Wirtschaftspolitik Rückenwind, nun die Weichen richtig zu stellen und verstärkt Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und Innovation sowie in Klimaschutz anzuregen. Um gestärkt aus der Krise hervorzugehen, bedarf es außerdem wirtschaftspolitischer Maßnahmen zur Verbesserung der Krisenresilienz, zu einer noch besseren Nutzung der internationalen Verflechtungen sowie zur Stärkung der Europäischen Union.“
„In den USA ist die vierte Corona-Welle in vollem Gange. Der Sieben-Tage-Durchschnitt der Neuinfektionen ist dabei, erneut die Marke von 150.000 zu überschreiten, ein Wert der zuletzt im Januar erreicht wurde. Dass die steigenden Fallzahlen auch zunehmend wieder den Alltag beeinflussen, zeigt sich auch am alljährlichen Notenbankertreffen in Jackson Hole, welches kurzfristig auf ein virtuelles Format umgestellt wurde. Der Spannung, mit der auf die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell gewartet wird, tut dies jedoch keinen Abbruch. Denn die US-Inflationsrate wird auch in den kommenden Monaten über dem Fed-Zielwert von 2 % liegen und die Erholung am Arbeitsmarkt hat zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen. Eigentlich ist demnach alles angerichtet, um langsam die geldpolitische Wende einzuleiten. Sorgen bereiten den US-Währungshütern aber mit Sicherheit die steigenden Corona-Fallzahlen und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Unsicherheiten. Eine unterschiedliche Gewichtung dieser Faktoren erklärt die geteilte Meinung im Fed-Komitee im Vorfeld des Symposiums. Es gilt also genau hinzuschauen, ob Powell bei seiner Rede am Freitag erste Hinweise auf eine Reduzierung der Fed-Anleihekäufe geben wird.“
„Das Wachstum der europäischen Unternehmenskredite hat sich im Juli auf niedrigem Niveau so gut wie stabilisiert. Die Talsohle könnte erreicht sein. Die Chancen stehen gut, dass – anders als in der Finanz- und Eurokrise – investitionsschädliches Deleveraging diesmal vermieden wird. Dazu leistet neben der wirtschaftlichen Erholung auch die sehr expansive Geldpolitik einen Beitrag. Damit haben die Unternehmen den finanziellen Spielraum, um wieder mehr in Anlagen und Innovationen zu investieren. Dennoch bleibt die gestiegene Verschuldung der europäischen Unternehmen noch für längere Zeit aber ein Risiko für Wachstum und Konjunktur, das sich mit dem Auslaufen der staatlichen Hilfen materialisieren kann.“
„Es ist Sommer, aber immer wieder stören Wolken den Sonnenschein – genauso verhält es sich momentan auch mit der deutschen Konjunktur. Die Haushalte haben nach den Lockdowns ungewöhnlich viel Geld in der Tasche und fragen nun wieder lange entbehrte Dienstleistungen etwa des Gastgewerbes nach. Vor allem die deutlichen Impffortschritte machen dies möglich. Gleichzeitig erweisen sich die Materialengpässe in der Industrie und im Bau aber hartnäckiger als zunächst erwartet und dämpfen trotz guter Nachfrage die Produktion. Konjunkturell setzen sich erneut die Wolken durch, nach dem Rücksetzer im Juli fällt das Geschäftsklima im August ein zweites Mal. Der erwartungsgetriebene Rückgang passt, denn die weitere Luft nach oben ist begrenzt. Die Materialengpässe werden sich nur graduell lösen und mit der sich abzeichnenden vierten Welle infolge der ansteckenden Delta-Variante nehmen die pandemiebezogenen Sorgen erneut zu. Wir haben unsere BIP-Prognose für 2021 deshalb leicht auf 3,0 % nach unten revidiert.“
„Das Wachstum ist zurück, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Ein großer Wachstumsimpuls kommt aus dem Dienstleistungssektor, der auch schwungvoll ins Sommerquartal gestartet ist. Das Verarbeitende Gewerbe hingegen dürfte erst ab dem Jahresende wieder signifikant zum Wachstum beitragen. Bis dahin wird das mangelnde Angebot an Materialien und Vorprodukten insbesondere die Industrieproduktion, aber auch den Bau beschränken.“
KfW-Konjunkturkompass August 2021(PDF, 136 KB, nicht barrierefrei)
„Zwei Megadeals über jeweils rund 1 Mrd. USD haben den deutschen VC-Markt im zweiten Quartal auf ein neues Level gehievt, die Stimmung übertrifft alles bisher Gesehene. Lediglich die gestiegenen Einstiegsbewertungen sind für viele Investoren ein Ärgernis, haben bisher jedoch keinen maßgeblichen Einfluss auf das Geschäftsklima. Die Entwicklung der Dealvolumen deutet darauf hin, dass sich die Bewertungen vor allem bei Folgefinanzierungsrunden erhöht haben und weniger bei Seed-Finanzierungen. Das kann man auch als Erfolg sehen, nämlich dass den deutschen Start-ups, die sich ‚etablieren‘ konnten, mittlerweile mehr zugetraut wird.“
Geschäftsklimaindizes für den deutschen Beteiligungskapitalmarkt Q2 2021
„Die Corona-Krise könnte als Katalysator für Veränderungen im Mittelstand in die Geschichte eingehen. Für einen Teil des Mittelstands wird das pandemiebedingt geänderte Konsumverhalten zu einem nachhaltigen Nachfragerückgang führen. Anpassungen werden für die davon betroffenen Unternehmen wohl unumgänglich sein. Es gilt diesen teils schwierigen Transformationsprozess mit geeigneten Fördermaßnahmen und Qualifikationsangeboten für die Beschäftigten zu begleiten. Gelingt dies, dürfte der Mittelstand als Ganzes gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Dies gilt umso mehr, als dass zahlreiche KMU von dem geänderten Konsumverhalten auch profitieren werden und künftig einer stärkeren Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen gegenüberstehen. “
„Das Gelingen der digitalen Transformation in der Wirtschaft ist von enormer Bedeutung für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Gleichzeitig verfolgt Deutschland das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden. Beim Vorantreiben der Digitalisierung müssen daher Klimaschutzaspekte von Anfang an mitbedacht werden. Dabei bedarf es politischer Leitplanken für die Mobilisierung der Chancen der Digitalisierung – hier braucht es z. B. Anreize für die automatisierte Flexibilisierung der Stromnachfrage entsprechend des schwankenden Angebots von Wind- und Solarstrom. Und auch für die Verringerung des Treibhausgasausstoßes digitaler Technologien sind die Marktanreize bislang zu gering.“
„Die Geschäftslage im Mittelstand ist gut, der Optimismus bei den Geschäftserwartungen lässt aber nach. Die wieder steigenden Inzidenzen bereiten vor allem den Dienstleistungsunternehmen Sorgen, denn es ist noch unklar, wie die Politik damit umgehen wird. Mit dem konsequenten Einsatz von Impfungen, Tests und Masken dürften sich pauschale Schließungen von Geschäften, Hotels oder Restaurants zwar mittlerweile vermeiden lassen. Das Tempo weiterer Öffnungen wird aber wohl gedrosselt. Im Verarbeitenden Gewerbe ächzt es wegen Materialengpässen schon seit Jahresbeginn im Getriebe und die Industrieproduktion war tendenziell rückläufig. Wichtiger für die Lagebeurteilung sind aber offenbar die prallgefüllten Auftragsbücher. Dennoch: Allein die schon erfolgten Öffnungen im Dienstleistungssektor und der Nachholbedarf bei den Verbrauchern werden voraussichtlich für ein solides Wachstum im laufenden Quartal ausreichen. Darüber wie es im Herbst weitergeht, entscheidet dann insbesondere der Impffortschritt der kommenden Monate. Mit Blick auf die Wirtschaft und Gesellschaft kann ich nur bitten: Impfen, Impfen, Impfen!“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Juli 2021(PDF, 98 KB, nicht barrierefrei)
„Das Verarbeitende Gewerbe hat zwar enttäuscht, doch die Musik spielte im vergangenen Quartal in den Dienstleistungsbereichen, die nach langen pandemiebedingten Einschränkungen eine kräftige Erholung erreichten. Nachdem im April vielerorts noch die Bundesnotbremse griff, gingen die Infektionszahlen ab Mai rasant zurück und machten viele Öffnungen möglich, die von den Konsumenten dankend angenommen wurden. In der Industrie mangelt es dagegen an Materialien, weshalb prallgefüllte Auftragsbücher nicht abgearbeitet werden können. Auch im laufenden Quartal bleiben die hartnäckigen Angebotsengpässe eine Wachstumsbremse. Durch die wieder deutlich steigenden Infektionszahlen in Deutschland haben sich außerdem die Aussichten für die kritischen Dienstleistungsbranchen etwas eingetrübt. Das Tempo weiterer Öffnungen wird wohl gedrosselt, mit dem konsequenten Einsatz von Impfungen, Tests und Masken dürften pauschale Schließungen von Geschäften, Hotels oder Restaurants aber mittlerweile vermeidbar sein. Allein durch den Schwung der letzten Monate wird es im laufenden Vierteljahr wohl ein solides Wachstum geben. Darüber wie es im Winter weitergeht, entscheidet dann insbesondere der Impffortschritt der nächsten Monate.“
„Das Wachstum ist zurück. Nach dem schwierigen Winterhalbjahr liegt die Eurozone wieder auf Erholungskurs. Von den schnellen Öffnungsschritten im Mai und Juni haben vor allem die gebeutelten Dienstleistungsbranchen profitiert. Mit diesem Rückenwind und hervorragenden Stimmungswerten startet die europäische Wirtschaft in das Sommerquartal. Die Voraussetzungen für weitere ordentliche Steigerungen des Bruttoinlandsprodukts sind damit gut, auch wenn die Erholung durch Lieferschwierigkeiten und die hoch ansteckende Deltavariante etwas Schwung einbüßen kann. Besonders für stark vom Tourismus abhängige Länder kommt die rasante Entwicklung der Neuinfektionszahlen mitten in der Hochsaison zur Unzeit. Im Unterschied zum vergangenen Jahr kann eine hohe Impfquote die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der neuen Infektionswellen aber begrenzen. Anstrengungen zur Steigerung der Impfbereitschaft rücken damit zu Recht in das Zentrum der Pandemiebekämpfung.“
„Im Juli legten die Verbraucherpreise in Deutschland erneut zu, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) um 3,8 % gegenüber dem Vorjahr (HVPI: 3,1 %). Die Preise in Deutschland stiegen damit im Juli so stark an wie zuletzt im Sommer 2008. Folgende Einordnung ist dabei allerdings entscheidend: Zwar sind die Preise in den Bereichen, die besonders stark von den Öffnungen profitieren, deutlich gestiegen, da die Konsumenten jetzt endlich das nachholen können, worauf sie während den Lockdown-Phasen verzichten mussten. Hinzu kommt, dass die Erzeugerpreise im Juni mit 8,5 % so stark stiegen wie zuletzt während der zweiten Ölkrise 1982, was sich auf kurz oder lang im Portemonnaie der Verbraucher bemerkbar machen wird. Allerdings sind die höheren Erzeugerpreise auch vor allem Basiseffekte der wirtschaftlichen Erholung, etwa gestiegene Energie- und Rohstoffpreise geschuldet. Zusätzlich wirkt ab diesem Monat der Sondereffekt der Rückkehr zu den ursprünglichen MwSt-Sätzen im Vorjahresvergleich. Bis Jahresende dürfte dieser Effekt der Haupttreiber der Inflationsentwicklung sein. Bereits ab 2022 dürfte die Inflation aber wieder etwas unter dem von der EZB angestrebten neuen, symmetrischen Inflationsziels von 2 % liegen, denn oben genannte Basis- und Sondereffekte fallen dann aus der Messung heraus.“
„Konjunktur und Arbeitsmarkt haben ihre Siebenmeilenstiefel angezogen und eilen mit großen Schritten voran. Das ist der lang ersehnte Durchbruch – vorerst jedenfalls. Euphorie wäre übertrieben, denn die Unsicherheit um den weiteren Pandemieverlauf geht zwar zurück, ihre Auswirkungen sind jedoch weiterhin gravierend. Im Mai arbeiteten noch 2,2 Mio. Beschäftigte in Kurzarbeit. Bei einem erneuten Hochschnellen von Infektionszahlen und Krankenhauseinweisungen könnte es erforderlich werden, die gewonnenen Freiheiten wieder einzuschränken. Am Arbeitsmarkt zeichnet sich indes noch eine weitere Schwierigkeit ab: Wenn durch Reisebeschränkungen und Ansteckungsfurcht weniger Arbeitskräfte nach Deutschland einwandern, wird der Fachkräftemangel die Unternehmen noch mehr beschränken als vor der Krise. Setzt sich der Aufschwung so deutlich fort, werden fehlende Fachkräfte im nächsten Jahr dann mehr als ein Drittel aller Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit behindern. Das wird das dringend benötigte Wachstum dämpfen. In den folgenden Jahren wird die Demografie das Problem weiter verschärfen. Angesichts dieser Perspektive halten wir es für angebracht, das schwache Wachstum der Arbeitsproduktivität in Deutschland zu beschleunigen. Soll dies wirksam gelingen, bedarf es einer umfassenden wirtschaftspolitischen Strategie, um das Defizit an Investitionen und Innovationen zu beheben und auch über Bildung und Qualifizierung die Digitalisierung voranzubringen. Handeln ist hier dringend erforderlich.“
„Die Lockerung der Corona-Maßnahmen belebt die US-Konjunktur und lässt die Preise weiter steigen. Die Inflation kletterte im Juni auf 5,4 % im Vorjahresvergleich und auch die Kerninflation legte weiter auf 4,5 % zu. Auch die kurzfristigen Inflationserwartungen sind weiter deutlich gestiegen, was den Abstand zu den langfristigen Inflationserwartungen erhöht. Vor diesem Hintergrund erklären sich die unterschiedlichen Einschätzungen der Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) wie schnell die Straffung des geldpolitischen Kurses erforderlich ist. Daher dürfte die Notenbanksitzung in dieser Woche kaum wesentliche Änderungen der geldpolitischen Ausrichtung der Fed mit sich bringen. Erst auf Basis eines neuen Datenstandes erwarte ich Ankündigungen über Änderungen bei den Wertpapierkaufprogrammen auf der alljährlichen Notenbankkonferenz in Jackson Hole Ende August.“
„Innovation und Digitalisierung sind zwei Seiten derselben Medaille, wenn es um Wachstum und Beschäftigung geht. So sind digitale Technologien oft die Grundlage von Innovationen. Andererseits sind es gerade die innovativen Unternehmen, die die Digitalisierung voranbringen. Die Tatsache, dass immer weniger Mittelständler innovativ sind, bereitet deshalb Sorge, denn ohne eine breite Basis an mittelständischen Innovatoren werden sich auch die Fortschritte bei der Digitalisierung im Mittelstand verlangsamen."
„Die Zuwächse beim Unternehmenskreditgeschäft bleiben auch im Juni mager. Die Entwicklung ist aber besser, als sie auf den ersten Blick erscheint. Denn das schwache Wachstum ist zu einem guten Teil auf den rapiden Anstieg der Kreditbestände im vergangenen Jahr zurückzuführen. Darüber hinaus gibt es erste Signale, dass die Kreditvergabe an die Unternehmen bald wieder Fahrt aufnehmen könnte. Die europäischen Banken nehmen bereits eine anziehende Nachfrage nach Bankfinanzierungen wahr. Besonders positiv: Zum ersten Mal seit dem Sommer 2019 berichten die Institute von höheren Bedarfen für Investitionskredite. Das ist von großer Bedeutung, da ein Schub bei den privaten Investitionen für einen stabilen Erholungskurs der europäischen Wirtschaft nach dem Auslaufen der wirtschaftspolitischen Unterstützung notwendig ist.“
„Auch wenn das Geschäftsklima im Juli nachgibt, zeugt die ifo Konjunkturumfrage doch von einer guten Geschäftslage in der Wirtschaft. Dank niedriger Inzidenzen und neuer Konsumfreude genießen die besonders pandemiebetroffenen Branchen, wie das Gastgewerbe, die ersehnte Erholung. In der Industrie und im Bau ächzt es wegen Materialengpässen im Getriebe, wichtiger sind jedoch die prallgefüllten Auftragsbücher. Doch leider hat die Pandemie Deutschland noch im Griff. Die Delta-Variante breitet sich rasant aus und wird bei diesem Tempo schon in einigen Wochen wieder für hohe Infektionszahlen sorgen. Noch ist unklar, wie die Politik damit umgehen wird. Mit dem konsequenten Einsatz von Impfungen, Tests und Masken dürften pauschale Schließungen von Geschäften, Hotels oder Restaurants vermeidbar sein. Das Tempo weiterer Öffnungen wird aber wohl gedrosselt und die Infektionswellen in anderen Ländern könnten etwa die Angebotsengpässe weiter verschärfen.“
„Die nachhaltige Überwindung der Pandemie-Folgen in der Wirtschaft braucht vor allem Planbarkeit. Die fehlt den Unternehmen nach wie vor: Ein Grund sind neue Virusvarianten wie Delta+, die den Aufschwung abbremsen könnten. Dadurch bleibt die Unsicherheit hoch. Zudem bremsen auch Angebotsengpässe weiterhin das Investitions- und damit Kreditnachfrageverhalten der Unternehmen. Dies zeigt sich etwa im Bausektor. Obwohl dieser bisher äußerst robust durch die Pandemie gekommen ist, fragen Unternehmen unabhängig von ihrer Größe weniger Kredite nach. Gleichzeitig zeigen sich Banken bei den Baufirmen, die dennoch Kreditbedarf haben restriktiver. Eine Erklärung könnten die zuletzt deutlich gestiegenen Rohstoffpreise, etwa für Holz sowie insgesamt höhere Baukosten sein."
KfW-ifo-Kredithürde Juli 2021(PDF, 123 KB, nicht barrierefrei)
„Die kommende Sitzung des EZB-Rates am Donnerstag steht im Licht der neuen Notenbankstrategie. Inhaltlich erwarte ich, dass die EZB weitestgehend an ihren geldpolitischen Entschlüssen festhält. Drei Aspekte verdienen auch über diese Sitzung hinaus besonderes Augenmerk:
(1) Wie eng legt die EZB ihr neues, symmetrisches 2 %-Ziel tatsächlich aus und wie unterscheidet es sich in der Praxis von dem durchschnittlichen Inflationsziel der US-Notenbank?
(2) Wie wirkt sich die neue Strategie mittel- bis längerfristig auf die Wertpapierkaufprogramme aus, vor allem das Pandemienotfallprogramm PEPP?
(3) Wie interpretieren Marktteilnehmende die neuen Formulierungen der geldpolitischen Beschlüsse im Eingangsstatement und der Forward Guidance, die Madame Lagarde bei der Strategievorstellung angekündigt hatte?
Aus meiner Sicht ist das symmetrische Inflationsziel keinesfalls eine 180 Grad-Kehrtwende, die einer ultralockeren Geldpolitik auf unbegrenzte Zeit Tür und Tor öffnet. Vielmehr hat die EZB rückblickend ihr Handeln vor und während der Pandemie in einen strategischen Rahmen gefasst. Längerfristig liegt im symmetrischen Charakter des neuen Ziels nun aber auch die Verpflichtung den Expansionsgrad der Geldpolitik auch wieder zurückzufahren, wenn angezeigt.“
„Alle Zeichen stehen auf Aufschwung – das ist die schöne Botschaft des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im Juni. Allein schon beim Blick auf das Straßenbild wird klar, dass sich die Umsätze der meisten pandemiebetroffenen Dienstleister deutlich erhöht haben. Was viele Menschen während des langen Corona-Winters vermisst haben, holen sie jetzt nach. Dank der Ersparnisse aus den Zeiten des Lockdowns könnte bei vielen das Geld nun lockerer sitzen. Die Industrieunternehmen und der Bau haben ungeachtet des jüngsten Rücksetzers bei den industriellen Auftragseingängen im Mai schon länger keine nennenswerten Absatzprobleme, vielmehr ächzt es wegen Materialengpässen etwas im Getriebe. Doch die Engpässe und der Post-Corona-Boom in der Industrie sind zwei Seiten einer Medaille. Bei allen Problemen durch die Materialknappheiten ist es hilfreich sich vor Augen zu führen, dass ein ausgeprägter Nachfrageüberhang vor einem Jahr als äußerst positives Szenario gegolten hätte. Deutschland darf sich nach konjunkturell schwierigem Beginn also auf einen Wachstumsschub im weiteren Jahresverlauf freuen.“
„Der Arbeitsmarkt hat den Lockdown besser überstanden als allgemein erwartet. Trotz des deutlichen Rückgangs des BIP im ersten Quartal ist die Zahl der Arbeitslosen seit Jahresende gesunken, die Zahl der Erwerbstätigen blieb stabil. Für das Gesamtjahr 2021 rechne ich damit, dass die Zahl der Erwerbstätigen auf 44,8 Mio. gegenüber dem Vorjahr etwas steigen wird. Die Arbeitslosenquote wird von 5,9 auf 5,7 % sinken. Das sieht nach einer sehr verhaltenen Erholung aus, bedeutet jedoch, dass der Arbeitsmarkt zum Jahresende beinahe wieder so gut dastehen wird wie vor der Krise. Das größte Risiko für die Prognose besteht in einem erneuten Hochschnellen der Infektionszahlen. Bei Lockerungen ist daher weiterhin Wachsamkeit geboten. Eine große Herausforderung für die deutsche Wirtschaft besteht im Fachkräftemangel, der sich seit letztem Sommer wieder erheblich verstärkt hat. Nach dem KfW-ifo-Fachkräftebarometer klagte im zweiten Quartal 2021 bereits jedes vierte Unternehmen wieder über Beeinträchtigungen durch fehlende Fachkräfte, besonders im Baugewerbe und bei IT-Dienstleistern. Eine zweite große Herausforderung liegt in der Senkung der gestiegenen Langzeitarbeitslosigkeit. Bildung und Qualifizierung können einen bedeutenden Beitrag leisten, die Fehlentwicklungen einzudämmen. Dafür ist es erforderlich, die digitale Bildung auszubauen und die Motivation zu lebenslangem Lernen und Weiterbildung zu stärken, je früher im Leben, desto besser. Auch zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit sollten Menschen aus bildungsfernen Milieus dabei besonders unterstützt werden.“
„Nach dem coronabedingten Einbruch der Gründungstätigkeit in Deutschland verspricht 2021 ein gutes Gründungsjahr zu werden. Der konjunkturelle Aufschwung gibt Rückenwind und auch der Arbeitsmarkt dürfte eher positiv auf die Gründungstätigkeit wirken. Hinzu kommt: Viele Gründungsplanerinnen und -planer wollten eigentlich bereits 2020 gründen – sie haben ihre Projekte aufgrund der Corona-Krise nur verschoben. Sie sind im Planungsprozess weit vorangeschritten und nah an der Umsetzung. Auch davon dürfte die diesjährige Gründungstätigkeit profitieren.“
KfW-Gründungsmonitor 2021(PDF, 637 KB, nicht barrierefrei)
„Im Juni verteuerten sich die Verbraucherpreise in Deutschland, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) um 2,3 % gegenüber dem Vorjahr (HVPI: 2,1 %). Dieser im Vorjahresvergleich deutlich gestiegene Wert lässt sich bisher hauptsächlich auf Basiseffekte der wirtschaftlichen Erholung, etwa gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, und den Sondereffekt der CO2-Preis Einführung erklären. Kurzfristig bleibt Preisdruck bestehen: Vor allem sind Preiseffekte bei den kontaktintensiven Dienstleistungen zu erwarten, bei denen die Konsumenten jetzt die Zeit auf dem Sofa kompensieren. Auch beim Verarbeitenden Gewerbe kann die Produktion aufgrund aktueller Engpässe immer noch nur teilweise mit der anziehenden Nachfrage Schritt halten. Dazu kommt der Sondereffekt der Rückkehr zu den ursprünglichen MwSt-Sätzen, der sich im Vorjahresvergleich ab dem 1. Juli bemerkbar macht. Auch wenn die Inflationsraten in der Folge im Jahresverlauf 2021 noch anziehen werden, rechne ich damit, dass die Inflation bereits ab 2022 wieder im Rahmen des von der EZB angestrebten Ziels von „unter aber nahe 2 %" liegt. Neben dem Auslaufen der Basis- und Sondereffekte sehen wir Anzeichen für die Überwindung der momentanen Lieferengpässe.“
„Ich gehe davon aus, dass die Veränderungsrate des Kreditneugeschäfts im Sommer ihren Tiefpunkt durchschreitet, bevor dann mit dem Wegfall des negativen Basiseffekts und der kräftigeren Konjunktur im Herbst die Erholung beginnt. Positive Überraschungen sind aber durchaus möglich, denn angesichts der zuletzt starken Aufhellung der wirtschaftlichen Stimmung bei bereits hoher Kapazitätsauslastung könnte die Erholung der Investitionstätigkeit rascher erfolgen als zurzeit erwartet. Auf der anderen Seite gibt es auch Abwärtsrisiken: Die Unternehmen müssen nach Corona eine höhere Verschuldung schultern als zuvor und gerade mit Blick auf die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft gibt es Unsicherheit über die Rahmenbedingungen. Dies könnte noch längere Zeit auf der Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen lasten.“
„Auch nach Überwindung der akuten Krisenphase dürfte Finanzierung als Innovationshemmnis weiter an Bedeutung gewinnen. Aufgrund der angespannten Liquiditätslage und der höheren Verschuldung der Unternehmen verschärft sich der Zielkonflikt zwischen dem Wunsch nach einer höheren Resilienz einerseits und der Notwendigkeit zu verstärkten Investitionen in die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit anderseits. Mehr finanzielle Anreize der Innovationspolitik werden daher notwendig sein, damit Unternehmen wieder häufiger als vor der Pandemie Innovationen schaffen. Außerdem bremst weiterhin gerade in der Breite des Mittelstands der Fachkräftemangel die Innovationstätigkeit. Fördermaßnahmen zum Aufbau der Innovationskompetenz dieser Unternehmen müssen daher ausgeweitet werden. Innovationen sind entscheidend für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen, wie etwa Klimawandel, Gesundheitsfürsorge oder demografische Entwicklung. Sie sind gleichzeitig der Schlüssel zu einer weiterhin guten Positionierung Deutschlands im internationalen Wettbewerb – und damit für Wachstum und Wohlstand. Wir können es uns nicht leisten zurückhaltend zu handeln.“
KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2020(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Der ifo Index spiegelt im Juni eine sehr dynamische Konjunkturentwicklung wider. Schon beim Blick auf das Straßenbild wird klar, dass sich die Umsätze in den meisten pandemie-betroffenen Dienstleistungsbranchen deutlich erhöht haben. Was viele während des langen Corona-Winters vermisst haben, holen sie jetzt nach. Dank der Ersparnisse aus den Zeiten des Lockdowns könnte bei einigen der Geldbeutel etwas lockerer sitzen. Die Industrieunternehmen und der Bau haben schon länger keine Absatzprobleme, sondern es ächzt wegen ausgeprägten Materialengpässen etwas im Getriebe. Während die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe das Vorkrisenniveau von Februar 2020 schon um 10 % übertreffen, lag die Industrieproduktion im April noch gut 6 % darunter und war seit Jahresbeginn meist rückläufig. Vor allem die hier zu Lande so bedeutende Automobilindustrie hat mit einem Mangel an Halbleitern zu kämpfen. Doch die Engpässe und der Post-Corona-Boom in der Industrie sind zwei Seiten einer Medaille. Bei allen Problemen durch die Materialknappheiten ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, dass ein ausgeprägter Nachfrageüberhang vor einem Jahr noch als äußerst positives Szenario gegolten hätte.“
„Ein Blick nach Israel demonstriert wie Deutschland den kräftigen Rückgang der Infektionszahlen verstetigen kann, zumal wir Israel bei der Impfquote voraussichtlich im Juli oder August überholen werden. Israel hat schon im Februar das Wirtschaftsleben und die Schulen in großen Schritten geöffnet und gleichzeitig die Infektionszahlen immer weiter gesenkt. Bei einer hohen, aber dennoch realistisch erreichbaren Impfquote erscheint vieles mit nur wenigen Eindämmungsmaßnahmen möglich. Wenn wir jetzt behutsam vorgehen, können die meisten der lange stark eingeschränkten Dienstleistungsbranchen mit einer anhaltenden Erholung rechnen. Die rasante Ausbreitung der Delta-Mutation in England und anfänglich auch schon in Deutschland zeigt allerdings auch, dass wir noch eine Weile gegen die Ausbreitung von Virusvarianten gewappnet sein müssen.“
Ergibt sich aus dem Impffortschritt eine anhaltende Öffnungsperspektive für Deutschland? Ein Blick zum Vorreiter Israel(PDF, 254 KB, nicht barrierefrei)
„Die Corona-Krise hat die Unternehmen in Deutschland viele finanzielle Reserven gekostet. Gepaart mit einer hohen konjunkturellen Unsicherheit hat dies das Finanzierungsklima in den vergangenen Monaten merklich belastet. Dennoch mehren sich die Zeichen der Erholung. Insbesondere bei der Investitionstätigkeit zeigen sich die Unternehmen für dieses Jahr vorsichtig optimistisch. Mit Blick auf die notwendige Transformation hin zu einer digitalen und klimaneutralen Wirtschaft ist ein Investitionsschub auch dringend notwendig.“
Unternehmensbefragung 2021(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Für das Gelingen der Energiewende sind unsere Befragungsergebnisse ein zweischneidiges Schwert. Einerseits spiegeln sie eindrücklich wider, wie tief Energiewende, Energieeffizienz und Klimaschutz inzwischen gesellschaftlich verankert sind. Andererseits lässt der hohe Anteil an Haushalten mit finanziellen und beruflichen Sorgen befürchten, dass die Möglichkeiten für bauliche Veränderungen am Haus oder etwa den Kauf eines Elektroautos in der Krise für viele Haushalte gesunken sind. Investitionen in Energiewendetechnologien könnten unterlassen oder verzögert werden – insbesondere, da die Folgen der Pandemie vor allem die Haushalte mit geringeren Einkommen treffen. Die Energiewende duldet allerdings keinen Aufschub und die Politik ist daher aufgefordert, durch Rahmensetzungen und Förderung Anreize zu bieten, die auch diesen Haushalten Investitionen in klimaneutrale Technologien ermöglichen. Nur wenn alle gesellschaftlichen Gruppen mit an Bord sind und die Unterstützung der Energiewende in der Bevölkerung auch in den kommenden Jahren auf dem aktuellen hohen Niveaus gehalten werden kann, kann die angestrebte Transformation zur Klimaneutralität gelingen.“
Hohe Zustimmung zur Energiewende trotz Corona – Energieeffizienzwünsche treffen allerdings auf finanzielle Hindernisse(PDF, 151 KB, nicht barrierefrei)
„Die Lockerung der Corona-Maßnahmen belebt die US-Konjunktur und lässt die Preise steigen. Die Inflation kletterte im Mai auf 5,0 % im Vorjahresvergleich und somit auf den höchsten Wert seit August 2008. Die US-Notenbank wird bei ihrer Junisitzung die Inflationsprognosen zwar möglicherweise leicht anheben, einen Großteil der aktuell inflationstreibenden Effekte wird die Fed aber weiterhin als temporär einordnen. Auslaufende Basiseffekte und nachlassende Auswirkungen der wirtschaftlichen Öffnung sorgen dafür, dass die Inflationsrate ihren Höhepunkt voraussichtlich bald erreicht hat und im zweiten Halbjahr sinken wird. Darüber hinaus gestaltet sich die Arbeitsmarkterholung mühsamer als erhofft und so gehe ich davon aus, dass die Fed bei ihrer Sitzung unverändert an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten wird. Mit Spannung wird darauf geachtet werden, ob es erste Indizien für eine zukünftige Verlangsamung der Anleihekäufe geben wird. Sollte die Fed bei der jetzigen Sitzung von solchen Signalen absehen, wird es möglicherweise bei der alljährlichen Notenbank-Konferenz in Jackson Hole Ende August soweit sein.“
„Die Störungen in den Lieferketten spiegeln neben den Einschränkungen im grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehr schärfere Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen in einer Vielzahl anderer Länder wider. Insbesondere Teile Asiens – wichtige Partner in den globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten – sind in den vergangenen Wochen von einer neuen heftigen Corona-Welle überrollt worden. Viele Mittelständler sind Teil des globalen Warenaustauschs und sind deshalb von Produktionsunterbrechungen im Ausland betroffen.“
Licht am Ende des Tunnels – die Lage im Mittelstand entspannt sich(PDF, 227 KB, nicht barrierefrei)
„Die Konjunkturampel springt auf Grün, die Unternehmen blicken zuversichtlich nach vorn und sind startklar für die Erholung. Parallel zur steigenden Stimmung in der Wirtschaft schalten die betrieblichen Beschäftigungspläne auf Expansion. Das macht viel Hoffnung. Bei aller Zuversicht ist aber nach wie vor Vorsicht nötig: Mit zu raschen Lockerungen könnte Deutschland riskieren, die jüngsten Erfolge bei der Eindämmung der Pandemie wieder zu verspielen. Bei behutsamer Öffnung bin ich zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf dank Nachholeffekten bei den Dienstleistungen und einer zunehmenden Entspannung bei den Vorleistungsengpässen im Verarbeitenden Gewerbe einen kräftigen Wachstumsschub erhält. 2021 dürfte das Bruttoinlandsprodukt trotz des misslungenen Jahresstarts um 3,5 % wachsen, 2022 dann sogar um 4,0 %.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Mai 2021(PDF, 101 KB, nicht barrierefrei)
„Die kommende Ratssitzung wird die EZB auf Basis ihrer neuen Stabsprognose durchführen. Die EZB dürfte nun deutlich optimistischer auf das Jahr 2021 schauen, denn die letzte Prognose im März stand unter dem Eindruck steigender Inzidenzzahlen und der 3. Pandemiewelle. Ich gehe davon aus, dass die EZB ihre BIP-Prognose für dieses Jahr und für das darauffolgende Jahr leicht anhebt. Bei der Inflationsprognose erwarte ich eine Bestätigung der Märzprognose, da die Haupttreiber des jüngsten Inflationsanstiegs v.a. Basis- und Sondereffekte sind. Diese waren bereits im März bekannt und absehbar. Trotz eines optimistischeren konjunkturellen Ausblicks halte ich eine Fortsetzung der verschiedenen geldpolitischen Programme in ihrer derzeitigen Ausgestaltung weiterhin für wahrscheinlich. Diskussionen über ein vorzeitiges Ende oder eine graduelle Reduktion des PEPP könnten von den Markteilnehmern als Straffungssignal interpretiert werden und Druck auf die Zinsen ausüben.“
„Ohne Gegensteuern kann sich der Fachkräftemangel von einer gravierenden Herausforderungen zu einem regelrechten Wachstumshemmnis auswachsen. Denn gleichzeitig zum demografisch bedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials steht Deutschland vor enormen Herausforderungen. Es sind dicke Bretter zu bohren, von der Genesung der Wirtschaft nach der Corona-Krise über die Bewältigung des digitalen Strukturwandels und beschleunigten Umbaus zur Klimaneutralität bis hin zum Abbau der stark gewachsenen Staatsschulden, erheblich steigenden Finanzierungslasten in Sozialversicherungen sowie nötigen Investitionen in mehr Krisenfestigkeit. Fehlen der Wirtschaft fachkompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in erheblichem Umfang, so wird es schwer werden, all dies erfolgreich zu bewältigen. Der Sicherung des Fachkräftepotenzials muss daher oberste Priorität eingeräumt werden. Hierfür stehen drei Hebel zur Verfügung: 1. Bedarfsgerechte Qualifizierung und lebenslange Weiterbildung. 2. Qualifizierte Zuwanderung fördern, etwa durch erleichterte Anerkennung von Qualifikationen, sowie das Angebot von Deutschkursen und Ausbildungsgängen für Ausländer, wenn es an inländischen Bewerbern mangelt. Und 3. Höhere Erwerbsbeteiligung, wie es etwa der Sachverständigenrat hinsichtlich der Veränderung der Regelaltersgrenze vorschlägt."
KfW-ifo-Fachkräftebarometer Juni 2021(PDF, 169 KB, nicht barrierefrei)
„Die Impfoffensive beginnt zu wirken, und die vom Lockdown betroffenen Dienstleister stehen in den Startlöchern und scharren mit den Füßen. Das gilt auch für die Staaten, in die der Großteil der deutschen Exporte geht. In bedeutenden Absatzländern für deutsche Industrieprodukte hat die Konjunktur bereits wieder Fahrt aufgenommen. Das trifft vor allem auf China zu, das mit einem historischen Wachstumssprung ins neue Jahr startete. Aber auch in den USA kam die Wirtschaft zum Jahresbeginn wieder in Schwung. Die erstarkende Weltkonjunktur kommt der Industrie bereits zu Gute. Die deutschen Exporte waren im ersten Quartal höher als im letzten Quartal vor der Krise. Und die groß angelegten Wachstumspakete der Europäischen Union und der USA werden der Wirtschaft weitere Schübe geben, sobald die Mittel fließen. Öffnen Hotels, Gaststätten, stationäre Einzelhändler und Kultur- und Sportstätten wieder deutschlandweit ihre Pforten, wird der Konsum ebenfalls anspringen. Im vergangenen Jahr stieg die Sparquote der deutschen Privathaushalte auf einen Rekordwert von 16 %. Auf fast alle sozialen Konsummöglichkeiten haben die Menschen im Corona-Jahr 2020 ganz oder weit gehend verzichtet. Wird ein guter Teil davon nachgeholt, kann das zu einem Turbozünder für die Konjunktur werden. Das sind ermutigende Perspektiven, auch für den Arbeitsmarkt. Ohne unerwarteten Rückschlag wird die Beschäftigung spätestens im Sommer wieder kräftig steigen, die Arbeitslosigkeit spürbar sinken und die Zahl der Kurzarbeitenden stark fallen. Damit es soweit kommt und es für die gesamte Wirtschaft wieder nachhaltig bergauf gehen kann, braucht es vor allem eins: impfen, impfen, impfen.“
„Im letzten Monat hat sich das Wachstum der Unternehmenskredite erneut stark verlangsamt. Vor allem die im vergangenen Jahr historisch hohe Nachfrage nach Bankkrediten verzerrt auch im April 2021 den Blick auf die Kreditvergabe an europäische Unternehmen. Da die Kreditnachfrage während der Pandemie ihren Höhepunkt im 2. Quartal in Deutschland, in anderen großen Ländern des Euroraum aber erst während der Sommermonate erreichte, dürfte dies das Wachstum der Unternehmenskredite auch in kommenden Monaten belasten. Ein weiterer Rückgang müsste in diesem Zusammenhang gesehen werden. Neben Sondereffekten spielen allerdings auch straffere Kreditvergabekonditionen und die Auszahlung staatlicher Finanzhilfen eine Rolle. Letztere haben Unternehmen vor weiteren Umsatzeinbußen geschützt und den Bedarf an zusätzlicher externer Finanzierung verringert. Darüber hinaus könnte die Verlangsamung der Kreditvergabe an Unternehmen auch die geringere Bereitschaft der Unternehmen widerspiegeln, in Anlagekapital zu investieren, solange die Unsicherheit über den Zeitpunkt und das Tempo der wirtschaftlichen Erholung anhält. Planungssicherheit ist für Unternehmen dabei auch über die Pandemie hinaus von großer Bedeutung. Hier kann die Politik wichtige Rahmenbedingungen setzen.“
„Im Mai stiegen die Verbraucherpreise, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) um 2,5 % (HVPI: 2,4 %) gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise um 0,5 % (HVPI: 0,3 %) relativ zum Vormonat. Darin spiegelt sich vor allem die Erholung der Preise für Öl und anderer Rohstoffe, aber auch die anhaltende konjunkturellen Erholung wider. Preisschwankungen, die als Gegenbewegung aus den besonders volatilen Zeiten des vergangenen Jahres rühren, werden die Inflationsentwicklung auch im 2. Halbjahr maßgeblich bestimmen: Ich rechne ab den Sommermonaten mit zusätzlichem Preisdruck, der die Inflation in Deutschland während des gesamten zweiten Halbjahrs auf über 3 % drücken dürfte. Dieser Anstieg ist aber vor allem auf die im Vorjahresvergleich jetzt wieder ursprünglichen MwSt.-Sätze zurückzuführen. Die verringerten Sätze hatten das Preisniveau in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres zeitweilig gesenkt. Die fortschreitende Impfkampagne ermöglicht zudem den Konsum einiger Güter und Dienstleistungen, auf die Menschen pandemiebedingt verzichten mussten. Dies könnte mit Nachholeffekten, einer kurzfristigen Verknappung und damit höheren Preisen einhergehen. Ein dauerhaft höheres Preiswachstum halte ich allerdings für unwahrscheinlich, und erwarte, dass die Preise bereits zu Beginn des Jahres 2022 wieder deutlich schwächer ansteigen.“
„Die Unterschrift auf einem Ausbildungsvertrag bedeutet langfristige Verantwortung für die wichtige Erstausbildung eines jungen Menschen. Viele Mittelständler kämpfen nach wie vor mit den Krisenfolgen und leiden unter der noch immer unsicheren Lage – sie bleiben daher bei der Einstellung von Azubis zurückhaltend. Sowohl für die Zukunft der durch die Krise ausgebremsten Schulabsolventen als auch für die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Unternehmen ist es jedoch wichtig, die nicht zustande gekommenen Ausbildungsverhältnisse möglichst schnell nachzuholen. Ein gutes Zeichen ist, dass seit mittlerweile drei Monaten immer mehr Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft blicken. Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist im April zum dritten Mal in Folge gestiegen – die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufschwung in der zweiten Jahreshälfte wächst. Das ist auch eine gute Nachricht für die Bildungschancen zehntausender potenzieller Azubis.“
„Die dritte Corona-Welle ist wohl gebrochen und die Stimmung in den Unternehmen steigt im Einklang mit dem Impffortschritt. Das macht Hoffnung, mahnt aber auch zu Geduld. Mit kurzfristig zu raschen Lockerungen würden wir nach wie vor riskieren, die jüngsten Erfolge bei der Eindämmung der Pandemie wieder zu verspielen. Öffnen wir hingegen jetzt behutsam, bin ich zuversichtlich, dass wir im zweiten Halbjahr dank Nachholeffekten bei den bislang eingeschränkten Dienstleistungen und einer zunehmenden Entspannung bei den Vorleistungsengpässen im Verarbeitenden Gewerbe einen sehr kräftigen Wachstumsschub sehen werden. Wir haben unsere Konjunkturprognose für 2021 deshalb trotz des misslungenen Jahresstarts heute auf 3,5 % nach oben revidiert.“
„Das Licht am Ende des Tunnels der Pandemie wird immer heller und die Schere zwischen dem Verarbeitenden Gewerbe und den kritischen Dienstleistungsbereichen beginnt sich zu schließen. Deutschland und auch die ganze Eurozone starten in die konjunkturelle Aufholjagd! Der Aufschwung ist allerdings kein Selbstläufer, denn im Pandemieverlauf liegen weiterhin bedeutende Risiken. Insbesondere die Verbreitung von impfresistenten Mutationen wäre eine große Bedrohung. Besser als in der Prognose vorgesehen könnte sich das Wachstum in Deutschland und dem Euroraum vor allem dann entwickeln, wenn sich die angebotsseitigen Engpässe im Produzierenden Gewerbe schnell auflösen oder die im Rahmen des EU-Recovery Fund ausgegebenen Mittel erhebliche Multiplikatoreffekte mitbringen.“
KfW-Konjunkturkompass Mai 2021(PDF, 124 KB, nicht barrierefrei)
„Der Stimmungsaufschwung auf dem VC-Markt, den wir am Ende des Jahres 2020 beobachten konnten, hat sich im ersten Quartal 2021 fortgesetzt. Die sehr gute Bewertung des Dealflows durch die VC-Investoren ist dabei besonders erfreulich. Denn ein aussichtsreicher Dealflow legt die Basis für Erfolg versprechende VC-Investitionen. Die Indikatoren für Qualität und Quantität des Dealflows liegen nur knapp unter ihren Bestwerten. Darin könnte sich widerspiegeln, dass die Corona-Krise für viele Start-ups ein Nachfrage-Beschleuniger ist, weil sie die Bedarfe für deren innovativen Lösungen sichtbar macht. Hier gibt es Chancen für Investitionen.“
Geschäftsklimaindizes für den deutschen Beteiligungskapitalmarkt
„Es ist Bewegung in den Markt für Elektromobilität gekommen, und vieles spricht dafür, dass die 2020er-Jahre den Durchbruch der Elektromobilität bringen. Die dynamische Entwicklung ist aus Klimasicht erfreulich, denn die Klimabilanz der Fahrzeuge ist im Regelfall bereits heute deutlich positiv und verbessert sich stetig mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien. Für das Gelingen der Verkehrswende muss die Elektromobilität jedoch in allen gesellschaftlichen Gruppen als eine attraktive Alternative etabliert werden. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Wirtschaftlichkeit von Elektroautos. Gezielte Anreize, wie der zum 01.01.2021 eingeführte Preis auf Treibhausgasemissionen im Verkehrs- und Wärmebereich unterstützen die Umstellung auf klimafreundliche Technik. Daneben gilt es, eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur aufzubauen, um eine alltagstaugliche Nutzung von Elektroautos zu ermöglichen. Hierbei sind auch die Bereiche zu adressieren, in denen eine Umsetzung mit besonderen Herausforderungen verbunden ist, wie etwa im Fall von Mehrfamilienhäusern."
Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf – doch wer setzt sich eigentlich ans Steuer?(PDF, 162 KB, nicht barrierefrei)
„Die Corona-Krise hat zu spürbaren Einbrüchen der Steuereinnahmen und steigender Staatsverschuldung geführt. Dass die aktuelle Steuerschätzung nun günstiger ausfällt als die vorangegangene, macht Hoffnung: Ein Ende dieser Krise ist in Sicht! Allerdings ist es noch ein weiter Weg bis zu einer durchgreifenden Erholung der Einnahmen. Das fordert Politik und Verwaltung, jetzt mit Augenmaß die öffentlichen Haushalte zu gestalten. Dabei muss der Blick in die Zukunft gerichtet sein, denn die Grundlagen für die dringend benötigten Maßnahmen zur Digitalisierung oder für den Klimaschutz werden heute gelegt. Das gilt insbesondere für die Investitionen der Kommunen, die angesichts der brüchigen Einnahmenbasis finanziell abgesichert werden müssen.“
„Das mittelständische Geschäftsklima steigt im April zum dritten Mal in Folge, was nach der altbekannten Daumenregel den Beginn eines Aufschwungs signalisiert. Die Unternehmen blicken hoffnungsvoll in die Zukunft, immer mehr von ihnen setzen auf eine erfolgreiche Eindämmung der Pandemie und einen Aufschwung im späteren Jahresverlauf. Die Chancen dafür, dass diese Hoffnung sich erfüllt, stehen gut – wenn die Neuinfektionen konsequent eingedämmt werden und das Impftempo weiter zunimmt. Deutschland kann dann im zweiten Halbjahr dank Nachholeffekten bei den bislang untersagten Dienstleistungen und im Handel einen kräftigen Wachstumsschub sehen. In der Industrie ist die Auftragslage bereits jetzt blendend.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer April 2021(PDF, 61 KB, nicht barrierefrei)
„Es bleibt abzuwarten, wie stark die Einnahmenbasis der öffentlichen Haushalte durch die Krise noch getroffen wird. Eine Kürzung der notwendigen Investitionen in die kommunale Infrastruktur kann sich Deutschland aber nicht erlauben, denn für die großen Herausforderungen wie den Klimaschutz oder die Digitalisierung im öffentlichen Bereich brauchen wir handlungsfähige Kommunen. Wir werden sehr wahrscheinlich wieder einen deutlichen Anstieg der Kommunalverschuldung sehen. Das ist kein Grund zur Sorge, solange die Schulden kein überbordendes Ausmaß annehmen, für sinnvolle Investitionen verwendet und in guten Zeiten wieder zurückgeführt werden. Es ist nachvollziehbar, dass wir in der Krise bei Maßnahmen zur Stabilisierung der kommunalen Haushalte erst einmal auf Sicht fahren. Aber diese Krise ist hoffentlich bald vorbei und dann rückt die grundsätzliche Stärkung der Kommunalfinanzen wieder auf die politische Tagesordnung. Das ist gut so, denn die Bedeutung starker Kommunen kann für Deutschland nicht hoch genug eingeschätzt werden."
KfW-Kommunalpanel 2021(PDF, 687 KB, nicht barrierefrei)
„Die auslandsaktiven deutschen Mittelständler haben ein schweres Jahr hinter sich. Die Corona-Pandemie und die Eindämmungsmaßnahmen treffen sie sowohl im Inland als auch bei Exporten und Lieferketten. Diese Krisenerfahrung wird zu nachhaltigen Veränderungen führen: Viele, vor allem kleinere Mittelständler wollen ihre Geschäftstätigkeit zukünftig stärker auf den inländischen Markt ausrichten. In der Breite wird der Mittelstand aber weiterhin im Auslandsgeschäft aktiv sein. Gerade stark exportorientierte und in globale Wertschöpfungsketten eingebundene Unternehmen sehen weiterhin die Chancen, die eine geografisch diversifizierte Absatz- und Beschaffungsstrategie bietet. Die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung bleiben trotz Corona-Krise bestehen. Durch die Einbindung in globale Wertschöpfungsketten lassen sich Effizienzgewinne erzielen, die zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen beitragen – und damit auch zu Wachstum und Wohlstand.“
KfW-Internationalisierungsbericht 2021(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Die Pandemie und der lange Lockdown haben zum Jahresauftakt 2021 deutliche Spuren im deutschen Bruttoinlandsprodukt hinterlassen. Anders als im vergangenen Herbst federte das Verarbeitende Gewerbe den Rückgang der Wirtschaftsleistung nur teilweise ab, da die Unternehmen angesichts von Lieferengpässen bei Vorprodukten die gefüllten Auftragsbücher kaum abarbeiten konnten. Da die Stimmungsindikatoren aus der Industrie dennoch immer höher klettern, handelt es sich dabei wohl nur um einen temporären Engpass. Im laufenden Quartal wird der Schub aus dem Verarbeitenden Gewerbe voraussichtlich wieder für ein positives Quartalswachstum sorgen. Für die geschlossenen Dienstleistungsunternehmen ist das allerdings kein Trost. Sie können sich nur an den beschleunigten Impffortschritt klammern, der ab dem Sommer nachhaltige Öffnungsschritte und einen deutlichen Wachstumsschub verheißt.“
„Die Währungsunion beginnt das neue Jahr wie das alte zu Ende ging: mit einem Minus bei der Wirtschaftsleistung. Vor allem das unterschiedliche Timing im Wechselspiel von Eindämmungs- und Lockerungsmaßnahmen hat dafür gesorgt, dass der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts Anfang 2021 für die Eurozone insgesamt etwas moderater ausfällt als in Deutschland. Dessen ungeachtet ist der Weg zurück zum Vorkrisenniveau damit nochmal ein Stück länger geworden. Angesichts der Impfkampagnen, die Fahrt aufnehmen, ist für den Sommer Besserung in Sicht. Das zeigt sich bereits sehr deutlich in der wirtschaftlichen Stimmung. Ob es jedoch bereits im aktuellen Quartal zu einem merklichen Wachstumsschub reicht, bleibt weiter unklar. Zwar haben viele Euroländer nun deutliche Öffnungsschritte angekündigt. Aufgrund der verbreitet hohen Inzidenzen und belasteter Intensivkapazitäten ist das Risiko für eine Fortsetzung der Jo-Jo- Lockdowns aber noch hoch.“
"Durch das verstärkte Infektionsgeschehen sind Gastgewerbe und Einzelhandel trotz Frühlingsbeginn weitestgehend für Kundschaft geschlossen geblieben. Obwohl die Einschränkungen viele Betriebe belasten, bleibt der Arbeitsmarkt ein Stabilitätsanker. Viele Unternehmen stellen schon seit letztem Sommer wieder ein. Dadurch ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit Juni um gut 300.000 gestiegen. In manchen Wirtschaftszweigen ist sie sogar höher als vor der Krise. Dazu zählen das Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht, Information und Kommunikation sowie das Baugewerbe. In den nächsten Monaten kommt es darauf an, die Weichen für einen erfolgreichen Aufschwung zu stellen. Am Arbeitsmarkt geht es dabei um die Erhöhung des Fachkräfteangebotes und das Senken der Langzeitarbeitslosigkeit. Das erfordert verstärkte Bemühungen zur Qualifizierung. Über 3 Mio. Beschäftigte und 1,4 Mio. Arbeitslose verfügen über keinen Berufsabschluss. Qualifizierung ist auch der vielversprechendste Weg, um Beschäftigten in den unteren Lohngruppen höhere Einkommen zu ermöglichen und Kurzarbeitenden weitere Perspektiven zu eröffnen. Allein durch sozialstaatliche Eingriffe wird sich das im Armuts- und Reichtumsbericht diagnostizierte Auseinanderdriften von Löhnen- und Gehältern kaum rückgängig machen lassen. Denn die Lohndifferenzierung spiegelt neben Produktivitätsunterschieden auch Knappheiten wider, und es sind nicht Geringqualifizierte, sondern bedarfsgerecht qualifizierte Fachkräfte, die zunehmend knapper werden."
„Das starke Geldmengenwachstum in der Bilanz der EZB wird weiterhin durch die anhaltenden Ankäufe von Vermögenswerten, vor allem Staatsanleihen, gestützt. Die Kreditvergabe an europäische Unternehmen hat allerdings wie erwartet weiter an Schwung verloren. Dem dürften vor allem zwei Faktoren zu Grunde liegen: Einerseits war im Vorjahr, also zu Beginn der Pandemie, die Kreditvergabe außergewöhnlich hoch und der besonderen Situation geschuldet. Dieser Basiseffekt dürfte auch in den kommenden Monaten einen negativen Effekt auf das Kreditwachstum entfalten und muss in diesem Kontext interpretiert werden. Allerdings zeigen verschiedene Umfragen auch, dass die Kreditnachfrage ebenfalls zurückgegangen ist. Dies könnte auf eine Entspannung des akuten Liquiditätsbedarfs der Unternehmen hindeuten. Vor allem dürfte es aber mit der fortgesetzten Investitionszurückhaltung der Unternehmen im Zuge der Pandemie zusammenhängen. Ökonomisch relevant dürfte außerdem die erneute, wenngleich nur moderate Verschärfung der Kreditvergabestandards, vor allem der Banken, bei den Unternehmenskrediten sein. Das macht es vor allem für hart getroffene Wirtschaftsbereiche, darunter das Gastgewerbe und der stationäre Einzelhandel schwierig. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen bleiben hier bis zur besseren Kontrolle des Infektionsgeschehens unerlässlich.“
„Der neuerliche Stimmungsanstieg in der deutschen Wirtschaft ist eine schöne Nachricht. Nachdem das Geschäftsklima in der Hoffnung auf Lockerungen bereits im März einen großen Satz nach oben gemacht und viele Vorschusslorbeeren für den Aufschwung verteilt hatte, sprach die anhaltend schwierige pandemische Lage eher für einen Rückgang des Geschäftsklimas im April. Damit der Aufschwung nun auch Realität wird, müssen die Neuinfektionen konsequent eingedämmt und das Impftempo weiter hochgefahren werden. Dann bin ich zuversichtlich, dass wir im zweiten Halbjahr dank Nachholeffekten bei den bislang untersagten Dienstleistungen und im Handel einen kräftigen Wachstumsschub sehen werden. In der Industrie ist die Auftragslage bereits jetzt blendend, bislang wird die Produktion allerdings noch durch angebotsseitige Engpässe besonders bei Halbleitern beeinträchtigt.“
„Die US-Wirtschaft ist dank der erfolgreichen Impfkampagne, gelockerten Corona-Maßnahmen und der expansiven Fiskalpolitik mit ordentlich Schwung in das zweite Quartal gestartet. Ein Anstieg der Nachfrage belebt auch die Preise und so ist die Inflationsrate im März von zuletzt 1,7 % auf jetzt 2,6 % gestiegen. Dieser Anstieg ist aber nicht allein der Konjunkturerholung geschuldet, sondern auch dem niedrigen Preisniveau im letztjährigen Vergleichszeitraum aufgrund des Beginns der Corona-Krise. Die Fed weist aber unermüdlich darauf hin, dass dieser sogenannte „Basiseffekt“ nur temporärer Natur ist und mit ihrer Geldpolitik von einer Reaktion absehen wird. Deshalb rechne ich damit, dass die Fed bei der Sitzung am kommenden Mittwoch unverändert an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten wird. Fed-Chef Powell betonte zudem zuletzt, dass die Fed erst weitere „substanzielle“ Fortschritte bei der Erreichung ihrer Ziele sehen will, bevor sie den Fuß vom Gaspe-dal nimmt. Es soll beispielsweise sichergestellt werden, dass auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen am Aufschwung partizipieren und hierfür ist die Fed wohl gewillt, die US-Konjunktur län-ger stützend zu begleiten, als dies in vergangenen Erholungsphasen der Fall war.“
„Die mit der Pandemie verbundene Unsicherheit bremst weiterhin das Investitions- und damit auch das Kreditnachfrageverhalten der Unternehmen. In den besonders von den Einschränkungen betroffenen Branchen, wie z. B. dem Gastgewerbe, dürfte die angespannte finanzielle Situation – teilweise auch gepaart mit Existenzangst – manches Unternehmen von der Aufnahme weiterer Kredite abhalten. Staatliche Überbrückungshilfen, Sonderabschreibungen und (Eigenkapital-) Zuschüsse dürften hingegen von den besonders betroffenen Unternehmen bevorzugt werden."
KfW-ifo-Kredithürde April 2021(PDF, 124 KB, nicht barrierefrei)
„Trotz positiver Stimmungsindikatoren deuten erste Zahlen auf eine schwache wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums im ersten Quartal 2021 hin. Die weiterhin schwierige pandemische Situation zwang zudem mehrere Mitgliedstaaten ihre gesundheitspolitischen Maßnahmen weiter zu verschärfen. Gleichzeitig befindet sich die Inflationsrate auf einem durch höhere Energiepreise und Basiseffekte geprägten temporären Aufwärtstrend. Dieser dürfte bis Ende des Jahres anhalten. Für einen über das Jahr 2021 hinausgehenden, signifikanten Preisauftrieb sehe ich aktuell allerdings keine Anzeichen. Im Gegenteil: Kürzlich abgeschlossene Tarifrunden wie bspw. Metall und Elektro in Deutschland legen einen stärkeren Fokus auf Arbeitsplatzsicherung als auf kräftiges Lohnwachstum. Die EZB hat den für dieses Jahr veränderten Inflationsentwicklungen mit einer Aufwärtsrevision ihrer Prognose im März allerdings bereits Rechnung getragen. Von der nächsten EZB-Sitzung erwarte ich eher eine Beibehaltung der derzeitigen geldpolitischen Parameter. Mit dem PEPP hat die Notenbank weiterhin genügend Spielraum und Flexibilität, um auf kurzfristige Verschärfungen der Finanzierungsbedingungen für Staaten und den Unternehmenssektor zu reagieren. Eine Diskussion über ein Ende der Kaufprogramme und erste Zinserhebungen bleibt weiterhin verfrüht.“
„Die betriebliche Weiterbildung wurde im Jahr 2020 durch die Corona-Krise hart ausgebremst, weil es vielen Unternehmen an Geld, Zeit und Planungssicherheit mangelt. Kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung von Umsatz und Liquidität haben Vorrang. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive ist das eine Herausforderung, vor allem, weil wir uns mitten im digitalen Strukturwandel befinden. Fehlende Kompetenzen der Beschäftigten sind eine der größten Hürden der Digitalisierung im Mittelstand. Schon vor der Krise hatte ein Drittel der Unternehmen Engpässe bei Digitalkompetenzen. Ohne eine erhebliche Steigerung der Weiterbildungsaktivitäten – am besten noch während der Krise – wird die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands Schaden nehmen. Die Unternehmen sind mehr als zuvor auf Unterstützung bei der Weiterbildung angewiesen. Hierzu könnte neben Förderkrediten und Kostenerstattung auch eine steuerliche Förderung von Weiterbildungsausgaben gehören, die Humankapitalinvestitionen analog zu Sachinvestitionen behandelt und Abschreibungen ermöglicht.“
„Der Ausbruch der Corona-Krise war für viele Existenzgründungen ein Game-Changer. Die Eindämmung der Pandemie verlangt harte, wenig planbare Maßnahmen und erzeugt eine hohe wirtschaftliche Unsicherheit. Viele Gründungsinteressierte haben in diesem Umfeld den Start in die Selbstständigkeit zunächst auf Eis gelegt. Die Gründungsquote ist 2020 auf 104 Gründungen je 10.000 Menschen im Alter von 18–64 Jahren gefallen.“
"Im Gegensatz zum Frühjahr 2020 ist ein Anstieg der Kreditnachfrage als Folge der Eindämmungsmaßnahmen in der zweiten Coronawelle ausgeblieben. Dies dürfte maßgeblich auf ihre gesamtwirtschaftlich weniger schwerwiegenden Folgen zurückzuführen zu sein. Zwar haben der im Herbst begonnene Lockdown „light“ und seine Verschärfung ab Mitte Dezember die Geschäftstätigkeit vieler Unternehmen erneut belastet – allerdings vor allem in den direkt von Schließungen betroffenen Branchen. Unter dem Strich reichte es im vierten Quartal dennoch für ein positives Wirtschaftswachstum von 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Die Kombination aus relativer Stabilität der gesamtwirtschaftlichen Situation, staatlichen Finanzhilfen und unternehmerischer Anpassungsfähigkeit bei Angeboten und Kosten hat es den Unternehmen ermöglicht, ihre finanzielle Lage zu festigen. Der Bedarf an neuen Krediten zur Absicherung des Geschäftsbetriebs in der Pandemie ist gesunken."
KfW-Kreditmarktausblick März 2021(PDF, 171 KB, nicht barrierefrei)
„Das März-Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers zeigt eine für sich genommen sehr erfreuliche Stimmungsverbesserung an allen Fronten – diese ist jedoch nur eine Momentaufnahme. Die Anfang März in Abhängigkeit von der Inzidenzentwicklung in Aussicht gestellten Lockerungen etwa für Einzelhandel und Gastgewerbe, aber auch die positiven weltwirtschaftlichen Perspektiven dürften für die deutliche Klimaaufhellung ausschlaggebend gewesen sein. Angesichts der sich auftürmenden dritten Infektionswelle und der ansteckenderen britischen Virusmutante sind nun allerdings erneut Verschärfungen sowie Verlängerungen der Eindämmungsmaßnahmen notwendig. Die Konjunkturerholung wird sich deshalb nach hinten verschieben. Die kräftigen Stimmungsverbesserungen in der ganzen Breite der Wirtschaft im März zeigen jedoch das große Potenzial für eine konjunkturelle Erholung, sobald die Pandemie erfolgreich eingedämmt wird. Sie sind Vorschusslorbeeren für den Aufschwung. Bis zum September, also auf Sicht des bei den Geschäftserwartungen abgefragten Horizonts von sechs Monaten, ist eine durchgreifende Erholung durchaus plausibel. Entscheidend hierfür ist allerdings ein konsequenter Ausbau der Impfungen, verbunden mit einer überzeugenden Teststrategie.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer März 2021(PDF, 97 KB, nicht barrierefrei)
"Mit dem erneuten Hochschnellen der Infektionszahlen werden die Hoffnungen auf ein Ende des Lockdowns bis Ostern enttäuscht. Für viele betroffene Betriebe ist das bitter, sie belastet der Lockdown und die Sorge um die Zukunft. Die unsicheren Geschäftsaussichten behindern dringend benötigte Investitionen und Innovationen sowie die Besetzung offener Stellen und Ausbildungsplätze. Deshalb brauchen wir bei Impfungen, Tests und der Kontaktnachverfolgung jetzt dringend eine „Whatever it takes“ Mentalität. Nur so können wir aus dem Lockdown nachhaltig entkommen. Bis dies gelingt, können Bund und Länder die vom Lockdown betroffenen Betriebe nur mit Wirtschaftshilfen stützen. Dass die Maßnahmen einen Effekt haben, verdeutlicht ein Blick auf die Gewerbeanzeigen: Im Januar 2021 haben rund 43.900 Betriebe ihr Gewerbe aufgegeben, ein Jahr zuvor waren es 55.900. Und im krisengebeutelten Gastgewerbe gaben im Januar 2021 lediglich 2.700 Gastwirte und Hoteliers ihren Betrieb auf, ein Jahr zuvor waren es 4.500. Auch im Gesamtjahr 2020 gab es durch die Wirtschaftshilfen und das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht erheblich weniger Betriebsaufgaben als ein Jahr zuvor. Das ist ein Erfolg im Kampf gegen die Wirtschaftskrise, der perspektivisch jedoch mit dem Strukturwandel in Einklang gebracht werden muss. Denn Unternehmen müssen sich dem Wettbewerb stellen und nur solche werden überleben und ihre Arbeitsplätze erhalten können, die nachhaltig aus eigenen Umsätzen ihre Kosten decken und Gewinne erwirtschaften. Gegenwärtig können die vom Lockdown stark betroffenen Dienstleistungsunternehmen ihre Kosten nur mit Unterstützung von Wirtschaftshilfen decken. Das Kurzarbeitergeld stabilisiert weiterhin den Arbeitsmarkt, allerdings ist auch klar, dass das nur eine temporäre Lösung ist."
„Im März stiegen die Verbraucherpreise, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) um 1,7 % (HVPI: 2,0 %) gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise um 0,5 % (HVPI: 0,5 %) relativ zum Vormonat. Die Preisentwicklung im Jahr 2021 in Deutschland bleibt somit weiterhin von Basis- und Sondereffekten geprägt. So dürfte die Preisentwicklung im März vor allem auf das Anziehen der Preise für Öl und andere Rohstoffe im Zuge der globalen konjunkturellen Erholung zurückzuführen sein. Dieser Basiseffekt wird sich wohl im Jahresverlauf, besonders im zweiten Quartal noch verstärken, zum Jahresende aber auslaufen. Ob es zu zusätzlichem Preisdruck kommt, hängt vor allem vom weiteren Pandemieverlauf ab. Mit Ende der meisten gesundheitspolitischen Einschränkungen könnte eine gestiegene Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, deren Konsum länger nicht möglich war, zu kurzfristigen Angebotsengpässen und damit höheren Preisen auch bei den Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen sowie im Transportwesen führen. Sollten allerdings im Zuge der dritten Viruswelle neue Verschärfungen notwendig werden, stellt dies ein Abwärtsrisiko für die Preisentwicklung dar. Vor diesem Hintergrund begrüße ich die Kommunikation der Europäischen Zentralbank (EZB): Sie signalisiert, dass die EZB durch die aktuelle Preisentwicklung hindurchsehen wird und wegen temporärer Preisschwankungen keine grundlegende Kursänderung zu erwarten ist.“
„Die Wirtschaft befindet sich im Stop-and-go-Modus, Lockdown und Lockerungen wechseln sich im Rhythmus der Corona-Wellen ab. Das Geschäftsklima ist nun im März deutlich gestiegen, doch das ist angesichts der erneuten – und wegen der britischen Virusmutante leider notwendigen – Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen nur eine Momentaufnahme. Mit der sich aufbauenden dritten Infektionswelle wird sich die erwartete Konjunkturerholung etwas nach hinten verschieben. Umso wichtiger ist ein konsequenter Ausbau der Impfungen, verbunden mit einer überzeugenden Teststrategie. Nur dann kann die Wertschöpfung, die derzeit vor allem im Produzierenden Gewerbe stattfindet, sukzessive auch bei Handel und Dienstleistungen zurückkehren und für ein kräftiges Wachstum im späteren Verlauf von 2021 sorgen.“
„Das Geldmengenwachstum in der Eurozone wird zunehmend von Kreditflüssen an die öffentliche Hand gespeist und lässt sich immer weniger auf die Vergabe neuer Kredite an den privaten Sektor zurückführen. Der europäische Unternehmenskreditmarkt verliert seit dem pandemiebedingten Schub im Frühjahr und Sommer an Schwung, auch wenn sich das am Vorjahresvergleich der Kreditbestände noch nicht ablesen lässt. Daran ist positiv zu werten, dass diese Entwicklung für eine Stabilisierung der Liquiditätslage in den Unternehmen spricht. Dies dürfte allerdings vor allem für die Branchen gelten, in denen es trotz der andauernden Belastungen durch die Pandemie aufwärts geht. So glänzt die europäische Industrie im März mit exzellenten Stimmungswerten. Schwierig bleibt es für hart getroffene Wirtschaftsbereiche, darunter das Gastgewerbe und der stationäre Einzelhandel. Hier bleibt staatliche Unterstützung bis zur besseren Kontrolle des Infektionsgeschehens wichtig. Mit Blick auf die Zukunft und die notwendigen Strukturveränderungen macht mir darüber hinaus die gedämpfte Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen Sorgen.“
„Die Krise als Chance zu nutzen, hin zu nachhaltigerem Wirtschaften, ist fundamental wichtig, denn es stellt Deutschland gut auf, mittel- und langfristig Einkommen zu erwirtschaften“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die Rückkehr auf einen Wachstumspfad und die Veränderung hin zu nachhaltigerem Wirtschaften ist gleichzeitig auch möglich. Dabei ist Planungssicherheit und ausreichend Zeit für die Anpassung entscheidend. Aus meiner Sicht müssen wir hierfür an folgenden 5 Punkten ansetzen: Krisenfestigkeit stärken, Klimaneutralität erreichen, Produktivität durch Innovation und Digitalisierung steigern, Internationale Vernetzung nutzen und Nationalisierung von Wertschöpfungsketten vermeiden sowie Europa stärken.“
„Junge“ Selbstständige: branchenbedingt trifft Corona-Krise Frauen härter als Männer(PDF, 220 KB, nicht barrierefrei)
„Die US-Inflationsrate ist im Februar im Vorjahresvergleich leicht gestiegen und liegt jetzt bei 1,7 %. Kurzfristig ist mit einer merklichen Zunahme zu rechnen, da die Corona-Krise im vergangenen Jahr zu deutlichen Preisrückgängen führte. Die US-Notenbank zeigt sich jedoch gelassen und betonte schon mehrfach, dass sie durch diese temporären Effekte hindurchschauen wird. In den nächsten Monaten wird die zuletzt deutlich angezogene Wirtschaftserholung der Inflation weiteren Auftrieb verleihen. Für konjunkturellen Rückenwind werden zudem die erfolgreich verlaufende Impfkampagne, sinkende Infektionszahlen und das 1,9 Bio. USD schwere Fiskalpaket sorgen. Dennoch ist damit zu rechnen, dass die Fed bei der Sitzung am Mittwoch unverändert an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten wird. Denn die konjunkturelle Erholung ist uneinheitlich und laut Notenbank-Chef Jerome Powell längst noch nicht abgeschlossen. Zudem strebt die Fed neben einem Inflationsziel auch eine maximale Beschäftigung an. Eine Preissteigerung von über 2 % könnte daher für eine Weile zugelassen werden, denn derzeit sind noch immer 9,5 Mio. US-Amerikaner weniger in Arbeit, als dies vor der Corona-Krise der Fall war.“
„Die Digitalisierung ist ein Hoffnungsträger für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in breiten Teilen der Wirtschaft und für das Wiederanspringen der Produktivitätsentwicklung. Für den Mittelstand gilt es, mit dem erwarteten Abflauen der Krise im weiteren Verlauf dieses Jahres das Momentum bei der Digitalisierung weiterzuführen und über Homeoffice und Videokonferenzen als neuen Errungenschaften hinauszugehen. Die Firmen müssen nun strategische Digitalisierungsvorhaben angehen und diejenigen Eigenschaften, die sich in der Krise als vorteilhaft erwiesen haben – wie Flexibilität, Initiative und Unternehmergeist – auch langfristig sichern und weiterentwickeln. Dies dürfte vielen Unternehmen schwer fallen. Die angespannte Liquiditätslage und der im Verlauf der Krise gestiegene Verschuldungsgrad dürfte die Durchführung entsprechender Projekte im Nachgang der Krise erschweren. Zudem ist durch die Pandemie bei vielen Unternehmen sicherlich auch der Wunsch nach Erhöhung der Krisenfestigkeit gestiegen. Um diesem Zielkonflikt aus Krisenresilienz und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit entgegenzusteuern, sind nun Investitionsanreize für die digitale Transformation und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen nötig. So kann es gelingen, die notwendige Transformation hin zur Digitalisierung zu bewerkstelligen, international den Anschluss zubehalten und die Wachstumschancen zu nutzen.“
KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020(PDF, 937 KB, nicht barrierefrei)
„Der EZB-Rat dürfte seine Sitzung kommenden Donnerstag nutzen, um die stärker als erwartete Inflationsentwicklung der vergangenen beiden Monate sowie die gestiegenen Renditen, vor allem von US-Staatsanleihen, ökonomisch einzuordnen. Ich gehe davon aus, dass die EZB ihre Inflationsprognose für das Jahr 2021 merklich nach oben anpassen wird. So liegt ihrer Dezemberprognose beispielsweise noch ein deutlich niedriger Ölpreis zugrunde. Darüber hinaus könnte die Aufhebung der jetzt schon lang fortwährenden gesundheitspolitischen Einschränkungen mit kurzfristigen Angebotsengpässen und höheren Preisen einhergehen. Die derzeit höheren Inflationsraten dürften allerdings keine grundlegende Änderung der geldpolitischen Ausrichtung nach sich ziehen. Die EZB wird vielmehr betonen, dass sie wenig Anzeichen für einen über das Jahr 2021 hinausgehenden Inflationsdruck sieht, da dann temporäre und Basiseffekte abgeklungen sind. Zudem beeinträchtigen die länger als erwartet anhaltenden Einschränkungen das 1. Quartal negativ. Im Umgang damit und den angestiegenen (realen) Renditen könnte die EZB die im PEPP angelegte Flexibilität kurzfristig nutzen und die zuletzt eher unterdurchschnittlichen wöchentlichen Zukäufe wieder erhöhen.“
„Zum Internationalen Weltfrauentag am 8. März gibt es diesmal leider wenig gute Nachrichten aus dem deutschen Mittelstand: Frauen sind als Chefinnen kleiner und mittlerer Unternehmen weiterhin unterrepräsentiert, ihre Zahl steigt im Corona-Jahr 2020 nur gering. Die seit Jahren bestehende Zurückhaltung von Frauen bei Gründungen bremst den Zuwachs an Unternehmenslenkerinnen perspektivisch. Die stärkere Betroffenheit der weiblichen jungen Selbstständigen durch die Folgen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen dürfte für einen weiteren Dämpfer sorgen. Dass die Führungsetagen des Mittelstands absehbar stärker weiblicher werden, ist wenig wahrscheinlich.“
Frauenquote im Mittelstand entwickelt sich in der Corona-Krise nur schleppend (PDF, 141 KB, nicht barrierefrei)
„Die Bewältigung der Corona-Pandemie war und wird mit weiteren erheblichen finanziellen Belastungen der EU-Mitgliedsstaaten verbunden sein. Die vorübergehende Anwendung der in den europäischen Fiskalregeln verankerten Ausweichklauseln sorgt daher für zusätzlichen Handlungsspielraum. Die EU-Kommission hat heute vorgeschlagen, die Ausweichklausel auch auf das Jahr 2022 anzuwenden. Das Ziel ist sicherzustellen, dass der fiskalpolitische Stimulus, regelbedingt, nicht zu früh zurückgenommen werden muss und die konjunkturelle Erholung nach der Pandemie abgewürgt wird. Vor dem Hintergrund, dass einige Mitgliedsstaaten bis ins Jahr 2023 brauchen dürften, um das Vorkrisenniveau des BIP zu erreichen, erscheint dieser Vorschlag durchaus sinnvoll. Allerdings sind, mit Blick auf die strukturell hohe Verschuldung im Euro-Raum und der EZB als größtem Einzelgläubiger der Mitgliedsstaaten, mittelfristige Strategien, die die Schuldenstände glaubwürdig auf ein langfristig nachhaltiges Niveau zurückführen, entscheidend. Dabei ist der zielgerichtete und effiziente Einsatz von Mitteln aus dem Recovery Fund ebenso ein Ansatzpunkt wie der fiskalische Reformprozess. Auf diese Weise gelingt es, fiskalische Nachhaltigkeit mit dem Investitionsbedarf in grüne und digitale Zukunftsprojekte zu vereinen.“
„Gerade für Deutschland als Technologienation ist es wichtig, mithilfe von Innovationen, technischem Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit in zentralen Technologiefeldern Wachstum zu schaffen. Nur so können zukunftssichere Arbeitsplätze geschaffen und der Wohlstand gesichert und vermehrt werden. Deutschland kann dabei auf vielen traditionellen technologischen Stärken aufbauen. In Sachen Digitalisierung allerdings muss Deutschland dringend aufholen. Informationstechnologien sind Schlüsseltechnologien, die bereits heute hohe Bedeutung auch für andere Wirtschaftszweige wie Kraftfahrzeuge, Maschinenbau oder Chemie haben – und diese Bedeutung wird weiter zunehmen. Es führt also kein Weg vorbei an der Digitalisierung. Eine Erweiterung des Kompetenzspektrums bei Informationstechnologien ist notwendig, sonst bleibt dieses wertvolle Wertschöpfungspotenzial für Deutschland verschlossen. Ziel muss es sein, vor allem in der Anwendung dieser Technologien international wettbewerbsfähig zu werden."
Zukunftstechnologien für Deutschland
„Nach dem krachenden Einbruch im Dezember ist der Einzelhandelsumsatz jetzt noch weiter abgestürzt. Kein Wunder, denn der Einzelhandel wurde im Januar gleich von zwei Widrigkeiten getroffen: dem Lockdown und der Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung, deren Verlängerung ohnehin nur den Unternehmen geholfen hätte, die kaum Einbußen haben. Weil mit dem Versandhandel, Supermärkten sowie anderen Geschäften des täglichen Bedarfs ein bedeutender Teil des Handels auch im Lockdown geöffnet blieb, sagt das aggregierte Minus von 4,5 % aber nur relativ wenig über die Ausfälle bei den geschlossenen Geschäften aus. Hier sind die Anpassungsmöglichkeiten teilweise natürlich begrenzt, weshalb der Bedarf für eine gezielte Unterstützung hoch bleibt. Gesamtwirtschaftlich werden wir dank der stabilen Erholung in der Industrie viel besser durch den zweiten Lockdown kommen als durch den Ersten. Für die direkt vom Lockdown betroffenen Branchen ist das aber nur ein geringer Trost.“
"Die rasche Ausbreitung der Corona-Mutation mit erhöhter Ansteckungsrate lässt die Perspektiven für den Arbeitsmarkt in einem ungünstigeren Licht erscheinen. Durch sie ist es noch unklarer geworden, wann die Politik ein Ende des Lockdowns beschließen kann, ohne das Erreichte zu gefährden. Wenn wir davon ausgehen, dass alle geschlossenen Betriebe spätestens im April wieder öffnen können und dass die Impfstrategie erfolgreich ist, dann können wir ab dem Frühjahr einen kräftigen, dauerhaften Aufschwung erleben. Unter dieser Annahme wird die Zahl der Erwerbstätigen im Verlauf des Jahres voraussichtlich um 700.000 steigen. Die Zahl der Arbeitslosen wird um ca. 300.000 zurückgehen. Die Arbeitslosigkeit wäre dann allerdings immer noch höher als vor der Krise, und sie hätte eine ungünstigere Struktur: Während die Zahl der vorübergehend Arbeitslosen seit vergangenem Sommer wieder gesunken ist, ist die der Langzeitarbeitslosen stetig gestiegen. Die Arbeitsmarktpolitik muss dieser Verfestigung der Arbeitslosigkeit entgegenwirken. Marktgerechter Qualifizierung kommt dabei große Bedeutung zu, denn sie ist das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit. Schon mit Blick auf die hohe Zahl an Kurzarbeitenden sind ausreichende Anreize und Angebote zur Qualifizierung zentral, damit diese die arbeitslose Zeit nutzen, um sich weiterzubilden und ihre Berufsaussichten zu verbessern."
„Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Februar den zweiten Monat in Folge merklich gestiegen, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) um 1,3 % (HVPI: 1,6 %) gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise um 0,7 % (HVPI: 0.6 %) relativ zum Vormonat. Zwei Einwertungen erscheinen mir dabei relevant: Erstens liegt die Inflation damit immer noch deutlich unter dem Inflationsziel der EZB, und zweitens ist der Preisanstieg vor allem Folge von Einmal- und Sondereffekten. Dazu zählen Basiseffekte, die Rücknahme der Mehrwertsteuerverringerung und die Einführung der CO2-Bepreisung im Haushalts- und Verkehrssektor. Diese Einflüsse reduzieren sich im weiteren Jahresverlauf. Allerdings erwarte ich, dass es später im Jahr zu weiterem Preisdruck aus anderen Gründen kommen wird: Einerseits werden die Energiepreise gegenüber dem Vorjahr deutlich steigen. Andererseits können nachfrageseitige Nachholeffekte mit Ende der meisten gesundheitspolitischen Einschränkungen zu kurzfristigen Angebotsengpässen, und damit höheren Preisen bei den Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen sowie im Transportwesen führen. Als Folge könnte die Inflationsrate in Deutschland bereits im zweiten Halbjahr 2021 über dem Inflationsziel der EZB von unter aber nahe 2 % liegen. Ab 2022 wird sich dies aber wieder umkehren. So fallen die den Anstieg treibenden Basis- und Sonderfaktoren weg und die Inflation dürfte mittelfristig wieder unter dem EZB-Ziel verharren. Dies spiegelt sich auch in den Inflationserwartungen der Marktteilnehmer wider. Ich gehe davon aus, dass die EZB durch den aktuellen Preisanstieg hindurchsehen wird.“
„Zwar verbreitet die Stimmungsaufhellung im mittelständischen Geschäftsklima im Februar einen Hauch von Frühling, Hoffnungen auf ein schnelles Ende des Lockdowns werden angesichts der rasanten Ausbreitung der ansteckenderen Virus-Mutationen und den mittlerweile nur noch stagnierenden Infektionszahlen aber wohl enttäuscht. Das Bruttoinlandsprodukt wird wegen des langen Lockdowns zum Jahresauftakt voraussichtlich spürbar schrumpfen, ein Absturz wie im Frühjahr 2020 aber vor allem von der positiven Entwicklung in der Industrie verhindert, die sich weit gehend vom Pandemiegeschehen hat abkoppeln können. Immerhin ist im zweiten Quartal selbst mit nur vorsichtigen Lockerungen ein solides Wachstum in den Karten. Mit einer wirklichen Entspannung auch für die stark von Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Branchen ist jedoch erst mit deutlichen Impffortschritten im Sommer zu rechnen. Dafür und auch in der Zwischenzeit ist die Politik gefragt, um mit Maßnahmen wie sinnvoll eingesetzten Schnelltests und einer effektiven Kontaktnachverfolgung eine dritte Infektionswelle zu verhindern.“
„Noch immer wachsen die Bankkredite an europäische Unternehmen im Vorjahresvergleich mit kräftigen Raten. Dahinter verbirgt sich jedoch seit geraumer Zeit eine deutliche Abkühlung der Kreditdynamik. Dies lässt sich an den monatlichen Kreditflüssen ablesen, die im Januar netto zum Erliegen kamen. Zugleich übertreffen die Bankeinlagen der nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften das Vorjahresniveau um mehr als ein Fünftel. Diese aggregierten Zahlen vermitteln an der Oberfläche den Eindruck einer auskömmlichen Liquiditätssituation im europäischen Unternehmenssektor. Das wäre jedoch ein Fehlschluss, denn es gibt inzwischen große Divergenzen bei der Betroffenheit durch die Pandemie zwischen und sogar innerhalb einzelner Branchen. Finanzhilfen durch die Regierungen und die Sicherstellung günstiger Finanzierungsbedingungen durch die EZB bleiben deshalb zunächst noch notwendig, um die wirtschaftlichen Schäden durch das Virus zu begrenzen.“
„Im Herbst konnte die kräftige Erholung der Industrie die absehbaren Wertschöpfungsrückgänge in den eingeschränkten Dienstleistungsbereichen noch gut kompensieren. Da der aktuelle Winter-Lockdown nun aber deutlich länger dauert als der erste im vergangenen Frühjahr und der Schwung in der Industrie voraussichtlich etwas nachlässt, erwarten wir mit -1,5 % bis -3 % einen schwierigen Start in das Jahr 2021. Zwar sind die Neuinfektionen seit Mitte Januar kontinuierlich gesunken, jüngst kam der Rückgang jedoch zum Stillstand. Dahinter dürfte die zunehmende Verbreitung der ansteckenderen britischen Virus-Variante B.1.1.7 stehen, die im ungünstigen Fall sogar in eine dritte Infektionswelle münden könnte. Dies und der schleppende Impfstart legen eine vorsichtige Lockerungsstrategie nahe. Corona bleibt vorerst das größte Konjunkturrisiko. Die Pandemie entwickelt sich aufgrund vielfältiger Faktoren von Virusmutationen über Eindämmungsmaßnahmen bis hin zu Fortschritten bei der Impfkampagne hochdynamisch und beeinflusst damit unmittelbar die Chancen auf wirtschaftliche Erholung ebenso wie die nach wie vor erheblichen Abwärtsrisiken.“
„Die im Februar abebbende Infektionslage unterstützt einen ordentlichen Anstieg des Geschäftsklimas. Es ist gestiegen, denn die Unternehmen erwarteten zum Befragungszeitpunkt, dass im März der lange Lockdown voraussichtlich vorsichtig gelockert wird. Die Ausbreitung der Virusmutationen stellt das aktuell wieder in Frage. Gelingt es, sie in Schach zu halten, ist nach einem spürbar negativen Auftaktquartal ein solides Wachstum im zweiten Quartal durchaus in den Karten. Mit einer wirklichen Entspannung ist aber erst mit deutlichen Impffortschritten zu rechnen, denn wir sind noch weit von den niedrigen Inzidenzen nach dem ersten Lockdown entfernt. Bis Sommer werden wohl genügend Impfdosen vorliegen, doch es kommt auch auf die rechtzeitige Ausweitung der Impfkapazitäten an. Auch in der Zwischenzeit ist die Politik gefragt, um mit Maßnahmen wie sinnvoll eingesetzten Schnelltests und einer verbesserten Kontaktnachverfolgung eine dritte Infektionswelle zu vermeiden.“
„Die Neubautätigkeit in Deutschland ist trotz Corona-Krise auf Rekordniveau – und trotzdem gibt es einen ungedeckten Bedarf. Vor allem in den wachsenden Metropolregionen bleibt Wohnraum knapp und teuer. Ein Abbau von Überschussnachfrage in teuren Wohnungsmärkten mit steigenden Mieten kann auf zweierlei Weise erreicht werden: Zum einen durch Schaffung neuer Wohnungen vor Ort, zum anderen durch die Umlenkung von Wanderungsströmen, indem weniger dicht besiedelte Regionen wirtschaftlich belebt, attraktiver gemacht und besser angebunden werden. Der beschleunigte Ausbau der digitalen Infrastruktur und des öffentlichen Regionalverkehrs kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten – insbesondere dann, wenn auch nach der Corona-Krise dauerhaft mehr Erwerbstätige im Homeoffice arbeiten als vorher. Eine vermehrte Trennung von Wohn- und Arbeitsort dürfte nachhaltig zu einer Entspannung der Wohnungsmärkte in teuren Ballungszentren beitragen.“
Lichtblick: Wohnungsbauinvestitionen steigen trotz Corona-Krise(PDF, 212 KB, nicht barrierefrei)
„Das Venture Capital-Jahr ist versöhnlich zu Ende gegangen. Die Fortschritte bei Zukunftsfonds und Fondsstandortgesetz waren dabei zwei wichtige Stimmungsaufheller im Schlussquartal und sorgen unbeeindruckt vom neuen Lockdown für eine gute Basis zum Jahresstart. Der Corona-Schock zum Beginn von 2020 wurde bisher schneller verdaut als erwartet, sodass das Geschäftsklima im Schlussquartal sogar über Vor-Corona-Niveau liegt. Erfreulich ist, dass sich so wichtige Indikatoren wie Fundraising und Dealflow deutlich erholt haben, ohne dass dabei die Einstiegspreise gleichermaßen angezogen sind. Das ist eine gute Basis für Neuinvestitionen. Insbesondere Start-ups, die in der Corona-Krise bewiesen haben, dass ihre innovativen Geschäftsideen Bedarfe decken, können hier die großen Gewinner von morgen sein.“
„Wenn in den nächsten Jahren die Babyboomer-Jahrgänge 1955 bis 1969 nach und nach in den Ruhestand gehen, wird sich das Problem noch verstärken. Ohne ausreichendes Gegensteuern kann das zu einer dauerhaften Wachstumsschwäche führen, die das Abtragen der Folgelasten der Corona-Krise sowie Investitionen in die Digitalisierung und den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft erheblich erschweren würde, was wiederum einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und erhebliche Wohlstandseinbußen zur Folge hätte..Um dies zu verhindern, sind sowohl der Staat als auch die Unternehmen gefordert. Neben einer Erhöhung des Fachkräfteangebots etwa durch mehr Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Erwerbspersonen oder durch Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland, spielt auch die Weiterqualifizierung von Arbeitskräften eine Rolle. Ein wirksamer Hebel ist auch die Steigerung der Arbeitsproduktivität. Wenn weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen, müssen die vorhandenen produktiver werden. Dazu brauchen wir mehr Innovationen und Investitionen in digitale Technologien, die fehlende Arbeitskräfte ersetzen können. Die Produktivitätspotenziale der Digitalisierung sind in Deutschland bisher nur unzureichend gehoben worden. Hier kann und muss mehr passieren.“
KfW-ifo-Fachkräftebarometer Januar 2021(PDF, 162 KB, nicht barrierefrei)
„Die aktuelle Corona-Krise führt uns vor Augen, wie wichtig etwa die Digitalisierung für die Arbeitswelt von morgen sein wird. Um die Menschen und die Wirtschaft fit zu machen für diesen Wandel, ist Weiterbildung ein Schlüssel. Daher bietet es sich auch besonders an, die Zeit der Kurzarbeit verstärkt für Weiterbildung zu nutzen. Deutschland hat in Sachen Weiterbildung Nachholbedarf. Eine noch stärkere Kultur von lebenslangem Lernen muss sich durchsetzen. Ich möchte betonen: Investitionen für Weiterbildung sind notwendige Voraussetzungen für ein Gelingen des Strukturwandels. Der individuelle Wert der Weiterbildung für jeden Beschäftigten oder derzeit Arbeitslosen liegt in besseren Berufschancen, Aufstiegsmöglichkeiten und einem höheren Einkommen. Aus Unternehmensperspektive sichern diese Investitionen Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings führen sie natürlich auch zu einer größeren Mobilität von Arbeitnehmenden, und somit ergeben sich hier gesamtwirtschaftlich positive Effekte, die öffentliche Unterstützung rechtfertigen.“
„Die mit Beginn der Corona-Pandemie aufgekommene Befürchtung erheblicher Einnahmeeinbrüche in den kommunalen Haushalten hat sich vielerorts bestätigt. Doch die vollen Auswirkungen der Krise auf die kommunalen Finanzen werden sich erst mit zeitlicher Verzögerung offenbaren. Mittelfristig sind neben zu erwartenden Mindereinnahmen die gleichzeitig steigenden Ausgaben zur Bewältigung der Krise eine Herausforderung. Hohe Haushaltsdefizite sind absehbar.
Wenn die kommunale Investitionstätigkeit an Fahrt verliert, wird es schwieriger, nach der Krise wieder Tempo aufzunehmen und die gesamtstaatlichen, transformativen Herausforderungen anzugehen. Deshalb brauchen die Kommunen die erforderliche finanzielle Planungssicherheit.".
„Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt einen schlechten Jahresstart und zunehmenden Pessimismus bei einem Großteil der mittelständischen Unternehmen an. Im Vergleich zum vergangenen Frühjahr bewegt sich die Stimmung in den von Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Branchen aber immerhin weniger weit nach unten. Anpassungsmaßnahmen, wie die Erschließung von kontaktlosen Vertriebskanälen, dürften sich dabei auszahlen. Vor allem aber hat sich die Industrie anscheinend vom Pandemiegeschehen abgekoppelt, sodass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Quartal weit weniger schrumpfen wird als im vergangenen Frühjahr. Allerdings ist durch die Ausbreitung von Virus-Mutationen die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie sehr groß. Im Frühjahr kann dennoch mit einer wirtschaftlichen Erholung gerechnet werden. Ihr Ausmaß hängt allerdings stark vom Impffortschritt und dem Erfolg des gegenwärtigen Lockdowns ab“,
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Januar 2021(PDF, 246 KB, nicht barrierefrei)
„Während der harte Lockdown den Mittelstand im Frühjahr kalt erwischte, gingen die Unternehmen besser vorbereitet in den aktuellen Lockdown. Viele haben aus den Erfahrungen des Vorjahrs gelernt und neben Geschäftsmodellen offensichtlich auch Kostenstrukturen angepasst. Zudem dürfte die wirtschaftliche Erholung im Sommer und Herbst geholfen haben, Liquiditätsreserven wieder aufzufüllen. Nicht zuletzt tragen auch die zahlreichen staatlichen Hilfsmaßnahmen dazu bei, im aktuellen Lockdown die Liquidität der Unternehmen zu stützen.“
„Positiv stimmt mich, dass unsere aktuelle Befragung ein fast überraschend stabiles Bild der Lage im Mittelstand zeichnet. Das spricht für die Anpassungsfähigkeit und den Ideenreichtum von Unternehmen in Deutschland. Es zeigt sich jedoch auch: Die zunehmende Dauer der Einschnitte infolge der Corona-Krise führt bei einer steigenden Zahl von Unternehmen zu Unsicherheit hinsichtlich der Weiterführung ihrer Geschäftstätigkeit. Das dürfte die ohnehin bereits länger andauernde Investitionszurückhaltung der Unternehmen weiter verstärken und zu Lasten von Innovationskraft und zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmenslandschaft gehen.“
„Die europäische Wirtschaft hat sich im Herbstquartal widerstandsfähiger gezeigt als zunächst erwartet. Angesichts hoher Infektionszahlen und erneuter, teils strikter Lockdown-Maßnahmen fällt der Rückgang des BIP der Eurozone mit 0,7 % vergleichsweise moderat aus. Die Bilanz für das gesamte Jahr 2020 fällt dennoch auch aus wirtschaftlicher Sicht verheerend aus. Unter dem Strich sank die gesamtwirtschaftliche Produktion mit 6,8 % deutlich stärker als in der Finanzkrise. Allerdings ist es eine gute Nachricht, dass es Verbrauchern und Unternehmen mit dem Andauern der Pandemie besser gelingt, sich auf die schwierigen Rahmenbedingungen einzustellen. Insbesondere die Industrie konnte ihre Aufholbewegung recht unbeeindruckt fortsetzten und so die Einschränkungen in anderen Branchen im zweiten Lockdown teilweise kompensieren. Der Ausblick fällt dennoch gedämpft aus. Aufgrund der Intensität des Infektionsgeschehens und der Gefahr durch Mutationen werden Maßnahmen zum Gesundheitsschutz noch längere Zeit in Kraft bleiben. Deswegen dürfte das BIP in der Währungsunion im laufenden Quartal nochmals schrumpfen. Ab dem Frühjahr rechne ich dann mit dem Wiedereinsetzen der Erholung, deren Ausmaß allerdings vom noch unsicheren Impffortschritt abhängt. Alle Ressourcen und Anstrengungen, die zu einer raschen Verbesserung des Impftempos führen, würden sich mehr als auszahlen.“
„Das deutsche BIP hält sich im Schlussquartal 2020 mit +0,1 % gut auf dem Niveau des Vorquartals. Ein derartiges Ergebnis hatte Destatis vor rund zwei Wochen anlässlich der Präsentation der vorläufigen Ergebnisse für das Gesamtjahr 2020 auch bereits angedeutet. Gemessen an den ursprünglichen Sorgen zu Beginn des zweiten Lockdowns ist das eine gute Nachricht in einer weiterhin sehr schwierigen Zeit. Mit der abermaligen Verlängerung des Lockdowns bis mindestens Mitte Februar müssen wir uns nun leider auf einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im Auftaktquartal 2021 zwischen gut -1 bis -3 % einstellen, bevor die Konjunktur ab dem kommenden Frühling mit der dann hoffentlich möglichen Rückkehr des öffentlichen Lebens wieder anzieht. Der erwartete Rückgang der Wirtschaftsaktivität fällt immerhin weit milder aus als der steile Absturz im ersten Lockdown, denn der unvermeidliche Rückgang in den eingeschränkten Dienstleistungsbereichen wird von der aufwärts gerichteten Industrieproduktion wenigstens zum Teil kompensiert. Um Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Aktivität unter einen Hut zu bringen, sind Ansätze den Lockdown effizienter zu gestalten hilfreich. Dazu gehört wo möglich die Ausweitung der Arbeit im Homeoffice.“
"Die Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns verlangt Bürgern, Beschäftigten und Unternehmen noch einmal ein hohes Maß an Akzeptanz und Durchhaltevermögen ab. Das stellt viele auf eine harte Probe. Der aktuelle Lockdown wird sich auf die Gesamtwirtschaft allerdings voraussichtlich weit weniger gravierend auswirken als der Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres. Dies hat verschiedene Gründe: Das Verarbeitende Gewerbe und der Export sind weit weniger betroffen, viele Betriebe haben mit Online-Vertrieb, Lieferdiensten und Abholservices alternative Absatzwege aufgebaut, andere haben IT-technisch aufgerüstet und mehr Mitarbeitern Heimarbeit ermöglicht. Die Möglichkeit einer Impfung großer Bevölkerungsteile im Jahresverlauf eröffnet die Perspektive, die Pandemie bis zum Sommer soweit einzudämmen, dass sie die Wirtschaft nur noch wenig beeinträchtigt. Wenn sich genügend Menschen impfen lassen und die Impfstoffe wie erhofft wirken, können wir in der zweiten Jahreshälfte einen deutlichen Aufschwung erleben. Unter diesen Voraussetzungen ist es wahrscheinlich, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2021 mit 44,9 Mio. wieder leicht höher liegt als im Krisenjahr 2020. Die Arbeitslosenquote dürfte von 5,9 % im Jahr 2020 auf 5,8 % im Jahr 2021 zurückgehen."
„Das Wachstum der Unternehmenskreditbestände in den Bilanzen europäischer Banken hat sich in den vergangenen Monaten bei 7 % eingependelt. In Deutschland ist es inzwischen allerdings deutlich schwächer als im europäischen Durchschnitt. Die Kreditgarantien der Mitgliedstaaten haben wesentlich dazu beigetragen, den Zugang zu Bankdarlehen im Euroraum auch während der Pandemie zu stabilisieren. Nun mehren sich aber die Anzeichen, dass die Banken in ihrer Kreditvergabe zurückhaltender agieren und höhere Risiken bei den Kreditkonditionen einpreisen. So gab zuletzt eine deutliche Mehrheit der europäischen Finanzinstitute im Bank Lending Survey der EZB an, die Kreditvergabestandards verschärft zu haben. Dies dürfte eine direkte Folge der Eindämmungsmaßnahmen zur Bekämpfung der zweiten Infektionswelle sein. Die Unsicherheit über den weiteren Pandemieverlauf dämpft zwar die Kreditnachfrage und damit die Wachstumsaussichten für das Unternehmenskreditgeschäft, aber trotzdem bleibt ein ungehinderter Kreditzugang für Unternehmen mit funktionierenden Geschäftsmodellen eine wichtige Voraussetzung für die wirtschaftliche Erholung.“
„Die Corona-Krise hält unsere Gesellschaft auch nach dem Jahreswechsel in Atem. Die Folgen werden sich auch bei den Filialnetzen der Banken und Sparkassen bemerkbar machen. So ist pandemiebedingt eine weitere Ausdünnung der Filialstandorte jetzt schon absehbar. Gerade der Mittelstand ist allerdings häufig lokal verankert und seiner Hausbank treu. Unabhängig von der Filialabdeckung brauchen die mittelständischen Unternehmen ein niederschwelliges Angebot zu Fachwissen und Erfahrungen der Finanzierungspartner. Das kann auch standortunabhängig sein. Denn immerhin gibt es, trotz rückläufigem Trend, immer noch 8,5 Mio. jährliche Kontakte zwischen Unternehmen und ihren Banken.“
Zum Fokus Mittelstand fährt Besuche in Bankfilialen zurück (PDF, 257 KB, nicht barrierefrei)
„Bankkredite sind in der zweiten Coronawelle bislang wenig gefragt, die Nachfrage der Unternehmen fällt auf ein Rekordtief. Der Hauptgrund dafür dürfte eine ausgeprägte Investitionszurückhaltung der Unternehmen aufgrund der Unsicherheit über den weiteren Pandemieverlauf sein. Das ist aus Unternehmenssicht verständlich, hat aber für die Gesamtwirtschaft mittelfristig schwere Folgen, weil so der Rückstau bei wichtigen strukturellen Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit immer größer wird. 2020 hatten die Unternehmen nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes 6,6 % weniger für Investitionen ausgegeben als im Vorjahr. Zusätzlich bremsend auf die Nachfrage nach Finanzierungen wirkt, dass mit dem Verarbeitenden Gewerbe ein gewichtiger Teil der Wirtschaft im Gegensatz zum Frühjahr kaum von Einschränkungen betroffen ist. Außerdem begrenzen die zusätzlichen staatlichen Finanzhilfen für Unternehmen – bei allen Problemen – die Liquiditätslücken. Meiner Einschätzung nach dürfte es darüber hinaus auch eine Rolle spielen, dass einige Unternehmen zusätzliche Verschuldungslasten zur Kompensation von Umsatzverlusten mit anhaltender Krise nicht mehr tragen können oder wollen.“
„Nachdem die US-Wirtschaft im dritten Quartal 2020 auf das Jahr hochgerechnet um 33,4 % gewachsen ist, konnte das BIP im vierten Quartal um lediglich 4,0 % zulegen. Die Verlangsamung der konjunkturellen Erholung kommt erwartet, lasteten doch zum Jahresende die steigenden Infektionszahlen und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen auf der wirtschaftlichen Aktivität. Unter der Oberfläche zeigt sich ein zweigeteiltes Bild. Während sich die Erholung im Verarbeitenden Gewerbe und im Immobilienmarkt im Schlussquartal fortsetzte, wurde die Konsumfreude der Haushalte durch Corona-Restriktionen und die Abkühlung des Arbeitsmarktes gebremst. Zwar belastet die Pandemie auch zu Jahresbeginn weiterhin das wirtschaftliche Geschehen, in den Sommermonaten könnte die konjunkturelle Erholung aber wieder an Fahrt aufnehmen. Denn zum einen ist dank einer steigenden Impfquote und der Verlagerung des Lebens nach draußen mit sinkenden Infektionszahlen zu rechnen, und zum anderen plant die neue Regierung umfangreiche Fiskalpakete, welche die Konjunktur zusätzlich stützen dürften.“
„Die konjunkturelle Erholung hat sich in den USA zuletzt deutlich verlangsamt. Steigende Corona-Infektion und damit einhergehende Eindämmungsmaßnahmen belasten den Arbeitsmarkt und die Haushalte. Im Dezember gingen außerhalb der Landwirtschaft 140.000 Stellen verloren, die Einzelhandelsumsätze verzeichneten den dritten Monat in Folge einen Rückgang. Die Fed wird daher an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten, bis sich die US-Konjunktur stabilisiert. Weder bei den Zinsen noch beim Ankaufprogramm wird mit einer Änderung gerechnet. Sinkende Infektionszahlen bei gleichzeitigen Fiskalimpulsen dürften dann im Sommerhalbjahr das Wirtschaftsgeschehen beleben und die Inflationsrate mittelfristig etwas zulegen. Die im vergangenen Jahr erfolgte Umstellung auf ein durchschnittliches Inflationsziel wird es der Fed aber erlauben, eine Preissteigerung von über 2 % für eine Weile zuzulassen, da die Teuerungsrate bereits seit einiger Zeit unter dem Zielwert der Währungshüter notiert. Noch weiterhin bestehende Überkapazitäten werden einem deutlichen Überschreiten der Zweiprozentmarke zudem entgegenwirken. Eine Leitzinsanhebung in diesem Jahr scheint daher äußerst unwahrscheinlich.“
„Der Start in das Jahr 2021 ist hart, die Erholung folgt im Jahresverlauf – in diesem Spannungsbogen praktisch aller gängigen Konjunkturprognosen bewegt sich zurzeit auch das ifo Geschäftsklima. Leider trübt es sich im Januar wieder ein. Die Sorgen überwiegen offenbar angesichts des schweren Jahresstarts für viele durch die Corona-Maßnahmen eingeschränkte Unternehmen. Für wieder mehr Hoffnung, die dann auch Realität wird, bedarf es zunächst noch Geduld und Disziplin bei der Zurückdrängung der Neuinfektionen, einer effektiven Impfstrategie einschließlich eines weiteren Kapazitätsausbaus sowie einer wirksamen Unterstützung der vom Lockdown betroffenen Unternehmen, vor allem aus den Bereichen Handel und Dienstleistungen. Mit der dann möglichen Rückkehr des öffentlichen Lebens stehen die Chancen auf eine kräftige Erholung ab dem Frühling gut. Zudem sorgt die stabil aufwärts gerichtete Industrieproduktion dafür, dass der gesamtwirtschaftliche Schaden im aktuellen Lockdown weit geringer ausfallen dürfte als im ersten Halbjahr 2020.“
„Der 46. Präsident der USA Joe Biden tritt sein Amt zu einem schwierigen Zeitpunkt an. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen liegt in den USA weiterhin auf einem besorgniserregend hohen Niveau und auch die coronabedingten Todesfälle haben zuletzt traurige Höchststände erreicht. Die starke wirtschaftliche Erholung aus dem Herbst hat sich auch durch die neue Infektionswelle und die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen deutlich abgekühlt. Joe Biden hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Land sowohl bei der Pandemiebekämpfung als auch bei der Konjunkturbelebung neuen Schwung zu verleihen. So hat er Pläne für ein 1,9 Bio. US-Dollar schweres Corona-Hilfspaket vorgelegt, mit 400 Mrd. US-Dollar für Testung und Impfung, und einem großen Paket von Konjunkturunterstützungen für Haushalte, Unternehmen und Gemeinden. Vor dem Hintergrund der erneut sehr hohen Anzahl von Neuanträgen auf Arbeitslosenhilfe und dem möglichen Auslaufen der Arbeitslosengeldzulage Mitte März ist es sinnvoll zunächst dieses Stabilisierungspaket in den Kongress zu bringen. Ein weiteres Fiskalpaket, das strukturelle Themen wie Infrastruktur und Klimawandel angeht, folgt später. Für die Umsetzung seiner Pläne ist Präsident Biden jedoch auf Stimmen republikanischer Senatoren angewiesen. Das laufende Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump könnte sich allerdings insbesondere in der Anfangszeit des neuen Präsidenten belastend auf das ohnehin schwierige Verhältnis zwischen beiden Parteien auswirken.“
„Die Corona-Krise hat in vielen Unternehmen zunächst eine Innovations- und Digitalisierungswelle ausgelöst, zum Beispiel durch den Ausbau von Homeoffice-Kapazitäten oder Umstellungen im Vertrieb. Dieser Schub ist allerdings vordergründig. Denn wir sehen, dass die Corona-Pandemie die Zukunftsinvestitionen im Mittelstand insgesamt belastet. Dies gilt unmittelbar für den Zeitraum während der akuten Krise. Auch im Nachgang der Krise ist eine Schwächung der Zukunftsinvestitionen zu befürchten, da Unternehmen dann verstärkt in ihre Krisenfestigkeit investieren werden. Für Investitionen in eine höhere Wettbewerbsfähigkeit werden diese finanziellen Mittel dann fehlen. Wirtschaftspolitische Anreize können helfen, diesen Zielkonflikt zu entschärfen.“
„Die Sitzung des EZB-Rats am Donnerstag dürfte kaum Überraschendes mit sich bringen. Ich rechne damit, dass die EZB den Fuß weiterhin auf dem Gaspedal halten wird. Eine Beschleunigung, also eine weitere Erhöhung ihres Expansionsgrads, scheint aktuell allerdings wenig wahrscheinlich. Zwar ist die Inflationsrate im Euro-Raum weiterhin weit vom EZB-Ziel (2 %) entfernt. Allerdings verlief die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland und im Euro-Raum zuletzt weniger schlecht als erwartet. Die EZB wird daher abwarten wollen, ob und wie lange die pandemiebedingten Einschränkungen ins 2. Quartal reichen und wie stark dies die Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen könnte. Etwas anders verläuft die geldpolitische Diskussion derzeit in den USA: Einerseits führen Sorgen über eine im Jahresverlauf merklich anziehende Inflationsrate dazu, dass sich mehrere prominente Notenbanker für erste Straffungen („Tapering“) zum Jahresende ausgesprochen haben. Andererseits hat die US-Notenbank Fed mit ihrem neuen, durchschnittlichen Inflationsziel genügend Spielraum, nicht unmittelbar straffen zu müssen. Mit Blick auf die Daten und die Forward-Guidance-Kommunikation der EZB scheint eine Straffungsdebatte für den Euro-Raum jedoch noch verfrüht.“
„Die Corona-Pandemie hinterließ 2020 tiefe wirtschaftliche Spuren in Deutschland: Der gemeldete BIP-Einbruch um 5,0 % ist der zweitstärkste seit Bestehen der Bundesrepublik, knapp hinter der Finanzkrise 2009 und mit weitem Abstand zu allen anderen Rezessionsjahren. Gemessen an den ursprünglichen Befürchtungen nach Ausbruch der Pandemie ist dieses traurige Ergebnis aber auch ein Erfolg in Schadensbegrenzung. Denn im März vergangenen Jahres hielt ein führendes deutsches Forschungsinstitut einen Absturz der Wirtschaftsleistung um bis zu 20 % für möglich und noch zur Jahresmitte lag die Konsensprognose bei -6,5 %. Die geglückte Schadensbegrenzung ist der effektiven Eindämmung der ersten Infektionswelle zu verdanken, den dadurch ermöglichten Lockerungen ab Mai sowie den begleitenden, sehr umfangreichen wirtschaftspolitischen Stabilisierungsmaßnahmen. Die im Sommer begonnene Erholung in der Industrie sorgt bislang dafür, dass Deutschland zumindest wirtschaftlich einigermaßen glimpflich durch den Anfang November begonnenen, zweiten Lockdown kommt. Das gibt mir Hoffnung, auch wenn mit der erneuten Verlängerung und Verschärfung der Einschränkungen eine Schrumpfung des BIP im Auftaktquartal 2021 wahrscheinlich wird. Mit der Aussicht auf den baldigen großflächigen Einsatz effektiver Impfstoffe sowie der Erfahrung einer rapiden Erholungsgeschwindigkeit im vergangenen Sommer ist eine starke Aufholbewegung im weiteren Verlauf von 2021 noch immer sehr wahrscheinlich.
Die Corona-Pandemie brachte eine Zäsur im deutschen Staatshaushalt: Nach acht Jahren in Folge mit Überschüssen schloss der Staat 2020 mit einem Defizit von 158 Mrd. EUR bzw. 4,8 % des BIP ab. Die äußerst kräftigen Fiskalimpulse aus dem Corona-Schutzschild vom März und dem Konjunkturprogramm vom Juni werden der historischen Krise gerecht. Das rasche und beherzte Eingreifen hat die wirtschaftliche Substanz im Lockdown geschützt, die Erholung angeschoben und die Wirtschaft so vor Schlimmerem bewahrt. Die Krise ist allerdings noch nicht vorbei, der staatliche Unterstützungsbedarf bleibt vorerst hoch. Glücklicherweise kann Deutschland sich diese Hilfen leisten. Die deutsche Bruttostaatsschuld war mit schätzungsweise etwas über 70 % des BIP im vergangenen Jahr weit geringer als im Hochpunkt nach der Finanzkrise (2010: 82 %) und auch als in anderen großen Industrieländern. Natürlich bleibt die langfristige Schuldentragfähigkeit ein zentrales Thema. Hier ist entscheidend, dass die Zinslastquote des deutschen Staates trotz steigender Kreditaufnahme wegen des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes historisch gering ist. Es gibt deshalb den Spielraum und es ist sogar ratsam, die notwendige Konsolidierung erst dann anzugehen, wenn die Krise nachhaltig überwunden und die Wirtschaft auf einen selbsttragenden Aufschwung eingeschwenkt ist. Ich bin überzeugt: Die besten Aussichten für eine nachhaltige Erholung der deutschen Wirtschaft bestehen, wenn es gelingt, notwendige Hilfen zugleich effektiv für den grünen und digitalen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft einzusetzen.“
„Bisher zeigt der Arbeitsmarkt sich weit gehend robust gegenüber den Betriebsschließungen zur Eindämmung der Pandemie. Das ist vor allem den staatlichen Hilfen für betroffene Unternehmen und dem Kurzarbeitergeld zu verdanken. Die Risiken am Arbeitsmarkt bleiben allerdings hoch: Die weitere Entwicklung hängt stark vom Pandemieverlauf ab und welche Eindämmungsmaßnahmen erforderlich werden, um die Infektionszahlen zu vermindern. In unserem derzeitigen Basisszenario gehen wir davon aus, dass die deutsche Wirtschaft Ende 2021 das Vorkrisenniveau ungefähr wieder erreichen kann. Dies gilt auch für den Fall, dass der derzeitige Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert werden müsste, was dann durch eine stärkere Aufholbewegung im Frühjahr und Sommer ausgeglichen werden könnte. Voraussetzungen dafür sind jedoch, dass der Großteil der Risikogruppen und der weiteren Bevölkerung im Lauf diesen Jahres geimpft werden kann, der Impfstoff trotz der Mutationen des Virus wirksam bleibt und der Staat betroffene Unternehmen zunächst noch unterstützt. Dann kann auch der Arbeitsmarkt recht stabil bleiben: Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte dann für das Gesamtjahr 2021 mit 44,9 Mio. etwas höher liegen als 2020. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte auf etwas weniger als 2,7 Mio. zurückgehen, die Arbeitslosenquote von 5,9 auf 5,8 %. Dennoch wird dies mit unterschiedlichen Entwicklungen je nach Branche einhergehen. So wird die Beschäftigung in manchen personennahen Dienstleistungen wie auch im stationären Einzelhandel, der auch schon vor der Pandemie strukturelle Schwierigkeiten aufwies, deutlich stärker unter Druck geraten, während andere Branchen – wie z. B. der Online-Handel oder Anbieter von digitalen Lösungen – derzeit einen zusätzlichen Schub erfahren.“
„Die Ergebnisse des KfW-Energiewendebarometers zeigen, dass viele Einzelmaßnahmen der Verkehrspolitik zwar durch die von der Verkehrsbelastung betroffenen Haushalte befürwortet werden, für diese aber die gesamtgesellschaftliche Unterstützung noch fehlt. Der Schlüssel zu einer im Hinblick auf Klimaschutz erfolgreichen Verkehrspolitik liegt deshalb im Ausgleich zwischen den Interessen aller Verkehrsteilnehmer und den durch Verkehr besonders betroffenen Gruppen.“
„Um die geeigneten Maßnahmen gesellschaftlich konsensfähig zu machen, müssen die Vorteile der Maßnahmen für alle deutlicher hervorgehoben werden. Gleichzeitig müssen vor allem bei den Preisinstrumenten wie Gebühren oder Maut bestehende Vorbehalte durch eine hohe Transparenz bei der Preisgestaltung und Mittelverwendung proaktiv adressiert werden. Eine Umverteilung der eingenommenen Mittel, die möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen zu Gute kommt, kann die Akzeptanz in der Bevölkerung noch weiter erhöhen und letztlich auch zu einem klimaneutralen Verkehrssektor beitragen.“
„Da viele Betriebe aber ohnehin in die Weihnachtsferien gehen, fallen die gesamtwirtschaftlichen Verluste durch ein „Herunterfahren“ bis Anfang Januar nur moderat aus. Die verschärfte Pandemielage macht einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal wahrscheinlicher, vor allem, wenn die Maßnahmen unzureichend wirken und der harte Lockdown deshalb verlängert würde. Stärkere konjunkturelle Abwärtsrisiken entstehen jedoch erst, wenn beispielsweise die mutierte Version des Virus zusätzliche Eindämmungsmaßnahmen erzwingen und als Folge die Industrieproduktion und Bautätigkeit einbrechen würden. Immerhin bleibt die berechtigte Hoffnung auf den großflächigen Einsatz von hocheffektiven Impfstoffen sowie die Erfahrung der rapiden Erholungsgeschwindigkeit im vergangenen Sommer. Selbst wenn die Wirtschaft jetzt im Winter etwas tiefer einbrachen sollte, wäre dann ab dem Frühjahr eine umso stärkere Aufholbewegung zu erwarten.“
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer(PDF, 92 KB, nicht barrierefrei)
„Unternehmen, die sich auf nur wenige Märkte konzentrieren können oder müssen, sind besonders verwundbar. Mittelständler sind daher gut beraten, neue Absatz- und Beschaffungsmärkte zu erschließen. Mehr als die Hälfte der exportierenden kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland ist in nicht mehr als zwei Zielregionen aktiv.
Eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber zukünftigen Schocks müssen sich Unternehmen jedoch auch leisten können. Bei hohem Wettbewerbsdruck können die zu erwartenden, kurzfristigen Effizienzverluste Unternehmen davon abhalten, ihre Wertschöpfungsketten umzubauen. Nachdem Unternehmen sich in der Corona-Krise verschuldet haben, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken, kann zudem für sie der Zugang zu finanziellen Mitteln erschwert sein, die sie für den Umbau von Lieferbeziehungen oder die Erschließung neuer Absatzmärkte benötigen. Neue digitale Technologien erleichtern die Einbindung in globale Wertschöpfungsketten und können Unternehmen helfen, besser mit Risiken in ihren Lieferbeziehungen umzugehen. Damit fällt die Entscheidung für mehr Resilienz leichter und der Mittelstand ist für die nächste Krise besser gerüstet.
„Die Aussicht auf den baldigen Einsatz wirksamer Impfstoffe und die Erfolge bei der Pandemiebekämpfung in Asien immunisieren die Konjunktur und das Geschäftsklima. Obwohl sich Europa und viele US-Regionen in mehr oder weniger strikten Lockdowns befinden, holt die Industrie weiter auf – eine Entwicklung, die trotz der seit Mittwoch geltenden Verschärfungen kurzfristig weiterläuft. Für den stationären Einzelhandel ist die Schließung im Weihnachtsgeschäft zwar ein harter Schlag, aber konjunkturell dürfte der Effekt wegen dessen eher kleinen Anteils am BIP sowie der Verschiebung zum Onlinehandel begrenzt sein. Für die Minimierung wirtschaftlicher Schäden ist die Zeit um den Jahreswechsel so günstig wie keine andere, weil das Wirtschaftsleben vielfach sowieso heruntergefahren wird. Der verschärfte Lockdown eröffnet die Möglichkeit, dass zumindest ein Teil der jetzt eingeschränkten Wirtschaft im ersten Quartal wieder hochgefahren werden kann oder wenigstens noch einschneidendere Maßnahmen verhindert werden. Damit dies funktioniert, ist eine breite Mitwirkung der Gesellschaft erforderlich, genauso wie eine verbesserte Absicherung des Schulbetriebs einschließlich verstärkter Testaktivität und erhöhte Kapazitäten zur Kontaktnachverfolgung.“
"Bisher dürften trotz Corona-Krise die meisten kleinen und mittleren Unternehmen an ihren Nachfolgeplänen festgehalten haben, denn der Mittelstand ist gut vorbereitet in die Krise gegangen. Doch mit zunehmender Krisendauer steigt das Risiko von Stilllegungen anstelle einer geordneten Übergabe. Das Gelingen des Generationenwechsels im Mittelstand hängt klar von Schwere und Verlauf der Corona-Krise ab. Eine gelungene Unternehmensnachfolge erfordert einen mehrjährigen Planungsvorlauf. Und selbst weit fortgeschrittene Verhandlungen können – mit der Ziellinie im Blick – noch an drastisch veränderten Rahmenbedingungen scheitern. Die aktuellen Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung sind auch für die Unternehmensnachfolge sehr wichtig, da eine wirtschaftliche Erholung wieder höhere Priorität für die Vorbereitung von Nachfolgen zulässt. In der Zwischenzeit sind staatliche Hilfen, die weiterhin die Liquidität mittelständischer Unternehmen sichern und zudem politische Entschlossenheit auf dem Weg aus der Krise signalisieren, ein zentraler Baustein. Der zweite Baustein ist die Aktivierung und Unterstützung von potenziellen Übernahmegründerinnen und -gründern. Denn die Kombination aus ungünstiger Demografie und nachlassendem Gründergeist bedeutet, dass der Bedarf an Nachfolgerinnen und Nachfolgern auf Jahre größer als das Angebot sein wird.“
"Der steigende Gründungsgeist unter den jungen Leuten ist eine positive Entwicklung. Nicht zuletzt durch die intensiven öffentlichen Diskussionen großer Themen wie Klimaschutz oder soziale Teilhabe, scheinen viele junge Menschen erkannt zu haben, welche Möglichkeiten ihnen Gründungen und Start-ups bieten, um selbst aktiv zu werden und Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten. Durch die Corona-Krise mit ihren hohen Belastungen für Selbstständige und Unternehmen ist die wirtschaftliche Unsicherheit deutlich gestiegen. Es ist daher zu befürchten, dass der Gründungsgeist 2020 erneut einen Dämpfer erhält. Durch die wirksame Unterstützung der Krisenbetroffenen kann hoffentlich erreicht werden, dass es bei einem Dämpfer bleibt und der Gründungsgeist keinen weiteren nachhaltigen Schaden nimmt.“
"Eine hohe Investitionszurückhaltung der Unternehmen bei verbesserter Liquiditätslage bremst die Kreditnachfrage. Angebotsseitige Restriktionen beim Zugang zu Krediten dürften hingegen nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Verschärfungen der Kreditvergabepolitik der Banken halten sich weiterhin in Grenzen. Mit einer materiellen Belebung der Investitionstätigkeit und entsprechender Kreditnachfrage ist erst zu rechnen, wenn die pandemiebedingte Unsicherheit weit gehend verschwunden ist. Trotz guter Nachrichten von den Impfstoffen wird dies noch eine Zeit lang dauern. Umso wichtiger ist es, den Finanzierungszugang für Unternehmen weiter offen zu halten, die jetzt investieren wollen, um für künftige Herausforderungen und Chancen gerüstet zu sein."
„Das Wohnen der Zukunft muss komfortabel und energieeffizient zugleich sein. Wenn wir es durch einen klugen Einsatz digitaler Anwendungen schaffen, die Energieeffizienz im Wohnbereich weiter zu steigern, gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung eines klimaneutralen Gebäudebestandes.“
„Damit die Energiewende gelingen kann, müssen alle Haushalte einen Beitrag leisten können. Neben der Umsetzung hoher Datenschutzstandards ist eine größere Transparenz der Effizienzvorteile ein Schlüssel dafür, dass zukünftig noch breitere Teile der Bevölkerung an den intelligenten Technologien teilhaben und insbesondere im Wärmebereich zusätzliche Energieeffizienzgewinne realisieren können.“
„Die Entscheidungen des EZB-Rats werden fast so gespannt erwartet wie das Christkind, denn bei der letzten Sitzung kündigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine Überprüfung aller geldpolitischen Instrumente an. Angesichts der zweiten Infektionswelle und des erneuten Schrumpfens der Eurowirtschaft wird die EZB alles tun, um die Finanzierungsbedingungen sehr günstig zu halten. Letztendlich dürfte es auf eine Rekalibrierung der beiden Kriseninstrumente PEPP und TLTRO hinauslaufen: Indem die EZB die Zinsen für Staatsanleihen mit dem Wertpapierankaufprogramm PEPP überall niedrig hält, möchte sie sicherstellen, dass die fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen nicht zu früh zurückgezogen werden. Über die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs) bekommen indes die Banken einen starken Anreiz ihre Kreditvergabe auszuweiten. Ich rechne für Donnerstag mit einer Aufstockung des PEPP um ca. 500 Mrd. EUR in Kombination mit einer Verlängerung bis Ende 2021. Zwar erinnert die Aufstockung aktuell an Nachtanken bei halbvollem Tank, aber am Ende müssen die Mittel auch nicht vollständig aufgebraucht werden. Bei den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften erwarte ich ebenfalls zusätzliche Auktionen bis mindestens Ende 2021 mit nochmal verbesserten Konditionen. Sollte die EZB neben den erwarteten Änderungen am PEPP und TLTRO auch noch den Einlagensatz weiter senken, wäre das möglicherweise eher kontraproduktiv. Erstens würde damit politisches Kapital in den nördlichen Euroländern verlorengehen und zweitens könnte dieser Schritt die Märkte in der aktuellen Situation eher verunsichern, da die EZB selbst im März, als die Lage noch deutlich kritischer war, nicht so weit gegangen ist.“
„Infolge der zweiten Infektionswelle in Deutschland sowie des kürzlich bis mindestens 20. Dezember verlängerten Teil-Lockdowns dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden Quartal um rund 1 % schrumpfen. Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen mit Rückschlägen rechnen, wenn auch im geringeren Umfang als noch im Frühjahr. Kurzfristig ist es leider unausweichlich Geschäftstätigkeiten mit einem hohen Infektionsrisiko relativ pauschal zu unterbinden. Mittelfristig gibt es angesichts der Erfolge bei der Impfstoffentwicklung jedoch viel Licht am Ende des Tunnels.“
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer(PDF, 94 KB, nicht barrierefrei)
„Die Appelle und Freiwilligkeit mussten ergänzt werden, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Das ließ zum neuerlichen Lockdown für Gastronomie- und Hotelbetriebe, kulturelle Veranstaltungen und personennahe Dienstleistungen keine Alternative. Jetzt werden die Maßnahmen verlängert und verschärft. Was passieren kann, wenn die Pandemie zu wenig eingedämmt wird, zeigt die Entwicklung in anderen Staaten: Verzeichnete Deutschland ebenso so viele Corona-Tote je Einwohner wie Großbritannien, Frankreich, Italien, Schweden, Spanien oder die USA, dann gäbe es bei uns bisher schon 40.000 bis 55.000 Corona-Tote mehr. Diese Zahlen müssen wir uns mit Blick auf die Eindämmungsmaßnahmen vor Augen führen. Wenn der Sachverständigenrat die Bundesregierung für ihr Pandemiemanagement lobt, dann kann ich das nur unterstützen – sowohl aus gesundheits- als auch aus wirtschaftspolitischer Sicht. Durch den Lockdown Light wird das Bruttoinlandsprodukt erneut schrumpfen, allerdings weit weniger stark als im Frühjahr. Die Zahl der Arbeitslosen könnte sich durch die Betriebsschließungen um etwa 100.000 erhöhen, die Zahl der Kurzarbeiter vorübergehend um bis zu einer halben Million. Betroffen sind vor allem Geringqualifizierte, Minijobber und Beschäftigte im unteren Einkommensbereich. Die Förderung von Umschulung und Weiterqualifizierung kann deshalb am wirksamsten dazu beitragen, die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr rasch wieder zu senken. Insgesamt werden Fachkräfte in Deutschland gesucht, denn es ist zu erwarten, dass unter anderem der Fachkräftemangel im Pflege- und Gesundheitssektor und in MINT-Berufen sowie mangelnde Digitalisierungskenntnisse das Wachstum in den kommenden Jahren behindern. Die berufliche Bildung und Weiterbildung müssen deshalb darauf ausgerichtet werden, Defizite in den Engpassbereichen zu verringern.“
„Was wir brauchen ist eine digitale und grüne Investitionsrallye. Dabei ist jetzt die Wirtschaftspolitik gefragt, Rahmenbedingungen zu schaffen, Anreize zu setzen für Investitionen und mit Anschubfinanzierungen in Vorlage zu treten, um künftiges Wachstum in den Schlüsselfeldern Digitalisierung und Klimaschutz zu ermöglichen. Dabei bieten sich viele Ansatzpunkte dem Zielkonflikt zwischen finanzieller Resilienz und Investitionen entgegenzuwirken, den viele Unternehmen spüren. Es gilt die Unsicherheit für Geldgeber zu reduzieren, z. B. durch ein verlässliches und planbar steigendes CO2-Preissignal, Engpässe wie z. B. fehlende Fachkräfte anzugehen oder Finanzierungskosten zu senken. Die Herausforderungen sind hoch, aber gerade jetzt können Weichen gestellt werden, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Wir müssen über die Corona-Krise hinausdenken, um nachhaltig Wachstum und Wohlstand in Deutschland zu gewährleisten.“
„Erstmals seit April ist das Wachstum der Unternehmenskreditbestände in den europäischen Bankbilanzen unter die sieben Prozentmarke gefallen. Die Abkühlung hatte sich in den Meldungen der Banken zur Neugeschäftsentwicklung bereits abgezeichnet. Viele Unternehmen dürften sich ausreichend mit Liquidität versorgt haben, um durch die Pandemie zu kommen. Laut den Angaben der Finanzinstitute im Bank Lending Survey vom Oktober war die Kreditnachfrage aufgrund sinkender Betriebsmittelbedarfe und der anhaltenden Investitionsschwäche rückläufig. Daneben laufen nun nach und nach die gesetzlichen und freiwilligen Stundungsvereinbarungen aus, die für rund 10 % der europäischen Unternehmensfinanzierungen getroffen wurden. Die Spitze der Mittelaufnahme dürfte trotz der zweiten Infektionswelle daher überschritten sein. Nichtsdestotrotz bleibt eine intakte Kreditversorgung als Sicherheitsnetz für stark betroffene Regionen und Branchen ebenso wichtig wie für Unternehmen, die auch jetzt in ihre Zukunft investieren wollen.“
„Das ifo Geschäftsklima zeigt, dass den deutschen Unternehmen ein schwieriger Winter bevorsteht. Dank der guten Neuigkeiten von der Impfstoffentwicklung hat sich der langfristige Ausblick zwar verbessert. Allerdings gilt es noch die zweite Infektionswelle zu brechen, voraussichtlich mit verlängerten Eindämmungsmaßnahmen. In unserem heute veröffentlichten „Konjunkturkompass“ rechnen wir für das laufende Winterquartal mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um rund 1 %, weit weniger als im Frühjahr. Das liegt daran, dass die Einschränkungen einen kleineren Teil der Wirtschaft betreffen und die Industrie auf Erholungskurs bleibt. Die Abwärtsrisiken bleiben weiter groß.“
„Ein wirksamer Impfstoff gegen das Coronavirus ist der konjunkturelle Gamechanger, auf den wir warten. Die konkrete Aussicht auf die Rückkehr des öffentlichen und sozialen Lebens und das absehbare Ende der Covid-19-Pandemie dürfte in Wirtschaft und Gesellschaft einen enormen Vertrauensgewinn bewirken, der für einen temporär sehr kräftigen Wachstumsschub ab dem kommenden Frühjahr sorgt.
Beruhigend ist, dass die Wirtschaftspolitik noch genügend Pfeile im Köcher hat, um unerwartete konjunkturelle Verschlechterungen effektiv zu bekämpfen. Nach unseren Kalkulationen mussten bisher lediglich gut 11 % der insgesamt mehr als 1,4 Bio. EUR umfassenden Mittel aus dem Corona-Schutzschirm und dem Konjunkturprogramm tatsächlich eingesetzt werden."
KfW-Konjunkturkompass November 2020(PDF, 86 KB, nicht barrierefrei)
„Gründungen sind wichtig für die Erneuerungskraft und somit für die Zukunftsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Deutschland profitiert deshalb seit vielen Jahren von der höheren Bereitschaft von Migrantinnen und Migranten, sich selbständig zu machen. 2019 hat sich das erneut bestätigt. Auch wenn schlechtere Arbeitsmarktchancen bei der Gründungsentscheidung häufiger eine Rolle spielen, birgt der Innovationsgeist und die Wachstumsorientierung von Migrantinnen und Migranten große Möglichkeiten. Das laufende Jahr 2020 ist aufgrund der Corona-Krise eine besondere Herausforderung für Gründerinnen und Gründer. Viele Gründungspläne wurden erst einmal auf Eis gelegt. Allerdings kann die Krise auch als Katalysator für Innovationen wirken. Gründerinnen und Gründer, die die neuen Bedarfe mit innovativen Geschäftsideen decken, können die großen Gewinner von morgen sein.“
Wieder mehr migrantische Gründungen(PDF, 103 KB, nicht barrierefrei)
„Die Voraussetzungen für die Errichtung von privater Ladeinfrastruktur sind sehr gut. Gerade in den ländlichen Regionen, wo dem Auto im Vergleich zu den Städten eine größere Bedeutung zukommt, gibt es viele heimische Stellplätze, die zur privaten Ladestation werden können und hierdurch die öffentliche Ladeinfrastruktur sinnvoll ergänzen. Diese Chance gilt es zu nutzen, um die Elektromobilität in allen Regionen Deutschlands weiter voranzubringen. Denn das KfW-Energiewendebarometer zeigt auch: Elektroautos ersetzen vor allem Autos mit Verbrennungsmotor, und die Mehrheit von knapp 60 % der Elektroautobesitzer nutzt Ökostromtarife oder besitzt eine PV-Anlage. Elektroautos werden häufig anstelle eines Verbrenners genutzt und auch immer häufiger mit klimafreundlichem Strom betankt. Die Voraussetzungen für eine klimafreundliche Nutzung von Elektroautos sind also vielerorts bereits gegeben. Der Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur kann somit ein Beitrag sein, die Nutzung von Elektromobilität weiter zu steigern und damit auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Mobilität ein weiteres gutes Stück voranzukommen."
„Im Oktober nehmen die Sorgenfalten im Mittelstand angesichts rasant steigender Covid19-Infektionen und absehbaren Geschäftsbeschränklungen wieder zu. Die für November beschlossenen Teil-Lockdowns in Deutschland und fast allen anderen europäischen Ländern werden den Konjunkturaufschwung erst einmal unterbrechen. In Deutschland können viele Branchen und insbesondere die Industrie weiterhin noch recht ungestört operieren. Ich erwarte daher einen nur moderaten Rückgang der Wirtschaftsleistung im laufenden Quartal. Der Winter ist allerdings noch lang und die Abwärtsrisiken daher groß."
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Oktober 2020(PDF, 97 KB, nicht barrierefrei)
„Die Corona-Krise brachte viel Unsicherheit in den deutschen VC-Markt“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, „plötzlich schienen Fundraisingquellen auszutrocknen, Portfolio-Unternehmen auszufallen und Exitkanäle zusammenzubrechen. Glücklicherweise ist die derzeitige Lage besser als zunächst befürchtet, sicherlich auch dank der Start-up-Hilfen von Bundesregierung und KfW. Dem Marktumfeld fehlt es zwar noch einiges zum Vor-Corona-Niveau, die sich wieder aufhellende Stimmung bezüglich Fundraising und Neuinvestitionen sind aber gute Nachrichten insbesondere für Start-ups, die auf der Suche nach Venture Capital sind. Das Risiko, durch die Krise eine ganze Start-up-Generation zu verlieren, hat sich in den letzten Wochen deutlich reduziert.“
„Die große Depression ist ausgeblieben. Die Venture Capital-Branche bewegt sich aus dem Tal der Tränen heraus“, so Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. „Das Investitionsgeschehen zeigte sich zuletzt erfreulich rege und auch einige sehr große Runden wurden finanziert. Ebenso erfreulich ist das verbesserte Fundraising-Klima, um neue Fonds und damit das zukünftige Kapitalangebot für Start-ups zu sichern. Hierzu dürfte auch die Bundesregierung mit ihren Venture Capital-Programmen beigetragen haben. Kritisch bleibt das Thema Exits. Erfolgreiche Verkäufe dürften auf absehbare Zeit Mangelware bleiben.“
„Über den Sommer wuchs die deutsche Wirtschaft um 8,2 % – ein einsamer neuer Rekord, der in normalen Zeiten als Traumergebnis gefeiert würde! Leider sind die Zeiten alles andere als normal. Der historische Wachstumsschub ist wenig mehr als eine mechanische Gegenreaktion auf den vorangegangenen noch tieferen Einbruch: Infolge der Stilllegung zahlreicher Wirtschaftsaktivitäten stürzte die Wirtschaft im Frühjahr historisch ab; mit der erfolgreichen Eindämmung der ersten Covid-19-Infektionswelle und der dadurch möglichen weit gehenden Rücknahme der Einschränkungen ab Mai konnte ein beträchtlicher Teil dieses Einbruchs wettgemacht werden. Doch jetzt schießen die Infektionszahlen bereits wieder in den Himmel. Wir werden deshalb nur glimpflich durch Herbst und Winter kommen, wenn wir die anschwellende zweite Welle noch rechtzeitig brechen. Das ist das Ziel der neuen Maßnahmen von Bund und Ländern. Das Gelingen hängt aber auch vom Beitrag jedes und jeder Einzelnen ab, damit dieser partielle Lockdown als Wellenbrecher ausreicht. Für mich wäre es ein Erfolg, wenn wir einen erneuten größeren Rückgang des BIP im Winterhalbjahr verhindern können, in günstigsten Fall flacht das Wirtschaftswachstum nur deutlich ab. Hierfür setzte ich darauf, dass die Erholung in der Industrie stark genug bleibt, um die unvermeidlichen Rückschläge im Dienstleistungssektor auszugleichen.“
„Kaum hat der Herbst begonnen, da schnellt die Zahl der Corona-Infizierten besorgniserregend in die Höhe. Das zeigt, dass wir noch mitten in der Krise stecken – auch wirtschaftlich. Darüber darf die konjunkturelle Erholung im Sommer nicht hinwegtäuschen. Die von Bund und Ländern eingeleiteten Gegenmaßnahmen sind notwendig, um einen zweiten deutschlandweiten Lockdown zu verhindern. So hart die Einschränkungen viele auch treffen, sie verhindern Schlimmeres. Der konjunkturelle Aufschwung dürfte bis zum Frühjahr weit gehend zum Erliegen kommen. Dadurch dürfte auch die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten stagnieren oder – wenn es schlecht läuft – deutlich zunehmen. Die Beschäftigungsrisiken bleiben gerade in kundennahen Wirtschaftsbereichen hoch. Besonders für das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Teile des Einzelhandels und der Kulturwirtschaft werden die Herbst- und Wintermonate noch einmal zur Belastungsprobe. Es gibt allerdings auch Branchen, in denen in der Krise noch Beschäftigung aufgebaut wird. Das gilt unter anderem für die Wirtschaftsbereiche Information und Kommunikation, Erziehung und Unterricht, das Gesundheitswesen und die Bauwirtschaft. Im nächsten Jahr dürfte der Aufschwung gerade in den Wachstumsbranchen durch Fachkräftemangel gebremst werden. Deshalb müssen Arbeitslose sowie wechselwillige Beschäftigte aus Krisenbranchen dabei unterstützt werden, sich für Berufe mit Nachwuchsbedarf zu qualifizieren. Besonders wichtig ist, auch die große Zahl der Kurzarbeitenden für eine zukunftsorientierte Qualifizierung zu gewinnen.“
„Das Zusammenspiel zwischen der Pandemie und den staatlichen Garantieprogrammen bestimmt den europäischen Unternehmenskreditmarkt. Insgesamt war das Kreditwachstum im September zum vierten Mal in Folge auf hohem Niveau stabil. Dahinter verbergen sich jedoch sehr unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Euroländern. Während sich in Deutschland die Dynamik bei sehr ruhigem Infektionsgeschehen deutlich abkühlte, reichten die Banken in den anderen drei großen Euroländern erneut mehr Mittel an die Unternehmen aus. In Spanien und Frankreich dürften die zunehmenden Neuinfektionen der Grund gewesen sein. Inzwischen wachsen die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen durch die Pandemie auch hier zu Lande täglich. In den besonders betroffenen Dienstleistungsbranchen wie dem Gastgewerbe dürften die finanziellen Engpässe und damit der Kreditbedarf wieder zunehmen. Die EZB ist nun genauso wie die Regierungen gefordert, in dieser schwierigen Lage durch die Verlängerung und punktuelle Ergänzung der Krisenmaßnahmen das Vertrauen der Unternehmen und Konsumenten zu stärken.“
„Alles wirkt gerade wie ein Déjà-vu Erlebnis. Die Infektionszahlen schießen wieder in die Höhe und die Eindämmungsmaßnahmen werden stetig verschärft. Bei manchen unserer europäischen Nachbarn werden sogar schon wieder Ausgangssperren und Geschäftsschließungen angeordnet. Da verwundert es nicht, dass sich auch das Geschäftsklima etwas eintrübt. Die Geschwindigkeit des Anstiegs der Infektionen ist alarmierend, doch ist die Situation noch anders als im Frühjahr: Dank der vervielfachten Tests dürfte die Dunkelziffer deutlich zurückgegangen sein und es gelingt bisher besser, die Hochrisikogruppen zu schützen. Noch sind wir vorsichtig optimistisch, dass der Anstieg der Neuinfektionen in Deutschland ohne die ökonomisch schädlichsten Maßnahmen, wie umfassende Geschäftsschließungen, gebremst werden kann. Allerdings hängt das auch vom Beitrag jedes Einzelnen ab. Vor allem das Produzierende Gewerbe dürfte diesmal besser davonkommen als während der ersten Infektionswelle, da voraussichtlich auch bei den europäischen Handelspartnern möglichst wenige Wirtschaftsaktivitäten eingeschränkt werden. Dennoch bedeuten die absehbaren Restriktionen einen deutlichen Rückschlag für die schon in der ersten Welle stark betroffene Dienstleistungsbranchen, wie insbesondere das Gastgewerbe.“
„Insgesamt verfügt der Mittelstand in Deutschland über eine hohe finanzielle Widerstandskraft. Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren einen hohen Bestand an Eigenkapital aufgebaut, wovon sie nun profitieren. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote erreichte mit 31,8 % im Jahr 2019 sogar einen neuen Rekordwert. Dazu beigetragen haben die wiederholt positive Umsatzentwicklung im vergangenen Jahr sowie ein Anstieg der Profitabilität."
„Trotz der komfortablen Ausgangslage der meisten mittelständischen Unternehmen in Deutschland wird die Corona-Krise Spuren hinterlassen. Nicht nur in den Bilanzen der KMU, sondern auch in den Köpfen der Unternehmerinnen und Unternehmer. Vorsicht und Zurückhaltung könnten das Handeln Vieler in der kommenden Zeit bestimmen. Es ist wichtig, dem entgegenzuwirken – durch gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen, die zum einen Unsicherheit reduzieren und zum anderen Impulse setzen, um die in der Krise liegenden Chancen zu nutzen.“
Zum KfW-Mittelstandspanel 2020(PDF, 1 MB, nicht barrierefrei)
„Die Banken vergeben Darlehen an kleine und mittlere Unternehmen zunehmend restriktiver, bleiben bei der Verschärfung ihrer Kreditvergabepolitik allerdings maßvoll. Da sich seit dem Tiefpunkt im April die wirtschaftliche Lage schnell und kontinuierlich verbessert hat, ist im 3. Quartal auch der Finanzierungsbedarf der Unternehmen in Deutschland nur noch moderat überdurchschnittlich. Unter den Mittelständlern sank der Anteil der Unternehmen, die Kreditverhandlungen führten, sogar leicht um 1,5 Prozentpunkte auf 30 %. Das ist ein positives Signal, denn es deutet darauf hin, dass die größten Finanznöte der Unternehmen erstmal vorüber sind. Ob das so bleibt, hängt jedoch entscheidend vom weiteren Pandemieverlauf ab und diese Unsicherheit wird die Investitionstätigkeit von Unternehmen weiter belasten.“
Zur KfW-ifo-Kredithürde Oktober 2020(PDF, 99 KB, nicht barrierefrei)
„Die in den letzten Jahren gestiegene Zahl an Start-ups spiegelt die Reifung des Start-up-Ökosystems wider. Das ist eine sehr gute Entwicklung für den Innovationsstandort Deutschland. Die Corona-Krise belastet dieses Ökosystem nun erheblich, weil wohl zunächst sowohl mehr Unternehmen scheitern als auch weniger Gründungen nachkommen werden. Die Start-up-Hilfen von KfW und Bundesregierung waren deshalb wichtig, um das Start-up-Ökosystem zu stabilisieren. Die Krise kann aber auch als Katalysator wirken, insbesondere für neue digitale Geschäftsmodelle. Gründerinnen und Gründer können diese Gelegenheit nutzen, die gute Entwicklung des deutschen VC-Markts hilft ihnen sicherlich dabei. Deutschland hat international zwar noch immer Rückstand bei der Start-up-Finanzierung, wir befinden uns aber auf dem richtigen Weg.“
„Mit der auch im September anhaltenden Stimmungsaufhellung hält das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ohne Zweifel gute Nachrichten bereit, die allzu große Sorgen vor einem konjunkturellen Rückschlag zerstreuen können. Die wieder spürbar steigende Zahl an Corona-Neuinfizierten wird jedoch zu einer wachsenden Hürde für die Konjunktur am Anfang der kalten Jahreszeit. Die gesundheits- wie auch die wirtschaftspolitischen Anstrengungen müssen jetzt darauf fokussieren, dass die konjunkturelle Besserung auch nach dem zu erwartenden Rekordwachstum im dritten Quartal noch in befriedigendem Tempo weitergeht. Die deutsche Bevölkerung hat es zu einem Gutteil selbst in der Hand, mit Vernunft, Rücksicht und dem konsequenten Einhalten der Infektionsschutzregeln erneute großflächige Lockdowns zu vermeiden. Zunehmende Sorgen bereitet hingegen das Infektionsgeschehen in vielen anderen Ländern – gerade mit Blick auf die hiesige Exportwirtschaft und ihren Schwerpunkt auf zyklischen Investitionsgütern."
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer(PDF, 90 KB, nicht barrierefrei)
„Die konjunkturelle Erholung hat die Arbeitsmarktlage im Sommer spürbar verbessert. Der befürchtete Anstieg der Arbeitslosigkeit über die 3-Millionen-Marke scheint vorerst abgewendet. Saisonbedingt dürfte die Arbeitslosigkeit bis zum Jahresende sinken. Allerdings können wir davon ausgehen, dass die Infektionszahlen im Herbst wieder steigen werden. Das kann dazu führen, dass sich die konjunkturelle Erholung weiter verlangsamt. Auch sind Rückschläge möglich, wenn in Deutschland und Europa verschärfte staatliche Vorgaben zum Social Distancing nötig werden und die Konsumenten aus Sorge vor einer Ansteckung weniger ausgeben. Ein erneuter Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität ist unwahrscheinlich, denn die Menschen in Deutschland verhalten sich im Großen und Ganzen diszipliniert, und die Erkenntnisse aus dem Frühjahr erlauben einen regional gezielteren Umgang mit der Pandemie. Im nächsten Jahr wird der Fachkräftemangel als Hemmnis für den wirtschaftlichen Aufschwung wieder spürbar an Bedeutung gewinnen. Für die weitere Erholung ist daher mit entscheidend, dass Kurzarbeitende und Arbeitslose marktgerecht qualifiziert werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass bei längerer Untätigkeit Qualifikationen verfallen und Arbeitslose demotiviert werden. Zudem wirkt die Krise als Katalysator, der den Strukturwandel beschleunigt. Digitale und ökologische Transformationen stellen neue Anforderungen an Beschäftigte und Unternehmen, weit über die Automobilbranche hinaus. Deshalb müssen wir das Risiko ernst nehmen, dass sich die in der Corona-Krise entstehende Unterbeschäftigung ohne vermehrte Qualifizierung verfestigen und der Fachkräftemangel verstärken kann.“
VC-Markt in Deutschland: Reif für den nächsten Entwicklungsschritt
„Der deutsche Venture Capital-Markt befindet sich zwar im Aufschwung, doch das Tempo ist zu langsam. Deutschland droht in wichtigen Technologiebereichen, für die Venture Capital eine große Rolle spielt, international den Anschluss zu verlieren. Das deutsche VC-Ökosystem muss die nächste Entwicklungsstufe nehmen, damit große Finanzierungsrunden häufiger auch ohne ausländische Investoren möglich sind und das Risiko für die Abwanderung von Unternehmen und Knowhow zu verringern. Dazu müssen nicht nur die Rahmenbedingungen für finanzstarke institutionelle Investoren, sondern auch die Wachstumsbedingungen von Start-ups – etwa bei der Bindung von Mitarbeitern durch geeignete Kapitalbeteiligungsmodelle – weiter verbessert werden.“
„Die Kreditvergabe an europäische Unternehmen blieb auch im August auf hohem Niveau stabil. Für die Zukunft rechne ich im Einklang mit der Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage auch am Kreditmarkt mit einer Beruhigung. Um unmittelbare finanzielle Notlagen durch den abrupten Coronaschock abzufedern, war die Kreditaufnahme für viele Unternehmen ein Rettungsanker. Nun rückt mit der Erholung vermehrt die Anpassung an die veränderten Realitäten in den Vordergrund. Ein erneuter sprunghafter Anstieg der Kreditnachfrage ist aber keineswegs auszuschließen. Das steigende Infektionsgeschehen und neue lokale Eindämmungsmaßnahmen lassen die Unsicherheit wieder wachsen. Deshalb bleibt ein weit gehend ungehinderter Kreditzugang für Unternehmen mit funktionierenden Geschäftsmodellen ein wichtiges Ziel.“
„Der anfangs hohe Schwung der wirtschaftlichen Erholung ebbt ab, die Zahl der Corona-Neuinfizierten steigt – eine ungesunde Mischung zum Beginn des Herbstes! Da kommt der fünfte Geschäftsklimaanstieg als Signal der Beruhigung gerade recht. Dennoch: Der leichte Teil der Erholung ist vorbei. Die gesundheits- wie auch die wirtschaftspolitischen Anstrengungen müssen nun darauf fokussieren, dass die konjunkturelle Besserung auch nach dem zu erwartenden BIP-Rekordwachstum im dritten Quartal noch in befriedigendem Tempo weitergeht. Wir haben es zu einem Gutteil selbst in der Hand, mit Vernunft, Rücksicht und dem konsequenten Einhalten der Infektionsschutzregeln erneute großflächige Lockdowns zu vermeiden. Mit Blick auf unsere Exportwirtschaft macht mir das Infektionsgeschehen in vielen anderen wichtigen Ländern allerdings einige Sorgen.“
„Die Digitalisierung ist bei einem Großteil der kleinen und mittleren Unternehmen angekommen. Die Mehrheit der Mittelständler befasst sich mit ihren Chancen und Risiken – auch wenn wir kurz vor Beginn der Corona-Pandemie keine weitere Bedeutungszunahme, sondern einen leichten Rücksetzer sehen. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich der Trend zu mehr Digitalisierung wieder fortsetzt. Gerade die Herausforderungen, vor die der krisenbedingte Lockdown die Unternehmen gestellt hat, sorgen für einen neuen Digitalisierungsschub.“
Zur Unternehmensbefragung 2020 – Digitalisierung(PDF, 654 KB, nicht barrierefrei)
„Ausfälle bei den Steuereinnahmen waren durch die heftigen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise zu erwarten. Die aktuelle Schätzung bestätigt die ersten Befürchtungen; die öffentlichen Kassen müssen mit erheblichen Steuerausfällen rechnen. Das zeigt, dass der Weg aus der Krise noch lang sein kann. Trotzdem und gerade deshalb brauchen wir mit Blick auf die Bewältigung der unmittelbaren Herausforderungen den Einsatz von öffentlichen Mitteln, um einerseits Unternehmen mit guten Geschäftsmodellen und Liquiditätsschwierigkeiten zu unterstützen sowie andererseits Anreize und Anschubinvestitionen für Digitalisierung und Klimaneutralität zu geben, um auch zukünftig Einkommen erwirtschaften zu können.“
„Ich gehe davon aus, dass der EZB-Rat am Donnerstag den aktuellen geldpolitischen Kurs weitestgehend beibehalten wird. Die vor der Sommerpause ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen haben bislang ihre beabsichtigte Wirkung erzielt. Die Unternehmenskredite in der Eurozone haben im Juli einen der höchsten Werte der vergangenen zehn Jahre verbucht und damit zur Krisenabfederung beigetragen. Außerdem verläuft die Spread-Entwicklung zwischen Bundesanleihen und den Anleihen anderer Staaten des Euroraumes momentan in ruhigen Bahnen. Gleichzeitig hat sich allerdings das Tempo der konjunkturellen Erholung verlangsamt und die wirtschaftspolitische Unsicherheit ist weiterhin sehr hoch. Dazu kommt dass die EZB bei der Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie die kürzlich beschlossene Strategieanpassung der US-Notenbank mit berücksichtigen wird.“
„Nachdem das Geschäftsklima ab Mai nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen zunächst mit Rekordsprüngen in die Höhe geschossen war, nimmt das Tempo der Stimmungsverbesserung nun deutlich ab. Der leichte Teil der Erholung ist vorbei. Eine weitere Annäherung an das Vorkrisenniveau der Wirtschaftsaktivität im nahenden Herbst und Winter wird eher zäh. Vor allem die exportorientierte Industrie muss sich auf zunehmenden nachfrageseitigen Gegenwind einstellen. Bei weiter rapide steigenden Corona-Infektionszahlen rund um den Globus bleibt die Unsicherheit enorm hoch und bremst die Investitionstätigkeit von Unternehmen im In- und Ausland. Die auf hochwertige Investitionsgüter spezialisierte deutsche Exportindustrie bekommt dies besonders zu spüren.
Daneben dürfte die Arbeitslosigkeit in Europa zunächst weiter zunehmen, was Zweitrundeneffekte auf den Konsum und insbesondere auf den Absatz von langlebigen Gütern wie beispielsweise Autos haben wird. Auch in Deutschland ist es keineswegs sicher, dass alle von Kurzarbeit Betroffenen später tatsächlich an ihren angestammten Arbeitsplatz zurückkehren können. Für eine nahtlose Konjunkturerholung ist es deshalb wichtig, dass möglichst viele die Kurzarbeitsphase zur Weiterbildung nutzen und beispielsweise ihre digitalen Kompetenzen stärken.“
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer August 2020(PDF, 173 KB, nicht barrierefrei)
„Zwei Drittel der Haushalte sehen sich heute oder künftig durch den Klimawandel beeinträchtigt. Dies unterstreicht die Dringlichkeit der Umsetzung der Energiewende.“
„Für das Gelingen der Energiewende ist der Beitrag der Privathaushalte unerlässlich. Deutschland hat in vielen Sektoren zwar bereits spürbare Einsparungen bei den Treibhausgasen erreicht. Insbesondere im Verkehrs- aber auch im Gebäudesektor müssen die Einsparungen zur Zielerreichung bis 2030 noch einmal deutlich ansteigen, in beiden Sektoren auf jährlich 5%. Die Potenziale schlummern zu einem erheblichen Teil in den Privathaushalten.“
„Gleichzeitig müssen die regulatorischen Rahmenbedingungen so greifen, dass klimafreundliche Investitionen gestärkt und klimaschädliche Investitionen weniger attraktiv werden. Ein steigender CO2-Preis bei gleichzeitiger Entlastung klimafreundlicher Technologien und Verhaltensweisen wäre ein weiterer sinnvoller Schritt.“
Zum KfW-Energiewendebarometer 2020(PDF, 613 KB, nicht barrierefrei)
„Die Konjunktur hat wieder Tritt gefasst. In allen Wirtschaftsbereichen haben sich Lage und Erwartung seit Mai sprunghaft verbessert. Die rasche Erholung ist maßgeblich auf die weit gehend stabile Einkommensentwicklung zurückzuführen. Die von den Arbeitgebern gezahlten Bruttostundenverdienste lagen im zweiten Quartal um 2,6 % über den Verdiensten des Vorquartals. Das stabilisiert in der Krise die Kaufkraft und stützt den privaten Konsum und den Wohnungsbau. Der Aufschwung erfasst jedoch nicht alle Branchen in gleicher Weise, dies zeigt sich deutlich im Einzelhandel: Im Juni lagen die Einzelhandelsumsätze real bereits wieder um 5,9 % über dem Stand des Vorjahres. In der Sparte Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren lag der Umsatz allerdings immer noch um 16,0 % unter dem Vorjahresstand. Und im Hotel- und Gaststättengewerbe betrug der Umsatzrückstand im gleichen Monat noch 42,2 %. Für eine Entwarnung ist es deshalb viel zu früh, das betrifft auch den Arbeitsmarkt. Es gibt immer noch knapp 3 Mio. Arbeitslose und über 5 Mio. Kurzarbeiter, und die Unternehmen stellen weiterhin zögerlich ein. Das größte Risiko für den Aufschwung ist und bleibt der weitere Pandemieverlauf. Die steigenden Infektionszahlen sind daher ernst zu nehmen. Drohen die Infektionsraten erneut außer Kontrolle zu geraten, können verschärfte Schutzmaßnahmen erforderlich werden – mit gravierenden Konsequenzen für die Wirtschaft. Es ist daher wichtig zu untersuchen, woher der Neuanstieg der Infektionen in Deutschland kommt und was jeder Einzelne dagegen unternehmen kann. Damit sich die Auftriebskräfte durchsetzen können, müssen die Unternehmen auch wieder mehr einstellen. Die Hemmnisse dafür sind das zurückhaltende Einstellungsverhalten und Schwierigkeiten, passende Arbeitnehmende zu finden, verstärkt durch die rückläufige Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte und eine abnehmende Erwerbsbeteiligung. Dies alles ist bedingt durch die Krise. Für den weiteren Aufschwung ist es wichtig, Hemmnisse für die Aufnahme einer Arbeit oder einer Ausbildung abzubauen, damit die Wirtschaft nicht durch Fachkräftemangel ausgebremst wird. Auch mit Blick auf 2021 und die folgenden Jahre muss der Sicherung des Fachkräfteangebotes hohe Priorität eingeräumt werden. Sonst können die demografische Entwicklung und die Produktivitätsschwäche in Deutschland zu einem gravierenden Hemmnis für klima- und umweltverträgliches Wachstum werden.“
„Für die Stabilität der wirtschaftlichen Entwicklung ist die starke Zunahme langfristiger Finanzierungen eine gute Nachricht“, kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, diese Entwicklung. „Die längeren Fristen erhöhen die Finanzierungssicherheit für die Unternehmen und strecken die Belastung aus den Krisenverlusten über die Zeit. Das verbessert die Aussichten für eine nachhaltige Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs.“
Zum KfW-Kreditmarktausblick September 2020(PDF, 90 KB, nicht barrierefrei)
„Am europäischen Unternehmenskreditmarkt ging es auch im Juli weiter äußerst kräftig nach oben, im Vergleich zum Vormonat hat sich die Kreditvergabe kaum verlangsamt. Bei der wirtschaftlichen Erholung haben wir in den letzten Monaten in Europa überall gute Fortschritte gemacht, die wieder steigenden Infektionszahlen zeigen allerdings eindrücklich, dass wir noch mitten in der Pandemie stecken. Unterstützt von staatlichen Garantien bleiben die Bankkredite deshalb ein wesentliches Instrument, um Unternehmen die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs zu ermöglichen. Für die Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung ist das enorm wichtig, das kommt allerdings mit Nebenwirkungen. Der Verschuldungsgrad der europäischen Unternehmen wird steigen und damit sinkt ihr finanzieller Spielraum für Investitionen und Innovationen in der Zukunft.“
„Im Herbst- und Winterquartal erwarte ich nur noch eine sehr langsame Aufholbewegung des deutschen und europäischen Wirtschaftswachstums. Da die Impfstoffentwicklung aber schnell vorankommt, ist es eine realistische Annahme, dass in wohlhabenden Volkswirtschaften wie den Euroländern ab dem Frühjahr 2021 Massenimmunisierungen beginnen. Ein effektiver Corona-Impfstoff wäre der ‚Gamechanger‘. Damit dürfte es zu einer Aufhebung weiterer Eindämmungsmaßnahmen und vor allem zu einem Vertrauensschub kommen. Bis Ende 2021 können wir dann das Vorkrisenniveau des BIP wieder erreichen. Insgesamt dürfte durch die Corona-Krise 2020 und 2021 in Deutschland eine Wirtschaftsleistung von etwa 340 Mrd. EUR gegenüber dem Potenzialwachstum verloren gehen.“
Zum KfW-Konjunkturkompass Deutschland / Eurozone(PDF, 152 KB, nicht barrierefrei)
„Destatis hat heute früh den Jahrhunderteinbruch des BIP im zweiten Quartal auf -9,7% präzisiert und seine Erstschätzung für die Staatsfinanzen im 1. Halbjahr veröffentlicht. Der Staatshaushalt ist infolge der Corona-Krise erstmals seit acht Jahren wieder tief in die roten Zahlen gerutscht. Das war zu erwarten und ist richtig. Das öffentliche Geld ist in den raschen und umfangreichen Stabilisierungsmaßnahmen gut angelegt, wie auch der anhaltende Stimmungsaufschwung in den Unternehmen unterstreicht. Das Geschäftsklima verbessert sich im August zum vierten Mal in Folge. Diesen Erfolg gilt es angesichts wieder deutlich steigender Ansteckungen unbedingt zu bewahren. Vernunft, gegenseitige Rücksicht und das strikte Einhalten der Regeln zum Infektionsschutz sind der Schlüssel, damit die konjunkturelle Erholung weitergeht. Schließlich ist das Vorkrisenniveau noch in weiter Ferne, und das weltweit heftige Wüten der Pandemie bleibt ein großes Risiko für uns als Exportnation.“
„Der zunehmende Fachkräftemangel in Deutschland lässt die Mittelständler neue Wege bei der Personalsuche gehen. Auch der Eintritt der „Digital Natives“ mit ihrem spezifischen Kommunikationsverhalten ins Berufsleben ist eine Triebfeder der verstärkten Social Media-Aktivitäten. Die Einschränkung sozialer Kontakte durch die Corona-Krise dürfte zu einem weiteren Social Media-Schub bei der Mitarbeitergewinnung führen, da klassische Rekrutierungsmaßnahmen wie etwa Tage der offenen Tür oder Ausbildungsmessen zurzeit nicht stattfinden können. Im internationalen Vergleich liegen die deutschen mittelständischen Unternehmen nur im unteren Mittelfeld, wenn es um die Rekrutierung von Fachkräften über soziale Netzwerke geht.“
„Nach dem Absturz ins Bodenlose im April ist den kleinen und mittleren Unternehmen ein recht ordentlicher Neustart gelungen. Dass nach dem tiefen Einbruch eine Stimmungsdepression vermieden werden konnte, ist auch einer entschlossenen gesundheits- und wirtschaftspolitischen Reaktion auf die Pandemie zu verdanken. Viele kleine und mittlere Unternehmen konnten mit Zuschüssen und Kredithilfen den Lockdown überbrücken. Nach dem historischen Einbruch im ersten Halbjahr sind die Weichen für ein hohes Wachstum im Sommerquartal gestellt."
Allerdings nimmt auch der Gegenwind zu. „Insbesondere der exportorientierten Industrie schadet die global weiterhin hohe Infektionsdynamik. Angesichts der enormen Unsicherheit sowie der krisenbedingten Verluste werden viele Unternehmen ihre Investitionspläne strecken oder verschieben. Die neuerdings auch hier zu Lande wieder gestiegenen Neuinfektionen sind außerdem ein Risiko für fast alle Branchen.“
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Juli 2020(PDF, 125 KB, nicht barrierefrei)
„Die Corona-Krise könnte eine traurige Zäsur in der positiven Entwicklung der kommunalen Investitionen im Schulsektor darstellen und für die Schulinfrastruktur zu einer langanhaltenden Belastungsprobe werden. Fehlende Finanzmittel sind ein Risiko für den notwendigen Schub bei der Digitalisierung der Schulen. Deshalb ist es so wichtig, die Planungs- und Investitionsfähigkeit der Kommunen in Zeiten von Corona zu stärken. Das ist ein wichtiger Beitrag für eine gut funktionierende Schulinfrastruktur in Deutschland“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib.
„Mit den heute veröffentlichten Daten ist nun offiziell, welche unmittelbare ökonomische Zerstörung die erste Infektionswelle im Euroraum hinterlassen hat. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Dort wo die striktesten Eindämmungsmaßnahmen ergriffen wurden, ist die Wirtschaft am tiefsten eingebrochen. Da Länder mit einer zuvor schon überdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit besonders heftig getroffen wurden, droht sich die wirtschaftliche Kluft im Euroraum weiter zu vergrößern. Für Wirtschaft und Zusammenhalt ist es deshalb so wichtig, dass sich der Europäische Rat letztendlich auf einen Recovery Fund einigen konnte. Außerdem ist es mit der entschiedenen gesundheitspolitischen Reaktion immerhin gelungen, das Virus in Europa relativ schnell einzudämmen. Noch im zweiten Quartal konnte so eine deutliche Erholung beginnen, die sich im laufenden Sommerquartal zeigen wird. Die neuerdings wieder ansteigenden Fallzahlen insbesondere in Spanien aber auch in Deutschland und Frankreich sind hierfür das größte Risiko. Das gilt, obwohl neue Eindämmungsmaßnahmen heute wohl gezielter und damit ökonomisch weniger schädlich ausfallen können als im Frühjahr.“
„Die Corona-Krise unterzieht den deutschen Arbeitsmarkt einem Stresstest. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt dürfte der Tiefpunkt der Wirtschaftskrise im zweiten Quartal erreicht worden sein. Am Arbeitsmarkt kommt dies jedoch mit einigen Monaten Verzögerung an, denn manche Unternehmen werden einen Teil der Kurzarbeiter noch entlassen müssen. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte im Jahresdurchschnitt 2020 mit 44,6 Mio. um 700.000 unter dem Stand des Vorjahres liegen. Der Höchststand der Arbeitslosigkeit könnte mit rund 3 Mio. Arbeitslosen im dritten Quartal erreicht werden. Zum Jahresende können die Auftriebskräfte sich dann auch am Arbeitsmarkt durchsetzen. Die Konjunkturimpulse durch das umfangreiche Konjunkturpaket des Bundes dürften spürbar dazu beitragen, dass Unternehmen wieder vermehrt investieren und damit auch neue Arbeitsplätze schaffen. Im Jahresdurchschnitt 2020 dürfte es rund 500.000 Arbeitslose mehr geben als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote dürfte von 5,0 % 2019 auf 6,1 % im Jahr 2020 steigen. 2021 könnte sie dann bei zunehmender Erwerbstätigkeit mit 6,0 % wieder etwas niedriger ausfallen. Die Risiken sind jedoch beträchtlich. Eine wesentliche Voraussetzung für die Besserung am Arbeitsmarkt ist, dass die Ansteckungsrate durch den Infektionsschutz und durch Vernunft und Rücksicht der Menschen niedrig bleibt. Sollte in Deutschland oder wichtigen ausländischen Absatzmärkten eine zweite Infektionswelle einen konjunkturellen Rückschlag auslösen, kann sich der Abbau von Arbeitsplätzen auch verstärken. Hinzu kommt, dass viele Betriebe wegen andauernder Ertragseinbußen nach neuen Geschäftsmodellen suchen und ihre Kosten längerfristig reduzieren wollen. Dies kann ebenfalls Kündigungen zur Folge haben. Deshalb ist es so wichtig, dass alles unternommen wird, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, die strukturellen Herausforderungen anzugehen und umwelt- und klimaverträgliches Wirtschaftswachstum zu sichern. Wir alle sollten im Kopf behalten, dass es sowohl um das Bewahren von Menschenleben, als auch um die Sicherung unseres Wohlstands und unserer Arbeitsplätze geht.“
„Mit -10,1 % im Vorquartalsvergleich ist der heute gemeldete Einbruch des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal 2020 wahrlich historisch. Der bisher größte Quartalsrückgang auf dem Höhepunkt der Finanzkrise von -4,7 % wurde mehr als verdoppelt, denn die Eindämmung der ersten Infektionswelle im Frühjahr hat eine bis dato unvorstellbare Stilllegung vieler Wirtschaftsaktivitäten erfordert. Immerhin dürfte auf den Negativrekord ein außergewöhnlich hohes Wachstum im laufenden Sommerquartal folgen, denn mit der schrittweisen Aufhebung der Eindämmungsmaßnahmen hat die Wirtschaft ab Mai recht schnell Fahrt aufgenommen. Nach der zunächst fast mechanischen Erholung durch die Angebotsseite, dürfte das Aufholtempo dann aber bald wieder nachlassen. Insbesondere die exportorientierte Industrie muss angesichts der global weiterhin hohen Infektionsdynamik mit viel Gegenwind rechnen. Angesichts der hohen Unsicherheit sowie der krisenbedingten Verluste werden viele Unternehmen außerdem ihre Investitionspläne strecken oder verschieben.“
"Eine dreimalige Geschäftsklimaveränderung in die gleiche Richtung signalisiert die Trendwende – nach dieser altbekannten Daumenregel ist Deutschland nun endgültig auf Erholungskurs, denn die Unternehmensstimmung steigt im Juli zum dritten Mal in Folge. Der konjunkturelle Einstieg in das Sommerquartal ist damit gelungen. Das BIP-Wachstum dürfte im dritten Quartal außergewöhnlich kräftig ausfallen, das allerdings nachdem die Wirtschaft im Frühling infolge der Corona-Maßnahmen historisch kollabiert war. Ich erwarte, dass Destatis am kommenden Donnerstag für das zweite Quartal einen knapp zweistelligen Prozenteinbruch des BIP verkünden wird. Trotz der zuletzt ermutigenden Signale ist es für jedwede Entwarnung zu früh: Das Vorkrisenniveau bleibt noch auf absehbare Zeit in weiter Ferne, und das unverändert heftige Wüten der Pandemie in großen Teilen der Welt ist ein enormes Risiko für die Exportnation Deutschland."
„Nach den starken Anstiegen der Vormonate war mit einer gewissen Beruhigung beim Wachstum europäischer Unternehmenskredite zu rechnen. Das ist kein Alarmzeichen, denn die Lockerungen der Pandemiemaßnahmen sorgen für etwas Entspannung bei der Liquiditätssituation der Unternehmen und über eine starke Emissionsaktivität an den Anleihemärkten haben sich die Großunternehmen alternative Finanzierungsquellen erschließen können. Auch wenn der Höhepunkt der Kreditdynamik voraussichtlich überschritten wurde, bleibt ein funktionierender Kreditkanal in den kommenden Quartalen entscheidend für die Erholung der Wirtschaft nach dem Coronaschock. Bisher haben die Banken in der Eurozone anders als in der Finanzkrise auf eine Verschärfung der Kreditstandards weit gehend verzichten können. In der jüngsten Befragung der Finanzinstitute durch die EZB wird deutlich, wie essenziell die staatlichen Kreditgarantien dafür in den besonders hart getroffenen Ländern waren. Der Ausstieg aus dieser wichtigen Unterstützungsmaßnahme sollte daher vorsichtig erfolgen.“
"Die Konjunkturdaten am aktuellen Rand signalisieren, dass die Wirtschaft im Euroraum seit Mai wieder Fahrt aufgenommen hat. Dennoch bleibt die weitere Entwicklung vor dem Hintergrund global deutlich steigender Neuinfektionen fragil. Aufgrund einer auf absehbare Zeit hohen Unterauslastung des Produktionspotenzials wird der Preisdruck lange gering bleiben. Infolge dessen ist der hohe Expansionsgrad der Geldpolitik angemessen. Nach dem Feuerwerk an innovativen Maßnahmen wird der EZB-Rat am kommenden Donnerstag aber vermutlich eine Verschnaufpause einlegen. Änderungen an einzelnen Parametern sind aber gut möglich. So könnte die EZB den Freibetrag für die Überschussreserven erhöhen, um die Banken in der Corona-Krise weiter zu unterstützen."
„Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland stemmen sich aktiv gegen die Krise. Viele von ihnen haben sehr schnell ihre Prozesse und Geschäftsmodelle den erschwerten Rahmenbedingungen angepasst. Das ist positiv. Wichtig ist aber auch, dass die Unternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten aufrechterhalten können und sich die Fähigkeit bewahren, echte Marktneuheiten zu entwickeln.“
„Angesichts der erheblich gestiegenen Kreditausfallrisiken infolge der tiefen Rezession halten sich die Schwierigkeiten der mittelständischen Unternehmen beim Kreditzugang bisher in Grenzen. So klagten während der globalen Finanzkrise 2009 mehr als 40 % der befragten kleinen und mittleren Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes über Hindernisse beim Kreditzugang. Heute sind die Finanzinstitute in einer besseren Verfassung als damals, zugleich tragen die umfassenden wirtschaftspolitischen Unterstützungsmaßnahmen dazu bei, dass die Kreditvergabebereitschaft der Banken in der aktuellen Krise weniger stark leidet.“
Zur KfW-ifo-Kredithürde Juli 2020(PDF, 111 KB, nicht barrierefrei)
„Der Tiefpunkt der Rezession, in die die Corona-Pandemie Deutschland, Europa und die Welt unvermittelt gestoßen hat, liegt mit dem zweiten Quartal inzwischen hinter uns. Die Juni-Ergebnisse des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers unterstreichen, dass sich die Unternehmen Stück für Stück aus dem tiefen Konjunkturtal herausarbeiten. Die Wirtschaft hat nun den Weg zurück nach oben eingeschlagen. Dieser folgt jedoch einem schmalen Pfad, auf dem man sich trotz massiver wirtschaftspolitischer Sicherungsmaßnahmen jederzeit vor Absturzgefahren in Acht nehmen muss. Der lokale Anstieg von Neuinfektionen führt eindringlich vor Augen, wie gefährlich das Virus nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland noch immer ist. Es bleibt zu hoffen, dass solche lokalen Virus-Ausbrüche mit lokalen Quarantäne- und Lockdown-Maßnahmen rechtzeitig eingedämmt werden, bevor sie sich verbreiten können. Wachsamkeit und Disziplin bei der Einhaltung der Hygieneregeln sind weiter dringend nötig, um einen erneuten wirtschaftlichen Rückschlag infolge einer zweiten Infektionswelle zu vermeiden.“
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Juni 2020(PDF, 169 KB, nicht barrierefrei)
„Der Ausblick für das Gründungsjahr 2020 war positiv, doch die Corona-Pandemie belastet. Ich erwarte, dass Gründungspläne unter dem Eindruck der aktuell existenzbedrohenden Lage vieler Selbstständiger teilweise verschoben werden“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe. Jedoch werde die Krise auch einen, die Gründungstätigkeit antreibenden Effekt haben. „Aufgrund von krisenbedingt zunehmender Erwerbslosigkeit dürfte die Zahl so genannter Notgründungen – also Gründungen, die mangels besserer Erwerbsalternativen erfolgen, steigen.“ Welcher Effekt letztlich überwiegen werde, bleibe abzuwarten.
„Der Trend zu mehr innovativen, digitalen und internetbasierten Gründungen ist positiv, denn sie kreieren neue Märkte, treiben den strukturellen Wandel voran und stärken die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.“
Zum KfW-Gründungsmonitor 2020(PDF, 643 KB, nicht barrierefrei)
„In allen Wirtschaftsbereichen hat sich das Geschäftsklima seit dem Ende des Lockdowns von einer sehr tiefen Basis deutlich verbessert. Die meisten Unternehmen erwarten bessere Geschäfte im zweiten Halbjahr, auch wenn Nachfrage und Lieferketten immer noch beeinträchtigt sind und die Sorge um die Zukunft oft noch groß ist. Durch die wiederbelebte Geschäftstätigkeit können viele Kurzarbeiter ihre Arbeitszeit wieder ausweiten. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte in den nächsten Monaten dennoch weiter steigen, denn es wird weitere Entlassungen geben und die Unternehmen stellen weniger ein. Deshalb liegt die Zahl der gemeldeten offenen Stellen im Mai mit 570.000 um mehr als 200.000 unter der des Vorjahresmonats. Die Arbeitslosigkeit hat vor allem unter Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss und Jugendlichen zugenommen. Es kommt in den kommenden Monaten darauf an, dafür zu sorgen, dass sich die Arbeitslosigkeit nicht verfestigt und zu bleibenden Nachteilen führt. Hierfür müssen Lehrstellen und Qualifizierungsangebote in größerer Zahl geschaffen werden. Die Bedingungen dafür sind nicht einfach. Denn viele Betriebe können aufgrund wirtschaftlicher Probleme nicht ausbilden. Und die Notwendigkeit zum Social Distancing stellt ausbildungswillige Betriebe vor mehr oder weniger große Herausforderungen. Deshalb sind auch beim Schulen und Ausbilden innovative Lösungen gefragt.“
„Der kräftige Kreditfluss an die europäischen Unternehmen hat mitten im historischen Coronatief Bestand. Das ist ein Erfolg der umfassenden wirtschaftspolitischen Stabilisierungsmaßnahmen. Die Hilfen für Banken, Unternehmen und Gesamtwirtschaft wirken über die direkten Adressaten hinaus und verstärken sich gegenseitig. Das Zusammenspiel von zwei Instrumenten ist für die Aufrechterhaltung eines offenen Kreditkanals besonders wichtig: Erstens setzt die EZB mit äußerst attraktiven Konditionen für die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO-III) gezielt Anreize für die Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen. Gleich bei der ersten Runde im Juni war die Nachfrage der Banken für diese Mittel mit über 1.300 Mrd. enorm stark. Zweitens senken die Kreditgarantien der europäischen Staaten die Verlustrisiken nicht nur für die Finanzinstitute, sondern auch für die Volkswirtschaft. Gemäß einer Analyse der EZB können so bis zu 20 % der erwarteten Kreditausfälle vermieden werden.“
„Die Unternehmen arbeiten sich Stück für Stück aus dem tiefen Rezessionstal heraus. Ihre Stimmung steigt zum zweiten Mal kräftig an. Der Weg zurück nach oben folgt jedoch einem schmalen Pfad, auf dem man sich trotz massiver wirtschaftspolitischer Sicherungsmaßnahmen jederzeit vor Absturzgefahren in Acht nehmen muss. Der jüngste Anstieg der Neuinfektionen führt uns eindringlich vor Augen, wie aggressiv das Virus auch in Deutschland noch immer ist. Es bleibt zu hoffen, dass lokale Ausbrüche mit lokalen Quarantäne- und Lockdown-Maßnahmen rechtzeitig eingedämmt werden können, bevor sie in die übrige Bevölkerung eingeschleppt werden. Wachsamkeit und Disziplin bei der Einhaltung der Hygieneregeln sind jedenfalls weiter dringend nötig, um einen erneuten Absturz zu vermeiden. Die neue Corona-Warn-App ist dabei ein nützlicher Baustein.“
„Die Corona-Krise hat den deutschen Mittelstand im Griff, die Umsatzeinbußen sind gravierend und dürften sich für die Monate März bis Mai auf insgesamt gute 250 Mrd. EUR summieren. Der Weg aus dem Corona-Tal wird ein langer, mühsamer sein. Beim Blick nach vorn ist dennoch vorsichtiger Optimismus möglich: Mit dem umfassenden Corona-Schutzschirm des Staates, den Erfolgen bei der Eindämmung der Virusinfektionen und auch den Anpassungen von Geschäftsmodellen und Produktpaletten durch die Unternehmen selbst, ist Deutschland auf einem guten Weg. Wichtig ist nun vor allem Vertrauen in eine nachhaltige Erholung. Das neue Konjunkturprogramm der Bundesregierung setzt hierfür willkommene Impulse.“
„Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Beeinträchtigungen der Wirtschaftsaktivität hinterlassen bereits im ersten Quartal deutliche Spuren – und werden bis zum Ende des Jahres die Entwicklung am heimischen Unternehmenskreditmarkt dominieren“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „In den Wochen des Lockdowns im zweiten Quartal dürfte die Wirtschaftsleistung lediglich 75–80 % des Normalniveaus betragen haben. Auch wenn die Erholung seitdem eingesetzt hat, wird das Vorkrisenniveau voraussichtlich erst 2021 wieder erreicht. Der Finanzierungsbedarf der Unternehmen zur Überwindung des Schocks nimmt deshalb weiter zu und im gleichen Zug die Nachfrage nach Bankkrediten als wichtigstem Fremdfinanzierungsinstrument. Für das laufende Quartal erwarte ich eine Zunahme der Neukreditvergabe an Unternehmen um etwa 10 %.“ Neben dem Zugriff auf Kreditlinien dürften dabei neuverhandelte Überbrückungskredite, die KfW-Coronahilfe-Programme einschließen, ebenso an Bedeutung gewinnen wie die Aussetzung von Tilgungen."
Zum KfW-Kreditmarktausblick Juni 2020(PDF, 94 KB, nicht barrierefrei)
„Die deutsche Wirtschaft kann dem Fachkräftemangel und der Produktivitätsschwäche vor allem mit mehr Investitionen, Innovationen und Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen entgegenwirken. Diese Zutaten benötigt unsere Wirtschaft auch, um die Corona-Krise und ihre Folgen möglichst schnell zu überwinden. Wir brauchen deshalb für die kommenden Jahre eine langfristig angelegte Wachstums- und Investitionsinitiative von Staat und Wirtschaft – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa. Zentrale Handlungsfelder sind Krisenfestigkeit, Klimaschutz und Produktivitätssteigerungen durch Innovation und Digitalisierung. Im Moment ist es vordringlich, die Corona-Krise zu bewältigen. Dabei ist es unabdingbar, dass auch die Wirtschaft Verantwortung übernimmt. Möglicherweise könnte eine konzertierte Aktion der Verbände noch mehr bewirken – z. B. bei der Mobilisierung von Mitteln, um die Ausstattung mit Schutzausrüstung, Test- und Impfstoffentwicklung voranzutreiben. Schon in wenigen Jahren werden der Fachkräftemangel und die schwache Produktivitätsentwicklung aber wieder zu den größten Herausforderungen der deutschen Wirtschaft zählen. Höhere Produktivitätssteigerungen können nur mit mehr Investitionen, mehr Innovationen und Digitalisierung sowie besserer Qualifizierung erreicht werden.“
Zum Fokus Corona-Krise und Fachkräftemangel bremsen das Wachstum(PDF, 323 KB, nicht barrierefrei)
„Die Ergebnisse des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers seit März gleichen einer Achterbahnfahrt mit steil abstürzender Talfahrt und einer – im Vergleich dazu – eher kleinen Bergfahrt im Mai. Auch wenn die aktuelle Stimmungsverbesserung in historischer Perspektive ausgesprochen kräftig ausfällt, ist sie doch nicht mehr als ein Seufzer der Erleichterung angesichts der jüngsten Entspannung in der Corona-Krise, die die Unternehmen nun wieder weniger pessimistisch in die nähere Zukunft blicken lässt. Der Weg aus dem Corona-Tal ist aber noch lang. Er wird nur dann ohne Zwischenfälle verlaufen, wenn die weiter notwendigen Hygieneauflagen eingehalten werden. Um ihn erfolgreich zu Ende zu gehen, ist neues Vertrauen in die Zukunft der Schlüssel.“
„Es steht zu befürchten, dass die Kommunen ihre Investitionen einschränken, weil sie diese, anders als verpflichtende Ausgaben wie etwa Sozialleistungen, erst einmal aufschieben können. Für eine nachhaltige Erholung nach der Corona-Krise wäre das aber fatal, denn hierfür sind Kommunalinvestitionen eine wesentliche Stellschraube – beispielsweise in den Bereichen Klimaschutz, Bildung oder auch Digitalisierung.“
„Wir sehen in unseren Befragungen, dass fast alle Kommunen ein Einnahmeproblem erwarten, was sich negativ auf die Investitionsplanungen auswirkt. Die Stabilisierung der Kommunalfinanzen ist deshalb eine dringende Erfordernis für die Sicherstellung kommunaler Investitionen“, so Dr. Köhler-Geib.
Das Problem regionaler Disparitäten zeigt sich bei wichtigen Zukunftsthemen. „Die kommunalen Investitionen auch für Digitalisierung sicherzustellen ist somit nicht nur Teil einer sinnvollen Krisenpolitik, sondern auch ein zentraler Baustein für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“, fasst Dr. Köhler-Geib zusammen.
„Mit dem Beenden des Shutdowns haben Bund und Länder den Startschuss für einen Neuanfang gegeben. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt. Die weitere Entwicklung wird vor allem von drei Faktoren abhängen: Kann eine zweite Infektionswelle vermieden werden? Inwieweit können Wirtschaftszweige, die vom Shutdown, von Störungen in Lieferketten und vom eingebrochenen Außenhandel betroffen waren, wieder ausreichende Erträge erwirtschaften? Mit welchen weiteren staatlichen Impulsen für die Wirtschaft ist zu rechnen? Analysiert man die Faktoren, so überwiegen die Gründe, vorsichtig optimistisch zu sein. Die Vermeidung einer zweiten Infektionswelle wird entscheidend davon abhängen, wie konsequent weiterhin Distanz gehalten und Hygieneauflagen eingehalten werden. Dies ist essentiell, um neues Vertrauen zu schaffen. Bund und Länder haben sich bei den Lockerungen von der gebotenen Vorsicht leiten lassen und sich darauf geeinigt, bei einem alarmierenden Anstieg der Infektionszahlen sofort regional aktiv zu werden. Damit sollte sich verhindern lassen, dass erneut ein nationaler Shutdown nötig wird. Der Außenhandel sollte sich ebenfalls erholen, weil auch unsere Handelspartner in- und außerhalb der Europäischen Union mit ähnlichen Strategien einen schrittweisen Neustart eingeleitet haben, auch wenn viele internationale Lieferketten noch länger gestört sein werden. Und schließlich haben Bund, Länder und die Europäische Union Stabilisierungsprogramme aufgelegt und weitere Konjunktur- und Wachstumsprogramme angekündigt, um starke Impulse für einen breiten und nachhaltigen Aufschwung zu geben. All dies wird in den nächsten Monaten die Lage vieler Beschäftigter, Unternehmer und Selbständiger verbessern. Dennoch dürften weitere Arbeitsplätze verloren gehen und die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Denn die Regeln zum Social Distancing werden uns wahrscheinlich bis zur breiten Verfügbarkeit eines Impfstoffes erhalten bleiben, und die verbleibende Unsicherheit über die weitere Entwicklung und die daraus resultierende Vorsicht von Unternehmern und Konsumenten werden den Aufschwung belasten. Insbesondere die anhaltenden Einschränkungen für konsumnahe Dienstleistungen wie Gastgewerbe, Einzelhandel, Tourismus und Kultur- und Kreativwirtschaft verhindern dort oft noch ein auskömmliches Wirtschaften. Je länger dies so bleibt, umso mehr Kurzarbeiter werden ihre Stellen verlieren und umso mehr Betriebe und Selbständige werden aufgeben müssen."
„Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche geldpolitische Maßnahmen. Das gilt für die EZB genauso wie für die Fed oder Bank of England, die seit der Corona-Krise alle stark am Markt für Staatsanleihen intervenieren. Der EZB-Rat wird bei seiner Sitzung am Donnerstag diskutieren, ob der EZB-Kapitalschlüssel als mittelfristige Leitlinie für die Wertpapierkäufe im Rahmen des Pandemie-Notfallprogramms PEPP aufgegeben werden sollte. Da der Corona-Schock in einzelnen Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich besonders hart einschlug, benötigen diese auch gezielte Unterstützung. Das Zinsniveau in Deutschland würde so etwas weniger nach unten gezogen. Andererseits haben das Bundesverfassungsgericht, und auch der Europäische Gerichtshof die Orientierung am Kapitalschlüssel sowie ein begrenztes Volumen der Wertpapierkäufe als wichtige Abgrenzungen zur monetären Staatsfinanzierung definiert. Ein "Recovery Fund" gemäß der deutsch-französischen Initiative oder den Vorschlägen der EU-Kommission würde auf jeden Fall etwas Druck von der Notenbank nehmen.“
„Um die massiven, pandemiebedingten Umsatzeinbrüche der Wirtschaft abzufedern, spielen staatlich geförderte Hilfskredite eine wichtige Rolle in den Maßnahmenpaketen der europäischen Regierungen. Ob die kreditbasierten Mittel aber tatsächlich fließen, hängt vor allem von der Bereitschaft und der Fähigkeit der Banken ab, die steigenden Kreditrisiken zu schultern. Nach Schätzung der EBA könnten sich die Verluste für die Finanzinstitute auf 3,8 % der risikogewichteten Aktiva belaufen. Das ist erheblich. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass die Finanzinstitute der Eurozone für den April abermals ein kräftiges Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen gemeldet haben. Jetzt zahlt es sich auch, dass das Bankensystem nach den Erfahrungen der Finanzkrise durch strengere regulatorische Anforderungen krisenfest aufgestellt worden ist. Um die Wirtschaft nach dem Abklingen des abrupten Schocks wieder in Schwung zu bringen, braucht es aber einen langen Atem. Damit das dafür notwendige Kapital zur Verfügung gestellt wird, sind weitere, gezielte Risikoentlastungen der Banken bei der Kreditvergabe sinnvoll.“
„Die Unternehmen quittieren die begonnenen Lockerungen mit einem Seufzer der Erleichterung – zu Recht! Dank der Disziplin in der Bevölkerung und der allgemeinen Akzeptanz gesundheitspolitisch notwendiger Eindämmungsmaßnahmen auch aufseiten der Unternehmen ist Deutschland auf einem guten Weg. Doch dieser Weg aus dem Corona-Tal hinaus ist noch lang und wird nur dann reibungslos verlaufen, wenn die weiter notwendigen Hygieneauflagen eingehalten werden. Um ihn erfolgreich zu Ende zu gehen, ist neues Vertrauen in die Zukunft der Schlüssel. Deshalb gilt es, zur Stärkung und Verstetigung der kommenden Erholung rasch ein Wachstums- und Investitionsprogramm zu entwerfen, das die strukturellen Herausforderungen der deutschen Wirtschaft berücksichtigt und eine klare Zielvorstellung nachhaltigen Wirtschaftens transportiert.“
„Die Corona-Krise in Deutschland hat der sehr guten Stimmung auf dem VC-Markt ein jähes Ende bereitet“, sagt Dr. Friederike Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die Erfahrung zeigt, dass sich VC-Investoren in Krisen auf die Portfoliopflege konzentrieren und sich vorerst mit Neuinvestitionen zurückhalten. Das drückt aufs Investitionsniveau. Es ist aber gerade jetzt wichtig, die sehr guten Start-ups, die noch auf der Suche nach VC-Investoren sind, nicht im Regen stehen zu lassen. Denn sie werden die kapitalintensive Time-to-Market sonst schwerlich überstehen. Eine Start-up-Generation zu verlieren wäre ein harter Schlag. Das sehr gute Fundraisingklima der vergangenen Jahre sollte eine Überbrückung doch möglich machen.“
„Die Krise als Chance zu nutzen, hin zu nachhaltigerem Wirtschaften, ist fundamental wichtig, denn es stellt Deutschland gut auf, mittel- und langfristig Einkommen zu erwirtschaften“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die Rückkehr auf einen Wachstumspfad und die Veränderung hin zu nachhaltigerem Wirtschaften ist gleichzeitig auch möglich. Dabei ist Planungssicherheit und ausreichend Zeit für die Anpassung entscheidend. Aus meiner Sicht müssen wir hierfür an folgenden 5 Punkten ansetzen: Krisenfestigkeit stärken, Klimaneutralität erreichen, Produktivität durch Innovation und Digitalisierung steigern, Internationale Vernetzung nutzen und Nationalisierung von Wertschöpfungsketten vermeiden sowie Europa stärken.“
„Mit -2,2 % im ersten Quartal ist Deutschland noch gut davongekommen. Hier zeigt sich, dass der Lockdown später als in den anderen Euroländern kam und auch weniger umfassend war. Die meisten Geschäftsschließungen wurden erst ab der letzten Märzwoche angeordnet. Von da an dürfte die Wirtschaftsleistung über mehrere Wochen um 20–25 % unter Normalniveau gelegen haben, wobei auch Ausfälle im nur indirekt betroffenen Verarbeitenden Gewerbe eine große Rolle spielen. Wir müssen daher mit viel schlimmeren Zahlen für das zweite Quartal rechnen und im Jahresdurchschnitt erwarte ich ein Minus von 6 %. Immerhin dürften wir das Corona-Tal schon durchschritten haben, solange eine zweite Welle ausbleibt. Der Weg zurück zum Vorkrisenniveau ist dennoch lang, gerade für die Industrie, die wegen der enormen Unsicherheit mit einer massiven globalen Investitionszurückhaltung kämpfen muss.“
„Die Investitionsbedarfe der Kommunen waren schon vor der Corona-Krise hoch“, sagt KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib. „Wenn jetzt die Haushaltsspielräume schrumpfen und deshalb Investitionen eingespart werden, ist das eine katastrophale Aussicht. Deutschland braucht öffentliche Investitionen in eine moderne Infrastruktur, um die Folgen der Krise zu bewältigen und als Voraussetzung für den Erhalt unseres Wohlstands in Deutschland. Alleine die Anpassung der Infrastruktur an den Klimawandel oder die demografische Entwicklung sind Herkulesaufgaben.“
„Das Kurzarbeitergeld stützt Arbeitsplätze und Einkommen von Millionen von Beschäftigten. Doch je länger Nachfrageausfälle und Produktionseinschränkungen andauern, umso mehr Beschäftigte werden sich arbeitslos melden müssen. Schon deshalb muss mit Hochdruck daran gearbeitet werden, dass die von der Krise betroffenen Betriebe so schnell wie möglich wieder ausreichend Umsatz generieren können. Deshalb ist es so wichtig, dass Ressourcen und Energie in die Entwicklung von Schnelltests und die Nachverfolgung von Infektionsketten gesteckt und Verhaltensprotokolle eingeführt werden. Damit können wir gleichzeitig Leben schützen und Lebensunterhalt sichern. “
Zur Studie "Aktuelle Auswirkungen von Corona auf den Arbeitsmarkt"(PDF, 92 KB, nicht barrierefrei)
„Die Corona-Krise hat Deutschland wie ein Blitz getroffen. Eine Erholung dürfte zwar schon in der zweiten Jahreshälfte einsetzen, aber dennoch wird das Vorkrisenniveau voraussichtlich erst im Herbst 2021 wieder erreicht. Die Kosten der Krise im Sinn der verlorenen Wirtschaftsleistung betragen dann etwa 300 Mrd. EUR. Ohne die schnelle Reaktion der Fiskal- und Geldpolitik würde die Rezession noch verheerender ausfallen, Zuschüsse und Überbrückungskredite sowie diverse Anpassungen bei der Bankenregulierung oder dem Miet- und Insolvenzrecht helfen der Wirtschaft. Das Kurzarbeitergeld reduziert die laufenden Kosten, Arbeitsplätze bleiben erhalten und die Binnennachfrage wird gestützt. Der Großteil der Unternehmen dürfte zwar mit Blessuren, aber überlebensfähig durch die Krise kommen. Alle Maßnahmen können allerdings nur zur Überbrückung dienen. Wir müssen jetzt schnell mithilfe von Schnelltests, der Nachverfolgung von Infektionsketten und Verhaltensprotokollen Wege finden, Leben und Lebensunterhalt zugleich zu schützen.“
Zum KfW-Konjunkturkompass Deutschland / Eurozone Mai 2020(PDF, 115 KB, nicht barrierefrei)
„Gerade mit Blick auf die Fachkräftesituation in Deutschland gilt es, die Auswirkung der aktuellen Krise auf die Berufsbildung abzufedern. Deutschland braucht weiterhin eher mehr gut ausgebildete Fachkräfte. Eine „verlorene Generation“ an Absolventen können wir uns nicht leisten. Das gilt sowohl für private Unternehmen noch im öffentlichen Sektor. Insbesondere für den Öffentlichen Dienst kann die Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die seinen oft systemrelevanten Berufen aktuell zuteil wird, eine Chance sein - ist er doch bereits seit einiger Zeit stark vom Fachkräftemangel betroffen. Es gilt jetzt Ausbildungsstellen zu erhalten und für junge Menschen attraktiv zu gestalten.“
„Das April-Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers ist zweifelsohne deprimierend. Die Rückgänge bei sämtlichen darin berücksichtigten Einzelindikatoren betragen im Schnitt rund das Zehnfache einer üblichen Monatsveränderung“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Das führt eindrücklich vor Augen, welch umfassende wirtschaftliche Auswirkungen der zum Gesundheitsschutz notwendige, erzwungene Stillstand in weiten Teilen des Lebens hat.“ Da der historische Einbruch des Geschäftsklimas den ganz besonderen Umständen der Corona-Pandemie geschuldet sei und nicht etwa von genuin ökonomischen Faktoren getrieben, sollte aber eine relativ rasche Erholung der Stimmung möglich sein, sobald die Bremsen nicht mehr so fest angezogen werden müssten. „Dabei sind alle vertrauensbildenden Maßnahmen zentral, die gleichzeitig dem Schutz des Lebens und des Lebensunterhaltes dienen, wie Schnelltests, verlässliche Nachverfolgung von Infektionsketten und Hygienekonzepte. Denn die Menschen werden sich nur dann am wirtschaftlichen und öffentlichen Leben wieder voll beteiligen, wenn die Risiken einer Ansteckung möglichst klein und für sie einschätzbar sind. Ich bin zuversichtlich, dass wir im April das Stimmungstief gesehen haben – dank des umfassenden öffentlichen Corona-Schutzschirms, der seit März erzielten Erfolge bei der Zurückdrängung der Virus-Infektionen und der nun angekündigten oder bereits umgesetzten Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen.“ In der zweiten Jahreshälfte 2020 sei eine beginnende Erholung des Wirtschaftswachstums zu erwarten.
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer April 2020(PDF, 127 KB, nicht barrierefrei)
„Die Digitalisierung kommt zwar immer mehr in der Breite des deutschen Mittelstands an - die Masse der mittelständischen Unternehmen vollzieht sie bisher allerdings in kleinen Schritten“, resümiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe. „Die aktuelle Corona-Krise wird hier eine Zäsur setzen und als Beschleuniger der digitalen Transformation im Mittel-stand wirken. Gerade jetzt – zeigt sich besonders, welche Wettbewerbsvortei-le sich durch digitalisierte Geschäftsmodelle, Produkte und Prozesse ergeben.“ Sie ermöglichten in vielen Fällen ein Fortführen des Geschäftsbetriebs, der aufgrund der Corona-Beschränkungen sonst zu vollständigem Erliegen gekommen wäre. „Viele Unternehmen sind plötzlich zur Digitalisierung gezwungen: Sie probieren Homeoffice und virtuelle Zusammenarbeit aus, etablieren in Zeiten geschlossener Läden und Gaststätten einen digitalen Vertrieb oder ersetzen papierbehaftete Arbeitsprozesse durch digitale. Vieles davon wird nach der Krise bleiben – und sich verstärken.“
Zum KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2019(PDF, 895 KB, nicht barrierefrei)
„Der Arbeitsmarkt steht im Bann der Corona-Krise, und das wird das ganze Jahr über so bleiben. Geschäftsschließungen, Einschränkungen im Geschäftsbetrieb, ausbleibende Nachfrage, unterbrochene Lieferketten und Reisebeschränkungen verstärken sich in ihrer Wirkung und haben eine tiefe weltweite Rezession ausgelöst. In Deutschland haben mehr Betriebe als je zuvor Kurzarbeit angemeldet. Auch die Arbeitslosigkeit ist erheblich gestiegen, allerdings hielt sich der Anstieg dank der umfangreichen Ausweitung des Kurzarbeitergeldes bisher in Grenzen. Die weitere Entwicklung hängt stark von politischen Entscheidungen in Deutschland und im Ausland ab. Diese richten sich unter anderem danach, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, wie diszipliniert auch gelockerte Auflagen eingehalten werden und wie sich die Auflagen wirtschaftlich auswirken. Die Lockerungen im Mai sind ein ermutigender erster Schritt, der bereits die finanzielle Lage vieler Betriebe und Beschäftigter verbessert.“
„Mit der Schnellschätzung für das Wachstum der Eurozone im ersten Quartal liegen erste harte Konjunkturdaten vor, die auch die Auswirkungen der Corona-Krise im März erfassen. Dabei ist davon auszugehen, dass die Eurozone im Januar und Februar noch mit einem durchschnittlichen Tempo gewachsen sein dürfte. Der große Einbruch kam erst mit dem Übergreifen der Pandemie auf Europa und den diversen nationalen Lockdowns. Aus dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 3,8 % im ersten Quartal kann man schließen, dass die Eindämmungsmaßnahmen die Wirtschaft der Eurozone in den letzten drei Märzwochen um durchschnittlich 17 % abgewürgt haben. Die Zahlen aus dem ersten Quartal sind damit nur ein Vorgeschmack auf das, was uns im zweiten Quartal erwartet. Wir rechnen mit einem Einbruch um rund 15 % und einer langsamen Erholung nach diesem Tiefpunkt.“
„In den Märzdaten der EZB zur Kredit- und Geldmengenentwicklung zeichnen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie deutlich ab. Überwiegend getrieben von einer Ausweitung der Kredite an den Unternehmenssektor hat sich das Geldmengenwachstum stark beschleunigt. Insgesamt stellten die europäischen Banken den Unternehmen 5,4 % mehr Mittel zur Verfügung als vor Jahresfrist. Im Februar waren es nur 3 % gewesen. Die unmittelbare Wucht der Pandemie zu Beginn des europäischen Ausbruchs zeigt sich dabei weniger im Kreditwachstum selbst als in seiner Beschleunigung. Das ist der stärkste Tempozuwachs innerhalb eines Monats, den es bei der Kreditvergabe an Unternehmen in der Eurozone bisher gegeben hat. Ich werte dies als positives Signal, denn die Banken versorgen Unternehmen mit Krediten. Es zeigt, dass Kreditgarantien der Regierungen, Flexibilität bei der Bankenregulierung und die reichliche Liquiditätsbereitstellung der EZB wirken. Damit wird ein wesentlicher Beitrag geleistet, um die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu begrenzen und den längerfristigen Schaden der Coronakrise zu minimieren.“
„Der gemeldete Rückgang des BIP im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal war mit annualisiert 4,8 % noch deutlicher als ohnehin schon befürchtet. Dies zeigt die Schwere der dortigen Rezession, denn der Rückgang geht im Wesentlichen allein auf die zweite Märzhälfte zurück. Für das laufende zweite Quartal zeichnet sich bereits jetzt ein weit deutlicherer Einbruch der Wirtschaftsleistung ab. Es ist unwahrscheinlich, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einer deutlichen Erholung kommt. Zwar sind und bleiben die US-Amerikaner sehr konsumfreudig und könnten Lockerungsmaßnahmen mit stärkerer Nachfrage begegnen als in anderen Teilen der Welt, die katastrophale Lage am US-Arbeitsmarkt wird diesen Effekt jedoch deutlich dämpfen. Ein Pluspunkt verbleibt aber für die US-Wirtschaft in der Erholung aus meiner Sicht: Die USA sind international weniger verflochten als beispielsweise Deutschland und deshalb weniger stark den Rezessionen in anderen Ländern ausgeliefert. Auf das Gesamtjahr betrachtet werden die USA allerdings um einen spürbaren BIP-Rückgang nicht herumkommen.“
„Mit den kräftigen Wertpapierkäufen tut die EZB alles, um den monetären Transmissionskanal offen zu halten. Hierzu benötigt sie größtmögliche Flexibilität. Der EZB-Rat wird diese Woche deshalb wohl eine Ausweitung des „PEPP“-Kaufprogramms diskutieren, zumal sich andere große Notenbanken aktuell deutlich stärker in Sachen „QE“ engagieren. Diesen Montag hob nun auch die Bank of Japan ihre Obergrenze für Staatsanleihekäufe auf. Die PEPP-Aufstockung derzeit wäre eine Vorsorgemaßnahme, sie würde aber vermutlich weitere Entspannung für den Staatsanleihenmarkt bedeuten. Letzte Woche hat die EZB die Anforderungen an Sicherheiten bei Repo-Geschäfte gelockert. Die Beschlüsse der EU-Regierungschefs vom letzten Donnerstag zeigen, dass die Regierungen und die EZB bei der Krisenbewältigung in dieselbe Richtung arbeiten.“
„Die aktuelle schrittweise Rückführung der Corona-bedingten Eindämmungsmaßnahmen lässt auf eine Entspannung im Mittelstand hoffen. Viele Unternehmen können ihr Geschäft wieder aufnehmen. Doch eine Rückkehr zum Vor-Corona-Alltag wird für die meisten nicht reibungslos möglich sein, niedrigere Umsätze und Liquiditätsengpässe dürften die Mittelständler auch in den nächsten Wochen begleiten“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Staatliche Hilfsmaßnahmen und KfW-Liquiditätsmaßnahmen bleiben daher für die kleinen und mittleren Unternehmen weiter nötig und hilfreich: Sie federn die Folgen des Corona-bedingten Stillstands ab und ermöglichen es den Unternehmen, länger durchzuhalten.“
Die Widerstandsfähigkeit im Mittelstand gegenüber unerwarteten Ereignissen hat sich in der zurückliegenden Dekade enorm erhöht. „Der Mittelstand hat seine Hausaufgaben gemacht und in den vergangenen Jahren seine Eigenkapitalausstattung deutlich verbessert “, sagt Dr. Fritzi-Köhler-Geib. „Die in den vergangenen Jahren aufgebauten Finanzpolster helfen in der aktuellen Krise, Verluste temporär zu verkraften und den Druck auf die Liquidität zu mindern.“
„Das Geschäftsklima ist endgültig im Corona-Tal angekommen. Der historische Fall der Lageurteile infolge des – zur Pandemieeindämmung notwendigen – Lockdowns unterstreicht, dass wir uns für das zweite Quartal auf den tiefsten Einbruch der Wirtschaftsleistung seit Bestehen der Bundesrepublik einstellen müssen. Ich erwarte einen BIP-Rückgang zwischen 10 und 15 % gegenüber dem Vorquartal. Auch wenn die Geschäftserwartungen noch keine Hoffnung verbreiten, bin ich zuversichtlich, dass wir schon im zweiten Halbjahr den Beginn einer Erholung sehen werden. Voraussetzung ist allerdings, dass wir das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nun sehr umsichtig wieder hochfahren, ohne die gesundheitlichen Erfolge zu gefährden. Der umfassende Schutzschirm von Bund, Ländern und KfW hilft den Unternehmen dabei, ihr produktives Potenzial über die Krise hinaus möglichst unbeschadet zu bewahren.“
"1) Die sichtbaren Erfolge bei der Verlangsamung der Virusausbreitung ermöglichen die Lockerungsmaßnahmen. Sie erlauben in Teilbereichen einen kontrollierten wirtschaftlichen Neustart. Die nächsten Schritte hängen von der Effektivität der neuen Hygiene- und Abstandsregeln ab. Im Mai könnten Lockerungen für größere Einzelhändler, Restaurants, Cafés und Bars folgen. Touristik und Unterhaltung müssen sich auf längere Einschränkungen einstellen.
2) Leben und Lebensunterhalt als Alternativen gegeneinander abzuwägen, geht nicht auf. Nur mit einer gesunden Bevölkerung und einem leistungsfähigen Gesundheitssystem lässt sich nachhaltig wirtschaften. Bund und Länder gehen den richtigen Weg: Solange kein Impfstoff zur Verfügung steht, brauchen wir eine neue Normalität, die möglichst viel öffentliches und wirtschaftliches Leben ermöglicht, ohne die Erfolge der Pandemieeindämmung zu gefährden.
3) Mit dem Corona-Schutzschirm von rund 1,2 Bill. Euro hat Deutschland bereits ein sehr großes Maßnahmenpaket geschnürt, um die Wirtschaft möglichst unbeschadet durch die Krise zu bringen. Nach Eindämmung der Pandemie ist ein langfristig angelegtes Wachstumsprogramm gefragt, das die weiter drängenden Herausforderungen v.a. beim Umwelt- und Klimaschutz sowie bei der Transformation zur digitalen Wissensgesellschaft adressiert.
4) Der Wert von Resilienz wird gerade offenbar. Im Idealfall verlieren kurzfristige Renditeziele daher zugunsten nachhaltiger Langfristziele an Bedeutung. Das Demografie- und Fachkräfteproblem am Jobmarkt bleibt ungeachtet der Coronakrise bestehen. Den Druck auf das Potenzialwachstum kann Deutschland nur mit einer Investitions- und Innovationsoffensive kontern. Dabei gilt es, die komparativen Vorteile der Industrie zu erhalten.
5) Wirtschaft und Staat brauchen einander, um zum Nutzen der Gesellschaft nachhaltig leistungsfähig zu sein, wie die Krise zeigt. Der Staat ist nicht nur als Krisenmanager gefragt. Mit Daseinsvorsorge und sozialer Sicherheit macht er die Gesellschaft insgesamt widerstands- fähiger, wovon auch die Wirtschaft profitiert. Ein effektiver und solide finanzierter Staat ist ein Erfolgsfaktor, dessen bewährte Rolle in der sozialen Marktwirtschaft es zu bewahren gilt.
6) Die EZB sorgt dafür, dass das Risiko einer Schuldenkrise kurzfristig gering ist. Die EU hat sich auf ein erstes Hilfspaket von Krediten über insgesamt bis zu 540 Mrd. Euro aus bestehenden EU-Haushaltsmitteln sowie dem verstärkten Einsatz von EIB und ESM geeinigt, um die akuten Krisenauswirkungen abzufedern. Es braucht jedoch weitere gemeinsame Anstrengungen, die Folgen der Krise nachhaltig zu überwinden."
„Die Corona-Krise bringt gerade für Gründer und junge Unternehmen enorme Herausforderungen mit sich – die erheblichen Umsatzeinbrüche führen zu große Existenzsorgen und der Frage nach dem Fortbestand des Unternehmens“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Unsere Blitzbefragung zeigt aber, dass die staatliche Liquiditätshilfen und weiteren Hilfsmaßnahmen wirken: Sie helfen den Selbstständigen, länger durchzuhalten und den Stillstand hoffentlich zu überbrücken.“ Zudem sei es ermutigend zu sehen, wie viele Selbstständige sich in der Not neu erfinden und ihre Geschäftsmodelle den akuten Herausforderungen anpassen. „Entscheidend ist aber, dass alle in Wirtschaft und Gesellschaft mit ihrem Verhalten dazu beitragen, den gegenwärtigen Ausnahmezustand so kurz wie möglich zu halten. Dann werden umso mehr diese Krise überstehen.“
„Die neue KfW-ifo-Kredithürde geht in unruhigen Zeiten und gleichzeitig zum richtigen Zeitpunkt an den Start“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Sie wird uns Antworten auf die Frage liefern, ob der Kreditzugang für den Mittelstand auch in der Corona-Krise offen bleibt. Aus dem Anteil der Unternehmen in Kreditverhandlungen kann außerdem auf Trends bei der Kreditnachfrage geschlossen werden.“ Die zur Eindämmung der Corona-Pandemie erforderlichen Maßnahmen hätten weite Bereiche der Wirtschaft abrupt zum Stillstand gebracht. „Damit längerfristige Schäden vermieden werden und die Wirtschaft sich schnell erholen kann, kommt es entscheidend auf eine funktionierende Kreditversorgung der Unternehmen durch das Bankensystem an. Die Liquiditätshilfen unter Mitwirkung der KfW sind hier ein wichtiger Beitrag zum gesamten Maßnahmenpaket der Bundesregierung“, so Köhler-Geib.
„Die starke Ausbreitung des Coronavirus in immer mehr Ländern trifft den Mittelstand empfindlich“, so KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib. „Die Coronakrise stellt die rund 800.000 auslandsaktiven kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland vor besondere Schwierigkeiten. Sie verzeichnen Umsatzeinbrüche im In- und Ausland zugleich.“
„Mit Sorge blicke ich auf die Entwicklung der Pandemie auch in den USA. Zusätzlich zu den Herausforderungen dort betrifft sie auch die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland, von denen jedes fünfte Geschäftsbeziehungen in die USA unterhält“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib.
„Auch nach Überwindung der Coronakrise dürften sich die deutschen Exporte und damit auch die Auslandsumsätze des Mittelstands in einem schwierigen Umfeld entwickeln. Ich nehme an, dass die Krisenerfahrungen dazu führen, dass Unternehmen ihre internationalen Wertschöpfungsketten krisenfester machen – und in manchen Fällen auch stärker diversifizieren“, sagt die KfW-Chefvolkswirtin.
„Das März-Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers unterstreicht, dass die deutsche Wirtschaft einem Wirtschaftseinbruch mit historischem Ausmaß entgegensieht. Anders als bei vorausgegangenen Rezessionen wurden viele Teile der Binnenwirtschaft bewusst stillgelegt. Kleine und mittlere Unternehmen werden daher stärker getroffen als beispielsweise in der Finanzkrise von 2009. Nach einer Aufhebung der Eindämmungsmaßnahmen ist allerdings auch ein temporär sehr kräftiger Wachstumsschub infolge der Normalisierung zu erwarten."
„Die Gründungstätigkeit in Deutschland hat 2019 erstmals seit 5 Jahren wieder angezogen. Für das Jahr 2020 wird sich zeigen, ob angesichts der großen Sorgen, die die Corona-Krise besonders für Selbstständige mit sich bringt, ein Plus bei Notgründungen oder ein Minus durch den Abbruch von Gründungsplänen überwiegen werden“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Staatliche Liquiditätshilfen und Unterstützung für Kurzarbeit helfen Unternehmen und Selbstständigen erst einmal weiter. Auch ist es ermutigend zu sehen, wie viele Selbstständige sich in der Not neu erfinden und ihre Geschäftsmodelle den akuten Herausforderungen anpassen. Entscheidend ist aber, dass alle mit ihrem Verhalten dazu beitragen, den gegenwärtigen Ausnahmezustand so kurz wie möglich zu halten, dann werden umso mehr diese Krise überstehen.“
„Auch wenn die jetzt veröffentlichen Zahlen den Effekt der Coronakrise nicht widerspiegeln, ist an der gegenwärtigen Lage nichts zu beschönigen. Zusätzlich zu Erkrankungen gibt es Produktionsausfälle und Einnahmeverluste in gravierendem Umfang, die noch mehrere Wochen oder Monate andauern können. Allerdings werden sich die Auswirkungen für viele Beschäftigte in Deutschland auf temporäre Arbeits- und Verdienstausfälle beschränken. Das liegt nicht zuletzt an den entschiedenen Maßnahmen der Bundesregierung. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen mit Blick auf den schon länger beobachteten Fachkräftemangel ein großes Interesse haben, ihre Mitarbeitenden weiter zu beschäftigen; vor allem, um in einer Erholung schnell Nachfrage bedienen zu können.
Wie schon in der Finanzkrise hat die Bundesregierung das Kurzarbeitergeld erheblich ausgeweitet. Das federt Verdienstausfälle ab und entlastet Unternehmen von Lohnkosten und Sozialbeiträgen. Zudem haben die Bundesregierung und die KfW finanzielle Hilfspakete von historisch einmaligem Ausmaß auf den Weg gebracht. Diese helfen besonders betroffenen Betrieben über Liquiditätsengpässe hinweg und bewahren sie vor der Zahlungsunfähigkeit. Das hilft natürlich auch einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermeiden.
Wir sollten uns eins klar machen: Wie lange der gegenwärtige Ausnahmezustand anhält, hängt entscheidend davon ab, dass die Menschen sich an die von der Politik vorgegeben Einschränkungen ihres Arbeits- und Soziallebens halten. Das rettet nicht nur Menschenleben, sondern trägt entscheidend dazu bei, dass unsere Wirtschaft die Krise schnellstmöglich und weit gehend unbeschadet überwindet."
„Die EZB veröffentlicht die neuesten Zahlen zum europäischen Kreditmarkt mit der üblichen Verzögerung von vier Wochen. In Zeiten von Corona ist das eine Ewigkeit. Die Februarzahlen spiegeln den Effekt der Pandemie noch nicht wider. Damit die absehbaren wirtschaftlichen Folgen in Grenzen bleiben, muss der Kreditzugang für finanziell solide Unternehmen und Haushalte offen bleiben. Die Chancen dafür sind gut, denn Aufsicht, Geldpolitik, Regierungen und Förderbanken arbeiten Hand in Hand, um die Spielräume der Finanzinstitute zur Kreditvergabe zu vergrößern. Allein die Entlastungen der europäischen Bankenaufsicht setzen soviel Kapital frei, dass zusätzliche Bankkredite von bis zu 1,8 Billionen Euro ausgereicht werden können. Das entspricht rund 15 % der derzeit ausstehenden Kredite an den privaten Sektor in der Eurozone.“
„Die Bewältigung der Coronakrise ist für die Banken gleichermaßen Mammutaufgabe und Belastungstest. Der kurzfristige Mittelbedarf einer Vielzahl von Unternehmen wird sprunghaft ansteigen, aller Voraussicht nach kräftiger als in der globalen Finanzkrise. Um die Liquidität der Unternehmen sicherzustellen und sie gut durch die Krise zu bringen, ist deshalb eine gemeinsame Kraftanstrengung des gesamten deutschen Bankensystems erforderlich. Die KfW, weitere Förderbanken und die deutsche Kreditwirtschaft arbeiten zusammen, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.“
„Der Einbruch beim vorläufigen ifo-Geschäftsklima ist zwangsläufig, denn die ökonomischen Kosten der Corona-Krise sind allgegenwärtig. Durch die soziale Distanzierung zur Eindämmung des Virus müssen viele Dienstleistungsunternehmen das Geschäft zeitweise komplett einstellen. Aber auch die Industrie leidet durch einen Nachfrageeinbruch, den Ausfall von Mitarbeitern und gestörte Lieferketten. Dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 10 bis 15 Prozent einbricht, ist leicht vorstellbar. Problematisch ist vor allem die enorme Unsicherheit darüber, ab wann eine Rückkehr zur Normalität möglich sein wird. Jetzt gilt es vor allem sicherzustellen, dass Unternehmen nicht in die Insolvenz geraten, sondern in eine Art Winterschlaf mit reduzierter oder keiner Geschäftstätigkeit versetzt werden, bis das Virus unter Kontrolle ist. Dann können wir vielleicht schon in einem Jahr wieder das Gleiche wie zum Ausgangspunkt dieses Jahres erwirtschaften. Die Bundesregierung hat dafür gesorgt, dass die KfW zusammen mit der Kreditwirtschaft die Unternehmen schnell, effektiv und unkompliziert mit Liquidität versorgen kann.“
„Der Ausbruch des Coronavirus in Europa hat die Lage im Vergleich zum letzten EZB-Entscheid am 23. Januar komplett verändert. Damals bestand Hoffnung auf ein Ende der konjunkturellen Durststrecke im Euroraum, jetzt kann davon keine Rede mehr sein. Vielmehr werden an den Finanzmärkten gerade Worst-Case-Szenarien durchgespielt. Der EZB-Rat wird einen konstruktiven Beitrag dazu leisten, die Folgen des Virus-Ausbruchs auf Finanz- und Realwirtschaft abzumildern. Dabei sind die Finanzierungsbedingungen aktuell nach wie vor überwiegend sehr vorteilhaft. Ein weiterer Zinsschritt hätte also eher symbolischen Wert und würde signalisieren, dass die Notenbanken weltweit an einem Strang ziehen. Um sicherzugehen, dass Finanzierungen im gesamten Euroraum auch günstig bleiben, könnte die EZB ihre Wertpapierkäufe aufstocken, solange die Virus-Ängste fortbestehen. Kurzfristig dürften allerdings Liquiditätshilfen und Unterstützung für Kurzarbeit für Unternehmen zentral sein – und hier sind die Regierungen am Zug.“
„Der Mittelstand wird durch seine stärkere Fokussierung auf den deutschen und europäischen Binnenmarkt zwar weniger stark von den globalen Entwicklungen getroffen. Doch auch wenn die Stimmung im Mittelstand im Februar noch robust ist: Immun gegen die Auswirkungen des Corona-Virus sind die kleinen und mittleren Unternehmen nicht. Spätestens mit der Verbreitung von Corona in Italien müssen wir davon ausgehen, dass die ohnehin nur mäßige Konjunkturdynamik in Deutschland einen zusätzlichen Dämpfer erhält.“
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Februar 2020(PDF, 126 KB, nicht barrierefrei)
„Die Zeichen stehen weiter auf nachlassende Inflation: Rohölnotierungen sind gesunken und die Konjunkturdynamik ist nur mäßig, jetzt mit einem zusätzlichen Dämpfer durch das Coronavirus. Damit steuern wir im Frühjahr auf Inflationsraten von unter einem Prozent zu – es sei denn, virusbedingte Störungen auf der Angebotsseite trieben kurzfristig Preise nach oben. Die EZB dürfte in diesem Umfeld nach wie vor für sehr günstige Finanzierungsbedingungen sorgen, diese aber nicht noch weiter lockern. Sollten Unternehmen wegen der Virus-Folgen temporär Liquiditätsprobleme bekommen, wäre das von anderer Seite zu adressieren.“
„Die Arbeitslosenquote hat sich bisher noch kaum verändert, aber die Konjunkturschwäche kommt zunehmend am Arbeitsmarkt an. In den Wirtschaftsbereichen ist dies in unterschiedlichem Ausmaß zu spüren. Während die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe leicht sinkt, steigt sie in den Dienstleistungsbereichen und im Baugewerbe weiter an. Das Gesundheitswesen, der Immobiliensektor und der Bereich Information und Kommunikation weisen die größten Beschäftigungsgewinne aus. Vom Arbeitsplatzabbau besonders betroffen sind dagegen Beschäftigte in der Arbeitnehmerüberlassung. Bei Zeitarbeitern gab es Ende 2019 rund 80.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte weniger als im Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang um 10 %. Der inländische Konsum und die Bauinvestitionen werden vorerst die Stützen der Konjunktur bleiben. Das ist der guten Beschäftigungslage und spürbaren Lohnerhöhungen zu verdanken. Die Reallöhne stiegen im Jahr 2019 durchschnittlich um 2 %.“
„Das Geschäft mit europäischen Unternehmenskrediten hat sich zum Jahresauftakt stabilisiert. Das ist nach der positiven Entwicklung des europäischen Konsumentenvertrauens und des Einkaufsmanagerindex ein weiteres ermutigendes Signal für die Konjunktur. Allerdings werden sich die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus erst noch zeigen. Produktionsausfälle infolge ausbleibender Lieferungen aus China können temporär sogar zu einem erhöhten Finanzierungsbedarf zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen führen. Meldungen zu einem stärkeren Wachstum am Kreditmarkt sind in den nächsten Monaten deshalb mit Vorsicht zu genießen.“
Der BIP-Anstieg dürfte 2020 mit 0,8 % um 0,1 Prozentpunkte geringer ausfallen als bislang prognostiziert. Für 2021 erwartet KfW Research in seiner Erstprognose eine Wachstumsbeschleunigung auf 1,3 %. Die Abwärtsrisiken überwiegen. „Sollte die Corona-Epidemie länger andauern und auch andere Weltregionen stärker in Mitleidenschaft ziehen, werden gravierende Auswirkungen auf den Außenhandel und die Wertschöpfungsketten wahrscheinlicher, denen die deutsche Industrie besonders ausgesetzt ist. Die Situation in Italien macht mir deshalb Sorgen“, warnt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Mit Blick auf 2021 sieht Köhler-Geib jedoch gute Gründe für eine Erholung der Konjunktur:„Im kommenden Jahr dürfte das Weltwirtschaftswachstum wieder etwas höher ausfallen und unseren Exporten neue Impulse geben. Die deutsche Industrie sollte dann wieder etwas kräftiger wachsen, da sie von der günstigeren Auslandsnachfrage profitiert. Dies wird die Unternehmensinvestitionen anregen. Gleichzeitig stärkt die Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags ab 2021 die private Kaufkraft.“
Zum KfW-Konjunkturkompass Deutschland Februar 2020(PDF, 94 KB, nicht barrierefrei)
„Das ifo Geschäftsklima für Februar wurde mit Spannung erwartet, denn es bietet einen ersten Eindruck davon, wie stark das Corona-Virus die deutschen Unternehmen beunruhigt. Bisher gibt es hierzu zwar Berichte aus einzelnen Unternehmen, aber kaum belastbare Daten zu den Auswirkungen in der Breite. Der Fokus liegt auf dem international verflochtenen Verarbeitenden Gewerbe, das im Januar eine deutliche Stimmungsaufhellung gemeldet hat und nun überraschend eine erneute Verbesserung des Geschäftsklimas verzeichnet. Dennoch ist zu befürchten, dass die deutsche Industrie beeinträchtigt wird, wenn Zulieferer aus China infolge des Corona-Virus noch länger stillstehen und es außerdem zu Nachfrageausfällen kommt. Erfahrungsgemäß gibt es nach konjunkturellen Schocks wie dem Corona-Virus eine Aufholbewegung, die aber wahrscheinlich nicht ausreicht, um den gesamten Wachstumsverlust binnen Jahresfrist auszugleichen.“
„Der Mittelstand zieht sich immer mehr aus der Innovationstätigkeit zurück“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Für die Zukunftsfähigkeit und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist das eine gefährliche Entwicklung – schließlich spielen Innovationen eine große Rolle für Beschäftigung, Wachstum und Produktivität“. Auch der Rückgang bei den nachahmenden Innovationen sei ein Problem: „Gesamtwirtschaftliche Effekte von Innovationen stellen sich nur dann ein, wenn ein technologischer Fortschritt in der Breite der Wirtschaft realisiert wird.“
Auf der anderen Seite sei es notwendig, die Entwicklung von Marktneuheiten und neuen Technologien weiterhin zu stärken. „Vor dem Hintergrund der ambitionierten Innovationsstrategien im Ausland sind dazu erhöhte Forschungsanstrengungen hier zu Lande notwendig. Die deutsche Wirtschaft kann sich nicht auf ihrem technologischen Vorsprung ausruhen, sondern muss ihre Vorreiterrolle sichern und Zukunftstechnologien entwickeln.“
„Die gesamtwirtschaftliche Stagnation im vierten Quartal ist schon ein kleiner Erfolg, wenn man bedenkt, dass die Industrieproduktion allein um 2,3 % schrumpfte. Mit der Hoffnung auf Erholung müssen wir uns wenigstens noch bis zum Frühling gedulden. Zumindest für das erste Quartal zeichnet sich infolge des Corona-Virus eine spürbare Dämpfung der chinesischen und damit auch der globalen Konjunktur ab. Inwieweit sich das auch im Wachstum des Gesamtjahrs widerspiegelt, hängt von Stärke und Dauer des Einbruchs ab. Der mögliche Effekt auf die international stark verflochtene deutsche Wirtschaft kommt durch zwei Kanäle: Zum einen wegen des kurzfristigen Nachfrageausfalls aus China und zum anderen wegen möglicher Störungen in den grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten.“
"Frauen machen sich am häufigsten in Dienstleistungsberufen selbständig", erklärt KfW-Chefvolkswirtin Friederike Köhler-Geib. Kindertagespflege, Ernährungsberatung, Coaching, das seien typische Tätigkeitsfelder. Hinzu kommen Angebote aus den Bereichen Gesundheit, Körperpflege aber auch Journalismus. "Dagegen sind Projekte im produzierenden Gewerbe bei der Gründungstätigkeit von Frauen deutlich seltener als bei Männern."
Langfristig zeigen die Daten aus dem KfW-Gründungsmonitor, dass sich immer mehr Frauen selbständig machen. Dennoch sind in Hessen fast doppelt so viele Männer wie Frauen ihr eigener Chef. 2018 gab es in Hessen 66.700 selbständige Männer, dem stehen 33.300 Frauen gegenüber.
Dass die Zahl der Gründungen insgesamt eher rückläufig ist, liegt auch daran, dass Arbeitsplätze in Anstellung relativ sicher sind. Im Falle einer Arbeitslosigkeit greife das soziale Sicherungssystem, erläutert Köhler-Geib. Außerdem fehle in Deutschland eine frühe Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, die man als Unternehmer braucht.
"Zwar gibt es an Hochschulen mittlerweile über 200 Entrepreneurship-Lehrstühle, in der schulischen Bildung fehlt eine solche Bildung aber meist." Wer den Sprung in die Selbständigkeit wagt, müsse sich notwendige Kenntnisse, wie Buchhaltung, Finanzplanung und Marketing also von Grund auf erarbeiten.
„Das Januar-Ergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers lässt sich knapp auf einen Punkt bringen: Die Konjunktur bewegt sich noch immer seitwärts“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Gute und schlechte Nachrichten halten sich derzeit die Waage. Positiv ist, dass sich die Voraussetzungen für die Erholung der Außenwirtschaft zuletzt verbessert haben. Negativ steht dem gegenüber, dass die Binnenwirtschaft als lange tragende Säule der Konjunktur erste Risse zeigt, während die wichtigsten globalen Risiken zwar abgenommen haben, aber noch nicht verschwunden sind.“ Eine erneute Eskalation der US-Handelskonflikte mit China oder der EU sei ebenso wenig auszuschließen wie ein doch noch harter Brexit, falls sich Briten und Europäer bis Ende 2020 nicht auf einen neuen Handels- und Beziehungsvertrag einigen. Aktuell käme das Corona-Virus als neuer Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft hinzu. „Ich rechne mit einem erneut nur leicht positiven Wachstum der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal. Unsere Konjunkturprognose von rund 1% Realwachstum 2020 ist weiterhin auf Kurs“, so Köhler-Geib.
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Januar 2020(PDF, 135 KB, nicht barrierefrei)
Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, kommentiert die Ergebnisse der Studie so: „Die Digitalisierung des Mittelstands hat in den letzten Jahren zwar Fahrt aufgenommen. Doch ein Bremsklotz tritt immer deutlicher zutage: Die Digitalkompetenzen der Beschäftigten bleiben hinter der Entwicklung zurück. Weiterbildung ist die wichtigste Lösungsstrategie, wird aber zu oft aus Kosten- und Zeitgründen unterlassen. Digitale Lernformate sind in den letzten Jahren technisch und didaktisch besser geworden und können so die berufliche Weiterbildung in Deutschland beleben. E-Learning ermöglicht flexibles, zeit- und ortsunabhängiges Lernen – damit passt es besonders gut zu den Anforderungen kleiner Unternehmen.“
„In Anbetracht der ungünstigen weltwirtschaftlichen Bedingungen hat sich die Eurozone 2019 noch gut behauptet. Immerhin ist die Währungsunion unter dem Strich doppelt so schnell gewachsen wie Deutschland alleine. Mehr als mageres Wachstum war aber auch in der Eurozone zum Jahresende nicht drin. Jetzt kommt das neue Coronavirus als zusätzlicher Belastungsfaktor hinzu. Bislang gehen wir davon aus, dass die Folgen für Europa begrenzt bleiben und wie bei vorangegangenen Infektionen die wirtschaftliche Entwicklung nur kurzfristig beeinträchtigen. Zuletzt hatten sich zudem die Anzeichen verstärkt, dass sich der Industriesektor langsam fängt. Daher sollte die konjunkturelle Dynamik im Laufe dieses Jahres wieder an Kraft gewinnen. Das Wachstumstempo wird jedoch kaum ausreichen, um die Inflation dauerhaft in Richtung der Zielmarke der EZB von 2 % zu treiben. Statt dessen dürfte die Teuerungsrate von den heute gemeldeten 1,4 Prozent in den nächsten Monaten sogar Stück für Stück abbröckeln.“
„Die Brexiteers werden Freitagnacht eine rauschende Trennungsparty feiern, die für ihre annähernd genauso zahlreichen proeuropäischen Landsleute nur schwer zu ertragen sein dürfte, genauso wie für mich. Ich bin überzeugt, der 1. Februar 2020 ist ein denkwürdiger Tag für die Menschen in Europa, egal auf welcher Seite des Ärmelkanals sie nun leben. Bereits während der vergangenen drei Jahre hat der Brexit sehr viele Ressourcen in der EU und den Mitgliedsländern gebunden, die sie ansonsten weit nutzbringender in die Bewältigung drängender wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Herausforderungen hätten stecken können. Dieser Prozess ist noch nicht zu Ende. In den nun anstehenden Verhandlungen gilt es, neben fairen Wettbewerbsregelungen vor allem einen möglichst engen künftigen europäisch-britischen Beziehungsrahmen zu entwerfen, der wenigstens den langfristigen Schaden für beide Seiten minimiert. Im Idealfall könnte daraus sogar ein Modell für andere Nicht-EU Länder werden, die aus unterschiedlichen Gründen kein Mitglied der EU sein können oder wollen. Künftig wird es Europa jedenfalls nur gelingen, sich global auf Augenhöhe mit den USA und China zu behaupten, wenn es zusammensteht und seine Kräfte bündelt.“
„Die meisten Beschäftigten in Deutschland brauchen sich auch 2020 um ihren Arbeitsplatz nicht zu sorgen. Allerdings geht die konjunkturelle Schwäche nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorüber: Die Arbeitslosigkeit ist seit Mai letzten Jahres leicht gestiegen, die Zahl der konjunkturellen Kurzarbeiter hat sich auf 50.000 erhöht und die Zahl der Erwerbstätigen wächst langsamer – und das trotz der anhaltenden Fachkräfteengpässe, vor allem bei Bauhandwerkern, Pflegern und IT-Fachleuten. Eine Umkehr der schwachen Arbeitsmarktentwicklung ist wohl frühestens zum Jahresende zu erwarten. Allgemein wird damit gerechnet, dass sich die Weltwirtschaft und der deutsche Export im Jahresverlauf allmählich erholen. Doch es kann auch anders kommen. Die außenwirtschaftlichen Risiken bleiben die Achillesferse der sonst erfolgreichen deutschen Exportwirtschaft.“
„Seit dem vergangenen Sommer hat der europäische Unternehmenskreditmarkt kontinuierlich Schwung eingebüßt. Die Gründe für die nachlassende Dynamik sehe ich derzeit vor allem auf der Nachfrageseite. Das bestätigt auch die jüngste EZB-Befragung der europäischen Finanzinstitute, die erstmals seit Ende 2013 von einem Nachfragerückgang berichteten. Angesichts trüber konjunktureller Aussichten und politischer Unwägbarkeiten halten sich die Unternehmen mehr und mehr bei Investitionen und Kreditaufnahme zurück, trotz immer noch sehr guter Konditionen. Zudem werden auch die Banken etwas vorsichtiger. Von den geringen Margen und der reichlichen Liquidität gehen jedoch unverändert starke Anreize für eine Ausweitung des Kreditvolumens aus. Die EZB dürfte jedenfalls die spürbare Abkühlung als Argument für die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik werten.“
„Anfang 2020 ist die Stimmung in den deutschen Unternehmen wieder etwas trüber. Das kam zwar überraschend, aber auch nicht gänzlich ohne Grund. Die Teileinigung im US-chinesischen Handelsstreit und der geregelte Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU eliminieren zwar die unmittelbaren Abwärtsrisiken, sie schaffen jedoch noch keine echten Impulse für die Konjunktur. In den anstehenden Verhandlungen über die künftigen britisch-europäischen Beziehungen dürften sich neue Gräben auftun, die für einige Verunsicherung sorgen werden. Zudem ist ein Ende der bereits anderthalb Jahre dauernden und damit längsten Industrierezession seit der Wiedervereinigung bislang nur schemenhaft erkennbar, während der Bau und die Dienstleistungen zum Jahresanfang unerwartete Ermüdungserscheinungen zeigen. Die Hängepartie geht weiter!“
„Die Fed hat zuletzt deutlich kommuniziert, dass sie das gegenwärtige Leitzinsniveau für angemessen hält und es hohe Hürden für weitere Leitzinsschritte gibt. Entsprechend wird die Fed am kommenden Mittwoch ihre Target Rate-Spanne vor dem Hintergrund der soliden Konjunktur und der unauffälligen Inflationsentwicklung unverändert lassen. Das Augenmerk der Fed liegt momentan ähnlich wie bei der EZB auf der Überarbeitung der geldpolitischen Strategie. Ich halte vor allem eine Anpassung hinsichtlich des Inflationszieles für wünschenswert: In ihrem bevorzugten Inflationsmaß – dem Kern-Preisindex der Konsumausgaben – hat die Fed ihre Zielrate von 2 % nach der Finanzkrise nur sehr selten erreicht. Und eine noch größere Herausforderung ist die Quantifizierung des Beschäftigungszieles, das eng mit der Schätzung der inflationsneutralen Arbeitslosenquote zusammenhängt. Die aktuelle Phase der abwartenden Geldpolitik ist ein ideales Umfeld, um diese Strategiethemen voran zu treiben.“
„Die Wirtschaftsdaten entwickeln sich zurzeit in die richtige Richtung. Vor allem die Geschäftserwartungen des Verarbeitenden Gewerbes sind angesichts der Deeskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China spürbar gestiegen. Deshalb bedarf es momentan keiner weiteren Lockerung der Geldpolitik. Von einer Straffung sind wir allerdings auch noch meilenweit entfernt. Folglich wird sich die Pressekonferenz zum EZB-Entscheid um die angekündigte Überarbeitung der EZB-Strategie drehen. Christine Lagarde wird den möglichen Ergebnissen der Arbeitsgruppen nicht vorgreifen. Wir halten es aber für wahrscheinlich, dass am Ende das Inflationsziel der EZB flexibilisiert wird – zumal wir offensichtlich auch mit etwas niedrigeren Preissteigerungsraten ganz gut leben können. In diesem Fall dürften extreme Maßnahmen der Geldpolitik in Zukunft seltener auftreten.“
Zehntausende Betriebe in Deutschland stehen vor der Schwierigkeit, einen Nachfolger zu finden. Im Interview mit der Deutschen Handwerks Zeitung erklärt KfW Chefvolkswirtin Friederike-Köhler Geib, wie Förderprogramme bei der Suche helfen können.
Deutsche Handwerks Zeitung: Suche nach Betriebsnachfolger: Wie Förderprogramme helfen können
„Der sehr lange Aufschwung geriet 2019 gehörig ins Stocken, mit einem Realwachstum von 0,6 % blieb Deutschland erheblich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Allein die solide Binnennachfrage bewahrte die Wirtschaft im vergangenen Jahr vor der Rezession. Das schwierige außenwirtschaftliche Umfeld bedeutete dagegen Dauerstress für die deutsche Industrie, die zudem den notwendigen Strukturwandel hin zu umweltgerechten Produkten und Produktionsprozessen zu stemmen hat. Die außenwirtschaftlichen Belastungen dürften im Verlauf von 2020 zwar nachlassen, aber nicht verschwinden. Hinzu kommen schwer zu kalkulierende geopolitische Risiken rund um den US-Iran-Konflikt. Ich erwarte deshalb auch für 2020 lediglich ein moderates Wachstum, das nur dank eines stark positiven Arbeitstageeffekts knapp an der Ein-Prozent-Marke kratzen wird.
Demografie, Klimawandel und Digitalisierung stellen Deutschland in den nun begonnenen 2020er-Jahren vor epochale Herausforderungen. Je entschlossener und rascher diese angegangen werden, desto besser. Investitionen in die digitale und physische Infrastruktur, Innovationen und Bildung sind dabei der Schlüssel. Deutlich mehr produktive Ausgaben in diesen zentralen Handlungsfeldern der Wirtschaftspolitik würden Deutschland nicht nur langfristig stärken. In der aktuell fragilen Konjunkturlage wären sie als Nachfragestütze auch kurzfristig höchst willkommen. Öffentliche Finanzmittel sind reichlich vorhanden, wie der kräftige Staatsüberschuss von 1,5 % des BIP unterstreicht.“
„Magere konjunkturelle Dynamik, Rezession in der Industrie sowie die vielfältigen politischen Unsicherheiten dämpfen den Appetit auf neue Kredite trotz Niedrigzinsen – sowohl bei den Banken als auch bei den Unternehmen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die Kräfte auf beiden Seiten des Kreditmarktes wirken derzeit gemeinsam in eine Richtung und sorgen für ein Abflauen der Wachstumsdynamik.“ Ungeachtet dessen dürften die Banken aufgrund der gesunden Bilanzen der deutschen Unternehmen noch immer bereit sein, bei unerwarteten Entwicklungen auftretende Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Sprunghafte Anstiege der kurzfristigen Kreditvergabe blieben somit weiterhin im Bereich des Möglichen. „Eine nachhaltige Trendwende am Kreditmarkt setzt jedoch voraus, dass sich die Konjunktur erkennbar belebt und die die Planungssicherheit der Unternehmen belastenden politischen Störfeuer zumindest nachlassen. Vor Mitte nächsten Jahres ist damit nicht zu rechnen“, so Köhler-Geib.
Zum KfW-Kreditmarktausblick Dezember 2019(PDF, 113 KB, nicht barrierefrei)
Die KfW-Chefvolkswirtin Dr. Friederike Köhler-Geib sieht weitere Entwicklungsperspektiven: „Die deutsche Wirtschaft kann es sich immer weniger leisten, auf das Potenzial von Frauen zu verzichten. Und zwar auf allen Ebenen. Beim Angebot an Fachkräften drohen Engpässe und die Erwerbsbevölkerung wird schrumpfen. Der vermehrte Einzug von Frauen in die Führungsetagen des Mittelstands ist deshalb sehr wünschenswert. Nicht zuletzt kann die stärkere Mobilisierung von Frauen der zukünftig angespannteren Lage bei Unternehmensnachfolgen etwas entgegensetzen. Deutschlands Mittelstand braucht mehr Frauen in Führung.“
„Die jüngste Deeskalation im US-chinesischen Handelsstreit und die durch das überraschend deutliche Wahlergebnis im Vereinigten Königreich entstandene Klarheit über den Austrittstermin des Landes aus der EU rechtfertigen bestenfalls sehr vorsichtigen Optimismus. Denn tatsächlich ist weder der amerikanisch-chinesische Handelskonflikt gelöst, noch sind die künftigen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich geregelt. Der harte Brexit ist noch nicht vom Tisch, sollte bis Ende 2020 kein neues Handelsabkommen gelingen. Alles in allem sehe ich in dem jüngsten Stimmungsbild des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers eine Bestätigung unserer aktuellen Konjunkturprognose von 0,5 % für 2019 und 0,9 % für 2020.“
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer Dezember 2019(PDF, 128 KB, nicht barrierefrei)
„Vor allem wegen des vermiedenen harten Brexit am 31. Oktober dürfte das Wachstum im Schlussquartal und zu Beginn des kommenden Jahres positiver sein als noch im Sommer erwartet. Ab kommendem Frühjahr sollte die wirtschaftliche Dynamik in der Eurozone weiter zulegen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe. „Wir heben unsere Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 1,2 % an und rechnen 2020 mit einer Jahresrate von 1,0 %.“
Die angenommene leichte Entschärfung der Handelskonflikte sollte im Laufe des kommenden Jahres ein wieder leicht positives Wachstum der Industrie ermöglichen. Im Dienstleistungssektor lässt die robuste Dynamik von 2019 voraussichtlich etwas nach, aber dürfte dennoch für weitere Beschäftigungszuwächse ausreichen. Auf der Nachfrageseite bleibt der private Konsum somit die wesentliche Wachstumsstütze. Ein positiver Impuls, insbesondere für die Bauinvestitionen, kommt außerdem von der seit September noch expansiver ausgerichteten Geldpolitik der EZB. Die Investitionstätigkeit der Unternehmen dürfte dagegen durch die weiterhin erhöhte politische Unsicherheit gehemmt werden. „Die Fiskalpolitik liefert im kommenden Jahr laut aktueller Haushaltspläne nur einen leicht positiven Beitrag. Sollten Abwärtsrisiken, wie eine erneute handelspolitische Eskalation zwischen den USA und China, die Erhöhung der US-Autozölle oder das Restrisiko eines ungeordneten Brexit eintreten und den Arbeitsmarkt belasten, wäre hier noch etwas Spielraum vorhanden“, so Köhler-Geib.
Zum KfW-Konjunkturkompass Eurozone Dezember 2019(PDF, 87 KB, nicht barrierefrei)
Während die exportorientierten großen Unternehmen ihre Geschäftslage angesichts des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds mehrheitlich negativ bewerten, geben die binnenwirtschaftlich ausgerichteten Mittelständler vor dem Hintergrund der soliden Inlandsnachfrage mehrheitlich positive Geschäftslageurteile zu Protokoll. Diese gespaltene Wirtschaftsentwicklung ist noch längst nicht überwunden. Die jüngste Verbesserung der industriellen Exporterwartungen (Mittelständler: +2,3 Zähler auf -10,8 Saldenpunkte; Großunternehmen: +2,9 Zähler auf -9,2 Saldenpunkte) ist in diesem Zusammenhang allenfalls ein kleiner Hoffnungsschimmer, der laut Dr. Fritzi Köhler-Geib, der neuen Chefvolkswirtin der KfW, mit Vorsicht zu genießen ist: „Hier dürfte nicht nur die zuletzt spürbar gesunkene Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit eine Rolle gespielt haben, sondern auch die in Aussicht gestellte erste Teileinigung im US-chinesischen Handelsstreit. Inwieweit die Entspannung dauerhaft trägt, bleibt jedoch angesichts der Unberechenbarkeit der aktuellen US-Administration wie auch der vielen nach wie vor ungelösten Fragen im künftigen Verhältnis der EU zum Vereinigten Königreich abzuwarten.“ Alles in allem gehe sie davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2019 um 0,5 % und 2020 um 0,9 % wachsen werde. Dabei sei die Wachstumsbeschleunigung im kommenden Jahr allein dem Produktionsplus aus vier zusätzlichen Arbeitstagen zu verdanken und bedeute deshalb noch keine echte Erholung der Konjunktur, so Köhler-Geib.
Zum KfW-ifo-Mittelstandsbarometer November 2019(PDF, 134 KB, nicht barrierefrei)
„Für eine Entwarnung ist es viel zu früh, die Rezessionsgefahr ist noch nicht vom Tisch“, kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, die aktuelle Konjunkturprognose von KfW Research. „Die deutsche Wirtschaft ist und bleibt anfällig für negative Überraschungen“. Hauptrisikofaktoren sind eine mögliche erneute Verschärfung des US-chinesischen Handelskonflikts und das Restrisiko eines ungeordneten Brexits, aber auch die hohe Staatsverschuldung Italiens. „Positiv zu sehen ist jedoch, dass der fiskalische Handlungsspielraum der deutschen Politik das Eindämmen etwaiger Rezessionsschäden erlaubt.“
Zum KfW-Konjunkturkompass Deutschland November 2019(PDF, 84 KB, nicht barrierefrei)
„Für Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen sind Realzinsen ausschlaggebend. Diese sind am deutschen Kapitalmarkt schon seit 2016 negativ. Auch beim US-Dollar war das in der Vergangenheit schon häufiger der Fall. Negative reale Zinsen sind also nicht wirklich neu. Seit dem Frühsommer sind jetzt allerdings auch die nominalen Zinsen fast über die gesamte Zinsstrukturkurve unter null gerutscht – bei deutschen Staatsanleihen und am Euro-Swapmarkt. Das ist für jedermann sichtbar. Da zu den Gründen auch strukturelle Faktoren zählen, ist es wahrscheinlich, dass uns dieses Umfeld noch eine Zeit begleitet.
Diesen Realitäten stellt sich die KfW, indem sie es ermöglicht, ihre günstigen Refinanzierungsbedingungen auch in diesem Umfeld weiterzugeben – um nach wie vor optimal fördern zu können.
Der Hauptgrund für KfW-Förderung ist unabhängig vom Zinsniveau. Denn die KfW wird aktiv, wenn der Markt unzureichende Ergebnisse erzielt. Beispiel Klimaschutz: Ein stabiles Klima ist ein öffentliches Gut. Der Markt reflektiert das nicht. Zinsen für die Finanzierung von Investitionen, die einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten, sind ohne Förderung genauso hoch wie andere. Das ist unabhängig davon, ob Kapitalmarktzinsen bei 5 %, 0 % oder -1 % notieren. Anderes Beispiel: Zinsverbilligte Kredite für den Mittelstand, der wegen asymmetrischer Informationen bei der Refinanzierung relativ schlecht wegkommt, behalten im Negativzinsumfeld ebenfalls ihre Berechtigung. Oder auch günstige Darlehen für Innovatoren, die stets nur einen Teil der Renten ihrer Neuerungen einstreichen können, bleiben sinnvoll.
Fazit: Förderbanken und Förderkredite sind auch im Negativzinsumfeld angesagt!“
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