Pressemitteilung vom 13.01.2020 / KfW, KfW Research
KfW Kreditmarktausblick: Langsameres Wachstum bei der Unternehmenskreditvergabe
- Kreditmarkt legt im 3. Quartal um nur noch 4,6% zu
- Magere Konjunkturdynamik, Industrierezession und politische Unsicherheiten sorgen weiter für Rückgänge
- Abschwächung der Zuwächse bis ins neue Jahr erwartet
Das von KfW Research berechnete Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen in Deutschland (ohne Wohnungsbau und Finanzunternehmen) hat in den Sommermonaten an Schwung verloren. Das Plus bei der Neukreditvergabe fiel im 3. Quartal 2019 auf 4,6% zurück und lag damit merklich unter dem starken Wert von 7,0% des Vorquartals, wie der aktuelle KfW-Kreditmarktausblick zeigt. Das Kreditneugeschäft setzt damit wie erwartet nach einer kurzen Unterbrechung seinen zum Jahresende 2018 begonnenen Abwärtstrend weiter fort. Im laufenden Schlussquartal des Jahres 2019 dürfte die Zuwachsrate des Kreditneugeschäfts nur noch 2,8 % erreichen und im ersten Quartal 2020 weiter auf rund 2,5 % sinken.
Dass die im Frühjahr zu verzeichnende Wachstumsbeschleunigung bei den neuen Unternehmenskrediten nicht nachhaltig sein würde, war absehbar. Im zweiten Quartal hatten insbesondere die kurzfristigen Kredite für einen Schub gesorgt. Diese Entwicklung hat sich nun umgekehrt. In Phasen konjunktureller Schwäche ist eine solche Volatilität charakteristisch, da die Unternehmen vermehrt Liquiditätsengpässe oder unerwarteten Lageraufbau finanzieren müssen, bevor sie die Produktion anpassen. Im dritten Quartal dürften zudem Nebenwirkungen des Brexitpokers den Unternehmen bei der Lagerräumung geholfen haben.
Die längerfristigen Kreditneuzusagen entwickelten sich aktuell positiv, jedoch mit stetig nachlassendem Tempo. Dahinter steht, dass die Unternehmen erneut mehr für Investitionen ausgegeben haben als im Vorjahreszeitraum. Zu der angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung bemerkenswerten Stabilität der Investitionstätigkeit und der mit ihr einhergehenden Finanzierungsbedarfe dürfte die expansive Geldpolitik der EZB einen wesentlichen Beitrag geleistet haben. Die geldpolitischen Spielräume sind jedoch weitgehend ausgeschöpft Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die die Investitionstätigkeit und Kreditnachfrage belastenden Faktoren die Oberhand gewinnen. So sinkt die Kapazitätsauslastung in der Industrie bereits seit knapp zwei Jahren. Damit reduziert sich der Bedarf, sich für neue Anlagen und Ausrüstungen zu verschulden.
Die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen bleiben bis zuletzt außergewöhnlich gut. Dennoch dürfte die lang anhaltende Phase mit Lockerungen der Konditionen vorbei sein. Zudem meldet laut aktuellem Bank Lending Survey erstmals seit 2015 eine klare Mehrheit der Banken eine steigende Kreditablehnungsquote. Außerdem erreichte der Nettosaldo der Institute, die für riskantere Kredite die Zinsaufschläge ausgeweitet haben, den höchsten Wert seit mehr als sechs Jahren.
„Magere konjunkturelle Dynamik, Rezession in der Industrie sowie die vielfältigen politischen Unsicherheiten dämpfen den Appetit auf neue Kredite trotz Niedrigzinsen – sowohl bei den Banken als auch bei den Unternehmen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die Kräfte auf beiden Seiten des Kreditmarktes wirken derzeit gemeinsam in eine Richtung und sorgen für ein Abflauen der Wachstumsdynamik.“ Ungeachtet dessen dürften die Banken aufgrund der gesunden Bilanzen der deutschen Unternehmen noch immer bereit sein, bei unerwarteten Entwicklungen auftretende Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Sprunghafte Anstiege der kurzfristigen Kreditvergabe blieben somit weiterhin im Bereich des Möglichen. „Eine nachhaltige Trendwende am Kreditmarkt setzt jedoch voraus, dass sich die Konjunktur erkennbar belebt und die die Planungssicherheit der Unternehmen belastenden politischen Störfeuer zumindest nachlassen. Vor Mitte nächsten Jahres ist damit nicht zu rechnen“, so Köhler-Geib.
Hinweis:
KfW Research berechnet den KfW-Kreditmarktausblick vierteljährlich exklusiv für das Handelsblatt. Die aktuelle Ausgabe ist abrufbar unter:
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